Willibald Alexis
Isegrimm
Willibald Alexis

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Achtes Kapitel.

Eine Rückfahrt.

Das war aber noch nicht das Ende des Abschieds. Zu ihrem nicht geringen Erstaunen fanden der Hofmarschall und der Baron das Reitpferd des letzteren mit vor die Kalesche gespannt. Kutscher Lamprecht erklärte, das ginge nicht anders bei dem verteufelten Wege; nachdem der Regen so aufgeweicht, kriegte er den Wagen mit den zwei müden Tieren nicht fort. Das war eigenmächtig gehandelt. Unverschämt! nannte es der Baron. Es half aber nichts. Lamprecht sagte, es sei ihm nicht um den vertrackten Wagen zu tun, auch nicht – das verschluckte er aber – sondern um die Pferde. Wenn ein anderer mit zweien über die Rauhberge und durch die Disteläcker fahren wollte, so könnte der gnädige Herr ja nur kommandieren; für die Tiere aber müßte er stehen, und niemand solle von ihm sagen, daß er sie auf den Schindanger getrieben.

Es hätte schon Mittel gehabt, dem Uebelstande abzuhelfen. Der Lehnherr von Ilitz, der oben hinter dem Fenster zusah, hätte einen Ackergaul wohl hergeben können, um den schönen Fuchs, des Barons Lieblingspferd, loszumachen, aber er war still und zeigte sich nicht. Auch hätte der Herr von Quilitz wohl mit dem widerspenstigen Knecht eine andere Sprache reden können, bei der er, wenn es zum Ernst kam, auf den vollen Beistand seines Vetters rechnen durfte. Aber entweder wollte er den Knecht nicht noch mehr aufbringen, oder er hatte eine kleine Schadenfreude am Aerger des Barons: »Liebster Nachbar, immer besser, als daß Ihr Fuchs französische Kanonen ziehen muß.«

Damit saß er auf. Ein heftiger Regenschauer, mit Schnee gemischt, kam dem raschen Entschluß zu Hilfe. »Schnell zu mir, Baron, ehe Ihr Sitz naß wird. Meine Wildschur wird uns beide schützen.«

Für den Baron schichtete es sich auch ganz gut, sie breiteten ja die Wagendecke noch über sich; aber zum Kandidaten, der neben dem Kutscher auf den Bock stieg, sagte dieser: »Nu, Herr Mauritz, zu waschen brauchen Sie sich morgen nicht.« Es stiebte und peitschte immer heftiger. Als Lamprecht die Peitsche knallen lassen wollte, tönte aber aus dem Fenster oben ein Halt! und des Majors Stimme befahl dem Diener, seine, des Majors Wildschur, hinunterzubringen. »Der junge Mensch verklammt ja da oben.«

Herr Mauritz mußte wieder absteigen, denn oben war kein Platz, den Pelz anzuziehen. Als er ihn über die schon durchnäßten Röckchen geschlungen, erklärte aber der Kutscher, was jeder einsah, es sei eine Unmöglichkeit, daß er in dem dicken Dinge neben ihm auf dem schmalen Sitz Platz habe. »Nun, Ihr wärmt Euch beide desto besser,« sagte der Hofmarschall. – »Ich zerdrück' ihm ja die Knochen; es geht absolut nicht,« erwiderte der Knecht, und noch eine dritte Stimme rief diktatorisch: »Das geht absolut nicht!«

Trotz des Schnees und Podagras war der Major am Wagen.

»Ueberdem kann der junge Mensch krank werden; er ist so was nicht gewohnt,« setzte er der Wiederholung jener Versicherung hinzu.

»Ja, aber was machen, Cousin? Es geht doch einmal nicht anders. Vorn aufs Kutschpferd kann er sich nicht setzen.«

»Er kann aber hier bleiben.«

Ein Gedanke, der plötzlich durchschlug. In Kürze ward er so verarbeitet, daß man nicht allein beschloß, er solle diese Nacht in Ilitz bleiben, um mit nächster Gelegenheit nach Quilitz zu fahren, sondern man kam überein, daß es gar nicht nötig sei, daß er dahin zurückkehre, vielmehr könne er sofort in Ilitz sein Amt antreten. Der Major schlug es vor, der Hofmarschall akzeptierte es und versprach, morgen seine Effekten ihm nachzuschicken, und weder der Baron noch der Kutscher Lamprecht hatten etwas dagegen einzuwenden. Auch der am wenigsten, welcher gar nicht darum gefragt ward – der Kandidat.

Vielleicht dachte er doch, daß er ein Wort dazu geben müsse, als Kutscher Lamprecht wahrscheinlich dachte, es sei genug gesprochen und ein zweiter Abschied vom Ueberfluß. Seine Peitsche knallte, und der Wagen flog davon – bis die immer dickeren Schneewirbel ihn verbargen.

Aber es schneite und regnete nicht immer, nur stoßweise, wie der Wind die Wolken trieb. Es fuhr sich zuweilen ganz weich und angenehm in dem tief durchnäßten Sande, wo der Weg zwischen den hochgelegenen Feldern auf keine Wurzeln stieß. Bald war ein lebhaftes Gespräch im Gange, des Kutschers wegen meist in französischer Sprache geführt.

»Herr Nachbar scheinen zufrieden mit dem Resultate unseres Besuches,« fing der Baron an.

»Mit meinem, lieber Baron, ja. Ich bin meinen Kandidaten auf gute Art los geworden.«

»Ich wundere mich, wie Sie in die Trompete stießen.«

»Das hatte seine Raison. Er ist in Ilitz nur zum Predigen dem tauben Faßbinder adjungiert und kann in seiner Pfarre nicht wohnen; die Bauern hätten ihn Sonntags aus Quilitz herüberholen müssen, was auch ganz gut anging. Aber mich genierte er schon längst. Hätte ich ihn ohne weiteres gehen lassen, würde das ein unangenehmes Gerede gegeben haben. Auch hatte meine selige Mama, die ihn erziehen lassen, eine Art Versprechen erteilt, daß für ihn gesorgt werden solle, bis er in Amt und Brot sei. Nun, dem Himmel sei Dank, mein guter Vetter in Ilitz hat erkannt, daß er für ihn besser paßt als für mich, und ich bin ihn los.«

»Die Erziehung Ihrer Kinder ist aber noch nicht vollendet, und Sie waren mit ihm zufrieden.«

»Ja und nein! Die Kinder haben etwas gelernt, das ist richtig. Er ist gelehrt, das heißt, er weiß zu viel, aber unpraktisch, mystisch, mit einem Worte, er ist ein Schwärmer. Gott sei Dank, meine Jungen sind dazu nicht aufgelegt, aber –«

»Haben Sie schon einen anderen in petto?«

»Nein. Ich will sie jetzt ein bißchen wild lassen! auch wenn sie vom Gelernten ausschwitzen. Wer weiß denn, mein lieber Baron, wohin die Zeit steuert? Unsere Jugenderziehung, ich meine meine, paßt nicht mehr. Manches sind jetzt abgelebte Dinge. Unsere Adelsbegriffe nennt man Vorurteile. Ich sage nicht, daß sie es sind, aber sie gelten dafür. Auch unsere Philosophie hat, man kann es nicht leugnen, so einen Knick wegbekommen. Wer darf Voltaire noch als Autorität zitieren! Mit einer Sentenz aus Wieland konnte man sonst in der Gesellschaft brillieren. Heut liefe man in mancher Société schlimm damit ab. Diese jungen Genies sind hochmütig. Mein junger Vetter Kleist, ich meine Heinrich, der transcendentale Poet, hält sich für besser als sein Ahnherr Ewald. Die Kreise, wo er dafür gilt, sind doch auch zu respektieren. Und nun gar erst in der Politik! Wer kann sagen, was morgen obenauf schwimmt, was sich halten wird. Um deshalb –«

»Suchen Sie einen Informator, der ein gutes Wetterglas im Zimmer hat.«

»Liebster Baron, es ist überhaupt eine fatale Geschichte mit diesen Hauslehrern. Ich meine nicht, weil es wohl passiert, daß ein Fräulein mit ihnen durchgeht und die Eltern am Ende in die Mariage contre cœur willigen müssen. Das ist eben nicht das größte Unglück. Sonst tat man die Töchter, die überflüssig waren, ins Kloster; warum nicht sie an Prediger verheiraten, was mancher Familie noch vorteilhaft ist, wenn sie das Patronat über eine gute Pfründe hat. Die jungen Theologen haben Tournüre, sprechen fein und süß und ätherisch. Das besticht die jungen Damen. Warum blieben Vater und Brüder Krautjunker, warum eigneten sie sich nicht Tournüre an! Wie gesagt, gerechte Strafe! Und dann kann man ja den jungen Menschen, wenn er pfiffig ist, poussieren. Denken Sie an Wöllner, der eine Itzenplitz kriegte. Aus einem deutschen Theologen kann alles werden, wenn man sie zustutzt: die schlauesten Diplomaten, Staatsmänner, in Rußland sogar Generäle und Feldherren. Also das ist es nicht, was ich meine.«

»Die Theologen sind immer die tollsten auf der Universität. Saufen und pauken, und –«

»Das stößt sich alles nachher ab. Aber ehe die tollen Hörner abgestoßen sind, bekommen wir Gutsbesitzer diese frisch gebackenen Kandidaten, und diese Halbknaben, die selbst noch nicht erzogen sind, sollen unsere Kinder erziehen! Sie müssen gerade von ihrem Schmutz zehren, ehe sie sich gewaschen haben. Daß diese jungen Menschen nun von den Universitäten die Ideen mitbringen, die gerade en vogue sind, und sie unseren Nachkommen einimpfen, wäre an und für sich nicht übel, wenn nur nicht die Begriffe in der Welt auch wüchsen. Was wächst, formiert und verändert sich. Wenn unsere Jungen ins Leben treten, ist das ihnen vor zehn, zwanzig Jahren Eingepaukte wieder veraltet, und mit ihrem Angelernten kommen sie in die Arrieregarde. Steifen sie sich nun darauf, so werden sie, was man nennt Charaktere, wie mein Vetter in Ilitz. Das heißt blinde Postgäule, die jeder Pfiffikus beiseite schiebt. Man honoriert sie zuweilen, je nachdem der Wind geht, aber sie bringen's nie über einen Nebenposten. Haben sie aber einen Kopf und sehen ein, daß es mit den Ideen nicht geht, so müssen sie von neuem lernen und sich selbst Lehrmeister sein. Das ist zwar das beste, aber ich frage, wozu wäre denn dann die Erziehung? Fortgeworfen Geld und verlorene Mühe.«

»Eine Weltweisheit, die für alle Zeiten gilt, wird man nie zustande bringen,« sagte der Baron.

»Sehr richtig! Aber, lieber Nachbar, man darf auch nicht alles, was gegolten und heut nichts wert scheint, darum in die Müllkute werfen. Es kann die Zeit kommen, wo es wieder im Kurs steigt. Wer steht mir dafür, daß Voltaire nicht mal wieder zur Geltung kommt! Und dieser mystisch romantische Unsinn, wer bürgt uns, daß er nicht mal zur Herrschaft gelangt. Darum sagte ich vorhin, man muß auch den Aberglauben konservieren, man weiß nicht, ob man ihn nicht braucht.«

»Das Leben wird nur verflucht schwer, wenn man sich um all das kümmern soll. Ich meine, man läßt andere für sich denken und braucht seine Gedanken zu was Besserem.«

»Das ist praktische Philosophie,« lächelte der Hofmarschall. »Nun aber bitte ich, wie waren Sie mit dem Resultat Ihres Besuches zufrieden?«

»Die Mädchen haben mir gefallen.«

»Alle drei?«

»Die älteste möchte ich nicht. Die ist mir zu schlank.«

Der Herr von Quilitz lächelte: »Das Uebel läßt sich doch wohl kurieren.«

»Dann riecht sie mir auch etwas ästhetisch und ist hochnäsig. Die gäbe mir auch einen Korb.«

»Bist Du so sicher, daß Du von den anderen keinen erhältst?« stand auf dem Gesichte des Hofmarschalls. Laut sagte er: »Dann sind wohl Ihre Blicke auf die zweite gerichtet?«

»Ja, die gefällt mir besonders; sie sieht einen so freundlich und klar an mit ihrem hellblauen Auge. Flink auf den Beinen, überall zur Stelle und dabei so ›quabbelig‹. Man möchte sie um den Leib fassen und ihr in die Schulter beißen.«

»Ums Himmels willen nicht zu schnell. Sie kennen das Terrain nicht.«

»Das kenne ich schon.«

»Und die jüngste?«

»Ist auch ganz nett. Würde es mit der zweiten nichts, die Malchen nähme ich auch schon.«

»Sie ist ja noch ein Kind. Da müßten Sie etwas lange warten.«

»Solche Zeiten sind nicht zu Hochzeiten angetan. Ueberdem bin ich erst zweiundzwanzig und denke vorher mich noch ordentlich zu amüsieren. Ich sehe mich nur vorläufig, nach Ihrem Rate, im Lande um, denn Sie haben ganz recht, wer hier aufkommen will, muß in die Familien hineinheiraten.«

»Nun, wenn Sie noch ein halb Dutzend Jahre zugeben, werden Sie wohl die Rechte finden; zudem haben Sie ja nur zu wählen.«

»Ihren Spott, Herr Hofmarschall, gebe ich Ihnen frei. Ich kenne ganz gut meine Stellung. Ich weiß, was der alte Isegrimm dachte, als ich kam, und was er mir auf den Hals wünschte, als ich ging. Die Minchen, wie gesagt, nähme ich auf der Stelle; ein superbes Mädchen, gerade wie ich eine brauche. Sie versteht das Wirtschaften; bei mir sollte sie es en gros treiben. Gestehe Ihnen, ich bin so verliebt, daß ich einen dummen Streich machen könnte, aber Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Da bin ich ausgepicht. – Mein Bruder in Schlesien hat dran zu leiden, er hat eine blutarme Gräfin geheiratet. Leben wie Katze und Hund miteinander; das weiß alle Welt. Beim Abschied sagte mein Bruder: ›Julius, es ist genug, wenn einer in einer Familie einen dummen Streich macht!‹ Meine Schwägerin, die dabei stand, sagte: ›Amen!‹«

»Das ist viel von einer Dame.«

»O, es ist eine prächtige Frau, und aufrichtig, und ich bin ihr sehr gut; sie ist mir auch sehr gut. Wenn sie nur nicht von den sieben Kindern so spindeldürr wäre, aber Augen noch wie Kohlen. Sie gab mir noch einen Rat mit auf den Weg: ›Wenn Du in eine alte Familie zu heiraten wünschest, so plumpse mit dem Antrage nicht ins Haus,‹ sagte sie.«

»Ihr Herr Bruder hat es vermutlich sehr fein angefangen?«

»Nein, umgekehrt. ›Deinen Bruder und meine Geschichte mußt Du nicht zum Exempel nehmen,‹ sagte sie. ›Wenn man sich von morgens bis abends die Finger wund nähen muß und doch nur Kartoffeln ißt, ist man nicht difficil. Und wenn er noch unausstehlicher gewesen, damals hätte ich Deinen Bruder doch genommen. Der Exekutor steht doch nicht überall vor der Tür, wie vor meiner Mutter ihrer. Du bist nun hübsch, manierlich und kannst gut sprechen, wenn Du Dir Mühe gibst – und hast Geld. Das sind Gaben, die sehr viel wert sind, aber sie erhalten ihren Wert vor den Leuten erst, wenn man sie nicht fortschleudert wie ein Verschwender, sondern ausprägt und allmählich ausgibt. Je mehr Du zurückhältst, um so mehr steigst Du. Sind heiratbare Töchter im Hause, so versteht sich das von selbst, sie fragen sich: ob ein Mann, der ins Haus kommt, wohl Absichten hat. Und zweitens gehen sie mit sich zu Rate, ob sie ihn nehmen würden oder nicht. Je länger nun der Mann zaudert, je zweifelhafter er es läßt, um so interessanter wird er, das heißt, er steigt im Werte. Da wird abgewogen, da werden Einwendungen gemacht und widerlegt. Alles das, was Du im glücklichsten Falle selbst tun müßtest, geschieht im stillen ganz ohne Dein Zutun, und für Dich. Sie schenken Dir nichts, darauf kannst Du Dich verlassen, sie rechnen alles genau aus, daß Dein Vater erst geadelt worden, und wie Dein Großvater ins Land gekommen ist, aber ebenso, daß Du eine glänzende Equipage halten, einen Jäger und wieviel Diener, daß Du im Winter in der Stadt leben, in die Oper fahren, Diners und Bälle geben kannst. Dann wird verglichen mit der und jener guten Freundin, die es ihnen voraufgetan hat, und denen sie es nun vorauf tun können. Sind sie erst auf dem Punkte, Julius, dann hast Du gewonnen Spiel. Dann werden sie weichmütig: was kann der junge Mann dafür, daß sein Großvater mit Lumpen en gros gehandelt hat? Dann wird auch ein bißchen philosophiert, daß alle Menschen eigentlich gleich sind, und merkt man das erst, so finden sich auch Freundinnen ein, die zu Worte reden. Die eine erzählt dem Fräulein, wie wunderschön Du ausgesehen da und da, wie Du Dich ganz anders präsentiert als der und der, daß alle verwundert gewesen, wie die und die Augen auf Dich geworfen, und wenn das so fort ginge, könntest Du wo hängen bleiben, was recht schade wäre, denn der und der gönnten sie Dich nicht. Und wenn's so weit ist, und Du merkst es nicht, und läßt Dich nicht greifen, denn zuzugreifen brauchst Du dann nicht mehr, dann bist Du ein Stockfisch.‹ So sprach meine Schwägerin, und wenn's auch nicht ihre Worte sind, ist's doch ihre Raison.«

»Man muß gestehen, die gnädigste Frau von Eppenstein auf Tunke und Tamsel ist eine Philosophin für die Welt. Ich wünsche nur, daß ihre Maximen auf meinen guten Vetter von Ilitz passen.«

»Bester Hofmarschall, das weiß ich auch: Eins schickt sich nicht für alle. Den Don Ranudo Isegrimm muß man anders fassen –«

Wie er ihn fassen wollen, hörte man nicht mehr, denn ein Windstoß erfaßte sie, als der Wagen aus einem Kiefernwalde die freie Höhe erreichte, und trieb ein so heftiges Schlackenwetter herauf, daß eine Viertelstunde lang von einer Unterhaltung nicht mehr die Rede war. Sie bargen sich unter Wildschur und Decke, so gut es ging; vor sich nichts als einen weißschimmernden grauen Himmel, der in beständiger Bewegung doch immer derselbe blieb, und die weiße Gestalt des Kutschers.

Als endlich der Sturm nachgelassen, die Wolken vertrieben waren, und wie zum Hohn ein paar Sterne aus einem blauen Flecken des Horizontes auf die Wüstenei blickten, fingen sie an, den Schnee, der nicht geschmolzen war, abzuklopfen. Die Lust, das vorige Gespräch fortzusetzen, war vergangen; wenn aber zwei in einem Wagen nebeneinander weder zum Schlafen, noch zum Denken Lust haben, macht es sich von selbst, daß sie doch zum Wort greifen. Der Baron hub an:

»Wie kommt es, Herr Nachbar, daß ich den Major nie bei Ihnen in Quilitz sah, während Sie ihn doch gelegentlich besuchen?«

Der Nachbar lächelte: »Sollten Sie nie den Spottvers gehört haben:

Ihr von Ilitz, Ihr von Ilitz,
Solltet nimmermehr nach Quilitz!«

Der Baron entsann sich nur undeutlich und bat, wenn kein Familiengeheimnis damit enthüllt werde, um Mitteilung. Es sei doch gut in der graulichen Nacht – –

»Durch etwas Lustiges sich ihre Schauer abzuwehren,« fiel der Hofmarschall ein. »Ich bin auch Ihrer Ansicht, die Geschichte ist nur lang, und ich muß von weit ausholen.«

»Desto besser, unser Weg ist auch lang und weit.«


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