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1565
Das Unerwartete, das sich in diesem Augenblick ereignet, ist eigentlich das Allergewöhnlichste auf Erden: eine junge Frau verliebt sich in einen jungen Mann. Auf die Dauer läßt sich die Natur nicht unterdrücken: Maria Stuart, eine Frau mit warmem Blut und gesunden Sinnen, steht in dieser Jahres- und Schicksalswende an der Schwelle ihres dreiundzwanzigsten Jahres. Als Witwe hat sie vier Jahre ohne jede ernsthafte erotische Episode in völlig untadeliger Haltung verlebt. Aber alle Zurückhaltung des Gefühls hat ein Ende: auch in einer Königin fordert die Frau einmal ihr heiligstes Recht, das Recht, zu lieben und geliebt zu werden.
Der Gegenstand dieser ersten Neigung Maria Stuarts ist – ein seltener Fall in der Weltgeschichte – kein anderer als der politische Brautwerber, als Darnley, der im Auftrag seiner Mutter anfangs Februar 1565 in Schottland eintrifft. Ganz fremd ist dieser junge Mann Maria Stuart nicht; vor vier Jahren war er als Fünfzehnjähriger nach Frankreich gekommen, um in die verdunkelte Witwenkammer des deuil blanc die Kondolenz seiner Mutter zu überbringen. Aber seitdem ist er mächtig aufgeschossen zu einem langen, kräftigen, strohblonden Burschen mit einem weibisch glatten und bartlosen, aber auch weibisch hübschen Gesicht, aus dem zwei kugelrunde große Kinderaugen etwas unsicher in die Welt schauen: »Il n'est possible de voir un plus beau prince«, beschreibt ihn Mauvissière, und auch die junge Königin erklärt ihn für »the lustiest and bestproportioned long man«, den nettesten und bestgewachsenen langen Jungen, den sie jemals gesehen. Nun gehört es zum feurigen und ungeduldigen Charakter Maria Stuarts, sich leicht zu illusionieren. Wachträumer ihrer romantischen Art sehen Menschen und Dinge selten in ihrem wahren Maß, sondern meistens nur so, wie sie diese zu sehen begehren. Zwischen Überschätzung und Enttäuschung rastlos hin und her geworfen, lassen sich diese Unbelehrbaren nie völlig ernüchtern, aufgeschreckt aus einem Wahn werden sie immer wieder einem neuen zum Opfer fallen, denn der Wahn ist die wahre Welt, nicht die Wirklichkeit. So bemerkt auch Maria Stuart in ihrer rasch entzündeten Sympathie für den glatten Jungen zunächst nicht, daß die hübsche Oberfläche Darnleys wenig Tiefe birgt, daß keine wirkliche Kraft unter den straffen Muskeln, keine seelische Kultur unter seiner höfischen Gewandtheit zu finden ist. Sie sieht nur, wenig verwöhnt von ihrer puritanischen Umgebung, daß dieser prinzliche Junge famos zu Pferde sitzt, geschmeidig tanzt, Musik und heitere Unterhaltung liebt und im Notfall gefällige Verse zu zimmern versteht. Immer macht ein solcher Anflug künstlerischer Neigung auf sie Eindruck; redlich ist sie erfreut, in diesem jungen Prinzen einen angenehmen Kameraden für Tanz und Jagd und alle ihre Künste und Spiele zu finden, seine Gegenwart bringt Abwechslung und das helle Aroma der Jugend an den etwas langweiligen Hof. Aber auch die andern nehmen Darnley, der sich gemäß den Weisungen seiner klügeren Mutter höchst bescheiden gebärdet, freundlich auf; bald ist er überall in Edinburgh ein gern gesehener Gast, »well liked for his personage«, wie Randolph, der Späher Elisabeths, arglos meldet. Geschickter, als ihm zuzutrauen war, spielt er die Rolle des Werbenden nicht nur bei Maria Stuart, sondern nach allen Seiten. Einerseits schließt er Freundschaft mit David Rizzio, dem neuen Geheimsekretär der Königin und Vertrauensmann der Gegenreformation; tagsüber spielen sie gemeinsam Ball, nachts schläft er mit ihm im selben Bett. Aber während er sich so der katholischen Partei nähert, schmeichelt er gleichzeitig den Protestanten. Er begleitet den reformierten Regenten Moray sonntags in die »kirk«, um dort, anscheinend tief ergriffen, der Predigt John Knoxens zu lauschen, mittags speist er, um allen Argwohn von sich abzulenken, bei dem englischen Gesandten und rühmt die Güte Elisabeths, abends tanzt er mit den vier Marys; kurzum, der lange, nicht kluge, aber gut instruierte Junge macht seine Sache gut, und gerade seine persönliche Mittelmäßigkeit schützt ihn vor jedem voreiligen Verdacht.
Aber plötzlich ist der Funke übergesprungen und hat gezündet, plötzlich ist es Maria Stuart, die von Königen und Fürsten Umworbene, die um diesen törichten neunzehnjährigen Knaben wirbt. Mit gestauter, ungeduldiger Gewalt bricht diese Neigung aus ihr, wie immer bei vollen Naturen, die nicht voreilig in kleinen Abenteuern und Liebeleien ihre Gefühlskraft vertändelt und vergeudet haben; an Darnley erlebt Maria Stuart zum erstenmal ihr weibliches Begehren. Denn ihre Kinderehe mit Franz II. war nichts gewesen als eine Art unerlöster Kameraderie, und alle die Jahre seitdem hat die Frau in ihr bloß in einer Art Dämmerung der Gefühle gelebt: nun ist plötzlich ein Mensch, ein Mann da, dem dieser Überschuß aufgetauter und aufgestauter Empfindungen wie ein Wildbach zustürzen kann. Ohne zu denken, ohne zu überlegen, sieht sie, wie oftmals Frauen, in diesem bloß ersten schon den Einzigen, den Endgültigen. Gewiß, es wäre klüger, zu warten, diesen Mann in seinem Werte zu erproben. Aber von der Leidenschaft einer jungen verliebten Frau Logik verlangen zu wollen hieße die Sonne suchen um Mitternacht. Denn es gehört zum Wesen wirklicher Leidenschaft, daß sie unanalysierbar und irrational bleibt. Sie läßt sich nicht errechnen und nicht einmal nachrechnen. Zweifellos ist Maria Stuarts Wahl völlig jenseits ihres sonst hellen Verstandes getroffen. Nichts in dem Wesen des unreifen, eitlen und nur hübschen Knaben macht ihren Überschwang verständlich: gleich unzähligen anderen Männern, die von geistig überlegenen Frauen weit über ihr inneres Maß geliebt wurden, hat Darnley kein anderes Verdienst, keine andere magische Kraft, als zufällig derjenige gewesen zu sein, der in entscheidend gespannter Stunde dem noch unerwachten Liebeswillen einer Frau entgegentrat.
Es hat lange gedauert, überlange, ehe das Blut dieser stolzen Stuartstochter wirklich in Wallung kam. Jetzt aber zuckt und bebt es in Ungeduld. Wenn Maria Stuart einmal etwas will, wird sie nie warten und überlegen. Was gilt ihr noch England, was Frankreich, was Spanien, was die Zukunft über einer geliebten Gegenwart? Nein, sie mag nicht länger mehr das langwierige Narrenspiel mit Elisabeth treiben, nicht weiter harren auf den schläfrigen Brautwerber aus Madrid, und brächte er die Krone zweier Welten: hier hat sie den hellen, den jungen, den weichen und wollüstigen Knaben mit seinem roten sinnlichen Mund, seinen törichten Kinderaugen, seiner eben erst sich versuchenden Zärtlichkeit! Nur rasch jetzt sich binden, nur bald ihm gehören, das ist der einzige Gedanke, der sie in diesem Zustand selig-sinnlicher Unvernunft erfüllt. Von dem ganzen Hofe kennt zunächst nur einer ihre Neigung, ihre süße Not, der neue Geheimsekretär David Rizzio, der alles tut, um geschickt das Schiff der Liebenden in den Hafen von Cythera zu steuern. Dieser päpstliche Vertrauensmann sieht in einer Ehe mit einem Katholiken schon die kommende Oberherrschaft der Kirche in Schottland begründet, und sein eifriger Kuppeldienst gilt wohl weniger dem Glück dieses Paares als den politischen Zwecken der Gegenreformation. Er schreibt, ohne daß die Siegelbewahrer des Reichs, ohne daß Moray und Maitland die Absicht Maria Stuarts ahnen, bereits an den Papst wegen einer Heiratsdispens, die nötig ist, weil Maria Stuart im vierten Grade mit Darnley verwandt ist. Er fragt, vorsichtig alle Folgen bedenkend, schon bei Philipp II. an, ob Maria Stuart auf seine Hilfe rechnen könne, falls Elisabeth dieser Ehe Schwierigkeiten bereiten würde; ja, Tag und Nacht arbeitet dieser verläßliche Agent, der mit dem Gelingen des Heiratsprojekts seinen eigenen Stern und den Triumph der katholischen Sache in alle Himmel steigen sieht. Aber so emsig er wühlt und wirkt, die Bahn frei zu bekommen, der Ungeduldigen ist alles noch zu langsam, zu behutsam, zu vorsichtig. Sie will nicht warten. Wochen und Wochen, bis die Briefe über Meer und Land schneckenhaft kriechen, sie ist der Dispens vom Heiligen Vater zu gewiß, als daß ein Pergament ihr bestätigen müßte, was ihr Wille schon wahrhaben will. Immer hat Maria Stuart in ihren Entschlüssen diese blinde Unbedingtheit, dieses prachtvolle und törichte Übermaß. Aber auch diesem Wunsch weiß schließlich wie jedem andern seiner Herrin der gewitzte Rizzio Erfüllung zu verschaffen; er bestellt einen katholischen Priester in sein Zimmer, und wenn auch nicht nachweisbar ist, daß tatsächlich eine vorzeitige Eheschließung im Sinne der Kirche stattgefunden habe – man darf in der Geschichte Maria Stuarts Einzelberichten nie voll vertrauen –, irgendeine Art der Verlobung oder Bindung zwischen den beiden muß doch bestanden haben. Denn »Laudato sia Dio«, ruft der wackere Helfer Rizzio aus, niemand könne nunmehr »disturbare le nozze«. Noch ehe die andern bei Hofe in Darnley den Werber ahnen, ist er in Wahrheit schon der Herr ihres Lebens und vielleicht auch ihres Leibes.
Das Geheimnis dieses »matrimonio segreto« bleibt, weil nur den dreien und dem zum Schweigen verpflichteten Priester anvertraut, restlos gewahrt. Aber wie der Rauch eine unsichtbare Flamme, so läßt immer Zärtlichkeit ein verborgenes Gefühl ahnen; es dauert nicht lange, und man beginnt bei Hofe, die beiden sorgfältiger zu beobachten. Es war aufgefallen, wie ängstlich und beflissen Maria Stuart ihren Verwandten pflegte, als dem armen Jungen plötzlich – seltsame Krankheit für einen Bräutigam – die Masern zu schaffen machten. Tag um Tag hatte sie damals an seinem Bette gesessen, und kaum gesundet, weicht er nicht von ihrer Seite. Der erste, der grimmige Augen macht, ist Moray. Er hatte redlich (und vor allem wohlmeinend für sich selbst) alle Heiratspläne seiner Schwester gefördert, er hatte, obwohl strenggläubiger Protestant, sogar zugestimmt, daß sie dem Oberhort des Katholizismus, dem spanischen Habsburgersohn, sich vermähle, denn Madrid ist weit genug von Holyrood, um ihn nicht zu stören. Dieser Darnley-Plan aber kreuzt messerscharf seine Interessen. Moray ist hellsichtig genug, um zu erkennen, daß, sobald dieser eitle, pflaumenweiche Knabe Darnley Königsgemahl ist, er sofort auch Königsgewalt wird ausüben wollen. Außerdem hat er genug politischen Spürsinn, um zu ahnen, wohin die geheimen Intrigen des italienischen Schreibers und päpstlichen Agenten zielen: auf Wiederherstellung der katholischen Oberherrschaft und Vernichtung der Reformation in Schottland. Persönlicher Ehrgeiz mengt sich in seiner entschlossenen Seele mit religiöser Überzeugung, Machtleidenschaft mit nationaler Besorgnis; er sieht klar, mit einer Darnley-Ehe beginnt in Schottland eine fremde Herrschaft, und die seine geht zu Ende. Mahnend tritt er darum seiner Schwester entgegen und warnt vor einer Heirat, die unermeßliche Konflikte über das kaum befriedete Land heraufbeschwören müsse. Und als er sieht, daß seine Mahnungen ungehört bleiben, verläßt er trotzig den Hof.
Auch Maitland, der andere erprobte Berater, versucht Widerstand. Auch er sieht seine Stellung und den Frieden Schottlands bedroht, auch er lehnt sich sowohl als Minister wie als Protestant gegen die Einsetzung eines katholischen Prinzgemahls auf, und allmählich sammeln sich um diese beiden die reformierten Adeligen des Landes. Nun beginnen schließlich auch Randolph, dem englischen Gesandten, die Augen aufzugehen. Aus Beschämung, die entscheidenden Stunden verschlafen zu haben, schildert er in seinen Berichten den Einfluß des hübschen Jungen auf die Königin als Zauberei, als »witchcraft«, und trommelt heftig um Hilfe. Aber was bedeutet all das Mißbehagen und Murren dieser kleinen Leute gegen den wilden, den vehementen, den ratlosen Zorn Elisabeths, sobald sie von Maria Stuarts Wahl erfährt! Denn ihr ist wahrhaftig ihre Zweideutigkeit bitter vergolten worden, bei diesem Heiratsspiel hat man sie bis zur Lächerlichkeit geprellt. Unter dem Vorwand, wegen Leicester zu verhandeln, hat man den wirklichen Werber ihr glücklich aus der Hand gelockt und nach Schottland geschmuggelt; nun sitzt sie mit ihrer Überdiplomatie in London und hat das Nachsehen. In der ersten Wut läßt sie Lady Lennox, die Mutter Darnleys, als die Anstifterin der ganzen Werbung in den Tower werfen, drohend befiehlt sie ihrem »Untertanen« Darnley, unverzüglich heimzukehren, sie schreckt den Vater mit der Konfiskation aller Güter, sie beruft einen Kronrat, der auf ihren Wunsch die Heirat als gefährlich für die Freundschaft der beiden Länder erklärt, sie droht also in verdeckten Worten mit dem Kriege. Aber im tiefsten ist die Überspielte so erschreckt und verstört, daß sie sich gleichzeitig auch auf Feilschen und Handeln verlegt. Um sich aus ihrer Blamage zu retten, wirft sie hastig ihren letzten Trumpf auf den Tisch, die Karte, die sie bisher verkrampft zwischen den Fingern gehalten: zum erstenmal bietet sie Maria Stuart offen und bindend (jetzt, da das Spiel für sie verloren ist) die Thronfolge Englands an, sie schickt sogar – mit einmal ist es ihr eilig geworden – einen eigenen Gesandten mit dem gültigen Versprechen, »if the Queen of Scots would accept Leicester, she would be accounted and allowed next heir to the crown as though she were her own born daughter«. Wunderbare Probe für den ewigen Widersinn alles Diplomatisierens: was Maria Stuart durch Jahre mit größter Klugheit, Eindringlichkeit und List von ihrer Rivalin erlangen wollte, die Anerkennung ihres Kronrechts, kann sie jetzt mit einem Schlage gerade durch die größte Torheit ihres Lebens erreichen.
Aber es gehört zum Wesen der politischen Konzessionen, daß sie immer zu spät kommen. Gestern war Maria Stuart noch Politikerin, heute ist sie nur mehr Frau, nur mehr Liebende. Thronfolgerin von England zu werden, das war bis vor kurzem noch Maria Stuarts heißester Gedanke gewesen, heute ist all dieser königliche Ehrgeiz vergessen über dem geringeren, aber impulsiveren Verlangen der Frau, nur rasch diesen schlanken, hübschen, jungen Buben zu haben, zu besitzen. Es ist zu spät für die Drohungen, die Erbangebote Elisabeths, zu spät auch schon für die Warnungen ehrlicher Freunde, wie die des Herzogs von Lothringen, ihres Oheims, sie solle doch von diesem »joli hutaudeau«, diesem »Hübschling« lassen. Nicht Vernunft, nicht Staatsraison haben mehr Gewalt über ihre so unbändige Ungeduld. Mit Ironie antwortet sie der furiosen Elisabeth, die sich in ihrem eigenen Netz gefangen hat. »Die Unzufriedenheit meiner guten Schwester ist für mich wahrhaft erstaunlich, denn diese Wahl, die sie jetzt tadelt, ist doch ganz nach ihren Wünschen geschehen. Ich habe alle ausländischen Bewerber verworfen, ich habe einen Engländer gewählt, der aus dem königlichen Blut beider Königreiche stammt und in England der erste Prinz ist.« Dagegen kann Elisabeth nichts sagen, denn allzu buchstabengetreu hat Maria Stuart – freilich in anderer Form – ihrem Wunsche stattgegeben. Sie hat einen englischen Adeligen erkoren, und sogar einen, den sie ihr in zweideutiger Absicht ins Haus geschickt. Da sie aber desungeachtet in ihrer fassungslosen Nervosität Maria Stuart mit Angeboten und Drohungen weiterhin bedrängt, wird diese schließlich grob und klar. Man habe sie eben so lange mit schönen Reden hingehalten und in ihren Erwartungen getäuscht, daß sie mit Zustimmung des ganzen Landes nun ihre eigene Wahl getroffen habe. Gleichgültig gegen die süßen oder sauren Briefe aus London, wird in Edinburgh in schärfstem Tempo die Hochzeit gerüstet und noch rasch Darnley zum Herzog von Ross ernannt; der englische Botschafter, der in letzter Minute mit einem Pack von Protesten aus England herübergaloppiert, kommt gerade noch zurecht, um verkünden zu hören, daß Henry Darnley von nun an König genannt und angesprochen werden solle (»namit and stylith«).
Am 29. Juli läuten die Glocken die Vermählung ein. In der kleinen katholischen Hauskapelle von Holyrood segnet ein Priester den Bund. Maria Stuart, immer erfindungsreich, wenn es repräsentative Zeremonien gilt, ist bei diesem Anlaß zur allgemeinen Überraschung in Trauerkleidern erschienen, ebendenselben, die sie beim Begräbnis ihres ersten Gatten, des Königs von Frankreich, getragen; damit soll öffentlich dargetan werden, daß sie keineswegs leichtfertig ihren ersten Mann vergessen habe und nur um dem Wunsche ihres Landes zu genügen, noch einmal vor den Traualtar getreten sei. Erst nachdem sie die Messe gehört und sich in ihr Zimmer zurückgezogen hat, läßt sie sich – die Szene ist ausgezeichnet vorbereitet, und die festlichen Gewande liegen bereits zur Hand – von Darnley durch zärtliche Bitten bewegen, das Kleid der Trauer abzulegen und die Farben des Festes und der Freudigkeit zu wählen. Unten umdrängt die jubelnde Menge das Schloß, Geld wird mit vollen Händen hinabgeworfen, und mit hellem Herzen geben sich die Königin und ihr Volk der Heiterkeit hin. Sehr zum Ärger John Knoxens, der sich zwar eben selbst mit sechsundfünfzig Jahren ein achtzehnjähriges Mädchen als zweite Frau zulegte, dem aber keine Freude verstattet scheint als die eigene, schwingt durch vier Tage und vier Nächte ein Reigen der Feste, als sollte die Düsternis nun für immerdar vorüber sein und das selige Reich der Jugend beginnen.
Die Verzweiflung Elisabeths ist maßlos, als sie, die Unvermählte, die Unvermählbare, erfährt, daß Maria Stuart zum zweitenmal Gattin geworden ist. Denn mit ihren künstlichen Winkelzügen hat sie sich arg in die Hinterhand manövriert. Sie hat der Königin von Schottland ihren Herzensfreund angeboten: vor aller Welt hat man ihn refüsiert. Sie hat gegen Darnley Einspruch erhoben: man hat sich gleichgültig darüber hinweggesetzt. Sie hat einen Gesandten mit einer letzten Warnung geschickt: man hat ihn vor verschlossenen Türen warten lassen, bis die Heirat vollzogen war. Um ihres Ansehens willen müßte sie nun etwas unternehmen. Sie müßte die diplomatischen Beziehungen abbrechen oder Krieg erklären. Aber welchen Vorwand finden? Denn Maria Stuart ist klar und eindeutig im Recht, sie hat dem Wunsche Elisabeths Genüge getan, keinen auswärtigen Fürsten zu wählen, die Heirat ist ohne Makel, Henry Darnley als nächster Thronanwärter Englands, als Urenkel Heinrichs VII., ein kronwürdiger Gemahl. Jeder nachträgliche Protest würde in seiner Machtlosigkeit nur Elisabeths private Verärgerung vor der Welt noch sichtbarer machen.
Aber Zweideutigkeit ist und bleibt lebenslang die eigentümliche Haltung Elisabeths. Auch nach der ersten schlimmen Erfahrung weicht sie nicht von ihrer Methode. Sie erklärt selbstverständlich Maria Stuart nicht den Krieg, sie beruft nicht den Gesandten ab, aber unterirdisch sucht sie diesem allzu glücklichen Paar die grimmigsten Ungelegenheiten zu bereiten. Zu ängstlich, zu vorsichtig, Darnley und Maria Stuart die Herrschaft offen streitig zu machen, wirbt sie im Dunkel gegen sie. Rebellen und Unzufriedene sind in Schottland immer leicht zu finden, wenn es gegen den angestammten Herrn geht, diesmal ist unter ihnen sogar ein Mann, der um Haupteslänge all dieses kleine Gezücht an geschlossener Energie und ehrlicher Haßkraft überragt. Bei der Hochzeit seiner Schwester hat Moray demonstrativ gefehlt, und seine Abwesenheit war von den Eingeweihten als schlimmes Omen vermerkt worden. Denn Moray – und dies macht seine Gestalt ungemein anziehend und geheimnisvoll – hat einen erstaunlichen Instinkt für politische Wetterumschläge, er errät mit einem unglaublich sichern Vorgefühl den Augenblick, da sich die Sachlage zum Gefährlichen wendet, und tut diesen Fällen das Klügste, was ein raffinierter Politiker tun kann: er verschwindet. Er läßt die Hand von der Lenkstange, er wird plötzlich unsichtbar und unauffindbar. So wie das plötzliche Versiegen von Flüssen, das Austrocknen von Wasserläufen in der Natur große Elementarkatastrophen, so kündet jedesmal das Verschwinden Morays – die Geschichte Maria Stuarts wird es erweisen – ein politisches Unheil an. Zunächst verhält sich Moray noch passiv. Er bleibt auf seinem Schlosse, er meidet trotzig den Hof, um zu zeigen, daß er als Regent und Schirmherr des Protestantismus die Wahl Darnleys zum König von Schottland mißbillige. Aber Elisabeth will mehr als einen bloßen Protest gegen das neue Königspaar. Sie will eine Rebellion, und so wirbt sie bei Moray und den gleichfalls unzufriedenen Hamiltons. Mit dem strengen Auftrag, sie selbst nicht zu kompromittieren, »in the most secret way«, betraut sie einen ihrer Agenten damit, die Lords mit Truppen und Geld zu unterstützen, »as if from himself«, als ob es von ihm aus geschähe und sie nichts davon wüßte. Das Geld fällt in die gierigen Hände der Lords wie Tau auf eine verbrannte Wiese, ihr Mut richtet sich auf, und die Versprechungen auf militärische Hilfe zeitigen bald den in England gewünschten Aufstand.
Es ist vielleicht der einzige Fehler, den der sonst kluge und weitdenkende Politiker Moray begeht, daß er sich tatsächlich auf die unverläßlichste aller Regentinnen verläßt und an die Spitze dieses Aufstandes tritt. Zwar nicht sofort schlägt der Vorsichtige los, er sammelt vorläufig nur heimlich Bundesgenossen: eigentlich will er warten, bis Elisabeth sich öffentlich für die Sache der protestantischen Lords erklärt und er nicht als Rebell, sondern als Verteidiger der bedrohten Kirche seiner Schwester entgegentreten kann. Maria Stuart aber, beunruhigt durch ihres Bruders zweideutiges Verhalten und mit Recht nicht gewillt, sein sichtlich feindseliges Sichabseitsstellen zu dulden, läßt ihn feierlich auffordern, zur Rechtfertigung vor dem Parlament zu erscheinen. Moray, nicht minder stolz als seine Schwester, nimmt eine solche Ladung als Angeklagter nicht an, hochmütig verweigert er den Gehorsam; so werden er und seine Anhänger auf dem offenen Marktplatz in die Acht erklärt (»put to the horn«). Wieder einmal müssen die Waffen entscheiden statt der Vernunft.
Immer tritt bei scharfen Entscheidungen der Temperamentsunterschied zwischen Maria Stuart und Elisabeth prachtvoll deutlich zutage. Maria Stuart zeigt sich rasch entschlossen, immer ist ihr Mut ungeduldig, kurzatmig und schnell. Elisabeth aber, ihrer ängstlichen Art gemäß, zögert hinhaltend mit ihrem Entschluß. Noch ehe sie zu Ende überlegt hat, ob sie Anweisung an den Schatzmeister geben soll, ein Heer auszurüsten und öffentlich die Aufständischen zu unterstützen, hat Maria Stuart schon zugeschlagen. Sie erläßt eine Proklamation, in der sie mit den Rebellen gründlich abrechnet. »Sie sind nicht zufrieden, Reichtümer über Reichtümer und Ehren über Ehren aufzuhäufen, sie möchten Uns und Unser Königreich ganz in Händen haben, um darüber nach ihrem Gefallen zu verfügen und Uns zu nötigen, einzig nach ihrem Rat zu handeln – kurz, sie möchten selber Könige sein und Uns bestenfalls den Titel verstatten, sich aber die Verwaltung des Königtums anmaßen.« Ohne eine Stunde zu verlieren, springt die tapfere Frau in den Sattel. Die Pistolen im Gürtel, ihren jungen Gatten im vergoldeten Harnisch zur Seite und umschart von den getreu gebliebenen Edelleuten, reitet sie an der Spitze ihrer rasch aufgebotenen Armee den Aufständischen entgegen. Über Nacht ist der Brautzug zum Kriegszug geworden. Und diese Entschlossenheit bewährt sich. Denn den meisten der gegnerischen Barone wird es unbehaglich vor dieser neuen Energie, um so mehr, als die versprochene Hilfe aus England sich nicht einstellt und Elisabeth weiterhin verlegene Worte statt eines Heeres schickt. Einer nach dem anderen kehrt gesenkten Hauptes zur rechtmäßigen Herrscherin zurück, nur Moray will und wird sich nicht beugen; aber ehe er, von allen verlassen, eine richtige Armee zusammenbringen kann, ist er schon geschlagen und muß fliehen. Bis zur Grenze folgt ihm in scharfen, verwegenen Ritten das siegreiche Königspaar. Mit Mühe rettet er sich Mitte Oktober auf englisches Gebiet.
Der Sieg ist vollkommen, alle Barone und Lords ihres Reiches stehen jetzt geschlossen zu Maria Stuart, zum erstenmal ist Schottland wieder ganz in der Hand eines Königs und einer Königin. Einen Augenlick schwingt das Sicherheitsgefühl in Maria Stuart sogar so stark, daß sie erwägt, ob sie nicht ihrerseits zum Angriff vorgehen und nach England hinüberstoßen solle, wo, wie sie weiß, die katholische Minderheit sie mit Jubel als Befreierin grüßen würde; mit Mühe halten klügere Berater ihre Leidenschaft im Zaum. Aber jedenfalls sind jetzt die Höflichkeiten zu Ende, seit sie ihrer Gegnerin alle Karten, die offenen und verdeckten, aus der Hand geschlagen. Die selbständig beschlossene Heirat war ihr erster Triumph über Elisabeth, die Zerschmetterung der Rebellion der zweite; mit hellem freiem Selbstbewußtsein kann sie nun der »guten Schwester« jenseits der Grenze ins Auge schauen.
War Elisabeths Lage schon vordem nicht beneidenswert, nun, nach der Niederlage der von ihr geförderten und aufgemunterten Rebellen, wird sie geradezu fürchterlich. Zwar galt und gilt es allezeit als internationaler Brauch, Aufständische, die man im Nachbarland heimlich geworben, für den Fall, daß sie besiegt werden, dann nachträglich zu desavouieren. Aber wie sich im Unglück immer schlimmer Zufall an Zufall reiht, ist eine der Geldsendungen Elisabeths an die Lords gerade Bothwell, Morays Todfeind, durch einen kühnen Handstreich in die Hände gefallen, der Beweis ihrer Mitschuld also klar geliefert. Und, zweite Unannehmlichkeit: Moray hat sich auf seiner Flucht selbstverständlich in das Land gerettet, von dem ihm laut und leise Unterstützung zugesichert war, nach England; plötzlich erscheint der Besiegte sogar in London. Abscheuliche Verlegenheit für die sonst bewährte Doppelspielerin! Denn empfängt sie Moray, den Rebellen gegen Maria Stuart, bei Hofe, so gibt sie dem Aufstand eine nachträgliche Billigung. Tut sie wiederum ihrem geheimen Verbündeten die offene Schmach einer Zurückweisung an, wie leicht kann dann der erbitterte Mann allerhand über seine Geldgeberin ausplaudern, was man doch an fremden Höfen lieber nicht erfahren soll – kaum jemals ist Elisabeth durch ihre Zweideutigkeit in eine üblere Zwickmühle geraten als in diesem Augenblick.
Aber glücklicherweise ist dies Jahrhundert eines der meisterhaften Komödien, und nicht zufällig atmet Elisabeth die gleiche starke und kühne Lebensluft wie ein Shakespeare und Ben Jonson ein. Sie versteht sich, geborene Schauspielerin, wie nur irgendeine Königin auf Theater und große Szenen: nicht schlechtere wurden in Hampton Court und Westminster damals gespielt als im Globe- und im Fortune-Theater. Kaum hat sie erfahren, daß der unbequeme Bundesgenosse angekommen ist, so wird Moray noch am selben Abend in einer Art Generalprobe von Cecil die Rolle eingelernt, die er am nächsten Tage zur Ehrenrettung Elisabeths zu spielen hat.
Es fällt schwer, sich etwas Frecheres auszudenken als diese Komödie am nächsten Morgen. Der französische Gesandte ist zu Besuch und plaudert – wie kann er ahnen, daß er zu einer Farce bestellt ist! – mit Elisabeth über politische Dinge. Plötzlich tritt ein Diener ein und meldet den Earl of Moray. Die Königin runzelt die Stirne. Wie? Hat sie nicht schlecht verstanden? Wirklich Lord Moray? Wie kommt dieser niederträchtige Rebell gegen ihre »gute Schwester« nach London? Und wie kann er wagen – unerhörte Kühnheit! –, sich vor ihr blicken zu lassen, die doch – die Welt weiß es – ein Herz und eine Seele mit ihrer lieben Base ist? Arme Elisabeth! Sie kann sich zunächst gar nicht fassen vor Erstaunen und Empörung! Aber immerhin, sie beschließt nach finsterem Zögern, den »Verwegenen« zu empfangen, aber, Gott behüte, nicht allein! Nein, ausdrücklich behält sie den französischen Botschafter zurück, um einen Zeugen für ihre »ehrliche« Erbitterung zur Stelle zu haben.
Jetzt ist die Schauspielerei an Moray. Und mit strengem Ernst spielt er die eingelernte Szene. Schon sein Auftritt ist bemerkenswert gut auf Schuldbewußtsein stilisiert. Demütig und zaghaft, nicht mit seinem sonstigen so aufrechten und kühnen Schritt, ganz in Schwarz gekleidet, tritt er heran, beugt als Bittsteller das Knie und beginnt in schottischer Sprache zur Königin zu sprechen. Sofort unterbricht Elisabeth und befiehlt ihm, französisch zu reden, damit der Gesandte ihrer Unterhaltung folgen und niemand etwa behaupten könne, sie habe mit einem solchen verworfenen Rebellen irgendwelche Heimlichkeiten gehabt. Moray stammelt scheinbar verlegen herum, aber Elisabeth zieht sofort scharfe Register an: sie verstehe nicht, wie er, ein Flüchtling und Rebell gegen ihre Freundin, wagen könne, unaufgefordert an ihren Hof zu kommen. Gewiß, es hätten manchmal zwischen ihr und Maria Stuart allerhand Mißverständnisse bestanden, aber diese seien keineswegs ernstlicher Art gewesen. Sie betrachte die Königin von Schottland immer als ihre gute Schwester und hoffe, sie werde es allezeit bleiben. Wenn Moray ihr daher nicht den Beweis liefern könne, daß er nur aus Torheit oder im Zustande der Selbstverteidigung sich gegen seine Herrscherin erhoben hätte, werde sie ihn verhaften lassen und für sein rebellisches Betragen zur Verantwortung ziehen. Moray möge sich also verteidigen.
Moray, gut von Cecil in seine Rolle eingespielt, weiß genau, daß er jetzt alles sagen darf, nur eines nicht: die Wahrheit. Er weiß, er muß alle Schuld auf sich, auf sich allein häufen, um Elisabeth vor dem Gesandten zu entlasten und als völlig unbeteiligt an dem befohlenen Aufstand erscheinen zu lassen. Er muß ihr ein Alibi besorgen. Statt sich also über Maria Stuart zu beschweren, rühmt er seine Stiefschwester über den grünen Klee. Sie hätte ihm Länder, Ehren und Belohnungen weit über Verdienst zugeteilt, er habe ihr deshalb allezeit auf das getreueste gedient, und nur die Furcht vor einer Verschwörung gegen seine Person, nur die Besorgnis, ermordet zu werden, hätte ihn zu seiner unsinnigen Handlungsweise veranlaßt. Zu Elisabeth aber sei er nur deshalb gekommen, damit sie ihm in ihrer Güte behilflich sei, von seiner Gebieterin, der Königin von Schottland, wieder Verzeihung zu erlangen.
Das klingt schon herrlich entschuldigend für die eigentliche Anzettlerin des Aufstandes. Aber Elisabeth braucht noch mehr. Denn nicht darum ist diese Komödie aufgezogen worden, daß Moray vor dem Gesandten alle Schuld auf sich nehme, sondern daß er als Kronzeuge erkläre, Elisabeth habe nicht das mindeste mit dieser Sache zu tun gehabt. Eine kräftige Lüge kostet nun niemals einen gerissenen Politiker mehr als einen Atemzug leerer Luft, und so versichert Moray feierlichst vor dem Gesandten, Elisabeth habe »von dieser Verschwörung nicht das mindeste gewußt und niemals ihn oder seine Freunde ermutigt, seiner königlichen Herrscherin den Gehorsam zu verweigern«.
Jetzt hat Elisabeth das gewünschte Alibi. Sie ist völlig reingewaschen. Und mit dem schönsten Theaterpathos kann sie den Mitspieler vor dem Gesandten andonnern: »Jetzt habt Ihr die Wahrheit gesagt! Denn weder ich noch irgend jemand anderer in meinem Namen hat Euch gegen Eure Königin aufgehetzt. Ein solcher niederträchtiger Verrat könnte doch nur ein schlimmes Beispiel geben und meine eigenen Untertanen zur Rebellion gegen mich ermutigen. Darum seht, daß Ihr aus meiner Gegenwart fortkommt, Ihr seid ein unwürdiger Verräter.«
Moray beugt sehr tief das Haupt, vielleicht auch, um zu verbergen, daß seine Lippe leise lächelt. Er hat die vielen tausend Pfund nicht vergessen, die seiner eigenen Frau und den andern Lords im Namen der Königin eingehändigt wurden, nicht die Briefe, die Beschwörungen Randolphs, nicht die Versprechungen der Staatskanzlei. Aber er weiß, daß, wenn er jetzt den Sündenbock mimt, Elisabeth ihn nicht in die Wüste jagen wird. Auch der französische Botschafter bleibt still und scheinbar respektvoll, als Kulturmensch versteht er eine gute Komödie zu schätzen. Erst zu Hause wird er schmunzeln, wenn er allein vor seinem Pult sitzt und diese Szene nach Paris berichtet. Nicht ganz heiter zumute ist es in diesem Augenblick vielleicht nur Elisabeth; wahrscheinlich glaubt sie selbst nicht, daß ihr jemand geglaubt hat. Aber zumindest hat niemand gewagt, offen zu zweifeln, der Schein ist gewahrt, was gilt da die Wahrheit! Hoheitsvoll und stumm rauscht sie in ihren weiten Gewändern aus dem Raum.
Nichts zeigt stärker die augenblickliche Macht Maria Stuarts, als daß ihre Gegnerin zu solchen kleinen Winkelzügen greifen muß, um sich nach verlorener Schlacht wenigstens einen moralischen Rückzug zu sichern. Stolz kann die Königin von Schottland nun das Haupt erheben, alles ist ihr gelungen nach ihrem Willen. Der Mann, den sie gewählt hat, trägt die Krone. Die Barone, die sich gegen sie erhoben, sind zurückgekehrt oder irren geächtet im Ausland. Alle Sterne stehen günstig, und wenn diesem neuen Bunde nun noch ein Erbe entsprießt, dann ist der letzte, der größte Traum erfüllt: ein Stuart als Königsanwärter des geeinten Schottland und England.
Günstig stehen die Sterne, Stille liegt wie ein seltener Segen über dem Land. Nun könnte Maria Stuart ruhen und endlich geernteten Glückes sich freuen. Aber Unruhe zu erleiden, Unruhe zu schaffen ist das Gesetz ihrer unbändigen Natur. Wem ein wildes Herz zugeteilt ist, dem frommt es nicht viel, wenn die äußere Welt ihm Glück schenken will und Frieden. Denn ungestüm erschafft es sich immer wieder von innen neues Verhängnis und andere Gefahr.