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Da liegt das Dorf, in dem ich geboren bin.
Aus grünen Matten, rapsgelben Äckern schaut's in den Sommertag.
Kein Haus lehnt sich ans andere. Jedes steht behäbig für sich, einige Meter Raum dazwischen. Dahinter, dem Bahndamm zu, lange Strecken Gartenland.
Von Basel herüber klingt das Mittagsheulen der Fabriken. Rauch, immer dünner und dünner werdend und sich schließlich gänzlich mit der flimmernden Luft mischend, steigt aus den hohen Werk-Kaminen, als suche er das Herz des Himmels zu finden.
Hier aber, im Dorf, spürt man nichts vom Tagwerkgelärm. Die Zeit ist eingeschlafen. Wie durchsichtiges, dickes Glas liegt sie in den Gassen.
Kein Leben, kein Ruf, kein Laut. Nicht einmal Entengeschnatter vom Teich her. Kein Mensch, der sich regt. Die Alten sind auf den Feldern draußen, die Jungen drüben in den fernen, fernen Fabriken. Nur die Frauen sind daheim, die ganz alten! Aber die ruhen jetzt. Zu heiß ist der Tag.
Die Hühner in den Höfen haben sich in den Schatten der Linden gelegt. Sogar die Spatzen sind faul geworden und haben Zank und Geschrei um Atzung vergessen.
Alles Lebendige verkriecht sich und schlummert.
Jetzt ist die Stunde, da die toten Dinge zu leben und zu sprechen beginnen. Nicht zur Stunde der Mitternacht, nein, zur Stunde des Mittags.
In seiner größten Lebensfülle wird das gestorbene Dorf lebendig.
Die Wände der Häuser fallen ein, das pochende Herz der Kammern liegt bloß.
In den Kellern regt sich's, in Stall und Scheuer und in den verschwiegenen Winkeln des Heustocks.
Vom Gottesacker her, der sich ganz in den Schatten der Kirche gekauert hat, kommt ein langer Zug lieber Gestalten.
Gefährten meiner Jugend sehe ich, manche bekannte Erscheinung.
Und alles ist vertraut wie einst und erdhaft und erdennah.
Und all das Gewesene quillt und schwillt, streckt die Schattenarme nach mir aus und verlangt, daß ich ihm Leben gebe ...