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Drei Tage hatte das Wetter im Delirium gerast. Der Sturm hatte geheult und gebrüllt, Schornsteine umgeworfen, Telephonstangen abgebrochen, Dachpfannen zertrümmert und Regenschirme umgekippt. Und der Regen hatte den Kalk von der Mauer gewaschen und Kellergänge und Dielen in Seen verwandelt, in denen fröhliche Kinder herumwateten und Holzschuhe und Fußmatten angelten. Aber jetzt war der Anfall überstanden. Der Sturm hatte sich gelegt, um für das nächste Mal Kräfte zu sammeln; und die Regenwolken waren weggetrieben.
Auf dem Lindenborger Kirchturm schlug es halb elf.
Der Menschen-Mortensen zog ein ungeheures tombakenes Uhrwerk aus der Westentasche und öffnete den Deckel.
Ja, es stimmte.
Dann nahm er den Schlüssel, der mit einem Ende Bindfaden an der Uhr festgebunden hing und zog sie auf. Darauf hielt er sie ans Ohr und lauschte nachdenklich: »Dickedickedick – Dickedickedick!« sagte sie ein wenig hinkend, aber sehr regelmäßig. Mortensen nickte zufrieden, schloß den Deckel geräuschvoll und ließ die Uhr wieder in die Tasche gleiten.
Er saß auf einem halbgefüllten Sack oben auf dem Mühlenboden. Und ein wenig von ihm entfernt, an der Erde, stand eine Laterne.
Sie war natürlich besser als nichts, aber viel Licht gab sie nicht. Wohin ihr Schein fiel, sprangen die Balken und das Sparrenwerk vor, grauweiß und gepudert von dem Mehl wie alles hier oben in der Mühle.
Mortensen selber saß im Dunkeln. Nur sein steifes Bein ragte in den Lichtkreis hinein.
Das Wasser von der Mühlbrettrinne fiel über das Treibrad, und das Mühlwerk war im Gange.
Der Menschen-Mortensen dachte daran, ein wenig zu schlummern. Er hatte eben Korn in den Behälter oben unter dem Dach geschüttet und die Räder frisch geschmiert. Nun konnte er ja die Augen immerhin ein klein wenig »wärmen«, wie er es nannte.
Er schloß die Augen, fing an, wie ein chinesischer Mandarin zu nicken, und blies die Luft geräuschvoll durch die Nase.
Plötzlich aber richtete er sich auf und schob den Rücken in die Höhe; er bekam einen seiner bösen Hustenanfälle.
»Ahem – ahem, – krrr!« sagte er. »Pfui Kuckuck! Der Teufel hol' meinen Husten!«
Aus einer der Ecken war ein sommervergessener Nachtfalter emporgeflattert. Er schwirrte schwerfällig und schlaftrunken um die Laterne und stieß jeden Augenblick den Kopf gegen das Glas. Es klang, als kratze ein Nagel gegen eine Fensterscheibe.
Eine Ratte huschte über den Fußboden. Und noch eine. Und noch eine. Ihre langen, unbehaarten Schwänze schleppten hinter ihnen drein, und ihre Augen zwinkerten aufmerksam. Die Schnauzen bewegten sich, sie witterten nach etwas Eßbarem. Da fand die eine einen winzig kleinen Talglichtstummel der in die Ritzen zwischen zwei Fußbodendielen getreten war. Das war ein Leckerbissen! Aber sofort kamen zwei andere darüber zugestürzt. Es entstand eine Schlägerei. Mortensen rührte sich. Und wupp! waren die Tiere in der Dunkelheit verschwunden.
Aber um die Laterne herum setzte der Nachtschwärmer unverdrossen seine fruchtlosen Angriffe fort.
»Mortensen,« flüsterte eine Stimme.
»Ahem, ahem, krrr! – Der Teufel hol' meinen Husten!« murmelte der Alte im Schlaf.
»Mortensen!«
»Ja!« sagte Mortensen, der jetzt ganz wach geworden war, und starrte verwirrt nach der Treppe, von woher die Stimme kam.
»Bist du allein, Mortensen?«
Der Alte reckte seinen langen Vogelhals aus.
»Wer ist da?« fragte er.
Die Tür unten an der Treppe knarrte.
Schleichende Schritte kamen die Stufen hinan, und ein Kopf ward sichtbar.
»Wer ist da?« wiederholte Mortensen lauter und machte mit dem steifen Bein Anstalten, sich zu erheben. »Was wollt Ihr hier zu nachtschlafender Zeit?«
Die Person stand jetzt auf der obersten Stufe. Es war Manuel Thummelumsen.
Er hatte den Hut tief in die Augen gedrückt. Der Rockkragen war in die Höhe geklappt, und er hatte einen kleinen Hausindustriekoffer in der Hand.
»Du bist es, Manuel?« sagte der Alte überrascht.
»Ja!«
»Willst du nach Amerika?« fragte Mortensen und zeigte mit dem Daumen auf den Koffer.
»Ist Cornelius nach Hause gekommen?« Manuel tat, als habe er den Witz des andern nicht gehört.
»Ja, er liegt seit über einer Stunde auf seinen Frikandellen.«
»War er betrunken?«
»Betrunken? Der? Nein, er war schweinemäßig besoffen! Die Frau mußte ihn ins Bett hineindirigieren. Und nun liegt er da und schnarcht ärger als eine Katze. Wär' es nicht um deinetwillen, Manuel, und dann auch um meiner selbst willen, so blieb ich hier nicht die Woche zu Ende.«
»Hm!« sagte Manuel, er stand da und betrachtete die alten Stätten sinnend. »Das sind noch dieselben Steine.«
»Ja, die Ware wird auch danach! Wenn es Mehl sein soll, so werden es Graupen, und wenn es Graupen sein sollen, so werden es Pfeffernüsse.«
»Habt ihr viel zu tun?«
»Hm – ja, es kommt so stoßweise.«
»Auf dem Weg kann man ja beinah schwimmen!«
»Er will ja nichts an der Rinne machen lassen, der Esel! – Weshalb bist du eigentlich gekommen, Manuel?« Mortensen kniff ein Auge zusammen und streckte den Hals vor. »Heute abend nützt es nicht mehr, mein Freund, denn sechs Vollblutpferde könnten ihn nicht von seinem Lager herantransportieren.«
Thomsen schüttelte den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung.
»Du mit deinem dummen Gerede«, sagte er unwillig. »Du mit deinem Unsinn!«
»Ja, ja! lieber Manuel, ja, ja!« murmelte der Alte, »ich rede ja meistens um deinetwillen!«
Und dann schwiegen sie. Man hörte nur das Schnurren der Mühlsteine und das Plätschern des Wassers, das über das Treibrad floß. Plötzlich streckte der Menschen-Mortensen den Hals in die Luft und lauschte.
»Zum Teufel auch!« sagte er, »hast du etwas Lebendiges in deiner Tasche?«
In dem Koffer, den Manuel bei der Treppe hingestellt hatte, ward ein deutliches Knurren und Kratzen hörbar.
»Ja,« sagte Thomsen ruhig. »Das sind die Tiere.«
»Die Tiere?«
»Ja!«
»Was für Tiere?«
»Knors und Mortensen.«
»Hast du jetzt angefangen, mit ihnen herumzulaufen?« fragte der Alte und sah Manuel mit einem Blick an, in dem man den deutlichen Argwohn las, daß der liebe Gott jetzt dem »Jungen« sein bißchen Verstand genommen habe. – »Was zum Teufel willst du mit den Tieren in deinem Koffer?«
»Er macht es nicht mehr lange«, sagte Thomsen düster. »Der Hahn nämlich!«
»Nein, das ist wohl sonnenklar. Glaubst du aber, daß es nützt, wenn du ihn spazierenführst?«
Emanuel achtete nicht auf die Bemerkung des Freundes. Er ging hin, holte den Koffer und trug ihn an das Licht.
»Und da meinte man, daß es wohl am besten sein würde, wenn man sie hier herausbrächte, ehe es zu spät wäre«, sagte er.
»Hier heraus?«
»Ja, denn du weißt doch, daß Vater sagte, man bekäme den Mühlenhof nicht wieder, ehe nicht Knors und der andere die Füße auf den väterlichen Boden gesetzt hätten.«
Der Menschen-Mortensen pfiff lange und verständnisvoll. Und der Ausdruck in seinen Augen ging von Besorgnis in Bewunderung über.
»Du bist ein Apostel, Manuel«, sagte er. »Du bist ein wahrer Schlauberger, wo es sich darum handelt, in Gedanken zu spekulieren!«
»Und dann bekam man über Nacht den Einfall,« fuhr Thomsen voller Stolz und Befriedigung über die Wirkung seiner Worte fort, »daß man sie heute abend mitnehmen und Gottes Willen vollziehen müsse.«
»Ja, ja!«
»Und nun ist man mit ihnen draußen auf dem Felde gewesen und im Garten und auf dem Hof –«
»Ja, ja!«
»Und da dachte man, daß sie auch das Haus betreten könnten«, schloß Manuel. – »Dann hat man getan, was man konnte.«
»Ahem! ahem! krrr!« räusperte sich Mortensen ganz überwältigt. »Du bist, weiß Gott, ein Prophet. Manuel Thomsen, an dem der liebe Gott seine Freude hat. – Pfui Kuckuck! Hol' der Teufel meinen Husten!«
»Willst du mir behilflich sein, sie herauszunehmen?« fragte Emanuel und kauerte nieder, um die Kofferriemen zu lösen.
»Das wollt' ich ja gerade!« nickte der Alte eifrig und richtete sich auf dem steifen Bein auf. – »Aber ich kann mich ja nicht bücken, wie du siehst –«
»Dann setzen wir den Koffer auf den Sack –«
Manuel stellte den Koffer auf einen Sack und öffnete ihn.
»Verteufelt, wie der drauflos kratzt!« sagte Mortensen ganz bedenklich, als ein fürchterliches Rumoren aus dem Koffer ertönte.
»Ja, Knors ist ein wenig wild geworden. Man hatte ja seine liebe Not mit ihm unten auf dem Hof.«
»Das ist auch nicht so, als wenn man in der Equipage fährt, he, he, he! – Tut er dem Hahn denn nichts zuleide?«
»Sie sitzen jeder in seinem Fach, weißt du!«
»Ach so! Ja, du kannst mehr als bis drei zählen, du hast einen Kopf für zehn! – Aber jetzt kommt er heraus! Da ist er ja!« sagte der Alte ganz ängstlich und schwenkte mit den Fingern in der Luft herum. – »Was für ein Gesicht er hat! Aber du erdrosselst ihn ja, Manuel! Du erdrosselst ihn ja!«
»Aber so hilf mir doch, Mensch! Nimm ihn doch!«
»Ja, ja! Ja, ja! Aber er zerkratzt mir ja mein Fleisch!«
Der Kater hatte seinen Kopf aus dem Koffer herausgezwängt, den Manuel schnell wieder zusammengeklappt hatte. Und nun sah das Tier da in der Klemme und glotzte und zischte wie ein Wahnsinniger, der seinen Kopf durch das Fenster seiner Zelle gezwängt hat.
»Aber so faß ihn doch an, so faß ihn doch an!« schrie Thomsen und stampfte auf den Fußboden.
»Ja, ja!« sagte der Alte und trippelte umher. »Aber er zerkratzt mich ja, wenn ich ihn anrühre! – Sieh, jetzt zeigt er auch die Krallen! Er ist ganz verrückt geworden!«
Manuel preßte den Koffer gegen das eine Bein, wodurch er eine Hand frei bekam, mit der er das Tier im Nacken packte. Knors aber langte mit der Pfote nach ihm aus, so daß alle fünf Krallen Spuren in seiner Haut hinterließen.
»Du hättest mir doch auch immer helfen können«, sagte er wütend zu dem Freund.
Mortensen schielte zu Manuels fünf roten Streifen hinüber und streckte zögernd eine Hand mit ausgespreizten Fingern vor. Aber dann ließ er plötzlich den Arm sinken und sagte in einem unendlich überlegenen Ton:
»Laß ihn los! Zum Teufel, so laß ihn doch los! Es wird ihm ganz gut sein, ein wenig frische Luft zu genießen!«
»Ja, aber –«
»Ich will ihn schon fangen!« nickte der Alte mit Würde. – »Eine Katze fangen! Es ist doch, soviel ich weiß, kein Krukkedill!«
Thomsen zögerte noch einen Augenblick. Aber dann ließ er den Koffer los und Knors fuhr mit einem Satz heraus.
Er war infolge des Transports und der Einsperrung vollständig wahnsinnig geworden. Zuerst umkreiste er viermal in rufender Geschwindigkeit die Laterne, wälzte sich auf dem Rücken, focht mit den Pfoten in der Luft herum, miaute, zischte, fauchte, drehte sich wie ein Kreisel, stand wieder auf den Beinen und begann von neuem.
Die beiden Freunde standen da und betrachteten den Kater mit tiefem Sinnen.
»Er ist ganz verrückt geworden!« erklärte der Menschen-Mortensen dann, »der Teufel ist in ihn hineingefahren! – Aber« – fügte er tröstend hinzu, »das gibt sich wohl wieder.«
»Knors! Lieber kleiner Miezemau-Knors!« rief Manuel zärtlich. »So komm doch, du kleiner Miezemaukater!«
Aber der kleine Miezemaukater fauchte, machte einen krummen Buckel und zeigte die Krallen, dann sprang er plötzlich mit einem Satz an seinem Herrn vorüber, an dem nächsten Balken hinauf, so daß der Mehlstaub um ihn her stob. Und oben auf dem Balken legte er sich gemütlich nieder und schielte mit seinem schrecklichen Auge zu dem Feind hinab.
Mortensen guckte in die Höhe wie ein Huhn nach einem Habicht.
»Und wie bekommt man ihn wieder herunter?« fragte Manuel.
»Zum Teufel auch, laß ihn doch liegen! Der kommt schon, wenn er sich nur erst beruhigt hat!«
»Ja, du hast mir aber doch versprochen, daß du ihn fangen willst!«
Der Alte machte eine überlegene Handbewegung.
»Ich will ihn schon, wenn die Zeit da ist, herbeipraktesieren!« sagte er. »Verlaß dich nur darauf!«
Und dann ließen sie den Kater eine Weile Kater sein und wandten sich dem Hahn zu.
Thomsen nahm ihn behutsam aus dem andern Fach des Koffers heraus und hielt ihn in den hohlen Händen vor sich hin.
»Herr du meines Lebens!« sagte der Alte mitleidvoll, »ja, ja, wie einen die Jahre doch mitnehmen können!«
»Ja, elend ist er ja nur!« nickte Manuel und setzte das Tier vorsichtig auf den Fußboden. »Aber deswegen muß er ja auch hier heraus.«
Der Menschen-Mortensen berührte den Hahn leise mit der Spitze seines gesunden Fußes.
»Du bist doch nicht tot, du altes Gestell?« fragte er.
»Nein, tot ist er nicht«, sagte Thomsen und strich mit der Hand sanft über den federlosen Rücken des Tiers. »Warm ist er wenigstens.«
»Er stirbt ganz gewiß, ehe du mit ihm nach Hause kommst.«
»Ja, aber dann ist er doch hier gewesen.«
»Dann ist er hier gewesen, ja! – Und hat seine Mission erfüllt, wie in den Zeitungen steht!«
Der Hahn Mortensen war so angegriffen, daß er sich nicht mehr auf den Beinen zu halten vermochte. Er lag platt am Fußboden, und der Hals hing ihm kraftlos an der Seite herab. Ein paarmal versuchte er, den Kopf zu erheben, aber wenn er ihn mühselig ein wenig in die Höhe gebracht hatte, indem er den Schnabel gegen die Dielen stemmte, fiel er matt wieder zurück.
Der Menschen-Mortensen stand da und betrachtete diese Bemühungen aufmerksam.
»Kaputt!« sagte er und machte eine überlegene Handbewegung. – »Zu Ende, – fertig!«
Emanuel nahm das Tier wieder in seine Hände und trug es auf die andere Seite des Mahlganges.
»Es kann nicht schaden, wenn er soviel wie möglich be–tritt!« sagte er.
»Nein!« nickte der Alte verständnisinnig. »Du kannst auch sehr gut mit ihm in die Küche und auf die Diele hinabgehen. Sie liegen da unten in süßem Schlummer.«
»Ach nein!« sagte Manuel und trug den Hahn an eine andere Stelle, »das ist nicht nötig. Jetzt ist er ja draußen auf dem Felde und im Garten und auf dem Hofe gewesen. Und er sollte ja gerade den väterlichen Boden betreten!«
»Ach ja! Ach ja! Ist dein Vater eigentlich seither wieder bei dir gewesen?«
»Nein!«
»Den Dezembertermin über hält Cornelius sich ja wohl.«
»Hm!«
»Ja, aber zum Juni muß er weg!«
»Hm!«
»Bist du dann so weit?«
»Man denkt, daß es gehen wird«, sagte Thomsen ausweichend. »Jetzt sind die Tiere ja hier gewesen.«
»Ja! Wenn es nützen könnte! Aber Geld gehört ja auch dazu!«
»Wer nur den lieben Gott läßt walten!«
»Ach ja! Hm, ja! Ahem, ahem, krrr! Pfui Kuckuck! Der Teufel hol' meinen Husten! Es bleibt im übrigen bei meinem Anerbieten.«
Thomsen hatte den Hahn-Mortensen wieder nach seinem Koffer zurückgetragen und war nun im Begriff, ihn für die Reise einzupacken. Er wickelte ihn in ein großes, gestricktes Tuch.
»Man ist ja kein Mörder!« murmelte er, ohne den Blick von der Arbeit zu erheben.
»Nein, nein!« sagte der Alte ärgerlich. » Mörder. Aber man hat doch schon früher gesehen, daß ein Schwein sich den Hals bricht!«
Emanuel sah hastig und scheu auf.
»Er hat Frau und Kinder!«
»Frau und Kinder, ach was!« hohnlachte der Menschen-Mortensen und focht aufgeregt mit beiden Händen in der Luft herum. »Die wären ohne ihn auch besser zuwege! – Es ist ja kein Muck mehr in ihm.« fuhr er fort, »er mag keinen Finger mehr rühren! Er hat sich ja um all sein bißchen Verstand gesoffen, wenn er überhaupt jemals welchen gehabt hat!«
»Sind wir zu Richtern über andern gesetzt?«
»Natürlich sind wir das! Wenn es solche Schweinehunde sind!«
Emanuel erhob sich.
»Der eine Mensch soll dem andern nicht nach dem Leben trachten!« sagte er mit Salbung.
»Nein, das steht ja geschrieben!«
»Und wer Tränen säet, wird nimmermehr Freuden ernten!«
»Meinst du? Da bin ich freilich anderer Ansicht. Die Tränen –«
»Schweig!« sagte Manuel heftig. »Laß uns nicht mehr darüber reden! Wenn man den Mühlenhof wiederbekommen soll, so muß es infolge des Gesetzes und der Propheten sein!«
»Ja, das hast du nun bald fünfzehn Jahre lang gesagt, lieber Manuel.«
»Ja,« sagte Thomsen mit tiefem Ernst, »aber man hat bisher die Tiere nicht mit hier draußen gehabt, weißt du! Folglich ist man wohl selber schuld daran gewesen.«
Mortensen riß seine kleinen Vogelaugen auf und schwieg beschämt. Und indem ihn von neuem die Bewunderung für die ungewöhnliche Begabung des Freundes überkam, gewahrte er gleichsam blitzartig den Zusammenhang der Dinge.
Manuel verspürte die Wirkung seiner Worte und sagte selbstbewußt:
»Man denkt, will ich dir sagen, ehe man handelt.«
»Ja,« nickte der Menschen-Mortensen in tiefster Ehrfurcht, »du hättest, hol' mich der Teufel, Papst werden sollen, Manuel!«