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König (im Selbstgespräch)
Nah ist die Entscheidungsstunde.
Schon im Lande sind die Mädchen.
Meine Wachen sahen sie.
Mit dem Rüstzeug rauher Tugend
Heißt's nun wappnen meine Seele.
Hier Unsterblichkeit – dort Liebe.
Hier die Macht zurückzukehren
Als Prophet zu künft'gem Volke. 107
Dort ein wonnevolles Schmelzen
Und in liebender Umschlingung
Ein Erzeugen, schöpferisch! –
Woher klingt mir's nur im Ohre
Wie ein großer Sonnenhymnus:
»Wollust ward dem Wurm gegeben
Und der Cherub steht vor Gott?«
Höher scheint des Cherubs Freude.
Doch was weiß ich von der andern,
Die ich, ohne sie zu kennen,
Opfern will für einen Traum?
Mag die Gottheit denn entscheiden!
Mag sie mir ein Zeichen geben,
Jetzt, sogleich, damit ich wisse,
Welchen Weg ich gehen soll.
(Anthusa wird sichtbar.)
König.
Was erblick' ich? – Ha! das Zeichen!
(zu ihr)
Wer bist du, o! glattes, blankes,
Reizvoll zierbegabtes Wesen?
Anthusa.
Eine Jungfrau, deren Panzer
Glatt und blank zwar, wie du sagtest,
Doch auch fest und wehrhaft ist. 108
König.
Schönheit, die mit Stolz gegürtet,
Geht einher im höchsten Schmucke.
Doch, du Trotz'ge, dieses wisse,
Daß der Himmel dich mir sendet . . .
Anthusa (kühl).
Keine Botschaft gab er mir.
König.
Du bist selbst die gute Botschaft.
Anthusa.
Ohne daß ich solches wüßte?
König.
Ich erbat ein sichres Zeichen,
Ob ein Weib ich sollte frei'n.
Wie die Augen nun ich hebe,
Stehst du Herrliche vor mir.
Anthusa.
Dann bedeut' ich dir: Verzichte.
König.
Und warum?
Anthusa.
Weil du von allen
Mädchen, die dies Land besuchen,
Auf die Eine mußtest treffen,
Die gelobt hat nie zu frei'n. 109
König (sehr betroffen).
Wie? du hättest . . .
Anthusa (für sich).
Mächtig packt's ihn.
Wie im Sturm wird er mich nehmen.
König.
Und der Grund, daß du gelobtest? . . .
Anthusa.
O! der Gründe hundert hab' ich.
Wäre keine Last die Ehe,
Spräche man wohl nicht von »ledig«.
Eheschließung heißt auch Trauung,
Weil es Mut braucht, zu getraun sich,
Solche Torheit zu begehen.
Heirat – guter Rat ist teuer!
Hochzeit – Zeit, die hoch zu stehn kommt!
Ehe – ehe man sie einging,
Ging das Leben eher an.
Wagt die Sprache bittre Witze,
Ist die Sache wohl auch bitter,
Endlich – kurz und gut ich will nicht!
(für sich)
Jetzt bleibt Zwang allein ihm übrig.
König (resigniert).
Was ich wollte, Mädchen, ward mir.
Anders freilich, als ich meinte. 110
(schwärmerisch)
»Und der Cherub steht vor Gott!«
Anthusa (unruhig).
Wie denn nun?
König.
Du hast entschieden,
Daß, gleich dir, ich ledig bleibe.
Wisse, daß ich . . . doch man stört uns.