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»Was isch? Was geits? Was springet d'Leut?
Und munklat so sealbander?
Isch denn die letzscht Posauna-Zeit?
Fällt 's Weltrad us enander?
Was kommt doch d'Leut uf oimol a!
Ma thuat eus sonst g'nuag scheara,
Jetz henkt ma eus no Maulkörb a,
As wia di wilde Bäara!
Ei! ei! Hätt' doch der
Türk vom
Lutz
Koi Griechahundle bissa!
A schnealla Hitz ist nia noiz nutz,
Däs sot a Türk wohl wissa.«
So haun i in der dritta Stund
Da
Bläß vom alta Bätza
Mit no zwoi and're Mexerhund
Am Rothhaus haira schwätza.
Und wian i so am Fenster sitz,
So kommt a ganzer Rudel
Von Bullabeißer, Moper, Spitz,
Und Jägerhund und Pudel.
Und wian i mit meim Guckerle
Will näher visitira,
So hair i 's Doctors
Aserle
Da Merkur expliziara.
Ma glaubt it, was dear Pudel ka,
Er schwätzt latein'sche Brocka,
Ma sieht en für en Docter a,
So trait er a Barocka.
Ihr Brüaderla – so hot er g'schwätzt –
Theand doch reacht Serves scherra,
Miar sind dohinna haiher g'schätzt,
As sealber eusre Herra.
Viar Gulde zahlt a Luxushund,
Däs hoißt no G'stalt der Sacha
A Capitäle ohne Fund
Von achtzig Gulde macha.
Wer
Tiras oder
Perdri hoißt,
Diana und
Waldina,
Und d'Hiasch und Hasaspura woißt,
Stoht mit oim Gulde hinna.
Denn 's Jaga ist de Herra lieb,
Ma ka so guat d'ruf schlofa;
D'rum geit's au so viel Wildpretdieb,
Und so viel Forstamts-Strofa.
Was nu so Baurapommerg'sind,
So Hetzhund von de Mexer,
Und koine Horatores
Honoratioren. sind,
Die zahlat 's Johrs viar Sechser.
Jetz denket, wie viel Hund bei eus
Im ganza Land 'rumspringet,
Dia ihren Leibzoll guldeweis
In d'Armakassa bringet!
Woisch,
Bläß? A Hund vom Bodasai
Hot g'sait, es kommet Zeita,
Do wear koi Mensch em' and'ra maih
Nu um en Heller beita.
Jetz isch a so uf's Härle na,
Dui Zeit ist währle komma,
Und manchem brava Aihrama
Weat äll sei Sächle g'nomma.
D'Leut haud koi Pontonier
Point d'honneur. im Leib,
Koi Glauba und koi G'wissa,
's Weib weat vom Ma, der Ma vom Weib,
Vom Soh der Vater b'schissa.
As Menschaheaz ist Marmelstoi,
Und niena koi Verbarma,
Der Reich, dear frißt und sauft alloi,
Und foppat no da Arma.
Will beima so a stolza Pfau
A Armer Geald verd'laihna,
So sait er:
Guck, i hau's, häb's au!
Und lot da Narra heina.
D'rum sind jetz miar darzua verwählt,
Daß miar dia Leut beglücket,
Und do, mo d'Nächstaliabe fehlt,
As Beattelsäckle flicket.
Noch sind mir aber schinderfrei,
Und deafet keakle bealla,
D'rum beißet it, und zahlet frei,
As isch nu weagem sealla.
Do weat ma eus in Aihra hau,
Da Belz mit Soifa putza,
A guldes Halsband macha lau,
Und d'Schwänz no küzer stutza.
Ihr wearet seah, wia mit der Zeit
An eis di Arme hanget,
Und im Verhausa d'Beattelleut
Di reichste Leut no fanget.
Und wenn miar so Barmheazigkoit
Und guate Weark ausüabat,
Geit's zum Beweis a G'leagahoit,
Wia miar dia Menscha liabat.
Vielleicht schenkt eus seall d'Hoiligkoit
In Rom no ihr Vertraua,
Und lot eis in der Ewigkoit
An Extrahimmel baua.
Wie 's
Aserle ist fertig g'sey,
Sait so a putzigs
Döggle;
Treatt nu amol der Zahltag ei,
Husch! läut't ma 's Schinderglöckle.
Ihr glaubet's it, wia d'Menscha sind,
's sind undankbare Sünder,
Sie sind vor lauter Wuacher blind,
Und füahret eus zum Schinder. –
Verzeihet, Brüader, daß i sag,
Dear Hund hot fürchtig g'loga,
Sait
Dampes, über Johr und Tag
Bin i im Land 'rumzoga.
Hau Herra g'hät oft so und so;
Doch gega meim Verhoffa,
Hau 's i so guat au niena no,
Wia bei meim Müller troffa.
I bi a Hund, der beißt und billt,
Wenn Diab in d'Mühle steiget,
Doch wenn mei Moister sealber stihlt,
So woiß i au brav z'schweiget. –
I g'hair im Wüath, hot
Wässer g'sait,
Hau Arbet zum Verrecka,
Und wenn der Brui zuar Keallri leit,
So muaß i's Boida wecka.
Und thuat ma z'Nacht da Wei und 's Bier
Mit Brunnawasser netza,
So muaß i von der Keallerthür
Di späte Gäst weak hetza. –
Do isch mir's bei meim Fräule wohl,
Sait's
Poloneserhündle,
's Caffeele haun i 's Tags druimol
Und Brotas a ganz Pfündle.
Im Bettle muaß i bei er sey,
Do thuar i mi reacht schmucka;
Kommt noch a Dritter zu eis 'nei,
So deaf i noiz as rucka.
Hau's it a so, leab denist g'sund,
Kriag nix as Kraut und Spatza,
Und kriag i's it, sait
Schleifers Hund,
Verreiß i a Paar Katza.
Und i g'hair emma g'laihrta Ma,
Sait
Scholi, neaberm Spittel,
Der älle Tuifelskünsta ka,
Und Franza hot am Kittel.
I, sait der
Mops, hau 's schleachtest Braudt,
Bi Leibhund beima Dichter,
Noch fall i oft vor Hungersnauth
Aell Viatelstund in d'Gichter.
Ear sait, as Koara sey no z'theur,
Noch friß i oft im Zoara
A Duzat Böga Verspapier,
Und spar deam Schlucker 's Koara.
Uf äll däs G'schwätz na hot zum B'schluß
As Schlossers
Mylord g'lachat,
Und g'sait: As geit en Hauptverdruß;
Mei Bündel ist schoa g'machat.
G'hair Oiner ema Exallenz,
Em Burger oder Baura,
Er ka bei eisrer Conferenz
Noiz, as eis äll bedaura. –
Und wia si so um ihra Reacht
Uf's Nui weand dispatiara,
So seahat si da Schinderskneacht
Am Strick da
Türka füahra.
Ades! Ades! so hot am Strick
Der
Türk no g'schria und g'rissa,
Der Tuifel hot mi schoa am G'nick,
O hätt i doch it bissa!
So? so? Isch däs – hot
Kartusch g'sait –
Dear Dank und 's Faßnachtküachle?
Vergealt's Gott! Deam, dea 's Leaba freut
Roth i zum Wanderbüachle.
»Schmais Kis!« schreit
Nathans Tschaikeslich,
»Ich man, i steh auf Kohla!
Gleich muß i jetzt vom Baukerlich
Polizei-Beamter.
Da Salvusduktus hola.«
Uf däs haud die Viarguldehund
Verbärmli z'säma g'heulat,
Enand beim Däple g'nomma und
In ihre Häuser g'eilat.
Noch z'Obad sind sie uf der Gaß
Schoa wieder z'säma g'juckat,
Und haud um 's Attastat und Paß
Und Wanderbüachla guckat.
In d'Schweiz nimmt mi a Fuahrma nei,
Sait
Mops, d'Fuahrleut sind güatig;
As fremd deaf i noch wieder rei,
Koi fremder Hund weat wüathig. –
Und i zuih, hot der
Mylord g'sait,
Noch Ungra und Schlawacka;
Dot deaf i d'Leut noch Lust und Freud
Am Hosapreisle packa. –
Und i, schreit Schleifers
Fripo glei,
Bleib bei meim Schleiferkarra,
Verschlupf und hau no d'Pollazei
Und d'Schinder für en Narra. –
Au i bleib do, sait 's
Aserle,
Was scheart mi d'Schweiz und Ungra?
Für mi sorgt mei liab's Docterle,
Noch wear i it verhung'ra.
Gauhd, arme Schwoisla, gauhd mit miar,
Miar müsset d'Zeit no nütza,
Sait
Scholi, 's ischt a hoiß Reviar,
Do muaß ma Gulde schwitza! –
Derweil ist mit 'ra g'stohl'na Wuscht
Der
Kartusch fürre g'sprunga,
Noch haud sie as wia d'Handwearksbuscht
Ihr Abschieds-Liadle g'sunga:
Hunds-Lied
(im vermischten Handwerkspurschen-Dialect nach der Melodie:
»Wir haben uns besonnen u. s. w.«
Endlich is der Tach jekommen,
Wo wir Abschied hob'n jenommen;
Nunmehro kommt die Zeit
Unsrer Sicherheit
Die uns All' erfreut.
Allhier im Lande mach i nicht mehr seyn,
's seyn zu viele unsrer Feinde d'rein;
D'rein seyn auch viel Herr'n,
Zahlten 'Hundstax gern,
Wenn sie reicher wär'n.
Ueber zehntausend groß und klein
Schindersknechte wohl darinnen seyn;
Da verjeht kein Tach,
Wo wer nich hört die Klach,
Daß ein Hundsmord geschach.
Darumb wollen wir jetzo wandern,
Nach Preußen, Holland oder Flandern,
Wie auch anderwaits,
Baden und die Schwaiz,
G'fallt uns allersaits.
Auch das stolze, reiche Engelland
Is bei edlen Hunden wohl bekannt,
Wo mer unsern Muth
Und das treue Bluth
Auch noch schätzen thut.
Lebt wohl! Lebt wohl, ihr unsere Freunde!
Lebt wohl! Lebt wohl, ihr unsere Feinde!
Und bedenkt dabei,
Selbst im Unglück sey
Auch der Hund noch treu.