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Im Wirtsgarten »Zum goldenen Engel« sind sie gesessen. Der Herr Pfarrer, der Engelwirt und der Pestlbauer. Letzterer war ein ganz ein verdruckta, der nur immer studiert hat, wie er es anstellen muß, um jemand hineinzulegen. Der Herr Pfarrer beklagte sich, daß die Leut keinen Glauben mehr haben. Der scheinheilige Pestlbauer beteuerte, daß er jedes Wort glaube, was der Herr Pfarrer sage. Der Pfarrer, ein lustiger Herr, bezweifelte dies und sagte: »Paß auf, Pestlbauer, 62 ich erzähl dir jetzt eine kleine Geschicht, wennst du die nicht glaubst, dann mußt eine Maß Bier zahlen.« Der Pestlbauer war damit einverstanden und der Pfarrer fing an: »Also paß auf. Neulich geh ich da drunten am Inn spazieren, schwimmt da mitten im Inn ein Mordstrumm Mühlstein daher!« »Das glaub ich«, sagt der Pestlbauer. Der Herr Pfarrer fuhr weiter: »Das glaubst du? Gut, dann erzähl ich weiter. Ich spring auf den Mühlstein und schwimm innabwärts bis nach Passau nunter!« »Das glaub ich.« »In Passau bin ich dann in den Dom hineingegangen, hab mir die große Orgel angschaut und dann bin ich wieder mit meinem Mühlstein heimgeschwommen!«
»Einem anderen tät ich das nicht glauben, aber Ihnen, Herr Pfarrer, glaub ichs!« Der Pfarrer mußte die Maß Bier bezahln. Der Pestlbauer schmunzelte, ließ sich das Bier schmecken und sagte: »Herr Pfarrer, jetzt erzähl Eahna i was, dös werden Sie nicht glaubn, da wett ich glei nochmal a Maß!« Der Pfarrer, in der Hoffnung, die Maß zurückzugewinnen, ging darauf ein. Der Pestlbauer fing an: »I hab um an Baum rum einen Misthaufen anglegt. Durch den Mist ist der Baum gwachsn, ganz narrisch, bis in Himmel hinauf!« Der Pfarrer nickte beistimmend. »Da bin ich amal den Baum naufkraxelt und kumm bis zur Himmelstür. I klopf an, der Petrus schaut beim Guckerl raus und fragt, was i will? Eini möcht i, hab i gsagt!« »Das glaub ich«, lacht der Pfarrer. »Bist du aber auch frei von Sünden, fragt mi der Petrus. Ganz frei wer i net sei!« Der Pfarrer nickt heftig. »Dann mußt du vorher noch beichten, sagt der Petrus, so kann ich dich nicht 63 hineinlassen!« »Das glaub ich«, nickt der Pfarrer. »Lieber Herr Petrus, hab ich gsagt, bis ich jetzt da hinunter kraxl und zum Herrn Pfarrer geh, der sitzt vielleicht grad beim Englwirt, is bei Enk koa Geistlicher drinn, der mir die Beicht abnimmt? Der Petrus winkt einem Engerl, er soll schnell einen geistlichen Herrn außa holn. Das Engerl bleibt ziemlich lang aus, endlich kommts ganz verzagt und sagt zum Petrus: I hab den ganzen Himmel ausgsucht und hab koan oanzigen Geistlichen gfunden!«
»Naa«, sagte der Pfarrer, »da zahl i lieber noch eine Maß Bier, aber das kann ich nicht glauben!«
Im Wirtshaus habns über Hexen geredet. Da Blendinger Xaver, als Kurpfuscher bei den Bauern geachtet, behauptete: »Hexn gibts aa heutzutag no gnua! I kenn a jede, i brauch bloß ihre Knie sehgn. Bal oane spitzige Knia hat, nacha is a Hex!«
Diese Äußerung ging dem Festlbauern auf dem langen Heimweg nicht aus dem Kopf. Sollte seine Bäuerin vielleicht gar a Hex sei? Dreinschaun tuts scho manchmal so fuchsteufelswild, daß ers manchmal selber fürcht. Heute will er sich überzeugn.
»Alte, zoag ma deine Knia!«
»Laß ma mei Ruah, bsoffana Hammi!«
Er riß ihr die Bettdecke weg und betrachtete ihre Knie. Beruhigt sagte er: »Hex bist koane – aber wascha derfst du s'!« 64
1. | |
Haslnußn, schöne, greane, san bald zei–eiti, 's Deandl geht vom Buabn net weg, dös gfreu–eut mi, Warum solls aa wegga geh wa–ru–um aa? Is die Lieb im Winta grad so guat und süaß als wia im Su–um–ma! |
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Alle: Hollarö-i-diridulje, huladareduljö, Hollarö-i-diridulje juhahaho. |
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2. | |
Wia aba d' Haslnußn gwesn san so recht schö zei–eiti, Hat der schlechte, falsche Bua auf amal gsucht das Wei–eiti, Dös arme Deandl hat na trenzt, bei Tag und Nacht wa–ru–um aa? Na ja, weil halt, – dös kummt erst auf im nächsten Su–um–ma! |
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Alle: Hollarö-i-diridulje, huladareduljö, Hollarö-i-diridulje juhahaho. |
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3. | |
Es ist und bleibt halt allaweil im Weltge–trie–iebe, Das allerschönste süßeste, das ist halt doch die Lie–iebe. 65 Die wahre Liebe brennt im Herzen, tut niemals er–ka–alten, So san die junga Leut, aber no irga san die A–al–ten. |
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Alle: Hollarö-i-diridulje, huladareduljö, Hollarö-i-diridulje juhahaho. 66 |
Der Liebhaber einer reisenden Theatergesellschaft ist auf der Wohnungssuche. Er hat nun ein hübsches Zimmer gefunden, aber die Hausfrau ist mißtrauisch:
»A Schauspiela san S'? Mhm! Moana S', daß bei uns da a G'schäft macha?«
Der jugendliche Held will sie beruhigen: »Liebe Frau, sind Sie ohne Sorge. Wenn Sie mich näher kennen, werden Sie mit mir zufrieden sein. Meine letzte Hauswirtin hat geweint, wie ich wegging!«
»Das kann bei mir net passiern, bei mir müssen S' die Miete im voraus bezahln!«
Eine ältere Jungfrau kommt in eine Geflügelzüchterei und kauft für ihr Landhaus ein. Sie wählt elf junge Hähne und ein Huhn aus. Der Züchter sagt: »Ich glaub, ich hab Sie falsch verstanden. Sie wollen wahrscheinlich elf Hühner und einen Hahn, so ist es üblich?«
»Nein, nein. Es ist schon recht, elf Hähne und ein Huhn. Ich will nicht haben, daß das Huhn auch so ein einsames, trauriges Leben führen muß wie ich!« 67
Der Hofbauern-Michl war im Rechnen sehr schwach, aber ein Meister im Ausnehmen von Vogelnestern. Der Lehrer fragt ihn: »Michl, paß auf. Du hast in jeder Hand einen Spatzen, nun kommt dir einer aus, wieviel hast du dann?«
»Zwoa, Herr Lehrer!«
»Nein, Michl, paß doch auf. Zwei Spatzen hast du, dann kommt dir einer aus, wieviel hast du dann?«
»Da könna ma zehne hinterananda auskemma, aba Spatzen laß i koan fliagn!«
Der Zug steht zur Abfahrt bereit. Ein Mann läuft den Zug entlang und ruft: »Maier, Maier!«
Ein Fenster öffnet sich und ein runder fettgepolsterter Kopf erscheint. Der Mann stürzt auf ihn zu – und gibt ihm eine schallende Ohrfeige; in demselben Moment fährt der Zug ab.
Der Geohrfeigte gebärdet sich wie ein Rasender. »Eine solche Unverschämtheit, Gemeinheit, der Zug soll halten, den Kerl bring ich um.« Der Schaffner erscheint, läßt sich die Sache erzählen. Er will den Herrn beruhigen: »Zurückfahrn könna ma jetzt nimma. Sagn S' amal, heißen Sie Maier?«
»Nein, das ist es ja, ich heiß ja gar nicht Maier!«
»Ja, dann geht Ihna ja die Watschn gar nix an!« 68
Beim Rechtsanwalt eines Landstädtchens sitzt eine Bäuerin und sagt, sie will von ihrem Mann geschieden werden.
»Ja, liebe Frau, so leicht geht das nicht. Da müssen Sie schon einen triftigen Grund angeben können. Hat Sie Ihr Mann vielleicht einmal geschlagen?«
»Naa«, sagt die Bäuerin, »das ging mir grad no ab!«
»Oder kann Sie Ihr Mann nicht ernähren?«
»Jo, jo, z' Essen habn mir allweil no was ghabt!«
»Ist Ihnen Ihr Mann untreu geworden?«
Eifrig nickt die Bäuerin: »Herr Dokta, jetzt habts es daratn. Das letzte Kind, das i bracht hab, war net von ihm!«
Die Schranken sind geschlossen, schon braust der Schnellzug heran, da schlüpft noch ein junger Mann mit seinem Fahrrad unter den Schranken durch. Der Bahnwärter schimpft:
»Lausbua, Rotzlöffl, kannst net warten? Wie leicht kann da was passieren!«
»Das ist meine Sach, wenn s' mi überfahrn«, sagt frech der junge Mann, »das kann Ihnen ganz gleich sein!«
»Ja freili«, knurrt der Bahnwärter, »und wer muß nacha dö Schmier wegputzn? I!« 69
Zwei alleinstehende Frauen, die in einem kleinen Städtchen lebten, noch nie eine größere Reise gemacht hatten, wollten zur Kur in ein Bad. Monatelang vorher waren sie schon in großer Aufregung. Sie wandten sich an ein Reisebüro, welches alles für sie erledigte. Tagtäglich gingen sie in das Büro und brachten das Fräulein beinahe zur Verzweiflung mit ihren unnützen Fragen.
Endlich kam der Tag der Abreise. Drei Stund vorher standen sie schon am Bahnhof. Wider Erwarten klappte alles, der Zug kam und hielt an dem Ort, an welchem sie die Kur machen wollten. Sie fanden auch den Gasthof, in welchem für sie ein Zimmer bestellt war. Alles ging programmäßig. Als aber der Wirt verlangte, sie sollen sich ins Fremdenbuch eintragen, wurden sie nervös. Dazu hatte ihnen das Fräulein im Reisebüro keine Anleitung gegeben.
Mit Herzklopfen füllten sie die Spalten aus. Name, Alter, Wohnort, Beruf usw. Die letzte Spalte verlangte: »Art der Legitimation.«
Jetzt waren sie mit ihrer Weisheit zu Ende. Was sollen sie da hineinschreiben? Art der Legitimation? Da hat das Fräulein im Reisebüro kein Wort gesagt davon. Was tun? Im Reisebüro telegrafisch anfragen? Da kam eine auf die Idee: »Schau doch, was die anderen Leute da hineingeschrieben haben?«
Sie blätterten zurück und fanden in dieser Spalte fast immer die Eintragung: »Paß.«
Befreit atmeten sie auf. Eine schrieb hinein: »Alt«, die andere: »Sopran!« 70
Zwei alte Kriegskameraden treffen sich. »Du hinkst aber no fest mit deinem Haxen, is no net besser?« »Ich hab ein Pech mit meinem Haxen«, klagt der andere. »Der linke war doch um drei Zentimeter kürzer wie der rechte. Da sagt mei Alte, probiers doch amal mit einer Gesundbeterin. Also paß auf, was mir passiert is. I gib der Frau zwanzig Mark und sag, sie soll beten. Die fangt an zu beten, der Haxen wachst und wachst, jetzt is er scho länger wia der andere – und i hab die Adreß von der guten Frau verlorn!« 71
Die Lisbeth hat von der Lehrerin Schläg bekommen und das der Mutter gesagt. Die entrüstete Mutter schreibt folgenden Brief:
»Geöhrtes Freilein! Sie haben meine Tochter jetzt schon zum zweitenmal grundlos geschlagen. Ich ersuche Sie das in Zukunft zu unterlasen. Wehn Sie meine Tochter noch einmal schlagen, schikke ich ihnnen meinen Mann auf den Leib, – dann sind Sie die längste Zeit Freilein gewesen!«
Zum Dr. Weinzierl kommt ein alter Bauer und klagt: »Herr Dokta, i hab allweil kalte Füaß. Sogar auf d' Nacht im Bett werdn s' net warm. Was soll i denn da macha?«
»Ja, da kann ma net viel machen«, sagt der Doktor. »I hab selba allweil kalte Füaß. I machs halt so, i stecks immer zu meiner Frau ins Bett nei; da wern s' dann gleich warm!«
»So«, meint der Bauer, »Herr Dokta, wann hätt dann Eahna Frau amol Zeit?«
Zwei Rechtsanwälte kommen in einem Weinrestaurant über eine juristische Frage in Streit. Der eine 72 sagt zum Ober: »Bringen Sie mir einmal das bürgerliche Gesetzbuch!«
Nach längerem Warten kommt der Ober ganz bescheiden – ohne das Gesetzbuch und sagt: »Ich hab mit dem Wirt gesprochen, Sie brauchen den Wein nicht zu bezahlen!«
Eine Sängerin mit üppiger Figur singt eine Arie. Schwartlhuber will zeigen, daß er was versteht, und sagt zu seiner Frau: »A schöne Koleratur hats!«
»Schau net so vui auf d' Kolaratur, paß auf, wias singt!«
Der Hiasl vom Kammerlehner kommt zu spät in die Schule. Stirnrunzelnd fragt der Lehrer, warum er so spät kommt.
»Im Stall hats was gebn, Herr Lehrer, und an schöna Gruaß vom Vattern, er werd Eahna dö nächsten Tag a Fackerl schicka!«
Die strenge Miene des Lehrers erhellte sich. Auch die Frau Lehrer nahm diese Mitteilung freudigst entgegen und etwas voreilig lud sie Herrn und Frau Bahnvorsteher zu dem Schmaus ein.
Es verging ein Tag nach dem andern, das Fackerl kam nicht. Da frug der Lehrer den Hiasl: »Dein Vater wollte mir doch ein kleines Fackerl schicken, wann meinst du, daß es kommt?«
»Ja«, meint der Hiasl, »mit dem Fackerl wirds nix mehr. 's Fackerl frißt wieder!« 73
Der Pepperl spielt unten im Hof. Da ruft die Mama: »Pepperl, komm schnell rauf, wasch dich, zieh dich an, wir gehn in den Englischen Garten!«
Der Pepperl ist nicht begeistert davon. »I möcht liaba mitm Hanse spüln!«
»Du gehst rauf und ziehst dich an, wir gehn in den Englischen Garten!«
Der Pepperl will nicht und mault: »Allwei in den faden Englischen Garten!«
Da ärgert sich die Mama. »Sofort kommst du rauf! Sei froh, daß der Englische Garten da ist, wenn der Englische Garten net da wär, dann wärst du aa net, du Lausbub!«
Lang, sehr lang hat die Sitzung beim Toni wieder gedauert. Vor der Schlafzimmertür zieht er seine Schuhe aus in der Absicht, sich leise hineinzuschleichen, ohne Licht sich auszuziehen und leise in das Ehebett hineinzukriechen.
Unglückseligerweise steht mitten im Zimmer die Wiege, er stößt daran, die Schuhe fallen ihm hinunter und durch das Gepolter erwacht seine Frau. Schlaftrunken frägt sie: »Was ist denn los?«
Der Toni hält sich krampfhaft an der Wiege fest. Durch den Anprall schwankt die Wiege hin und her 74 und er ist mitgeschwankt. Diese Bewegung paßte gut zu seiner Verfassung. Nun sind bekanntlich Ehemänner Meister in Erfindung von Ausreden. Der Toni beugte sich über die Wiege und tat so, als ob er sich mit dem Kind beschäftigen tät: »Sei nur stad, Bubele, tu schön paffin! Du bist ja eine schöne Mutter, du kümmerst dich überhaupt nicht um das Kind. Der schreit schon eine halbe Stund, der arme Bub. Wie leicht kann er da Lungenentzündung kriegen! Gell, Bubele, wenn halt dei Pappa net wär!«
Da unterbricht ihn seine Frau: »Geh hör auf, du Erzschwindler, der Bub liegt schon zwei Stund bei mir im Bett!«
Es war halb drei in der Früh, der Vollmond hing am Himmel und leuchtete dem Schwankler Peppi heim. Plötzlich tauchte vor ihm eine schwankende Gestalt auf. Der Peppi war, wenn er Alkohol im Leib hatte, sehr gesprächig:
»Entschulding S', Herr Nachba, mir ist meine Uhr stehen geblieben, können Sie mir nicht sagen, is das da drobn der Mond oder die Sonne?«
Der Angeredete war mit dem Peppi wesensverwandt. Er schaute hinauf, lang, dann sagte er: »Ich weiß auch net, ich bin hier fremd!« Beide schauten zum Mond hinauf, dann frug er den Peppi:
»Was für einen meinen S' denn von dö zwei?« 76
In den überfüllten Wagen steigen noch drei junge, schlanke Damen ein und hoffen, daß einige Herren ihnen galant Platz machen. Merkwürdig, alle blicken zu Boden oder beim Fenster hinaus, keiner sieht die drei Damen stehen. Eine sehr korpulente Dame regt sich auf: »Die Herren heutzutage kennen keine Rücksicht mehr gegen Damen. Das hat es früher nicht gegeben!« Umsonst, die Herren bleiben sitzen wie hingeleimt. Der dicken Dame gegenüber sitzt ein junger Mann, der ziemlich schüchtern aussieht, zu dem sagt sie: »Stehen Sie doch auf, damit wenigstens eine der Damen sich setzen kann!«
Da kam sie aber zum Unrechten. »Warum ich? Stehen Sie auf, dann haben alle drei Platz!«
Die Buben haben wieder einmal Krieg gespielt. Der Hansl war Streifpatrouille. Er schaut furchtbar aus, der Hals ist ganz schwarz. Entsetzt sagt die Mutter: »Ja, was ist denn das, wie schaust denn du aus? Dein Hals, so schmutzig. Jetzt gehst sofort in die Küche und wasch'st dir deinen Hals, aber sauber. Wenn du deinen Hals schön gewaschen hast und das Wetter schön ist, darfst du Nachmittag mit mir spazieren gehn!«
»Wenns aber regnet? – Dann steh ich da mitm gwaschna Hals!« 77
Das war eine Aufregung. Zwei Schulkameraden, die sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen, feiern Wiedersehen. Fest haben sie gefeiert. Der eine davon geht auf die Toilette, und wie er zurückkommt, kann er sich nicht mehr aufrichten. Er hat keine Schmerzen, gar nichts, aber er kann sich nicht mehr aufrichten. Anscheinend ein Krampf der Gefäße, ja, alt werdn mir halt schon. Ein Auto wurde geholt und der Patient in ein Krankenhaus gefahren. Mit einer Tragbahre wurde der Kranke hinaufgetragen, es hat recht schrecklich ausgesehen. Während der Freund noch unten bei der Aufnahme die Formalitäten ordnete, kam sein Freund schon wieder gesund und aufrecht herunter. Der Krampf war vorbei. 78
»Habens dir a Spritzn gebn?«
»Nein, mich hat schon der Krankenwärter geheilt. Wie er mich auszogn hat, sind wir darauf gekommen. Ich hab aus Versehen, das Kragenknöpferl in die Unterhosn eingeknöpft, drum bin i nimma in d'Höh kumma!«
Vor dem Kriege war in einem deutschen Dorf Böhmens Mission. Ein tschechischer Ordensgeistlicher, glänzender Redner, predigte über das Leiden und Sterben des heiligen Sebastian. Er schildert die Martern, die der Heilige erdulden mußte, so eindringlich und lebendig, wie die spitzen Pfeile seinen Körper durchbohrten, wie er halb verblutet und verschmachtet am Pfahl hing, daß die ganze Gemeinde zu weinen anfing. Das Schluchzen und Schneuzen wurde so stark, daß er nicht mehr weiter predigen konnte. Um die Gläubigen zu trösten, sagte er dann: »O liebe, gute Leute – – Oh! weint nicht – – wer weiß, vielleicht isse gor nicht wohr.«
Zwei Kleingärtner sitzen in einer Wirtschaft und jeder prahlt mit seinen gärtnerischen Erzeugnissen. Der Wamserer sagt: »Radi hab ich, so was hast du noch nie 79
»Größer wie die mein«, behauptet der Lidl, »könnens auch nicht sein!«
Der Wamserer machte nur eine ganz geringschätzige Handbewegung, die ausdrückte, daß der Lidl in keiner Weise konkurrenzfähig sei.
Das ärgerte den Lidl. »So, das werd ich dir beweisen, jetzt hol ich schnell einen Radi bei mir. Da wirst schaun, was das für Trümmer sind.« Bald darauf kam er mit einem schönen großen Radi zurück, legte ihn vor Wamserer auf den Tisch. »So, was sagst jetzt?«
Der Wamserer warf einen flüchtigen Blick auf den Radi und sagte nur: »So sind bei mir die kleinern!«
»So jetzt hab ich dich, du Sprüchmacher, du ausgschamter«, triumphierte der Lidl, »I hab nämlich dein ganzes Radibeet umgrabn – das da is da größer gwesn!«
In der Religionsstunde werden die hohen kirchlichen Feste durchgenommen. Das Weihnachtsfest war durchgesprochen. »Nun kommen wir zu dem zweiten hohen Fest, das ist das Fest der Auferstehung. Wir nennen aber das Fest anders. Micherl, wie nennen wir das Fest der Auferstehung?«
Der Micherl steht auf und stottert: »Das Fest der Auferstehung nennen wir . . . . . .?«
Der Katechet will ihm draufhelfen. »No, Micherl, denk nur ein bisserl nach. Mit ›O‹ gehts an!«
Ein freudiges Aufleuchten geht über sein Gesicht: »'s Oktobafest!« 80
Not macht erfinderisch
»Hat dich deine Frau recht gschimpft, weilst gestern so spät heimkommen bist?«
»Naa, sie is net draufkommen, ich hab mich ganz ruhig ins Schlafzimmer hinein geschlichen, hab kein Licht gemacht. Grad wie ich schon ins Bett neisteign will, komm ich mit dem Fuß noch an den Stuhl hin. Sie hört es und im Halbschlaf sagt sie: ›Phillax, bist as du?‹ Geistesgegenwärtig bück ich mich und schleck ihr die Hand ab!« 81
In der Unterkunftshütte war alles überfüllt. Die meisten mußten auf dem Heu im Dachboden schlafen. In dem schiefen Dach war ein Fenster zum Aufstellen, damit frische Luft hereinkommen und die verbrauchte abziehen kann. Durch die enge Belegung war natürlich viel verbrauchte Luft vorhanden, deshalb stellte einer das Fenster hoch. Aber direkt unter dem Fenster lag ein norddeutscher Tourist, der war damit nicht einverstanden.
»Nö, nö, det jeht nich, ich bin in die Berje jefahren, um meinen Rheumatismus loszukriejen, ich kann mich nich unter das offne Fenster lejen, wenn die Nebel einfallen. Nö, nö, det jeht nich!« Er schließt das Fenster.
Da regt sich die Opposition. Im Dunkeln werden Stimmen laut. »Mir wolln a frische Luft!« »Den schaug o, bals krank bist, bleibst dahoam!« »Da dastickt ma ja da herin!« Eine Gestalt geht hin und öffnet das Fenster.
»Unerhörte Umezogenheit! Uff 'nen kranken Menschen kann man doch Rücksicht nehmen, det wird doch in Bayern ooch so sin!« Klapp, das Fenster ist wieder zu.
Sofort gehts wieder los. »Aufmachn! Mir san wegn da frischn Luft rei!« »Waarst dahoam bliebn!« »Da san mir Herr, Saggrament!« Das Fenster wird wieder aufgestellt.
Dieses Gesellschaftsspiel wird die ganze Nacht mit Eifer betrieben, bis es endlich hell wird, da setzt ein Gelächter ein.
Es war gar kein Fenster drin, sie haben nur den Rahmen auf- und zugemacht. 82
In eine Apotheke kommen drei Buben hineingestürmt. Mißmutig fragt der Provisor den ersten: »Was willst denn?« – »Um a Zehnerl an Bärensaft!« – Der Provisor schaut noch wilder, der Bärensaft ist ausgerechnet in der obersten Schublade. Er holt die Leiter aus der Ecke, steigt hinauf, holt den Bärensaft, zwickt ein Stück ab, wiegt es, tut noch etwas drauf, es war zu viel, zwickt nochmal etwas ab, endlich ist es recht. Er steigt hinauf, schiebt die Schublade hinein, kommt runter, stellt die Leiter in die Ecke und gibt dem Jungen den Bärensaft. »Was willst du«, fragt er den zweiten. »I möcht aa um a Zehnerl an Bärensaft!« – »Hättest du das nicht gleich sagen können, dummer Bub. Willst du auch um a Zehnerl an Bärensaft«, fragt er den dritten. »Naa!« Er holt die Leiter wieder, und die umständliche Prozedur wiederholt sich. Nachdem der zweite auch seinen Bärensaft hat, fragt er den dritten: »Was kriegst du?« – »Um a Fünferl an Bärensaft!«
Zwei Bauern unterhalten sich in der Bahn. »Gesting hättst beim untern Wirt sei solln. Da is wuid herganga. Da Heslwastl und da Spurmoar habn politisiert mit ananda!«
»Auweh, da san die richtinga zwoa zsammkemma. Wia is denn nausganga?«
»Übermorgn is d' Leich!« 83
s' is her a Jahr a dreißgi,
Wias mir mei Nummra gebn,
Da san ma gfahrn no fleißi –
Herrschaft, dös war a Leben!
Zum Aumeister mal obi
In knapp dreiviertel Stund,
Koa Peitschn braucht da hab i,
»Mzt, Mzt«, na warn ma drunt.
Vui Fremde hob i gfahrn aa
Und eahna München zoagt:
Die Schackgalerie, die Glyptothek,
Die alt und neu Pinakothek,
Die Ludwigstraß, das Siegestor
Und aa d' Akademie,
Theresienstraß, Bavaria –
Vor jedem Bräuhaus, Sie wern 's versteh,
Ja übrall fahr i s' hi.
Da bleibt mei Gaul vo selba steh.
I bin a alta Münchna Fiaka,
I hab mein Stand beim Hofbräuhaus,
Mei Liesl is a dürra Racka,
Mir zwoa, mir lassn do net aus.
Wann sich aa Andre Köpf eirenna
Und sausen wia da Blitz dahi,
I und mei Liesl dös net kenna,
Da wo ma hi' wolln, kumm ma hi'! 84
Jetzt bin i fast vergessn,
Die Welt hat sich umdraht!
Alls fuhrwerkt rum wie bsessn,
I fahr eahna vui z'stad –
A jeda hats pressanti,
Is voller Zappligkeit,
Jazt so was hab i' g'hanti
I bi für d Gmüatlichkeit
Ihr warts doch früha allweil
Mit uns Fiaka zfriedn,
Denkts nur an manch Redoutennacht,
Wo mir euch gfahrn habn, so schö sacht
Vom Löb'nbräukeller draußn
Zum Donisl herunt.
Dös hat euch paßt, wenn ma da braucht hamm
Fast a halbe Stund!
Da san ma gfahrn mit so vui G'fui,
A so fahrt do koa Automobui.
I bin a alta Münchner Fiaka,
I hab mein Stand beim Hofbräuhaus
Mei Liesl is a dürra Racka,
Mir zwoa, mir lassn do net aus.
Geh, schiabts uns do net ganz auf d' Seitn
Naa, Münchna, dös solls do net gebn,
Und san aa jetzt ganz andre Zeitn,
Mir zwoa mir möcht aa no lebn.
O mei, o mei, dös san Zeitn. Dö Wölt is anders worn. Alls, was früha schö und guat war – dös is iazt auf amal nix mehr. Der Zeitgeist, der vafluachte – i habn no nia leidn könna; i bin konservativ. I 85 woaß zwar net, was dös is – aber es ko nix Schlecht's sei. Da san amal zwoa Herrn vom Hofbräuhaus aussa kemma, der Oa hat a Auto nehma wolln, der Ander aba hat gsagt: »Nein, ich nehm eine Droschke, ich bin konservativ«, – seit dera Zeit bin i aa konservativ. Ein Mensch, der stattn Auto liaba mitn Fiaka fahrt, das kann kein schlechter Mensch sein!
Sagn Sie's do selba. Wenn a anderna Diebsgsell durchbrennt, mit was brennt er durch? – Mit an Auterl! Mitm Fiaka is no koana durchbrennt. Darum stell i dö Behauptung auf, bal oana in an Fiaka drinnsitzt, woaß ma ganz bestimmt, daß das ein anständiger Mensch is. Bei an Auterl kann ma dös net sagn. I ko ma net helfa – aba bal i oan so narrisch dahisausen siag, denk i mir jedsmal: »Was wird denn der wieda angstellt habn?«
Das is unsa Untergang, weil dö moderna Leut so nervios san, dö könnan nix dawartn.
Neuli kimmt a Preiß vom Hofbräuhaus außa und schreit: »He, Droschke!« I wollts zerscht gar net glaabn, daß dös mi' ogeht, na hat er aba gwunka und no' mal gschrian: »He, Droschke, nu mal los!« Hob i mi wirkli drüba gfreut und hab so für mi denkt: »Siagst, Xaverl, es gibt aa Preißn, denen es nicht pressiert!«
Bis i aba nacha mei Bier austrunka hab, bis i da Liesl Deckn obazogn, schö zsammglegt hab – is der Kerl, der windige, in a Auto eigstiegn und hat gsagt: »Nee, Männeken, so lange Urlaub hab ick nich, bis Sie Ihre olle Rosinante uffjetackelt haben!«
Was hob i macha wolln? I hab d Liesl wieder 86 zuadeckt und hab ma stad was denkt dabei. Vielleicht könna S' eahna denka, was i mir da denkt hab?
Da soll ma si nacha net ärgern. Hockt ma an halbn Tag da, wart und wart – sauft oa Maß Bier nach der andern, waar a Wunder, wenn ma nacha koa Bierherz kriagat – und bal ma nacha wirkli oan zum Fahrn hat – na ko er 's net dawartn, der Aff, der gschußlat. I hab ja aa zwoarahalb Stund wartn müaßn, bis er kemma is, na kunnt er do aa a paar Minutn wartn!
Es is a Kreiz. D' Leut hamm koa Anhänglichkeit mehr. Was hab i früha Studentn hoamgfahrn von da Kneip, ausgschaut habn s', kasweiß, a andana hätts glei ins Leichnhaus gfahrn, aba i hab mi da auskennt.
I hab s' einepelzt in Wagn, hab eahna d' Studentenkartn aussazogn, gschaugt, wia er hoaßt und wo er wohnt, hob eahm – für alle Fälle – an Fuattersack umghängt, und dahinganga is im Fackltrab.
Dös is iazt alls vagessn. Frett ma uns halt weiter. Dö mehrarn habn eahna Nummra scho an Autodroschkna vakaaft, dös tua i net. So lang i no am Bock auffikraxln ko, bleib i bei meina Liesl.
I fahr no allweil weiter
Mit oaner Pferdekraft.
D' Leut z'fammfahrn, is dös g'scheiter?
A schö' Errungenschaft!
Koa Hupn und koa Tutn
Brauch i, gehts üba d' Schrems
A »Brr«, scho steht mei Stutn,
Dös is mei Vierradbrems.
Und gehts amol gar nimma, 87
Fahrt gar neambd mehr mit mir,
Kummt Kutschn ins Museum nei,
D' Lisl stift i in ra Volksküch rei,
Mei Bierherz, dös vermach i
Da Anatomie.
Was wollts vo mir no mehra,
A so a guata Kerl bin i.
Und fahrts mi dann in Friedhof naus,
Koa Auto – sunst hups i no raus.
I bin a alta Münchner Fiaka,
I hab mein Stand beim Hofbräuhaus,
Mei Liesl is a dürra Racka,
Mir zwoa, mir lassn do net aus.
Da Münchnastadt, die mir so lieben,
Hamm mir gedient voll Redlichkeit,
Mir zwoa, mir san no übrig blieben
Ja, aus der guatn, altn Zeit. 88
In der Religionsstunde frägt der Katechet: »Wer war die Mutter des Moses?«
»Die Tochter des Königs Pharao!«
»Aber nein, da hast du wieder einmal nicht aufgepaßt. Die hat ihn doch nur gefunden!«
»Ja, das sagts halt!«
Zum Dr. Bleibrunner, einem sehr lebenslustigen Herrn, kommt ein Mann und läßt sich genau untersuchen.
»Herr Doktor, ich bin Ende der Fünfziger, mir fehlt nichts, ich möchte von Ihnen nur folgendes wissen: Können Sie mir mit Bestimmtheit sagen, daß ich achtzig Jahre alt werde?«
»Ja«, sagt der Doktor, »das ist nicht so leicht. Ihre Organe sind gesund. Jetzt kommts halt auf Ihre Lebensweise an. Sind Sie starker Raucher?«
»Nein. Ich bin Nichtraucher!«
»So, wie stehts dann mit dem Trinken?«
»Ich bin Antialkoholiker!«
»So, so, Sie sind ja ganz ein Braver. Wie stehts dann mit der Weiblichkeit? Mhm?«
»Ich bin Weiberfeind!«
»So, so. Rauchen tun Sie nicht, trinken tun Sie nicht, Weiberfeind sind Sie auch! Jetzt sagn S' mir nur, wegen was wolln S' achtzig Jahr alt werden?« 90