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Von den drei Weisn aus dem Morgenland haben Sie sicher schon gehört. Ich bin der »Vierte« aus der Gegend.
Wenn Sie in München im Café Orient einen Mokka trinken und glauben dann etwas Orientalisches erlebt zu haben, da täuschen Sie sich.
Der Orient sieht ganz anders aus – der riecht schon ganz anders. Ich kenne nun sämtliche Wohlgerüche Arabiens – wie man mit so was noch Reklame machen kann, versteh ich nicht.
Lassen Sie sich erzählen. Ich war in Ägypten am heiligen Nil, dort wo die gewaltigen Pyramiden stehen. 36 Fünftausend Jahre haben auf mich heruntergeschaut – ich hab hinaufgeschaut.
Wie man sich da jung vorkommt, wenn 5000 Jahre neben einem stehen.
100 000 Maurer und Steinträger haben zwanzig Jahre an einer Pyramide gearbeitet, bis sie fertig war.
Erschauernd dachte ich: »Wenn das bayerische Maurer gewesen wären, da wären sicher noch zehn Jahr Brotzeit dazu gekommen!«
Hier bestieg ich ein Kamel. Als mich das Viech sah, fing es zu plärren an. Ich wehrte ab: »Nur keine plumpen Vertraulichkeiten!«
Stolz ritt ich, meinen Fliegenwedel wie einen Marschallstab in der Rechten, zur rätselhaften Sphinx und schaute ihr tief ins Auge – da lächelte sie. Vielleicht hats mi kennt?
In Kairo besuchte ich Tut-Ench-Amun und seinen Schwiegervater, bewunderte die prachtvollen Schätze, die er in sein Grab mitgenommen. Alles in Glaskästen, man kann leider kein Andenken mitnehmen.
Unser arabischer Führer Hassan, er war früher Eseltreiber, jetzt hat er uns ge–führt, sprach sehr gut deutsch. Das schreckliche Blutbad, das ein Sultan unter den Mamluckenführern auf der Zitadelle anrichtete, erklärte er uns folgendermaßen:
»Diesen Haus is sich gebaut aus Felsistein und ist en gebaut auf diese Stell und – stehn hier.
Da haben der Sultan von des Türk geladen den Mamluck zu eß, er haben aber in das Brot 37 hineingegiftet, um zu sterb das Mamluck und haben ihnen das Kopf ausgeschlacht.
Aber einen von der Mamluck sein mit de Pferd in die Fels geschutzt, und die Bauchen von die Pferd seien sprungüber, und da haben die Sultan geschißt!«
Sind Sie nun im Bild?
Ich wars auch nicht.
Ein Nachtleben gibts in Kairo – Oh! Alle Laster der Welt findet man dort. Wer will, kann dort was erleben – ich wollte nicht, es war auch meine Frau dabei.
Dann war ich auch in Jerusalem, der ehemaligen Hauptstadt des jüdischen Reiches. Natürlich gibt es dort Juden – aber so viel, wie ich mir vorstellte, waren es nicht – ich glaub, in Frankfurt waren mehr.
Den Juden in Jerusalem geht es auch nicht besonders gut. Viele stehen vor der Klagemauer und weinen und klagen.
War auch am Toten Meer, das ist noch immer tot, und am Jordan, wo die vielen Heiden und Juden getauft wurden, das Wasser ist noch ganz gelb.
Drüber dem Jordan in den Moabiterbergen hausen räuberische Beduinen, auch wilde Tiere, Schakale und Tiger. Da wir aber in München einen so schönen Tierpark haben, wo man diese Viecher sieht – ging ich nicht über den Jordan.
Auch Konstantinopel besuchte ich. Leider ist dort manches Interessante seit dem Umsturz verschwunden. Aus dem Sultanspalast machten sie ein Kasino mit Spiel und Tanzsaal. 38
Aber sonst haben die Türken richtig aufgeräumt. Harem gibts nicht mehr. Die Haremsdamen beziehen alle Erwerbslosenunterstützung. Die Damen sind anderswo schwer unterzubringen. Sie haben nichts gelernt – bloß Harem – sonst gar nichts. Alle möchten natürlich in ihrem alten Beruf tätig sein – da fehlts an der Nachfrage. Für die älteren Haremsdamen ist es besonders schwer, weil man ihnen auch noch den Schleier verboten hat.
Noch trauriger sind die ehemaligen Haremswächter, die Eunuchen, dran. Zufällig wurde ich mit dem Sekretär der Eunuchen-Gewerkschaft bekannt, der klagte bitter über die Lage seiner Mitglieder, die buchstäblich alles verloren hätten. Er meinte, ob wir in Deutschland, nachdem die Türkei mit uns befreundet war, nichts dafür tun könnten?
»Sehr schwer«, sagte ich, »edler Türke. Was sollen wir mit Ihnen anfangen? Das einzige wäre, daß einer oder der andere einen Posten bekäm als Hausmeister im Kloster bei den Englischen Fräuleins!«
Das sind die Folgen des Umsturzes im Orient wie bei uns. 39
Auf dem Dorfweiher, obwohl nur halb zugefroren, herrschte reges Leben. Da hat sich einer zu weit hinausgewagt, plötzlich kracht es und einer bricht durch. Die Buben laufen im ersten Schrecken davon. Nur der Zollner Anderl hatte Schneid. Er holte sich ein Brett, rutschte auf dem Bauch bis zur Einbruchstelle vor und brachte tatsächlich den Buben heraus. Inzwischen kamen durch das Geschrei auch große Leute herbei und lobten den kleinen Anderl ob seiner mutigen Tat. Der Herr Pfarrer kam auch des Weges und, nachdem er erfahren, was passiert war, lobte er den kleinen Lebensretter:
»Brav, Anderl, du hast mit eigener Lebensgefahr deinem Kameraden das Leben gerettet. Es freut mich zu sehen, daß meine guten Lehren, einer soll dem anderen beistehen, nicht umsonst sind. Gell, Anderl, das hast du getan aus christlicher Nächstenliebe?«
»Naa, weil der meine Schlittschuh oghabt hat!«
Eine junge, lebenslustige Frau ist gestorben. Der Gatte steht traurig, aber gefaßt vor dem Grab. Der Hausfreund kann sich nicht so beherrschen, er schluchzt laut und die Tränen fließen reichlich. Der Gatte, der gute Mensch, nimmt ihn bei der Hand und sagt voll Mitleid_
»Fritz, hör auf, schau, ich heirat ja wieder!« 40
Vor dreißig Jahren zog ich mit dem Quartett »Die Münchner Meistersänger« eineinhalb Jahre in Deutschlands Gauen umher. Wir beglückten auch oft Orte, die abseits der Bahn lagen, damit die armen Menschen, die abseits der großen Verkehrsstraßen wohnten, auf diesen Kunstgenuß, uns singen zu hören, nicht verzichten mußten. Merkwürdigerweise dankten die bösen Mitmenschen unser Entgegenkommen, sie in ihren abgelegenen Wohnstätten mit unserer heiteren Kunst beglücken zu wollen, sehr schlecht. Sie kamen überhaupt nicht, nahmen gar keine Notiz von uns. Die teueren Plakate waren umsonst verpappt, das Geld für das Inserat im dortigen Wochenblatt umsonst im voraus bezahlt, ebenso die ortspolizeiliche Erlaubnis. Wir »Münchner Meistersänger« standen allein auf weiter Flur, es kam niemand. – »Abgebrannt« lautet der Fachausdruck. Mit allerhand Verwünschungen gegen die jeder Kunstbegeisterung bare Bevölkerung wandten wir solchen Orten grollend den Rücken. Sehr oft passierte uns dies oben im Frankenlande. Die edlen Franken – der Koch Maxl nannte sie in seinem Arger die »ölendigen Franken« – sind sehr mißtrauisch. In »Haßfurt« kam an einem Sonntag nachmittags und abends keine Seele. In »Zeil« waren um 8 Uhr nur 18 Personen anwesend, die andern standen drunten auf der Straße, sie wollten zuerst mal hören, was eigentlich los ist; erst nachdem wir einige Quartette gesungen, kamen noch welche. »Zeil« bleibt mir unvergeßlich, da gab es zum Abendessen nichts wie Essiggurken. Traute uns der Wirt nicht 41 bei dem schlechten Geschäftsgang, oder hatte er wirklich nichts als nur Essiggurken? Kein Wunder, wenn wir da sauere Gesichter machten. – In Treuchtlingen kamen wir wenige Stunden vor Beginn der Vorstellung an und fanden in dem Saal, in welchem das Konzert 42 stattfinden sollte, kein Podium vor. Auf die Frage, wo denn das Podium sei, antwortete der Wirt naiv: »I hab gmeint, das bringt ihr selber mit!«
Ein Kapitel für sich sind die Klaviere, die man auf Reisen antrifft. Ganze Bände könnte man da über die Vervollkommnung der Klaviere schreiben. Wir lernten alle kennen; durchschnittlich sind sie zu tief, was mir als Tenor gar nicht unangenehm war – aber der Baß, der schimpfte. Einen Ton zu tief ließ er sich noch gefallen, aber wenn es mehr als eine kleine Terz war, wurde er grob, der gute Jobst. Unter seinen Baßliedern hatte er zwei Schlager, die er sehr gern sang. Das war das herzergreifende Lied: »Sei still, mein Kind, der Vater schläft« und als zweites ein heiteres Liedl: »Das Rindvieh«. Ein Halloh gab es immer, wenn bei dem ersten Lied die Zuhörer ganz ergriffen lauschten auf die letzten Worte: »Sei still mein Kind, der Vater schläft« und er unmittelbar darauf ankündigte »Das Rindvieh!«
Noch eine lustige Klavierepisode. In einem einsamen Sommerhotel hatte unser Direktor ein Nachmittagskonzert angesetzt. »Es ist alles sehr nett dort«, sagte er, »sehr vornehme Leute wohnen dort, sogar ein Flügel ist da, ich glaub, es ist ein Pechstein-Flügel«. Ja, »Pech« war dabei. Wir trafen pünktlich um 3 Uhr nachmittags dort ein, die Kellnerin versicherte uns, daß sich die Leute schon recht freuen auf uns, was uns auch freute. Wir schlüpften in unsere Fräcke hinein (das bekannte Sympathiemittel) und gingen frohgelaunt in den Konzertsaal. Der »Flügel« stand noch im Hausflur. Der junge Neumeier, unser Pianist, meinte: »Daß die den Flügel 43 im Hausflur stehen haben, ist doch schad um so ein Instrument, sicher wird er recht verstimmt sein!« Er ging zum Flügel, öffnete, schlug einen Akkord an – kein Ton kam heraus – um Gottes willen! Ich hob den Deckel hoch – »heilige Cäcilia!« – da konnte freilich kein Ton herauskommen – das war einmal ein Klavier – jetzt wars ein Besteckkasten! Die »Meistersänger« sangen damals ohne Klavier!
In den Schweinmetzgerladen einer Münchner Vorstadt kommt ein kleiner Bub: »Um a Zwanzgerl an Leberkas, Sie solln ma achzg Pfennig rausgebn, da Vatta kimmt am Samstag und bringt 's Markl!«
Ein Maurer mit kalkbespritztem Arbeitsgewand schwankt aus dem Hofbräuhaus heraus. Hinter ihm anscheinend seine Frau, die fortwährend auf ihn einschimpft:
»Scham di, Hammi bsuffana, allwei im Wirtshaus hocka und gar nimma hoamgeh. I derfat mi dahoam z' Tod schindn und plagn und du versaufst den letzten Pfennig. Aber paß ma nur auf, dö ganz Wocha kriagst ma nix wia a Wasserschnalzn, du bsuffas Wagscheitl, du!«
So schimpft sie den ganzen Weg entlang. Marienplatz, Kaufinger-Neuhauserstraße bis zum Karlsplatz. 44 Auf einmal wird es dem Mann zu dumm, er packt sie und gibt ihr eine Ohrfeige.
Ein Herr, der die Sache beobachtete und schon seit dem Hofbräuhaus hinter ihnen ging, sprang hinzu und beschwichtigt den Maurer.
»Da muß ma ja narrisch wern, wenn s' gar nimma 's Belfern aufhört!«
»Ich kann Ihre Erregung verstehen, ich bin die ganze Zeit hinter Ihnen drein gegangen – aber Sie sind zu weit gegangen!«
»Gell, dös sagst aa? I hätt ihr schon am Marienplatz oane schmiern solln!«
In einer Klause im Wald hauste der fromme Einsiedler Zyprian. Die Bauern hielten viel von ihm. Wenn ein Vieh krank wurde, holte man den frommen Zyprian, der sprach seinen Segen und gleich wurde es besser. Bei der Riendlbäuerin waren die Hennen krank und diesmal half auch der Segen des frommen Zyprian nichts. Eine Henne nach der andern ging ein.
Ein schwerer Schlag für die Riendlbäuerin, aber auch für den frommen Zyprian. Die Bauern, die im Glauben so wie so nicht mehr so fest waren, wurden wankelmütig. Der Einsiedler wollte noch retten, was zu retten war, und erzählte: »Was moants, was mir bei der Riendlbäuerin passiert ist? Meine Augen lassen halt scho nach, und da hab ich statt an Hennasegn an Ochsensegn dawischt – der war eahna z'stark!« 46
An einem schwülen Sommerabend saß ein Münchner mit seinem zwölfjährigen Sohne beim Bier. Die Mutter hatte dem Buben eingeschärft: »Schau, daß du an Vater hoambringst, bevor er einen Rausch hat.« Gesprochen wurde ganz wenig, denn es war schrecklich schwül und der Vater hatte einen fürchterlichen Durst. Plötzlich frug der Sprößling seinen Erzeuger: »Du, Vatter, an was kennt man das, wenn man bsuffa is?«
»Das kennt ma glei«, belehrte ihn der Vater. »Siegst, Schorschl, da drübn an dem Tisch sitzen zwoa Herrn; wenn man die für vier anschaut, dann is ma bsuffa!«
»Vatta, gehn ma, da drübn sitzt bloß oana!«
In der Münchner Altstadt war es, während der Fremdenzeit. Ein kleines Mädl hatte sich verlaufen und stand weinend auf der Straße. Ein Kreis Teilnehmender um sie herum.
Eine Frau aus Sachsen bemühte sich und frug: »Nu sach mal, Kleene, wie heeßt denn deine Mamma? Sach mal!«
»Dös woaß i net!«
Nun wollte ein Berliner Herr die Sache in die Hand nehmen. 47
»Paß mal uff, Kleene. Weeßt du nich die Straße oder den Polizeibezirk, wo ihr wohnt?«
»Dös woaß i net!«
»Unglaublich, det is bei uns det erste, wat man den Kindern lernt!«
Zum Glück kam ein Münchner dazu. »So fragt ma do koa Kind net. Laßt S' mi hi! – Paß auf, Deandl, da brauchst net woana, dös hamm ma glei. Sag amol, wo holt denn dei Muatta 's Bier?«
»Beim Franziskana!« Der Fall war erledigt.
Obwohl die Polizei eine Einrichtung zum Wohle der Allgemeinheit ist, sind merkwürdigerweise die ausübenden Organe, die Schutzleute, beim Volke selten beliebt.
Da ist ein Dienstmädl beim Fensterputzen vom ersten Stock heruntergefallen. Zum Glück ist nicht viel passiert, sie wurde ins Haus getragen und kam bald wieder zum Bewußtsein. Eine große Menschenmenge sammelte sich vor dem Haus an und besprach den Fall. Ein Schutzmann bemüht sich, dieselbe zu zerstreuen und versuchte es mit gütlichem Zureden:
»Weiter gehen, nicht stehen bleiben. Es gibt nichts zu sehen. Sie ist halt runter gefallen, das kann jedem passieren bei der Arbeit!«
Da rief eine bissige Stimme: »Ja, bloß Eahna net!« 48
Beim Nationaltheater steigt eine Frau ein und wendet sich an den Schaffner: »Herr Schaffner, ich muß zum Ostfriedhof, meiner Schwägerin ihr Vater ist gestorben. Um halb vier Uhr ist die Beerdigung. Meinen S', ich komm noch rechtzeitig naus?«
Der Schaffner nickt.
»Ich möcht ihn natürlich auch noch sehn, bevor sie ihn zumachen!«
Der Schaffner gibt ihr den Fahrschein.
»Gelln S', Herr Schaffner, da muß ich doch einmal umsteign?«
»Ja, an der Wörthschule.«
»Die wievielte Haltestelle ist denn das?«
»Die vierte!«
»In welche Linie muß ich denn umsteign?«
»Linie 12!«
»Gellns, Sie sind so gut und sagns mir, wann ich umsteign muß!«
Der Schaffner nickt. Der Wagen hält am Max-Monument.
»Herr Schaffner, muß ich da raus?«
»Naa, i sags Ihna schon!«
Der Wagen hält am Max Weberplatz. »Muß i do raus?«
»Nein, ich sags Ihnen schon.«
»Wörthschule! So jetzt kommen S'. Gehen Sie da hinüber und fahren mit der Linie 12 Richtung Rosenheimer Straße.«
»Danke schön, Herr Schaffner. In die Linie 12 haben 49 S' gsagt. Hoffentlich kommt glei eine, daß i noch rechtzeitig nauskomm, daß ich ihn auch noch seh. I hab ihn nämlich gar net kennt.«
Die Frau geht auf die falsche Seite und fährt den Weg wieder zurück.
Der Schaffner wendet sich an einen Herrn, der auf der Plattform steht, schüttelt den Kopf und sagt: »Sehn S', deswegn hab ich net gheirat!«
Am Einödhof liegt der Großvater am Sterben. Der Sepperl muß ins Dorf hinunterlaufen und den Herrn Pfarrer so schnell wie möglich holen. Der Sepperl lauft, was er kann, sein Großvater war ihm ja sein alles. Bald war er unten am Pfarrhof. Doch bis ihn die Pfarrersköchin gehört, bis sie den Herrn Pfarrer geweckt, und bis dieser angezogen war, das dauerte lang. Endlich war es so weit. Der Sepperl geht voran, um den kürzesten Weg zu zeigen. In der ehrlichen Sorge, seinem geliebten Großvater noch die Tröstungen der Religion zu bringen, geht der Sepperl ziemlich rasch. Der dicke und asthmaleidende Pfarrer bleibt immer weiter zurück. Gern hätte ihn der Sepperl aufgefordert, a bisserl schneller zu gehn. Das traute er sich aber doch nicht, so was zu seinem Religionslehrer zu sagen. Als aber dieser immer noch weiter zurückblieb, siegte doch die Liebe zu seinem Großvater und er sagte:
»Lacha müßt i, wann er scho gstorbn waar, bis ma hikemma!« 50
Der Maxerl sitzt in der Trambahn, die Rotzglocke hängt ihm herunter und geräuschvoll zieht er sie immer wieder hoch. Eine Dame fragt ihn wohlwollend: »Na, Kleiner, hast du kein Taschentuch?«
»Ja, aber i leichs net her!« 51
Mayer und Huber in München waren alte Bekannte und hatten bei der Inflation ihr Geld verloren. Während Huber untätig seinen braunen Tausendern nachtrauerte, hatte sich Mayer aufgerafft, einen kleinen Eiswagen gekauft und verkaufte beim Maffeibogen neben der Bayerischen Vereinsbank Eis.
Es war ein heißer Julitag und beim Mayer ging das Geschäft glänzend. Der Huber beobachtete das mit Neid. Er pirschte sich zu seinem alten Bekannten und sagte leise:
»Mayer, i hab Durscht, kannst ma net drei Mark leicha?«
»Tut mir recht leid, Huber, aber i darf net. Ich hab mit der Bayerischen Vereinsbank einen Vertrag abgeschlossen. Die dürfen kein Eis verkaufen, und ich darf keinen Kredit geben!«
Großmutter, Mutter und Kind stehen am Isartalbahnhof und wolln nach Pullach. Die Mutter verlangt zwei Fahrkarten nach Pullach. »Und was is denn mit dem Buam?« fragt der Beamte. »Ja, kost denn der aa scho was?« sagt die Mutter. »Natürlich«, sagt der Beamte, »der braucht a halbes Billett, er hat ja schon a kurze Hosn an.« »Mei«, sagt d' Mutter, »wanns auf dös ankummat, brauchat i aa bloß a halbs Billett.« »Und i«, meint die Großmutter, »brauchat gar koans.« 52
Der Blonner Franzl steht in Starnberg auf dem Vormundschaftsgericht. Der Beamte sagt:
»Sie haben sich da allerhand geleistet. Drei Alimentationsklagen zu gleicher Zeit liegen vor. Die eine von der Therese Sperrmoser in Tutzing, dann eine von der Maria Betzl aus Leoni und eine von der Katharina Bichler aus Dießen. Das ist ja unglaublich. Sagen Sie einmal, wie haben S' denn das gemacht?«
»I hab a Motorradl!«
In der Schule spricht der Lehrer über die Nützlichkeit der Haustiere. Eben ist die Gans daran. »Durch was nützt uns die Gans?«
»Von der Gans kriegen wir den Gansbraten!«
»Gut. Die Gans dient uns zur Ernährung. Was kriegen wir noch von der Gans?«
»Das Gansjung, Herr Lehrer!«
»Du denkst bloß ans Essen. Was kriegen wir noch von der Gans?«
Karlchen weiß nichts mehr. Der Lehrer will ihm draufhelfen und frägt:
»Was habt ihr denn zu Haus in euren Betten?«
»Wanzen, Herr Lehrer!« 54
Salvatorausschank, die Musik spielt, alles ist lustig und singt, fidele Stimmung. Ein Einheimischer sagt zu einem am Tisch sitzenden Berliner heimatstolz:
»Gelln S', Herr Nachba, bei uns is zünfti, dös gibts bei enk net?«
»Hamm wa ooch! Kommen Se mal zum Bockbierausschank Berlin-Hasenhaide, da können Se wat erleben. Det is Betrieb. Tja, uns kann keener . . .!«
»So, so«, erwidert etwas enttäuscht der Bayer, »dös is bei uns wieder anders – uns könnas alle . . .!«
Ein junger Mann besucht seine in einem Dorf ganz abgeschlossen von der Welt lebende Großmutter und erzählt: »Also, Großmutter, du kannst dir nicht vorstellen, wies in der Welt zugeht. – Die Preise, wahnsinnig. – Ein Pfund Fleisch 1½ Millionen, Butter 2 Millionen, ein Paar Schuhe 80 Millionen, ein Anzug 250 Millionen usw. usw.« – Die alte Frau schlägt die Hände verwundert zusammen und sagt: »Naa, gibts denn dös. Da kann i mi gar nimma neidenka, dös versteh i nimma, i bin froh, wenn mi unser Herrgott bald holt, dös is koa Leben nimma für mi!« – »Dös glaub i dir gern, Großmutter, daß du dich in dieser Zeit nicht mehr wohl fühlst. Sag einmal, wie alt bist du jetzt?« – Da antwortet das Mütterlein: »84 Millionen Jahr!« 55
Auf der Hotelterrasse eines Nordseebades sitzen drei junge Herren an einem Regentag beisammen und wissen nicht, was anfangen vor Langeweile.
»Wißt ihr was«, schlug einer vor, »wir machen ganz was Blödsinniges, jeder muß ein Gedicht machen!«
Der Vorschlag wurde angenommen. Jeder nahm ein Stück Papier, setzte sich in eine Ecke und dichtete. Es dauerte gar nicht lange, da rief einer davon:
Fertig, hab eines!«
»Vorlesen!«
Er las mit warmer, einschmeichelnder Stimme:
»Ein Fischer saß am Meeresstrand,
Er hat die Angel in der Hand,
An dieser hing ein großer Barsch,
Das Wasser reicht ihm an die Knie.«
Spöttisches Gelächter der beiden Kollegen: »Das reimt sich ja gar nicht!«
Ernst sprach der Dichter:
»Wartet nur, bis die Flut kommt, dann reimt sichs schon!«
Der kleine Fritzchen sagt zum Großpapa: »Du, Großpapa, sag, hast du noch Zähne?« – »Nein, liebes Fritzchen«, erwidert der Großpapa, »ich hab sie leider schon alle verloren!« – »Hast gar keinen einzigen mehr?« – »Nein, Fritzchen, keinen einzigen mehr!« – »So« meint der kleine Wicht, »dann sei so gut, Großpapa, und halt mir mein Butterbrot, bis ich wiederkomme!« 56
Dem Oberkellner fällt auf, daß der Kellnerlehrling, der Benni, ein fürchterlicher Lausbub, den ganzen Vormittag grinst. Er hat ihn schon einige Male zur Rede gestellt, aber der Benni hat immer ausweichend geantwortet. Selbst dem Betriebsführer fällt dieses spöttische, schadenfrohe Gegrinse auf, er nimmt den Benni beiseite und fragt: »Was hast denn du heut für ein Gegrinse, was ist denn da so lächerlich heut?« Der Benni will ausweichen und sagt, er sei heut so gut aufgelegt. Das glaubt ihm der Betriebsführer nicht. »Mach keine Sachen und erzähl mir, warum du immer lachst. Los!« Da muß es der Benni eingestehen. »Gestern abend hab ich unserer Buffetdame a Juckpulver ins Bett hineingetan, und heut kratzt sich der Ober allweil!«
Das ist ein Kreuz jetzt mit den Hausgehilfinnen, Ansprüche stellen die und frech sind sie, dabei muß man froh sein, wenn man eine hat. Die Frau Direktor war einige Wochen im Bad; als sie zurückkam, merkte sie, daß ihre Hausgehilfin in anderen Umständen war. Vorwurfsvoll sagte sie: »Aber, Anna, schämen Sie sich nicht?«
»Warum«, sagt diese frech, »Sie sind ja auch in der Hoffnung!«
»Das ist denn doch was anderes«, meint entrüstet die Frau Direktor, »ich bin es von meinem Mann!!«
»Na ja«, sagt die Anna, »von dem bin ichs ja aa!« 57
Der neue Pfarrer hatte sich in kurzer Zeit die Sympathien seiner Pfarrkinder erworben. Er stammte selbst aus einem Bauernhaus und verstand mit den Bauern umzugehen. Bei dem Bittgang um die Felder machte der Meßner den neuen Herrn auf das Feld des Hirglbauern aufmerksam: »Hochwürden, dös ghört unserm Kirchenpfleger, der tut viel für d' Kirch, da müassn S' scho extra an Vaterunser beten!«
Der Pfarrer musterte mit Kennerblick das kümmerliche, verwahrloste Feld und sagte: »Da hilft koa Vaterunser, da muß a Mist her!«
Zwei Bauern unterhalten sich.
»Wia gehts denn an Bichlmoar?«
»Warum, feit dem was?«
»Freili. Vorgestern auf d'Nacht is er hoam, hat koan Rausch ghabt, da hatn der Hund net kennt – und hatn bissen!«
Die Hoybauernnanni is a recht a saubers Deandl, aber a bisserl dumm. Der Metzgerferdl siagts gern. Neulich kommt der Ferdl mit seinem Gäuwagerl dahergeprescht und trifft die Nanni auf der Straßn bei einem umgeworfenen Fuder Heu. Schnell bindt er seinen Gaul an und karessiert mit der Nanni. Sie tat zwar so, als 58 ob sie das nicht möchte – aber wie gesagt, sie tat nur so. Dann bekam sie aber doch Gewissensbisse und sagte:
»Naa, i bin oane, i laß dös Heu daliegn und – no da Vatter wird schö schimpfa!«
Der Ferdl packte sie noch einmal, drückte sie fest her und sagte: »Dei Vatta woaß ja net, dös brauchst eahm do net z'sagn!«
»Jo, dös woaß er scho, er liegt ja unterm Heu drunt!«
Im Dorfweiher hat sich ein Fremder ertränken wollen. Er wurde aber herausgefischt und ins Feuerhaus gebracht. Der Polizeidiener blieb bei ihm und der Bürgermeister telefonierte um den Bezirksarzt. Als der Bürgermeister mit dem Doktor kam, hatte sich der Fremde aufgehängt. Da schimpfte der Bürgermeister:
.,Ja Herrschaft, für was hab denn i di dalassn? Hast du dös net gsehgn, wie er sich aufghängt hat?«
»Gsehgn hab is scho, aber i hab mer denkt, er hängt si zum Trocknen auf!«
Der Doll-Franzl kam zu spät in die Schule und erzählte als Ausrede folgendes:
»Auf der Straßn ist einem Herrn ein Markstückl hinuntergfalln. Ich hab dem Herrn suchen helfen, dann 59 sind noch so viel Leut dazukommen, die habn alle mitgsucht und dann hab ich nicht mehr nauskönnen!«
Der Herr Lehrer glaubt die Geschichte nicht recht: »Hättest du da nicht sagen können: ›Bitte lassen Sie mich hinaus, ich muß in die Schule?‹ Das hättest doch können, nicht?«
»Naa, Herr Lehrer, dös is net ganga, weil i auf dem Markl drobn gstandn bin!«
Ein älterer Herr hat ein sehr junges Frauchen heimgeführt und ist – Vater geworden. Sein junges Weib liegt im Bett und ächzt und stöhnt vor Schmerzen. Das geht dem Gatten so an das Herz, daß er zu weinen anfängt. Schließlich jammert er mehr wie seine junge Frau, die die Schmerzen aushalten muß. Da tröstet sie ihn, die liebe, gute: »Aber, Karl, hör doch auf, schau, du kannst ja nichts dafür!?« 60
In einer Stadt war Jahrmarkt, alle Hotels überfüllt. Da kommt noch spät abends ein Herr und will unbedingt ein Zimmer haben.
»Alles besetzt, mein Herr. Eine Dachkammer hab ich noch, aber das sag ich Ihnen gleich, da sind Mäus drinn!«
»Das macht mir gar nichts, i nimms – i bring a so a Katzerl mit!«
Beim Fassadenmaurer Huber in Haidhausen, Rückgebäude, sagt der Arzt zur Frau des Patienten:
»Gestern sagte ich zu Ihnen, Ihr Mann ist nicht mehr zu retten und heute kann ich Ihnen zu meiner größten Überraschung die erfreuliche Tatsache mitteilen, daß Ihr Mann die Krise überstanden hat, ich bin heute fest überzeugt, daß ich ihn durchbringe!«
Ganz bestürzt sagt die Frau: »Ja, Sie gfreun mi – i hab gestern scho sei Gwand verkaaft!«
Ein Angestellter ersucht den Betriebsführer um acht Tage Urlaub. Zweck: Er will heiraten.
»Sie waren doch erst drei Wochen beurlaubt, warum haben Sie da nicht geheiratet?«
»Ich wollt mir doch meinen Urlaub nicht verpatzen!« 61