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Van Zeeter, der Direktor des Hotels, tritt rasch ein.
Van Zeeter: Es ist mir selbstverständlich maßlos peinlich. Ich muß die Herrschaften aber aufs allerentschiedenste bitten, jedes überflüssige Aufsehen zu vermeiden. Ich habe Ihnen gleich unser Privatautomobil zur Verfügung gestellt. Mehr kann ich nicht tun. Der Wagen wartet im zweiten Hof an der Hintertreppe. (Er öffnet die Türe und ruft hinaus.) Vite, vite, monsieur Duvoisin, finissons! Nous n'allons pas faire trop de tapage! (Er läßt M. Duvoisin und zwei Gendarme eintreten. Auf Leonore zeigend.) Voilà la dame en question!
Duvoisin (zu Leonore): Madame, je suis prefect de police de la commune d'Ouchy. C'est vous madame Wetterstein? N'est ce pas madame? – Madame, vous êtes arretée! Suivez moi!
Effie: Was heißt das?
Van Zeeter: (zu Effie): Die Todesstrafe wird in diesem Kanton überhaupt nicht mehr vollstreckt. Die Dame braucht sich also garnicht übermäßig zu ängstigen. Machen Sie nur möglichst rasch, daß Sie hier hinauskommen. Wir haben heute abend großes Smokingkonzert mit der Catalani aus Paris.
Effie: Schämen Sie sich! Sie wissen doch, daß ein Selbstmord vorliegt!
Van Zeeter: Verzeihen Sie, ich weiß gar nichts. (Zu Duvoisin) Eh bien, monsieur Duvoisin, fermons cette affaire! Après, nous allons vider là bas, nous deux, une bouteille d'Eugène Perré!
Duvoisin (zu Leonore): Madame, vous êtes obligée de me suivre à la prefecture de police. Sans retard s'il vous plaît! Depêchez vous, madame!
Rüdiger (zu Leonore): Man muß dich ganz ohne Zweifel sofort wieder auf freien Fuß setzen.
Leonore: Ich – ich soll eingesperrt werden? – Rüdiger! Effie! Mir reißt es das Herz von den Rippen los! Ist das euer Werk? Hilf mir, Allmächtiger, auch über das Gräßlichste der weiblichen Macht hinweg! Mir versagt die Sprache. Nein, Rüdiger! Mich aufzudrängen, so ruchlos es euch scheinen mag, mich aufzudrängen, so verarmt ich auch bin, dazu bin ich mir noch zu gut! Jetzt erst recht! Liebt euch! Liebt euch! Liebt euch! – Was ich opferte, ließ mir nichts zurück! Aber dazu bin ich noch zu gut! Mitleid fühlt auch der elendeste Mensch nicht mit mir. Ich verstümmelte mich zu schmachvoll. Keine Mutter, kein Kind fühlt Mitleid mit mir. Ein Weib, das mein Opfer brachte, ist kein Weib mehr. Entsetzen packt mich vor dem, was ich bin! Vielleicht haben spätere Menschen mildere Urteile. Aber mich aufdrängen? Nein. Dazu bin ich mir doch noch zu gut! Laßt mich frei! Ich gehe ins Gefängnis. (Sie geht rasch ab.)