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Um die sechste Stunde äußerte Atahuallpa das Verlangen, den General zu sprechen.
Pizarro kam, gefolgt von seinem Bruder Pedro und dem finsteren Don Almagro.
Eine Zeitlang blickte Atahuallpa verloren vor sich hin; plötzlich erhob er sich und rief: „Was habe ich getan, was haben meine Kinder getan, daß mich ein solches Los treffen soll, und noch dazu aus deinen Händen? Hast du denn vergessen, wie du von meinem Volk mit Güte und Zutraulichkeit behandelt worden bist? Und ich, habe ich dir nicht Freundschaft genug erwiesen?“
Der General schwieg.
Und nun geschah es, daß Atahuallpa, dieser Stolze aller Stolzen, die Hände faltete und um sein Leben bat. Mit ganz leiser Stimme, die Lippen ein wenig vorgewölbt, das Haupt ein wenig gebeugt, mit Augen ohne Glanz. Ich weiß nicht mehr die Worte, vor mir steht unverwischbar, unvergeßbar nur sein Bild. Von vielen ist behauptet worden, Francesco Pizarro sei so erschüttert gewesen, daß er geweint habe. Ich selbst, sagt sein Bruder Pedro in einer Schrift, sah den General weinen.
Was mich betrifft, ich sah nichts davon. Auch fand der Inka kein Gehör bei ihm. Wenn einer erschüttert ist und weint, so müßte er wohl seines Irrtums inne werden, sollte man denken. Aber ich sah nichts davon.
Da Atahuallpa erkannt, daß er den General in seinem Entschluß nicht wankend machen konnte, ergriff ihn eine ratlose Scham über die Selbsterniedrigung, zu der er sich hatte hinreißen lassen. Er schlug kreuzweis die Hände über die Brust und verharrte in tiefem Sinnen.