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Amber reißt aus

»Darf ich nicht mit dir gehen?« bat der junge Mann, doch Amber schüttelte den Kopf.

»Du bleibst hier,« beschied er ihn.

Er trug einen dicken Automantel und eine Mütze, die er bis über die Stirn gezogen hatte. Das junge Mädchen hatte ihm Tee und einen kleinen Imbiß bereitet.

Er sah auf seine Uhr.

»Ein Uhr,« sagte er, »und da ist auch der Wagen.«

Sie hörten das leise Summen eines Autos, das in einem Bogen vor der Tür des Hauses vorfuhr.

»Ich fürchte, Herr, ich komme recht spät.« Es war der Konstabler, der sein Fahrrad heraushob, während er sprach. »Aber es hielt etwas schwer, die Leute zusammenzubekommen, und mein Bericht auf der Polizeistation hielt mich länger auf, als ich glaubte. Wir haben an die Hauptquartiere telephoniert, und die Hauptstraßen, die nach London führen, werden bewacht.«

»Es wird wahrscheinlich zu spät sein,« erwiderte Amber, »obgleich sie für die Fahrt kaum weniger denn anderthalb Stunden brauchten.«

Er verabschiedete sich rasch von dem jungen Mädchen, sprang in den Wagen und setzte sich neben den Chauffeur. In wenigen Minuten sauste er auf der Maidstone-Landstraße dahin.

»Der Weg ist näher,« erklärte der Chauffeur, »wenn wir uns auf der Hauptstraße halten. Der Weg durch Rochester nach London ist überall sehr schlecht und dazu viel weiter.«

Der Wagen lief wie ein Renner, und die Fahrt war nichts weniger als interessant. Erst als sie die Vorstädte Londons erreichten, fuhren sie langsamer.

Sie bogen in den Lewisham High Road ein, eine rote Lampe wurde vor ihnen geschwenkt, und sie bremsten; zwei Polizisten standen da. Für Amber war es nicht schwer, sich auszuweisen.

»Ist der andere Wagen gesehen worden?«

»Nein, Herr,« gab der Sergeant Auskunft; »ein Wagen mit vier Männern fuhr durch den Blackwall-Tunnel um halb eins – aber noch ehe die Sonderwache ihren Posten dort bezogen hatte. Unsere Leute glauben nach der Beschreibung, die Sie geschickt haben, daß es die Bande war, die Sie suchen.«

Amber hatte für die Verfolgung den Vorteil ausgenützt, daß er eine getreue Beschreibung Whiteys in Umlauf gesetzt.

Er dankte dem Sergeanten, und der Wagen fuhr nach London weiter. Da er vorsichtigerweise in Erfahrung gebracht hatte, wo Lambaire und Whitey wohnten, hielt der Wagen um halb vier am Ende der Straße, in der Whiteys Hotel lag.

»Sie werden am Ende der Northumberland-Avenue ein Café finden,« sagte er. »Essen Sie dort und seien Sie in einer Viertelstunde wieder hier.«

Die Straße war leer und das Hotel so still wie das Grab. In London hatte es weder diese Nacht noch am vorhergehenden Tag geregnet, und das Pflaster war ganz trocken. Amber untersuchte erst, ehe er klingelte, mit seiner kleinen Lampe die Fliesen der Stufen, die zu der Haustür hinanführten.

Er konnte keine Fußspuren entdecken, die darauf hingewiesen hätten, daß kurz vorher einer mit lehmbeschmierten Schuhen angekommen wäre.

Er drückte auf den Knopf der Nachtklingel, und zu seiner Überraschung wurde die Tür fast augenblicklich geöffnet.

Der Nachtpförtner, sonst das schläfrigste Individuum, war wach und auf dem Posten.

Augenscheinlich war Amber nicht derjenige, auf den er gewartet hatte, denn er sperrte plötzlich die Türöffnung zu.

»Mein Herr?« fragte er mißtrauisch.

»Ich möchte ein Zimmer für die Nacht haben,« begehrte Amber. »Ich komme soeben vom Kontinent.«

»Da kommen Sie aber spät, mein Herr,« erwiderte der Pförtner, »der Kontinental-Expreß ist pünktlich um elf Uhr eingelaufen.«

»Oh, ich komme über Newhaven,« antwortete er unbekümmert. Er verließ sich darauf, daß der Pförtner diese ungewöhnliche Route nicht kenne.

»Ich weiß nicht, ob wir noch ein Zimmer haben,« lenkte der Mann langsam ein. »Ihr Gepäck?«

»Ich habe es im Bahnhof gelassen.«

Amber griff in seine Brusttasche und zog ein Bündel Banknoten hervor. Eine davon hielt er dem Manne hin.

»Lassen Sie mich nicht in der Nacht solange unterhandeln, mein Lieber,« sagte er gutgelaunt. »Nehmen Sie diese Fünfpfundnote im voraus und bringen Sie sich einen Sovereign in Abzug für die Mühe, die ich Ihnen gemacht habe.«

Der Pförtner gab seine feindselige Haltung auf.

»Sie verstehen mich doch, mein Herr,« sagte er, als er die etwas engen Treppen voraufging, »daß ich so –«

»Oh, vollkommen,« unterbrach ihn Amber. »Wo bringen Sie mich unter – im zweiten Stock?«

»Der zweite Stock ist besetzt, mein Herr,« erwiderte der Pförtner. »Gerade als Sie klingelten, glaubte ich, es wäre der Herr mit seinem Freund.«

»Nachtvögel, was?« horchte Amber.

»Er ist heute abend schon einmal dagewesen – vor einer Stunde etwa – ist aber wieder fortgegangen – geschäftlich.«

Im dritten Stock wurde er in ein großes Vorderzimmer geführt, zu seiner vollen Zufriedenheit – denn die Tatsache, daß ein solches Zimmer zur Verfügung stand, bewies ihm, daß er den ganzen Stock für sich hatte.

Der Pförtner zündete das Holz an, das auf dem Rost bereit lag.

»Wünschen Sie sonst noch etwas, mein Herr?«

»Nichts, danke.«

Amber folgte dem Mann auf den Treppenflur hinaus und blieb stehen, als derselbe hinunterstieg.

Der Pförtner blieb auf der halben Treppe stehen; die offenbare Unentschlossenheit seines Gastes hemmte seinen Schritt.

»Haben Sie nicht doch noch Wünsche, mein Herr – vielleicht eine Tasse Tee gefällig?«

»Nein, danke,« lehnte Amber ab und zog langsam seinen Rock aus.

Ein bißchen verständnislos ging der Mann die Treppe hinunter.

Amber hatte aber doch einen Wunsch, nur nannte er ihn dem Pförtner nicht. Er wollte nämlich wissen, ob die Treppe knarre, und er nahm mit Befriedigung wahr, daß sie es nicht tat.

Er wartete so lange, bis er die schlürfenden Schritte unten auf den Steinfliesen des Flurs hörte.

Es war keine Zeit zu verlieren. Er zog seine Schuhe aus und stieg geräuschlos in den zweiten Stock hinunter.

Hier befanden sich drei Zimmer, von denen er annahm, daß sie zusammenhingen. Eins dieser Zimmer war verschlossen. Die andern zwei betrat er der Reihe nach. Das erste war, der Einrichtung nach, ein Wohnzimmer, und durch eine Flügeltür gelangte man in ein kleines Schlafzimmer.

Aus dem Rasierapparat und den Kleidungsstücken, die in dem Schrank hingen, schloß Amber, daß dies Whiteys Schlafzimmer war. Eine Tür führte in das vordere Zimmer, aber sie war verschlossen.

Er schlich auf den Treppenflur hinaus und horchte.

Kein Laut war zu hören, nur ganz entfernt pfiff jemand in einem entlegenen Teil des Hauses – wahrscheinlich der Pförtner im Kellergeschoß.

Wenn er die Tür, die auf den Treppenflur führte, öffnete, setzte er sich der Gefahr aus, entdeckt zu werden; er beschloß, es mit der Tür zwischen den beiden Zimmern zu versuchen.

In dem Schloß stak ein Schlüssel, dessen Ende auf der anderen Seite des Schlosses, nach dem Schlafzimmer zu, ein klein wenig hervorragte.

Amber zog aus seiner Tasche ein flaches Besteck und öffnete es. Das Besteck war mit kleinen Werkzeugen angefüllt. Er nahm eine starke Zange heraus und packte damit das Ende des Schlüssels. Das Werkzeug war seltsam konstruiert, denn Zangengriff und Handgriff standen in einem bestimmten Winkel zueinander. Eine außergewöhnliche Hebelwirkung sollte damit bezweckt werden.

Er drehte den Schlüssel vorsichtig herum.

Schnapp!

Das Schloß hatte nachgegeben.

Er machte wieder einen Abstecher nach dem Treppenflur und horchte. Kein Laut war zu hören.

Er raffte sein Werkzeug zusammen, öffnete die Tür und trat in das Zimmer. Es mußte ursprünglich ein Schlafzimmer gewesen sein. Er schloß dies aus den zwei altmodischen Klingelzügen, die an der einen Wand herunterhingen. In der Mitte des Zimmers stand ein Tisch, und ein paar Zeitungen lagen darauf. Er sah nach dem Datum und lächelte – sie waren zwei Tage alt. Whitey hatte demnach seit zwei Tagen das Zimmer nicht betreten. Amber kannte ihn als passionierten Zeitungsleser. Ein halbes Dutzend Briefe lag da, und er untersuchte die Poststempel – auch dadurch wurde seine Annahme bestärkt, denn drei waren mit der letzten Post zwei Nächte zuvor abgegeben worden.

Eine schnelle Untersuchung des Zimmers ließ ihn keine Anhaltspunkte dafür entdecken, daß die gestohlenen Papiere hier irgendwo untergebracht sein könnten. Er fuhr mit der Hand zwischen Bett und Matratze und sah den Inhalt einer Reiseschreibmappe durch, die seltsamerweise unverschlossen gelassen worden war.

Obgleich das Zimmer hinreichend ausmöbliert war, enthielt es wenig Schlupfwinkel, in denen die Papiere hätten versteckt sein können.

Whitey mußte sie bei sich haben. Amber hatte auch kaum gehofft, sie mit so wenig Mühe zu entdecken. Er hatte den Teppich vor dem Kamin umgewendet und war gerade dabei, einen Haufen alter Zeitungen, der auf einem Stuhl in der Ecke des Zimmers lag, zu untersuchen, als er draußen auf der Straße Schritte hörte.

Die Schritte kamen näher – und nun machten sie vor dem Hotel halt. Er hörte das entfernte Klingeln einer Schelle und war in einer Sekunde aus dem Zimmer heraus. Er machte gar keinen Versuch, die Tür hinter sich abzuschließen – es genügte ihm, sie zugemacht zu haben.

Im Flur unten erklangen leise Stimmen, und zwischen dem Pförtner und den neu Angekommenen wurden Worte gewechselt; Amber erklomm leichtfüßig das obere Stockwerk, als er Schritte die Treppe heraufkommen hörte.

Es waren Whitey und Lambaire. Er konnte das zischende Flüstern des einen und das Geknurr des andern unterscheiden.

Whitey trat in sein Zimmer und Lambaire folgte ihm. Amber hörte, wie Whitey die Tür fest hinter sich einklinkte.

Er beobachtete alles von dem obersten Truppenflur, und als wieder alles still war, stieg er hinab.

Geräuschlos machte er die Schlafzimmertür auf und schloß sie wieder hinter sich.

Da die Verbindungstür aus dünnem Tannenholz bestand, konnte man mit Leichtigkeit hören, worüber sich die beiden Männer, selbst wenn sie leise redeten, unterhielten.

Whitey sprach.

»... es überraschte mich ... alter Mann ... dachte, er wäre tot ...« und er hörte, daß Lambaire etwas brummte, um sein Erstaunen auszudrücken. »... die Vorsehung ... ihn in dem Garten gesehen ... zu Tode erschreckt ...«

Amber legte sein Ohr dichter an die Tür. Es war ihm nicht gleich gelungen, jedes Wort zu verstehen, und glücklicherweise besprachen sie da gerade keine dringend wichtigen Dinge.

»Und jetzt,« sagte Whiteys Stimme, »haben wir allerhand zu tun.«

»Das mit Coals ist doch nicht gefährlich?« fragte Lambaire.

»Nein – eine kleine Wunde im Bein ... das Schwein, der Amber ...«

Amber schmunzelte im Dunkeln.

»Hier ist der Prospekt, den sie aufgesetzt haben.«

Der Horcher hörte Papier rascheln, und dann herrschte Schweigen. Die Männer waren offenbar mit Lesen beschäftigt.

»M–m!« Er hörte Lambaire befriedigt grunzen. »Ich glaube, wir haben hier alles, was wir wissen müssen – wir kopieren es gleich. Es besteht jetzt keine große Schwierigkeit mehr, die Mine anzugeben ... oh, da ist die Karte dazu ...«

Erneut eine lange Pause.

Amber mußte handeln, mußte schnell handeln. Sie waren eben im Begriff, sich die Informationen zu verschaffen, wodurch sie imstande sein würden, die Lage der Mine anzugeben, selbst wenn es ihnen nicht gelingen sollte, die kleine Karte, die dem Prospekt beigegeben war, zu kopieren.

Er nahm an, daß sie mit dem Rücken gegen die Tür saßen, hinter der er geduckt stand; er schloß es aus dem undeutlichen Ton ihrer Stimmen.

Es war tatsächlich so.

Sie saßen dicht nebeneinander unter der einzigen elektrischen Lampe des Zimmers und verschlangen gierig die Einzelheiten des Prospektes und der Karte.

»Wir werden die Karte mit einer größeren vergleichen müssen,« empfahl Whitey. »Einige Orte kann ich nicht erkennen – da sind die Namen eingetragen, die ihnen die Eingeborenen gegeben haben.«

»Ich habe eine wirklich gute Karte auf meiner Bude,« bekannte Lambaire. »Ich schlage vor, wir nehmen alles mit dorthin. Wir müssen nicht gerade eine ganz genaue Kopie von diesem Plan anfertigen – wir müssen nur selbst genau wissen, wo die ›Minenkammer‹ sich befindet.«

»Nun denn,« versetzte der andere unwillig. »Es müßte aber sogleich geschehen. Amber wird uns verdächtigen, und bis morgen haben wir die Detektive auf dem Hals.«

Er legte die Dokumente zusammen, schob sie in einen großen Umschlag und stand nachdenklich da.

»Lammie,« sagte er, »hast du gehört, wie der Pförtner erzählte, daß in der Nacht noch ein Gast angekommen sei?«

»Ja, aber das ist doch nichts Außergewöhnliches, meine ich.«

Whitey schüttelte den Kopf.

»Außergewöhnlich, sage ich, verdammt außergewöhnlich.«

»Du glaubst doch nicht –«

»Ich weiß nicht. Ich bin etwas nervös,« meinte der andere, »aber der Gast ist mir, solange ich hier bin, nicht aus dem Kopf gekommen. Ich gehe hinauf und sehe mich nach seinen Stiefeln um.«

»Warum?«

»Frag nicht wie ein Narr,« fuhr ihn Whitey an. »Gäste stellen ihre Stiefel doch vor die Tür, nicht wahr? Stiefel können dir eine Menge erzählen.«

Er händigte seinem Begleiter die Kopierhülle mit dem gestohlenen Prospekt ein.

»Nimm,« sagte er, »und warte, bis ich wieder herunterkomme.«

Er machte die Tür auf und stieg vorsichtig die Treppe hinauf.

Lambaire wartete.

»Lambaire!« zischte eine Stimme an der offenen Tür.

»Ja.«

»Gib mir die Hülle, schnell.«

Eine Hand streckte sich heftig fordernd durch den Spalt.

»Bleib, wo du bist – und gib mir die Hülle.«

Lambaire gehorchte schnell. Die Hand packte den Umschlag, die andere machte die Tür schnell zu, und dann herrschte Stille.

»Was zum Teufel ist denn nun los,« murmelte der entsetzte Lambaire. Er fühlte, wie er bleich wurde. Die Stimme war so dringend gewesen, als ob eine drohende Gefahr im Anzug wäre. Er wartete gespannt, wie auf der Hut vor etwas Schrecklichem; dann hörte er schnelle Tritte auf der Treppe, und Whitey stürzte ins Zimmer.

»Niemand da,« sagte er atemlos. »Ein Paar ganz schmutzige Schuhe und ein Paar Handschuhe – 's ist Amber –.«

»Amber!«

»Er ist uns gefolgt – wir müssen schleunigst machen, dass wir fortkommen. Gib mir den Umschlag.«

Lambaire wurde weiß.

»Ich – ich habe ihn dir ja doch gegeben,« stammelte er.

»Du Lügner!« Whitey schäumte vor Wut. »Du hast mir nichts gegeben! Gib mir die Hülle.«

»Ich habe sie dir ja doch gegeben, Whitey« – Lambaire wimmerte fast wie ein kleines Kind. »Du warst kaum draußen, da kamst du auch schon wieder zurück und wolltest die Hülle haben.«

»Bin ich hereingekommen – schnell.«

»Nein, nein,« der schwerfällige Mensch war in seiner Aufregung erbärmlich anzusehen. »Du hast deine Hand hereingestreckt und geflüstert –«

»Amber!« heulte der andere und erging sich in einer Flut von Schimpfwörtern. »Mach vorwärts, du Narr, daß wir ihn einholen, er kann noch nicht weit sein.«

Er stürzte die Treppe hinunter, Lambaire hinterdrein.

Der Flur war leer, die Tür stand halb offen.

»Dort ist er!«

Beim Licht der Straßenlaternen sahen sie die fliehende Gestalt und nahmen die Verfolgung auf.

Ein paar Leute waren auf der Straße, die den Mann, der auf Strümpfen von der Northumberland-Avenue nach dem Themsekai lief, sehen konnten.

»Haltet den Dieb!« schrie Whitey.

Der Wagen hielt weiter nach dem Themsekai zu, als Amber es hatte haben wollen, aber man konnte ihn erreichen, wenn man die Strecke in vollem Galopp hinterherlief.

»Haltet den Dieb!« schrie Whitey noch einmal.

Amber war gerade an dem Wagen angelangt, als ein Schutzmann plötzlich auftauchte.

»Halt, halt!« sagte der Mann und packte Amber am Arm.

Die beiden Verfolger waren auch zur Stelle.

»Dieser Mann hat etwas gestohlen, was mir gehört,« sagte Whitey; seine Stimme flackerte von der Anstrengung.

»Sie irren sich gewaltig.« Amber war höflicher und weniger verwirrt, als es andere in seiner augenblicklichen Lage gewesen sein würden.

»Durchsuchen Sie ihn, Konstabler – durchsuchen Sie ihn!« drängte Whitey.

Amber lachte.

»Mein lieber Mann, die Polizei kann mich nicht auf der Straße untersuchen. Haben Sie nicht die elementarste Kenntnis der Gesetze?«

Eine kleine nächtliche Zuschauermenge hatte sich wunderbarerweise eingefunden. Wichtiger war aber, daß noch zwei Schutzleute auf die Gruppe zueilten. Amber sah alles und amüsierte sich innerlich, denn es kam so, wie er es gewollt hatte.

»Sie beschuldigen diesen Mann,« sagte der Konstabler.

»Ich will mein Eigentum zurück haben,« wütete Whitey; »er ist ein Dieb: sehen Sie ihn sich doch an! Er läuft auf Strümpfen! Geben Sie mir den Umschlag, den Sie gestohlen haben ...«

Die beiden Schutzleute, welche herbeigekommen waren, bahnten sich mit den Ellbogen ihren Weg durch die Herumstehenden, und plötzlich wurde es Whitey übel.

»Ich bin bereit, mit auf den Polizeibezirk zu gehen,« betonte Amber mit Ruhe. »Ich klage umgekehrt diese Männer an, einen nächtlichen Einbruch verübt zu haben.«

»Nehmen Sie ihn mit fort,« sagte Whitey, »mein Freund und ich werden nachkommen und ihn des Diebstahls überführen.«

»Wir wollen den Wagen nehmen,« schlug Amber vor, »aber ich bestehe darauf, daß uns diese beiden Männer begleiten.«

Diese Wendung der Dinge hatte Whitey nicht vorausgesehen. Sie waren in eine Falle geraten, wenn sie nicht noch wie durch ein Wunder befreit wurden.

»Wir wollen in unser Hotel zurückkehren und unsere Mäntel holen,« bemerkte Whitey scheinbar gleichgültig.

Der Schutzmann zögerte, denn man konnte schlecht etwas dagegen einwenden. »Einer von Euch geht mit diesen Herren zurück,« bestimmte er, »und Sie«, zu Amber gewandt, »gehen besser mit mir. Es kommt mir so vor, als kennte ich Sie.«

»Kann sein,« gab Amber zu, als er in den Wagen stieg, »und wenn Ihre Freunde eine Eselei begehen, d. h. wenn ihnen die beiden Männer entschlüpfen, so werden Sie mich besser kennenlernen, als Ihnen lieb ist.«

»Lassen Sie Ihre Unverschämtheiten,« wehrte der Konstabler ab und setzte sich neben ihn.


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