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Brünnhilde, Siegmund
Brünnhilde
Siegmund! Sieh auf mich!
Ich bin's, der bald du folgst.
Siegmund
Wer bist du, sag, die so schön und ernst mir erscheint?
Brünnhilde
Nur Todgeweihten taugt mein Anblick;
wer mich erschaut, der scheidet vom Lebenslicht.
Auf der Walstatt allein erschein ich Edlen:
wer mich gewahrt, zur Wal kor ich ihn mir!
Siegmund
Der dir nun folgt, wohin führst du den Helden?
Brünnhilde
Zu Walvater, der dich gewählt,
führ ich dich: nach Walhall folgst du mir.
Siegmund
In Walhalls Saal Walvater find ich allein?
Brünnhilde
Gefallner Helden hehre Schar
umfängt dich hold mit hoch-heiligem Gruss.
Siegmund
Fänd' ich in Walhall Wälse, den eignen Vater?
Brünnhilde
Den Vater findet der Wälsung dort.
Siegmund
Grüsst mich in Walhall froh eine Frau?
Brünnhilde
Wunschmädchen walten dort hehr:
Wotans Tochter reicht dir traulich den Trank!
Siegmund
Hehr bist du,
und heilig gewahr ich das Wotanskind:
doch eines sag mir, du Ew'ge!
Begleitet den Bruder die bräutliche Schwester?
Umfängt Siegmund Sieglinde dort?
Brünnhilde
Erdenluft muss sie noch atmen:
Sieglinde sieht Siegmund dort nicht!
Siegmund
So grüss mir Walhall, grüsse mir Wotan,
grüsse mir Wälse und alle Helden,
grüss auch die holden Wunschesmädchen:
zu ihnen folg ich dir nicht.
Brünnhilde
Du sahest der Walküre sehrenden Blick:
mit ihr musst du nun ziehn!
Siegmund
Wo Sieglinde lebt in Lust und Leid,
da will Siegmund auch säumen.
Noch machte dein Blick nicht mich erbleichen:
vom Bleiben zwingt er mich nie!
Brünnhilde
Solang du lebst, zwäng' dich wohl nichts:
doch zwingt dich Toren der Tod:
ihn dir zu künden, kam ich her.
Siegmund
Wo wäre der Held, dem heut ich fiel?
Brünnhilde
Hunding fällt dich im Streit.
Siegmund
Mit Stärkrem drohe
als Hundings Streichen!
Lauerst du hier lüstern auf Wal,
jenen kiese zum Fang:
ich denk ihn zu fällen im Kampf!
Brünnhilde
Dir Wälsung, höre mich wohl:
dir ward das Los gekiest.
Siegmund
Kennst du dies Schwert?
Der mir es schuf, beschied mir Sieg:
deinem Drohen trotz ich mit ihm!
Brünnhilde
Der dir es schuf, beschied dir jetzt Tod:
seine Tugend nimmt er dem Schwert!
Siegmund
Schweig und schrecke die Schlummernde nicht!
Weh! Weh! Süssestes Weib,
Du traurigste aller Getreuen!
Gegen dich wütet in Waffen die Welt:
und ich, dem du einzig vertraut,
für den du ihr einzig getrotzt,
mit meinem Schutz nicht soll ich dich schirmen,
die Kühne verraten im Kampf?
Ha, Schande ihm, der das Schwert mir schuf,
beschied er mir Schimpf für Sieg!
Muss ich denn fallen, nicht fahr ich nach Walhall:
Hella, halte mich fest!
Brünnhilde
So wenig achtest du ewige Wonne?
Alles wär' dir das arme Weib,
das müd und harmvoll matt von dem Schosse dir hängt?
Nichts sonst hieltest du hehr?
Siegmund
So jung und schön erschimmerst du mir:
doch wie kalt und hart erkennt dich mein Herz!
Kannst du nur höhnen, so hebe dich fort,
du arge, fühllose Maid!
Doch musst du dich weiden an meinem Weh,
mein Leiden letze dich denn;
meine Not labe dein neidvolles Herz:
nur von Walhalls spröden Wonnen
sprich du wahrlich mir nicht!
Brünnhilde
Ich sehe die Not, die das Herz dir zernagt,
ich fühle des Helden heiligen Harm:
Siegmund, befiehl mir dein Weib:
mein Schutz umfange sie fest!
Siegmund
Kein andrer als ich soll die Reine lebend berühren:
verfiel ich dem Tod, die Betäubte töt ich zuvor!
Brünnhilde
Wälsung! Rasender! Hör meinen Rat:
befiehl mir dein Weib um des Pfandes willen,
das wonnig von dir es empfing.
Siegmund
Dies Schwert, das dem Treuen ein Trugvoller schuf;
dies Schwert, das feig vor dem Feind mich verrät:
frommt es nicht gegen den Feind,
so fromm es denn wider den Freund!
Zwei Leben lachen dir hier:
nimm sie, Notung, neidischer Stahl!
Nimm sie mit einem Streich!
Brünnhilde
Halt ein, Wälsung! Höre mein Wort!
Sieglinde lebe und Siegmund lebe mit ihr!
Beschlossen ist's; das Schlachtlos wend ich:
dir, Siegmund, schaff ich Segen und Sieg!
Hörst du den Ruf? Nun rüste dich, Held!
Traue dem Schwert und schwing es getrost:
treu hält dir die Wehr,
wie die Walküre treu dich schützt!
Leb wohl, Siegmund, seligster Held!
Auf der Walstatt seh ich dich wieder!