Richard Wagner
Die Walküre
Richard Wagner

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Dritte Szene

Sieglinde, Siegmund

Siegmund
Raste nun hier; gönne dir Ruh!

Sieglinde
Weiter! Weiter!

Siegmund
Nicht weiter nun! Verweile, süssestes Weib!
Aus Wonne-Entzücken zucktest du auf,
mit jäher Hast jagtest du fort:
kaum folgt' ich der wilden Flucht;
durch Wald und Flur, über Fels und Stein,
sprachlos, schweigend sprangst du dahin,
kein Ruf hielt dich zur Rast!
Ruhe nun aus: rede zu mir!
Ende des Schweigens Angst!
Sich, dein Bruder hält seine Braut:
Siegmund ist dir Gesell!

Sieglinde
Hinweg! Hinweg! Flieh die Entweihte!
Unheilig umfängt dich ihr Arm;
entehrt, geschändet schwand dieser Leib:
flieh die Leiche, lasse sie los!
Der Wind mag sie verwehn,
die ehrlos dem Edlen sich gab!
Da er sie liebend umfing,
da seligste Lust sie fand,
da ganz sie minnte der Mann,
der ganz ihre Minne geweckt:
vor der süssesten Wonne heiligster Weihe,
die ganz ihr Sinn und Seele durchdrang,
Grauen und Schauder ob grässlichster Schande
musste mit Schreck die Schmähliche fassen,
die je dem Manne gehorcht,
der ohne Minne sie hielt!
Lass die Verfluchte, lass sie dich fliehn!
Verworfen bin ich, der Würde bar!
Dir reinstem Manne muss ich entrinnen,
Dir Herrlichen darf ich nimmer gehören.
Schande bring ich dem Bruder,
Schmach dem freienden Freund!

Siegmund
Was je Schande dir schuf,
das büsst nun des Frevlers Blut!
Drum fliehe nicht weiter, harre des Feindes;
hier soll er mir fallen:
wenn Notung ihm das Herz zernagt,
Rache dann hast du erreicht!

Sieglinde
Horch! die Hörner, hörst du den Ruf?
Ringsher tönt wütend Getös';
aus Wald und Gau gellt es herauf.
Hunding erwachte aus hartem Schlaf!
Sippen und Hunde ruft er zusammen;
mutig gehetzt heult die Meute,
wild bellt sie zum Himmel
um der Ehe gebrochenen Eid!
Wo bist du, Siegmund? Seh ich dich noch,
brünstig geliebter, leuchtender Bruder?
Deines Auges Stern lass noch einmal mir strahlen:
wehre dem Kuss des verworfnen Weibes nicht!
Horch, o horch! Das ist Hundings Horn!
Seine Meute naht mit mächt'ger Wehr:
kein Schwert frommt
vor der Hunde Schwall:
wirf es fort, Siegmund! Siegmund, wo bist du?
Ha dort! Ich sehe dich! Schrecklich Gesicht!
Rüden fletschen die Zähne nach Fleisch;
sie achten nicht deines edlen Blicks;
bei den Füssen packt dich das feste Gebiss,
du fällst – in Stücken zerstaucht das Schwert.
Die Esche stürzt, es bricht der Stamm!
Bruder, mein Bruder! Siegmund – ha!

Siegmund
Schwester! Geliebte!


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