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Die Vorigen, Hunding
Sieglinde
Müd am Herd fand ich den Mann:
Not führt' ihn ins Haus.
Hunding
Du labtest ihn?
Sieglinde
Den Gaumen letzt' ich ihm, gastlich sorgt' ich sein!
Siegmund
Dach und Trank dank ich ihr:
willst du dein Weib drum schelten?
Hunding
Heilig ist mein Herd: heilig sei dir mein Haus!
Rüst uns Männern das Mahl!
Wie gleicht er dem Weibe!
Der gleissende Wurm glänzt auch ihm aus dem Auge.
Weit her, traun, kamst du des Wegs;
ein Ross nicht ritt, der Rast hier fand:
welch schlimme Pfade schufen dir Pein?
Siegmund
Durch Wald und Wiese, Heide und Hain,
jagte mich Sturm und starke Not:
nicht kenn ich den Weg, den ich kam.
Wohin ich irrte, weiss ich noch minder:
Kunde gewänn' ich des gern.
Hunding
Des Dach dich deckt, des Haus dich hegt,
Hunding heisst der Wirt;
wendest von hier du nach West den Schritt,
in Höfen reich hausen dort Sippen,
die Hundings Ehre behüten.
Gönnt mir Ehre mein Gast,
wird sein Name nun mir genannt.
Trägst du Sorge, mir zu vertraun,
der Frau hier gib doch Kunde:
sieh, wie gierig sie dich frägt!
Sieglinde
Gast, wer du bist, wüsst' ich gern.
Siegmund
Friedmund darf ich nicht heissen;
Frohwalt möcht ich wohl sein:
doch Wehwalt musst ich mich nennen.
Wolfe, der war mein Vater;
zu zwei kam ich zur Welt,
eine Zwillingsschwester und ich.
Früh schwanden mir Mutter und Maid;
die mich gebar und die mit mir sie barg,
kaum hab ich je sie gekannt.
Wehrlich und stark war Wolfe;
der Feinde wuchsen ihm viel.
Zum Jagen zog mit dem Jungen der Alte:
von Hetze und Harst einst kehrten wir heim:
da lag das Wolfsnest leer.
Zu Schutt gebrannt der prangende Saal,
zum Stumpf der Eiche blühender Stamm;
erschlagen der Mutter mutiger Leib,
verschwunden in Gluten der Schwester Spur.
Uns schuf die herbe Not
der Neidinge harte Schar.
Geächtet floh der Alte mit mir;
lange Jahre lebte der Junge
mit Wolfe im wilden Wald:
manche Jagd ward auf sie gemacht;
doch mutig wehrte das Wolfspaar sich.
Ein Wölfing kündet dir das,
den als »Wölfing« mancher wohl kennt.
Hunding
Wunder und wilde Märe kündest du, kühner Gast,
Wehwalt, der Wölfing!
Mich dünkt, von dem wehrlichen Paar
vernahm ich dunkle Sage,
kannt' ich auch Wolfe und Wölfing nicht.
Sieglinde
Doch weiter künde, Fremder:
wo weilt dein Vater jetzt?
Siegmund
Ein starkes Jagen auf uns stellten die Neidinge an:
der Jäger viele fielen den Wölfen,
in Flucht durch den Wald
trieb sie das Wild:
wie Spreu zerstob uns der Feind.
Doch ward ich vom Vater versprengt;
seine Spur verlor ich, je länger ich forschte:
eines Wolfes Fell nur
traf ich im Forst;
leer lag das vor mir, den Vater fand ich nicht.
Aus dem Wald trieb es mich fort;
mich drängt' es zu Männern und Frauen.
Wieviel ich traf, wo ich sie fand,
ob ich um Freund', um Frauen warb,
immer doch war ich geächtet:
Unheil lag auf mir.
Was Rechtes je ich riet, andern dünkte es arg,
was schlimm immer mir schien,
andere gaben ihm Gunst.
In Fehde fiel ich, wo ich mich fand,
Zorn traf mich, wohin ich zog;
gehrt' ich nach Wonne, weckt' ich nur Weh:
drum musst' ich mich Wehwalt nennen;
des Wehes waltet' ich nur.
Hunding
Die so leidig Los dir beschied,
nicht liebte dich die Norn:
froh nicht grüsst dich der Mann,
dem fremd als Gast du nahst.
Sieglinde
Feige nur fürchten den, der waffenlos einsam fährt!
Künde noch, Gast,
wie du im Kampf zuletzt die Waffe verlorst!
Siegmund
Ein trauriges Kind rief mich zum Trutz:
vermählen wollte der Magen Sippe
dem Mann ohne Minne die Maid.
Wider den Zwang zog ich zum Schutz,
der Dränger Tross traf ich im Kampf:
dem Sieger sank der Feind.
Erschlagen lagen die Brüder:
die Leichen umschlang da die Maid,
den Grimm verjagt' ihr der Gram.
Mit wilder Tränen Flut betroff sie weinend die Wal:
um des Mordes der eignen Brüder
klagte die unsel'ge Braut.
Der Erschlagnen Sippen stürmten daher;
übermächtig ächzten nach Rache sie;
rings um die Stätte ragten mir Feinde.
Doch von der Wal wich nicht die Maid;
mit Schild und Speer schirmt' ich sie lang,
bis Speer und Schild im Harst mir zerhaun.
Wund und waffenlos stand ich,
sterben sah ich die Maid:
mich hetzte das wütende Heer,
auf den Leichen lag sie tot.
Nun weisst du, fragende Frau,
warum ich Friedmund nicht heisse!
Hunding
Ich weiss ein wildes Geschlecht,
nicht heilig ist ihm, was andern hehr:
verhasst ist es allen und mir.
Zur Rache ward ich gerufen,
Sühne zu nehmen für Sippenblut:
zu spät kam ich und kehrte nun heim,
des flücht'gen Frevlers Spur im eignen Haus zu erspähn.
Mein Haus hütet, Wölfing, dich heut;
für die Nacht nahm ich dich auf;
mit starker Waffe doch wehre dich morgen;
zum Kampfe kies ich den Tag:
für Tote zahlst du mir Zoll.
(zu Sieglinde)
Fort aus dem Saal! Säume hier nicht!
Den Nachttrunk rüste mir drin und harre mein zur Ruh.
(zu Siegmund)
Mit Waffen wehrt sich der Mann.
Dich, Wölfing, treffe ich morgen;
mein Wort hörtest du, hüte dich wohl!