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Wildes Wald- und Felsental am Rheine
Die drei Rheintöchter, Siegfried
Die drei Rheintöchter
Frau Sonne sendet lichte Strahlen;
Nacht liegt in der Tiefe:
einst war sie hell,
da heil und hehr
des Vaters Gold noch in ihr glänzte.
Rheingold! Klares Gold!
Wie hell du einstens strahltest,
hehrer Stern der Tiefe!
Weialala leia, wallala leialala.
Frau Sonne, sende uns den Helden,
der das Gold uns wiedergäbe!
Ließ' er es uns, sein lichtes Auge
neideten dann wir nicht länger.
Rheingold! Klares Gold!
Wie froh du dann strahltest,
freier Stern der Tiefe!
Woglinde
Ich höre sein Horn.
Wellgunde
Der Helde naht.
Flosshilde
Laßt uns beraten!
(Sie tauchen alle drei schnell unter. Siegfried erscheint auf dem Abhange in vollen Waffen.)
Siegfried
Ein Albe führte mich irr,
daß ich die Fährte verlor:
He, Schelm, in welchem Berge
bargst du so schnell mir das Wild?
Die drei Rheintöchter (tauchen wieder auf und schwimmen im Reigen)
Siegfried!
Flosshilde
Was schiltst du so in den Grund?
Wellgunde
Welchem Alben bist du gram?
Woglinde
Hat dich ein Nicker geneckt?
Alle drei
Sag es, Siegfried, sag es uns!
Siegfried
Entzücktet ihr zu euch den zottigen Gesellen,
der mir verschwand?
Ist's euer Friedel,
euch lustigen Frauen lass' ich ihn gern.
Woglinde
Siegfried, was gibst du uns,
wenn wir das Wild dir gönnen?
Siegfried
Noch bin ich beutelos;
so bittet, was ihr begehrt.
Wellgunde
Ein goldner Ring ragt dir am Finger!
Die drei Mädchen
Den gib uns!
Siegfried
Einen Riesenwurm erschlug ich um den Reif:
für eines schlechten Bären Tatzen
böt ich ihn nun zum Tausch?
Woglinde
Bist du so karg?
Wellgunde
So geizig beim Kauf?
Flosshilde
Freigebig solltest Frauen du sein.
Siegfried
Verzehrt' ich an euch mein Gut,
des zürnte mir wohl mein Weib.
Flosshilde
Sie ist wohl schlimm?
Wellgunde
Sie schlägt dich wohl?
Woglinde
Ihre Hand fühlt schon der Held!
Siegfried
Nun lacht nur lustig zu!
In Harm lass' ich euch doch:
denn giert ihr nach dem Ring,
euch Nickern geh' ich ihn nie!
Flosshilde
So schön!
Wellgunde
So stark!
Woglinde
So gehrenswert!
Alle drei
Wie schade, daß er geizig ist!
(Lachend tauchen sie unter.)
Siegfried
Was leid' ich doch das karge Lob?
Lass' ich so mich schmähn?
Kämen sie wieder zum Wasserrand,
den Ring könnten sie haben.
He! he, he! Ihr muntren Wasserminnen!
Kommt rasch! Ich schenk' euch den Ring!
(Er hat den Ring vom Finger gezogen und hält ihn in die Höhe. Die drei Rheintöchter tauchen wieder auf. Sie sind ernst und feierlich.)
Flosshilde
Behalt ihn, Held, und wahr ihn wohl,
bis du das Unheil errätst –
Woglinde und Wellgunde
Das in dem Ring du hegst.
Alle drei
Froh fühlst du dich dann,
befrein wir dich von dem Fluch.
Siegfried (steckt gelassen den Ring wieder an seinen Finger)
So singet, was ihr wißt!
Alle drei
Siegfried! Siegfried! Siegfried!
Schlimmes wissen wir dir.
Wellgunde
Zu deinem Unheil wahrst du den Reif!
Alle drei
Aus des Rheines Gold ist der Ring geglüht.
Wellgunde
Der ihn listig geschmiedet und schmählich verlor –
Alle drei
Der verfluchte ihn, in fernster Zeit
zu zeugen den Tod dem, der ihn trüg'.
Flosshilde
Wie den Wurm du fälltest –
Wellgunde und Flosshilde
So fällst auch du –
Alle drei
Und heute noch;
So heißen wir's dir
tauschest den Ring du uns nicht –
Wellgunde und Flosshilde
Im tiefen Rhein ihn zu bergen.
Alle drei
Nur seine Flut sühnet den Fluch!
Siegfried
Ihr listigen Frauen, laßt das sein!
Traut' ich kaum eurem Schmeicheln,
euer Drohen schreckt mich noch mindern
Alle drei
Siegfried! Siegfried!
Wir weisen dich wahr.
Weiche, weiche dem Fluch!
Ihn flochten nächtlich webende Nornen
in des Urgesetzes Seil!
Siegfried
Mein Schwert zerschwang einen Speer:
des Urgesetzes ewiges Seil,
flochten sie wilde Flüche hinein,
Notung zerhaut es den Nornen!
Wohl warnte mich einst
vor dem Fluch ein Wurm,
doch das Fürchten lehrt' er mich nicht!
(Er betrachtet den Ring.)
Der Welt Erbe gewänne mir ein Ring:
für der Minne Gunst miss' ich ihn gern;
ich geb' ihn euch, gönnt ihr mir Gunst.
Doch bedroht ihr mir Leben und Leib:
faßte er nicht eines Fingers Wert,
den Reif entringt ihr mir nicht!
Denn Leben und Leib,
seht: – so – werf' ich sie weit von mir!
(Er hebt eine Erdscholle vom Boden auf, hält sie über seinem Haupte und wirft sie mit den letzten Worten hinter sich.)
Alle drei
Kommt Schwestern!
Schwindet dem Toren!
So weise und stark verwähnt sich der Held,
als gebunden und blind er doch ist.
Eide schwor er – und achtet sie nicht!
Runen weiß er – und rät sie nicht!
Flosshilde , dann Woglinde
Ein hehrstes Gut ward ihm vergönnt.
Alle drei
Daß er's verworfen, weiß er nicht.
Flosshilde
Nur den Ring –
Wellgunde
Der zum Tod ihm taugt –
Alle drei
Den Reif nur will er sich wahren!
Leb wohl, Siegfried!
Ein stolzes Weib
wird noch heute dich Argen beerben:
sie beut uns bessres Gehör.
Zu ihr! Zu ihr! Zu ihr!
Alle drei
Weialala leia, wallala leialala.
Siegfried
Im Wasser wie am Lande
lernte nun ich Weiberart:
wer nicht ihrem Schmeicheln traut,
den schrecken sie mit Drohen;
wer dem nun kühnlich trotzt,
dem kommt dann ihr Keifen dran.
(Die Rheintöchter sind hier gänzlich verschwunden.)
Und doch, trüg' ich nicht Gutrun' Treu',
der zieren Frauen eine
hätt' ich mir frisch gezähmt!