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Clelia machte sich auf den Heimweg. Sie ging langsam, ohne nach rechts und links zu sehen, in ihre Gedanken wie in einen Abgrund versunken. – Ihr Kind war auch die Tochter der Gottesmutter. Wenn es zu seiner himmlischen Mutter kam, so war es gut: des Kindes himmlische Mutter nahm ihm seine Sünden ab, mit denen es durch seine irdische Mutter beladen war: statt einstmals im Fegefeuer zu brennen, würde es bei seiner göttlichen Mutter im Paradiese weilen und die himmlischen Heerscharen zu Spielgefährten haben. Dann würde ihr Kind glücklich sein.
Aber ihr Kind lebte.
Sollte auch sie die Madonna bitten, ihr Kind sterben zu lassen?
Wenn sie ihr Kind liebte, mußte sie das. Jene andere Mutter hatte es auch gethan: hatte auch die Madonna um den Tod ihres Kindes gebeten. War sie etwa eine weniger gute Mutter, liebte sie ihr Kind, ihre süße Angelika, etwa weniger zärtlich?
Angelika – es lag ja schon in dem Namen, daß das Kind bestimmt war, ein Engel zu sein. Das konnte es aber nicht werden, wenn es die Sünden seiner Mutter auf der Seele hatte.
Also mußte sie die Madonna um des Kindes Tod bitten – so lange es noch ganz rein und unschuldsvoll war. Die Madonna würde gewiß ihr Gebet erhören.
Aber was that dann sie, wie sollte sie dann leben? – – Die kleine Tote, die sie eben begraben hatten, war auch ihrer Mutter einziges Kind gewesen, und seine Mutter hatte um ihres Kindes willen dennoch von der Madonna seinen Tod erbeten; und da die Madonna sie erhört hatte, war sie ganz ruhig, ganz glücklich, denn ihr Kind war nun selig.
Und weiter dachte die unglückliche Mutter:
... Jenes Kind war krank, hätte niemals gesund werden können, wäre Zeit seines Lebens ein elendes Geschöpf geblieben. Ihr Kind dagegen war wie das Leben selbst: mit rosigen Wangen und leuchtenden Augen, ein süßes, holdseliges Geschöpf, an dem die Menschen und die Heiligen ihre Freude haben konnten. Es würde wachsen und gedeihen, groß und schön werden und –
Und wenn dann die Tochter wurde, was die Mutter gewesen war, und die Mutter ihrer Mutter –
Clelia blieb stehen. Vor ihren Augen wurde es dunkel. Sie konnte nicht atmen. Ihr Herz pochte, daß sie seinen Schlag zu empfinden glaubte, daß es sie fast zu Boden gerissen hätte. – Ihr reines, süßes, unschuldiges Kind schlecht werden, verderben, in Sünde und Schande verfallen – –
Das war es, was Bruder Angelikus meinte: der Eltern Missethaten sollen heimgesucht werden an den Kindern. Das war es!
Plötzlich verstand sie den heiligen Mann, plötzlich kam es über sie wie eine Erleuchtung.
Wie die Mutter gewesen, würde die Tochter sein.
Das sollte nicht geschehen. Nicht für ihr Kind sollten jene grausamen göttlichen Worte geschrieben stehen. Auch sie wollte die Madonna anflehen, ihr Kind sterben zu lassen, auch sie wollte ihrem Kinde eine gute Mutter sein, die beste Mutter! Wäre ihr Kind blind und lahm, siech und unheilbar gewesen, sie würde schwerlich die Madonna mit solcher Inbrunst um den Tod des Kindes angefleht haben, wie sie es jetzt thun wollte, da es doch gesund und lieblich war. Mit all ihrem Bitten und Beten, Kasteien und Büßen hatte sie nicht das Rechte getroffen, denn sie hatte nicht um den Tod des Kindes gefleht. Das wollte sie jetzt thun, alle Tage und Nächte, bis die Madonna auf ihr Schreien hörte und ihr Gebet erfüllte.
Sie kam an einem kleinen Marienheiligtum vorüber, das einsam unterhalb eines mit Steineichen bewachsenen Hügels stand. Niemand war zu sehen als ein junger Hirt, der auf der Höhe seine Herde weidete und dabei die Flöte blies. Clelia warf sich vor dem Bild der himmlischen Mutter nieder, streckte die Arme auf und betete mit höchster Leidenschaft:
»Madonna, erbarme dich meiner! Madonna, lasse mein Kind sterben! Madonna erbarme dich meiner ewigen Sünde!«
Sie betete und rang die Hände, bis sie ermattet und zugleich beruhigt ward. Von Hoffnung beseelt, erhob sie sich, pflückte einen Strauß Blumen, steckte sie an das Bild und schritt durch die Rebenfelder ihrem Hause zu, dessen Mauern ihr bereits durch die Bäume entgegenschimmerten.
Als sie nahe gekommen, blieb sie stehen und lauschte, ob sie nicht das helle Stimmchen Angelikas hörte. Aber in der Vigna war es still, die Traubenleser hielten Nachmittagsruhe, auch das Kind befand sich wohl im Hause und verzehrte sein Vesperbrot. Ach, wie würde ihr Liebling im Paradiese sich's schmecken lassen, wo an den goldenen Bäumen leuchtende Aepfel wuchsen, und die Lüfte selbst eitel Süße waren.
Jetzt war sie so nahe gekommen, daß man ihre Schritte hören mußte. So rief sie denn:
»Angelika!«
Da kam die Großmutter aus dem Hause, bleich, mit wankenden Knieen.
»Ach, Clelia! Clelia!«
»Was ist geschehen?«
»Das Kind, unser Liebling, unser Engel –«
Schluchzen erstickte ihre Stimme.
Clelia schrie auf:
»Es ist tot?!«
»Noch nicht. Aber es liegt drinnen, und der Apotheker, nach dem der Terenzio gleich gelaufen, meint, es würde heute noch sterben.«
Clelia schwankte. Sie hatte die Madonna gebeten, ihr Kind sterben zu lassen, sie kam nach Hause und fand ihr Kind mit dem Tode ringend. Aber obgleich sie den Tod auch in ihrem Herzen zu fühlen vermeinte, war sie ruhig. Sie fragte die Großmutter, der das Unglück vollständig den Kopf verwirrt hatte, wie es gekommen war.
»Wann ist das Kind krank geworden?«
Doch die Alte konnte vor Entsetzen über die Ruhe der Mutter kein Wort hervorbringen; sie begriff nicht, daß Clelia sich nicht zu Boden warf, daß sie nicht schrie und raste.
»Wann war es, daß das Kind erkrankte?«
»Wann war es doch gleich?« murmelte die Großmutter, nach Atem ringend. »Ich will mich besinnen. – Ach, Madonna, ach, heilige Jungfrau, gebenedeite Mutter Gottes, welch ein Unglück! Welch ein Unglück! Unsere süße Angelika, unser herziges Püppchen, unser goldiges Singvögelchen!«
Und mit jammervoller Geberde setzte sie sich mitten auf dem Wege nieder, die Hände gegen den Himmel aufstreckend. Die Mutter stand da und regte sich nicht.
»Ja, so war es. Du gingst fort, und wir waren beide ganz vergnügt, ich und die Angelika; ich ging in die Vigna, um Gemüse zu holen, und das Kind hielt mich am Rock gefaßt, plapperte und schwatzte, daß ich noch dachte: die Madonna behüte das Kind, was ist's für ein herziges Närrlein. Und ich wünschte: wenn ihre Mutter, das arme Weib, es doch hören könnte. Denn es redete in einem fort von Dir: wo Du hingegangen wärest und ob Du Deiner Angelika auch etwas mitbrächtest? Und dann lief sie fort und pflückte Blumen, beide Aermchen voll, daraus sollte für die gute Gottesmutter ein Kranz gewunden werden; sie wollte dann der guten Gottesmutter den Kranz hintragen und diese bitten, daß sie die Mammina wieder gesund mache, daß die Mammina ihre kleine, liebe Angelika wieder lieb bekäme und ihr heute abend etwas Schönes mitbrächte.
»Nun, und wir sitzen in der Laube, ich mit meinem Salat, und Angelika mit ihren Blumen, die sie, so gut es gehen wollte, zusammenwickelte. Darüber ging der Vormittag hin. Dann kam Dein Mann zum Essen, war auch guter Dinge, und wir waren alle drei wieder einmal seelenvergnügt. Nun ging Terenzio an seine Arbeit, das Kind lief hinaus, und ich setzte mich, um ein Nickerchen zu machen. Auf einmal wache ich auf und höre die Anunziata schreien und höre Deinen Mann schreien und die Winzer; nicht anders, als wäre einer umgebracht worden. Ich in einem wahren Todesschrecken hinaus, und da kommen sie mit der Angelika schon an. Dein Mann trägt sie und sieht aus, als hätte er eine Kugel in der Brust; und die Angelika liegt in ihres Vaters Armen, hat die Augen geschlossen, und das Aermchen hängt herunter ganz steif und starr. Und ich denke nicht anders, als daß das Kind stirbt, und denke gleich an Dich, und daß es mit Dir nun wohl auch aus und vorbei ist und – und –«
Und die arme Alte begann von neuem zu weinen, die Hände zu ringen und die Madonna anzurufen.
Clelia fand noch immer keine Thräne. Nur ein einzigesmal, als die Großmutter erzählte, wie die Kleine die Madonna hatte bitten wollen, zu machen, daß ihre Mutter sie wieder lieb bekäme, schluchzte sie auf, aber weinen konnte sie nicht. Es war, als läge ihr auf der Brust ein Felsstück, das sie allmälich erdrückte, ohne daß sie eine Hand dagegen zu rühren vermochte. Mit erstickter, röchelnder Stimme forschte sie:
»Ist es wohl schon eine Stunde her, daß sie das Kind angetragen brachten?«
»Laß mich nachdenken. Ach, mein Kopf, mein Kopf! Ja, so lange wird es her sein.«
»Just vor einer Stunde habe ich die Madonna gebeten,« stieß die Unselige hervor.
»Um was hast Du die Madonna gebeten?« schrie die Alte, entsetzt über den Ton und die Miene, mit der die Mutter das gesagt hatte.
»Daß sie das Kind glücklich machen möchte.«
»Nun ja, ich weiß, daß es eben doch Dein Liebling, Dein Herzblatt, Dein Abgott ist. – Aber willst Du nicht hinein? Dein Mann ist drinnen. Du mußt ihn trösten; er ist wie von Sinnen.«
Sie raffte sich auf und schritt schwankend, Clelia voraus, dem Hause zu.
»Was sagt der Apotheker, daß dem Kinde geschehen wäre?«
»Es würde wohl die Perniciosa sein.«
»Dann stirbt es auch.«
Die Alte stöhnte auf. Plötzlich blieb sie stehen, schlug die Hände über den Kopf zusammen und schrie:
»Nein, es stirbt nicht! Hast Du nicht die heiligen Rosenblätter? Die heiligen Rosen werden Dein Kind retten. Wo hast Du sie? Schnell, gib sie her! Gib! Ich habe meinen Verstand ja wohl gänzlich verloren, lasse das Kind sterben, und Du hast die heiligen Rosen. Schnell! Schnell! Bring sie Deinem Kind! Dein Kind wird leben!«
»Ich habe keine heiligen Rosen.«
»Was sagst Du?«
»Ich habe keine heiligen Rosen.«
»Du hast keine? Bist Du denn nicht zum Kloster hinauf gestiegen, um die heiligen Rosen zu holen?«
»Ja.«
»Und Du hast keine heiligen Rosen –«
»Ich war droben, aber ich habe mir keine Rosen geben lassen.«
»Dann hast Du Dein Kind umgebracht!« schrie die Alte und hob ihre Arme gegen Clelia, als wollte sie sie verwünschen. »Gemordet hast Du Dein Kind. Die Rosen hätten es gerettet. Du Ruchlose!«
»Es ist besser so!« erwiderte Clelia und trat ins Haus.
Sie hatten das kranke Kind auf das große Bett gelegt, vor dem Terenzio hingesunken lag, kein Auge von seinem Liebling wendend. Auch als Clelia an das Lager trat und sich neben ihren Mann stellte, ohne Thränen, ohne Klage, blickte er nicht auf. Er zuckte aber wie von heftigem körperlichem Schmerz zusammen und machte eine Bewegung, als ob er fortrücken wollte. Der Apotheker, nachdem er seine Mittel verabreicht und noch für denselben Tag den Tod des Kindes prophezeit hatte, war bereits wieder gegangen. Die Magd Anunziata kauerte betend und heulend in einer Ecke und der Großmutter jammernde Stimme drang durch die offene Thür vom Hausflur herein.
Die entsetzliche Krankheit hatte das Gesicht des Kindes entstellt und mit Purpurröte überzogen. Es hatte das Bewußtsein verloren und röchelte schwer.
Die Mutter sprach kein Wort; stumm stand sie neben ihrem Mann und schaute auf das Opfer ihres Gebetes herab. Ihre Lippen bewegten sich, als spräche sie mit ihrem Kinde: »Hast Du Schmerzen, mein Liebling? Brennt Dir Dein armes Köpfchen! Ach, es thut wohl sehr weh? Sei ruhig, halte aus! Bald ist es überstanden, bald bist Du erlöst, bald wirst Du im Paradiese sein: bei Deiner Gottesmutter, die alle Sünden Deiner irdischen Mutter von Dir nimmt. Dann hast Du's gut, dann bist Du glücklich, dann ist auch Deine Mutter glücklich, denn Deine Mutter hat Dir die ewige Seligkeit bereitet. Halt aus, mein Kind!«
Einmal stöhnte die kleine Kranke; da stöhnte auch Terenzio laut auf. Clelia redete das erste Wort mit ihm:
»Sei ruhig. Für das Kind ist es am besten, wenn es stirbt. Wir wollen der Madonna danken.«
Terenzio sagte nichts; als aber Clelia sich später auf das Bett niedersetzen wollte, drängte er sie hinweg, daß sie ganz unten am Fußende des Bettes zu stehen kam.
Es wurde dunkel. Die Großmutter kam herein. Sie nahm das Madonnenbild von der Wand herab, rückte einen Tisch an das Bett, stellte das Bild und zwei geweihte brennende Kerzen darauf, holte den Kranz, den Angelika am Morgen gewickelt hatte, ein unförmliches Gewinde von Rosen, Nelken und Hortensien, warf sich dann nieder und begann mit halblauter Stimme Sterbegebete abzusingen, in welche die Magd einstimmte.
Durch das offene Fenster wehte der Abendwind. Die Reben bewegten sich leise, als grüßten sie herein; in den Blättern rauschte es. Draußen schrieen die unermüdlichen Cikaden, und die Vögel sangen ihr letztes Lied. Von der Landstraße erklangen die Gesänge der heimkehrenden Winzer.
Schnell brach die Nacht an, die ersten Sterne funkelten auf.
Das Kind wurde kränker. Es wimmerte jammervoll, die kleinen Glieder zuckten wie in Krämpfen. Da erhob sich Terenzio. Er warf einen letzten verzweiflungsvollen Blick auf das Kind und verließ, ohne seine Frau anzusehen, leise das Zimmer. Sora Filomela schlich ihm nach.
»Was willst Du thun, mein armer Terenzio?«
»Thun, Großmutter?«
Er sprach so leise, als stünde er vor dem Bett des Kindes, als wäre dieses schon gestorben.
»Wohin willst Du? Du hast ja Deinen Hut auf. Der Apotheker kann unserer Angelika doch nicht mehr helfen.«
»Ich will zum Bruder Angelikus.«
»Ach, Terenzio!«
»Er soll ein heiliger Mann sein.«
»Ja, ja.«
»Ich will ihn bitten, durch sein Gebet das Kind am Leben zu erhalten.«
»Das hat der Himmel Dir eingegeben. Ach, mein guter Terenzio, versäume keine Zeit. Hilf Gott, bis zum Kloster sind es gute drei Stunden.«
»Ich bin in zweien dort.«
»In zwei Stunden wird das Kind nicht mehr leben.«
»Es muß, es muß!«
Und er stürzte fort.
Die Großmutter schaute ihm nach, bis er verschwunden war, darauf kehrte sie wieder ins Zimmer zurück.
Clelia stand noch auf demselben Platz am Fußende des Bettes, die Großmutter trug ihr einen Schemel hin; doch sie wies den Sitz zurück. Die Magd war eingeschlafen. Da setzte die Großmutter ihr Beten allein fort; aber anstatt die Sterbegebete abzusagen, flehte sie die Madonna an:
»Noch zwei Stunden laß es am Leben, nur noch zwei Stunden!«
Die Zeit verstrich, und der Zustand besserte sich nicht. Mitternacht war längst vorüber. Sora Filomela ertrug es nicht länger. Sie erhob sich, wankte aus der Kammer und auf den Weg, den Terenzio kommen mußte, diesem entgegen.
Sie war noch nicht weit gegangen, als sie ihn kommen sah; laufend, als wäre er verfolgt, taumelnd und schwankend wie ein Berauschter. Die Großmutter streckte ihre Hände aus und rief:
»Es lebt noch.«
»Was hat Bruder Angelikus gesagt – Warum ist er nicht mit Dir gekommen? Hast Du ihn gesehen – Ach, Terenzio, wie siehst Du aus!?«
Er stand vor ihr, und sie spähte ihm ins Gesicht. Es war fahl, mit verzerrten Zügen und verglasten Augen.
»Terenzio!« jammerte die Alte. »So rede doch! Ach, Madonna, er hat den Verstand verloren! – Du hast Dich gewiß halb zu Tode geängstigt! Und wie Du gelaufen sein mußt! Es sind ja noch keine fünf Stunden her, daß Du gegangen bist. Hast Du den Bruder nicht gefunden?«
»Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Was sagte er?«
»Er wollte nicht für des Kindes Leben beten.«
»Er wollte nicht? Terenzio, er wollte nicht?«
»Nein! Nein! Nein!«
»Stütze Dich auf mich, mein Terenzio! Du sinkst ja um.«
»Er sagte –«
»Wer?«
»Der Mönch –«
»Was sagte er?«
»Das Kind stürbe um der Missethaten seiner Eltern willen.«
»Nein, gewiß nicht! Ach, sicher nicht, mein lieber Sohn!«
»Er sagte es.«
»Es ist aber doch nicht wahr.«
»Und er sagte –«
»Komm, mein Terenzio, sei jetzt ruhig! Komm mit mir nach Hause.«
»Und er sagte, es sei die Strafe des Himmels.«
»Ach, Terenzio, wofür?«
»Sie ist schuld daran.«
»Wer, wer?«
»Das Weib.«
»Sagte er das?«
»Ja.«
»Ach, Ihr Heiligen!«
»Und er hat recht, ganz recht hat er.«
»Terenzio!«
»Wenn das Kind wirklich sterben sollte –«
»Es lebt noch.«
»Wenn es wirklich stirbt, so töte ich sie.«
»Das verhüte Gott! Komm nach Hause, Du redest im Fieber. Komm, komm! Dein Kind lebt noch.«
Sie führte ihn und mußte ihn stützen, damit er nur weiter kam. Mühsam erreichten sie das Haus. An der Thür riß er sich los, taumelte ins Zimmer bis zum Bett und sagte zu seinem Weibe:
»Wenn das Kind stirbt, töte ich Dich; denn Du trägst die Schuld daran.«
Clelia erwiderte:
»Ja, ich trage die Schuld daran; hoffentlich stirbt es. Töte mich nur.«
Er wollte es schon jetzt thun. An dem Bett des sterbenden Kindes schlug er sie nieder.