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Ein andres Zimmer.
Melpomene, der Fremde.
Fremder: Liebe Frau, wie lange sind wir nun schon miteinander verheiratet?
Melpomene: Vier Wochen.
Fremder: Ist es noch nicht länger?
Melpomene: Währt dir die Zeit so lang?
Fremder: Das grade nicht; aber ich meinte, es sei länger.
Melpomene: Soll ich nun darüber nicht weinen?
Fremder: Du weinst viel zu viel; wir zanken uns alle Tage, und haben in den vier Wochen wenigstens dreißig Aussöhnungen gefeiert.
Melpomene: Du betrübst mich recht von Herzen; du bist ein leichtsinniger Mensch, ein Mensch, der an meinem Jammer Vergnügen findet.
Fremder: O so höre doch auf.
Melpomene: Einer, der ungerührt meine Tränen sehn kann.
Fremder: Hol doch der Teufel den Apollo! Warum hat er dich nicht auf dem Theater behalten?
Melpomene: Ja, ich wollte, ich hätte dich nie mit Augen gesehn.
Fremder: Wär ich doch nie hiehergekommen!
Grünhelm und Thalia.
Grünhelm: Wir müssen euch doch auch einmal besuchen, Freunde.
Thalia: Wie geht's, liebe Melpomene?
Melpomene: O mein Mann –
Grünhelm: Nun, Doktor, wie steht's?
Fremder: O meine Frau –
Thalia: Ihr seid beständig entzweit, und das ist durchaus nicht recht. In eurem Hause regiert immer ein bürgerliches Trauerspiel, und das ist mir etwas Verhaßtes.
Melpomene: Ist es zu ändern?
Thalia: Ihr müßt euch wieder vertragen. Melpomene, du mußt nachgeben.
Melpomene: Eher sterben.
Thalia: Daraus wird ja doch nichts; das darf ja schon des frohen Ausgangs wegen nicht geschehn. Warum lebe ich denn mit meinem Manne glücklich?
Melpomene: Weil du eine Närrin bist.
Grünhelm: Gehorsamer Diener! Also verlohnte es sich wohl gar nicht der Mühe, mit mir glücklich zu sein?
Melpomene: Schwerlich.
Fremder: Nun, Frau, da ist meine Hand, sei wieder gut. Die Szene darf ja doch nicht zu tragisch werden.
Melpomene: Du gibst also zu, daß du unrecht hast?
Fremder: Nimmermehr!
Melpomene: Nun, Thalia, da siehst du.
Thalia: Auf diese Art könnt ihr nimmermehr zusammenkommen. Der hat offenbar unrecht, der jetzt nicht zur Versöhnung die Hand bietet; wer dem andern zuerst vergibt, der hat das meiste Recht.
Die beiden Eheleute umarmen sich.
Fremder: O wie ich dich nun wieder liebe! – Wie mein Herz nur für dich schlägt!
Melpomene: Ebenfalls.
Fremder: Ich begreife nicht, wie ich dich so verkennen mochte.
Melpomene: Ich auch nicht, Geliebter.
Fremder: Im Grunde hatten wir beide unrecht.
Melpomene: Ich geb es zu.
Fremder: Nun so sei dieser Tag der Versöhnung ein Tag der Freude für uns. – Bleibt bei uns, lieben Freunde, und helft uns ein so schönes häusliches Fest der Liebe begehn.
Gehn ab.