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Um die Jahrhundertwende hatten sich viele bayerische Bauern in Marktgenossenschaften und im »Bayerischen Bauernbund« zusammengeschlossen, um ihre Forderungen nach einer vernünftigen Agrarpolitik durchzusetzen. In ihrem elementaren Mißtrauen gegen die Obrigkeit wurden sie in der Öffentlichkeit teils als »gestandene Mannsbilder« nicht ohne eine gewisse Sympathie belächelt, teils aber auch als gefährliche Revoluzzer gefürchtet. Die Mehrheit des dörflichen Klerus lehnte die Bestrebungen der organisierten Bauernschaft entschieden ab. - Vor diesem sozialpolitisch spannungsreichen Hintergrund entwickelt Thoma die Tragödie einer bayerischen Michael-Kohlhaas-Natur. Andreas Vöst, der Schullerbauer von Erlbach im Dachauer Hinterland, gewinnt gegen den Kandidaten des Pfarrers die Wahl zum Bürgermeister. Da wird plötzlich im Kirchenbuch ein Zettel gefunden, auf dem angeblich der verstorbene frühere Ortsgeistliche den Andreas Vöst der Mißhandlung seines alten Vaters bezichtigt. Dieser Vorwurf hat zur Folge, daß die Wahl des Bürgermeisters nicht bestätigt wird. Vöst beginnt einen verzweifelten Kampf. Er gerät immer mehr in ein Netz aus Mißgunst und Lüge, aus dem er keinen anderen Ausweg findet als die Gewalttat. - Zeitbild, politische Satire und das tragische Schicksal eines leidenschaftlichen Charakters fügen sich zu einem packenden Roman, der als ein Höhepunkt des deutschen Naturalismus gilt.
»Ich weiß, daß das Buch gut ist. Daß die Sonne darin scheint und der Regen regnet. Und wie die alte Vöstin gestorben ist, habe ich selber geheult; auch später wieder einmal, wie der aufrechte Schullerbauer aus seinem Hofe gehen mußte. Ich hoffe auch, daß von dem Erdengeruche etwas in dem Buche ist, den ich von Kind auf einatmete.«
Aus einem Brief Ludwig Thomas