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VII.

»Du bist bei Axel gewesen?« fragte Hille in höchstem Staunen. Maria hatte einen schweren Stand bei ihr. Maren war voll echt weiblicher Empörung über Axels Betragen und hatte nicht zum Guten geredet, obgleich sie andererseits nicht den Mut hatte, die Trennung dieser, wie sie sagte, frevelhaft entheiligten Ehe zu befürworten. Jörg, den die Sache genierte, hatte sich ausgeschwiegen. Maren war erregt, und Hille wußte nicht, was sie wollte.

»Beeinflusse sie zum Guten – oder beeinflusse sie gar nicht,« sagte Maria zu Maren. Dann nahm sie sich Hille allein vor.

Und wieder wirkte Marias Persönlichkeit, aus den Schranken schweigsamer Zurückhaltung hervortretend, bestimmend auf die Gemüter. Es war nicht allein das Klare, Zielbewußte, dem sich schwankende oder urteilslose Herzen so gern anschließen und unterordnen. Es war die Weite und Wärme ihrer Seele, mit der sie endlich über alle kleinen und engen Gefühle siegte.

»Sie kommt so von oben her über die Dinge,« sagte Jörg, der mit verstohlenem Interesse die Entwicklung der Angelegenheit verfolgte, »und rückt mit ein paar Griffen die Sache in ein neues Licht. So, als wenn man sich vergeblich gequält hat, eine Stube mit den vorhandenen Möbeln befriedigend einzurichten, und es paßt immer nicht, und plötzlich kommt jemand und schiebt alles anders um, und mit einem Male steht es da, als wenn es nie anders gestanden hätte und überhaupt nicht anders stehen könnte.« –

»Ich hätte es Maria nicht zugetraut,« sagte Maren.

Gegen Abend fuhr Maria nach Hause. In der kleinen Stadt, durch die sie der Weg führte, gab sie ein Telegramm auf.

»Du kannst kommen,« stand darin, und ihre Unterschrift.

Die zwei Tage, während der sie fortgewesen, lagen hinter ihr wie ein Traum. Sie hatte gesprochen, gehandelt, gelebt. Nun hieß es wieder schweigen, ertragen.

Wenn doch in meinem Leben auch einmal etwas käme, dachte Maria, daß diese erstickende Stille, diese bedrückende Eintönigkeit aufhörte – es braucht ja kein großes Glück zu sein und kein großes Unglück, nein, das zu wünschen wäre frevelhaft. Nur ein frischer Atemzug, ein wenig Wärme, ein wenig Frohsinn. Ich bin ja nicht imstande, dies immer ganz allein hervorzubringen. Und für wen? für mich allein?

Vielleicht für Alfchen. –

Ich kann es ja nicht ertragen, wenn dies immer so weiter geht!

Und doch wußte sie ganz genau, daß sie es ertragen mußte und würde.

Und daß sie darüber schweigen würde.

Gräßlich, wenn eine Ehe so in den Mund der Leute kommt, wie Hilles Ehe. Nein, lieber schweigend zugrunde gehen, und die Leute glauben lassen, daß man daran ganz allein schuld sei.

Marias Seelenleben war getrübt und erregt durch die Vorkommnisse der letzten Tage. Sie dachte so allerhand, was sie bisher nicht klar zu denken gewagt hatte.

Wenn Arne nun auch einmal solchen Fehltritt beginge, – meinethalben ein Verbrechen – ich glaube, ich könnte ihn wieder lieben, besser wie in seiner unantastbaren Vortrefflichkeit. Oder wenn ihn sonst irgend etwas Schweres, Schreckliches träfe.

Aber Arne in einer Versuchung erliegend, Arne vom Unglück niedergeworfen, das war etwas so Undenkbares, Unmögliches, wie daß ein Stein im Feuer schmelzen könnte. Er hatte keine Angriffsflächen für das Schicksal, weder für seine Sonne, noch für seine Blitze.

Maria und Arne und dazwischen das Leben, das war, als wenn man einen Mühlstein auf ein Blumenbeet legt und dazwischen das Korn, das zermahlt werden soll. Es geht eben nicht. Der Mühlstein kann nichts dafür und das Blumenbeet auch nicht. Und das Weiche wird aufgerieben im Kampf mit dem Harten. –

Nach einigen Tagen kam Maren und erzählte.

Axel war gekommen und hatte Hille geholt. Wie er es angestellt hatte, sie zu gewinnen, wußte Maren nicht, denn Hille hatte zum ersten Male im Leben geschwiegen. Nur sehr viel geweint hatte sie. Und Axel war so nett gewesen, man konnte ihm nicht böse sein. Jörg war sogar ganz angetan von ihm. Aber Männer untereinander sind ja immer schnell bereit, solche Sünden zu verzeihen und zu vergeben.

»Obgleich ich es von Jörg nicht gedacht hätte,« fügte sie hinzu. »Denn der würde so etwas nie tun – der liebt mich viel zu sehr dazu.«

Der ist auch ganz anders, wie Axel, dachte Maria. Aber sie sagte nichts, sie wollte Jörgs Verdienst nicht verkleinern.

»Axel wird sich versetzen lassen, und einstweilen nimmt er Urlaub und sie machen eine Reise,« erzählte Maren weiter. »Hille meinte, damit würde am besten dem Klatsch der Mund gestopft.«

Ganz Hille, dachte Maria, sie denkt immer zuerst an die Nebensachen.

»Die Kinder kommen solange zu uns,« fuhr Maren fort. »Ich dachte, sie würden sie dir schicken. Aber Hille sagte, zu dir könne sie nicht mehr kommen, und also auch nicht die Kinder zu dir lassen.«

Maria verstand und schwieg.

»Hat Arne sich denn wirklich so herzlos gegen sie benommen?« fragte Maren geradezu. Maria unterdrückte einen Seufzer.

»Du kannst dir denken, wie zuwider ihm das alles war. Er wollte nichts damit zu tun haben – darüber sind sie wohl aneinander geraten. Mit der Zeit wird es sich schon wieder geben.«

»Sie kann ihm doch recht dankbar sein,« eiferte Maren, »daß er dir erlaubt hat, dich ihrer anzunehmen!«

Marias Lippen zuckten: Arne hatte seitdem noch kaum mit ihr gesprochen, sie deutlich seinen Unwillen fühlen lassen.

»Ja, Maria, du hast dir ein Verdienst erworben in dieser Sache. Es ist doch immer besser, wenn Eheleute zusammen bleiben. Hoffentlich nimmt es einen guten Fortgang.« –

Dann will ich alles andre gern ertragen, dachte Maria. –

Wieder einmal zog der Frühling ein.

Auf dem Köbinghof prangten die neuen Gebäude, aber auf den Feldern wuchs das Unkraut und der Saatenstand war dürftig. Es wurden hohe Löhne gezahlt an auswärtige Arbeiter, aber es wurde schlecht gearbeitet. Es kamen allerhand Unannehmlichkeiten durch die Leute, mit denen nur durch Beamte und Behörden verkehrt wurde. Arne Terhalden verklagte und ließ sich verklagen, führte Prozesse ohne Ende. Er hatte Aerger und war verstimmt, erlebte Mißerfolge und war noch verstimmter.

Mit Maria sprach er nicht darüber. Die hatte kein Verständnis für ihn und seine Ideen, die widersprach nur. Und Widerspruch vertrug er ebensowenig, wie Aussprache für ihn ein Bedürfnis war. Er war sich selbst genug.

Merkwürdigerweise fing Arne Terhalden an, faul zu werden. Durch das viele Sitzen am Schreibtisch infolge endloser Schreibereien und Rechnereien hatte er sich das Sitzen überhaupt angewöhnt. Dazu kam, daß es ihm unangenehm war, die schlechten Felder zu sehen; so sah er sie lieber überhaupt nicht und regierte sein Gut von der Stube aus.

Für Maria war es am schlimmsten, dies beständige Hocken im Hause. Er war schon immer schwierig gewesen in häuslichen Kleinigkeiten – nun bildete er sich zu einem unerträglichen Nörgler aus. Er kümmerte sich um alles, untersuchte alles. Nicht das kleinste Versehen, nicht die geringste Unregelmäßigkeit, wie solche im bestgeleiteten Haushalt vorkommen, entging ihm. Und für alles mußte Maria herhalten, für jedes Versäumnis der Dienstboten, ja für jedes Geschrei des kleinen Alf. Auf dies verwandte sie zu viel Sorgfalt, auf jenes zu wenig. Und wo es sich gar um eine wirkliche oder vermeintliche Vernachlässigung seiner Persönlichkeit handelte, beruhigte er sich tagelang nicht, forderte Rechenschaft und krittelte unbarmherzig.

Wenn er mich doch lieber einmal schlagen möchte, dachte Maria; aber dazu ist er natürlich viel zu vortrefflich.

Sie war von einer geradezu unnatürlichen Geduld. Aber wenn ihn sonst ihr Widerspruch reizte, so reizte ihn nun ihr Schweigen, das er für Gleichgültigkeit und passiven Widerstand gegen seine Wünsche hielt. Die Leute murrten und widersetzten sich. Maria mußte vermitteln zwischen dem Hausherrn und dem Gesinde.

Die Erzieherin der Töchter kündigte, weil Arne sie mehrere Male wegen einer geringfügigen Kleinigkeit bei Tische angefahren hatte.

Der kleine Alf hatte eine Todesangst vor seinem Vater, der jede Aeußerung seines lebhaften Temperaments mit kalter Strenge niederhielt, und seinen Gehorsam, seine Selbstbeherrschung auf tägliche, sinnlose und grausame Proben stellte. Es schien ihm Vergnügen zu machen, von dem Kinde fortwährend Dinge zu verlangen, die seiner stark ausgeprägten Natur zuwider waren. Nur Marias flehenden Blicken fügte sich diese kleine wilde zarte Natur. Aber seinem Vater warf das Kind mitunter einen Blick zu, vor dem Marias Seele erschrak.

Maria litt unbeschreiblich, litt am allermeisten um dieses Kind, das sich einer Autorität beugen mußte, die seinen Charakter verständnislos verdarb.

Vorstellungen bei dem Manne hatten nur zur Folge, daß es noch schlimmer wurde.

»Ich werde mir von dir nicht vorschreiben lassen, wie ich meine Kinder erziehen soll.«

Also blieb auch hier Schweigen die einzige, unvollkommene Rettung. Mit zuckendem Herzen unterstützte Maria die väterliche Autorität bei dem widerstrebenden Kinde.

»Alfchen ist oft sehr ungezogen, und Vater hat recht, wenn er böse wird mit Alfchen. Vater meint es gut, und Alfchen muß immer tun, was der liebe Vater will!«

Dann krampfte das Kind in wilder Aufregung seine Aermchen um Marias Hals.

»Ich will dir gehorchen, bloß dir. Ich habe dich schrecklich lieb, aber vor Vater habe ich Angst.«

»Du brauchst nicht Angst haben, wenn du artig und gehorsam bist.« –

»Bei Vater muß ich unartig sein.«

Maria fühlte mit Zittern, wie der elementare Gegensatz der Naturen sich eine unheilvolle Bahn erbrach. –

Die Ernte fiel schlecht aus und der Inspektor wurde entlassen. Es kam ein anderer, unter dem es nicht besser werden würde. Arne Terhalden hatte nicht das nötige Geld für die dringendsten Verpflichtungen. Er sprach nicht davon, aber Maria wußte es doch.

Es geschah, was Maria erwartet hatte.

Eines Abends trat Arne bei ihr ein. Sie saß abends meist allein in ihrem Zimmer, flickte und nähte oder las.

»Du hast mich schon einmal abgewiesen, aber ich muß dich zu meinem Bedauern abermals behelligen. Ich brauche Geld, und du wirst dich wohl bereit finden müssen, es mir zu geben.«

Er stand aufrecht vor ihr und sah sie nicht an. Sie wußte, welche Ueberwindung es ihn kostete, sie zu bitten. Sie fühlte sich peinlich bedrückt und außerdem tat er ihr leid.

»Wofür brauchst du es?« fragte sie schüchtern. Sie wußte, wie ihn diese Frage reizte.

»Für allerhand rückständige Schulden, die endlich bezahlt werden müssen. Baurechnungen –« er konnte sich nicht überwinden, es ihr eingehender zu erklären.

»Wieviel?« fragte sie schweren Herzens.

»Es werden ungefähr vierzigtausend Mark nötig sein.«

Maria blieb der Atem weg. Sie starrte ihn fassungslos an. Es war die Hälfte von dem, was sie besaß.

»Arne,« sagte sie mit beschwörender Stimme, »ist es denn nötig, daß so viel Geld ausgegeben wird?!«

»Ich hätte es übrig gehabt,« sagte er, und man hörte, wie er sich jedes Wort abrang. »Aber wie du vielleicht weißt, war die Ernte schlecht und die Einnahmen nicht so, wie ich es erwartet hatte.«

»Warum war die Ernte so schlecht, Arne! Das Jahr war günstig!« sie sagte es sanft und ruhig. Aber sein Gesicht wurde spitz und bleich. –

»Ich weiß ja, daß ich deiner Ansicht nach alles verkehrt mache,« sagte er mit bittrem Hohn.

Maria packte die Arbeit zusammen, um ihre zitternden Finger zu beschäftigen. Dabei sah sie ernst und entschlossen aus.

»Wenn wir keine Kinder hätten, Arne, so würde ich dir das Geld geben, unweigerlich; alles was ich habe. Da wir aber Kinder haben – so kann ich es nicht tun.«

Er stand still und unbeweglich wie ein Bild von Stein.

»Ich kann nicht einsehen, was die Kinder damit zu tun haben.«

»Ich habe die Ueberzeugung, daß die Kinder es einst nötiger brauchen werden, als du es jetzt brauchst; daß es für die Kinder verloren geht, wenn ich es dir jetzt gebe.«

»Das heißt also: Du hast kein Vertrauen zu mir?«

»Nein, Arne. Ich weiß, daß du gewissenhaft bist und nichts tust, was du nicht für richtig hältst. Aber jeder Mensch kann irren. Jeder Mensch kann Unglück haben.«

»Und du bist der Meinung, daß beides bei mir der Fall ist?«

Maria schwieg.

»Wenn aber jetzt Axel käme, oder Antje, oder irgend einer von denen, für die du immer etwas übrig hast – so würdest du es ihm geben, nicht wahr?« Seine Stimme kippte um vor Erregung.

»Nein, Arne. So würde ich es ganz gewiß nicht tun.«

Eine Pause trat ein; eine qualvolle, bittre Pause.

»Und wenn du nun bei deiner Weigerung bleibst,« fuhr Arne ruhiger fort, mit einem Ton, dessen Schärfe ihr ins Herz schnitt, »wie denkst du dir, daß ich meinen Verpflichtungen gerecht werden soll? Oder interessiert dich das gar nicht?«

»Es wird sich schon ein anderer Ausweg finden.«

»Natürlich – ich kann borgen. Es ist sehr erhebend, wenn der Mann bei Fremden borgen muß, weil die eigne Frau ihm nichts gibt.«

Maria war nicht imstande zu antworten.

»Wenn du das Geld, um das es sich hier handelt, durchaus als verloren betrachten willst, so ist es für die Kinder am Ende dasselbe, ob du es verlierst oder ich.«

»Sicher ist sicher,« sagte Maria.

»Ich verstehe. Da du also anzunehmen scheinst, daß bei mir nichts sicher ist – am letzten Ende wirst du doch für mich eintreten müssen.«

»Du weißt,« sagte Maria leise, »daß mein Vater mein Vermögen der ehelichen Gemeinschaft entzogen hat.«

Er hatte das einen Augenblick in der Erregung vergessen. Das war so eine Schrulle von dem vorsichtigen, alten Gelehrten gewesen, der damals trübe Erfahrungen mit seinem Sohne gemacht und in die sich Arne in jugendlicher Unbesonnenheit und Unerfahrenheit gefügt hatte.

»Es käme immerhin auf deinen guten Willen an,« sagte er. »Aber ich sehe, daß du den guten Willen nicht hast.«

»Arne,« bat sie, und faltete unwillkürlich mit einer flehenden Geberde die Hände, »es ist nicht gegen dich – es ist für die Kinder!«

»Ach, – das sind törichte Einbildungen, Ausreden. Wenn du mich lieb hättest –«

»Arne!« unterbrach sie beschwörend. Dabei krampfte sich ihr das Herz zusammen. Niemals sprach er von Liebe. Daß er es jetzt tat, war ein unwürdiger Angriff auf ihre verwundbarste Seite.

»Na, womit habe ich dich nun wieder verletzt? Dein Gefühlsleben ist mir unverständlich.«

Er stand immer noch so da und sah auf sie herab, kalt, drohend. Und sie saß immer noch so da und sah zu ihm auf, ängstlich, flehend.

»Die Liebe hat hiermit nichts zu tun,« sagte sie.

»Die Liebe hat mit uns scheinbar überhaupt nichts mehr zu tun,« rief er heftig, wandte sich um, ging hinaus und warf die Tür ins Schloß.

Maria sah ihm nach mit leeren Augen. Dann krümmte sich ihr schmaler Körper zusammen unter qualvollem Weinen.

Arne lief nebenan umher in einer wilden, zornigen Erregung. Er konnte sich anders helfen, gewiß. Er konnte die Summe wo anders borgen, auf das Gut eintragen lassen. Aber das war so gräßlich, vor den Behörden, mit denen das gemacht werden mußte.

Und wenn Maria einen vernünftigen Grund gehabt hätte für ihre Weigerung! Aber das waren ja Hirngespinste, nervöse Einbildungen, Vorwände. Es war nichts Ungewöhnliches, daß ein Landwirt in vorübergehende Geldverlegenheiten kam. Sie wollte einfach nicht. Sie hatte kein Vertrauen in seine Wirtschaft, kein Interesse daran. Sie hatte keine Liebe für ihn. Liebe der Frau war ihm gleichbedeutend mit Gehorsam, blindem Vertrauen, fragloser Hingabe an den Willen des Mannes. Das waren so einfache Pflichten, daß es Konflikte da nicht geben konnte. Entweder – oder.

Es empörte ihn über die Maßen, daß sein Wille an dem Willen dieser Frau scheitern sollte, dieser Frau, die so nachgiebig, so pflichttreu, so sanft war – das mußte er ihr in diesem Augenblicke zugestehen.

Ihr Verhalten erschien ihm ein unbegreiflicher, unverzeihlicher Eigensinn.

Während er sich so immer mehr in seine Entrüstung hineinsteigerte, öffnete sich die Tür und Maria trat ein. Sie sah so blaß und jammervoll aus – er sah es gar nicht.

Sie kam auf ihn zu, trotzdem er sich halb abwandte. Sie trat ganz dicht an ihn heran.

»Arne,« bat sie und haschte nach seiner Hand, »sei mir doch nicht böse, Arne!«

»Ich dächte, ich hätte jetzt gerade keine Veranlassung, dir gut zu sein,« brummte er.

»Du bist aber niemals gut zu mir,« stieß sie in ausbrechender Not hervor. »Ich höre niemals ein freundliches Wort.« –

»Aber liebes Kind,« unterbrach er gereizt, »aus den Flitterwochen sind wir doch hinaus!«

»Ja, aber es braucht doch dann nicht immer so zu sein, wie es bei uns ist!«

»Ich weiß nicht, was du willst. Ich habe nicht die Gabe, schön zu tun und zärtliche Worte zu machen. Da hättest du einen andern heiraten sollen, der das besser versteht, wenn du ohnedem nicht leben kannst. Das habe ich dir schon oft gesagt, im Anfang. Ich dachte, du hättest das begriffen. Ich habe keine Lust, noch einmal darüber zu reden. Du solltest dich endlich damit abfinden.«

Maria stand noch eine Weile so neben ihm. Die Hand hatte er ihr längst entzogen. Sie stand, als warte sie auf etwas, das nicht kam, oder als wollte sie noch etwas sagen, was sie dann nicht vermochte.

Betrübt schlich sie hinaus. –

Sie sprachen nicht mehr davon.

Arne hatte sich dann irgendwie zu helfen gewußt. Wie – danach wagte sie nicht zu fragen.

Das Leben ging weiter. Es war nur noch um einen Schatten trüber geworden.

In den nächsten Tagen, wenn sie Alfchens Zärtlichkeiten über sich ergehen ließ, war sie immer dem Weinen nahe.


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