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2117. Was das Letzte Gericht ist, wissen wenige heutzutage; man meint, es werde kommen mit dem Untergang der Welt. Daher die Vermutungen, der Erdkreis werde im Feuer vergehen, mitsamt dem, was in der sichtbaren Welt ist; und daß dann erst die Toten werden auferstehen, und vor das Gericht gestellt werden. Die Bösen sollen dann in die Hölle geworfen werden, und die Guten sich in den Himmel erheben. Diese Vermutungen sind den prophetischen Teilen des Wortes entnommen, in denen gedacht wird eines neuen Himmels, und einer neuen Erde, dann auch eines neuen Jerusalem. Man weiß jedoch nicht, daß die prophetischen Stellen des Wortes im inneren Sinn etwas ganz anderes bedeuten, als im Buchstabensinn hervortritt, und daß unter dem Himmel nicht verstanden wird der Himmel, noch unter der Erde die Erde, sondern die Kirche des Herrn im allgemeinen, und bei einem jeden insbesondere.
2118. Unter dem Letzten Gericht wird verstanden die letzte Zeit der Kirche, sodann auch das Letzte des Lebens eines jeden.
Was die letzte Zeit der Kirche betrifft, so fand das Letzte Gericht der Ältesten Kirche, die vor der Sündflut bestanden hatte, dann statt, als die Nachkommenschaft derselben zugrunde ging. Ihr Untergang wird durch die Sündflut beschrieben.
Das Letzte Gericht der Alten Kirche, die nach der Sündflut bestanden hatte, war da, als beinahe alle, die zu dieser Kirche gehörten, Götzendiener geworden waren, und zerstreut wurden.
Das Letzte Gericht der vorbildlichen Kirche, die bei den Nachkommen Jakobs folgte, fand statt, als die zehn Stämme in die Gefangenschaft weggeführt und unter die Heiden verstreut wurden; und nachher die Juden, nach der Ankunft des Herrn, aus dem Lande Kanaan vertrieben, und in die ganze Welt zerstreut wurden.
Das Letzte Gericht der gegenwärtigen Kirche, welche die christliche Kirche genannt wird, ist das, was bei Johannes in der Offenbarung unter dem neuen Himmel und der neuen Erde verstanden wird.
2119. Daß das Letzte des Lebens eines jeden Menschen, wenn er stirbt, für ihn das Letzte Gericht ist, wissen einige wohl, dennoch aber glauben es wenige. Während doch feststehende Wahrheit ist, daß ein jeder Mensch nach dem Tod in das andere Leben aufersteht und vor das Gericht gestellt wird.
Mit diesem Gericht aber verhält es sich so: sobald seine Körperteile erkalten, was nach einigen Tagen geschieht, wird er vom Herrn auferweckt durch himmlische Engel, die zuerst bei ihm sind. Ist er aber von der Art, daß er nicht mit ihnen zusammen sein kann, so wird er von geistigen Engeln in Empfang genommen, und nachher allmählich von guten Geistern; denn alle, so viel ihrer auch immer ins andere Leben kommen, sind angenehme und willkommene Ankömmlinge. Weil aber demjenigen, der ein böses Leben geführt hatte, seine Sehnsüchte (desideria) nachfolgen, so kann er nicht lange bei den Engeln und den guten Geistern verweilen, sondern trennt sich allmählich von ihnen, und zwar dies so lange, bis daß er zu Geistern kommt, deren Leben demjenigen, das er in der Welt geführt hatte, ähnlich und gleichförmig ist, dann kommt es ihm vor, als ob er im Leben seines Leibes wäre, an sich ist es auch eine Fortsetzung seines Lebens.
Mit diesem Leben nimmt sein Gericht den Anfang: die, welche ein böses Leben geführt hatten, fahren nach Verfluß einiger Zeit (per temporis moras) in die Hölle hinab; die ein gutes geführt, werden stufenweise vom Herrn in den Himmel erhoben.
Von solcher Art ist das Letzte Gericht eines jeden; wovon aus Erfahrung im ersten Teil.
2120. Was der Herr von den letzten Zeiten gesagt hat, daß dann das Meer und die wogende See widerhallen, die Sonne verdunkelt werden, der Mond sein Licht nicht geben werde, die Sterne werden vom Himmel fallen, Völkerschaft wider Völkerschaft und Königreich wider Königreich werde erregt werden, und dergleichen mehr: Matth.24/7,29; Luk.21/25, das alles bedeutet, sowohl im ganzen, als im einzelnen, den Zustand der Kirche, wie er sein werde zur Zeit ihres Letzten Gerichts, und zwar wurde durch das Widerhallen des Meeres und der wogenden See nichts anderes bezeichnet, als daß die Irrlehren und Streitigkeiten, im allgemeinen innerhalb der Kirche und im besonderen in einem jeden, einen solchen Lärm machen werden. Unter der Sonne wurde nichts anderes verstanden als die Liebe zum Herrn und die Liebtätigkeit gegen den Nächsten. Unter dem Mond, der Glaube, und unter den Sternen die Erkenntnisse des Glaubens, die in den letzten Zeiten werden so verdunkelt werden, kein Licht geben und vom Himmel fallen, d.h. verschwinden werden. In ähnlicher Weise wurde vom Herrn gesprochen bei Jes.13/10.
Sodann unter Völkerschaft wider Völkerschaft, und Königreich wider Königreich, nichts anderes, als Böses wider Böses, und Falsches wider Falsches, usf. Daß der Herr so sprach, geschah aus vielen geheimen Gründen.
Daß Meere, Sonne, Mond, Sterne, Völkerschaften und Königreiche dergleichen bedeuten, weiß ich gewiß, und ist im ersten Teile gezeigt worden.
2121. Daß das Letzte Gericht bevorsteht, kann man auf Erden und innerhalb der Kirche nicht so wissen, wie im anderen Leben, wohin alle Seelen kommen und zusammenströmen. Die Geisterwelt ist heutzutage voll von bösen Genien und von bösen Geistern, besonders aus der Christenheit. Unter ihnen herrscht nichts als Haß, Rache, Grausamkeit, Unzüchtigkeit und dann auch arglistige Ränke.
Und nicht bloß die Geisterwelt, in der die von der Welt her eben abscheidenden Seelen zuerst anlanden, sondern auch die inwendigere Sphäre jener Welt, in der die sind, die in betreff ihrer Bestrebungen und Endzwecke tief innerlich böse waren. Diese ist in gleicher Weise heutzutage so angefüllt, daß ich mich wunderte, wie es irgendeine so große Menge geben konnte, denn alle werden nicht augenblicklich in die Höllen hinabgeworfen, weil den Gesetzen der Ordnung gemäß ist, daß ein jeder von solcher Art in sein Leben zurückkehre, das er in der Welt hatte, und infolgedessen stufenweise in die Hölle niedersinke. Der Herr stürzt keinen in die Hölle, sondern ein jeder sich selbst. Daher sind jene Geisterwelten ganz außerordentlich angefüllt von einer Menge solcher, die dort anlangen und eine Zeitlang daselbst verweilen. Von ihnen aus werden die Seelen, die aus der Welt kommen, arg angefochten, und außerdem werden die Geister, die beim Menschen sind, (denn jeder Mensch wird vom Herrn durch Geister und Engel regiert,) mehr als früher erregt dem Menschen Böses anzutun, und zwar in dem Grade, daß die Engel, die beim Menschen sind, es kaum abwenden können, sondern genötigt werden, mehr aus der Ferne auf den Menschen einzuwirken. Daraus kann man im anderen Leben deutlich erkennen, daß die letzte Zeit bevorsteht.
2122. Was die aus der Welt neu anlangenden Seelen weiter betrifft, so sinnen und trachten die, welche aus der Christenheit herkommen, selten nach etwas anderem, als daß sie die Größten sein, und daß sie alles besitzen möchten, somit sind alle von Selbst- und Weltliebe erfüllt, und diese Neigungen sind ganz gegen die himmlische Ordnung, Nr. 2057. Außerdem denken die meisten an nichts anderes als an unreine, unzüchtige und unheilige Dinge, und reden unter sich nichts anderes. Dann achten sie für nichts und verachten ganz und gar alles, was zur Liebtätigkeit und zum Glauben gehört, denn Herrn selbst erkennen sie nicht an, ja sie hassen alle, die Ihn bekennen; denn im anderen Leben reden die Gedanken und Herzen; und außerdem werden die Erbübel, infolge des lasterhaften Lebens der Eltern, bösartiger, so daß sie wie inwendig verborgene und unterhaltene Brände den Menschen zu ärgeren Sünden gegen die Ehrenhaftigkeit und Frömmigkeit anreizen, als früher.
Solche kommen heutzutage haufenweise ins andere Leben, und füllen die auswendigere und die inwendigere Sphäre der Geisterwelt an. Wenn das Böse in dieser Weise vorzuherrschen, und das Gleichgewicht sich auf die Seite des Bösen zu neigen anfängt, so erkennt man daran deutlich, daß die letzte Zeit bevorsteht, und es notwendig ist, das Gleichgewicht wieder herzustellen durch Verwerfung derjenigen, die innerhalb der Kirche sind, und Aufnahme anderer außerhalb derselben.
2123. Daß die letzte Zeit bevorsteht, kann man im anderen Leben auch daraus abnehmen, daß alles Gute, das vom Herrn durch den Himmel in die Welt der Geister einfließt, dort augenblicklich in Böses, Unzüchtiges und Unheiliges - und daß alles Wahre augenblicklich in Falsches, somit die gegenseitige Liebe in Haß, die Redlichkeit in Betrug verkehrt wird, usf.; also, daß sie kein Gefühl mehr für irgend etwas Gutes und Wahres haben. Ähnliches strömt ein in den Menschen, der durch Geister regiert wird, mit dem die dort Befindlichen in Gemeinschaft stehen.
Dies ist mir durch häufige Erfahrung ganz genau bekannt geworden, und wollte ich sie alle anführen, so würden viele Seiten damit angefüllt werden. Ich durfte sehr oft wahrnehmen und hören, wie das Gute und Wahre, das aus dem Himmel kam, in Böses und Falsches verkehrt wurde, sodann auch, in welchem Grad, und in welcher Art (dies geschah).
2124. Es wurde mir gesagt, daß in den Vorsündflutlichen das im Willen liegende Gute (Bonum voluntarium), das bei den Menschen der Ältesten Kirche war, gänzlich zugrunde gerichtet wurde. Daß hingegen heutzutage bei den Menschen der Christlichen Kirche das verstandesmäßige Gute (Bonum intellectuale) zugrunde zu gehen anfange, und zwar so sehr, daß wenig mehr davon übrig ist, und dies infolgedessen, daß sie nichts glauben, als was sie mit den Sinnen begreifen, und daß sie heutzutage nicht bloß aus diesen, sondern auch mittelst einer den Alten unbekannten Philosophie, über die göttlichen Geheimnisse vernünfteln; wodurch das verstandesmäßige Licht ganz verfinstert wird; welche Verfinsterung eine so große wird, daß sie kaum vertrieben werden kann.
2125. Von welcher Art die Menschen der Christlichen Kirche heutzutage sind, wurde mir durch Vorbildungen vor Augen gestellt: es erschienen in einer finsteren Wolke so schwarze Geister, daß mir davor graute, und hernach andere nicht so grauenhafte; und es wurde mir bedeutet, daß ich etwas sehen werde.
Zuerst erschienen dann Knaben, die von ihren Müttern so grausam geschlagen wurden, daß Blut umherfloß. Hierdurch wurde vorgebildet, daß von solcher Art heutzutage die Erziehung der Kinder ist. Hernach erschien ein Baum, und es gemahnte, als ob es der Baum der Erkenntnis wäre, auf den eine große Viper zu steigen schien, von solcher Art, daß sie Schauder einjagte, sie erschien so lang als der Stamm. Als der Baum mit der Viper verschwand, erschien ein Hund; und dann tat sich eine Türe auf in ein Gemach, wo eine rötlich gelbe Helle wie von Kohlen war, und darin zwei Weiber, und es fand sich, daß es eine Küche war, was man aber dort sah, darf ich nicht erwähnen. Es wurde mir gesagt, daß der Baum, auf den die Viper stieg, den Zustand der Menschen der Kirche vorbildete, wie sie heutzutage beschaffen sind, daß sie anstatt der Liebe und Liebtätigkeit tödlichen Haß haben, der zugleich ringsum von dem angenommenen Schein der Ehrenhaftigkeit und trügerischen Vorspiegelungen umsponnen ist. Sodann ruchlose Gedanken über die Dinge des Glaubens. Was aber in der Küche gesehen wurde, bildete jenen Haß und jene Anschläge vor, wie sie weiter beschaffen waren.
2126. Weiter wurde auch vorgebildet, wie heutzutage diejenigen, die innerhalb der Kirche sind, wider die Unschuld selbst sind: Es erschien ein schönes und unschuldiges Kind, und nachdem dieses erblickt war, wurden die äußeren Bande, durch welche die bösen Genien und Geister von Schandtaten abgehalten werden, ein wenig nachgelassen; dann fingen sie an, das Kind schrecklich zu mißhandeln, es zu zertreten und es töten zu wollen, der eine so, und der andere so: denn die Unschuld wird im anderen Leben durch Kinder vorgebildet. Ich sagte aber, daß so etwas bei ihnen nicht zum Vorschein komme in ihrem Leibesleben, es wurde jedoch geantwortet, daß ihr Inwendigeres von solcher Art sei, und wofern die bürgerlichen Gesetze, sodann andere äußere Bande, als da sind die Furcht vor dem Verlust des Erwerbs, der Ehre, des guten Namens, und die Furcht für das Leben, es nicht verhinderten, würden sie in gleicher Raserei losstürzen gegen alle Unschuldigen. Als sie diese Antwort hörten, verhöhnten sie auch dies.
Wie sie also heutzutage sind, kann aus dem, was gesagt worden, erhellen; sodann auch, daß die letzten Zeiten vor der Türe sind.
2127. Im anderen Leben erscheint zuweilen eine Art von Letztem Gericht vor den Bösen: wenn ihre Gesellschaften aufgelöst werden; und vor den Guten: wenn sie in den Himmel eingelassen werden. Von jenen und diesen darf ich berichten, was ich aus Erfahrung weiß.
2128. Die Darstellung des Letzten Gerichts vor den Bösen, wie ich sie zwei- und dreimal sehen durfte, war folgende: nachdem die Geister um mich her sich in verderbenbringende Gesellschaften verbunden hatten, so daß sie die Oberhand hatten, und nicht nach dem Gesetz des Gleichgewichts der Ordnung gemäß sich so regieren ließen, daß sie nicht andere Gesellschaften mutwilliger Weise anfielen, und ihnen mit Übermacht Schaden zuzufügen anfingen, da erschien eine ziemlich große Schar von Geistern, von der vorderen Gegend ein wenig zur Rechten nach oben, bei deren Herankunft wie ein wogender und gewaltig tönender Lärm gehört wurde. Nachdem man diesen gehört, entstand unter den Geistern Bestürzung mit Schrecken, und infolgedessen Verwirrung, und nun wurden die, welche in jenen Gesellschaften sich befanden, zerstreut, der eine dahin, der andere dorthin, so daß sie auseinanderstoben, und kein Genosse wußte, wo der andere war. Als dies andauerte, erschien es den Geistern nicht anders als wie ein Letztes Gericht mit dem Untergang aller. Einige jammerten, andere waren vor Schrecken wie außer sich, mit einem Wort, alle ergriff gleichsam die nahende Gefahr eines letzten entscheidenden Moments. Ein Geräusch von solchen, die von der vorderen Gegend her anrückten, wurde von ihnen verschieden gehört, von einigen wie ein Geräusch von bewaffneten Reitern, von anderen anders; gemäß dem Zustand der Furcht, und der Phantasie aus ihr. Mir ward es hörbar wie ein anhaltendes Surren mit abwechselndem Wellenschlag, und zwar vieler zugleich. Ich wurde von denen, die mir nahe waren, belehrt, daß solche Scharen von jener Gegend kommen, wenn die Gesellschaften so, wie gesagt worden, übel zusammengesetzt sind, und daß sie den einen vom anderen zu trennen und loszureißen, und ihnen zugleich solchen Schrecken einzujagen wissen, daß sie an nichts anderes als an die Flucht denken und daß mittelst solcher Trennungen und Zerstreuungen nachher alle vom Herrn in Ordnung gebracht werden. Dann auch, daß dergleichen im Wort durch den Ostwind bezeichnet werde.
2129. Es gibt auch andere Arten von Lärmen, oder vielmehr Zusammenstößen, die ebenfalls ein Bild des Letzten Gerichts darstellen, und durch welche die übel verbundenen Gesellschaften dem Inwendigen nach aufgelöst werden, wovon ich Folgendes erwähnen darf:
Solche Geister werden in den Zustand gebracht, daß sie nicht, wie gewöhnlich, in Gesellschaft oder Gemeinschaft denken, sondern ein jeder für sich. Infolge der so variierenden Gedanken, und der verschiedenartig murmelnden Reden wurde ein gewisses Rauschen gehört, wie von vielen Wassern, und ein zusammenstoßen untereinander wie es nicht beschrieben werden kann, entstehend aus Verwirrung der Meinungen über gewisse Wahrheiten, die alsdann Gegenstände der Gedanken und der Besprechung sind. Welche (Verwirrung) von der Art ist, daß sie ein geistiges Chaos genannt werden kann.
Der Lärm des zusammenstoßenden und konfusen Gemurmels war von dreierlei Art: der eine floß um das Haupt herein, und es wurde gesagt, derselbe sei derjenige der Gedanken. Der andere floß ein gegen die linke Schläfe, und es wurde gesagt, daß dies das Zusammenstoßen der Vernünfteleien über einige Wahrheiten sei, denen sie keinen Glauben beimessen wollten. Der dritte floß ein von oben herab zur Rechten, dieser war knirschend (stridens), nicht so sehr konfus. Dieses Knirschen wandte sich hin und her, und es wurde gesagt, daß dies daher komme, daß die Wahrheiten kämpften, die in dieser Weise durch Vernünfteleien hin und her gewendet werden.
Während diese Konflikte fortdauerten, waren gleichwohl Geister da, die mit mir redeten, und sagten, was das einzelne bedeutete, wobei ihre Rede durch jenes Getöse vernehmlich hindurchdrang. Gegenstände über Vernünfteleien waren besonders diese, ob es buchstäblich zu verstehen sei, daß die zwölf Apostel sitzen werden auf zwölf Thronen, und richten die zwölf Stämme Israels; sodann weiter, ob (auch) andere in den Himmel eingelassen werden sollten, als solche, die Verfolgungen und allerlei Elend erduldet hatten. Jeder räsonierte nach seiner Phantasie, die er bei Leibesleben aufgeschnappt hatte, einige von ihnen aber, die in eine Gemeinschaft und Ordnung gebracht wurden, wurden nachher belehrt, daß es ganz anders zu verstehen sei, daß nämlich unter den Aposteln nicht Apostel verstanden wurden, unter den Thronen nicht Throne, noch unter den Stämmen Stämme, selbst nicht zwölf unter zwölf, sondern durch jene, nämlich sowohl die Apostel, als die Throne, und Stämme, wie auch durch zwölf bezeichnet wurden die vornehmsten Stücke (Primaria) des Glaubens: Nr. 2089 und daß durch diese, und gemäß diesen, das Gericht über einen jeden gehalten werde; und überdies wurde gezeigt, daß die Apostel nicht einmal einen einzigen Menschen richten können, sondern daß alles Gericht Sache des Herrn allein sei. Und betreffend den anderen Punkt, so sei auch dies nicht so zu verstehen, daß allein die in den Himmel kommen würden, die Verfolgungen und allerlei Elend erduldet haben, sondern ebensowohl Reiche als Arme, ebensowohl die in Würden Stehenden, als die von geringem Stande sind; und daß der Herr sich aller erbarme, besonders derer, die in geistigen Nöten und Versuchungen, (die Verfolgungen von seiten der Bösen sind,) gewesen waren. Somit (derjenigen), die anerkennen, daß sie aus sich selbst elend sind, und glauben, es sei bloß Folge der Barmherzigkeit des Herrn, daß sie selig werden.
2130. Was das zweite betrifft, nämlich die Darstellung des Letzten Gerichts vor den Guten, wenn sie in den Himmel eingelassen werden, so darf ich berichten, wie es sich damit verhält:
Es wird im Worte gesagt, die Türe sei geschlossen worden, (so) daß sie nicht mehr eingelassen werden können; und es habe (ihnen) an Öl gemangelt, und sie seien zu spät gekommen, und deshalb nicht eingelassen worden, wodurch gleichfalls der Zustand des Letzten Gerichts bezeichnet wird. Wie es sich damit verhält, und wie es zu verstehen ist, ist mir gezeigt worden.
Ich hörte Gesellschaften von Geistern, eine nach der anderen, mit lauter Stimme sagen: der Wolf habe sie fortnehmen wollen, der Herr aber habe sie herausgerissen, und so seien sie dem Herrn wiedergegeben worden, worüber sie sich aus innerstem Herzensgrunde freuten; denn sie waren in Verzweiflung, somit in der Furcht gewesen, die Türe möchte geschlossen, und sie zu spät gekommen sein, so daß sie nicht mehr eingelassen werden könnten. Ein solcher Gedanke war ihnen von denen eingeflößt worden, die Wölfe genannt werden. Er verschwand aber dadurch, daß sie eingelassen, d.h. von engelischen Gesellschaften aufgenommen wurden. Die Einlassung in den Himmel ist nichts anderes.
Die Einlassung erschien mir, als gleichsam geschehen und fortgesetzt an Gesellschaften bis zu zwölf und daß die zwölfte schwieriger als die elf vorhergehenden, eingelassen, d.h. aufgenommen wurden. Nachher wurden auch zugelassen acht gesellschaftartige Gemeinschaften (octo quasi societates), und es wurde mir angezeigt, daß diese vom weiblichen Geschlechte waren.
Nachdem ich dies gesehen, wurde gesagt, daß dieses Verfahren bei der Zulassung, d.h. der Aufnahme in himmlische Gesellschaften, so zur Erscheinung komme, und zwar fortwährend, der Ordnung nach von einem Ort in den anderen. Sodann auch, daß der Himmel in Ewigkeit nie ausgefüllt, und noch weniger, daß die Türe (je) geschlossen werde, sondern je mehrere dahin kommen, desto größere Wonne und Seligkeit werde denen im Himmel zuteil, weil dadurch eine stärkere Einmütigkeit entstehe.
Nachdem jene eingelassen waren, schien es, als ob der Himmel geschlossen würde; denn es waren mehrere da, die hernach auch eingelassen, d.h. aufgenommen werden wollten. Allein sie bekamen zur Antwort, daß sie noch nicht könnten, was bezeichnet wird durch die "zu spät Kommenden", durch das "Geschlossenwerden der Türe", durch "die Anklopfenden", und dadurch, "daß es ihnen an Öl gefehlt habe in den Lampen". Daß diese nicht zugelassen wurden, hatte seinen Grund darin, daß sie noch nicht vorbereitet waren, um in engelischen Gesellschaften sein zu können, wo gegenseitige Liebe waltet; denn, wie Nr. 2119 am Ende gesagt worden, die, welche in Liebtätigkeit gegen den Nächsten in der Welt gelebt hatten, werden vom Herrn stufenweise in den Himmel erhoben.
Es waren auch andere Geister da, die nicht wußten, was der Himmel ist, daß er nämlich in gegenseitiger Liebe besteht, diese wollten dann auch eingelassen werden, in der Meinung, es sei nur eine Einlassung, sie bekamen aber zur Antwort, es sei für sie noch nicht Zeit, daß (sie) aber zu einer anderen Zeit, wenn sie erst vorbereitet wären, (eingelassen werden würden).
Daß zwölf Gesellschaften erschienen, davon war der Grund der, daß zwölf alles zum Glauben Gehörige bedeutet, wie Nr. 2129 am Ende gesagt worden ist.
2131. Die, welche eingelassen werden, werden von den engelischen Gesellschaften mit der innigsten Liebe und deren Freude aufgenommen, und es wird ihnen alle Liebe und Freundschaft erzeigt. Wenn sie aber in den Gesellschaften, zu denen sie zuerst kommen, nicht gerne sein wollen, so werden sie von anderen Gesellschaften aufgenommen, und dies nacheinander fort, bis sie zu derjenigen Gesellschaft kommen, mit der sie dem Leben der gegenseitigen Liebe nach, das sie haben, übereinstimmen, und in ihr bleiben sie so lange, bis sie noch vollkommener werden, und dann von da in eine noch größere Seligkeit erhoben und erhöht werden, und zwar dies vermöge der Barmherzigkeit des Herrn, gemäß dem Leben der Liebe und Liebtätigkeit, das sie in der Welt angenommen hatten.
Allein die Versetzung von einer Gesellschaft in die andere geschieht nie durch Ausstoßen aus der Gesellschaft, in der sie sind, sondern infolge eines freien Wollens bei ihnen, dem Verlangen gemäß, das ihnen vom Herrn eingeflößt wird. Und weil ihren Wünschen gemäß, so geschieht alles mit Freiheit.
2132. Wenn es im Worte heißt: es sei auch einer hineingegangen, der nicht mit einem hochzeitlichen Kleid angetan war (Matth.22/11-13), und derselbe sei hinausgeworfen worden, so wurde auch gezeigt, wie es sich damit verhält:
Es gibt solche, die bei Leibesleben sich den Kunstgriff angeeignet hatten, sich in Engel des Lichts verstellen zu können, und wenn sie dann im anderen Leben in diesem heuchlerischen Zustand sind, können sie sich auch in die nächsten himmlischen Gesellschaften einschleichen. Allein sie verbleiben nicht lange daselbst, denn sobald sie die Sphäre der gegenseitigen Liebe dort spüren, werden sie von Furcht und Schauder ergriffen, und stürzen sich von da herab, und dann erscheint es in der Geisterwelt, wie wenn sie herabgeworfen worden wären. Einige einem Sumpf zu, andere der Gehenna zu, andere in irgendeine andere Hölle.
2133. Zwei und dreimal ist mir, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, der Himmel bis dahin aufgetan worden, daß ich die gemeinsame Verherrlichung des Herrn hörte. Diese war von der Art, daß mehrere Gesellschaften zusammen und einmütig, dennoch aber jede Gesellschaft für sich, durch verschiedene Gefühle und daraus hervorgehende Vorstellungen, den Herrn verherrlichten. Es war eine himmlische Stimme, die gehört wurde in die Länge und Breite, und zwar so ins Unermeßliche fort, daß das Gehör sich verlor ins Endlose, wie das Gesicht, wenn es ins Weltall hinausblickt. Und dies geschah mit der innigsten Freude, und der innigsten Seligkeit. Auch wurde die Verherrlichung des Herrn zuweilen wahrgenommen gleich einer herabströmenden, und das Inwendigere des Gemüts anregenden Ausstrahlung. Diese Verherrlichung geschieht, wenn sie im Zustand der Ruhe und des Friedens sind; denn alsdann ergießt sie sich aus ihren innigsten Freuden, und aus den Seligkeiten selbst.
2134. Am Ende des folgenden Kapitels wird, vermöge göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, vom Zustand der Kinder im anderen Leben, gesprochen werden.
Ende
2289. Es wurde (mir) für gewiß zu wissen gegeben, daß alle Kinder, die sterben, auf dem ganzen Erdkreis, vom Herrn auferweckt, und in den Himmel versetzt, und dort bei den Engeln, die für sie zu sorgen haben, auferzogen, und unterrichtet werden, und dann so wie sie an Einsicht und Weisheit zunehmen, heranwachsen.
Hieraus kann erhellen, wie unermeßlich groß der Himmel allein von den Kindern her ist, denn sie alle werden in den Wahrheiten des Glaubens, und im Guten der gegenseitigen Liebe unterrichtet, und werden Engel.
2290. Die, welche nichts vom Zustand des Lebens nach dem Tode wissen, können meinen, daß die Kinder, sobald sie ins andere Leben kommen, sogleich in engelischer Einsicht und Weisheit seien, daß es sich aber anders verhält, davon bin ich durch viele Erfahrung belehrt worden.
Die, welche nicht lange nach der Geburt verscheiden, sind von kindlichem Gemüt beinahe wie auf der Erde, und wissen auch nichts weiter, denn sie haben bei sich nur die Fähigkeit zu wissen, vermöge dieser zu verstehen, und vermöge dieser weise zu sein, welche Fähigkeit vollkommener ist, weil sie nicht im Körper sich befinden, sondern Geister sind.
Daß sie so beschaffen sind, wenn sie eben erst in den Himmel kommen, ist mir nicht nur gesagt, sondern auch gezeigt worden. Denn einige Male sind, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, Kinder in Chören zu mir gesandt worden, und es wurde auch gestattet, ihnen das Gebet des Herrn vorzulesen, und zugleich dann gegeben wahrzunehmen, wie die Engel, in deren Genossenschaft sie waren, in ihre zarten und neuangehenden Vorstellungen, den Sinn der im Gebet des Herrn enthaltenen Dinge, einflößten, und diese in dem Maß, als sie es aufnehmen konnten, erfüllten; und hernach wie ihnen das Vermögen gegeben wurde, ähnliches wie aus sich zu denken.
2291. Wie ihr zarter Verstand beschaffen ist, wurde mir auch gezeigt, als ich das Gebet des Herrn betete, und sie alsdann in die Vorstellungen meines Denkens aus ihrem Verstandesvermögen einflossen, was so zart war, daß sie kaum etwas weiter als den Sinn der Worte hatten; dennoch aber waren ihre Vorstellungen bei solcher Zartheit fähig, aufgeschlossen zu werden bis zum Herrn hin, d.h. bis vom Herrn her; denn der Herr fließt in die Vorstellungen der Kinder vorzugsweise vom Innersten her ein, denn noch nichts hat ihre Vorstellungen verschlossen, wie bei den Erwachsenen, keine Grundsätze des Falschen, (die sie) am Verstehen des Wahren, und kein Leben des Bösen, (das sie) an der Aufnahme des Guten, und so am Weisesein (verhinderte).
2292. Hieraus kann erhellen, daß die Kinder nicht sogleich nach dem Tod in den engelischen Zustand kommen, sondern daß sie durch die Erkenntnisse des Guten und Wahren allmählich eingeführt werden, und zwar dies ganz gemäß der himmlischen Ordnung; denn das allereinzelnste ihrer Anlage wird dort aufs genaueste wahrgenommen, und gemäß allen und jeden Momenten ihrer Neigung werden sie angetrieben, das Wahre des Guten, und das Gute des Wahren aufzunehmen, und zwar unter fortwährender Leitung des Herrn.
2293. Vornehmlich werden sie immerfort dazu angeleitet, keinen anderen Vater zu wissen, und hernach anzuerkennen, als allein den Herrn, und daß sie von Ihm das Leben haben; denn daß sie Lebenssubjekte sind, nämlich wahrhaft menschliche und engelische, kommt von dem Verständnis des Wahren und von der Weisheit des Guten her, die sie einzig vom Herrn haben. Daher kommt, daß sie nichts anderes wissen, als daß sie im Himmel geboren seien.
2294. Mehrmals, als Kinder in Chören sich bei mir befanden, solange sie noch ganz kindlich waren, wurden sie gehört wie etwas ungeordnetes Zartes, so daß sie noch nicht als eines (zusammenwirkten), wie nachher, als sie mehr erwachsen waren; und, worüber ich mich wunderte, die Geister bei mir konnten sich nicht enthalten, ihnen Anleitung zu geben, nämlich zum Denken und zum Reden. Es ist den Geistern solche Begierde angeboren, aber ebenso oft wurde beobachtet, daß die Kinder sich sträubten, indem sie nicht so denken und nicht so reden wollten. Das Widerstreben und Sichsträuben mit einer Art von Unwillen habe ich öfter wahrgenommen, und als ihnen einige Gelegenheit zum Reden gegeben war, sagten sie nur, daß es nicht so sei. Ich wurde belehrt, daß von dieser Art die Versuchung der Kinder im anderen Leben sei, damit sie sich angewöhnen und angeleitet werden, nicht allein dem Falschen und Bösen zu widerstehen, sondern auch, nicht aus einem anderen zu denken, zu reden und zu handeln, somit nicht von einem anderen sich leiten zu lassen, als allein vom Herrn.
HG 2295
2295. Wenn die Kinder nicht in jenem Zustand sind, sondern in einer inwendigeren, nämlich engelischen Sphäre, dann können sie nicht im Geringsten von Geistern angefochten werden, selbst dann nicht, wenn sie in deren Mitte sind. Zuweilen werden auch Kinder, die im anderen Leben sind, vom Herrn zu Kindern auf Erden gesandt, obgleich das Kind auf der Erde gar nichts davon weiß; dies macht ihnen gar große Freude.
2296. Weil ihnen alles durch Angenehmes und Liebliches, das ihrer Sinnesart entspricht, beigebracht wird, ist mir auch gezeigt worden. Ich durfte Kinder sehen, die äußerst zierlich gekleidet waren, um die Brust mit Gewinden von Blumen, die in den lieblichsten und (wahrhaft) himmlischen Farben erglänzten, und außerdem auch (dergleichen) um ihre zarten Ärmchen. Einmal durfte ich auch Kinder sehen mit Jungfrauen, ihren Erzieherinnen, in einem paradiesischen Garten, der nicht sowohl mit Bäumen, als mit lorbeerähnlichen Lauben, und dergleichen Bogengängen, überaus schön geschmückt war, mit Wegen, die gegen die inwendigeren Teile hinführten, und als die Kinder selbst, die damals ebenso gekleidet waren, eintraten, erglänzte das Blumengehänge über dem Eingang aufs heiterste.
Hieraus kann erhellen, was für Wonnegenüsse ihnen werden, und daß sie durch Liebliches und Angenehmes eingeführt werden in Gutes der Unschuld und Liebtätigkeit, das jenem Angenehmen und Lieblichen fortwährend vom Herrn eingeflößt wird.
2297. Außerdem werden die Kinder, so wie sie vervollkommnet werden, auch mit Atmosphären gemäß dem Zustand ihrer Vervollkommnung umgeben. Daß es im anderen Leben Atmosphären von unendlicher Mannigfaltigkeit, und unaussprechlicher Schönheit gibt, sehe man durch Erfahrung belegt Nr. 1621. Es stellen sich ihnen hauptsächlich Atmosphären dar wie mit spielenden Kindern in kleinster unsichtbarer, nur in innerster Vorstellung wahrnehmbarer Gestalt, wovon sie jene himmlische Vorstellung fassen, daß alles und jedes um sie her lebe, und daß sie im Leben des Herrn seien, das ihr Innerstes mit Seligkeit erfüllt.
2298. Es wurde mir in einer im anderen Leben gewöhnlichen Weise der Mitteilung gezeigt, welcherlei die Vorstellungen der Kinder sind, wenn sie einige Gegenstände sehen: sie waren wie wenn alles und jedes lebte, so daß sie in den einzelnen Vorstellungen ihres Denkens Leben hatten: und ich ward inne, daß die Kinder auf Erden beinahe die gleichen Vorstellungen haben, wenn sie in ihren kindlichen Spielen sind, denn sie haben noch nicht, wie die Erwachsenen, eine Reflexion von etwas Unbeseeltem.
2299. Die Kinder werden hauptsächlich durch Vorbildungen, die ihren Gemütsarten angemessen sind, unterrichtet; und wie schön diese sind, und zugleich wie voll von Weisheit von innen her, kann niemand je glauben. So wird ihnen stufenweise Einsicht beigebracht, die ihre Seele von dem Guten her hat.
Nur eine Vorbildung, die mir zu sehen gegeben wurde, darf ich hier anführen, und aus ihr kann man einen Schluß auf die übrigen machen: sie bildeten den Herrn vor wie Er aus dem Grab aufstieg, und zugleich die Vereinigung Seines Menschlichen mit dem Göttlichen, und dies geschah in so weisheitsvoller Weise, daß es über alle menschliche Weisheit hinausging, und doch zugleich in kindlich unschuldiger Art. Sie stellten auch das Grab im Bilde dar, aber nicht zugleich ein Bild des Herrn, außer so entfernt gehalten, daß man kaum inne ward, daß es der Herr sei, nur wie von weitem, und dies darum, weil in der Vorstellung des Grabes etwas von einer Leiche (funus) liegt, was sie so beseitigten. Hernach ließen sie in höchst kluger Weise ins Grab etwas Atmosphärenartiges hinein gelangen, das aber dennoch wie ein dünnes Wasser erschien, wodurch sie, ebenfalls unter schicklicher Fernehaltung, das geistige Leben in der Taufe bezeichneten. Hernach sah ich wie von ihnen das Hinabfahren des Herrn zu den Gebundenen, und das Auffahren mit den Gebundenen in den Himmel, vorgebildet wurde, und zwar dies mit unvergleichlich klugem und frommem Sinn. Und, was (ganz) kindlich war, als sie den Herrn bei den Gebundenen in der unteren Erde vorbildeten, ließen sie beinahe unsichtbare, ganz weiche und höchst zarte Seilchen nieder, um den Herrn damit beim Aufsteigen emporzuheben. Immer in frommer Besorgnis, in der Vorbildung an etwas anzustreifen, in dem nicht himmlisch Geistiges wäre: um zu übergehen andere Vorbildungen, in denen sie sind, und durch die sie, wie durch Spiele, die den kindlichen Gemütern angemessen sind, in Erkenntnisse des Wahren und in Gefühle des Guten eingeleitet werden.
2300. Überdies sind die Kinder von verschiedener Sinnesart und von verschiedener Anlage, und zwar infolge des Anererbten, das sie von den Eltern und durch die Geschlechtsfolge von Großeltern und Ahnen her haben; denn die durch Angewöhnung bestärkte Handlungsweise der Eltern wird zur anderen Natur (induit naturam), und durch Vererbung den Kindern eingepflanzt, daher deren verschiedene Neigungen.
2301. Im allgemeinen sind die Kinder entweder von himmlischer oder von geistiger Gemütsart. Die von himmlischer Gemütsart sind, kennt man wohl heraus von denen mit geistiger Gemütsart: jene denken, reden und handeln etwas weicher (molliuscule), so daß kaum irgend etwas anderes zum Vorschein kommt, als was aus der Liebe des Guten zum Herrn und zu anderen Kindern herfließt. Diese aber nicht so sanft, sondern es zeigt sich gleichsam etwas schwunghaft Geflügeltes *) im einzelnen bei ihnen. Sodann stellt es sich auch heraus in ihrem Unwillen, außer anderem. So hat ein jedes Kind eine von jedem anderen verschiedene Anlage, und jedes wird der Anlage gemäß erzogen.
*) (quoddam quasi alatum vibratile), nicht allatum, wie die zweite Ausgabe irriger Weise hat Anm. d. Übers.)
2302. Es gibt bestimmte und zwar viele Gesellschaften von Engeln, die für die Kinder Sorge tragen, es sind besonders solche aus dem weiblichen Geschlecht, die bei ihrem Leibesleben die Kinder zärtlich geliebt hatten. Die Kinder, die braver als andere sind, bringen sie in gewisser Art dem Herrn dar.
2303. Engelische Geister, die oben nach vorne waren, redeten mit mir in der Engelssprache, die nicht in Wörter geschieden ist, und sagten, ihr Zustand sei ein Zustand der Friedensruhe, und es seien bei ihnen auch Kinder, und in dem Umgang mit diesen empfänden sie Seligkeit; auch diese Geister waren aus dem weiblichen Geschlecht.
Sie sprachen ferner von den Kindern auf Erden, daß bei diesen gleich nach der Geburt Engel aus dem Himmel der Unschuld seien, im darauf folgenden Alter Engel aus dem Himmel der Friedensruhe, nachher solche aus den Gesellschaften der Liebtätigkeit, und hernach so wie die Unschuld und Liebtätigkeit bei den zum Gebrauch ihrer Freiheit gekommenen Kindern (apud infantes liberos) abnimmt, andere Engel. Und zuletzt wenn sie noch mehr heranwachsen und in ein der Liebtätigkeit entfremdetes Leben eintreten, seien zwar Engel da, aber entfernter, und zwar dies gemäß den Endabsichten des Lebens, welche die Engel vorzugsweise regieren, indem sie fortwährend gute einflößen, und böse abwenden. In dem Maß aber als sie das können oder nicht können, fließen sie näher oder entfernter ein.
2304. Viele können meinen, daß die Kinder im anderen Leben Kinder bleiben, und daß sie wie Kinder unter den Engeln seien. Die, welche in Unkunde sind, was ein Engel ist, konnten in dieser Meinung bestärkt werden durch die Bilder, die man hie und da in den Kirchen, und anderwärts sieht, wo die Kinder als Engel dargestellt werden, allein die Sache verhält sich ganz anders.
Einsicht und Weisheit macht den Engel, und solange die Kinder diese noch nicht haben, sind sie zwar bei den Engeln, aber sie sind nicht Engel. Wenn sie aber verständig und weise geworden sind, dann erst werden sie Engel. Ja, worüber ich mich wunderte, sie erscheinen alsdann nicht als Kinder, sondern als Erwachsene, denn sie haben alsdann keinen kindischen Geist mehr, sondern einen gereifteren engelischen. Die Verständigkeit und Weisheit bringt dies mit sich, denn daß Verstand und Urteilskraft, und das durch diese bestimmte Leben machen, daß jeder sich und anderen als Erwachsener erscheint, kann jedem klar sein.
Daß dem so ist, bin ich nicht bloß von den Engeln belehrt worden, sondern ich habe auch mit einem gesprochen, der als Kind gestorben war, und nachher dennoch als ein Erwachsener erschien. Eben derselbe sprach auch mit seinem Bruder, der im erwachsenen Alter hingeschieden war, und zwar mit so großer brüderlicher gegenseitiger Liebe, daß der Bruder sich des Weinens gar nicht enthalten konnte, indem er sagte, er habe nichts anderes empfunden, als daß es die Liebe selbst sei, die redete. Außer anderen Beispielen, die nicht erwähnt zu werden brauchen.
2305. Es gibt einige, die meinen, die Unschuld sei ein und dasselbe mit der Kindheit, weil der Herr von den Kindern gesagt hat, solchen gehöre der Himmel, und die nicht werden wie Kinder, können nicht ins Reich der Himmel eingehen. Die aber so meinen, kennen nicht den inneren Sinn des Wortes und (wissen) somit (nicht), was unter der Kindheit verstanden wird.
Unter der Kindheit wird verstanden die Unschuld der Einsicht und Weisheit, die von der Art ist, daß sie anerkennen, daß sie vom Herrn allein das Leben haben und daß der Herr ihr alleiniger Vater ist; denn daß der Mensch Mensch ist, kommt von der Einsicht in das Wahre und von der Weisheit des Guten her, die sie einzig vom Herrn haben. Die eigentliche Unschuld, die im Worte Kindheit genannt wird, ist und wohnt nirgends als in der Weisheit, so sehr, daß je weiser einer ist, desto unschuldiger er ist. Daher der Herr die Unschuld selbst ist, weil die Weisheit selbst.
2306. Was die Unschuld der Kinder betrifft, so ist dieselbe, weil noch ohne Einsicht und Weisheit, nur eine Art von Grundlage zur Aufnahme der echten Unschuld, die sie in dem Grad aufnehmen, in dem sie weise werden.
Es wurde mir die Beschaffenheit der Unschuld der Kinder vorgebildet durch etwas Hölzernes, das beinahe leblos ist, aber belebt wird, so wie sie durch Erkenntnisse des Wahren und Gefühle des Guten vervollkommnet werden. Und hernach wurde mir, wie die echte Unschuld beschaffen ist, vorgebildet durch ein sehr schönes, ganz lebendiges, aber nacktes Kind. Denn die eigentlich Unschuldigen, die im innersten Himmel und so dem Herrn ganz nahe sind, erscheinen vor den Augen der anderen Engel nicht anders als Kinder, und zwar nackt, denn die Unschuld wird vorgebildet durch eine Nacktheit, deren sie sich nicht schämen, wie man vom ersten Menschen und seinem Weibe im Paradiese liest.
Mit einem Wort, je weiser die Engel sind, desto unschuldiger und je unschuldiger, desto mehr erscheinen sie sich als Kinder; daher kommt, daß die Unschuld im Worte durch die Kindheit bezeichnet wird; doch vom Stand der Unschuld, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, im Folgenden.
2307. Ich sprach mit den Engeln von den Kindern, ob sie rein vom Bösen seien, weil sie noch nicht, wie die Erwachsenen, ein wirkliches Böse haben; allein es wurde mir gesagt, sie seien ebenso im Bösen, ja auch sie seien nichts als Böses, werden aber, wie alle Engel, durch den Herrn vom Bösen abgehalten, und im Guten gehalten, so sehr, daß es ihnen scheint, als ob sie im Guten aus sich wären. Damit daher die Kinder, nachdem sie im Himmel Erwachsene geworden, nicht in der falschen Meinung von sich sein möchten, als ob das Gute bei ihnen aus ihnen selbst, und nicht aus dem Herrn sei, werden auch sie zuweilen in ihr Böses, das sie erblich empfangen haben, zurückversetzt, und darin gelassen, bis sie wissen, anerkennen und glauben, daß es sich so verhält.
So war denn auch einer, der als Kind gestorben, aber im Himmel groß gewachsen war, in der gleichen Meinung, weshalb er in das ihm angeborene Leben des Bösen zurückversetzt wurde, und dann wurde mir gegeben aus seiner Sphäre inne zu werden, daß er die Neigung hatte, über andere zu herrschen, und daß er aus Unzüchtigem sich nichts machte, was das Böse war, das er von den Eltern ererbt hatte. Nachdem er aber anerkannt hatte, daß es so sei, wurde er dann wieder unter die Engel aufgenommen, unter denen er vorher war.
2308. Niemals hat jemand im anderen Leben Strafe zu leiden für das anererbte Böse, weil es nicht sein eigen ist, und er somit nicht daran schuld ist, daß er so ist. Sondern für das wirkliche Böse, das sein Eigen ist, somit auch soweit er vom anererbten Bösen durch das wirkliche Leben sich angeeignet hat, wie Nr. 966 gesagt worden ist. Daß die Kinder, nachdem sie Erwachsene geworden, in den Zustand ihres Erbbösen zurückversetzt werden, geschieht nicht deswegen, daß sie dafür Strafe abbüßen, sondern damit sie wissen, daß sie aus sich nichts als Böses sind, und daß sie aus der Hölle, die bei ihnen ist, aus Barmherzigkeit des Herrn in den Himmel versetzt worden, und im Himmel nicht durch eigenes Verdienst, sondern durch den Herrn sind. Und damit sie so nicht wegen des Guten, das bei ihnen ist, sich vor anderen rühmen möchten, denn dies ist gegen das Gute der gegenseitigen Liebe, so wie es gegen das Wahre des Glaubens ist.
2309. Aus dem, was hier angeführt worden, kann erhellen, welcherlei die Erziehung des Kinder im Himmel ist, daß sie nämlich durch die Einsicht in das Wahre, und durch die Weisheit des Guten, eingeführt werden in das engelische Leben, welches ist die Liebe zum Herrn, und die gegenseitige Liebe, in der die Unschuld ist. Wie ganz das Gegenteil aber bei vielen die Erziehung der Kinder auf Erden ist, konnte schon allein aus folgendem Beispiel erhellen:
Ich war auf der Straße einer großen Stadt, und sah kleine Knaben sich miteinander schlagen, es strömte viel Volkes herbei, das diesem Schauspiel mit vielem Vergnügen zusah, und ich erfuhr, daß die Eltern selbst die kleinen Knaben, ihre Kinder, zu solchen Kämpfen anregen. Die guten Geister und die Engel, die durch meine Augen dies sahen, hatten solchen Abscheu daran, daß ich ein Schaudern empfand, und hauptsächlich deswegen, daß die Eltern sie zu dergleichen anreizen; wobei sie sagten, daß sie so im ersten Alter alle gegenseitige Liebe, und alle Unschuld, welche die Kinder vom Herrn haben, auslöschen, und sie zu Haß und Rache anleiten, folglich ihre Kinder geflissentlich vom Himmel, wo nichts als gegenseitige Liebe ist, ausschließen. Mögen sich also Eltern, die es mit ihren Kindern gut meinen, vor dergleichen hüten.
Am Ende des vorhergehenden 17. Kapitels des ersten Buches Mose, wird vom Letzten Gericht gehandelt. Am Ende dieses 18. Kapitels des ersten Buches Mose vom Zustand der Kinder im anderen Leben, beidemale aus Erfahrung dessen, was gesehen und gehört wurde in der Welt der Geister und im Himmel der Engel.
Ende
2469. Kaum ist wohl bis jetzt jemanden bekannt, daß ein jeder Mensch zwei Gedächtnisse hat, ein äußeres (Exterior), und ein inneres (Interior); und daß das äußere das seinem Leib eigene ist, das Innere aber das seinem Geist eigene.
2470. Solange der Mensch im Leibe lebt, kann er kaum wissen, daß er ein inneres Gedächtnis hat, weil alsdann das innere Gedächtnis beinahe eins ausmacht mit seinem äußeren Gedächtnis; denn die Vorstellungen des Denkens, die dem inneren Gedächtnis angehören, fließen ein in die Dinge, die im äußeren Gedächtnis sind, wie in ihre Gefäße und verbinden sich daselbst (mit diesen).
Es verhält sich damit ebenso, wie wenn Engel und Geister mit dem Menschen reden: alsdann fließen ihre Vorstellungen, mittelst derer sie untereinander reden, in die Wörter der Sprache des Menschen ein und verbinden sich mit diesen so, daß sie nicht anders wissen, als daß sie in der dem Menschen eigenen Muttersprache reden, während doch die Vorstellungen von ihnen sind und die Wörter, in die sie einfließen, vom Menschen.
2471. Diese zwei Gedächtnisse sind ganz voneinander unterschieden. Zum äußeren Gedächtnis, das dem Menschen eigen ist, während er in der Welt lebt, gehören alle Wörter der Sprachen, sodann auch die Gegenstände der äußeren Sinneswahrnehmungen, wie auch die Dinge des Wissens, welche die Welt betreffen. Zum inneren Gedächtnis gehören die Vorstellungen der Geistersprache, die Sache des inwendigen Auges sind, und alle Vernunftbegriffe, aus deren Vorstellungen das eigentliche Denken sich hervorbildet. Daß diese voneinander unterschieden sind, weiß der Mensch nicht, sowohl weil er nicht darüber reflektiert, als weil er im Leiblichen ist, und dann von diesem das Gemüt nicht so wegbringen kann.
2472. Daher kommt, daß die Menschen, solange sie im Leibe leben, unter sich nur reden können durch Sprachen, die in artikulierte Laute, d.h. in Wörter gesondert sind, und sich gegenseitig nicht verstehen können, wenn sie diese Sprachen nicht verstehen, und zwar darum nicht, weil dies aus dem äußeren Gedächtnis geschieht. Daß hingegen die Geister unter sich reden durch eine Universalsprache, die in Vorstellungen, wie sie dem eigentlichen Denken angehören, geschieden ist, und daß sie sich so mit einem jeden Geist unterhalten können, was immer für einer Sprache und Nation in der Welt er angehört haben mochte, und zwar darum, weil dies aus dem inneren Gedächtnis geschieht. In diese Sprache kommt jeder Mensch sogleich nach dem Tode, weil in dieses Gedächtnis, das, wie gesagt, seinem Geist eigen ist. Man sehe auch Nr. 1637, 1639, 1757, 1876.
2473. Das innere Gedächtnis hat unermeßliche Vorzüge vor dem äußeren, und verhält sich wie einige Myriaden zu eins, oder wie hell zu finster. Denn Myriaden von Vorstellungen des inneren Gedächtnisses fließen in einen einzigen Gegenstand des äußeren Gedächtnisses ein, und stellen in diesem irgendein dunkles Allgemeines dar, daher alle Vermögen der Geister, und noch mehr der Engel, in einem vollkommeneren Zustand sind, nämlich sowohl ihre Sinnesempfindungen (sensationes), als ihre Gedanken und Wahrnehmungen (perceptiones).
Welch einen Vorzug das innere Gedächtnis vor dem äußeren hat, kann an Beispielen erhellen: wenn sich ein Mensch eines anderen Menschen, der ihm seiner Beschaffenheit nach durch vieljährigen Umgang bekannt geworden ist, sei er nun Freund oder Feind, erinnert, so stellt sich das, was er dann von ihm denkt, als ein dunkles Etwas dar, und zwar dies, weil aus dem äußeren Gedächtnis. Wenn dagegen derselbe Mensch, nachdem er ein Geist geworden ist, sich desselben erinnert, so stellt sich das, was er dann von ihm denkt, nach allen Vorstellungen, die er je von ihm gefaßt hat, dar, und zwar dies, weil aus dem inneren Gedächtnis. Ebenso verhält es sich mit jeder Sache: die Sache selbst, von der er vieles weiß, stellt sich im äußeren Gedächtnis als ein allgemeines Etwas dar, im inneren Gedächtnis hingegen nach den Einzelheiten, deren Vorstellung er je von einer Sache sich verschafft hatte, und zwar dies in wunderbarer Gestalt.
2474. Alles, was immer ein Mensch hört und sieht, und wovon er angeregt wird, das dringt nach seinen Vorstellungen und Zwecken ohne Wissen des Menschen, in sein inneres Gedächtnis ein und bleibt in diesem, so daß gar nichts verlorengeht; obwohl es sich im äußeren Gedächtnis verwischt. Das innere Gedächtnis ist also von der Art, daß ihm einzelne, ja das allereinzelnste, was je ein Mensch gedacht, geredet und getan hat, ja was ihm wie ein Schatten erschienen ist, mit den geringsten Kleinigkeiten (cum minutissimis), von der ersten Kindheit bis zum letzten Augenblick des Greisenalters, eingeschrieben ist. Das Gedächtnis von all diesen Dingen hat der Mensch bei sich, wenn er ins andere Leben kommt, und er wird nach und nach zu aller Erinnerung daran hingeführt. Dies ist das Buch seines Lebens, das im anderen Leben geöffnet, und nach dem er gerichtet wird. Dies kann der Mensch kaum glauben, allein es ist dennoch ganz gewiß wahr. Alle Endzwecke, die für ihn im Dunkeln waren, und alle Gedanken, dann auch alle Reden und Handlungen von daher, sind bis auf das kleinste Tüpfelchen, in jenem Buch, d.h. im inneren Gedächtnis, und liegen, so oft der Herr es gestattet, den Engeln offen da, wie am hellen Tag. Dies ist mir einige Male gezeigt worden, und durch so viele Erfahrungen gewiß geworden, daß auch nicht der geringste Zweifel übrigblieb.
2475. Keinem noch ist bis jetzt bekannt, welches der Zustand der Seelen nach dem Tod in Rücksicht des Gedächtnisses ist: durch viele und lange, nun schon mehrjährige Erfahrung wurde mir zu wissen gegeben, daß der Mensch nach dem Tode gar nichts von dem verliert, was in seinen Gedächtnissen, sowohl was im äußeren, als was im inneren, gewesen ist, so daß man sich gar nichts noch so Geringfügiges oder Kleinstes denken kann, das der Mensch nicht bei sich hätte; so daß er nach dem Tode durchaus nichts zurückläßt, als bloß die Gebeine und das Fleisch, die, solange er in der Welt lebte, nicht beseelt waren aus sich, sondern vom Leben seines Geistes, das als seine reinere Substanz an das Körperliche geknüpft war.
2476. Allein es verhält sich mit seinem äußeren Gedächtnis so, daß er zwar alles und jedes davon bei sich hat, aber sich desselben alsdann nicht bedienen darf, sondern nur des inneren (verum modo interiore); der Gründe sind mehrere:
Der erste ist der, welcher angegeben worden, daß er nämlich aus dem inneren Gedächtnis im anderen Leben mit allen im Universum reden und umgehen kann.
Der zweite, daß dieses Gedächtnis, das dem Geist eigene, angemessen ist seinem Zustand, in dem er alsdann ist; denn das Äußerliche, nämlich das Wißtümliche, Weltliche und Leibliche, ist dem Menschen angemessen und entspricht seinem Zustand, solange er in der Welt und im Leibe ist; dagegen aber das Innerliche, nämlich das Vernünftige, Geistige und Himmlische, ist angemessen und entspricht dem Geist.
2477. Einst hörte ich Geister miteinander davon reden, daß alles, was als Prinzip ergriffen wird, worin es nun auch bestehen möge, durch Unzähliges begründet werden könne, und zwar bei dem, der sich darin begründet hat, zuletzt bis dahin, daß es, obwohl es falsch ist, dennoch als ganz wahr erscheint, und daß solche mehr vom Falschen als vom Wahren überredet werden können. Damit sie hiervon überzeugt würden, wurde ihnen zum Nachdenken und Besprechen untereinander die Frage vorgelegt, ob es den Geistern fromme, sich des äußeren Gedächtnisses zu bedienen: (die Geister reden über solche Dinge unter sich viel trefflicher, als der Mensch glauben, ja fassen kann, aber jeder gemäß seiner Neigung:)
Diejenigen Geister, die fürs Leibliche und Weltliche waren, begründeten dies mit vielem, (besonders aber) mit folgenden Gründen: sie würden so nichts verloren haben, ja nach dem Tode ebenso Menschen sein, als sie zuvor waren. Sie könnten so durch einen Menschen wieder in die Welt kommen. Im äußeren Gedächtnis sei die Lust des Lebens, und in keiner anderen Fähigkeit und Gabe sei die Einsicht und Weisheit. Außer vielem anderen, durch das sie sich in ihrer Ansicht bestärkten, bis ihnen dies als das Wahre erschien.
Allein andere dachten und redeten dann aus dem entgegengesetzten Prinzip, wohl wissend, daß es das Wahre, weil in der göttlichen Ordnung gegründet ist, sagten sie: wenn die Geister sich des äußeren Gedächtnisses bedienen dürften, so wären sie dann in der gleichen Unvollkommenheit, in der sie sich früher befanden, da sie Menschen waren. Sie würden so in roheren und dunkleren Vorstellungen sein, als diejenigen sind, die im inneren Gedächtnis sind, und so nicht nur mehr und mehr verdummen, sondern auch herabkommen, nicht emporkommen, somit auch nicht ewig leben; denn sich wieder ins Weltliche und Leibliche versenken, hieße, sich wieder in den Zustand des Todes begeben. Ferner, wenn die Geister sich des äußeren Gedächtnisses bedienen dürften, so ginge das menschliche Geschlecht zugrunde, denn ein jeder Mensch werde vom Herrn durch Geister und Engel regiert, wenn nun die Geister aus dem äußeren Gedächtnis in den Menschen einwirken würden, so könnte der Mensch nicht aus seinem eigenen Gedächtnis, sondern nur aus dem eines Geistes denken, somit würde der Mensch nicht mehr seines Lebens mächtig und nicht mehr selbständig sein, sondern wäre besessen. Die Besessenheiten seien ehedem nichts anderes gewesen, und dergleichen mehr.
2478. Damit ich wüßte, wie es sich damit verhält, daß der Mensch nicht aus seinem Gedächtnis denken könnte, wenn die Geister aus ihrem äußeren Gedächtnis influierten (wirkten), so ward zwei- und dreimal zugelassen, daß dies geschah: und nun wußte ich nicht anders, als daß das mein sei, was nicht mein war, sondern dem Geist angehörte, und daß ich solche Dinge schon früher gedacht hätte, da ich (doch) nicht gedacht hatte. Und dies konnte ich nicht wahrnehmen, bevor sie wieder zurückgetreten waren.
2479. Ein neu angekommener Geist wurde unwillig, daß er vieler Dinge, die er bei Leibesleben gewußt hatte, sich nicht mehr erinnerte, und es schmerzte ihn wegen des Angenehmen, das er eingebüßt, und das ihm früher so großes Vergnügen gemacht hatte. Allein es wurde ihm gesagt, er habe gar nichts verloren, sondern wisse alles und jedes, es sei aber im anderen Leben nicht erlaubt, dergleichen hervorzuholen; und es sei genug, daß er jetzt viel besser und vollkommener denken und reden, und seine Vernunft nicht mehr wie früher versenken könne in dichtes Dunkel, in materielle und leibliche Dinge, die in dem Reich, in das er nun gekommen, von keinem Nutzen sind. Und daß er die Dinge, die im Reich der Welt waren, zurückgelassen, und nun alles habe, was für den Gebrauch des ewigen Lebens dienlich ist, und daß er so und nicht anders selig und glücklich werden könnte. Somit sei es ein Beweis von Unkenntnis, wenn man glaube, daß im anderen Leben mit dem Nichtgebrauch des leiblichen Gedächtnisses die Einsicht verlorengehe, während es sich doch so verhalte, daß in dem Maß, als das Gemüt sich vom Sinnlichen und Leiblichen wegführen läßt, es zum Geistigen und Himmlischen erhoben werde.
2480. Weil die Menschen nach dem Tod im inneren Gedächtnis sind, das ihrem Vernunftgebiet angehörte, so hat dies zur Folge, daß diejenigen, die in der Welt eine bessere Kenntnis der Sprachen hatten als andere, nicht einmal ein einziges Wörtchen derselben hervorholen können. Die, welche mehr als andere in den Wissenschaften (bewandert waren), auch nichts von Wissenschaftlichem und daß diese zuweilen dümmer sind als andere. Alles aber, was sie durch die Sprachen, und alles, was sie durch die Wissenschaften in sich aufgenommen haben, das holen sie, weil es ihre Vernunft gebildet hat, zum Gebrauch hervor. Das dadurch erworbene Vernünftige ist es, aus dem sie denken und reden.
Wer durch die Sprachen und Wissenschaften Falsches eingenommen und sich darin bestärkt hat, vernünftelt nur aus Falschem, wer aber Wahres, der redet aus dem Wahren. Die Neigung selbst ist es, die Leben gibt, die Neigung zum Bösen, die Leben dem Falschen und die Neigung zum Guten, welche Leben dem Wahren. Aus der Neigung denkt ein jeder und ohne die Neigung keiner.
2481. Daß die Menschen nach dem Tod, d.h. die Geister, nicht das Geringste von dem verloren haben, was ihrem äußern oder leiblichen Gedächtnis angehört, sondern daß sie alles dazu Gehörige, oder dasselbe ganz bei sich haben, obwohl sie aus demselben das Besondere ihres Lebens nicht hervorholen dürfen, ist mir durch viele Erfahrung zu wissen gegeben worden. Wie dies aus Folgendem erhellen kann:
Zwei, die ich bei ihres Leibesleben gekannt hatte, und die einander feind waren, trafen zusammen. Ich hörte den einen die Sinnesart des andern mit vielen Umständen schildern, und dann (sagen), welche Meinung er von ihm gehabt hatte, er las einen ganzen Brief vor, den er an ihn geschrieben, und vieles der Reihe nach, was ins Besondere ging und dem äußeren Gedächtnis angehörte, und was der andere anerkannte, und dazu schwieg.
2482. Ich hörte, wie einer den andern schalt, daß er seine Gelder behalten hatte, und nicht zurückgeben wollte, und dies mit Umständen, welche dem äußeren Gedächtnis angehörten, bis der andere sich schämte. Ich hörte auch, wie der andere darauf antwortete, und die Ursachen hererzählte, warum er dies getan habe, welches alles besondere weltliche Verhältnisse waren.
2483. Eine (Frauensperson) wurde in den Zustand versetzt, in dem sie war, als sie noch in der Welt (lebte) und gerade ein Verbrechen begehen wollte, und es traten dann die Einzelheiten der Gedanken, und die Einzelheiten des Gespräches mit einer anderen, wie ans helle Tageslicht hervor.
Eine aus der Rotte der Sirenen wurde, weil sie hartnäckig leugnete, daß sie eine solche bei Leibesleben gewesen war, in den Zustand des leiblichen Gedächtnisses versetzt, und dann wurden ihre Ehebrüche und Schandtaten, die, solange sie lebte, kaum jemand bekannt gewesen waren, aufgedeckt und der Reihe nach aufgezählt, beinahe gegen hundert: Wo sie gewesen war, mit denen sie Ehebruch trieb, und worauf sie dann ausging; und das alles so nach dem Leben wie am hellen Tag, so wurde sie überwiesen.
Dergleichen wird hervorgeholt, wenn einer nicht auf sich kommen lassen will, daß er so gewesen war, und zwar in lebendiger Wirklichkeit mit den einzelnen Umständen.
2484. Absatznumerierung fehlt.
2485. Es war einer bei mir, den ich bei seinem Leibesleben nicht gekannt hatte. Als ich fragte, ob er wisse, woher er sei, so wußte er es nicht, aber durch das inwendigere Auge wurde er von mir durch die Städte geführt, in denen ich gewesen war und endlich durch die Stadt, von der er her war, und dann durch die Gassen und freien Plätze, die er alle kannte, und zuletzt in die Gasse, in der er gewohnt hatte, und wenn ich die Häuser und ihre Lage gewußt hätte, so hätte ich auch das erfahren können.
2486. Daß die Menschen alles und jedes, was zu ihrem leiblichen Gedächtnis gehört, bei sich haben, davon konnte ich mich sehr oft vergewissern an denen, die ich bei ihrem Leibesleben gekannt hatte, sofern sie, wenn ich mit ihnen redete, alles und jedes wieder wußten, was sie in meiner Gegenwart getan, und was sie geredet, und was sie alsdann gedacht hatten. Aus diesen, und vielen anderen Erfahrungen, wurde es mir zur Gewißheit, daß der Mensch alles zum äußeren oder leiblichen Gedächtnis Gehörige ins andere Leben mitnimmt.
2487. Ich bin belehrt worden, daß das äußere Gedächtnis, an sich betrachtet, nichts anders ist als etwas Organisches, gebildet aus den Gegenständen der Sinne, besonders des Gesichts und des Gehörs, in denjenigen Substanzen, welche die Uranfänge der Nervenfasern sind, und daß gemäß den Eindrücken von jenen die Formenwechsel entstehen, die reproduziert werden, und daß diese Formen wechseln und sich ändern gemäß den Zustandsveränderungen, die mit den Neigungen und Überzeugungen vorgehen. Ferner daß das innere Gedächtnis ebenfalls etwas Organisches ist, aber ein reineres und vollkommeneres, gebildet aus den Gegenständen des inwendigen Auges, in welches Gegenstände in gewisse Reihenfolgen in unbegreiflicher Ordnung verteilt sind.
2488. Ehe ich durch lebendige Erfahrungen belehrt war, glaubte ich wie die anderen, daß kein Geist wissen könne, was in meinem Gedächtnis, und was in meinem Denken ist, sondern daß es nur bei mir sei, und verborgen. Allein ich kann versichern, daß die Geister die beim Menschen sind, alles in seinem Gedächtnis und seinen Gedanken haarklein wissen und wahrnehmen, und zwar dies noch viel deutlicher als der Mensch selbst. Und daß die Engel sogar die Endzwecke, wie sie sich vom Guten zum Bösen, und vom Bösen zum Guten wenden, und viel mehr als der Mensch weiß, (sehen), wie z.B. das, was er in seiner Lust und so gleichsam in seine Natur und Sinnesart versenkt hat, und was, wenn dies geschieht, nicht mehr in die Erscheinung hervortritt, weil er nicht mehr darüber reflektiert.
Der Mensch soll also ja nicht mehr glauben, daß seine Gedanken verborgen seien, und daß er keine Rechenschaft geben müsse von den Gedanken und von den Handlungen, je nach der Zahl und Beschaffenhit der Gedanken, die in denselben waren; denn die Handlungen haben von den Gedanken ihre Beschaffenheit und die Gedanken von den Endzwecken.
2489. Was zum inneren Gedächtnis gehört, offenbart sich im anderen Leben durch eine gewisse Sphäre, an der man die Geister schon in der Entfernung kennt, wie sie beschaffen sind, nämlich von welcher Neigung und von welcher Überzeugung. Jene Sphäre entsteht aus der Tätigkeit der Dinge im inneren Gedächtnis. Über diese Sphäre sehe man Nr. 1048, 1053, 1316, 1504.
2490. Mit dem inneren Gedächtnis verhält es sich so, daß in demselben nicht bloß alles und jedes aufbehalten wird, was der Mensch je von der Kindheit an gesehen und gehört, und was er gedacht, geredet und getan hat, sondern auch das, was er im anderen Leben sieht und hört, und was er denkt, redet und tut. Allein dies geschieht mit Unterschied: Die, welche in der Überredung des Falschen und in der Begierde des Bösen sind, fassen auf und behalten alles, was mit ihnen übereinstimmt, denn es dringt ein wie Wasser in Schwämme, das übrige zwar spült sich auch an (alluunt), aber es wird nur so obenhin behalten, daß sie kaum wissen, daß es etwas ist. Hingegen die, welche im Glauben an das Wahre und in der Neigung zum Guten sind, behalten alles, was wahr und gut ist, und werden dadurch fortwährend vervollkommnet. Daher kommt, daß sie belehrt werden können, und belehrt werden im anderen Leben.
2491. Es gibt Geister (von deren Heimat aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, anderwärts geredet werden soll), die das innere Gedächtnis darstellen, diese reisen in Scharen umher und locken auf wunderbare Weise alles hervor, was andere wissen, und alles, was sie hören, teilen sie den ihrigen mit.
2492. Welche Bewandtnis es mit den Gedächtnissen hat, wird zuweilen im anderen Leben sichtbar dargestellt, in Gestalten, die bloß dort erscheinen, (es stellte sich dort vieles sichtbar dar, was sonst bei den Menschen bloß in die Ideen fällt).
Das äußere Gedächtnis stellt sich so zur Erscheinung dar wie eine dicke Haut (instar Calli), das immer wie eine markige Substanz, wie sie sich im menschlichen Gehirn findet. Hierdurch wird auch zu erkennen gegeben, wie sie beschaffen sind: Bei denen, die bei Leibesleben bloß aufs Gedächtnis sich gelegt, und so ihre Vernunft nicht ausgebildet hatten, erscheint ihre Dickhäutigkeit hart, und inwendig gekerbt (striata). Bei denen, die das Gedächtnis mit Falschheiten angefüllt hatten, erscheint sie haarig und struppig, und zwar dies infolge der ungeordneten Anhäufung von Sachen. Bei denen, die auf das Gedächtniswissen sich gelegt hatten aus Selbst- und Weltliebe, erscheint sie als zusammengeleimt (conglutinata) und verhärtet. Bei denen, die durch Wissenschaftliches, besonders Philosophisches, in die göttlichen Geheimnisse eindringen, und nicht eher glauben wollten, als wenn sie durch jenes überzeugt wurden, erscheint sie als eine dunkelfarbige (tenebricosa), die von der Art ist, daß sie die Lichtstrahlen einsaugt und in Finsternis verkehrt. Bei denen, die Betrüger (dolosi) und Heuchler waren, erscheint sie wie knöchern und von Elfenbein, das die Lichtstrahlen zurückwirft.
Bei denen aber, die im Guten der Liebe und im Wahren des Glaubens waren, erscheint keine solche Dickhaut, weil ihr inneres Gedächtnis die Lichtstrahlen durchläßt in das Äußere, in dessen Gegenstände oder Vorstellungen die Strahlen wie in ihrer Grundlage, oder wie in ihrem Boden sich begrenzen (terminantur), und hier leibliche Aufnahmegefäße finden. Denn das äußere Gedächtnis ist das Letzte der Ordnung, in dem die geistigen und himmlischen Dinge sich sanft (molliter) endigen und zur Ruhe kommen, wenn daselbst Gutes und Wahres ist.
2493. Ich redete mit den Engeln über das Gedächtnis der vergangenen, und der von daher kommenden ängstlichen Sorge wegen der zukünftigen Dinge, und ich wurde belehrt, daß die Engel, je innerlicher und vollkommener sie sind, desto weniger um das Vergangene sich kümmern und an das Zukünftige denken, und daß darauf auch ihre Seligkeit beruht, indem sie sagen, daß der Herr ihnen in jedem Augenblick gebe, was sie denken sollen, und zwar dies mit einem seligen und wonnigen Gefühl, und daß sie oft ohne Sorgen und Bekümmernisse seien. Ferner, daß dieses im inneren Sinn unter dem verstanden sei, daß sie das Manna täglich vom Himmel empfingen und unter dem Täglichen des Brotes im Gebet des Herrn. Sodann daß man nicht sorgen soll, was man essen und trinken und womit man sich kleiden werde. Daß sie aber, obwohl sie um das Vergangene sich nicht kümmern, und wegen des Zukünftigen nicht besorgt sind, dennoch die vollkommenste Erinnerung an das Vergangene und eine Anschauung des Zukünftigen haben, weil in all ihrem Gegenwärtigen sowohl das Vergangene als das Zukünftige ist. So haben sie ein vollkommeneres Gedächtnis als je gedacht und ausgedrückt werden kann.
2494. Menschen, die in der Liebe zum Herrn, und in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten sind, haben, während sie in der Welt leben, bei sich und in sich engelische Einsicht und Weisheit, aber verborgen in dem Innersten ihres inneren Gedächtnisses. Diese Einsicht und Weisheit kann ihnen gar nicht ins Bewußtsein heraustreten, ehe sie das Leibliche ausziehen, alsdann wird das Gedächtnis des Besonderen, wovon oben die Rede war, eingeschläfert, und sie erwachen in das innere Gedächtnis, und allmählich in das eigentliche Engelische.
Ende
2589. Die allgemeine Meinung ist, daß diejenigen, die außerhalb der Kirche geboren wurden, und Nichtchristen und Heiden (Ethinici et gentiles) genannt werden, nicht selig werden können, darum, weil sie das Wort nicht haben, und daher nichts vom Herrn wissen, ohne Den kein Heil (ist).
Daß aber dennoch auch sie selig werden, kann man schon daraus wissen, daß des Herrn Barmherzigkeit allumfassend ist, d.h. über alle einzelnen waltet; daß jene ebenso als Menschen geboren werden, wie die, welche innerhalb der Kirche, deren verhältnismäßig wenige sind; und daß es ihre Schuld nicht ist, wenn sie vom Herrn nichts wissen.
Welches nun ihr Zustand und Los im anderen Leben ist, wurde mir aus des Herrn göttlicher Barmherzigkeit gezeigt.
2590. Vielfältig bin ich belehrt worden, daß Heiden, die ein gesittetes Leben führten, und gehorsam waren, auch in gegenseitiger Liebtätigkeit lebten, und ihrer Religion gemäß eine Art von Gewissen empfingen, im anderen Leben willkommen sind und dort mit angelegentlicher Sorge von den Engeln im Guten und Wahren des Glaubens unterrichtet werden.
Wenn dieselben unterrichtet werden, betragen sie sich bescheiden, verständig und weise; sie fassen leicht auf und eignen sich es gerne an, denn sie haben sich keine Grundsätze des Falschen gegen die Glaubenswahrheiten gebildet, die zu zerstören wären, noch weniger Ärgernisse gegen den Herrn, wie mehrere Christen, die ein Leben des Bösen führten. Außerdem haben solche keinen Haß gegen andere, sie rächen Beleidigungen nicht, auch spielen sie keine Ränke und Betrügereien, ja sie sind wohlwollend gegen die Christen, während umgekehrt diese jene verachten, auch so viel sie können beschädigen, sie werden aber ihrer Unbarmherzigkeit vom Herrn entnommen und beschirmt.
Denn es verhält sich mit den Christen und Heiden so im anderen Leben, daß Christen, welche die Wahrheiten des Glaubens anerkannten, und zugleich ein Leben des Guten führten, den Heiden bei der Aufnahme vorgezogen werden; aber solcher sind heutzutage wenige. Die Heiden aber, die im Gehorsam und gegenseitiger Liebtätigkeit lebten, werden vor den Christen aufgenommen, die kein so gutes Leben führten. Denn alle diejenigen im ganzen Weltkreis, werden durch die Barmherzigkeit des Herrn aufgenommen und selig gemacht, die im Guten lebten, denn eben das Gute ist es, welches das Wahre aufnimmt, das Gute des Lebens ist der eigentliche Boden für den Samen, d.h. für das Wahre; das Böse des Lebens nimmt es gar nicht an; wenngleich die, welche im Bösen sind, auf tausend Arten unterrichtet, sogar wenn sie die Bestunterrichteten würden, so gehen gleichwohl die Glaubenswahrheiten bei ihnen nicht weiter als ins Gedächtnis, und dringen nicht ein zur Neigung, die eine Sache des Herzens ist; darum verlieren sich auch die Wahrheiten ihres Gedächtnisses, und werden zunichte im anderen Leben.
2591. Aber es gibt unter den Heiden, wie unter den Christen, Weise und Einfältige; um zu erfahren, wie geartet sie sind, durfte ich mit jenen und diesen reden, zuweilen Stunden und Tage lang; aber deren, die weise sind, gibt es heutzutage kaum etliche, aber viel mehrere in den alten Zeiten, hauptsächlich in der Alten Kirche, von der aus die Weisheit zu mehreren Völkerschaften sich verbreitete. Um zu wissen, wie geartet sie waren, durfte ich mit einigen in vertrautem Gespräch sein: wie beschaffen nun ihre Weisheit war und wie sie sich vor der heutigen auszeichnete, kann aus dem, was folgt, erhellen.
HG 2592
2592. Es war bei mir einer, der ehedem unter den Weiseren war, und daher auch in der gebildeten Welt bekannt: mit dem habe ich über Verschiedenes geredet; und weil ich merkte, daß er weise gewesen, besprach ich mich mit ihm über die Weisheit, über die Einsicht, über die Ordnung, über das Wort, und zuletzt über den Herrn.
Von der Weisheit sagte er, daß es keine andere Weisheit gebe, als die, welche sich aufs Leben bezieht, und daß von etwas anderem Weisheit nicht ausgesagt werden könne; von der Einsicht, daß diese aus jener herkomme; von der Ordnung, daß sie vom höchsten Gott sei, und daß in ihr leben heiße weise und verständig sein. Was das Wort betrifft, so hatte er, als ich ihm etwas aus den Propheten vorlas, eine gar große Freude, vornehmlich daran, daß die einzelnen Namen und die einzelnen Worte etwas Inwendiges bezeichnen, wobei er sich sehr verwunderte, daß die Gebildeten heutzutage keine Freude an solcher Forschung haben.
Ich ward deutlich inne, daß das Inwendigere seines Denkens oder Gemütes geöffnet war, und doch zugleich einigen Christen, die zugegen waren, verschlossen; denn es herrschte bei diesen ein Neid gegen ihn, und Unglaube, daß das Wort so beschaffen sei. Ja, als ich das Wort zu lesen fortfuhr, sagte er, er könne nicht da sein, weil das, was er inne werde, zu heilig sei, als daß er es ertragen könnte: so angeregt wurde er innerlich. Dagegen die Christen sagten mit lauter Stimme, sie können wohl da sein, darum nämlich, weil das Inwendige ihnen verschlossen war, und das Heilige sie nicht anregte.
Endlich sprach ich mit ihm vom Herrn, daß Er als Mensch geboren, aber von Gott empfangen sei; daß Er das Menschliche ausgezogen und das Göttliche angezogen habe; und daß Er es sei, der das Weltall regiert. Hierauf antwortete er, er wisse mehreres vom Herrn, und er begriff in seiner Weise, daß es nicht anders habe geschehen können, wenn das Menschengeschlecht gerettet werden sollte. Indessen streuten einige böse Christen mancherlei Ärgernisse ein, aber er bekümmerte sich nichts darum, und sagte, es sei kein Wunder, weil sie bei Leibesleben über diese Gegenstände nicht solches, was sich geziemt, in sich aufgenommen haben, und daß sie, ehe solche Begriffe weggeschafft seien, das, was begründet, nicht annehmen können, wie die, welche nichts wissen. Dieser war ein Heide.
2593. Ich durfte auch mit anderen reden, die in alten Zeiten gelebt haben, und die damals unter den Weiseren gewesen sind: sie erschienen zuerst vorne in einiger Entfernung, und konnten dort das Inwendigere meiner Gedanken, somit mehreres vollständig wahrnehmen, aus einer einzigen Idee konnten sie eine ganze Reihe wissen, und sie mit Wonnen der Weisheit samt lieblichen Vorbildungen füllen.
Hieraus wurde erkannt, daß sie unter die Weiseren gehörten, und es wurde gesagt, sie seien von den Alten; und so traten sie näher herzu, und als ich ihnen dann etwas aus dem Wort vorlas, waren sie höchlichst erfreut. Ihre Freude und Lust selbst durfte ich inne werden, die hauptsächlich daher kam, daß alles und jedes, was sie aus dem Wort hörten, Vorbildungen und Bezeichnungen himmlischer und geistiger Dinge waren. Sie sagten, daß zu ihrer Zeit, da sie in der Welt lebten, die Weise ihres Denkens und Redens, dann auch ihres Schreibens so beschaffen, und daß dies das Studium ihrer Weisheit gewesen sei.
2594. Was aber die Heiden betrifft, die heutzutage auf der Erde sind, so sind sie nicht so weise, sondern meistens einfältigen Herzens; aber dennoch nehmen im anderen Leben diejenigen von ihnen Weisheit an, die in gegenseitiger Liebtätigkeit lebten; von ihnen darf ich das, was folgt, berichten.
2595. Ich hörte einen lauten Gesang, der aber rauher tönte als gewöhnlich. Aus dem Ton merkte ich sogleich, daß sie aus den Heiden waren. Es wurde mir von den Engeln gesagt, daß es Heiden seien, die vor drei oder vier Tagen auferweckt wurden. Der Gesang oder Chor wurde mehrere Stunden lang gehört, und man konnte merken, daß sie schon während der kurzen Zeit, wo man ihn hörte, mehr und mehr sich vervollkommneten. Als ich mich hierüber verwunderte, wurde gesagt, daß jene in Chöre, somit in Harmonie in einer Nacht eingeleitet werden könnten, während es bei den meisten Christen kaum in dreißig Jahren möglich sei. -
Gesänge (gyri) oder Chöre sind, wenn mehrere zusammen reden, alle wie einer, und einer wie alle. Aber von den Gesängen und Chören soll aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn anderwärts gesprochen werden.
2596. Ein Chor war in einiger Entfernung von mir eines Morgens. Aus den Vorbildungen des Chors konnte man merken, daß es Chinesen waren; denn sie stellten das Bild eines wolligen Bocks, sodann einen Hirsekuchen und einen Löffel aus Ebenholz, wie auch die Vorstellung einer schwimmenden Stadt dar. Sie wünschten mir näher zu kommen, und als sie sich herzu machten, sagten sie, sie möchten allein bei mir sein, um ihre Gedanken zu eröffnen; aber es wurde ihnen gesagt, sie seien nicht allein, und andere seien da, die unwillig seien, daß sie allein sein wollten, da sie doch nur Gäste seien. Als sie deren Unwillen inne wurden, fielen sie auf den Gedanken, ob sie sich gegen den Nächsten verfehlt, und ob sie sich etwas, das anderen gehörte, zugeeignet hätten. - (Die Gedanken teilen sich im anderen Leben alle mit. -) Ihre Gemütsbewegung konnte ich inne werden, sie war ein Gefühl der Anerkennung, daß sie dieselben vielleicht möchten beleidigt haben, sodann ein Schamgefühl darüber, sowie eine und andere gutherzige Regung. Daraus ließ sich erkennen, daß sie mit Liebe begabt waren.
Gleich darauf redete ich mit ihnen, endlich auch vom Herrn. Als ich Ihn Christus nannte, merkte man bei ihnen ein gewisses Widerstreben, aber als Ursache wurde entdeckt, weil sie das von der Welt her mitgebracht hatten, aus dem Umstand, daß sie wußten, die Christen leben schlimmer als sie, und in keiner Liebtätigkeit, aber als ich einfach den Herrn nannte, da wurden sie innerlich bewegt. Sie wurden hernach von den Engeln unterrichtet, daß die christliche Lehre mehr als jede andere in der ganzen Welt Liebe und Liebtätigkeit vorschreibe, daß es aber wenige seien, die nach ihr leben.
2597. Es gibt Heiden, die, da sie in der Welt lebten, aus dem Umgang und von Hörensagen erkannt haben, daß die Christen das schlimmste Leben führen, in Ehebrechereien, in Haß und Händeln, in Trunkenheit und dergleichen, vor dem sie ein Grauen gehabt haben, weil solches gegen ihre Gesetze, Sitten und Religionslehren ist. Diese sind im anderen Leben ängstlicher als andere, die Glaubenswahrheiten anzunehmen; aber sie werden von den Engeln unterrichtet, daß die christliche Lehre und der eigentliche Glaube ganz anderes lehrt und daß jene weniger als die Heiden nach den Lehrsatzungen leben. Wenn sie dies vernehmen, so nehmen sie die Glaubenswahrheiten an, und beten den Herrn an, aber später.
2598. Als ich das 17. und 18. Kapitel von Micha las, daß die Söhne Dans sein Götzenbild, seine Theraphim und seinen Leviten wegführten, war ein Geist aus den Heiden da, der bei seinen Lebzeiten ein Götzenbild angebetet hatte. Als dieser aufmerksam hörte, was dem Micha geschehen, und in welchem Jammer er um sein Götzenbild war, das die Daniten weggenommen hatten, überkam und erregte auch ihn ein solcher Schmerz, daß er vor innerlichem Schmerz kaum wußte, was er denken sollte. Dieser Schmerz teilte sich mir mit, und zugleich ward ich auch aus seinen einzelnen Regungen seine Unschuld inne. Es waren auch Christengeister da, und beobachteten es, und verwunderten sich, daß ein Götzendiener von einer so gewaltigen Regung des Erbarmens und der Unschuld bewegt wurde.
Hernach redeten gute Geister mit ihm, und sagten, daß man ein Götzenbild nicht anbeten soll, und daß er das als Mensch wohl einsehen könne; sondern er müsse, absehend von einem gemachten Bild, sich Gott, den Schöpfer und Regenten des ganzen Himmels und der ganzen Erde denken, und daß dieser Gott der Herr sei. Als dies gesagt wurde, durfte ich die Inbrunst seiner Anbetung innewerden, die sich mir mitteilte, und die viel ehrfurchtsvoller war, als bei den Christen.
Hieraus konnte erhellen, daß die Heiden leichter in den Himmel kommen, als die Christen heutzutage, die nicht erregt werden, gemäß den Worten des Herrn bei Luk.13/29,30; denn in dem Zustand, in dem er war, konnte er in alle Glaubenswahrheiten eingeweiht werden, und sie mit inwendiger Regung annehmen. Bei ihm war Erbarmen, das der Liebe eigen ist, und in seiner Unwissenheit war Unschuld; und wenn diese vorhanden sind, wird alles zum Glauben Gehörige wie von selber angenommen und zwar mit Freuden. Er wurde nachher unter die Engel aufgenommen.
2599. Es war auch ein anderer unter den Heiden, der im Guten der Liebtätigkeit gelebt hatte; als derselbe Christen über Glaubenssachen räsonieren (vernünfteln) hörte (die Geister räsonieren unter sich viel eingehender und schärfer, als die Menschen, hauptsächlich über Gutes und Wahres, weil dieses dem anderen Leben angehört), derselbe wunderte sich, daß sie so untereinander stritten; er sagte, er wolle das nicht hören; denn sie räsonierten aus Täuschungen, und sprach sich so gegen sie aus: wenn ich gut bin, so kann ich das, was wahr ist, aus dem Guten selbst wissen, und was ich nicht weiß, kann ich aufnehmen.
2600. Die gutgesinnten Heiden werden im anderen Leben meistens gemäß den Zuständen ihres Lebens, und gemäß ihrer Religion soviel dies geschehen kann, unterrichtet, somit auf verschiedene Arten; hier darf ich bloß drei angeben.
2601. Einige von ihnen werden in den Zustand der Ruhe, wie in Schlaf versetzt, und dann kommt es ihnen vor, wie wenn sie kleine Städte erbauten, und mitten in denselben etwas Geheimes zu verbergen, das sie von niemand verletzt wissen wollen. Jene Städte schenken sie anderen, mit der Bitte, daß sie das Geheimnis in der Mitte derselben nicht verletzten möchten; so wird ihnen Unschuld eingeflößt, sodann Liebtätigkeit, mit der Vorstellung daß das Geheimnis sich auf den Herrn beziehe.
In diesem Zustand werden sie ziemlich lange gehalten, es ist der Zustand der Unwissenheit, in der Unschuld ist: sie werden von Kindern beschirmt, daß ihnen niemand Schaden zufügt. Mit diesen redete ich, und wurde vom Stand ihrer Unschuld und Liebtätigkeit in hohem Grade angeregt, sodann von der Sorge, wie sie das Geheimnis verbergen, und der heiligen Furcht, daß es nicht verletzt werde.
2602. Es gibt eine Völkerschaft, es wurde gesagt, aus Indien, welche die Religion haben, daß sie den größten Gott in der Weise verehren, daß sie, wenn sie ihn anbeten, sich zuerst groß machen, aber bald darauf als Würmer zu Boden werfen; sodann daß über dem Weltall, von dem sie glauben, daß es im Kreis herum gehe, jener größte Gott sei, der von da aus sehe, was sie tun. Weil sie solche Religionsbegriffe hatten, werden sie im anderen Leben in dieselben zurückversetzt. Mit diesen habe ich, während sie sich solches einbildeten, geredet. Sie sind zum größten Teil bescheiden, gehorsam, einfältigen Herzens. Sie werden nach und nach durch Engel von jener Phantasie los gemacht; denn sie werden, in Gemäßheit ihrer Religion belehrt, daß der größte Gott der Herr sei, und daß sie sich deswegen groß machen mögen; daß sie Ihn anbeten können, und daß sie dennoch wie Würmer seien, und daß der Herr aus der obersten Höhe alles und jedes sehe: so werden sie durch ihre Religion, auf angemessene Weise in die Erkenntnisse des Wahren und Guten eingeleitet.
2603. Es gibt gewisse Heiden aus jenen Gegenden, wo Neger (Schwarze) sind, die aus dem Leben in der Welt her den Wunsch haben, hart behandelt zu werden, indem sie glauben, daß niemand in den Himmel kommen könne, als durch Strafen und Drangsale, und daß sie hernach Freundlicheres, was sie Paradiesisches nennen, empfangen.
Weil diese solche Gedanken ihrer Religion gemäß haben, werden sie im anderen Leben auch zuerst hart behandelt von gewissen (Christen), die sie Teufel nennen, und werden hernach in Paradiesisches geführt, wovon Nr. 1622. Aber sie werden von Engeln belehrt, daß die Strafen und Drangsale ihnen vom Herrn zum besten gewendet worden seien, wie bei denen, die in Versuchungen sind; sodann daß paradiesische Orte nicht der Himmel seien, sondern die Neigung zu Himmlischen und Geistigen darin; und daß sie auf einem Weg der Wahrheit gewesen seien, aber im Schatten der Unwissenheit.
Sie redeten lange mit mir. Solange sie im Stande der Drangsale waren, hatte ihre Rede gleichsam etwas Zusammenstoßendes, somit unterschieden von der Rede anderer, aber als sie, nachdem sie dieselbe durchgemacht hatten, zu den paradiesischen Orten erhoben wurden, hatten sie keine solche Rede mehr, sondern eine beinahe Engelische.
Aus ihrer Religion haben sie auch den Glauben, daß sie Inwendigeres haben wollen, sie sagten, daß sie dann, wenn sie hart behandelt werden, schwarz seien, aber daß sie nachher die Schwärze ablegen, und die Weiße (candorem) anziehen, da sie wissen, daß ihre Seelen weiß seien, aber ihre Leiber schwarz.
2604. Es ist gewöhnlich, daß Heiden, die einen Gott unter einem Bild oder Bildsäule, oder irgendein geschnitztes Werk angebetet haben, wenn sie ins andere Leben kommen, zu gewissen (Geistern) eingeführt werden, die an derselben Götter oder Götzen statt da sind, aus dem Grund, daß sie ihre Phantasie ablegen sollen, und wenn sie bei ihnen etliche Tage gewesen sind, werden sie wieder von da weggebracht. Die, welche Menschen angebetet haben, werden auch zuweilen zu denselben, oder zu anderen, die ihre Stelle vertreten, eingeführt; wie z.B. mehrere von den Juden zu Abraham, Jakob, Mose, David; aber wenn sie wahrnehmen, daß sie ein solches Menschliches haben, wie andere, und daß sie nichts helfen können, so schämen sie sich, und werden an ihre Örter, ihrem Leben gemäß gebracht.
Unter den Heiden werden im anderen Leben am meisten die Afrikaner geliebt; denn diese nehmen leichter als die übrigen das Gute und Wahre des Himmels an: sie wollen vornehmlich Gehorsame heißen, nicht aber Gläubige; sie sagen, daß die Christen, weil sie die Glaubenslehre haben, Gläubige genannt werden können, sie aber nicht, außer wenn sie dieselbe annehmen, oder, wie sie sagen, annehmen können.
2605. Ich redete mit einigen, die in der Alten Kirche waren, und die damals vom Herrn wußten, daß Er kommen werde, und in Gutes des Glaubens eingeweiht waren, aber dennoch abfielen und Götzendiener wurden. Sie waren vorne zur Linken an einem finstern Ort und in einem elenden Zustande. Ihre Rede war wie pfeifend, eintönig, beinahe ohne vernünftiges Denken. Sie sagten, daß sie schon viele Jahrhunderte lang da seien, und daß sie zuweilen von da herausgenommen werden, um anderen für gewisse Nutzzwecke zu dienen, die aber geringfügig sind.
Durch sie ward Anlaß gegeben, von mehreren Christen zu denken, die nicht äußerlich, aber innerlich Götzendiener sind, und im Herzen den Herrn, somit auch die Wahrheiten des Glaubens leugnen, was für ein Los auf sie im anderen Leben wartet.
Ende
2727. Was echte eheliche Liebe ist, und woher ihr Ursprung, wissen heutzutage wenige, aus dem Grund, weil wenige in ihr sind. Es glauben beinahe alle, daß sie angeboren sei, und so aus einem, wie sie sagen, natürlichen Instinkt ausfließe, und um so mehr, weil das Eheliche auch bei den Tieren existiert, während doch zwischen der ehelichen Liebe bei den Menschen und dem Ehelichen bei den Tieren ein solcher Unterschied ist, wie zwischen dem Zustand des Menschen und dem Zustand eines unvernünftigen Tieres.
2728. Und weil wenige heutzutage wissen, was echte eheliche Liebe, so soll sie aus dem, was mir aufgedeckt worden, beschrieben werden:
Die eheliche Liebe leitet ihren Ursprung her von der göttlichen Ehe des Guten und Wahren, somit vom Herrn selbst. Daß von daher die eheliche Liebe, erscheint nicht sinnen- und begriffsmäßig, aber gleichwohl kann es erhellen aus dem Einfluß und aus der Entsprechung, außerdem aus dem Wort. Aus dem Einfluß: Der Himmel wird kraft der Vereinigung des Guten und Wahren, die vom Herrn einfließt, einer Ehe verglichen und eine Ehe genannt; aus der Entsprechung: wenn das mit dem Wahren vereinigte Gute in die untere Sphäre herabfließt, stellt es eine Vereinigung der Gemüter, wenn in die noch mehr untere, stellt sie eine Ehe dar; daher ist die Vereinigung der Gemüter aus dem mit dem Wahren vereinigten Guten vom Herrn die eigentliche eheliche Liebe.
2729. Daß von daher die echte eheliche Liebe ist, kann auch daraus erhellen, daß niemand in ihr sein kann, wenn er nicht im Guten des Wahren und Wahren des Guten vom Herrn ist. Sodann daraus, daß himmlisches Glück und Seligkeit in jener Liebe ist; und die in ihr sind, kommen alle in den Himmel oder in die himmlische Ehe. Ferner daraus, wenn bei den Engeln von der Vereinigung des Guten und Wahren die Rede ist, dann stellt sich in der unteren Sphäre bei guten Geistern das Vorbild einer Ehe dar, aber bei bösen Geistern das Vorbild eines Ehebruchs.
Daher kommt es, daß im Wort die Vereinigung des Guten und Wahren eine Ehe heißt, aber die Entwesung des Guten und die Verfälschung des Wahren Ehebruch und Hurerei, man sehe Nr. 2466.
2730. Die Menschen der Ältesten Kirche haben vor allem auf dieser Erde in echter ehelicher Liebe gelebt, weil sie himmlisch waren, vom Guten im Wahren, und im Reich des Herrn zugleich mit den Engeln, und in jener Liebe hatten sie den Himmel. Aber die Nachkommen, bei denen die Kirche abfiel, fingen an, die Kinder zu lieben, nicht den Gatten: denn die Kinder können auch von den Bösen geliebt werden, aber der Gatte kann nur geliebt werden von den Guten.
2731. Es wurde von jenen Uralten gehört, die eheliche Liebe sei von der Art, daß eines will ganz des anderen sein, und zwar mit Erwiderung, und wenn gegen- und wechselseitig, so seien sie in himmlischer Seligkeit. Sodann sei die Verbindung der Gemüter von der Art, daß dieses Gegen- und Wechselseitige in allem und jedem des Lebens, das ist in allem und jedem der Neigung, und in allem und jedem des Denkens sei. Deswegen sei es vom Herrn geordnet, daß die Frauen sein sollen Neigungen des Guten, die dem Willen angehören, und die Männer Gedanken des Wahren, die dem Verstande angehören, und daß eine Ehe daher so sein soll, wie sie ist zwischen dem Willen und Verstand, und zwischen allem und jedem dazu Gehörigen bei dem Menschen, der im Guten des Wahren und Wahren des Guten ist.
2732. Ich redete mit den Engeln von diesem Gegen- und Wechselseitigen, wie beschaffen es sei, und sie sagten, daß das Bild und die Ähnlichkeit des einen sei im Gemüt des anderen, und daß sie so nicht nur im Einzelnen (in singulis) sondern auch im Innersten des Lebens zusammen wohnen (cohabitent), und daß die Liebe und Barmherzigkeit des Herrn in solches Eine einfließen könne mit dem, was glücklich und selig ist.
Sie sagten auch, daß die, welche im Leben des Leibes in solcher ehelichen Liebe gelebt haben, beieinander seien und zusammen wohnen im Himmel als Engel, bisweilen auch mit den Kindern. Daß es aber sehr wenige seien aus der Christenheit heutzutage, jedoch aus der Uralten Kirche, die eine himmlische, alle, und aus der Alten Kirche, die eine geistige, viele. Daß aber die, welche in der Ehe lebten nicht verbunden durch eheliche Liebe, sondern durch unzüchtige Liebe (amore lascivo), im anderen Leben getrennt werden, weil keine Unzüchtigkeit im Himmel geduldet wird; und daß mehr noch getrennt werden die, welche einen Widerwillen gegeneinander hatten; und noch mehr die sich haßten. Sobald ins andere Leben beide kommen, kommen sie meistens zusammen, aber nachdem sie Hartes erduldet haben, werden sie getrennt.
2733. Es waren einige Geister, die infolge der Gewohnheit im Leibesleben mich mit eigentümlicher Gewandtheit beunruhigten, und zwar durch einen sänftiglichen, gleichsam kosenden Einfluß (per influxum molliusculum quase undantem), wie er von gutartigen Geistern zu kommen pflegt; aber man merkte, daß Arglistigkeiten und dergleichen dahinter steckten, um für sich einzunehmen und zu täuschen. Endlich redete ich mit einem von ihnen, und es wurde mir gesagt, daß er ein Heerführer gewesen sei, als er in der Welt lebte; und weil ich merkte, daß in den Ideen seines Denkens Unzüchtiges sei, redete ich mit ihm von der Ehe.
Die Rede der Geister ist mit Vorbildungen erhellt, welche die Gesinnungen vollständig und in einem Augenblick mehrere ausdrücken. Er sagte, daß er Ehebrüche im Leben für nichts geachtet habe, aber man durfte ihm sagen, daß Ehebrüche ruchlos seien, obwohl sie denen, die so geartet sind, infolge des Lustreizes den sie davon bekamen und aus der Beredung daher, vorkommen, als ob sie nicht so beschaffen, sie sogar erlaubt seien. Er könnte es auch daraus wissen, daß die Ehen Pflanzschulen des menschlichen Geschlechts, und daher auch Pflanzschulen des Himmelreiches sind, und ebendeswegen gar nicht zu verletzen, sondern heilig zu halten sind. Dann aus dem, was er wissen muß, weil er im anderen Leben ist, und im Zustand des Innewerdens, daß die eheliche Liebe vom Herrn durch den Himmel herniederkommt, und daß von jener Liebe, als von der Mutter, entstammt die gegenseitige Liebe, welche ist die Feste des Himmels; und daraus, daß die Ehebrecher, sobald sie den himmlischen Gesellschaften nahe kommen, gleich ihren Gestank fühlen, und sich daher zur Hölle stürzen. Zum wenigsten hätte er wissen können, daß die Verletzung der Ehen gegen die göttlichen Gesetze und gegen die bürgerlichen Gesetze aller (Nationen) ist; sodann gegen das echte Licht der Vernunft, weil sowohl gegen göttliche als menschliche Ordnung, außer mehrerem.
Aber er antwortete, daß er im Leben des Leibes solches gar nicht gewußt, noch gedacht habe. Er wollte vernünfteln, ob es so sei, aber es wurde gesagt, daß die Wahrheit keine Vernünfteleien zulasse im anderen Leben, denn sie treten fürsprechend ein für die Lustreize, somit für Böses und Falsches, und daß er zuerst denken müsse über das, was gesagt worden ist, weil es wahr; oder auch aus dem im Erdkreis allbekannten Grundsatz: daß niemand einem anderen tun darf, was er nicht will, daß ein anderer ihm tue, und so, wenn jemand seine Frau, die er geliebt hatte, was im Anfang jeder Ehe der Fall ist, auf solche Art verführt hätte, ob er dann nicht, wenn er im Zustand der zornigen Entrüstung darüber wäre und er aus jenem Zustand redete, gleichfalls selbst die Ehebrüche verwünscht und dann, weil er ja ein Mann von Geist ist (ingenio pollet), mehr als andere sich gegen solche bestärkt haben würde, bis daß er sie zur Hölle verdammt hätte, so hätte er sich aus sich selbst richten können.
2734. Die, welche im Leben des Leibes Seligkeit in den Ehen aus echt ehelicher Liebe gehabt haben, die haben auch Seligkeit im anderen Leben, so daß die Seligkeit des einen Lebens für sie fortdauert in der des anderen, und dort entsteht eine Vereinigung der Gemüter, in welcher der Himmel. Es wurde mir gesagt, daß die nur ganz allgemeinen Gattungen der daraus kommenden himmlischen und geistigen Seligkeiten nicht zu zählen seien.
2735. Die echte eheliche Liebe ist ein Bild des Himmels, und wenn sie im anderen Leben vorgebildet wird, so geschieht es durch das Schönste, was man irgend mit den Augen sehen und mit dem Gemüte fassen kann. Sie wird vorgebildet durch eine Jungfrau von unbeschreiblicher Schönheit, die umgeben ist mit einer weißen Wolke, so daß man sagen kann, sie sei die Schönheit selber in Wesen und Form. Es wurde gesagt, daß aus der ehelichen Liebe alle Schönheit im anderen Leben sei. Ihre Neigungen und Gedanken werden vorgebildet durch diamantartige Luftscheine, die gleichsam aus Rubinen und Granaten funkeln, und zwar mit Wonnen, die das Innerste der Gemüter erregen; sobald aber etwas Unzüchtiges sich einfindet, werden sie zerstoben.
2736. Ich wurde belehrt, die echte eheliche Liebe sei die Unschuld selbst, die in der Weisheit wohnt. Die, welche in ehelicher Liebe gelebt haben, sind in der Weisheit vor allen im Himmel, und dennoch erscheinen sie, wenn sie von anderen angesehen werden, wie Kinder im blühenden und frühlingsmäßigen Alter, und alles was sich dann zuträgt, ist ihnen Freude und Seligkeit. Dieselben sind im innersten Himmel, welcher der Himmel der Unschuld genannt wird; durch ihn fließt der Herr in die eheliche Liebe ein; und aus diesem Himmel sind Engel bei Menschen, die in dieser Liebe leben. Sie sind auch bei Kindern in ihrem ersten Alter.
2737. Bei denen, die in ehelicher Liebe leben, ist das Innere des Gemütes durch den Himmel bis zum Herrn offen, denn diese Liebe fließt vom Herrn ein durch das Innerste des Menschen, daher haben sie das Reich des Herrn in sich; und daher haben sie eine echte Liebe gegen die Kinder, um des Reiches des Herrn willen, und daher sind sie mehr als alle empfänglich für himmlische Liebestriebe, und sind mehr als alle in gegenseitiger Liebe, denn diese kommt daher wie der Bach aus der Quelle.
2738. Die gegenseitige Liebe, welcher Art sie im Himmel ist, ist nicht wie die eheliche Liebe. Diese ist, daß sie will in des anderen Leben sein als eins, aber jene, daß sie dem anderen wohler will als sich selbst. Solcherart ist (die Liebe) der Eltern gegen ihre Kinder, und solcherart ist (die Liebe) derjenigen, die vom Wohltun angeregt werden, nicht um ihrer selbst willen, sondern darum, weil es ihnen Freude macht.
Eine solche engelische Liebe stammt von der ehelichen Liebe, und wird aus ihr geboren wie das Kind von seiner Mutter, daher ist sie auch bei den Eltern gegen die Kinder. Diese Liebe wird vom Herrn bei den Eltern erhalten, wenn sie auch nicht in ehelicher Liebe sind, aus der Ursache, daß das Menschengeschlecht nicht zugrunde geht.
2739. Aus der Ehe des Guten und Wahren in den Himmeln kommen alle Arten von Liebe hernieder, die sich verhalten wie die Liebe der Eltern gegen die Kinder, die Liebe der Brüder unter sich und die Liebe gegen Verwandte, und so fort den Graden nach in ihrer Ordnung.
Nach den Arten jener Liebe, die einzig aus dem Guten und Wahren sind, das ist, aus der Liebe und dem Glauben an den Herrn, werden alle himmlischen Gesellschaften gebildet, die vom Herrn so verbunden sind, daß sie einen Menschen darstellen, daher auch der Himmel genannt wird der Größte Mensch. Es sind unaussprechliche Verschiedenheiten, die alle ihren Ursprung herleiten und abstammen von der Vereinigung des Guten und Wahren aus dem Herrn, welche Vereinigung die himmlische Ehe ist.
Daher kommt es, daß von den Ehen auf Erden der Ursprung aller Blutsfreundschaften und Verwandtschaften hergeleitet wird, und ebenso die Arten der Liebe nach Graden gegenseitig untereinander abstammen. Aber weil heutzutage keine eheliche Liebe ist, werden zwar die Blutsfreundschaften und Verwandtschaften danach bestimmt, aber es sind keine Blutsfreundschaften und Verwandtschaften der Liebe. In der Uralten Kirche waren auch solche Abstammungen der Liebe, daher wohnen sie in den Himmeln beisammen, unterschieden gleichsam in Völkerschaften, Familien und Häusern, die alle den Herrn als ihren einzigen Vater anerkennen.
2740. Die echte eheliche Liebe ist nur möglich zwischen zwei Gatten, das ist, in der Ehe eines Mannes und eines Weibes, gar nicht zwischen mehreren zugleich, aus dem Grund, weil die eheliche Liebe ist gegenseitig und erwidernd, und das Leben des einen in dem des andern wechselseitig, so daß sie wie eins sind. Eine solche Vereinigung gibt es zwischen zweien, nicht aber zwischen mehreren, mehrere zerschneiden diese Liebe.
Die Menschen der Ältesten Kirche, die himmlisch waren, und im Innewerden des Guten und Wahren, wie die Engel, hatten nur eine Gattin. Sie sagten, sie haben mit einer Gattin himmlische Wonnen und Seligkeiten empfunden, und wenn eine Ehe mit mehreren nur genannt wurde, haben sie geschaudert: denn die Ehe eines Gatten und einer Gattin kommt, wie gesagt, hernieder von der Ehe des Guten und Wahren, oder von der himmlischen Ehe, die so geartet ist, wie deutlich erhellen kann aus den Worten des Herrn bei Matth.19/3-12: "Jesus sprach, habt ihr nicht gelesen, daß Der gemacht hat von Anfang ein männliches und weibliches, sie gemacht hat; und er sprach, um des willen wird ein Mensch verlassen den Vater und die Mutter, und anhangen seinem Weibe, und sie werden sein zu einem Fleisch. Daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll ein Mensch nicht scheiden. Moses hat um der Härtigkeit eures Herzens willen gestattet, Abschied zu geben euren Weibern; von Anfang an war es nicht also. Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist".
2741. Das Gute und Wahre fließt fortwährend vom Herrn bei allen ein, folglich auch die echte eheliche Liebe, aber sie wird auf verschiedene Weise aufgenommen, und wie sie aufgenommen wird, von solcher Art wird sie. Bei den Unkeuschen verwandelt sie sich in Unzucht, bei den Ehebrechern in Ehebrüche, die himmlische Seligkeit in unreine Lust, somit der Himmel in die Hölle. Es verhält sich hiermit wie mit dem Sonnenlicht, das in die Gegenstände einfließt, das gemäß der Form der Gegenstände aufgenommen, und blau, rot, gelb, grün, dunkel, auch schwarz wird, je nach der Aufnahme.
2742. Es gibt etwas der ehelichen Liebe Ähnliches bei einigen, aber dennoch ist es keine, wenn sie nicht in der Liebe des Guten und Wahren sind. Es ist eine Liebe, die wie eine eheliche erscheint, aber sie ist aus Ursachen der Selbst- und Weltliebe, nämlich um Zuhaus bedient zu werden, um in Sicherheit und in guter Ruhe zu sein, um verpflegt zu werden, wenn man nicht wohlauf ist, und alt wird, wegen der Sorge fr die Kinder, die man liebt.
Einigen ist sie aufgenötigt aus Furcht vor dem Gemahl, vor üblem Ruf, vor Leiden. Bei einigen ist es die Liebe zur Unkeuschheit, die sie herbeiführt; diese erscheint in der ersten Zeit wie eine eheliche, denn alsdann äffen sie etwas Unschuld nach, spielen wie Kinder, fühlen Freude wie etwas aus dem Himmlischen, aber im Fortgang der Zeit werden sie nicht wie diejenigen, die in der ehelichen Liebe sind, mehr und enger vereinigt, sondern getrennt.
Die eheliche Liebe ist auch verschieden bei den Ehegatten, bei dem einen kann sie mehr oder weniger sein, bei dem anderen wenig oder nichts, und weil sie verschieden ist, kann sie dem einen ein Himmel, dem anderen eine Hölle sein; die Neigung und Aufnahme bestimmen dies.
2743. Ich sah einen großen Hund wie ein Zerberus, und ich fragte, was er bedeutet. Es wurde gesagt, daß durch einen solchen Hund bezeichnet werde die Wache, daß man in der ehelichen Liebe nicht übergehe von der himmlischen Lust zur höllischen Lust, und umgekehrt; denn die, welche in echter ehelicher Liebe, sind in himmlischer Lust, die aber in Ehebrüchen, sind auch in einem Lustreiz, der ihnen wie himmlisch erscheint, aber er ist ein höllischer. Durch den Hund wird so vorgebildet, daß jene entgegengesetzten Lustreize keine Gemeinschaft haben.
2744. Es wurde mir gezeigt, wie die Lustreize von der ehelichen Liebe einerseits zum Himmel, andererseits zur Hölle fortschreiten.
Das Fortschreiten der Lustreize dem Himmel zu war in immer mehreren Beglückungen und Seligkeiten, bis zu unzähligen und unaussprechlichen, und je inwendiger in um so unzähligere und unaussprechlichere, bis zu den eigentlich himmlischen des innersten oder Unschuldshimmels. Und das durch die größte Freiheit, denn alle Freiheit ist aus der Liebe, somit die größte Freiheit aus der ehelichen Liebe, welche die himmlische selbst ist.
Es wurde hernach gezeigt, wie die Lustreize der ehelichen Liebe der Hölle zu fortschreiten, daß sie nach und nach sich vom Himmel entfernen, und zwar auch aus scheinbarer Freiheit, bis daß ihnen kaum etwas Menschliches übrigbleibt. Das Tödliche und Höllische, in das sie sich endigen, welches gesehen wurde, kann nicht beschrieben werden. Ein gewisser Geist, der damals bei mir, und jenes auch sah, eilte vorwärts zu den Sirenen, die so geartet sind, schrie, er möchte ihnen zeigen, wie ihre Lust beschaffen, behielt zuerst die Vorstellung der Lust, aber als er allmählich weiter vorwärts kam, setzte sich die Vorstellung, wie das Fortschreiten der Lust, zur Hölle fort, und endigte zuletzt in ein solches Grauen. Die Sirenen sind es, die im Beredungswahn, daß huren und ehebrechen ehrbar sei, auch von anderen geachtet waren, weil sie solcher Art, und weil sie in den Zierlichkeiten des Lebens. Der größte Teil von ihnen kommt ins andere Leben aus der Christenheit; man sehe über sie Nr. 831, 959, 1515, 1983, 2484.
2745. Es gibt (Weiber), die ihre Männer nicht lieben, sondern sie geringschätzen, und endlich für nichts achten. Wie geartet sie sind, wurde vorgebildet durch einen Hahn, eine wilde Katze und einen Tiger von dunkler Farbe. Es wurde gesagt, daß solche anfangen viel zu reden, hernach zu schelten, und endlich die Natur eines Tigers annehmen.
Es wurde von einigen gesagt, daß solche dennoch die Kinder lieben, und geantwortet, daß diese Liebe keine menschliche sei, und daß sie ebenso in die Bösen einfließe, und auch in die Tiere, mögen sie sein, welche wie wollen, so sehr, daß diese die Jungen mehr lieben als sich. Es wurde hinzugefügt, daß bei solchen nichts von ehelicher Liebe sei.
2746. Es war ein gewisser Geist in mittlerer Höhe über dem Haupt, der im Leben des Leibes unkeusch gelebt hatte, indem er ein Vergnügen hatte an der Mannigfaltigkeit, so daß er keine beständig liebte, sondern in Dirnenhäusern, und so mit vielen hurte, und jede nachher wegwarf, wodurch geschah, daß er mehrere betrog, und daß er dadurch das Verlangen nach der Ehe und nach Erzeugung von Kindern erstickte, und so eine unnatürliche Natur sich zueignete. Alles dies wurde aufgedeckt, und er streng bestraft, und zwar vor den Augen der Engel; und er wurde hierauf in die Hölle geworfen.
Über die Höllen der Ehebrecher sehe man Nr. 824-830.
2747. Weil die Ehebrüche der ehelichen Liebe entgegen sind, so können die Ehebrecher nicht bei den Engeln im Himmel sein, teils weil sie in solchem, was dem Guten und Wahren widerstreitet, sind, und so nicht in der himmlischen Ehe, teils weil sie von der Ehe keine andere als unsaubere Vorstellungen haben. Wenn die Ehe nur genannt wird, oder eine Idee derselben vorkommt, sogleich ist in ihren Gedanken Unkeusches, Schandbares, ja Ruchloses. Ebenso wenn bei den Engeln vom Guten und Wahren die Rede ist, dann denken solche das Gegenteil davon; denn alle Neigungen und Gedanken daraus, wie sie in der Welt beschaffen waren, verbleiben dem Menschen nach dem Tod.
Die Ehebrecher haben im Sinn, die Gesellschaften zu zerstören, mehrere derselben sind grausam: Nr. 824, also im Herzen gegen die Liebtätigkeit und Barmherzigkeit, sie lachen zu den Leiden anderer, jedem wollen sie das Seine wegnehmen, und tun es auch, soweit sie es wagen. Es macht ihnen Vergnügen, Freundschaften zu zerstören und Feindschaften zu stiften. Ihre Religion ist, daß sie sagen, sie erkennen einen Schöpfer der Welt und eine Vorsehung, aber nur eine allgemeine, und ein Seligwerden durch den Glauben, und es könne ihnen nicht schlimmer gehen als anderen. Wenn sie aber erforscht werden, wie beschaffen sie im Herzen sind, was im anderen Leben geschieht, glauben sie nicht einmal das, sondern statt des Schöpfers der Welt die Natur, statt einer allgemeinen Vorsehung gar keine, über den Glauben denken sie nichts. Das alles, weil die Ehebrüche ganz gegen das Gute und Wahre. Wie sie in den Himmel kommen können, kann daraus jeder urteilen.
2748. Gewisse Geister, die ein ehebrecherisches Leben in der Welt geführt haben, kamen zu mir, und redeten mit mir. Ich merkte, daß sie noch nicht lange im anderen Leben gewesen sind, denn sie wußten nicht, daß sie dort waren, sie meinten, sie seien noch in der Welt; die Besinnung darüber, wo sie seien, war ihnen benommen. Ich durfte ihnen sagen, daß sie im anderen Leben seien, aber bald haben sie es vergessen, und fragten, wo Häuser seien, in die sie sich hineinmachen könnten, aber es wurde gesagt, ob sie denn keine Scheu hätten vor geistigen Dingen, nämlich vor der ehelichen Liebe, die durch dergleichen Anlockungen zertrennt wird, und daß es gegen die himmlische Ordnung sei. Aber auf das achteten sie gar nicht, und verstanden es auch nicht. Ich sagte ferner, ob sie die Gesetze und die Bestrafungen nach den Gesetzen nicht fürchteten, aber das verachteten sie. Als ich aber sagte, wenn sie vielleicht von den Knechten des Hauses mit Schlägen übel traktiert würden, das allein fürchteten sie.
Hierauf durfte ich ihre Gedanken wahrnehmen, denn diese teilen sich im anderen Leben mit, sie waren so unsauber und schandbar, daß die Gutgesinnten (probi) davor schaudern müssen, was jedoch alles und jedes im anderen Leben vor den Geistern und Engeln offenbar wird. Hieraus kann auch erhellen, daß solche im Himmel nicht sein können.
2749. Die durch die Ehebrüche vor den Ehen einen Widerwillen und Ekel gefaßt haben, sobald etwas Angenehmes, Glückliches und Seliges aus dem Himmel der Engel an sie gelangt, so verwandelt sich das für sie in Widerliches und Ekelhaftes, hernach in Schmerzliches, endlich in Gestank, so daß sie davon sich zur Hölle stürzen.
2750. Ich wurde von den Engeln belehrt, daß, wann jemand einen Ehebruch begeht auf Erden, dann ihm sogleich der Himmel verschlossen wird, und daß er nachher bloß in Weltlichem und Leiblichem lebt; und daß dann, wenn er auch von dem, was Sache der Liebe und des Glaubens ist, hört, solches dennoch nicht in sein Inneres eindringt; und was er selbst davon redet, nicht aus seinem Inneren kommt, sondern bloß aus dem Gedächtnis und dem Mund, auf Antrieb des Stolzes und der Gewinnsucht; denn das Innere ist da verschlossen, und es kann nur durch ernstliche Reue geöffnet werden.
2751. Vorne, etwas oben vor dem linken Auge, waren solche zusammengerottet, die im Leibesleben heimlich und listig anderen nachstellten, es waren Ehebrecher, und noch in der Geisterwelt, weil unter den Neuangekommenen. Sie hatten im Brauch, aus ihrer Rotte einige da und dorthin auszuschicken, um nicht nur gegen die eheliche Liebe, sondern auch gegen das Gute und Wahre und hauptsächlich gegen den Herrn Nachstellungen zu machen. Die ausgeschickt werden, kommen zu jenen zurück und erzählen, was sie gehört haben, und so ratschlagen sie.
Zu mir schickten sie auch einen, da sie meinten, ich sei ein Geist, weil ich die Geistersprache redete. Als jener Sendling redete, spie er Anstößiges aus, hauptsächlich gegen den Herrn, so daß er gleichsam aus lauter Ärgernissen zusammengesetzt war. Aber ich antwortete, er solle sich dessen enthalten, denn ich wußte, aus was für einer Rotte und aus was für einer Hefe er war. Ich sagte, was den Herrn betrifft, weiß ich ohne allen Zweifel, daß Er eins ist mit dem Vater, daß der ganze Himmel Sein ist, daß von Ihm alle Unschuld, Friede, Liebe, Liebtätigkeit, Barmherzigkeit, auch die eheliche Liebe, und von Ihm alles Gute und Wahre, welches alles göttlich ist; und daß von Ihm Moses und die Propheten, das ist, das ganze und einzelne des Wortes im inneren Sinn handeln, und daß Ihn alle Bräuche der jüdischen Kirche vorgebildet haben, und weil ich darüber so gewiß bin, daß ich gar keinen Zweifel habe, was er nunmehr wolle? Als er dies hörte, ging er mit Scham von dannen. Es wurde dies gesagt, daß er es den Ehebrechern, die jene ruchlose Rotte bildeten, aus der er geschickt wurde, erzählen sollte.
2752. Die, welche von Ehebrüchen angeködert sind, wollen mehr als andere (Geister) im anderen Leben Menschen in Besitz nehmen, und so durch sie in die Welt zurückkommen, aber sie werden vom Herrn in der Hölle festgehalten, daß sie nicht unter die bei den Menschen befindlichen Geister kommen.
Die meisten solcher Art sind aus der christlichen Welt, selten aus anderen.
2753. Es gibt einige in der Welt, die von der Begierde getrieben werden, Jungfrauen zur Unzucht zu verlocken, an was für einem Ort sie auch sein mögen, in Klöstern, in Familien, bei den Eltern, auch Frauen, und sich einschmeicheln mit allerlei List und Artigkeiten. Weil dieselben an solches gewöhnt sind, und davon eine (solche) Natur angenommen haben, behalten sie es im anderen Leben bei, daß sie sich in Gesellschaften einschleichen können durch Schmeicheleien und Heucheleien; aber weil ihre Gedanken offenbar sind, werden sie abgewiesen. Sie gehen so von einer Gesellschaft zur anderen, aber werden überall abgewiesen, auch gestraft, denn sie suchen das Angenehme und Beglückende anderer heimlich zu entreißen. Endlich werden sie in keine Gesellschaften zugelassen, sondern nachdem sie schwere Strafen ausgestanden haben, werden sie gleichen in der Hölle zugesellt.
2754. Die Boshaftesten (dolosissimi) erscheinen zuweilen hoch über dem Haupt, aber ihre Hölle ist tief unter der Ferse des Fußes. Es sind die heutigen Vorsintfluter (Antediluviani), sie wirken hinterlistig durch Unschuld, durch Barmherzigkeit und durch allerlei gute Regungen mit Überredung. Sie waren, solange sie in der Welt lebten, Ehebrecher vor anderen; wo ein schönes, junges Frauenzimmer war, gingen sie ein, ohne sich ein Gewissen zu machen, und bewogen sie durch jenes zur Unzucht. Sie sind unsichtbar, und wollen nicht entdeckt werden, weil sie es heimlich treiben. Sie sind auch grausam, sie haben nur für sich gesorgt, und würden es für nichts geachtet haben, wenn selbst die ganze Welt um ihretwillen zugrunde gegangen wäre.
Solche gibt es heutzutage eine große Zahl. Auch wurde gesagt, sie seien aus der Christenheit. Ihre Hölle ist die allerärgste.
2755. Höllen der Ehebrecher gibt es mehrere, dort haben sie nichts lieber als Schmutz und Kot, das ist ihnen dann eine Lust. Was man auch an mehreren jener Sorte im Leibesleben ersehen kann, denen es ein Vergnügen ist, Schmutziges sowohl zu denken als zu erwähnen, aber sie unterlassen es nur um des Anstandes willen. Der Lustreiz des Ehebruches verwandelt sich im anderen Leben in solches; es verhält sich damit wie wenn die Sonnenwärme, auch im Frühling, in Kot oder in ein Aas einfließt.
2756. Es gibt solche, die Weibergemeinschaft zum Grundsatz gehabt haben, diese reden im anderen Leben wie Gute, aber sie sind boshaft und listig. Ihre Strafe ist schauerlich, sie werden gleichsam in einen Bündel gesammelt, und vorbildlich wird wie eine Schlange herumgewunden, die alle wie einen zusammengebündelten Klub umgibt, und so werden sie verworfen.
2757. Als ich durch einige Wohnplätze geführt wurde, kam ich zu einem, wo eine (besondere) Wärme die Füße und Lenden einnahm. Es wurde gesagt, daß dort solche seien, die sich den Wollüsten ergeben, aber dennoch das natürliche Verlangen, Kinder zu zeugen, nicht ausgelöscht haben.
2758. Daß echte eheliche Liebe ein Himmel ist, wird vorgebildet in den Naturreichen, denn nichts in der ganzen Natur gibt es, was nicht auf irgendeine Weise das Reich des Herrn im allgemeinen vorbildet; denn das Natürliche leitet seinen ganzen Ursprung aus dem geistigen Reich her. Was ohne einen ihm vorangehenden Ursprung ist, ist nichts. Es gibt kein Ding, das nicht mit einer Ursache, sodann mit einem Zweck zusammenhänge, das Unzusammenhängende zerfällt augenblicklich, und wird nichts. Daher nun die Vorbilder des Reiches des Herrn in den Naturreichen.
Die eheliche Liebe wird als Himmel aus der Verwandlung der Raupen in Nymphen oder Schmetterlinge, und so in Flügler, ersichtlich, denn wenn die Zeit ihrer Vermählung kommt, welche ist, wenn sie ihre irdische Form, nämlich ihre raupenartige ablegen, und sie mit Schwingen ausgezeichnet und Flügler werden, dann erheben sie sich in den Luftkreis, ihren Himmel, spielen dort unter sich, gehen Ehen ein, legen Eier und nähren sich von Säften aus Blumen. Sie sind dann auch in ihrer Schönheit, denn sie haben Flügel, die mit goldenen, silbernen und anderen hübsch sich ausnehmenden Farben geziert sind: Solches schafft das Ehewesen bei so geringen Tierchen.
2759. Zur rechten Seite stieg etwas vom Unterland (e terra inferiore) herauf wie eine Rolle. Es wurde gesagt, es seien viele Geister vom ungebildeten, nicht schlechten Volk, es waren Landleute und andere Einfältige. Ich redete mit ihnen, sie sagten, daß sie den Herrn wissen, Dessen Namen sie sich anbefehlen. Außerdem wissen sie wenig vom Glauben und dessen Geheimnissen.
Nachher stiegen andere herauf, die ein wenig mehr wußten. Daß ihr Inneres hätte eröffnet werden können, wurde wahrgenommen, denn dies kann im anderen Leben deutlich wahrgenommen werden. Sie hatten ein Gewissen, das mir mitgeteilt wurde, daß ich es wissen sollte; und es wurde gesagt, daß sie in ehelicher Liebe einfältig gelebt haben. Sie sagten, daß sie den Ehegatten geliebt, und sich vor Ehebrüchen gehütet haben; daß dies aus Gewissen, erhellte daraus, daß sie sagten, sie haben nicht anders können, weil es gegen ihren Willen. Solche werden im anderen Leben unterrichtet, und im Guten der Liebe und Wahren des Glaubens vervollkommnet, und werden endlich unter die Engel aufgenommen.
2870. Wenige wissen, was Freiheit und was Unfreiheit ist. Als Freiheit erscheint alles das, was der Liebe eines Menschen und ihrer Lust angehört, und als Unfreiheit, was derselben entgegen ist.
Was der Selbstliebe und Weltliebe und deren Begierden angehört, erscheint dem Menschen als Freiheit, aber es ist eine höllische Freiheit; was aber der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Nächsten, folglich der Liebe zum Guten und Wahren angehört, ist eigentliche Freiheit und ist himmlische Freiheit.
2871. Die höllischen Geister wissen nicht, daß es eine andere Freiheit gibt als die der Selbstliebe und Weltliebe, d.h. der Begierden zu herrschen, zu verfolgen und zu hassen alle, die nicht dienen, jegliche zu quälen ihretwegen, wenn sie könnten die ganze Welt zu zerstören, wegzunehmen und sich zuzueignen alles was der andere hat; wenn sie in diesen und dergleichen sind, dann sind sie in ihrer Freiheit, weil in ihrer Lust.
In jener Freiheit besteht ihr Leben so sehr, daß, wenn sie ihnen genommen wird, ihnen nicht mehr Leben übrigbleibt, als so viel ein kaum erst geborenes Kind hat.
Dies ist auch durch lebendige Erfahrung gezeigt worden: ein böser Geist war der Meinung, daß ihm solches könnte genommen werden, und er so in den Himmel kommen könnte, daß mithin sein Leben wunderbar könnte verwandelt werden in himmlisches Leben. Darum wurden ihm jene Liebesneigungen mit ihren Begierden genommen, was im anderen Leben durch Trennung (von Seinesgleichen) geschieht, und da erschien er offenbar wie ein Kind, das mit den Händen schwimmt, die er kaum bewegen konnte, und war zugleich in einem Zustand, daß er noch weniger als ein Kind denken, gar nichts reden, auch gar nichts wissen konnte. Aber bald wurde er wieder in seine Lust und so in seine Freiheit versetzt. Hieraus wurde klar, daß es unmöglich ist, daß einer, der aus Selbst- und Weltliebe und folglich in deren Freiheit sich ein Leben geschaffen hat, in den Himmel kommen kann; denn wenn einem solchen jenes Leben genommen würde, so würde er gar kein Denk- und Willensvermögen übrig haben.
2872. Die himmlische Freiheit ist aber die, welche vom Herrn kommt, in ihr sind alle Engel, die in den Himmeln sind. Sie gehört der Liebe zum Herrn und der Liebe gegeneinander, somit der Neigung zum Guten und Wahren an.
Wie geartet diese Freiheit ist, kann daraus erhellen, daß ein jeder, der in ihr ist, sein Glück und seine Seligkeit dem anderen aus innerster Neigung mitteilt, und daß er sich glücklich und selig fühlt es mitteilen zu können, und weil der ganze Himmel so geartet ist, so folgt, daß ein jeder der Mittelpunkt aller Glückseligkeiten ist und daß alle zusammen den einzelnen zukommen. Die Mitteilung selbst geschieht vom Herrn, durch wunderbare Einwirkungen in einer unbegreiflichen Form, das die Form des Himmels ist. Eben hieraus kann erhellen, was himmlische Freiheit ist, und daß sie vom Herrn allein kommt.
2873. Welch großer Abstand ist zwischen der himmlischen Freiheit, die aus der Neigung zum Guten und Wahren ist, und der höllischen Freiheit, die aus der Neigung zum Bösen und Falschen ist, kann daraus erhellen, daß die Engel in den Himmeln, wenn sie nur an eine solche Freiheit denken, die aus der Neigung zum Bösen und Falschen, oder was das gleiche, aus den Begierden der Selbst- und Weltliebe ist, alsbald von inwendigen Schmerzen ergriffen werden, und umgekehrt, sobald die bösen Geister nur an die Freiheit denken, die aus der Neigung zum Guten und Wahren, oder was das gleiche, aus den Wünschen der gegenseitigen Liebe, kommen sie alsbald in Ängsten. Und wunderbar, so entgegengesetzt ist die eine Freiheit der anderen, daß die Freiheit der Selbst- und Weltliebe den guten Geistern eine Hölle ist und umgekehrt, die Freiheit der Liebe zum Herrn und der Liebe zueinander den bösen Geistern eine Hölle ist: daher sind in der anderen Welt alle unterschieden gemäß den Freiheiten, oder was das gleiche ist, gemäß den Liebestrieben und Neigungen, folglich gemäß den Lustreizen des Lebens, was soviel ist als gemäß den Lebensarten; denn die Lebensarten sind nichts anderes als Lustreize, und diese nichts anderes als Neigungen, die den Liebestrieben angehören.
2874. Hieraus wird nun offenbar was die Freiheit ist, nämlich daß sie ist denken und wollen aus der Neigung heraus; und daß die Freiheit so geartet ist wie die Neigung. Ferner daß die eine Freiheit eine höllische und die andere Freiheit eine himmlische ist, und daß die höllische Freiheit von der Hölle, die himmlische Freiheit aber vom Herrn ist.
Auch ist offenbar, daß die, so in der höllischen Freiheit sind, insofern ihnen nicht alles Leben genommen würde, nicht in die himmlische Freiheit kommen können, d.h. von der Hölle in den Himmel; sodann daß in die himmlische Freiheit niemand kommen kann, es sei denn durch Besserung vom Herrn, und daß er dann eingeführt wird durch die Neigung zum Guten und Wahren, d.h. durch das Gute des Lebens, dem einzupflanzen ist das Wahre der Lehre.
2875. Das Gute des Lebens oder die Neigung zum Guten wird vom Herrn eingeflößt auf dem inwendigen Weg, dem Menschen ganz unbewußt; das Wahre der Lehre aber oder der Glaube auf dem äußeren Weg und wird ins Gedächtnis getragen, aus dem es vom Herrn zu gehöriger Zeit und in gehöriger Ordnung hervorgerufen und mit der Neigung zum Guten verbunden wird. Das geschieht in der Freiheit des Menschen, denn die Freiheit des Menschen ist aus der Neigung. Solcherart ist die Einsaat und Einwurzelung des Glaubens.
Alles, was in der Freiheit geschieht, das wird verbunden, was aber im Zwang geschieht, wird nicht verbunden; was daraus erhellen kann, daß ganz und gar nichts verbunden werden kann, als wozu man Neigung hat; die Neigung ist das eigentlich Aufnehmende. Gegen die Neigung etwas annehmen, ist gegen das Leben. Hieraus wird klar, daß das Wahre der Lehre oder der Glaube nur angenommen werden kann von der Neigung dazu; aber wie die Neigung, so die Annahme. Die Neigung zum Wahren und Guten ist es allein, was das Wahre des Glaubens annimmt, denn sie stimmen zusammen, und weil sie zusammenstimmen, verbinden sie sich.
2876. Weil niemand gebessert werden kann als in der Freiheit, darum wird die Freiheit dem Menschen niemals genommen, wie wenig es auch den Anschein hat. Es ist ewiges Gesetz, daß ein jeder innerlich, d.h. bezüglich der Neigungen und Gedanken in der Freiheit sei, damit in sie die Neigung zum Guten und Wahren eingeflößt werde.
2877. So oft die Neigung zum Wahren und die Neigung zum Guten vom Herrn eingeflößt wird, was geschieht, wenn der Mensch es gar nicht weiß, dann eignet er sich das Wahre an und tut das Gute in der Freiheit, weil aus Neigung; denn alles was aus der Neigung, das ist Freiheit; und dann verbindet sich das Wahre, das Sache des Glaubens ist, mit dem Guten, das Sache der Liebtätigkeit ist.
Wenn der Mensch nicht Freiheit hätte in allem, was er denkt und was er will, so könnte die Freiheit das Wahre zu denken und das Gute zu wollen gar niemand eingeflößt werden; denn um gebessert zu werden, muß der Mensch das Wahre denken wie von sich, und das Gute tun wie von sich, und was wie von sich - ist in der Freiheit. Wenn dem nicht so wäre, gäbe es gar nie eine Besserung und Wiedergeburt.
2878. Unzählige Ursachen sind es, aus denen und um derentwillen der Mensch das Wahre zu lernen und das Gute zu tun liebt. Es sind der Ursachen aus der Welt außerordentlich viele, es sind auch aus dem Körper außerordentlich viele, und jezuweilen alsdann nicht um des Himmels, noch weniger um des Herrn willen.
So wird der Mensch vom Herrn durch Neigungen ins Wahre und Gute eingeführt, und der eine Mensch ganz anders als der andere, jeder gemäß seines angeborenen und erworbenen Naturells; und weil er ins Gute und Wahre fortwährend durch Neigungen, somit fortwährend durch Freiheiten eingeführt wird, so endlich auch in die Neigungen zum geistig Wahren und geistig Guten. Jene Zeiten und jene Zustände weiß der Herr allein, und Er allein ordnet und lenkt sie der Sinnesart und dem Leben eines jeden angemessen. Hieraus wird klar, warum der Mensch Freiheit hat.
2879. Der Herr fließt durch das Innerste des Menschen mit dem Guten ein und dort verbindet Er damit das Wahre; im Innersten muß dessen Wurzel sein. Wenn der Mensch nicht innerlich in der Freiheit ist in Ansehung aller Neigungen und Gedanken, so kann es nie werden, daß das Gute und Wahre eine Wurzel treibt.
2880. Nichts als was aus der Freiheit fließt, erscheint dem Menschen als das Seine oder, was das gleiche, als sein Eigen. Ursache ist, weil alle Neigung, die der Liebe angehört, sein eigenstes Leben ist, und handeln aus Neigung ist aus dem Leben, d.h. aus sich selbst, somit aus dem Seinigen oder, was das gleiche, aus dem Eigenen. Damit also der Mensch ein himmlisches Eigene empfange, wie das Eigene ist, das die Engel im Himmel haben, wird der Mensch in der Freiheit gehalten und wird durch die Freiheit so eingeführt.
Jedem kann bekannt sein, daß den Herrn verehren aus Freiheit, erscheint wie von sich oder dem Eigenen; daß aber Ihn verehren aus Zwang, ist nicht von sich selber, sondern von einer Gewalt, die von außen oder anderswoher antreibt so zu tun. Daß somit der Gottesdienst aus Freiheit ein eigentlicher Gottesdienst ist und daß ein Gottesdienst aus Zwang kein Gottesdienst ist.
2881. Wenn der Mensch durch Zwang gebessert werden könnte, so gäbe es keinen Menschen in der ganzen Welt, der nicht selig würde, denn nichts wäre dem Herrn leichter, als den Menschen nötigen Ihn zu fürchten, Ihn zu verehren, ja Ihn gleichsam zu lieben; der Mittel sind unzählige. Weil aber das, was im Zwang und Drang geschieht, nicht verbunden, somit nicht angeeignet wird, darum liegt es vom Herrn sehr fern jemand zu nötigen.
Solange der Mensch in Kämpfen ist, oder einer von der streitenden Kirche, scheint es, als ob der Herr den Menschen nötige, und als ob dieser so keine Freiheit hätte, denn er kämpft alsdann fortwährend wider die Selbst- und Weltliebe, somit wider die Freiheit, in die er geboren und in die er hineingewachsen ist, daher kommt es, daß es ihm so erscheint. Daß aber in den Kämpfen, in denen er siegt, eine größere Freiheit ist als außer den Kämpfen, jedoch nicht eine Freiheit aus ihm selbst, sondern vom Herrn, und gleichwohl scheinbar wie seine, sehe man Nr. 1937, 1947.
2882. Hauptsächlich darum glaubt der Mensch er habe keine Freiheit, weil er weiß, daß er aus sich nicht kann das Gute tun und das Wahre denken. Er soll aber nicht glauben, daß irgend jemand habe und gehabt habe die Freiheit, das Wahre zu denken und das Gute zu tun aus sich, nicht einmal der Mensch, der wegen der Unbescholtenheit (Reinheit), in der er war, die Ähnlichkeit und das Bild Gottes genannt wurde. Jedoch alle Freiheit das Wahre zu denken, das dem Glauben angehört, und das Gute zu tun, das der Liebtätigkeit angehört, fließt ein vom Herrn. Der Herr ist das Gute selbst und das Wahre selbst, daher die Quelle. Alle Engel sind in solcher Freiheit, ja im wirklichen Innewerden, daß es so ist. Die inwendigsten Engel werden inne, wie viel vom Herrn und wie viel von ihnen selbst; aber wie viel vom Herrn, so viel sind sie in der Seligkeit, hingegen wie viel von ihnen selbst, so viel nicht in der Seligkeit.
2883. Auf daß nun der Mensch ein himmlisch Eigenes empfange, muß er das Gute tun von sich, und das Wahre denken von sich, aber dennoch wissen, und wenn er gebessert ist, denken und glauben, daß alles Gute und alles Wahre vom Herrn ist, auch im allerkleinsten, und zwar, weil es so ist.
Daß hingegen dem Menschen gestattet wird zu meinen, es sei von ihm selber, hat den Zweck, daß das Gute und Wahre wie sein Eigen werde.
2884. Die Freiheit der Selbst- und Weltliebe und ihrer Begierden ist nichts weniger als Freiheit, sie ist schlechthin Knechtschaft. Aber gleichwohl wird sie Freiheit genannt, wie Liebe, Neigung und Lust in beiderlei Sinn, und doch ist die Selbst- und Weltliebe nichts weniger als Liebe, sie ist Haß, folglich auch die Neigung und Lust aus ihr. Nach dem was sie scheinen, nicht nach dem was sie sind, werden sie so benannt.
2885. Niemand kann wissen was Knechtschaft und was Freiheit ist, wenn er nicht den Ursprung der einen und der anderen weiß; und diesen (Ursprung) kann auch niemand wissen als aus dem Wort; und wenn er nicht weiß, wie es sich verhält mit dem Menschen in betreff seiner Neigung, die dem Willen und in betreff seiner Gedanken, die dem Verstand angehören.
2886. Mit dem Menschen verhält es sich in betreff seiner Neigungen und in betreff seiner Gedanken so: Keiner, wer er auch sei, Mensch oder Geist oder Engel, kann wollen und denken von sich selbst, sondern nur von anderen, und auch diese anderen nicht von sich, sondern alle wieder von anderen und so fort, somit die einzelnen vom Urquell des Lebens, welcher ist der Herr.
Was zusammenhanglos ist, hat keinen Bestand; Böses und Falsches haben einen Zusammenhang mit den Höllen, daher kommt der darin Befindlichen Wollen und Denken, und daher ihre Liebe, Neigung und Lust, mithin ihre Freiheit. Eben hieraus kann erhellen, woher die eine Freiheit und die andere Freiheit ist. Daß sich die Sache so verhält, ist sehr bekannt im anderen Leben, aber heutzutage völlig unbekannt in der Welt.
2887. Beim Menschen sind alleweil böse Geister, und sind Engel; durch die Geister hat er Gemeinschaft mit den Höllen, und durch die Engel mit den Himmeln. Wenn ihm jene Geister und Engel weggenommen würden, so wäre er augenblicklich ohne Willen und ohne Denken, somit leblos; daß es so ist, kann als widersinnig erscheinen, aber es ist gewisseste Wahrheit.
Aber von den Geistern und Engeln beim Menschen soll, aus göttlicher Barmherzigkeit des Herrn, anderswo die Rede sein.
2888. Mit dem Leben eines jeden, sowohl Menschen, als auch Geistes, wie auch Engels, verhält es sich so: dasselbe fließt ein allein vom Herrn, Welcher ist das Leben selbst, und es ergießt sich durch den ganzen Himmel, auch durch die Hölle, somit in (alle) einzelne, und zwar in einer unbegreiflichen Ordnung und Aufeinanderfolge. Aber das Leben, das einfließt, wird von einem jeden aufgenommen, gemäß seiner Sinnesart; das Gute und Wahre wird als gut und wahr von den Guten aufgenommen; dagegen das Gute und Wahre wird als böse und falsch von den Bösen aufgenommen und auch ins Böse und Falsche bei diesen verwandelt.
Es verhält sich hiermit vergleichsweise wie mit dem Sonnenlicht, das sich in alle Gegenstände der Erde ergießt, aber gemäß der Beschaffenheit eines jeden Gegenstandes, und bekommt eine schöne Farbe in schönen Formen, und eine häßliche Farbe in häßlichen Formen; das ist ein Geheimnis in der Welt, aber allbekannt im anderen Leben.
Auf daß ich wüßte, daß ein solcher Einfluß stattfinde, durfte ich mit den bei mir befindlichen Geistern und Engeln reden und auch den Einfluß fühlen und innewerden, und zwar so oft, daß ich gar nicht bestimmen kann wie viele Male. Aber ich weiß, daß der falsche Schein es wegnehmen wird, nämlich daß man glauben wird, man wolle aus sich, da doch nichts weniger (der Fall ist).
2889. Die bösen Geister können ganz und gar nicht begreifen, daß sie nicht leben aus sich und daß sie bloß Organe des Lebens seien, noch weniger, daß kein Leben ist als das aus dem Guten und Wahren, noch weniger, daß sie nicht anfangen zu leben, ehe das Leben der Begierden des Bösen und der Beredungen des Falschen, worin sie sind, ertötet ist. Sie glauben, wenn sie deren beraubt würden, so könne gar kein Leben zurückbleiben: da es doch sich so verhält, daß sie dann erst, wenn sie das Leben der Begierden des Bösen und der Beredungen des Falschen verloren haben, zu leben anfangen, und daß der Herr samt dem Guten und Wahren, worin einzig und allein das Leben besteht, nicht eher aufgenommen wird; und daß alsdann Einsicht und Weisheit, somit das eigentlichste Leben, einfließt und hernach sich unendlich vermehrt; und zwar mit Lust, Wonne und Seligkeit, also mit innigster Freude, und das in unaussprechlicher Mannigfaltigkeit in Ewigkeit.
2890. Die beim Menschen befindlichen bösen Geister, durch die der Mensch mit der Hölle Gemeinschaft hat, betrachten ihn nicht anders, denn als einen elenden Sklaven, denn sie gießen ihm ihre Begierden und Beredungen ein, führen ihn also, wohin sie nur wollen. Hingegen die Engel, durch die der Mensch mit dem Himmel Gemeinschaft hat, betrachten ihn wie einen Bruder und flößen ihm die Neigungen zum Guten und Wahren ein, und so führen sie ihn durch die Freiheit, nicht wohin sie wollen, sondern wohin es dem Herrn wohlgefällt. Daraus kann erhellen, wie beschaffen die eine und wie beschaffen die andere Freiheit ist, und daß es Knechtschaft ist, vom Teufel geführt werden, und daß es Freiheit ist, vom Herrn geführt werden.
2891. Die neu angekommenen Geister mühen sich gar sehr ab, wie sie begreifen sollen, daß niemand könne das Gute von sich tun, noch das Wahre von sich denken, sondern vom Herrn, indem sie glauben, daß sie so wie zu nichts fähige Maschinen wären, und wenn dem so, daß sie dann die Hände in den Schoß legen und sich treiben lassen dürften. Aber es wird ihnen gesagt, daß sie stets das Gute denken, wollen und tun müssen von sich, und daß sie anders nicht ein himmlisch Eigenes und himmlische Freiheit haben können; dennoch aber anerkennen, daß das Gute und Wahre nicht von ihnen, sondern vom Herrn ist; und sie werden belehrt, daß in solcher Anerkennung, ja in dem Innewerden, daß es so ist, alle Engel sind; und je deutlicher sie inne werden, daß sie geführt werden vom Herrn, und so im Herrn sind, sie desto mehr in der Freiheit sich befinden.
2892. Wer im Guten lebt und glaubt, daß der Herr die Welt regiert, und daß von Ihm allein alles Gute, das der Liebe und der Liebtätigkeit ist, und alles Wahre, das des Glaubens ist, ja daß von Ihm alles Leben, somit daß wir von Ihm leben, weben und sind, der ist in einem solchen Stand, daß er begabt werden kann mit himmlischer Freiheit, und nebst daher auch mit Frieden, denn alsdann traut er einzig und allein dem Herrn, und bekümmert sich um das übrige nicht: und ist gewiß, daß alsdann alles zu seinem Besten, Glück und Seligkeit hinausläuft.
Hingegen wer glaubt, daß er sich selbst regiere, der wird immerfort beunruhigt und kommt in Begierden, in Sorgen wegen der Zukunft, und in mancherlei Ängsten hinein; und weil er so glaubt, so kleben ihm auch Begierden des Bösen und Beredungen des Falschen an.
2893. Die guten Geister haben sich sehr verwundert, daß der Mensch der Kirche heutzutage nicht glaubt, alles Böse und Falsche bei ihnen fließe von der Hölle ein, und alles Gute und Wahre vom Herrn, da er doch dies aus dem Wort und auch aus der Glaubenslehre weiß; und jedermann sagt, wenn jemand ein großes Übel getan hat, ein solcher habe sich vom Teufel leiten lassen, und wenn jemand Gutes getan hat, er habe sich vom Herrn leiten lassen.
2987. Was Vorbildungen und was Entsprechungen sind, wissen wenige, und niemand kann wissen, was sie sind, wenn er nicht weiß, daß es eine geistige Welt gibt, und dieselbe verschieden ist von der natürlichen Welt, denn zwischen dem Geistigen und dem Natürlichen gibt es Entsprechungen, und was von geistigen Dingen her in den natürlichen existiert, sind Vorbildungen. Entsprechungen werden sie genannt, weil sie entsprechen, und Vorbildungen, weil sie vorbilden.
2988. Damit man irgendeinen Begriff von Vorbildungen und Entsprechungen habe, denke man nur über dasjenige nach, was Angehör des Gemütes, nämlich des Denkens und des Willens ist. Dieses pflegt aus dem Angesichte so hervorzuleuchten, daß es in dessen Miene erscheint: die Neigungen, vor anderen die inwendigeren; wenn das, was Angehör des Antlitzes ist, zusammenstimmt mit dem, was Angehör des Gemütes ist, so sagt man, daß sie entsprechen und sind Entsprechungen; und die Mienen des Angesichtes selbst bilden vor und sind Vorbildungen.
Gleicherweise verhält es sich mit dem, was durch die Bewegungen im Körper geschieht, wie auch mit allen Handlungen, die von den Muskeln ausgeführt werden; daß dieses gemäß dem geschieht, was der Mensch denkt und will, ist bekannt. Die Bewegungen und Handlungen selbst, die Angehör des Körpers sind, bilden dasjenige vor, was dem Gemüt angehört, und sind Vorbildungen; und insofern sie übereinstimmen, sind sie Entsprechungen.
2989. Man kann auch wissen, daß solche Gebilde im Geiste nicht existieren, wie sie in der Miene sich herausstellen, sondern daß es nur Neigungen sind, die so abgebildet werden. Ferner, daß solche Handlungen nicht im Geiste stattfinden, wie sie durch die Handlungen im Körper sich darstellen, sondern daß es Gedanken sind, die so gestaltet werden: was dem Geiste angehört ist Geistiges, was aber dem Körper, ist Natürliches; daraus ist es deutlich, daß es Entsprechungen gibt zwischen dem Geistigen und Natürlichen, und daß eine Vorbildung der geistigen Dinge in den natürlichen stattfindet; oder, was dasselbe ist, wenn das, was dem inwendigen Menschen angehört, sich abbildet im Äußeren, dann ist das, was im Äußeren erscheint, ein Vorbild des Inwendigen, und was übereinstimmt, ist Entsprechendes.
2990. Bekannt ist es auch, oder könnte es sein, daß es eine geistige Welt gibt und eine natürliche Welt. Die geistige Welt ist allenthalben wo Geister und Engel sind, und die natürliche Welt, wo Menschen sind. Im besonderen ist die geistige und die natürliche Welt bei einem jeden Menschen: sein inwendiger Mensch ist für ihn eine geistige Welt, sein äußerer aber ist für ihn eine natürliche Welt. Die Dinge, die aus der geistigen Welt einfließen und in der natürlichen sich darstellen, sind im allgemeinen Vorbildungen; und so weit sie zusammentreffen, sind sie Entsprechungen.
2991. Daß Natürliches Geistiges vorbildet und daß es entspricht, kann man auch daraus wissen, daß Natürliches keineswegs existieren könnte, wenn nicht aus einer früheren Ursache. Die Ursache desselben ist aus dem Geistigen. Natürliches, das nicht daher seine Ursache ableitet, kann es nicht geben. Die natürlichen Formen sind Wirkungen, und können nicht erscheinen als Ursache, noch weniger als die Ursache der Ursachen oder das Ursprüngliche, sondern sie nehmen gemäß der Dienlichkeit Formen an, an dem Orte, an dem sie sind. Dennoch aber bilden die Formen der Wirkungen dasjenige vor, was den Ursachen angehört; ja sie bilden (sogar) das vor, was den Urgründen angehört; somit bilden alle natürlichen Dinge dasjenige vor, was den geistigen angehört, denen sie entsprechen, ja sogar die geistigen Dinge bilden dasjenige vor, was den himmlischen angehört, aus denen sie stammen.
2992. Aus vieler Erfahrung ist mir zu wissen gegeben worden, daß in der natürlichen Welt und in ihren drei Reichen gar nichts ist, was nicht etwas in der geistigen Welt vorbildete, oder das nicht daselbst etwas hätte, dem es entspreche.
Außer mehreren Erfahrungen kann es auch aus diesem erhellen: einige Male, als ich über die Eingeweide des Leibes redete und ihren Zusammenhang mit den Teilen des Hauptes verfolgte zu den Teilen der Brust bis zu den Teilen des Unterleibes, da leiteten die Engel, die über mir waren, meine Gedanken durch Geistiges, dem jene entsprachen, und zwar so, daß kein Irrtum entstand. Sie dachten gar nicht an die inneren Teile des Körpers, woran ich (dachte), sondern nur an geistige Dinge, denen jene entsprachen.
Solcherart ist die Einsicht der Engel, daß sie aus Geistigem alles und jedes wissen, was im Körper, auch das Geheimnisvollste, das niemals zur Kenntnis des Menschen gelangen könnte; ja alles und jedes, was im Weltall, ohne Täuschung, und zwar, weil von dorther die Ursachen und die Urgründe der Ursachen (sind).
2993. Gleicherweise verhält es sich mit den Dingen, die im Pflanzenreiche sind; daselbst gibt es gar nichts, was nicht etwas vorbildete in der geistigen Welt und ihr entspreche, was (mir) häufig durch ähnlichen Verkehr mit den Engeln zu wissen gegeben wurde. Die Ursachen sind mir auch gesagt worden, daß nämlich die Ursachen aller natürlichen Dinge aus geistigen Dingen stammen, und die Urgründe der Ursachen aus himmlischen Dingen, oder, was dasselbe ist, daß alles, was in der natürlichen Welt ist, die Ursache herleitet vom Wahren, das geistig ist, und den Urgrund vom Guten, das himmlisch ist, und daß das Natürliche daraus hervorgeht, gemäß allen Unterschieden des Wahren und des Guten, die im Reiche des Herrn, somit vom Herrn selbst, von Dem alles Gute und Wahre; diese Dinge können nur als fremdartige erscheinen, besonders denen, die mit ihrem Denken nicht über die Natur sich erheben wollen oder nicht können, und die nicht wissen, was geistig ist, und daher es nicht anerkennen.
2994. Der Mensch, solange er im Körper lebt, kann wenig davon fühlen und inne werden, denn das Himmlische und Geistige bei ihm fällt in das Natürliche, das in seinem äußeren Menschen, und hier verliert er die Empfindung und das Innewerden derselben. Das Vorbildliche und Entsprechende, das in seinem äußeren Menschen, ist auch der Art, daß es nicht dem gleich erscheint, dem es im inneren Menschen entspricht und das es vorbildet, daher können sie nicht zu seiner Kenntnis gelangen, bevor er entkleidet ist von jenen Äußerlichkeiten. Selig dann, wer in Entsprechung ist, d.h. dessen äußerer Mensch dem Inneren entspricht.
2995. Weil die Menschen der Ältesten Kirche (von denen Nr. 1114-1125) in den einzelnen Dingen der Natur etwas Geistiges und Himmlisches sahen, so daß die natürlichen Dinge ihnen nur dienten zu Gegenständen des Denkens über geistige und himmlische Dinge, deswegen konnten sie mit Engeln reden und mit ihnen zusammen sein im Reiche des Herrn, das in den Himmeln, zu gleicher Zeit als sie in Seinem Reiche auf Erden oder in der Kirche waren. Bei ihnen war so das Natürliche mit dem Geistigen verbunden und entsprach völlig.
Anders aber nach jenen Zeiten, da das Böse und das Falsche zu herrschen anfing, oder da nach dem goldenen Zeitalter das eiserne anfing; dann wurde, weil kein Entsprechendes mehr (da war), der Himmel verschlossen, bis dahin, daß sie kaum wissen wollten, daß ein Geistiges sei, ja endlich auch nicht, daß es ein Himmel und eine Hölle, und daß es ein Leben nach dem Tode gebe.
2996. Es ist eines der größten Geheimnisse vor der Welt, aber allgemein bekannt im anderen Leben, auch einem jeden Geist, daß alles, was im menschlichen Körper ist, eine Entsprechung hat mit dem, was im Himmel, bis soweit, daß daselbst nicht einmal das allerkleinste Teilchen ist, dem nicht etwas Geistiges und Himmlisches, oder was dasselbe ist, dem nicht himmlische Gesellschaften entsprechen, denn diese bestehen gemäß allen Gattungen und Arten des Geistigen und Himmlischen, und zwar in solcher Ordnung, daß sie zusammen einen Menschen darstellen, und zwar in seinem ganzen und einzelnen, sowohl inwenigeren als auswendigeren. Daher kommt es, daß der ganze Himmel auch genannt wird der Größte Mensch; und daher kommt es, was öfter gesagt worden, daß die eine Gesellschaft zu diesem Gebiete des Leibes gehört, und die andere zu jenem, und so weiter. Die Ursache ist, weil der Herr der alleinige Mensch ist, und der Himmel Ihn vorbildet; und das göttlich Gute und Wahre, das von Ihm (ausgeht), ist es, was den Himmel ausmacht. Weil die Engel in diesem sind, sagt man, daß sie im Herrn sind. Die aber in der Hölle sind, sind außerhalb jenes Größten Menschen, und entsprechen schmutzigen Dingen, und dann auch Krankheiten (vitiis, Gebrechen).
2997. Dieses kann man auch einigermaßen daher wissen, daß der geistige oder innere Mensch, welcher der Geist des Menschen ist und auch dessen Seele genannt wird, in gleicher Weise Entsprechung hat mit seinem natürlichen oder äußeren Menschen, und daß die Entsprechung der Art ist, daß, was dem Inneren des Menschen angehört, geistig und himmlisch ist, aber was dem äußeren, natürlich und körperlich. Wie erhellen kann aus dem, was in Nr. 2988, 2989 gesagt worden ist. Der Mensch ist auch wirklich in betreff des inneren Menschen ein kleiner Himmel, weil zum Bilde Gottes erschaffen.
2998. Daß die Entsprechungen solcherart sind, ist mir während mehrerer Jahre so vertraut geworden, daß kaum etwas vertrauter sein kann, obwohl es solcherart ist, daß der Mensch nicht weiß, daß es ist, und nicht glaubt, daß er einen Zusammenhang habe mit der geistigen Welt, während er doch ganz mit ihr zusammen- und von ihr abhängt, und er nicht einmal einen Augenblick bestehen kann, auch nicht ein Teil in ihm, ohne diesen Zusammenhang. Daher (kommt) sein ganzes Bestehen.
Es wurde mir auch zu wissen gegeben, welche Engelsgesellschaften zu einem jeden Gebiet des Körpers gehören, ferner welcher Art sie sind; welche und von welcher Art zum Gebiete des Herzens, welche und von welcher Art zum Gebiet der Lungen, sodann welche und von welcher Art zu dem der Leber, ferner welche und welcher Art zu den Sinnesorganen, wie zu den Augen, zu den Ohren, zur Zunge und zu den übrigen; worüber vermöge der göttlichen Barmherzigkeit des Herrn (weiter unten) einzelnes.
2999. Außerdem gibt es gar nichts in der erschaffenen Welt, das nicht seine Entsprechung hätte mit dem, was in der geistigen Welt ist, und somit was nicht in seiner Art irgend etwas aus dem Reiche des Herrn vorbildete; daraus ist das Dasein und die Erhaltung aller Dinge.
Wenn der Mensch wüßte, wie es sich verhält, würde er niemals, wie er zu tun pflegt, alles der Natur zuschreiben.