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Der Forellenfang

Es war auf dem schönen Hofe Mödruvellir in Nord-Island.

Ich lebte da bis zu meinem neunten Jahre mit meinen Eltern und Geschwistern in dem tiefen Glück und der wonnigen Freude des ersten jugendlichen Alters.

Es befanden sich auf dem großen Hofe noch einige andere Familien, die dort voneinander getrennt wohnten.

Sie hatten ihre eigenen Gebäude, ihre eigenen Stuben und ihre eigenen Haushaltungen.

Jede Familie hatte eine Menge Kinder: frische, fröhliche kleine Knaben und Mädchen, die wie goldener Sonnenschein das tägliche Leben auf dem Hofe erheiterten.

Es fehlte mir also auf Mödruvellir nicht an Freunden und Spielkameraden.

Einer meiner besten Freunde unter den Kindern des Hofes war der kleine Arni, der ungefähr in demselben Alter stand wie ich.

Er war nicht so unternehmend, wie ich ihn mir zuweilen gewünscht hätte, aber er war ein herzensguter Junge.

Wir spielten oft zusammen auf den blühenden Wiesen, die sich um den Hof herum in weite Fernen hinausdehnten, und machten sogar öfters Ausflüge zu Pferd in die prächtigen wilden Berge, an deren Fuß Mödruvellir liegt.

In Island können alle Kinder reiten, und so war es für die dortigen Verhältnisse nichts Außergewöhnliches, daß wir selbst in diesem noch sehr jugendlichen Alter weite Ritte durch Berg und Tal, über Hänge und Halden, durch reißende Bergbäche und tiefe Schluchten unternahmen.

Arni war, wie gesagt, ein lieber, guter Junge, aber seine Mutter war sehr streng gegen ihn, und so kam es, daß er viel weniger Freiheit hatte als ich.

Sie konnte es nicht leiden, daß er lange draußen blieb. Viel mehr als ein paar Stunden durften es gewöhnlich nicht sein.

Als wir einmal von einem Ausflug etwas spät nach Hause zurückkehrten, bekam er Prügel von seiner Mutter, während ich dabeistand.

Aus Mitleid mit meinem kleinen Freunde, und auch weil ich schuld an dem langen Ausbleiben gewesen war, weinte ich ebenso laut wie er, so lange er geschlagen wurde.

Seit dieser Zeit wagte ich es kaum mehr, längere Ausflüge zu machen, wenn Arni dabei war; denn immer wieder mußte ich an die Prügel denken, die er damals bekam, und die mir fast ebenso weh getan hatten als ihm selber.

Auch Arni war sehr vorsichtig geworden.

Eines Tages aber geschah etwas Merkwürdiges, wobei wir beide unsere Vorsicht und unsere guten Vorsätze vergaßen.

Es war mitten im Sommer. Der ganze Hof und seine weitausgedehnten saftig grünen Wiesen lagen im prächtigsten Sonnenschein.

Die unzähligen wilden Blumen, die mitten im sammetweichen Grase blühten, hatten ihre wundervollen Kelche weit geöffnet und lächelten fröhlich der Sonne entgegen.

Sie prangten in allen Farben. Die einen leuchteten wie echtes Gold, andere flammten wie brennendes Feuer, andere schimmerten wie Purpur oder glitzerten geheimnisvoll wie dunkelrote Rubinen; wieder andere waren so weiß wie der blendend weiße Schnee oben auf den hohen Berggipfeln, andere blau wie der azurblaue Himmel.

Einer solchen Pracht konnte ich nicht widerstehen. Ich mußte hinaus, um diese Herrlichkeit zu bewundern und zu genießen.

Ich lief nach dem kleinen Gebäude, wo Arni und seine Familie wohnten, und rief draußen stehend aus voller Kehle:

»Arni! Arni!«

Bald zeigte sich oben auf dem ersten Stock hinter einer der Fensterscheiben ein freundliches, kleines Knabengesicht mit roten, runden Backen und klaren, lebhaften Augen.

Es war Arni.

Sobald er mich sah, machte er das Fenster auf und rief zu mir hinunter:

»Guten Tag, Nonni. Hast du etwas vor?«

»Ich möchte nur mit dir spielen, Arni.«

»Ich bin bereit, Nonni. – Aber wo sollen wir hin?«

»Auf die Wiese dort drüben. Es ist heute so schön draußen.«

»Gut, ich komme gleich.«

Ein paar Minuten später ging die Türe auf und Arni sprang zu mir hinunter.

»Hast du von deiner Mutter Erlaubnis bekommen, Arni?«

»Ja, Nonni.«

»Wie lange darfst du draußen bleiben?«

»Wenn die Sonne mitten über dem Hörgátal steht, muß ich wieder nach Hause zurück.«

»O dann haben wir noch gute Zeit, Arni.«

Wir liefen nach der blühenden Wiese hin, die mich vorher so stark angelockt halte, und fingen dort zu spielen an.

Doch kaum hatten wir ein paar Minuten zusammen gespielt, da auf einmal hören wir von Süden her ein starkes Pferdegetrappel.

»Was kann denn das sein?« rief Arni, indem er auf einen kleinen Steinblock, der aus dem Grase emporragte, hinaufsprang.

»Das sind sicher Reisende, die zu uns kommen«, erwiderte ich, während ich Arni auf den Stein hinauf folgte.

Wir schauten beide nach der Seite hin, von welcher das Getrappel der laufenden Pferde kam.

Sofort entdeckten wir auf dem Wege, der von der Stadt Akureyri nach Mödruvellir führt, eine graue Staubwolke, die rasch auf uns zukam.

»Schau doch, Nonni!« rief Arni, »da kommen Reiter; wie viele mögen es wohl sein?«

»Es ist sehr schwer, sie zu zählen«, erwiderte ich. »Sie sind ja ganz in Staub gehüllt. Ich glaube aber, daß es sieben oder acht sind.«

»Ja, so viele werden es wohl sein«, meinte auch Arni.

»Aber schau doch mal«, fuhr ich eifrig fort, »es blitzt ja und glitzert fortwährend aus der Staubwolke heraus! Es sieht aus wie Schwerter und Speere, oder auch wie Helme aus Stahl.«

»Nein, Nonni, das ist es nicht«, sagte Arni. »Ich denke, es sind die Messingplatten des Pferdegeschirres. Sie glänzen immer so, wenn die Sonne darauf scheint.«

So standen wir noch eine Weile und verschlangen die fremden Reiter mit den Augen.

Bald waren sie ganz nah herangekommen und hielten plötzlich ihre Pferde an.

Gleich darauf verzog sich die Staubwolke, und nun sahen wir deutlich sechs Reiter, die ganz langsam auf uns zuritten.

Den einen von ihnen erkannten wir sofort: es war der Amtmann Pétur Hafstein.

Goldene Knöpfe und goldene Schnüre und Bänder zierten sowohl seinen schwarzen Reitanzug wie auch seine Kopfbedeckung.

Neben ihm ritt ein stattlich aussehender fremder Herr mit starkem Vollbart.

Sein Anzug war dunkelbraun, und auf dem Kopfe trug er einen großen dunkelbraunen Hut.

Es mußte ein vornehmer Mann sein, denn der Amtmann ließ ihn zu seiner Rechten reiten.

»Wer könnte der sein?« flüsterte mir Arni zu.

»Ich weiß es nicht, Arni, aber ein Isländer ist er sicher nicht.«

»Dann ist er ein Däne oder ein Engländer«, meinte Arni. »Ja wer weiß«, fuhr er fort, »vielleicht ist er ein Franzose.«

»Warum könnte es nicht ein Deutscher sein?« bemerkte ich. »Vor einigen Jahren kam ein berühmter deutscher Professor hier an. Er hieß Konrad Maurer und hat beim Amtmann gewohnt. Mein Vater hat mir mehrere Mal von ihm erzählt. Wer weiß? Vielleicht ist er wieder gekommen.«

»Vielleicht.«

Es war uns nicht möglich, herauszubekommen, wer der fremde Mann war. Die übrigen aber erkannten wir alle: es waren Herren aus der besseren Gesellschaft von der Stadt Akureyri.

Unterdessen ritten die Männer langsam an uns vorbei und bogen ab nach dem großen Gebäude Friedrichsgabe, wo Amtmann Hafstein wohnte.

Dort stiegen sie vom Pferd und wurden vom Amtmann in die »Friedrichsgabe« hineingeleitet.

Arni und ich liefen nach Hause, um unsern Eltern die Ankunft der Fremden zu berichten.

Als ich meinem Vater den fremden Gast beschrieben hatte, sagte er:

»Der Mann ist sicher ein angesehener Ausländer, der mit dem letzten dänischen Schiff nach Akureyri gekommen ist, und den der Amtmann hierher als Gast eingeladen hat.«

Während wir noch über den fremden Besuch sprachen, wurde plötzlich an die Türe geklopft.

»Herein!« rief meine Mutter.

Die Türe wurde aufgemacht, und es trat eine der Mägde des Amtmanns in die Stube.

Sie grüßte höflich, aber in großer Eile, und wandte sich dann sofort an meine Mutter:

»Ich soll von der Frau Amtmann fragen, ob nicht einige frische Forellen bei Ihnen zu haben sind oder vielleicht bei einer der nächstwohnenden Familien. Es ist ein vornehmer englischer Professor angekommen. Das Mittagessen findet nach ein paar Stunden statt, und der Amtmann hat frische Forellen als ersten Gang gewünscht.

»Es tut mir sehr leid«, sagte die Mutter, »aber es werden jetzt, soviel ich weiß, nirgendwo auf dem Hofe Forellen zu haben sein.«

»Aber Mutter«, fuhr ich dazwischen, »dann will ich schnell hinauslaufen und einige fangen.«

Alle schauten mich halb ungläubig, halb erstaunt an.

Meine Mutter sagte:

»Und wo willst du sie fangen, Kind?«

»Ich laufe nach dem Bach am Flusse Hörgá. Da sind viele Forellen. Ich werde einige fangen und sie schnell nach Hause bringen.«

»Das wird dir nicht gelingen, Nonni«, erwiderte die Mutter. »Du bist noch zu klein und hast noch nie Forellen gefangen. Nein, das wird sicher nicht gehen.«

»Doch, Mutter, ich werde es schon fertig bringen. Ich nehme Arni mit. Er wird mir helfen.«

»Arni ist noch kleiner als du«, sagte meine Mutter. »Ihr seid noch nicht neun Jahre alt und wollt Forellen fangen! Sei doch vernünftig, Nonni. Das gelingt euch nicht.«

»O Mutter, ich weiß ganz gut, wie man Forellen fängt. Es wird sicher gehen.«

Meine Mutter und die Magd lächelten über meinen jugendlichen Eifer, schienen mich aber nicht ernst nehmen zu wollen. Das reizte mich.

Ich wußte, daß jetzt keine Erwachsenen für den Amtmann Forellen hätten fangen können. Sie waren alle draußen bei den Heuarbeiten auf den entfernteren Wiesen.

So blieb also nichts anderes übrig: ich mußte es mit Arni versuchen.

Meine Mutter würde nichts dagegen haben. Das wußte ich.

Mit den Worten: »Mutter, du wirst sehen: ich werde bald Forellen nach Hause bringen«, lief ich aus der Stube.

Als ich ins Freie kam, fand ich Arni auf dem Rasen vor dem Hofe stehen.

»Nonni«, rief er mir zu, als ich mich in der Türöffnung zeigte, »jetzt können wir weiter spielen.«

»Nein, Arni. Ich habe etwas viel Schöneres vor«, antwortete ich ihm.

»Und was ist das, Nonni?«

»Ich will Forellen fangen.«

»Forellen fangen?«

»Ja. Und du mußt mitgehen, Arni.«

»Meinst du denn, daß es gelingen wird?«

»Ganz sicher.«

»Aber ich habe noch nie Forellen gefangen.«

»Das macht nichts, Arni. Ich weiß ganz gut, wie man es macht.«

»O dann gehe ich mit.«

Nach einer kleinen Pause fragte Arni:

»Wo willst du die Forellen fangen, Nonni?«

»Im Bache drunten am Hörgáfluß.«

»Und wann fangen wir an?«

»Jetzt gleich. Sie sollen beim Amtmann zum Mittagessen gegessen werden. Er will dem fremden Mann isländische Forellen geben.«

»Dann müssen wir aber schnell davon, Nonni!«

»Ja, Arni, wir müssen gleich gehen.«

Ohne weitere Vorbereitung liefen wir nach einer Scheune, die neben dem Hofgebäude stand, und holten uns dort ein kleines Forellennetz, das meinem Vater gehörte, und rollten es rasch zusammen.

»Jetzt müssen wir noch zwei Stangen mitnehmen«, sagte ich zu Arni.

»Stangen? Warum denn das, Nonni?«

»Um die Forellen damit zu fangen«, erwiderte ich.

»Sollen wir sie denn mit Stangen fangen?«

»Ja, Arni, und mit dem Netze.«

»Das ist aber merkwürdig, Nonni.«

»So tut man es immer.«

In einer Ecke der Scheune standen mehrere ungefähr zwei Meter lange Stäbe. Jeder von uns wählte sich einen aus.

Darauf nahmen wir das kleine Netz, und dann ging es hinunter nach dem Forellenbach am Flusse Hörgá.

Der Weg führte durch lauter blühende Wiesen, die bald flach, bald wellenförmig sich bis zum Flusse Hörgá hindehnten.

Die vielen Pferde, Kühe und Schafe, die da und dort grasten oder hin und her liefen, um in dem goldenen Sonnenschein zu spielen, brachten Abwechslung und Leben in die schöne Landschaft.

Gern hätten wir auf dem von wohlriechenden Blumen duftenden Rasen etwas zusammen gespielt, aber jetzt hatten wir Wichtigeres zu tun, und in stürmischer Eile liefen wir mitten durch alle diese Herrlichkeiten hindurch und dachten nur an unsern Forellenfang.

Es dauerte nicht lange, da standen wir schon am Ufer des Forellenbaches.

Es war ein etwa zwei Meter breiter, ruhiger Bach, dessen stille, tiefe Wasser mitten durch die fruchtbare Ebene nach dem reißenden Hörgáfluß hinunterflossen.

Ich wußte, daß viele Forellen in diesem still dahinfließenden Wasser herumschwammen.

Zuweilen hatte mein Vater, entweder zum Zeitvertreib oder auch für unsern Hausbedarf, hier die kostbaren Fische gefangen.

Einmal hatte er mir erlaubt mitzugehen. Bei dieser Gelegenheit hatte ich mir genau gemerkt, wie er es bei dem Forellenfang anstellte.

Jetzt kamen mir meine damaligen Beobachtungen zugute, und ich bemühte mich, genau so zu verfahren, wie ich meinen Vater dabei hatte verfahren sehen.

Ich legte das Netz auf den grünen Rasen am Ufer nieder.

Dann bat ich Arni, dort stehen zu bleiben, während ich eine Stelle aufsuchte, an welcher ich über den Bach hinüberspringen könnte.

Meinen langen Stab in der Hand lief ich eine kleine Strecke dem Wasser entlang, bis ich zu einer Stelle kam, wo der Bach kaum mehr als ein paar Fuß breit war.

Ich hoffte, daß ich hier in einem kühnen Sprung über den Bach springen könnte.

Ich entfernte mich zwanzig bis dreißig Schritt vom Ufer. Dann nahm ich einen kräftigen Anlauf und rannte so schnell ich konnte auf den Bach zu.

Ein Sprung …! Und ich flog wirklich hinüber und gelangte wohlbehalten am andern Ufer an.

Sofort lief ich bis zur Stelle, wo ich Arni – an der andern Seite – beim Netze zurückgelassen hatte.

Als ich ihm gegenüberstand, rief ich ihm zu, er solle das Netz aufheben und mir das eine Ende desselben hinüberreichen.

»Soweit kann ich nicht reichen, Nonni!« rief Arni.

»Das wird schon gehen, Arni«, tröstete ich ihn, indem ich ihm die Spitze meines Stabes über den Bach streckte.

»Binde die eine Ecke des Netzes daran«, bat ich ihn, »dann ziehe ich es zu mir herüber. Die andere Ecke mußt du aber festhalten.«

Arni band das Netz an den Stab, worauf ich es zu mir herüberzog.

Wir warfen nun das ganze Netz auf eine solche Weise in den Bach hinein, daß es von Ufer zu Ufer ausgespannt im Wasser lag.

Gleichzeitig sorgten wir dafür, daß der unterste Rand des Netzes, der mit kleinen bleiernen Kügelchen versehen war, bis auf den Grund hinuntersank.

Dann befestigten wir die obersten Ecken des Netzes links und rechts an das Ufer, indem wir sie an kleine Stäbchen, die wir in den Boden hineinbohrten, festbanden.

So lag das feine leichte Forellennetz ganz im Wasser drin quer über den Bach von einem Ufer zum andern, bereit, in seinen zahllosen Maschen die köstlichen Fische aufzunehmen und festzuhalten, welche nichtsahnend in denselben sich verstricken würden.

Jetzt aber mußten wir die Forellen herantreiben, damit sie in so großer Zahl wie nur möglich in unser Netz hineingingen.

Doch, da wir noch keine Fische unten im Wasser gesehen hatten, legten wir neugierige Knaben uns zuerst beide in einiger Entfernung vom Netze – jeder an seinem Ufer – ins hohe Gras platt auf den Boden nieder und schauten aufmerksam ins Wasser hinein.

Kaum hatten wir zwei Minuten so gelegen, da rief schon Arni in freudiger Überraschung:

»Nonni, hier kommt eine Schar Forellen herangeschwommen.«

»Wo sind sie, Arni?« fragte ich lebhaft, indem ich vom Boden aufsprang.

»Hier«, erwiderte Arni und zeigte mit der Hand nach einer bestimmten Stelle im Bache.

Ich legte mich wieder auf den Boden und warf neugierige Blicke ins Wasser.

»Kannst du sie nicht sehen, Nonni?« fuhr Arni fort. »Dort schwimmen sie ja ein paar Fuß unter der Oberfläche … Schau, schau, Nonni! Sie kommen dem Netze immer näher.«

»Jetzt sehe ich sie auch«, rief ich voll Freude aus.

Mit dem Oberkörper über das Ufer vornübergebeugt, hatte ich die schwimmenden Fische auf einmal entdeckt und sah sie nun auch sehr deutlich. Ich zählte laut:

»Arni! Ich sehe drei … vier … sechs … sieben …! Sieben schöne große Forellen!«

»Ich sehe auch sieben!« rief Arni.

»Ist das nicht herrlich, Arni? Es werden aber sicher noch mehr kommen. Warte nur ein wenig, wir werden einen guten Fang machen. Und der Amtmann und der englische Professor werden zufrieden sein.«

»Das glaube ich auch, Nonni. Wenn das Netz sie nur festhalten kann. Ich bin bange, daß sie sich losreißen werden.«

»Da brauchst du nicht bange zu sein, Arni. Wenn sie einmal im Netze sind, dann verstricken sie sich immer mehr und mehr drin, je mehr sie versuchen sich loszumachen.«

Wir betrachteten die prächtigen Fische. Sie bewegten sich nur ganz langsam voran und blieben öfters stehen.

Es war, wie wenn sie Gefahr witterten.

Auf einmal aber schienen sie uns gemerkt zu haben: denn sie stießen plötzlich blitzschnell auseinander und waren in einem Nu spurlos verschwunden!

Vorsichtig legten wir uns wieder ins Gras und bohrten unsere Blicke ins azurblaue Wasser hinein.

»Hier sind zwei!« rief plötzlich Arni aus. »Sie haben sich versteckt ganz nahe am Ufer.«

»Und hier sehe ich drei tief unten am Boden«, antwortete ich. »Sie liegen ganz still und rühren sich nicht.«

»Da ist noch eine!« rief Arni nach einer Weile aus. »Dort mitten im Bach. Auch sie liegt ganz still zwischen zwei Steinen unten auf dem Grund.«

Bald fanden wir auch noch die siebente. Sie hatte sich unten am Grund in einem kleinen Gebüsch von Wasserpflanzen versteckt.

So lagen wir eine gute Weile und verloren die Forellen nicht einen Augenblick aus den Augen.

Da wir uns still und ruhig verhielten, erholten sich die Fische bald von ihrem Schrecken und stiegen höher im Wasser hinauf.

»Wie schön sehen sie doch aus!« sagte Arni, »und wie groß einige von ihnen sind!«

Es waren in der Tat schöne Forellen, schlank und zierlich.

Auf dem Rücken waren einige olivengrün. An den Seiten aber wurde die grüne Farbe immer heller.

Es ging wie ein Schimmer von ihnen aus, wenn sie sich bewegten, und sie waren geziert mit prächtigen schwarzen und roten Flecken, die blaue Ränder hatten. Unten waren sie schimmernd weiß.

Einige sahen noch schöner aus: auf dem Rücken schienen sie uns dunkelblau zu sein, an den Seiten aber glänzten sie wie leuchtendes Silber.

Ihre Größe war ganz verschieden: einige waren nur etwa einen Fuß lang, andere dagegen, wie es uns schien, wohl zwei Fuß und darüber.

»Wenn wir sie nur alle bekommen könnten!« flüsterte ich dem kleinen Arni zu.

»Ja, wenn nur das Netz sie festhalten kann!« wiederholte Arni.

»Jetzt schwimmen sie wieder voran!« rief ich nach einer kleinen Pause freudig aus.

Sie schwammen wirklich langsam voran – immer näher an das Netz.

Wir sprangen vorsichtig auf und folgten ihren Bewegungen mit höchster Spannung.

Sie vereinigten sich wie vorher zu einer geschlossenen Schar zusammen und setzten ihren Weg nach dem Netze fort, das für sie noch weit gefährlicher war als alle unsere Rufe und Bewegungen.

Als die schwimmende kleine Schar das Netz erreichte, blieben alle plötzlich stehen und sahen sich das merkwürdige Ding genau an.

Die zwei ersten, welche die übrigen zu leiten schienen, kamen ganz dicht heran und berührten die Maschen mit ihrem Kopfe.

Sie schnüffelten daran, untersuchten es sorgfältig und schienen sehr erstaunt zu sein.

Wir sahen, wie sie langsam auf und nieder schwammen vor der ihnen augenscheinlich ganz unbekannten durchsichtigen Wand.

Bald bekamen auch die andern, welche sich vorsichtig etwas zurückgehalten hatten, Mut und fingen auch an, das geheimnisvolle Hindernis, welches ihnen den Weg versperrte, in nächster Nähe zu untersuchen.

Arni und ich standen still und betrachteten das eigentümliche Benehmen der zierlichen Fische.

»Sie sind gar nicht bange vor dem Netze«, sagte Arni.

»Das scheint mir auch. Es kommt aber daher, weil sie es noch nicht kennen. Wenn sie wüßten, wie gefährlich es für sie ist, dann würden sie nicht so nah heran kommen.«

»Aber wie kann denn das Netz ihnen so gefährlich sein, Nonni?« fragte Arni, der ja noch nie gesehen hatte, wie man Forellen in einem Netze fängt.

»Das wirst du sehen, wenn wir anfangen, sie mit Gewalt gegen das Netz zu treiben.«

»Wie können wir sie gegen das Netz treiben, Nonni?«

»Das tun wir mit unsern Stäben. Wir laufen eine Strecke dem Bache entlang vom Netze weg. Dann stecken wir das eine Ende unserer Stäbe ins Wasser und wühlen kräftig darin, während wir langsam wieder nach dem Netze gehen. Dann werden die Forellen bange und fliehen vor uns her und schwimmen schließlich alle ins Netz hinein.«

»Aber können sie denn nicht wieder vom Netze wegschwimmen?« fragte noch einmal der ungläubige Arni.

»Nein, Arni, denn sie verwickeln sich ja so fest in den Maschen, daß sie sich nicht mehr davon losmachen können. Ihre Flossen sind wie Widerhaken und halten sie im Netze fest.«

»Nonni!« unterbrach mich Arni plötzlich, indem er mit der Hand nach Süden zeigte, »da kommt ein großer Junge zu Pferd.«

Ich schaute hin und sah einen jungen Hirten, der auf uns zuritt.

Unterdessen war Arni an der schmalen Stelle über den Bach zu mir herübergesprungen und stellte sich nun neben mir auf.

»Ich kenne ihn, Arni«, rief ich bald aus. »Es ist Triggvi, der jüngste Hirt des Amtmanns Hafstein.«

Ich war gut Freund mit Triggvi und ritt oft mit ihm aus, wenn er in den Bergen nach verirrten Schafen suchte.

Bei diesen Ausflügen saß ich gewöhnlich hinter ihm auf seinem Pferde.

Als er ziemlich nah herangekommen war, flüsterte mir Arni zu:

»Wenn er uns nur nicht bei unserer Forellenfischerei stört!«

»Ich werde ihn bitten, sich vom Bache fernzuhalten«, gab ich leise zurück.

Unterdessen sprengte Triggvi schon heran und erkannte uns.

Er hielt sein Pferd an und fragte:

»Was treibst du hier, Nonni?«

»Ich fange Forellen mit Arni.«

»So. Wie viele habt ihr bis jetzt bekommen?«

»Noch keine. Wir fangen gerade jetzt an.«

»Dann will ich euch helfen«, sagte Triggvi, indem er vom Pferde sprang. »Ihr seid noch zu klein, allein werdet ihr doch nichts fangen können.«

»O wie kannst du so was sagen, Triggvi!« rief ich lebhaft aus. »Wir können ganz gut allein fertig werden. Wir haben schon das Netz ins Wasser geworfen, und jetzt wollten wir gerade anfangen die Forellen hineinzutreiben.«

»Das ist ja sehr schön. Aber ich kann euch doch dabei helfen, Nonni.«

»Nein, Triggvi. Wir möchten gerade keine Hilfe haben. Wir möchten lieber ganz allein die Forellen fangen.«

Triggvi lachte und warf uns einige prüfende Blicke zu. Dann sagte er:

»Das ist aber doch merkwürdig. Warum wollt ihr denn allein die Forellen fangen?«

Diese Frage machte mich etwas verlegen, und ich wußte nicht recht, wie ich antworten sollte.

Der Grund aber, warum ich keine Hilfe haben wollte, war dieser: Meine Mutter hatte mir ja gesagt, ich sei viel zu klein, um Forellen fangen zu können.

Diese Worte hatten mich in meinem jugendlichen Selbstgefühl etwas erregt und meinen Knabenstolz ein wenig verletzt.

Ich brannte vor Verlangen, meiner Mutter zu zeigen, daß ich ein echter Junge und kein kleines Mädchen sei, und daß ich trotz meines jungen Alters, ohne Hilfe eines Erwachsenen, eine vernünftige Arbeit leisten könne.

Deshalb wollte ich unter keinen Umständen die sonst so freundlich angebotene Hilfe meines Freundes Triggvi annehmen.

Aber ich wußte nicht recht, wie ich ihm das sagen sollte.

Schließlich brach ich doch das Schweigen und sagte:

»Ich bitte dich, Triggvi, laß uns doch allein die Forellen fangen.«

»Aber warum wollt ihr sie denn allein fangen, Nonni?« fragte er zum zweiten Mal.

Jetzt antwortete ich ihm etwas verschämt:

»Ich will es dir gern sagen, Triggvi; meine Mutter sagte mir, ich sei zu klein, um es fertig zu bringen. Ich möchte ihr deshalb gern zeigen, daß ich nicht zu klein bin, und daß ich es ganz gut kann.«

»O, das ist der Grund, Nonni!« erwiderte Triggvi lachend. »Dann weiß ich aber einen guten Ausweg: du brauchst deiner Mutter nichts davon zu sagen, daß ich dir geholfen habe.«

»Nein, nein! Das geht nicht, Triggvi«, fuhr ich ihn eifrig an. »Meiner Mutter sage ich immer alles. Ich bitte dich, laß uns doch allein die Forellen fangen.«

Triggvi schaute mich freundlich an und sagte:

»Gut, Nonni, dann reite ich wieder fort.«

»Danke schön, Triggvi.«

»Nichts zu danken, Nonni.«

Dann fügte er hinzu: »Es ist ganz vernünftig von euch, daß ihr ohne Hilfe etwas zu leisten versucht. – Jetzt reite ich nach Hause«, fuhr er lachend fort, »und sage dort, daß ich euch beim Forellenfang getroffen und euch nicht dabei geholfen habe.«

Triggvi stieg zu Pferd und, indem er uns zu unserer Arbeit Glück wünschte, sprengte er davon.

Ich war Triggvi herzlich dankbar dafür, daß er auf meine Bitte einging.

»Nicht wahr, Arni«, redete ich meinen kleinen Gefährten an, »es ist doch viel schöner, wenn wir selbst die Forellen fangen?«

»Ja, Nonni, das ist viel besser«, sagte Arni selbstbewußt. »Das können wir auch ganz gut, denn wir sind doch keine Kinder mehr.«

»Das meine ich auch, Arni. – Jetzt aber müssen wir schnell anfangen.«

Wir hoben unsere langen Stäbe, die wir ins Gras geworfen hatten, auf und näherten uns wieder vorsichtig dem Netze.

Die sieben Fische waren noch da – ein paar Fuß vom Netze entfernt.

»Jetzt gib acht!« sagte ich zu Arni. »Ich will sie plötzlich vorwärtstreiben. Dann wirst du was erleben.«

Ich bat Arni, dort ruhig zu stehen, wo er war, und gut zuzuschauen.

Ich ging unterdessen ein paar Schritte vom Netze weg und schlug wiederholt heftig mit meinem Stab ins Wasser.

Die Forellen schossen blitzschnell nach dem Netze hin.

»Nonni, Nonni!« rief Arni nach einigen Augenblicken begeistert aus. »Zwei sind schon gefangen. Sie können sich nicht mehr losreißen … Und gerade jetzt noch eine, Nonni … Nun sind es schon drei.«

Ich lief zu Arni und sah zu meinem Erstaunen, wie drei der prachtvollen Fische, zwei kleine und ein großer, in den Maschen des Netzes zappelten und nicht mehr loskommen konnten. Die übrigen waren verschwunden.

»Wie sie aber zappeln!« rief Arni.

Bei jeder Bewegung, die sie machten, blitzte und glitzerte es hell auf von den lichten silbernen Schuppen an ihren Seiten.

»Wenn sie sich nur nicht losreißen!« bemerkte Arni wieder.

»Das wäre schade«, erwiderte ich, »besonders wenn wir den großen verlieren sollten.«

»Aber dann ziehen wir sie gleich aus dem Wasser heraus, Nonni.«

»Wenn du willst, wollen wir es tun. – Dann bleibe hier, während ich noch einmal über den Bach springe.«

Ich lief schnell zur Stelle hin, wo der Bach etwas enger war, und sprang nach dem andern Ufer.

In einigen raschen Sätzen war ich wieder zur Stelle und rief zu meinem kleinen Freund:

»Mach die Schnur los, Arni, und wirf sie über den Bach zu mir her!«

Arni löste die Schnur, womit das Netz ans Ufer festgebunden war, und warf mir das eine Ende desselben über das Wasser hinüber.

Jetzt löste ich auch die Schnur, welche das Netz an meinem Ufer festhielt, und zog nun das ganze Netz aufs Land hinauf und schleppte es noch einige Fuß vom Bache weg.

Die drei Forellen konnten sich nicht losreißen, sondern folgten alle mit.

Ich machte die zappelnden kostbaren Fische mit Mühe von den Maschen los.

Arni schaute mir vom andern Ufer zu.

Während ich den großen freimachte, rief Arni zu mir hinüber:

»Der ist wohl sehr schwer, Nonni?«

»Ja, Arni, er wiegt sicher mehrere Pfund«, erwiderte ich.

Dann warf ich die prächtige Forelle zu den beiden andern ins Gras.

Als das Netz wieder frei war, trug ich es zum Bache hin und sagte zu Arni:

»Jetzt binde ich es wieder hier am Ufer fest, dann reiche ich dir die andere Schnur mit dem Stabe, damit du sie an deinem Ufer befestigen kannst.«

Als das geschehen war, schauten wir wieder ins Wasser hinein.

Es war aber keine Forelle mehr zu sehen. Sie waren alle geflohen oder hatten sich irgendwo an den Ufern, zwischen den Steinen oder in den Rissen und Löchern unten am Grunde versteckt.

»Es sind keine mehr da, Nonni«, rief Arni enttäuscht.

»Das macht nichts, Arni«, rief ich zurück. »Der ganze Bach wimmelt von Forellen, und ich weiß, wie wir sie zusammentreiben können.«

»Glaubst du wirklich, Nonni, daß wir noch mehr fangen werden?«

»O ja. Du wirst schon sehen: wenn wir das nächste Mal das Netz aus dem Wasser ziehen, werden wenigstens dreißig darin sein. So viele habe ich das letzte Mal mit meinem Vater gefangen.«

»Dann können wir sie ja nicht alle nach Hause tragen, Nonni.«

»O doch. Wir sind stark genug, Arni.«

»Wenn sie aber alle so schwer sind wie die große dort, dann können wir es nicht, Nonni.«

»Gut, dann holen wir uns ein Pferd und laden sie darauf.«

»Ja, dann wird es schon gehen.«

Jetzt nahmen wir unsere Stäbe wieder und gingen – jeder auf seiner Seite des Baches – ein gutes Stück Weges stromaufwärts.

Als wir etwa drei- bis vierhundert Schritte hinaufgegangen waren, sagte ich zu Arni:

»Jetzt fangen wir an.«

»Wie soll ich es machen?« fragte Arni.

»Tue genau wie ich«, erwiderte ich ihm.

Dann steckte ich meinen Stab in den Bach, wühlte damit im Wasser herum und bewegte ihn hin und her.

Arni tat dasselbe von seinem Ufer aus. Und so gingen wir langsam, immer im Wasser herumwühlend, in der Richtung nach unserem Netz hinunter.

»Jetzt schwimmt alles nach dem Netze hin, Arni«, sagte ich zum Kleinen.

»Meinst du wirklich, Nonni, daß die Forellen vor uns herschwimmen?« fragte er.

»Ja, Arni, ganz sicher.«

»Ich sehe aber keine.«

»Das kommt nur daher, weil das Wasser durch unser Herumwühlen so trüb geworden ist.«

Wir gingen nun eine Weile schweigend voran, und als wir endlich in die Nähe unseres Netzes kamen, sahen wir, daß das Wasser dort sehr unruhig war.

Die Oberfläche bewegte sich stark, und es stiegen eine Menge Blasen von unten herauf.

»Siehst du?« rief ich Arni zu. »Das sind die Forellen, die dort schon angekommen sind.«

Unermüdlich fuhren wir fort, das Wasser aufzuwühlen, damit die vielen Fische nicht zurückschwimmen könnten, und immer größer wurde die Unruhe in der Nähe des Netzes.

Als wir dieses endlich erreichten, war nicht nur das Wasser in Bewegung, sondern das Netz selber bewegte sich heftig hin und her, und nun sahen wir eine große Anzahl der schimmernden Fische, die hilflos in den Maschen zappelten.

»Schnell, Arni!« rief ich meinem kleinen Gefährten zu. »Jetzt machen wir's wie das letzte Mal.«

»Soll ich die Schnur losmachen?« fragte er.

»Ja, Arni, so schnell wie nur möglich.«

Sofort warf sich Arni platt auf das Ufer nieder und löste die Schnur, die er rasch an die Spitze seines Stabes band, um sie mir dann hinüberzureichen.

Unterdessen hatte ich schon die meine losgemacht und fing nun an, das Netz zusammenzuziehen.

Als ich es aber auf das Ufer hinauf aus dem Wasser ziehen wollte, reichten meine Kräfte bei weitem nicht hin; das Netz mit den vielen Fischen war zu schwer.

»Schnell, schnell, Arni!« rief ich in meiner Not. »Spring dort unten über den Bach und hilf mir das Netz aus dem Wasser zu ziehen.«

Arni lief nach der schmalen Stelle und setzte in einem Sprung über den Bach.

Einige Augenblicke später war er schon an meiner Seite.

Ich lag auf den Knieen und zog vergebens an dem schweren Netze, das jetzt voll von Forellen war.

Arni kniete neben mir und griff kräftig zu.

»Jetzt wollen wir beide auf einmal und aus allen Kräften ziehen, Arni.«

Wir zogen und zogen, aber es ging kaum vorwärts.

Das Netz war auch für uns beide zusammen viel zu schwer.

Heiße Schweißtropfen standen uns schon an der Stirn.

»Wenn doch der Triggvi noch hier wäre!« seufzte Arni.

»Sage das doch nicht, Arni«, erwiderte ich. »Es ist viel besser, daß wir es allein fertig bringen.«

»Aber wir können es ja nicht, Nonni.«

»Doch, Arni, es wird schon gehen.«

Die Not war groß.

Ich dachte nach, was zu tun sei.

Da kam mir der Gedanke, die Matrosen nachzuahmen, die ich sooft auf den fremden Schiffen beim Hinaufziehen der Anker beobachtet hatte.

Sie pflegten ruckweise und im Takt das schwere eiserne Gewicht in die Höhe zu ziehen.

Und damit es im Takt gehe, sangen sie immer auf eine eigentümliche Weise nur die zwei Laute dazu:

» AahHo! AahHo!« und immer wieder » AahHo

Ich schlug Arni vor, daß auch wir dieses versuchen sollten.

Er ging gleich darauf ein.

Wir faßten also beide das schwere Netz kräftig an und sangen dazu im Takt:

» AahHo! AahHo

Das » Aah« sangen wir tief, sehr langsam und gedehnt. Es sollte wie ein Anlauf sein oder wie eine Vorbereitung auf die folgende plötzliche Anstrengung.

Das » Ho!« dagegen sangen wir hoch und sehr kurz und zogen dabei beide gleichzeitig am Netze mit einem kurzen, aber sehr kräftigen Ruck.

Bei dem » Aah« dagegen wurde nicht gezogen.

Der Versuch gelang.

Bei jedem » Ho!« kam das Netz mit seinem schweren Inhalt von zappelnden Fischen immer ein wenig höher auf das Ufer.

Bald war es zur Hälfte schon aus dem Wasser heraus, und etwas später lag es ganz oben auf dem grünen, trockenen Rasen.

Doch der reiche Fischfang lag noch zu nah am Bache.

Deshalb fuhren wir fort und sangen das » AahHo!« wie die Matrosen weiter, indem wir mühsam das schwere Netz immer ruckweise und im Takt noch etwas mehr vom Wasser entfernten.

Wir fürchteten nämlich, daß unsere kostbare Beute sonst wieder in den Bach hinunterspringen könne.

Als wir fertig waren, standen wir da in Schweiß gebadet, ganz müde und ermattet von der großen Anstrengung.

Unwillkürlich und wie auf Kommando warfen wir uns beide auf den Boden und ruhten ein wenig aus.

»Nicht wahr, Arni«, sagte ich nach einer kurzen Ruhepause, »jetzt haben wir es doch allein fertiggebracht.«

»Es war aber schwer«, sagte Arni.

»Aber welch ein schöner Fang!«

»Freilich, Nonni. Es sind sicher fünfzig, ja vielleicht hundert Forellen drin.«

»Das wollen wir gleich sehen. Hast du jetzt ausgeruht, Arni?«

»Ja, Nonni«, antwortete er und sprang auf.

Ich tat desgleichen.

Wir griffen nach dem Netze und machten uns daran, es auszubreiten.

Jetzt erst sahen wir, wie groß und wie kostbar unsere Beute war.

Unter den gefangenen Fischen waren nicht nur kleine, sondern auch einige von den prachtvollen großen.

Wir fingen an, sie zu zählen: Hundert waren es nicht, auch nicht fünfzig: aber wir konnten doch zufrieden sein, denn es waren vierundzwanzig Stück da, darunter acht von der größeren Sorte.

So hatten wir also – mit den drei ersten – in zwei Zügen siebenundzwanzig prächtige Forellen gefangen.

Eifrig begannen wir nun, sie aus dem Netze loszumachen.

Es war eine lange Arbeit, denn sie hatten sich so darin verstrickt und verwickelt, daß wir sie nur mit der größten Mühe wieder aus den Maschen befreien konnten.

Als wir endlich alle Forellen aus den Maschen losbekommen hatten, sagte ich zu Arni, der dicht am Wasser – den Rücken gegen den Bach gewandt – am Ufer stand:

»Das hat aber lange gedauert. Jetzt müssen wir so schnell wie nur möglich nach Hause zurück.«

Als Arni diese Worte hörte, wurde er verwirrt, schaute mich mit großen Augen an und sagte:

»Mein Gott, Nonni! Ich habe gar nicht an die Zeit gedacht …! – wie lange sind wir schon draußen gewesen?« fragte er dann, indem er nach der Sonne schaute.

»Ich weiß es nicht genau, Arni. Aber ich glaube, daß wir doch wenigstens zwei Stunden hier sind.«

»Zwei Stunden …!« rief Arni blaß vor Schrecken aus. »Mein Gott, Nonni! Ich glaube es auch, denn die Sonne steht nicht mehr über dem Tal, sondern hat schon die westlichen Berge erreicht …«

Es entstand eine Pause, während der wir uns hilflos anstarrten.

Arni brach zuerst das Schweigen.

»Ich bekomme wieder Schläge, Nonni. Ich durfte nur eine Stunde ausbleiben.«

Jetzt wurde auch ich erschrocken, denn ich wußte ja, wie streng die Mutter Arnis war.

Voll Teilnahme und Mitleid schaute ich den armen, kleinen Jungen an, der hilflos am Ufer stand und bitterlich weinte.

»Arni«, sagte ich tröstend, »ich werde zu deiner Mutter gehen und ihr sagen, daß du unschuldig bist, und daß ich schuld daran bin, daß wir solange draußen geblieben sind. Dann wird sie dir sicher nichts tun.«

»Nein, Nonni«, sagte Arni, »das wird gar nichts helfen. Meine Mutter wird mir sicher Prügel geben.«

Ich ging auf ihn zu und wollte ihn bei der Hand fassen, um ihn weiter zu trösten.

Da aber – in seiner Verwirrung und vergessend, daß er ganz dicht am Ufer stand – machte er ein paar Schritte zurück, trat in die Leere und stürzte mit einem Schrei rücklings in den tiefen Bach hinunter.

Entsetzt stieß auch ich einen Schrei aus, warf mich flach auf das Ufer und streckte die Arme nach ihm aus.

Doch es war zu spät. Ich konnte ihn nicht erreichen.

Er verschwand in den stillen Fluten und sank bis auf den Grund.

Sofort sprang ich wieder auf und holte so schnell ich konnte meinen Stab.

Als ich wieder in den Bach hineinschaute, tauchte Arnis Kopf für einige Augenblicke aus dem Wasser.

Der arme ertrinkende Knabe stieß in seiner Not einen durchdringenden Angstschrei aus und versank im nächsten Augenblick wieder unter die Oberfläche.

In stürmischer Eile stieß ich meinen Stab ins Wasser zu ihm hinunter.

Zu meiner Freude erreichte ich ihn. Er griff sofort nach dem rettenden Stab und hielt sich krampfhaft daran fest.

Beinahe hätte er mir den Stab aus den Händen gerissen. Mit äußerster Anstrengung hielt ich ihn jedoch fest und warf mich platt auf den Boden nieder, um nicht von dem Ertrinkenden ins Wasser hineingezogen zu werden.

Jetzt kam wieder der Kopf Arnis aus dem Wasser heraus, und wieder ertönte ein durchdringender Schrei.

»Sei nicht bange, Arni«, rief ich ihm zu. »Halte nur kräftig am Stabe fest.«

Dies letztere hätte ich ihm nicht zu sagen brauchen, denn er hielt sich mit der äußersten Energie fest und sank deshalb nicht mehr unter.

Langsam und vorsichtig richtete ich mich auf die Kniee und zog meinen kleinen Freund bis ans Ufer heran.

Dann warf ich mich wieder auf den Boden, und indem ich mit der einen Hand den Stab festhielt und an mich zog, streckte ich die andere zu Arni hinunter.

»Gib mir die Hand, Arni!« rief ich ihm zu.

Zum Glück war er wieder so weit zu sich gekommen, daß er mich wohl verstand und mir die eine Hand entgegenstreckte.

Ich ergriff sie, und nun gelang es ihm auch mit der andern Hand, einen festen Griff in das dichte Gras des Ufers zu tun und nach und nach mit meiner Hilfe aus dem Wasser bis aufs trockene Land hinaufzuklettern.

Der arme Junge weinte zwar nicht mehr. Dazu war er durch das kalte Bad zu sehr erschüttert, aber der Gedanke an seine Mutter hielt ihn noch immer fest.

»Was wird meine Mutter sagen! Mein Gott, was wird meine Mutter sagen!« wiederholte er leise vor sich hin.

Ich preßte das Wasser aus seinen Haaren heraus, ergriff dann seine Hand und suchte ihn zu beruhigen.

»Mein lieber Arni«, sagte ich ihm wieder, »deine Mutter wird dir nichts tun. Ich werde ihr sagen, daß ich dich solange draußen aufgehalten habe, und daß du nicht schuld dran bist.«

»Nein, Nonni, das sollst du ihr nicht sagen«, wehrte Arni. »Du bist ja nicht schuld dran.«

»Doch, ich bin es. Laß mich nur machen, und sei ohne Furcht. Du wirst keine Strafe bekommen.«

Arni wurde etwas ruhiger.

Jetzt aber merkte ich, daß er fror, und daß seine Zähne vor Kälte klapperten.

Ich wußte von meiner Mutter und aus eigener Erfahrung, daß es gefährlich sei, lange in den nassen Kleidern zu bleiben.

Sie hatte mir strengstens befohlen, sofort nach Hause zu laufen, wenn ich einmal ins Wasser fallen sollte, etwas, was mir leider schon öfters passiert war.

Deshalb warnte ich den Kleinen:

»Arni, es ist dir zu kalt, du mußt gleich nach Hause laufen.«

»Nein, Nonni, ich muß dir helfen, die Forellen heimzubringen.«

»Ich werde das allein besorgen, Arni. Du darfst nicht so lange warten. Du mußt gleich nach Hause.«

Ich merkte, daß er sich dazu nur schwer entschließen konnte, und vermutete, daß die Furcht vor seiner Mutter schuld dran sei. Es war ja doch weit über die Zeit, er würde ja doch auf alle Fälle viel zu spät nach Hause kommen. Es konnte ihm also jetzt keine Eile mehr helfen. Und die strenge Mutter …! Wie würde sie ihn empfangen …?

Arni konnte sich zu nichts entschließen. Er stand da und sah traurig vor sich hin.

Ich sagte ihm deshalb mit Nachdruck:

»Arni, jetzt läufst du gleich nach Hause und gehst zu meiner Mutter. Grüße sie von mir und sage ihr, ich bitte sie, deine nassen Kleider zu trocknen und dir unterdessen einige der meinigen zu geben. Sie wird auch sonst für dich sorgen, Arni, und mit deiner Mutter sprechen. – Lauf nur schnell zu meiner Mutter nach Hause.«

Nach einigem Zögern gab er schließlich nach.

»Ich danke dir, Nonni«, sagte er. Dann lief er eilends nach dem Hofe.

Als er fort war, warf ich einen Blick auf die vielen Forellen, die in einem großen Haufen im Grase lagen, und dachte nach, wie ich sie am besten nach Mödruvellir bringen könne.

Sie zu tragen, daran war nicht zu denken, dazu war ich nicht stark genug.

Und selbst wenn auch Arni noch dageblieben wäre, wir hätten es nicht mit vereinten Kräften vermocht.

Es gab nur ein einziges Mittel: ich mußte mir ein Pferd verschaffen.

Gedacht – getan.

Ich lief sofort nach einer kleinen Anhöhe, die sich in der Nähe befand, sprang bis nach oben und warf spähende Blicke auf die nächste Umgebung rund herum.

Es dauerte nicht lange, da sah ich auf einer saftig grünen Wiese in kurzer Entfernung mehrere Pferde, die dort auf der Weide standen.

»Jetzt bin ich gerettet«, sagte ich zu mir selbst und lief rasch nach der Wiese hin.

Es war für mich kein Kunststück mehr, ein Reittier in meine Gewalt zu bringen. Ich war schon daran gewohnt.

Es dauerte auch nicht lange, da hatte ich schon eines der Pferde eingefangen.

Ich band ihm eine lange Schnur, die ich gewöhnlich zu diesen Zwecken in der Tasche trug, um den Unterkiefer, kletterte von einem kleinen Steinblock aus auf seinen Rücken hinauf und ritt in Galopp nach meinen Forellen zurück.

Als ich wieder zu dem Bache gelangte, sprang ich hinunter und befestigte das eine Ende des »Zaumes« an eine kleine Staude am Ufer.

So konnte das Tier weitergrasen, während ich mich mit den Forellen beschäftigte.

Sie zappelten nicht mehr, sondern lagen alle still und ruhig da.

Jetzt aber entstand die große Frage:

»Wie kann ich sie auf den Rücken des Pferdes hinaufbringen?«

Hätte ich nur ein paar Körbe oder Säcke gehabt, dann wäre die Sache leichter gewesen. Aber ich hatte weder Körbe noch Säcke.

Die Not war wieder groß, und ich fand lange kein Mittel, um mir aus der Verlegenheit zu helfen.

Doch nach einigem Nachdenken bekam ich plötzlich einen guten Einfall:

Die Schnüre, die an das Netz gebunden waren und die, wie schon gesagt, dazu dienten, es an dem Ufer festzumachen, waren stark und lang.

Ich löste die eine derselben vom Netze und entschloß mich, all die Fische daran zu befestigen, etwa so wie man Ringe an ein Band befestigt.

Ich ging gleich an die Ausführung meines Planes.

Das eine Ende der Schnur steckte ich in das Maul eines der Fische hinein und zog es durch die Kiemenöffnung, die sich an der Seite des Kopfes befindet, wieder heraus.

Nach dem ersten kam der zweite an die Reihe, dann der dritte und all die übrigen, bis die siebenundzwanzig Forellen, alle in Reih und Glied, an der Schnur festhingen.

Darauf band ich die beiden Enden derselben zusammen, in der Absicht, die ganze kostbare Last in einer solchen Weise auf dem Rücken des Pferdes anzubringen, daß die eine Hälfte rechts, die andere links an den Seiten meines Lasttieres herunterhing.

Ich ging zum Pferde hin, machte es von der Staude los und führte es zur Stelle, wo die Forellen schon bereit lagen.

Das Pferd war fromm, sanft und ruhig und stellte sich willig neben die Last, welche es nach Mödruvellir tragen sollte.

Ich versuchte nun, die Fische in die Höhe zu heben. Es war aber unmöglich. Meine Kräfte reichten nicht hin.

Was sollte ich tun? Auch jetzt wieder war die Verlegenheit groß.

Mit dem losen Ende der Schnur in der Hand, kletterte ich mit größter Mühe auf den Rücken des Pferdes und versuchte von da aus, die schwere Last zu mir heraufzuziehen.

Doch leider wollte auch das nicht gelingen. Ich mußte wieder vom Pferde herunterspringen.

Jetzt war guter Rat teuer. Ich wußte mir nicht mehr zu helfen.

Doch verzweifeln durfte ich nicht.

Ich setzte mich ins Gras nieder, überlegte noch einmal und kam schließlich auf einen neuen Gedanken.

Durch wiederholtes Klopfen an den Kniekehlen meines Pferdes zwang ich es, sich neben den Forellen auf den Boden zu legen.

Dann zog ich die starke Schnur, an welcher sie alle hingen, über seinen Rücken und ließ nun die Fische einzeln nach der andern Seite hinübergleiten, bis die eine Hälfte der ganzen Beute dort angebracht war.

Die andere Hälfte blieb an der entgegengesetzten Seite hängen.

In der Furcht, daß auf dem Heimwege die Schnur in die Haut des guten Tieres hineinschneiden könnte, riß ich eine gute Menge Gras aus dem Boden heraus und schob es zwischen die Schnur und den Rücken des Pferdes.

So war das Tier vor jeder Verwundung gesichert.

Zuletzt hob ich das nasse Netz auf, legte es zusammen und zog es wie eine breite Decke über den Rücken meines Lasttieres, so daß es auf die Fische zu liegen kam.

Jetzt ließ ich das Tier aufstehen, wobei die ganze Last beinahe wieder hinuntergeglitten wäre.

Doch im letzten Augenblick gelang es mir, dieses Unglück zu verhüten.

Jetzt stand das Pferd da mit der ganzen kostbaren Ladung auf dem Rücken.

Zuerst hatte ich vorgehabt, mich oben auf das Netz zu setzen und so nach Hause zu reiten, aber ich sah sehr bald ein, daß es nicht ging.

Das Netz war naß und so voll Fischschuppen, daß ich meine Kleider zu sehr beschmutzt hätte.

Ich zog es also vor, neben dem Pferde zu gehen und es am Zaume nach Hause zu führen.

Es dauerte lange, bis ich den Hof erreichte, denn auf dem Heimweg machten mir die Forellen noch manche Schwierigkeiten.

Es stellte sich nämlich bald heraus, daß die, welche auf der linken Seite des Pferdes hingen, schwerer waren als die auf der rechten. Sie glitten daher zu weit herunter.

Ich mußte öfters haltmachen, um sie in Ordnung zu bringen und das Gleichgewicht herzustellen.

Auch das Netz wollte nicht ruhig liegen bleiben, sondern glitt bald nach der einen, bald nach der andern Seite herunter.

Und so hatte ich während der Heimfahrt viel zu tun.

Endlich kam ich doch wohlbehalten, aber recht müde und ermattet mit meinem kostbaren Fang wieder nach Hause.

Ohne Zögern führte ich das Pferd nach der »Friedrichsgabe«, dem großen, herrschaftlichen Hause des Amtmanns Hafstein, und klopfte mit meinem Stab an die Außentür.

Bald kam eine Magd und machte auf.

»Guten Tag!« sagte ich. »Die Frau Amtmann hat für das Mittagessen Forellen gewünscht. – Hier bringe ich einige mit, die ich mit Arni in dem Bache an der Hörgá gefangen habe.«

Die Magd schlug die Hände zusammen und rief lachend aus:

»Für das Mittagessen! Aber du guter Gott, mein lieber Nonni! Es ist viel zu spät. Die Herren sind mit dem Mittagessen schon lange fertig.«

»O, das tut mir leid!« erwiderte ich kleinlaut. »Dann will ich die Forellen zu meiner Mutter bringen.«

Unterdessen war die Magd ganz hinausgetreten. Sie näherte sich dem Pferde und schaute sich die Fische näher an.

»Aber Nonni!« fragte sie erstaunt, »hast du alle diese Fische wirklich allein mit Arni gefangen?«

»Ja.«

»Das ist großartig von euch. Ihr seid tüchtige Jungen.«

»O es war gar nicht schwer. Wir haben sie ganz leicht ins Netz bekommen.«

»So? Das war aber doch gut gemacht. Und wie viele es sind! Es sind wohl über vierzig Forellen da.«

»O nein. Es sind nur siebenundzwanzig.«

»Siebenundzwanzig? Das ist aber auch genug. Und wie schön und groß sie sind! Prächtig, Nonni!«

»Es ist aber schade, daß ich zu spät gekommen bin.«

»Das hat nichts zu sagen. Ich will aber die Frau Amtmann rufen. Vielleicht wird sie doch einige von dir annehmen. Warte nur, bis ich zurückkomme.«

Die Magd lief wieder ins Haus hinein.

Nach ein paar Minuten kam sie zurück mit der Hausmutter, Frau Kristiana Hafstein.

Als die Frau Amtmann das mit den vielen Forellen beladene Pferd erblickte und mich danebenstehen sah, schaute sie mich zuerst einige Augenblicke erstaunt an. Dann kam sie auf mich zu, strich mir freundlich mit der Hand über die Haare und, indem sie nach den Forellen blickte, sagte sie:

»Aber mein lieber, kleiner Nonni, das alles hast du doch nicht allein gefangen?«

»Nein. Ich habe es mit Arni gefangen und wollte es Ihnen schenken.«

Bei diesen Worten lächelte sie mütterlich, drückte mir einen Kuß auf die Stirn und sagte:

»Das ist aber doch schön von dir, mein liebes Kind.«

Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort:

»Warum ist aber Arni nicht mitgekommen?«

»Er fiel ins Wasser.«

»Ins Wasser?« rief Frau Hafstein bestürzt aus. »In welches Wasser? Doch nicht in die Hörgá?«

»Nein. Er fiel nur in den Forellenbach neben dem Flusse.«

»Und wie ist er herausgekommen?«

»Ich half ihm heraus.«

»Und wo ist er jetzt?«

»Bei meiner Mutter.«

»Es ist ihm doch wohl nichts Schlimmes dabei geschehen?«

»Nein. Er ist aber ganz naß geworden. Dann ist er allein nach Hause gelaufen.«

»Gott sei Dank!« sagte Frau Hafstein beruhigt.

Dann schaute sie mich wieder freundlich an und sagte:

»Und diese Forellen willst du mir schenken, Nonni?«

»Ja, Frau Amtmann. Deshalb habe ich sie gefangen.«

Sie schaute sich die Forellen an und sagte:

»Es ist aber viel zu viel, mein kleiner Freund. Alle deine schönen Forellen werde ich nicht von dir annehmen. Ihr müßt auch einige für euch selbst behalten.«

Sie überlegte ein paar Augenblicke und fuhr dann fort:

»Jetzt will ich dir etwas sagen, mein lieber Nonni: Deinen ganzen Fang sollst du mir auf keinen Fall schenken. Ich will nur so viele Forellen von dir annehmen, wie ich gerade jetzt gebrauchen kann.«

Sie befahl der Magd, einen Knecht zu holen.

Bald darauf kam dieser zur Stelle und erhielt den Auftrag, einige wenige der Fische von der Schnur loszumachen. Es waren ungefähr ein halbes Dutzend.

»Damit werden wir ein schönes Abendessen für die Fremden bereiten«, sagte sie.

Ich war etwas enttäuscht, daß sie mir so viele zurückließ, und sagte:

»Es tut mir leid, Frau Amtmann, daß Sie nicht mehr nehmen wollen.«

Sie strich mir wieder mütterlich über die Haare und erwiderte:

»Ich gebrauche nicht mehr, mein lieber Nonni. Deine Mutter und die Mutter Arnis müssen auch einige haben.«

Ich nahm nun Abschied von der guten Frau, um das Pferd nach dem Hause meiner Eltern zu führen.

Bevor sie mich entließ, sagte sie:

»Mein lieber Kleiner, jetzt muß ich dich aber um etwas bitten: wenn du deine schönen Forellen zu Hause abgeliefert hast, so komme mit Arni zu mir. Wenn ihr aber heute abend nicht könnt, dann kommt morgen.«

»Das werden wir tun, Frau Amtmann«, sagte ich und gab ihr die Hand zum Abschied.

Dann ging ich mit meinem Pferde nach Hause.

Als ich nach meiner elterlichen Wohnung kam, band ich das Pferd an einen eisernen Ring, der an einem großen Stein vor dem Hause befestigt war, und lief hinein.

Ich war so darauf gespannt, zu erfahren, wie es Arni ging, daß ich nicht – wie ich es sonst getan hätte – zuerst zu meiner Mutter nach der Wohnstube lief, sondern geradeswegs nach meinem Schlafzimmer, wo ich vermutete, meinen kleinen Freund wiederzufinden.

Als ich die Türe des Zimmerchens erreicht hatte, ging ich leise und ohne zu Klopfen hinein.

Ich hatte mich nicht getäuscht: in meinem eigenen Bette lag Arni in tiefem Schlaf.

Lautlos und ohne ihn zu wecken näherte ich mich dem Bette, um ihn näher zu betrachten.

Er war mit meinem eigenen Federbett aus überaus feinen, warmen Eiderdaunen sorgfältig zugedeckt.

Nur sein Kopf war sichtbar, alles übrige war unter den leichten Federn begraben.

Ich betrachtete ihn aufmerksam.

Seine Wangen waren blühend rot, und sein ganzes Gesicht leuchtete in den schönsten Farben einer unverwüstlichen Gesundheit.

Er atmete regelmäßig und tief.

Ich hatte große Lust, ihn zu wecken, um ihm mitzuteilen, daß ich glücklich mit unserem Fang nach Hause gekommen, und daß wir beide zu der Frau Amtmann eingeladen seien.

Auch hätte ich ihn gern gefragt, wie es ihm auf dem Heimweg und bei meiner Mutter ergangen sei.

Doch ich überwand meine ungeduldige Neugierde, damit er besser ausruhen und sich von seinem Schrecken gründlich erholen könne.

Ich verließ das Zimmer ebenso leise, wie ich es betreten hatte, und lief nun eilends zu meiner Mutter hin.

Ich fand sie in der Wohnstube.

Als ich zu ihr hineintrat, blickte sie mich fragend an.

Ich lief sofort zu ihr hin und fiel ihr mit den Worten um den Hals:

»Mutter, wir haben siebenundzwanzig schöne Forellen gefangen. Ich habe sie alle nach Hause gebracht.«

Die Mutter schmunzelte und sagte:

»Ich habe schon einiges von Arni über euern Forellenfang gehört, du kleiner Schlingel. – Du hast ja Glück gehabt, Nonni. – Aber wie hast du denn die Forellen allein nach Hause gebracht?«

»Mutter, ich habe mir ein Pferd geholt und ihm alle Forellen über den Rücken gehängt«, erwiderte ich, indem ich vor Freude laut lachen mußte.

»Das war das einzig Richtige, Nonni«, sagte meine Mutter freundlich. »Und wo hast du das Pferd hingebracht?«

»Zuerst habe ich es nach dem Amtmannshause gebracht zur Frau Hafstein. – Sie wollte aber nur sechs von den Forellen haben. Jetzt steht das Pferd mit den andern hier draußen vor der Türe.«

Meine Mutter stand auf und ging mit mir hinaus.

Sie schaute sich die Fische an und sagte:

»Sie sind ja sehr schön. Auch einige große sind dabei. – Jetzt aber hole den Gudmund, damit er sie herunternehme.« Gudmund war unser Knecht.

Sehr ungern wollte ich mir von Gudmund helfen lassen, nachdem alles bis jetzt ohne Hilfe von Erwachsenen so gut gegangen war.

»Mutter«, bat ich deshalb, »darf ich die Forellen nicht allein herunternehmen? Ich kann es ganz gut und brauche den Gudmund nicht.«

»Gut, Nonni«, sagte die Mutter freundlich. »Wenn du allein fertig werden kannst, um so besser. Dann laß den Gudmund nur in Ruhe.«

Darauf sagte sie mir, wo ich die Fische vorläufig zur Aufbewahrung hinbringen solle, und fügte hinzu:

»Wenn du fertig bist, dann laß das Pferd laufen und komm wieder zu mir in die Wohnstube hinein.«

»Gut, Mutter. Ich werde bald kommen«, rief ich ihr munter zu, während ich das Pferd vom Ring losmachte, um es nach unserer Scheune zu führen.

Hier tat ich alles, wie meine Mutter es mir aufgetragen hatte, und lief dann rasch nach der Wohnstube zurück.

*

Als ich in die Wohnstube hineintrat, saß Arni, mit meinen Kleidern angetan, schon am Tisch bei einem Butterbrote und einer großen Tasse warmer Milch.

Ich lief auf ihn zu mit der Frage:

»Wie geht es dir, Arni? Frierst du noch?«

»Es geht mir sehr gut, Nonni. Ich fühle keine Kälte mehr«, entgegnete er heiter.

Dann erzählte er mir, wie es ihm auf dem Heimweg gegangen war, und wie meine Mutter ihn empfangen hatte.

Sie hatte ihn gleich von den nassen Kleidern befreit, in eine warme wollene Decke gehüllt und in mein Bett gelegt.

Dann hatte sie ihm Glühwein zu trinken gegeben, worauf er sofort eingeschlafen war.

Jetzt flüsterte ich meiner Mutter leise ins Ohr:

»Arni ist bange, daß er Prügel bekommt, weil er so lange draußen gewesen ist. Willst du nicht mit seiner Mutter sprechen, damit er nicht geprügelt wird?«

»Das ist schon geschehen, Nonni«, antwortete sie leise. Dann fuhr sie mit lauter Stimme fort: »Während Arni schlief, bin ich zu seiner Mutter gegangen …«

Bei diesen Worten wurde der kleine Arni ganz Ohr.

Meine Mutter fuhr fort:

»Ich habe sie über den kleinen Unfall benachrichtigt und sie dann gebeten, Arni eine Zeit lang bei uns behalten zu dürfen – wenigstens so lange, bis er vollständig hergestellt ist.«

Dann wandte sie sich zu Arni und fügte beruhigend hinzu:

»Deine Mutter ist nicht böse auf dich, mein kleiner Arni. Du hast nichts zu fürchten, wenn du wieder nach Hause kommst.«

Der dankbare Blick Arnis zeigte uns, wie wohl diese Worte ihm taten.

»Jetzt bleibt aber noch eines übrig«, sagte meine Mutter nach einer kleinen Pause. »Die Fische müssen unter euch verteilt werden, und Arni muß den Löwenanteil davon bekommen, weil er ins Wasser gefallen ist.«

»O ja, Mutter«, rief ich aus. »Ich werde Arni alle die großen Forellen geben, und von den kleinen so viele, wie er haben will. Dann wird seine Mutter ihm sicher nicht böse sein.«

»Nein, Nonni«, sagte Arni bescheiden, soviel will ich nicht haben, sonst bekommst du ja fast nichts.«

Meine Mutter lächelte wegen unseres Streites und sagte:

»Jetzt ist es aber Zeit, Kinder. Geht schnell hinaus und verteilt die Forellen unter euch, wie ihr nur wollt.«

Arni stand auf, ging zu meiner Mutter und dankte ihr herzlich für alles, was sie für ihn getan hatte.

»Nichts zu danken, mein kleiner Freund. Geh und behalte die Kleider Nonnis an bis Morgen. Erst dann werden die deinen wieder in Ordnung sein.«

Jetzt liefen wir beide nach der Scheune, wohin ich die Forellen gebracht hatte, und nach einigem freundschaftlichen Hin- und Herstreiten über die Verteilung brachten wir den größten Teil derselben nach der Wohnung meines Freundes.

Wir legten die Fische vor dem Hause ins Gras nieder und gingen dann nach der Wohnstube hin.

Wir klopften an.

»Herein!«

Es war die Mutter Arnis.

Als wir hineintraten, fanden wir sie allein im Zimmer drinnen.

Arni lief sofort zu ihr hin, gab ihr einen Kuß und sagte:

»Mutter, wir bringen dir eine Menge Forellen, die wir unten an der Hörgá gefangen haben. Sie liegen draußen im Gras.«

»Ja, ich habe von eurer Fischerei schon gehört«, sagte die Frau freundlich. »Gott sei Dank, daß du wieder aus dem Wasser herauskamest.«

Es entstand eine Pause.

Arni schaute auf den Boden vor sich hin.

Nach einer kleinen Weile fuhr die Frau fort:

»Wie kam es eigentlich, Kind, daß du ins Wasser gefallen bist?«

Arni wurde rot über das ganze Gesicht und wagte zuerst kein Wort zu sagen. Auch wagte er nicht vom Boden aufzuschauen.

Er tat mir herzlich leid, und ich fürchtete, daß er in Tränen ausbrechen wollte.

So bange war ich doch nie vor meiner Mutter gewesen.

Das kommt wohl daher, daß die Mutter Arnis so streng ist, dachte ich bei mir selbst.

Unterdessen hatte der Kleine wieder einigermaßen seine Fassung gewonnen und sagte schließlich mit bebender Stimme:

»Ich wurde plötzlich so bange, daß ich zu spät nach Hause kommen würde. Deshalb habe ich den Bach nicht mehr gesehen und fiel hinein.«

»Nun, ein anderes Mal wirst du vorsichtiger sein, Arni!«

»Ja, Mutter, das habe ich mir auch gleich vorgenommen.«

Jetzt betrachtete sie ihren Sohn etwas näher und sagte:

»Aber, Kind, wo sind denn deine Kleider? Du hast ja einen fremden Anzug an.«

»Meine Kleider sind noch am Trocknen, Mutter. Unterdessen trage ich die Kleider des Nonni.«

Die Frau schaute mich freundlich an und sagte:

»Es ist schön von dir, mein kleiner Nonni, daß du ihm deine Kleider geliehen hast.«

»O, die kann er so lange behalten, wie er will«, antwortete ich.

»Danke dir, kleiner Freund«, sagte sie, indem sie meine Hand faßte und zärtlich drückte.

Dann stand sie auf und ging mit uns hinaus, um die Forellen zu sehen.

Als sie die vielen schönen Fische im Grase liegen sah, sagte sie:

»Es ist erstaunlich, daß ihr ganz allein ohne fremde Hilfe eine solche Menge Forellen habt fangen können.«

»O, wir haben noch viel mehr gefangen. Mutter«, sagte Arni.

Und als seine Mutter ihn fragend anblickte. fügte er hinzu: »Einige davon hat Nonni der Frau Amtmann Hafstein geschenkt, andere haben wir drüben bei seiner Scheune liegen lassen. Aber die meisten und die größten hast du bekommen, Mutter.«

»Das ist aber nicht recht«, sagte die Frau. »Die meisten und die schönsten muß Nonni für sich behalten, denn er hat sie ja in seinem eigenen Netze gefangen.«

»Nein, Frau«, erwiderte ich lebhaft. »Arni muß die meisten bekommen, weil er ins Wasser gefallen ist. Das hat auch meine Mutter gesagt.«

»Du bist ein guter Junge«, sagte sie, indem sie noch einmal meine Hand drückte.

Bevor ich von der Frau Abschied nahm, erzählte ich ihr, daß die Frau Amtmann Arni und mich für den folgenden Tag zu sich eingeladen habe.

Eine bestimmte Stunde wurde für diesen Besuch festgesetzt, worauf ich mich bald entfernte und zu meiner Mutter nach Hause lief.

*

Bei dem Abendessen gab es bei uns frische Forellen, die außerordentlich gut schmeckten.

Kurz nachher begab ich mich zur Ruhe und schlief in einem Zug, bis die goldenen Strahlen der Morgensonne mein Bett mit schimmerndem Glanze überzogen und mich aus dem erquickenden Schlaf herauslockten.

Im Laufe des Vormittags zogen Arni und ich in unsern Sonntagskleidern hinüber zur Frau Amtmann Hafstein.

Sie empfing uns mit mütterlicher Güte, dankte uns noch einmal für die Forellen und bewirtete uns reichlich mit Schokolade und Kuchen.

Bevor wir das Haus verließen, führte uns Frau Hafstein zum englischen Professor und stellte uns ihm vor.

Ein junger Mann aus Akureyri, der Englisch konnte und der deshalb als Dolmetsch diente, erklärte dem fremden Herrn, daß wir die Forellenfänger seien.

Er erzählte ihm auch, was alles beim Fange vorgefallen war.

Der Engländer hörte mit größtem Interesse zu und ließ uns ganz nah zu sich kommen.

Er sagte uns auf englisch allerlei Freundlichkeiten, die wir aber nicht verstehen konnten.

Wir mußten dann dem Dolmetscher sagen, wie alt wir seien, weil der Herr, wie es schien, danach gefragt hatte.

Als er hörte, daß wir noch nicht neun Jahre alt seien, klopfte er uns sehr freundlich auf die Schulter.

Zum Schluß zog er einen Beutel aus der Tasche und nahm zwei kleine goldene Münzen heraus, die er uns als Geschenk überreichte.

Als wir aber merkten, daß es Geld war, wurden wir beide peinlich berührt.

Ich fühlte, daß ich im Gesicht rot wurde; und als ich verstohlen einen raschen Blick auf Arni warf, merkte ich, daß auch ihm das Blut in den Kopf geschossen war.

Aller Augen ruhten auf uns, und die Leute schienen darauf gespannt zu sein, wie wir uns benehmen würden.

Wir waren beide sehr verlegen; denn es war uns von unsern Eltern streng verboten, Geld für kleine Dienste anzunehmen.

Auf der andern Seite wollten wir auch nicht den fremden Mann, der es so gut mit uns meinte, verletzen.

Nachdem wir so ein paar Augenblicke ganz beschämt vor ihm gestanden hatten, machten wir der peinlichen Lage dadurch ein rasches Ende, daß wir gleichzeitig wie auf Kommando seine Hand faßten und ihm herzlich für seine Gabe dankten. Auf die Goldstücke aber schauend, schüttelten wir entschieden den Kopf.

Der fremde Professor machte große Augen, steckte langsam – seinen ruhigen, forschenden Blick auf uns heftend – die Goldmünzen wieder in die Tasche und ergriff unsere Hände.

Er behielt sie fest in den seinen, während er uns eine kleine Weile freundlich in die Augen schaute und folgende drei Worte ein paar Mal mit Nachdruck und in freundlichem Tone an uns richtete:

» Good little boys! Good little boys!«

Dann ließ er unsere Hände wieder los, und sein Gesicht nahm einen ernsten, aber auch zugleich freundlich wohlwollenden Ausdruck an.

Bald darauf nahmen wir Abschied.

Der fremde Professor drückte uns dabei noch einmal warm die Hand.

Beim Herausgehen sagte uns Frau Hafstein:

»Es war recht von euch, Kinder, daß ihr das Geld nicht annahmet.«

»Das tun wir auch nie«, antworteten wir bestimmt.

»Was wollte aber der Professor mit den englischen Worten sagen?« fragte ich.

»Mit den Worten › Good little boys‹! wollte er nur sagen, daß er zufrieden mit euch sei, und daß ihr gute kleine Jungen seid«, erwiderte die Frau Amtmann freundlich lächelnd.

Ein wenig verschämt durch dieses Lob, verabschiedeten wir uns auch von der guten Hausmutter der »Friedrichsgabe« und sprangen rasch ins Freie hinaus.

Als wir endlich wieder draußen in der frischen Luft und dem goldigen Sonnenschein waren, liefen wir nach der blühenden Wiese, wo wir am vorhergehenden Tag bei der Ankunft des Fremden gewesen waren, und setzten unser damals unterbrochenes Spiel wieder fort.


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