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Kardinal Wolseys Rudergaleere stiess von der Towerbrücke der Themse ab, unterhalb der eisernen Pforte.
Sie leuchtete in Gold und Rot; Flaggen und Wimpel wehten in schwachem Wind. Der Kardinal sass auf dem roten Achterdeck, von seinem kleinen Hof umgeben; den grossen hatte er zu Hause gelassen, in Yorks Palace, dem späteren Whitehall. Sein Gesicht war rot, sowohl vom Widerschein der roten Tracht wie von Wein, denn er hatte Mittag beim König Heinrich VIII. im Tower gegessen, und auch von der neuen französischen Krankheit, die sehr in Mode war, wie alles Französische.
Er war auch froh, denn er hatte neue Beweise von der Gnade seines Königs erhalten.
An seiner Seite stand der Sekretär Thomas Cromwell.
Beide waren Emporkömmlinge. Wolsey der Sohn eines Schlächters, Cromwell der eines Schmieds; und das war wohl eine der Ursachen ihrer Freundschaft, wenn auch der Kardinal zwanzig Jahre älter war.
– Das ist ein gesegneter Tag, jubelte Wolsey und warf die Blicke zum Tower hinauf, der noch Residenz war, aber eben aufhören sollte, es zu sein. Ich bekam den Kopf des Buckingham, dieses Narren, der ein Recht auf die Krone nach Heinrich VIII. zu haben glaubte ...
– Wer soll die Krone nach Heinrich VIII. erhalten, da kein männlicher Erbe da ist und keiner erwartet wird?
– Das werde ich schon besorgen! Katarina von Aragonien ist krank und alt, aber der König ist jung und stark ...
– Denk an Buckingham, sagte Cromwell; es ist gefährlich, an die Thronfolge zu rühren!
– Schäme dich! Ich habe das Schicksal Englands so lange geleitet und leite es auch weiter.
Cromwell merkte, dass es Zeit war, den Gesprächsstoff zu wechseln.
– Ein Segen ist es, dass der König aus der Festung herauskommt; es muss ihn schwermütig machen, Wand an Wand mit Gefängnissen zu wohnen und das Schafott von seinen Fenstern aus zu sehen ...
– Sage kein Wort gegen unsern Tower! Das ist ja eine Biblia pauperum, eine illustrierte englische Geschichte; von den Römern, König Alfred, Wilhelm dem Eroberer und den Kämpfen der Rosen. Ich war vierzehn Jahre alt, als England bei Bosworth vollendet und der dreissigjährige Krieg der Rosen durch Lancasters Heirat mit York beigelegt wurde ...
– Mein Vater pflegte von dem Ende des hundertjährigen Kriegs mit Frankreich zu erzählen, der im selben Jahre zu Ende ging, in dem Konstantinopel von den Türken eingenommen wurde, nämlich 1453.
– Ja, alle Länder sind mit Blut getauft, das ist das Sakrament der Beschneidung; und sieh, wie es grünt nach dieser Blutdüngung! Du weisst nicht, dass die Apfelbäume nach Blutdung am meisten Früchte tragen ...
– Doch, das weiss ich, mein Vater pflegte immer Abfall vom Schlachten an den Wurzeln der Obstbäume einzugraben ...
Hier hielt er inne und errötete, denn er hatte sich versprochen. Man durfte nämlich in der Anwesenheit des Kardinals niemals vom Schlachten oder dergleichen sprechen, denn er wurde vom Volk gehasst und manchmal Schlächter genannt. Cromwell war jedoch über Misstrauen erhaben, und der Kardinal nahm es nicht übel, sondern rettete die Situation.
– Übrigens, fuhr er fort, mein Geschenk wurde vom König gut aufgenommen; Hampton Court ist auch ein Kleinod; hat den Vorteil, Richmond und Windsor nahe zu liegen, kann sich aber natürlich mit Yorks Palace nicht messen.
Die Galeere wurde den Fluss hinaufgerudert, an dessen Ufer die vornehmsten Gebäude standen, die es damals gab. Zollhaus und Warenmagazin zogen vorbei, Fischmarkt und Fischerhafen; die Spitzen von Guildhall oder dem Rathaus; Blackfriars, das Kloster, Saint Pauls alte Kirche; Temple, das alte Haus der Tempelherren, das jetzt Justizgebäude war; das Krankenhaus Saint-James, das dann von Heinrich VIII. eingezogen und eine Residenz wurde.
Schliesslich langten sie an Yorks Palace (Withehall) neben Westminster an, wo der Kardinal und päpstliche Legat, der Erzbischof von York, der Grossiegelbewahrer Wolsey mit seinem Hof wohnte, der bis an achthundert Personen umfassen mochte, die Hofdamen mitgezählt.
Und dort stiegen sie ans Land, nach einem gleichgültigen Gespräch, denn der Kardinal sprach am liebsten über Bagatellen, wenn er grosse Eier brütete, und das grösste, auf dem er jetzt sass, war die Kandidatur zum Papststuhl.
Der Schatzmeister und das Mitglied des Geheimen Rats Thomas More sass in seinem Garten in Chelsea oberhalb von Westminster. Er korrigierte Druckbogen, denn er war ein grosser Gelehrter und schrieb in allen Fragen der Zeit, religiösen und politischen, obwohl er eigentlich ein Mann des Friedens war, der hier draussen in der Vorstadt mit seiner Familie ein Idyll lebte.
Er war festtäglich gekleidet, obwohl er zu Hause und bei der Arbeit war, und er zeigte Unruhe, indem er dann und wann nach der Tür sah, denn kein Geringerer als der König hatte seinen Besuch in der frühen Morgenstunde angemeldet. Und er wusste aus Erfahrung, wie gefährlich es war, sich mit dem Könige einzulassen und dessen Geheimnisse zu erfahren. Der Herrscher hatte nämlich die schlechte Gewohnheit, um Rat zu bitten, den er nicht befolgte, und Geheimnisse mitzuteilen, deren Kenntnis den Kopf zu kosten pflegte. Das Allergefährlichste war, den Beruf als Vermittler zu übernehmen, denn dann geriet man zwischen zwei Mühlsteine.
Aufs Schlimmste gefasst, suchte er sich bei der Lektüre seiner Bogen ruhig zu stellen, seine Anstrengungen waren aber vergebens.
Er erhob sich und begann auf dem Gartenweg hin und her zu gehen, warf alle möglichen Fragen auf, weshalb der König kommen könne, suchte Einwände zu beantworten, Argumente zurückzuweisen, allzu scharfe Ansichten auszugleichen, ohne anzustossen, denn der König war allerdings ein gelehrter Ritter, der Kenntnisse achtete, aber er war von Natur ein Wilder, der sich mit der Geissei der Religion zu zähmen suchte, ohne dass es ihm jedoch gelang.
Getrappel von Pferden und Gerassel von Waffen war zu hören, und der Schatzmeister eilte mit der Mütze in der Hand nach der Gartentür, wo der König bereits vom Pferde gesprungen war; mit einer Mappe in der Hand stürzte er seinem Freund entgegen.
– Thomas, begann er ohne Umschweife, nimm und lies! Er hat geantwortet! Wer? Luther natürlich! Er hat geantwortet auf meine Babylonische Gefangenschaft, der Mann mit dem stinkenden Geist und dem verfluchten Vorhaben. Nimm und lies, und sag mir dann, ob du schon so etwas gesehen hast!
Thomas nahm einen gedruckten Sendbrief.
– Und dann sagt der Satan von einem Lügner, ich habe meine Schrift nicht selber geschrieben! Nimm und lies und gib mir dann einen Rat!
Thomas nahm und las Luthers Antwort auf Heinrichs Angriff. Aber er las leise, und manchmal fiel es ihm schwer, ernst zu bleiben, obwohl der König die Augen auf sein Gesicht heftete, um seine Gedanken auszuspionieren.
»Da liegt mir nichts an – stand da unter anderm – ob König Heinz oder Kunz, der Teufel oder die Hölle selbst, dieses Buch gemacht hat. Wer lügt, ist ein Lügner, darum fürchte ich ihn nicht. Wohl kommt es mir vor, als habe König Heinrich eine Elle grobes Zeug oder zwei dazu gegeben, und der giftige Bube Leus (Leo X.), der gegen Erasmus geschrieben, oder auch einer seinesgleichen, die Kappe zugeschnitten und sie mit Futter versehen. Aber ich will ihnen damit helfen, dass ich sie bügle und Schellen daran hänge, so Gott will.«
Thomas fühlte, dass er etwas sagen müsse oder den Kopf verlieren würde, darum sagte er:
– Das ist unerhört! Das ist ganz – unerhört!
– Fahr fort! schrie Heinrich.
(Die übrigen sechs Sakramente schiebt er auf), »denn es liegt mir auf dem Hals, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen, und ich kann mich deshalb nicht länger mit Heinzens Dreck befassen.«
Thomas war nahe daran vor Lachlust zu ersticken, aber er fühlte das Schwert über seinem Kopf und fuhr fort:
– »Aber ich werde dem giftigen Lügenmund und Lästerer König Heinz einmal eine vollständige Antwort geben und ihm das Maul stopfen ... Darum denkt er sich an den Papst zu hängen und vor ihm zu heucheln ... darum jucket einer den andern, wie Maulesel sich untereinander jucken ...«
– Nein, Sire, unterbrach sich More, ich kann nicht mehr; es ist Majestätsverbrechen, das zu lesen!
– Ich werde lesen, sagte der König und riss die Schrift an sich:
»Ich besiege und trotze Papisten, Thomisten, Heinrichen, Sophisten und allen Schweinen der Hölle!«
– Er nennt uns Schweine!
– Das ist ein verrückter Mensch, den man mit einem Zaunpfahl totschlagen, im Walde mit Bluthunden jagen müsste ...
– Ja, das müsste man! Aber kannst du dir denken, dieser Schurke gibt sich für einen Propheten und Diener Christi aus! Und er hat sich mit einer Nonne verheiratet: das ist ja Blutschande! Man hats ihm aber auch gegeben! Der Kurfürst von Sachsen hat ihn verlassen und keiner von seinen sogenannten Freunden ging mit auf die Hochzeit ...
– Was will er denn? Was lehrt er denn Neues? Rechtfertigung durch den Glauben. Wenn man nur glaubt, darf man leben wie ein Schwein!
– Und die Abendmahlslehre! Die Kirche sagt, die Gnadenmittel verwandeln sich durch die Konsekration, aber dieser Materialist: es ist Christi Leib und Blut, ist! Dann ist ja das Brot auf dem Felde und die Traube im Weinberg bereits Christi Leib und Blut. Das ist ja ein Esel! Und die Welt ist verrückt!
– Und der Ablass! Gratis sündigen! Sire erlauben Sie mir, einige Reihen zu lesen, die ich als Antwort geschrieben habe, nicht auf diese, aber auf seine andern Dummheiten, nur einige Zeilen, die sich noch vermehren werden!
– Lies! Ich höre, wenn du sprichst, denn ich habe gelernt zu hören, und darum weiss ich etwas!
Der König warf sich rittlings auf einen Stuhl, als wolle er auf seinen furchtbaren Feind losreiten.
»Hochwürdiger Bruder,« las More; »Bruder, Vater, Trinker, Flüchtling des Augustinerordens, des weltlichen und geistlichen Rechts tölpelhafter Bacchant, der heiligen Theologie ungelehrter Lehrer.«
– Gut, Thomas! Theologie kann er nicht!
– Und auf folgende Weise hat er sein Buch gegen den Verteidiger unseres Glaubens, König Heinrich, zusammengestellt:
»Er versammelte seine Stallbrüder und trug ihnen auf, allerhand Schmähungen und Schimpfworte aufzusuchen, jeder auf seinem Gebiet. Der eine besuchte Fuhrleute und Kahnfahrer; der andere Bade- und Spielhäuser; der dritte Rasierstuben und Kneipen; der vierte Mühlen und Hurenhäuser. Sie schrieben in ihren Notizbüchern das Frechste, Schmutzigste und Gemeinste auf, was sie hörten, brachten alle diese Grobheiten und Garstigkeiten nach Haus, und leerten sie in die eklige Kloake, die man Luthers Seele nennt.«
– Gut! Sehr gut! Aber was soll man jetzt tun?
– Den Plunder verbrennen, Sire, und damit der Sache ein Ende machen!
– Ja, ich werde seine Ketzerei verbrennen lassen, und zwar morgen vor St. Pauls Kreuz in der City ...
Unten in der grossen Bibliothek des Temple sassen der König und Kardinal Wolsey und durchforschten alte Gesetzsammlungen und Präjudikate. Draussen im Garten aber befand sich die Königin mit einigen Hofleuten.
Dieser Garten, der eigentlich nur aus einem grossen Rosenbeet bestand, war beibehalten worden, einmal als Promenade für die königlichen Personen, die im Tower nicht schlafen konnten, weil es spukte, und in dem unbedeutendem Bridewell in der Stadt nicht gediehen; dann als historische Erinnerung; hier im Garten sollten nämlich die Anhänger von Lancaster und York ihre ersten Feldzeichen, die rote und die weisse Rose, gepflückt haben.
Königin Katarina von Aragonien, die Tochter von Ferdinand und Isabella, den Beschützern Christoph Columbus', war jetzt nach zwanzigjähriger Ehe mit Heinrich VIII. in ein gewisses Alter gekommen. Sie hatte ihm mehrere Söhne geboren, aber alle waren gestorben; nur eine Tochter lebte, Mary, später als Königin unter dem Namen die Blutige bekannt. Katarina war früh gealtert und suchte Trost in der Religion; stand nachts auf, um in Franziskanertracht in die Messe zu gehen. Sie wusste von der Untreue des Königs, fand sich aber darein; sie kannte den Namen Elisabeth Blunt, liess sich aber nichts davon merken.
Jetzt sass sie auf einer Bank und sah, wie ihre jungen Hofleute spielten, während sie in ihrem Gebetbuch blätterte.
Besonders einem Paar folgten ihre Augen mit Wohlgefallen, der ungwöhnlich schönen Anna von Norfolk und dem jungen Heinrich Algernon Percy von Northumberland, dem Nachkommen Hotspurs.
Die jungen Leute spielten mit Rosen; der Jüngling hatte einen Arm voll weisse, die Jungfrau einen Arm voll rote, die sie gegen einander warfen, während sie ein Lied sangen.
Es war ein schöner Anblick, aber die Königin wurde finster.
– Spielt nicht so, Kinder, sagte sie; das weckt so manches, das im Tower schlafen muss, wo nur die Toten ruhig schlafen können. Übrigens würde der König – und folglich der Kardinal – verdriesslich werden – sie sitzen dort in der Bibliothek. – Spielt etwas anderes!
Die beiden jungen Leute sahen aus, als begriffen sie nicht; weshalb die Königin vollendete:
– Die Kämpfe der Rosen, meine Kinder, endeten nicht ganz bei Bosworth, sondern – es ging nicht mit rechten Dingen zu – im Tower geschah soviel – das am besten vergessen wäre. – Nehmt ein Buch und lest etwas!
– Wir haben den ganzen Morgen gelesen, antwortete Anne, genannt Boleyn oder Bullen.
– Was lest ihr denn?
– Chaucer.
– Canterbury Tales? Die sind nicht für Kinder: Chaucer war ein Spötter ... Nehmt lieber mein Buch; darin sind schöne und gute Bilder ...
Der junge Percy nahm das kleine Brevier, und den Gang hinunter gehend, als suchten sie Schatten, verschwanden die beiden behutsam aus dem Anblick der Königin.
Von der Bibliothek aber waren ihnen vier Augen gefolgt, die des Königs und des Kardinals, während sie in den Folianten blätterten.
Der König wurde unruhig und sprach mehr, um zu sprechen, als um etwas zu sagen, und der Kardinal folgte ihm.
– Ihr sollt nach dem Papststuhl streben, Kardinal, als Nachfolger des Hadrian.
– Ja, das sagt man.
– Aber die Stimmen?
– Die beherrschen Kaiser Karl V. und König Franz I.
– Wie soll man zwei so verschiedene Bänder verknüpfen?
– Das ist eben das Kunststück, Sire ...
– Mit beiden könnt Ihr Euch doch nicht gut stellen?
– Wer weiss ... Der Kaiser hat ja Rom genommen und den Papst ins Gefängnis der Engelsburg gesetzt – das war köstlich – und dann riefen die Soldaten, aus Scherz natürlich, Martin Luther zum Papst aus, und zwar unter den Fenstern des Gefängnisses ...
– Nennt den verfluchten Namen nicht, brüllte der König, aber mehr aus Zorn über das, was er im Rosengarten sah; und der Kardinal verstand es wohl.
– Ich liebe es auch nicht, wenn Northumberland in Konjunktion mit Norfolk tritt ...
– Was sagt Ihr?
Der König war zornig, dass Wolsey seine Gedanken gelesen hatte; er wollte sich aber nicht verraten.
– Anne ist wirklich zu gut für einen Percy, und ich finde es ungebührlich von der Königin, entremetteuse zu spielen ... sie allein hinter die Büsche gehen zu lassen. Nein, das muss ein Ende nehmen!
– Sire, es ist bereits zu Ende; ich habe an Annes Vater geschrieben, dass er die Dame nach Hever zurückruft!
– Da habt Ihr richtig gehandelt, bei Gott; zwei solche Familien, die beide nach dem Thron lugen, die dürfen sich nicht vereinigen.
– Wer lugt nicht nach dem Thron? Eben war es Buckingham, jetzt ist es Northumberland, und nur weil kein Thronfolger da ist. Sire, Sie müssen bald an Ihr Land denken, an Ihr Volk; ernennen Sie einen Thronfolger.
– Nein, ich will nicht, dass jemand herumläuft und auf mein Ableben wartet!
– Dann haben wir die Rosen wieder! Die Rosen, die England eine Million Menschen gekostet haben, und achtzig unsrer edelsten Geschlechter ...
Der König lächelte.
– Unsrer edelsten!
Der König erhob sich und trat ans Fenster.
– Jetzt muss ich die Königin nach Haus begleiten, sagte er; sie ist draussen eingeschlafen, und dieser feuchte Garten ist nichts für ihren kranken Körper.
– Bei dem Alter ihrer Majestät muss man die grösste Vorsicht beobachten ...
Er betonte das Wort Alter, denn Katarina war vierzig Jahre alt und gab keine Hoffnungen mehr auf einen Thronerben. Die Tochter Mary konnte man allerdings verheiraten; man wusste aber nicht, mit wem.
– Sire, werden Sie nicht zornig, aber jetzt eben habe ich die heilige Schrift aufgeschlagen ... es kann ein Zufall sein ... Wollen Sie hören?
– Sprecht!
– Ja, im dritten Buch Mose, zwanzig, einundzwanzig, lese ich folgendes – aber werden Sie nicht zornig auf Ihren Diener!
– Lest!
– Dort stehen die schrecklichen Worte des Herrn: »Wenn jemand seines Bruders Weib nimmt das ist eine schändliche Tat; sie sollen ohne Kinder sein, darum dass er seines Bruders Blösse aufgedeckt.«
Der König wurde erregt und näherte sich dem Kardinal.
– Steht das dort? – Ja, wahrhaftig! – Gott hat mich gestraft, da er meine Söhne nahm, erst den einen, dann den andern. Welches wunderbare Buch, in dem alles geschrieben steht. Darum also; darum! – Was aber sagt Thomas von Aquino, der Engel der Schulen?
– Ja, Sire, wünschen Sie Klarheit in der Frage, so müssen wir die Gelehrten fragen.
– Tun wir das; aber still und vorsichtig; die Königin ist ohne Schuld, und ihr soll nichts Böses geschehen! – Still und vorsichtig, Wolsey! – Aber die Wahrheit muss ich wissen!
In einem Saal neben dem »blutigen Turm« im Tower befanden sich der Kardinal und Thomas More in lebhaftem Gespräch.
– Was geschieht jetzt in Deutschland? fragte der Kardinal.
– Während Luther auf der Wartburg sass, kam sein Schüler Karlstadt und kehrte in Wittenberg das unterste zu oberst. Sich auf die Bibel stützend, deren altes Testament Bilder verbietet, brachte er Studenten und Gesellen dazu, die Kirchen zu stürmen und alle heiligen Gegenstände hinauszuwerfen ...
– Da habt ihr die Bibel! Es bedeutet die Hölle loslassen, wenn man sie den Ungelehrten in die Hände gibt.
– Darauf ...
– Was sagte Luther dazu?
– Er stürmte von der Wartburg herunter und disputierte gegen Karlstadt und dessen Seelenverwandte; ich kann aber nicht behaupten, dass er stark in den Argumenten war. Ein Ratsherr zitierte das Buch Mose: »Du sollst dir kein Bildnis, noch irgend ein Gleichnis machen.« Und ein Schuhmacher antwortete: »Ich habe oft den Hut abgenommen vor Standbildern im Zimmer oder auf der Landstrasse; aber das ist ein Götzendienst und beraubt Gott der Ehre, die ihm allein zukommt.«
– Was hat denn Luther geantwortet?
»Dann müsste man des Missbrauchs halber alle Frauen tot schlagen und den Wein auf die Strasse giessen.«
– Das war dumm gesagt; aber das kommt davon, wenn man mit Schuhmachern streitet! Übrigens, ist es unwürdig, das Weib mit dem Wein zusammen zu stellen! Das ist dieser Materialist, der seine Frau auf gleiche Stufe mit dem Bierfass setzt.
– Die Logik ist nicht seine Stärke, und seine Vergleiche gehen auf Krücken. In seiner Antwort auf den Bannfluch des Papstes schreibt er unter anderm: »Wenn eine Heufuhre einem betrunkenen Menschen ausbiegen muss, um wieviel mehr müssen nicht Petrus und Jesus Christus vorm Papst ausweichen?«
– Das ist ja recht hübsch! – Kehren wir zu James Bainham zurück.
– Aber erst zum Ende der Schwarmgeister in Deutschland. Ausser Karlstadt und den Seinen haben andere Schwärmer, gestützt auf die Bibel und Luther natürlich, sich noch einmal taufen lassen; und der Anführer hat zehn Frauen genommen, sich auf König David und Salomo, ja, auf Abraham selbst berufend ...
– Da habt ihr die Bibel! – Ruf Bainham herein, dann werden wir hören, wie die Sache liegt! Er war Jurist im Temple, sagst du, und hat Luthers Lehren verbreitet. Haben wir nicht genug von Wicleff und den Lollarden gehabt! Sollen wir dieselbe Lektion noch einmal durchnehmen, die von jenem deutschen Plagiator gegrunzt wird!
– Ich bin von Natur kein unduldsamer Mann, sagte More, aber ein Staat muss homogen sein, sonst fällt er auseinander. Ungelehrte und Wahnwitzige sollen nicht hervortreten und an der Staatsreligion schnüffeln, mag sie nun besser oder schlechter sein ...
– Lass Bainham kommen, damit wir ihn hören.
More ging zu einer Tür, die draussen von Landsknechten bewacht wurde und gab einen Befehl.
– Du sollst verhören, und ich werde zuhören, sagte der Kardinal.
Nach einer Weile wurde Bainham in Ketten hereingeführt. More setzte sich an das Kurzende eines Tisches. Und dann begann er:
– James Bainham, kannst du in wenigen Worten sagen, woran du glaubst?
– An Gottes Wort, das ist die ganze heilige Schrift.
– Tust du das wirklich? Also sowohl an das alte wie das neue Testament.
– An beide!
– Ans alte auch?
– An beide!
– Also auch ans alte! Natürlich! Nun, dann hast du dich wieder taufen lassen, da die Bibel sagt: »Gehet hinaus und lehret alle Völker und taufet sie.« Gut! Aber hast du dich auch beschneiden lassen, da die Bibel es gebietet?
Bainham machte ein albernes Gesicht, und der Kardinal musste sich abwenden, um nicht zu lächeln.
– Also, mein lieber Bainham, du bist nicht beschnitten, obgleich die ßeschneidung in der Bibel geboten wird.
– Ich bin nicht Israelit! antwortete Bainham.
– Nein! Aber Nikodemus, der unsern Erlöser aufsuchte und an ihn glaubte, wird von Johannes ein rechter Israelit genannt. Bist du kein rechter Israelit, so bist du kein Christ.
– Darauf kann ich nicht antworten!
– Nein, du kannst nicht antworten, aber predigen kannst du, Geschwätz von dir geben. Bist du Lutheraner?
– Ja!
– Aber Luther ist gegen die Anabaptisten, darum ist er gegen dich, und er hat die Fürsten gebeten, die Wiedertäufer wie wilde Hunde totzuschlagen. Bist du noch Lutheraner?
– Ja, in seinen ersten Lehren!
– Von der Rechtfertigung durch den Glauben. Was glaubst du?
– Ich glaube an Gott Vater ...
– Wer ist der Vater? In Luthers Katechismus steht: »Du sollst keine andern Götter haben neben mir.« Aber das ist das Gesetz Mose, und es ist Jehova, der dort gemeint ist! Glaubst du an Jehova, so bist du auch Jude; nicht wahr?
– Ich glaube auch an Christus, Gottes Sohn ...
– Dann bist du also Judenchrist? Jetzt hast du eingestanden, dass du Lutheraner, Wiedertäufer, Jude und Christ bist; alles dies auf einmal. Du bist ein Narr, und du weisst nicht, was du bist! Aber das mag hingehen, wenn du nicht andere verführtest ...
– Gib ihm eine Tracht Prügel! sagte der Kardinal, der den Gang des Gespräches nicht liebte, am wenigsten diese Verwerfung der Bibel, die er jetzt gerade zu seinen Zwecken benutzen wollte.
– Die hat er bereits bekommen! antwortete More. Aber abgesehen von den Glaubenslehren, dieser eingebildete Mann, der sich beliebt machen will, gehört zu einer Liga, welche die Bibel in einer schlechten Übersetzung verbreitet. Du siehst selbst, wohin die Bibellektüre führt, und ich fordere dich auf, deine Mitschuldigen anzugeben!
– Das tue ich niemals! Der Gerechte lebt seines Glaubens!
– Willst du dich gerecht nennen, während es keinen einzigen Gerechten gibt! Lies das Buch Hiob, da wirst du es sehen! Und dein Glaube, der ist allzu sonderbar, als dass man dich zu den Gerechten zählen könnte.
– Schick ihn in den Keller zu Meister Mats! Soll man solchen Unsinn anhören! Hinaus mit ihm!
More zeigte nach der Tür und Bainham ging hinaus.
– Ja, sagte Wolsey! Was steht uns bevor: Sonderung, Parteien, Kämpfe! Hätten wir nur einen Thronfolger!
– Wir können den König doch nicht scheiden lassen!
– Da du das Wort ausgesprochen hast ... Er braucht sich nicht scheiden zu lassen weil seine Ehe ungültig ist.
– Ist sie das? Wo steht das geschrieben?
– Im dritten Buch Mose, zwanzig, einundzwanzig: »Wenn jemand seines Bruders Weib nimmt, das ist eine schändliche Tat.«
– Ja, aber im fünften Buche Mose, fünfundzwanzig, fünf ist es geboten.
– Was in Jesu Namen sagst du?
– Ganz sicher: »Wenn Brüder beieinander wohnen, und einer stirbt ohne Kinder, so soll des Verstorbenen Weib nicht einen fremden Mann draussen nehmen, sondern ihr Schwager soll sich zu ihr tun, und sie zum Weibe nehmen und sie ehelichen.«
– Himmelkreuzdonnerwetter, dieses verwünschte Buch ...
– Und ausserdem: Abraham war mit seiner Halbschwester verheiratet, Jakob mit zwei Schwestern, Moses' Vater mit seiner Tante ...
– Das ist die Bibel! Nein danke, dann ziehe ich die Dekretale und Konzilien vor! Der Papst soll das Band lösen!
– Soll es denn gelöst werden?
– Das wusstest du nicht? Ja, es soll gelöst werden. Und wenn Julius II. dispensieren konnte, so kann Clemens VII. absolvieren.
– Das ist nicht recht gegen die Königin.
– Das Land fordert es, das Reich, die Nation! Des Königs Gewissen ...
– So! Ist es schön Anne?
– Nein, nicht die!
– Ist es ...
– Du darfst nicht mehr fragen?
– Dann antworte ich: Margareta von Valois.
– Darauf antwortete ich nicht, aber ich bin auch nicht für dein Leben verantwortlich, wenn du zur Unzeit sprichst! – Dann taugt also die Bibel dazu nicht!
– Es wäre eine nötige Reform, wenn wir das alte Testament streichen dürften, da es ein Judenbuch ist!
– Wir können doch nicht die Psalmen Davids streichen, die unser einziger Kirchengesang sind. Luther selbst hat ja seine Psalmen aus dem Psalter genommen und »Eine feste Burg ist unser Gott« aus den Sprüchen Salomos; die Melodie hat er aus dem Graduale Romanum zusammengesucht!
– Aber wir müssen das Gesetz Mose als apokryph herausnehmen, sonst sind wir ja Pharisäer und Judenchristen. Was haben wir mit der Beschneidung, dem Osterlamm und der Schwagerehe zu tun! Warte, wenn ich Papst werde ...
– Sollen wir wirklich so lange warten?
– O schäme dich! Es läutet Mittag! Versäumen wir nicht unsere Pflichten! Das Fleisch muss das Seine haben, um nicht zu brennen. Fahr mit mir nach Westminster, dann kannst du nachher nach Chelsea gehen.
Heinrich VIII. war zwölf Jahre alt, als er mit der Witwe seines Bruders Artur verlobt wurde. Mit vierzehn Jahren protestierte er gegen die Ehe, die ihm zuwider war, aber mit achtzehn Jahren verheiratete er sich mit Katarina, die Kaiser Karl V. Tante war.
Kardinal Wolsey wollte den König gern scheiden lassen, denn er wünschte einen Thronfolger, um die Macht in Händen zu behalten, die er bis zu dem Grad missbrauchte, dass das Parlament beinahe in Vergessenheit geraten war. Er wollte den König mit einer mächtigen Prinzessin verheiraten und reflektierte eine Zeitlang auf Margareta von Valois, wollte aber unter keiner Bedingung eins von den Geschlechtern des Landes in die Dynastie aufnehmen.
Als er aber das Gewissen des Königs weckte, hatte er einen Sturm losgelassen, den er nicht zu bezwingen vermochte, noch weniger in der Richtung lenken konnte, die er wollte, denn die Neigung des Königs für Anne Bullen war jetzt unüberwindlich.
Da aber nahm der Kardinal seine Zuflucht zu einem falschen Spiele, und durch das fiel er.
Sechs Jahre wurde verhandelt, und der König war seiner Geliebten treu, schrieb Briefe, die man noch lesen kann, und die eine grosse und ehrliche Liebe verraten. Die Briefe waren meistens unterzeichnet: »Heinrich Tudor, Rex, Euer treuer und beharrlicher Diener«, und begannen: »Meine Herrin und Freundin«.
Anne antwortete ablehnend, aber ihre Liebe zu Percy wurde dadurch abgeschnitten, dass man ihn verheiratete.
Nachdem alle gelehrten Fakultäten gehört waren und man sich mit dem fünften Mose und dem dritten Mose geboxt hatte, sandte der Papst einen Nuntius mit dem geheimen Befehl, die ganze Frage durch Aufschub aus der Welt zu schaffen.
Heinrich aber gab nicht nach, obwohl er furchtbare Kämpfe mit seinen Gefühlen für Katarina, die er verehrte, durchmachte.
In Blackfriars' Kapitelsaal wurde der Prozess in Anwesenheit des Königs und der Königin eröffnet, aber Katarina stand auf, warf sich dem König zu Füssen und fand Worte, die den Tyrannen rührten.
Sie verwarf das Forum, appellierte an den Papst und kehrte nach Bridewell zurück, wo wir sie wiederfinden in Shakespeares Heinrich VIII., wie sie trauernd sich das herrliche Lied vorsingen lässt:
Orpheus' Laute hiess die Wipfel,
Wüster Berge kalte Gipfel,
Niedersteigen, wenn er sang ...
Der Prozess hatte einige Jahre gedauert; man hatte abwechselnd für den König und für die Königin Partei genommen, oft Mitleid mit beiden gehabt, als sich plötzlich das Gerücht erhob, die Pest sei ausgebrochen.
Es war nicht mehr der schwarze Tod oder die Beulenpest, sondern es war der englische Schweiss. Diese bisher unbekannte Krankheit war zuerst im selben Jahr ausgebrochen, als die Kämpfe der Rosen bei Bosworth ein Ende nahmen; sie hielt sich aber so entschieden innerhalb Englands, dass sie nicht nach Schottland oder Irland hinüber ging; und sie war so ans englische Blut gebunden, dass in Calais nur Engländer, nicht Franzosen von ihr ergriffen wurden. Danach war die Krankheit zweimal aufgetaucht und hatte sich immer an die englische Nation gehalten. Jetzt aber kam sie wieder und brach in London aus.
Der König, der gesagt, »niemand als Gott könne ihn von Anne trennen«, erschrak und wusste nicht, was er denken sollte: ob es eine Warnung sei oder eine Prüfung.
Die Krankheit äusserte sich durch Schwitzen und Schlafsucht; gab man der Schlafsucht nach, konnte man in drei Stunden tot sein. In London starben die Bürger wie Fliegen; Thomas More verlor eine Tochter; der Kardinal, der hereingekommen war, um in Hampton-Court zu präsidieren, liess wieder anspannen und floh kopfüber aus der Stadt.
Eine von Annes Damen wurde schliesslich ergriffen. Da verlor der König alle Besinnung, schickte Anne nach Haus zu ihrem Vater, und floh selber, von Ort zu Ort, von Waltham nach Hunsdon. Und dann versöhnte er sich mit Katarina; wohnte in einem Turm, ohne Diener; liess sein Testament aufsetzen und war bereit zu sterben.
Da kam die Nachricht, Anne sei von der Krankheit befallen. Der König hatte seine Kammerherren verloren, und schrieb nun Briefe auf Briefe. Darauf floh er wieder, nach Hatfield und Tittenhanger ...
Aber Anne erholte sich, die Pest hörte auf, und Heinrich begann wieder zu prozessieren.
Der Kardinal und der Nuntius schwankten, und im siebenten Jahr verlor der König die Geduld. Er hatte nun seinen Mann gefunden, den er gesucht, denn Thomas More wollte Katarinas Ehe nicht für ungültig erklären; der neue Mann war Thomas Cranmer, der Papst und Mönche hasste und von einem freien England träumte, frei von Rom nämlich.
Der König und sein neuer Freund arbeiteten im geheimen an etwas, das Kardinal Wolsey nicht kannte, und eines Tages war die Vorarbeit getan, die Papiere in Ordnung, und die Mine sprang.
Vom Tower stiess die Galeere des Königs ab, nicht so glänzend jedoch, wie die des Kardinals einmal gewesen war. Cranmer sass neben dem König.
– Im Tower schlafe ich nicht mehr, sagte der König. Jetzt ziehe ich um, Thomas, dies ist die Möbelladung! – Und ich ziehe in Whitehall ein, denn so soll York palace heissen; weil ich als Lancaster York hasse, und weil meine weisse Rose in meinem Schloss wohnen soll. – Jetzt sollst du in dem Turm sitzen, mein Höllenhund! Dass dieser Satan von einem Kardinal mich sechs Jahre angeführt hat. Welche Leiden hat sein falsches Spiel mir verursacht! – Sechs Jahre! – Und ich habe diesen Mann immer gehasst, aber ich hatte ihn nötig, denn er war geschickt.
Der König warf einen Blick auf den nördlichen Strand der Themse;
– Und ich habe in einer Stadt gewohnt, die nicht mein gewesen ist; ein Drittel hat Rom in Besitz. Ich habe gewohnt wie ein Bettler, jetzt aber – ist London mein! Temple, Saint-James, Whitehall, Westminster, um damit anzufangen, dann die andern.
Die Galeere kam bis zu York Palace, und der König drang mit seinen Landsknechten hinein, ohne die Losung zu geben oder auf die Fragen der Kammerherren zu antworten. Er ging direkt in das Zimmer des Kardinals und legte ihm einige Briefe vor.
– Lies! Du Schlange! Deine falschen Episteln hinter meinem Rücken!
Das Gesicht des Kardinals wurde um die Hälfte kleiner und beinahe gleich dem eines Totenkopfes. Aber er fiel nicht auf die Knie, sondern erhob das Haupt zum letztenmal.
– Ich appelliere an den Papst.
– Es gibt keinen Papst in England! Doch ich bin der Papst, und darum bist du nicht mehr Kardinal! Darum habe ich mir selber Dispens erteilt, und darum habe ich mich gestern mit Anne Bullen trauen lassen! In einigen Tagen werde ich sie krönen! Und dann werden wir hier wohnen! Hier! Aber du sollst im Tower wohnen! Hinaus, ehe ich dich hinauswerfe!
Damit war England frei, ein Drittel von London, das Mönchen gehört hatte, fiel an die Krone zurück; und dann kam das ganze Land an die Reihe.
Der König hatte seine geliebte Anne bekommen, aber nach drei Jahren wurde sie enthauptet, weil sie die Ehre des Königs dadurch verletzte, dass sie Junggesellen in ihrem Privatzimmer empfing.
Darauf verheiratete sich der König noch viermal.
Kardinal Wolsey starb, ehe er aufs Schafott kam. Thomas More wurde wirklich enthauptet. Cranmer endete auf dem Scheiterhaufen, und Cromwell, der zuerst Wolsey verteidigte, dann aber Mönchshammer wurde, beschloss seine Tage damit, dass er enthauptet wurde.
All das sieht sehr verwickelt und traurig aus; gleichwohl aber ging aus diesem Wirrwarr ein freies, selbständiges und mächtiges England hervor. Als sich die Deutschen mit dem dreissigjährigen Krieg von Rom befreien wollten, war England mit seiner Arbeit bereits fertig.