Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Sechstes Kapitel
Miß Dorothy Dickens saß in der Fensternische des ersten Stockes ihres Hauses Lingeringstraße 44, vor welchem Hause in zehn Minuten die Extrapost mit Herrn Volontär-Sekretär Punkey vorfahren muß. Gleich darauf wird er aus allen Himmeln gerissen sein, aber, wie gesagt, bis dahin dauert es noch über zehn Minuten. –
Miß Dickens stopfte tatsächlich Strümpfe, aber nicht für die tapferen englischen Soldaten, sondern für ihre Katze Betty. Betty war gewohnt, auf den Dächern und in der Küche nacktpfotig spazierenzugehen; in den Stuben war ihr das streng untersagt worden, weil Miß Dorothy von ihren Eltern wertvolle Möbel geerbt hatte, deren Politur durch die Berührung fremder Menschenhände und erst recht von Katzenpfoten Schaden erleiden konnte. Betty hatte sich erst gegen diese lästigen Strümpfe leidenschaftlich gewehrt, aber dieser Widerstand war bald an dem pädagogischen Talent der Miß Dorothy Dickens gescheitert. Sie nannte auch in Zukunft noch, wenn Betty nicht dabei war, das Produkt ihres Fleißes Strümpfe, aber in Bettys Gegenwart: Handschuhe. 128
»Alle feinen Damen tragen Handschuhe, und ist meine Betty keine feine Dame? Hat sie keine feinen Händchen, die geschont werden müssen?«
Betty sprach jetzt, wenn sie mit Miß Dickens allein war, fließend englisch, aber auf diese Frage gab sie keine Antwort, sondern schnurrte nur und sah durch den Spion hinunter auf die Lingeringstraße. Daß die Menschen wie die Katzen vier Gliedmaßen besaßen, mit denen sie sich fortbewegten und sonst allerlei Dinge trieben, wußte sie, aber daß es dabei einen Unterschied im Namen, in der Behandlung und in der Rangordnung gab, das wurde ihr nie ganz klar, solange sie auch darüber nachdachte. Jedoch seitdem sie fließend englisch sprach, kam sie kaum mehr zum Nachdenken, und sie hatte oft ein dumpfes Gefühl, sie sei in der letzten Zeit bedeutend dümmer geworden. Zu mancher Zeit war sie ordentlich böse auf Miß Dickens, die ihr mit viel Mühe die menschliche Sprache beigebracht hatte und die sie als viel komplizierter empfand als diejenige der Katzen. –
Miß Dickens stopfte und sah durch den Spion hinab in die Lingeringstraße. Der Spion war eine der wertvollsten Errungenschaften der letzten Jahre, denn man konnte mit seiner Hilfe neugierig sein, ohne dafür gehalten zu werden, also eine Einrichtung, wie sie praktischer gar nicht gedacht werden kann und mit 129 der tatsächlich das Zeitalter der technischen Umwälzungen begann.
»Liebst du mich eigentlich?« frug Dorothy Dickens die Katze Betty, »sieh einmal, ich habe diese Frage dir bisher nicht gestellt, weil ich soviel mit deiner Erziehung zu tun hatte. Aber du bist nun, dank meiner pädagogischen Geschicklichkeit, an die Grenze herangekommen, die von dem Allmächtigen gezogen wurde, um Tier und Mensch auseinanderzuhalten. Darüber hinaus will ich dich nicht bringen, wenn ich auch vielleicht die Fähigkeiten dazu hätte, denn da käme ich mit den göttlichen Gesetzen in Widerspruch und könnte mein eigenes Seelenheil riskieren.«
»Ich verstehe Sie nicht«, antwortete die Katze.
»Siehst du«, erwiderte Dorothy Dickens, »hier ist die Grenze, aber trotzdem will ich es dir zu erklären versuchen: der berühmte Onkel von Sir Herbert Linlithgow – Betty –, du erinnerst dich doch an Sir Herbert Linlithgow? Du bist damals noch ganz jung gewesen!«
»Natürlich, Miß Dickens, so gut wie Sie sich selber!«
»Er ist doch ein reizender Mensch gewesen! Wenn wir zusammen Tee getrunken haben, konnte ich das Tischtuch bei der nächsten Visite als ungebraucht auflegen, und alle Damen frugen mich nach dem Namen meiner Wäscherin! Einem solchen Manne den Haushalt zu führen, muß ein wahres Vergnügen sein! – 130 Von was sprach ich eigentlich, Betty?«
»Von seinem Onkel, Miß Dickens!«
»Also der berühmte Onkel von Sir Herbert, Professor Buffers, hat durch wissenschaftliche Versuche einwandfrei festgestellt, daß die Menschen, wenn sie betrunken sind, zum Tier herabsinken können, aber daß es unmöglich ist, ein Tier, selbst wenn es in den günstigsten Verhältnissen lebt, wie zum Beispiel meine Betty, zum Menschen aufsteigen zu lassen. Das ist natürlich sehr traurig für intelligente und liebe Tiere, wie das meine Betty ist. Aber Betty muß auch die andere Seite verstehen, nämlich die Menschen. Stelle dir vor, das Tier könnte durch Erziehung und durch stetiges Arbeiten an sich selbst zum Menschen werden, also zum Beispiel der dumme, aber fleißige Esel, das hochmütige, aber strebsame Kamel, das schmutzige, aber intelligente Schwein, dann hätte die große Masse der Menschen gar kein Interesse mehr daran, Menschen zu sein. Solange die Menschen, ich spreche natürlich nicht von mir oder dem Sir Herbert Linlithgow oder dem Professor Buffers, das Tier unter sich haben und mit ihm machen können, was sie wollen, dann haben sie den augenfälligen Beweis in der Hand, daß sie Menschen sind. Wenn das aber nicht mehr der Fall ist, dann müssen sie versuchen, den körperlich schwächeren Teil der Menschheit, der gleichzeitig auch der intelligentere 131 ist, und Betty, das bin ich und der Professor Buffers, an die Stelle des Tieres zu versetzen, und dann gehen wir schlechten Zeiten entgegen. Also bin ich aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus gezwungen, die zwischen Menschen und Tieren gezogene Grenzen einzuhalten, und ich darf dich nicht noch Deutsch und Französisch lehren, wie ich erst die Absicht hatte. Denn dann würdest du nämlich einerseits geschwätzig und anderseits hochmütig werden, und die Durchschnittsmenschen werden alsdann einsilbig und tiefsinnig und darauf sehr zornig, und wenn die Durchschnittsmenschen zornig werden, dann möchte ich weder bei den Engländern noch den Ausländern lebendig sein. Betty, höher als alle Sprachkenntnisse steht die Liebe! Liebst du mich, Betty?«
Da Miß Dorothy Dickens im gleichen Augenblicke Betty unter der Kehle graulte und Betty nicht genug bekommen konnte, schnurrte sie wollüstig und sagte: »So sehr, wie den schwarzen Kater des Friedensrichters!«
Da nahm Miß Dickens ihre Hand von der Kehle Bettys, steckte sie in den Strickbeutel und rief empört: »Ich weiß nicht, was die Liebe von dem schwarzen Kater ist, aber unterstehe dich nur und bringe ihn mir in die Küche! Ich merke es sofort, verlasse dich darauf! Hinaus in die Küche, du undankbares Tier!« 132
Pferdegetrappel vor dem Hause Lingeringstraße 44. Miß Dickens sah durch den Spion eine Postchaise vorfahren. Die Gäule schlichen ziemlich müde dahin, und das Wort Pferdegetrappel ist als dichterische Lizenz auszulegen, wie sie in dieser Geschichte noch mehrfach vorkommt.
Dorothy Dickens wartete in fieberhafter Spannung vor dem Spion, wer der Kutsche entstieg. Aber die Wagentüre blieb verschlossen. Endlich stieg der Kutscher, wie es Dorothy schien, fluchend – Gott sei Dank hörte sie es nicht – vom Bock und zog einen jungen, eleganten Mann aus dem Wagen, der sich die Augen rieb und dann betroffen das Einfamilienhaus, Lingeringstraße 44, betrachtete. Besonders lang betrachtete er den ersten Stock und das Fenster, hinter dem der Spion und Miß Dorothy Dickens lauerten.
Hat er mich gesehen? dachte Miß Dorothy, besah sich noch einmal vom Kopf bis zur Zeh', schob den Spion auf die Seite und öffnete das Fenster. Der junge, elegante Herr rieb sich noch einmal die Augen, die einen erschreckten kindlichen Ausdruck hatten, und Miß Dorothy fand die Art, wie er die Augen rieb, einfach süß. Genau so hatte es die Katze Betty getan, als sie noch jung war und noch nicht die Welt mit offenen Augen betrachtete.
»Suchen Sie mich?« rief Dorothy Dickens hinunter. 133
»Ja, wenn Sie Miß Dickens sind!« rief der junge Mann hinauf und fügte dann noch hinzu:
»Es besteht noch die Möglichkeit, daß ich mich geirrt habe!«
»Nein, Sie haben sich nicht geirrt«, rief Dorothy Dickens hinunter, »kommen Sie herauf!«
Es dauerte geraume Zeit, bis Mister Punkey oben im ersten Stock stand, dann war er aber schon gefaßt und begrüßte Miß Dickens mit einem Handkuß. Sie sagte nach einer Pause:
»Ich habe eine Ahnung, von wem Sie kommen, denn Ihre Liebenswürdigkeit muß in seiner Atmosphäre groß geworden sein: Sie kommen von Sir Herbert Linlithgow, aber – ich kann nicht!«
Mister Punkey ergriff noch einmal die Hand der Miß Dickens, aber er drückte nicht einen zweiten Kuß darauf, sondern schüttelte sie nur, wie ein Mann eine Hand schüttelt, mit deren Besitzer er sich im Einverständnis befindet.
Punkey hatte zuerst die Absicht gehabt, dabei zu sagen:
»Miß Dickens, meine Mutter hätte es auch nicht gekonnt!«
Damit hätte er sich aber wahrscheinlich die schnell aufgeschlossenen Sympathien verdorben, was für ihn, noch für mich, den Erzähler dieser Fabel, von Nutzen 134 gewesen wäre! Er sagte also:
»Miß Dickens, auch meine liebe kleine Braut hätte es nicht gekonnt, aber . . .«
»Kein Aber, wenn es sich um Ihre kleine Braut handelt! Wer ist das liebe Mädchen, das so ganz meiner Meinung ist?«
»Die Tochter des Präsidenten der Bank von England!«
»Sie müssen eine Tasse Tee mit mir trinken und mir alles erzählen! Wie ist Ihr Name, Herr . . .?«
»Horace Punkey, Volontär-Sekretär des Marine- und Armeewarenhauses!«
»Von den Punkeys im Rosengarten?«
»Nein, Miß Dickens, von der älteren Linie!«
»Sogar von der älteren Linie? Jetzt bleiben Sie aber nicht an der Türe stehen, Mr. Punkey, sondern kommen Sie herein und trinken Sie mit mir eine Tasse Tee! Ich habe auch einen Natronkuchen, den ich eigentlich erst morgen anschneiden wollte, aber nun ist es etwas ganz anderes; wenn er nicht aufgegangen ist, dann müssen Sie entschuldigen! Es tut mir furchtbar leid, ich habe Sir Herbert Linlithgow sehr gern, aber es muß bei meinen drei ersten Worten bleiben: ich kann nicht!«
Mister Punkey entfaltete während der nun folgenden Teestunde den ganzen Zauber seiner liebenswürdigen Persönlichkeit, und er aß dabei von dem nicht ganz 135 aufgegangenen Natronkuchen so viel, wie ihm möglich war. Natronkuchen, ob er aufgegangen ist oder nicht, kann niemals schlecht sein. Manchmal sah er nach der Türe, in der Hoffnung, daß plötzlich . . . Aber er hatte ja schon zwischen Tür und Angel der Miß Dickens erzählt, er sei mit der Tochter des Präsidenten der Bank von England verlobt! Nun mußte es ihm gleichgültig sein, ob Betty ein bildhübsches Mädchen oder eine Katze war. Die Tatsache beunruhigte ihn sehr, daß Miß Dickens nicht nur die Familiengeschichte der Punkeys im Rosengarten, sondern auch diejenige der Punkeys am Platanenhügel, wie auch aller andern besseren Familien Englands, bis in die Details hinein kannte. Wie bald würde sie auch im Gespräch auf die Familie des Präsidenten der Bank von England kommen, und er wußte sogar noch nicht einmal sicher, ob es einen solchen überhaupt gab. Miß Dickens kam auch auf die Familie des Präsidenten der Bank von England, aber glücklicherweise erst, als sich Punkey auf diese Frage richtig vorbereitet hatte.
»Welche von seinen vier Töchtern ist es?« frug sie in Verbindung mit einem Satz, in welchem sie ihren Natronkuchen als den besten in ganz Bristol gelobt hatte.
»Keine von den vieren«, antwortete Punkey, »sondern die einzige Tochter von dem vorher verstorbenen 136 Präsidenten!« Und ehe sich Miß Dickens umstellen konnte, um darüber nachzudenken, wer der verstorbene Präsident war, der nur eine einzige Tochter hatte, zog Punkey das Schreiben des Sir Herbert Linlithgow aus der Tasche und übergab es ihr mit den Worten:
»Ein persönliches Schreiben meines Chefs! Er hat stundenlang an einem einzelnen Wort herumgesucht, und bei den letzten Sätzen kam ich zufällig in das Zimmer. Ich versichere Ihnen, Miß Dickens, in seinen Augen schimmerten Tränen, und wenn Sie genau hinsehen, dann können Sie ihre Spuren noch auf dem Siegellack sehen, mit dem er das Schreiben eigenhändig verschloß.«
»Es ist gewiß nicht übertrieben«, beteuerte er dann, als er bemerkte, daß ihn Miß Dickens etwas nachdenklich ansah.
Jedoch die Nachdenklichkeit verschwand rasch aus ihren Augen, als sie sich nun in den Brief Sir Herbert Linlithgows vertiefte, und verwandelte sich in reine Hingabe an dessen schriftliche Beredsamkeit. Schade, daß Sir Herbert jetzt nicht die Wirkung des Briefes persönlich erleben konnte, es wäre die billige Entschädigung für die nicht ganz leichte Zusammenstellung des Inhalts gewesen.
»Ich wußte es doch«, sagte sie endlich, »daß doch noch einmal etwas aus ihm wird . . .« 137
»So? War er vorher nichts?« frug der Volontär-Sekretär.
»Doch, er kam von Linlithgow und war oft bei mir zum Tee, aber daß einmal etwas Großes aus ihm werden würde, davon war ich nur felsenfest überzeugt und keine von den andern Damen, die bei mir eingeladen waren und ihn kennen lernten. Nun werden sie große Augen machen, wenn ich ihnen den Brief morgen vorlese. Bleiben Sie hier, Herr Punkey, und lesen Sie den Brief selbst vor! Besonders die Stellen, wo Sir Herbert nicht an meiner Vaterlandsliebe zweifelt, klingen von einer Männerstimme noch viel herzerhebender als von einer weiblichen.«
Sie sah Mister Punkey einen Augenblick sehr nett an und fuhr dann fort:
»Unter allen Liebesarten ist doch die Vaterlandsliebe die wertvollste, Herr Punkey! Ich habe erst neulich zu den andern Damen gesagt: wenn die gewöhnliche Liebe endet, dann bleibt nicht nur die überirdische Liebe übrig, sondern auch noch die Vaterlandsliebe, die zwar irdischen Ursprungs ist, aber nicht wie die andern Liebesarten aus irgendeinem Grunde im Sande verläuft. Das Vaterland kann jeden Augenblick in Schwierigkeiten kommen und hat die Liebe notwendig. Umgekehrt kann man sagen . . .«
Hier unterbrach Mister Punkey die Rednerin: 138
»Also werden Sie Ihre Katze Betty England zur Verfügung stellen?«
Miß Dorothy antwortete:
»Sie sind etwas hastig, Mister Punkey, ich war gerade dabei, mit meinen Ausführungen über das Vaterland meiner eigenen Frage rasch näherzukommen. Sie lautet:
›Ist England mit dem Marine- und Armeewarenhaus identisch und können Sie mir dafür schriftliche Beweise geben? Können Sie mir einen Brief des Kriegsministers Lord Purple vorlegen, der die Behauptungen Sir Herberts bestätigt? In diesem Falle werde ich Betty selbst bitten, sich freiwillig dem Lande zur Verfügung zu stellen.‹
Punkey hielt sich, weil er zwei ältere, nun verheiratete Schwestern besaß, für einen Frauenkenner. Diese im geschäftlichen Ton gestellten Fragen bedeuteten eine veränderte Situation, der er sich nicht mehr gewachsen glaubte. Er wurde daher, wie alle Männer in solchen Augenblicken, etwas ausfallend und sagte:
»Jede einigermaßen vernünftige Frau in ganz Großbritannien wird mit den Erklärungen Sir Herberts zufrieden sein und nicht noch die Bestätigung des Lord Purple verlangen, der eine Null ist!«
»Aber er ist der Kriegsminister! Schreiben Sie sofort an Sir Herbert, er möge mir die verlangte Bestätigung 139 einsenden, und inzwischen bleiben Sie mein Gast und lesen morgen meinen Damen den Brief Sir Herberts vor. Nun muß ich aber in die Stadt, um einiges einzukaufen. Inzwischen schicke ich Ihnen Betty zur Unterhaltung. Ich bin außerordentlich froh, Sie kennengelernt zu haben!«
Jetzt war Punkey doch wieder überzeugt, daß er die Frauen kannte, setzte sich selbstzufrieden in den Sessel und erwartete Betty. Die Katze Betty ließ nicht lange auf sich warten. Sie kam nicht mit dem Kopf zuerst in das Zimmer hinein, sondern zeigte Herrn Punkey vorerst nur ihren aufgerichteten, buschigen Schweif, der lebhaft in der Türspalte wedelte. Sie sagte »Guten Morgen!«, und es war nicht festzustellen, ob ihr Gruß der Miß Dickens galt, die das Haus verließ, oder Herrn Punkey. – Wäre Herr Punkey hundertzwanzig Jahre alt geworden, dann hätte er noch die ersten Grammophone kennengelernt und eine Vergleichsmöglichkeit gehabt, denn die Sprache der Katze Betty war rauh und schnarrend und setzte, trotz dem guten Willen der Katze, manchmal aus. Miß Dickens führte das auf einen dauernden Katarrh zurück und wurde in dieser Meinung von bedeutenden Zoologen bestärkt. Seitdem Betty Handschuhe trug, glaubten auch die Zoologen, daß ihre Sprache viel deutlicher geworden sei. 140
Nachdem Betty sich überzeugt hatte, daß Miß Dickens fortgegangen war, machte sie einen Luftsprung, der sie fast in die Mitte des Zimmers beförderte, und mit einem zweiten Sprung saß sie auf dem Schoße des Volontär-Sekretärs Punkey.
Beide sahen sich lange an, ohne ein Wort zu sprechen. Schließlich sagte Punkey:
»Fräulein, sind Sie vielleicht verzaubert? Ich kenne das deutsche Märchen vom Dornröschen!«
»Vielleicht«, antwortete die Katze, »vielleicht bin ich eine Prinzessin und Sie ein junger Mann, der mir ebenbürtig ist, vorausgesetzt, daß es so weit kommt.«
»Ja, ich stamme von den Punkeys der älteren Linie ab, und die führen ihre Abstammung direkt auf . . .«
»Schon gut, darüber können wir uns bei einer andern Gelegenheit unterhalten! Jetzt müssen wir handeln; wir haben uns schon zu lange in die Augen gesehen.«
»Fräulein, Sie haben wundervolle, feurige Augen! Wie müssen sie erst auf mein Herz wirken, wenn sie von der dazugehörigen weiblichen Gestalt ausgehen!«
»Keine Schmeicheleien, junger Mann, oder erst dann, wenn wir einige Meilen hinter Bristol sind!«
Punkey sprang vor Entzücken von seinem Sessel auf, und Betty wäre auf den Boden geflogen, wenn sie sich nicht an seiner Hose festgekrallt hätte.
»Sie wollen mit mir fliehen?« rief er, »ich habe nicht 141 gedacht, daß Sie so rasch meine Gedanken erraten würden!«
»Ich habe schon lange genug von dem alten Mädchen«, antwortete Betty, »sie kujoniert mich Tag und Nacht! Ich will in die Welt hinaus, um wirken zu können!«
»Und das können Sie nur in London«, begeisterte sich der Volontär-Sekretär, »bei mir und bei Sir Herbert Linlithgow! Das heißt bei mir noch mehr, denn er ist ein kaltschnauziger Geschäftsmann, dessen Herz nur an der Bilanz des Marine- und Armeewarenhauses hängt.«
Betty gab keine Antwort, jedoch ließ sie das Hosenbein Punkeys fahren und schwang sich auf seine linke Schulter. Er stürmte hinaus und ließ in der Eile die Stubentüre und die Hauspforte offen. Der Postillon war inzwischen eingeschlafen. Die Aufregung Punkeys weckte ihn verhältnismäßig sehr rasch.
»Hauen Sie auf die Gäule ein, daß die Funken stieben«, schrie Punkey, »und fahren Sie im Galopp, und wenn die Pferde unterwegs und möglichst nahe am Marine- und Armeewarenhaus liegen bleiben, dann sterben sie für dessen Rechnung und für den Ruhm Alt-Englands! Sir Herbert Linlithgow zahlt alles!«
Der aufgewachte Postknecht ließ sich das nicht zweimal sagen, er sehnte sich schon lange nach jüngeren Pferden oder nach einer besser besoldeten 142 Kutscherstellung in der berühmten Firma. Die Extrapost rasselte durch die Lingeringstraße, daß alle Hausfrauen an die Fenster stürzten mußten und doch nichts anderes sahen als den Straßenschmutz, der bis hinauf an die Scheiben des zweiten Stockes gespritzt war.
Der Maler Varley wandelte in ausgezeichneter Laune den Fußweg, der nach Felpham führte. Er hatte einen Brief aus London bekommen und fünf Sovereigns im Handumdrehen verdient.
Die Sovereigns stammten aus der Tasche des Oberstleutnants Whyte, der kurz nach dem Lunch den Maler auf die Seite genommen hatte und ihn bat, eine flüchtige Skizze anzufertigen, und zwar von dem Verleger Hayley, auf dem Ritt aus dem Schloßhof, die Zügel in der einen und den Regenschirm in der andern Hand. Oberstleutnant Whyte war dann von der Skizze entzückt, denn sie stellte einen fast dramatischen Augenblick dar: Hayley im Begriffe, unter den Bauch seines Pferdes zu geraten.
Hayley hatte nämlich, als er im Zotteltrab aus dem Burghof reiten wollte, bemerkt, daß Varley sein Skizzenbuch hervorzog und der Oberstleutnant mit einem satanischen Gesichtsausdruck in seiner Nähe stand. Da hob er drohend seinen Regenschirm gegen die beiden. Das Pferd verstand die Haubewegung falsch und 143 machte mitten im Trabe einen Seitensprung nach links. Was das bedeutet, weiß ein jeder Reiter! Durch den entstehenden Luftzug öffnete sich der Regenschirm und entzog dem Maler das empörte Gesicht des Verlegers. Trotzdem zeichnete Varley mit großem Eifer weiter, denn ein auf einem wild gewordenen Pferd sich befindlicher geöffneter Regenschirm, hinter dem man das Gesicht seines entsetzten Besitzers nicht sieht, aber ahnt, ist gewiß kein einfaches, aber doch ein sehr dankbares Motiv. –
Hätte das Pferd Hayleys, wie es die Absicht hatte, noch einen zweiten Seitensprung nach links gemacht, dann wäre der Oberstleutnant voll und ganz auf seine Rechnung gekommen, aber in diesem Augenblick trabte, von links kommend, ein Postreiter in den Schloßhof. Das Pferd sprang nun nach rechts und warf den Verleger wieder zurück in den Sattel. – Ein glücklicher Zufall kommt gewöhnlich nicht allein, der Regenschirm schloß sich ebenso plötzlich, wie er sich geöffnet hatte, das Pferd wurde manierlich und trug Hayley ohne weiteren Anstand und mit einem von Oberstleutnant Whyte gar nicht erwarteten Anstand aus dem Schloßhof hinaus. –
Der Postreiter brachte einen Brief für den Maler Varley! Varley sah die Adresse an, lachte ganz freudig, reichte dem Postreiter eine von den eben empfangenen 144 Guineen und sagte: »Gott sei Dank! Sie lebt! Ich habe doch Angst gehabt, die gute Seele käme von dem Zeug nicht rechtzeitig los und ziehe sich Brandwunden zu. Davon, daß sie mitverbrennt, stand nichts in den Sternen!«
Darauf steckte er den Brief ungelesen in die Tasche. »Lieber Varley«, rief Lady Hesketh, »was sagen Sie da von ›verbrennen‹ und ›Brandwunden‹? Regen Sie mich nicht auf; die Vorstellung, die eben Hayley gegeben hat, ist mir schon genügend auf die Nerven gegangen.«
»Wenn etwas Aufregendes in diesem Brief gestanden hätte«, sagte Varley, »dann hätte ich ihn wohl geöffnet. Der Brief ist lediglich die Bestätigung einer Tatsache! Es wäre mir sehr unangenehm gewesen, wenn sie nicht eingetroffen wäre: ich hätte meine Weltanschauung revidieren müssen, und das ist in meinen Jahren keine leichte Sache mehr!«
»Sprechen Sie doch nicht in Rätseln«, bat die Lady, »was ist mit den Brandwunden?«
»Gar nichts, Mylady! Ich hatte Angst, daß meine alte Haushälterin in das Feuer springt, um noch eine Kompottschüssel aus der Küche zu holen, und daß sie sich dabei die Finger verbrennt. Das ist alles!« Da Varley Unverständnis auf den Gesichtern der Umstehenden sah, bequemte er sich dazu, einige Details zu geben: 145 »Uranus – wahrscheinlich kennen Sie ihn nicht, Herrschel hat ihn vor zwanzig Jahren entdeckt – ist ein Planet, der mir nicht wohl will. Ich wußte, daß er in dieser Woche ein Haus in Putney Hill in Brand steckt, natürlich nicht Fuseli seines, aber meines. Es wäre mir aber auch unangenehm gewesen, wenn das Haus Fuselis abgebrannt wäre, denn Fuseli hätte wie ein Wahnsinniger getobt, und mein Horoskop hätte nicht gestimmt. Also es ist eingetroffen, wie ich es vorausgesagt habe: mein Haus ist gestern um punkt zwölf Uhr mittags abgebrannt, meine Gläubiger haben das Nachsehen, weil es nicht versichert ist, und meine Haushälterin ist nicht mit verbrannt, weil die Anschrift des Briefes von ihrer Hand ist. Alles ist eingetroffen, wie ich es vorausgesagt habe! Genügt das nicht?«
»Und das steht alles in dem Brief, den Sie in die Tasche gesteckt haben? Lieber Varley, das ist doch eine furchtbare Unglücksbotschaft?«
Varley sah Lady Hesketh erstaunt an:
»Eine Unglücksbotschaft, wenn meine Voraussage eintrifft? Höchstens für meine Gläubiger! Und wenn Sie mir nicht glauben, Mylady, dann lesen Sie diesen Brief: das Siegel ist noch unverletzt!«
Wenn man eine Frau so dringend bittet, einen noch nicht geöffneten Brief zu lesen, dann wird es auf der ganzen Welt keine Frau geben, die diesem Wunsche 146 nicht entsprechen wird.
Lady Hesketh verstand aber auch den unausgesprochenen Wunsch ihrer Gäste, stellte sich in ihre Mitte und las den Inhalt Wort um Wort, Satz um Satz, langsam und deutlich vor.
Es war alles so, wie Varley es gesagt hatte, und jedermann bekundete (unausgesprochen) die Absicht, sich demnächst von Varley das Horoskop stellen zu lassen. Aber Varley auf die Seite zu ziehen und ihm das jetzt schon vertraulich zu sagen, war nicht möglich, denn Varley wandelte schon längst in ausgezeichneter Laune auf dem Fußweg, der nach Felpham führte.
Varley näherte sich dem strohgedeckten Häuschen, in dem Blake mit seiner Frau Katherine nun schon seit fast drei Jahren haushaltete. Das Häuschen stand auf dem Landgut Felpham. Das Landgut Felpham gehörte dem uns bereits bekannten Hauptmann Butts, Obergutachter sämtlicher Exerzierplätze des Mutterlandes, ein sehr wohlhabender Mann, von dem die unteren und mittleren Beamten des Kriegsministeriums behaupteten, daß die zahlreichen schimmernden Knöpfe an seiner Uniform aus purem Gold seien. – Butts und seine lebenslustige und kunstverständige Frau waren einmal in ihrem Leben in Felpham gewesen, und seitdem konnte es Frau Butts nicht verstehen, daß der Onkel ihres Mannes, ein ehemaliger 147 Zeremonienmeister, die letzten zwanzig Jahre seines Lebens dort ununterbrochen zugebracht hatte.
»Ein Mann, der eine solche Rolle in London gespielt hat, vergräbt sich in eine solche Einsamkeit? Vielleicht hat er doch etwas angestellt und tat es nicht freiwillig? Was meinst du, sollen wir es nicht verkaufen, Liebling? Oder ein Altersheim für unsere Dienstboten daraus machen?«
Wenn die Frauen wüßten, warum eigentlich ihre Männer mit den Jahren so schweigsam werden, dann wären sie deswegen gar nicht so böse, denn der Grund ist eigentlich nicht der Rede wert. Die meisten Frauen stellen an ihre Männer so viele Fragen, daß die Männer, um nicht in Widersprüche zu geraten, lange nachdenken und dafür sehr viel Zeit gebrauchen müssen. Da die Männer mit den Jahren in der Beantwortung dieser Fragen immer gewissenhafter werden, die Qualitäten und die Quantitäten der Fragen aber eher zu- als abnehmen, so ist es verständlich, daß es schließlich Männer gibt, die den Mund überhaupt nicht mehr aufmachen dürfen. So viel zur Verteidigung der schweigsamen Männer.
Es dauerte geraume Zeit, bis Thomas Butts antwortete: »Ich bin nicht Zeremonienmeister, sondern nur Exerziermeister, aber ich kann mir vorstellen, daß ich mich auch einmal in Felpham vergraben könnte, ohne daß 148 ich, genau wie mein untadeliger Onkel, etwas angestellt hätte! Käufer werden wir für Felpham so leicht keine finden, wenn wir nicht zufällig auf einen Philosophen stoßen, der ein Bankkonto hat. Die sind aber selten. Und als Altersheim für unsere Dienstboten? Bleiben unsere Dienstboten so lange, daß wir ein Altersheim für sie gründen müssen?«
Was für die Männer recht ist, muß auch für die Frauen billig sein! Auch die Männer sollten keine Fragen stellen, durch welche die Frauen, wegen der Beantwortung, gezwungen werden, lange nachzudenken und viel Zeit zu opfern. Hier war die Frage nur rhetorisch gestellt, und ehe Frau Butts ins Wort fallen konnte, fuhr der Hauptmann fort: »Ich werde William Blake fragen, ob er nach Felpham ziehen will! Ich höre, er hat Schwierigkeiten, seine Miete zu zahlen, und wir lassen ihn selbstverständlich dort mietfrei wohnen. Nicht weit von Felpham wohnt auch der Verleger Hayley, für den Blake Zeichnungen und Illustrationen anzufertigen hat, und auch sonst gibt es in der Umgebung Leute, die etwas für ihn tun können, Lady Hesketh zum Beispiel. Ich werde an sie schreiben.«
O, diese schreckliche Person, die den Männerfang durch die Kunst und die Literatur betreibt! Wenn Blake seiner Katherine untreu wird, dann bist du schuld daran!« 149
»Sand, Sonne, Meer, danach sehnt sich Blake, ich weiß es!«
»Thomas, ein Mann, der sein ganzes Leben in London zugebracht hat, der hält es in Felpham nicht aus. Die Einsamkeit ist zu groß! Er läuft auf deine Empfehlung hin jeden Tag zur Lady Hesketh, und dort lernt er das Trinken und noch andere Übel.«
»Für Blake gibt es keine Einsamkeit! Er bevölkert den Strand mit seinen Visionen! Die guten Geister strömen nach Felpham, um ihm ihre Aufwartung zu machen!«
»Großer Gott, es gibt in ganz London keine zehn Menschen, die Blake überhaupt kennen, und darunter ist kein einziger, der extra wegen ihm nach Felpham reist!«
»Doch, Liebste! Fuseli zum Beispiel und Varley! Aber ich spreche ja von den Geistern und nicht von Menschen!«
»Und ich spreche von Menschen und nicht von Geistern, Thomas! Mit Geistern möchte ich überhaupt nichts zu tun haben, ob sie gut oder böse sind: ich kann bei beiden nachts nicht schlafen. Schicke Blake ruhig nach Felpham, vielleicht folgen ihm dann alle Geister nach . . .«
»Ich muß auf das Kriegsministerium«, unterbrach sie der Mann, »entschuldige mich, mein Liebes!«
Varley ging nun, dicht am Hause, auf den Zehen, 150 denn aus dem Hause tönte ein einstimmiger Gesang, der Sänger war zweifellos Blake. Varley balancierte an das Fenster und spähte vorsichtig in das Wohnzimmer. Außer dem singenden Blake war niemand darin. Aber das war noch kein Beweis, daß Blake nicht doch Besuch hatte. Trotz allen ehrlichen Bemühungen war es Varley bisher noch nicht möglich gewesen, Geister zu sehen. Die Ursachen waren ihm unbekannt. Blake und Fuseli behaupteten, er sei zu groß und hauptsächlich viel zu dick, und in seiner Gegenwart hätten die Verstorbenen nicht Platz genug, um sich zu materialisieren. Gegen diese Behauptungen sprach die Tatsache, daß auch dem Maler Fuseli keine Geister erschienen, obwohl er klein und nicht übermäßig dick war. – Varley überlegte lange, ob er es wagen dürfe, den singenden Blake zu stören, und schließlich entschloß er sich, fortzugehen. Blake konnte unter Umständen sehr ungemütlich werden, und Varley war heute zu gut gelaunt, um an Streitigkeiten Gefallen zu finden. Da kam aus der Haustüre Frau Katherine Blake, und als sie Varleys ansichtig wurde, schlug sie vor Freude die Hände über dem Kopf zusammen.
»William wird sich furchtbar freuen, Sie zu sehen'.« rief sie, »er hat in den letzten Tagen oft von Ihnen gesprochen.«
»Hat er gestern von mir gesprochen, Frau Blake? Hat 151 er die Flammen aus den Fenstern schlagen sehen? Hoffentlich hat er sich nicht aufgeregt und sich um mich geängstigt. Ich war schon zwei Tage vorher aus London abgereist und wohne eben bei der Lady Hesketh. Die größten Flammen, die er gesehen hat, stammen von unbezahlten Rechnungen auf meinem alten Schreibtisch, der sicher wie Zunder gebrannt hat.«
»Ich verstehe Sie nicht, Herr Varley, William hat von keinem Brand gesprochen.«
»Gott sei Dank«, sagte Varley erleichtert, »ich hätte es mir aber auch denken können. William gibt sich mit einem gewöhnlichen Hausbrand nicht ab, er sieht nur wie Swedenborg ganze Städte in Brand stehen. Mein Haus in London ist nämlich abgebrannt, aber meine alte Haushälterin ist gerettet.«
»Das ist ja schrecklich, Herr Varley!«
»Gar nicht schrecklich, Frau Blake. Uranus hat mich schon vor zwei Monaten auf das Ereignis hingewiesen, und es ist auf die Minute pünktlich eingetroffen, wenn ich das William erzähle, wird er Augen machen. Was macht er eben? Singt er nicht?«
»Ja, Herr Varley, er hat Besuch von zwei Propheten!«
»Ich habe mir gedacht, daß er Besuch hat; deswegen wollte ich nicht stören!«
»Ich glaube, Sie können ruhig da bleiben, Herr Varley, wenn William singt, dann ist das ein Zeichen, daß die 152 Propheten gehen wollen, und er hofft sie durch seine Lieder noch einige Zeit zurückzuhalten. Manchmal, wie heute zum Beispiel, singen sie mit, und dann klingt der dreistimmige Gesang wunderschön.«
»Ich höre nur William singen«, meinte bekümmert Varley, »und wie steht es mit Ihnen, Frau Blake?«
»Ich bin auch noch nicht weitergekommen«, antwortete sie, »für eine Frau ist das wahrscheinlich noch schwieriger! William sagt, der dreistimmige Gesang klingt wunderschön.«
»Was singen sie eben?« frug Varley und legte seine Hand an das Ohr.
»Sein Lied, das er als vierzehnjähriger Knabe gedichtet hat. Es ist noch immer sein Lieblingslied, und die Dreie singen es immer wieder nach einer andern Melodie.«
»Ist das nicht das Lied, wo sich Phöbus schlecht aufführt? Wer sind die beiden Propheten?«
»Jesaias und Hesekiel, Herr Varley!«
»Und sie singen mit William zusammen ein Lied an den Gott Phöbus!«
»Das hätten sich die beiden alten Propheten zu Lebzeiten auch nicht träumen lassen. Die Toten ehren ihn, die Sterne neigen sich vor ihm, und die Tiere ziehen nachts durch das Land, um ihm am frühen Morgen zu huldigen. Aber von den lebenden Engländern kennen 153 ihn keine zehn Stück.«
»Es muß wohl so sein«, sagte Katherine Blake und neigte demütig den Kopf, umgrenzt von dem Heiligenschein der schweren Flechten. Aus dem Wohnzimmer klang das Lied, welches Blake als vierzehnjähriger Knabe geschrieben hatte:
Wie schwärmt' ich froh von Feld zu Feld Und nahm des Sommers Freuden mit, Bis ich den Fürst der Liebe traf, Der durch die Sonnenstrahlen glitt. |
|
Er wies mir Lilien für das Haar, Bot Rosen für die Stirne dar; Zeigt' mir den Garten wunderbar, Der voll von goldnen Schätzen war. |
|
Der Maitau macht die Schwingen naß, Phöbus spornt meinen heißen Sang; Er fing mich in das Seidennetz Und schloß mich in den gold'nen Zwang. |
|
Dann setzt er sich und hört mein Lied Und lacht mit mir und tanzt und spielt Und tupft an meinen Flügel hin Und – höhnt, daß ich gefangen bin. |
154 Wenn heute in Bristol eine sprechende Katze entdeckt wird, dann kommen schon nach einer Stunde die ersten fliegenden Reporter aus London. Die Rücksichtslosesten landen ohne Bedenken auf dem Dache des Hauses Lingeringstraße 44, und wenn das Dach unter zwei gleichzeitigen Notlandungen zusammenbricht, so trägt das zur Sensation bei, besonders wenn die Katze ohne Schaden bleibt. Sie selbst übernimmt dann an Stelle des schwer verwundeten Berichterstatters die Reportage und gestaltet die ganze Angelegenheit zu einer Meisterleistung der modernen Journalistik.
Gott sei Dank, man ist damals noch nicht so fix gewesen, sonst müßte diese Geschichte einen ganz andern Verlauf nehmen und dem Autor so viel Kopfzerbrechen machen, daß er sie lieber als Fragment in die Schublade legen würde.
Also, als Mister Punkey aus der Extrapost stieg, die Katze Betty in den Armen, stand kein Journalist in der Nähe. Auch kein Beamter des Tierschutzvereins, der sich der armen Gäule angenommen hätte, denn erst zwanzig Jahre später disputierte man in London mit aller Vorsicht über seine Notwendigkeit.
»Wie steht es mit dem Trinkgeld?« sagte der Postillion zu Mister Punkey, und kein Wort mehr, was mehr sagte, als wenn er eine lange Rede gehalten hätte. 155
»Sie sehen doch, daß ich meine Arme nicht frei habe«, antwortete Punkey, »außerdem bezahlt Sir Herbert Linlithgow alles.«
»Auch das Trinkgeld?« rief ihm der Postillion nach, stieg von dem Bock und sah sich nach einem Wirtshaus um. Er mußte verschiedene Mahlzeiten nachholen, zu denen er wegen der großen Eile nicht gekommen war.
Punkey stürmte mit der Katze im Arm in das Privatkabinett Sir Herbert Linlithgows und rief schon unter der Türe:
»Sir Herbert, hier ist sie! Die Geschichte ist viel besser verlaufen, als wir gedacht haben; ich hatte unheimlich viel Glück.«
»So ist es recht, junger Freund, Sie werden Karriere machen, wenn Sie Ihre Verdienste stets als Glück bezeichnen. Sie stoßen dadurch nie jemandem vor den Kopf, der überzeugt ist, daß sein Glück Verdienst ist, und der Meinung sind immer die Leute, die Einfluß auf Ihre Karriere haben. Ich ernenne Sie hiermit zum regulären Sekretär, Sie können das Wort Volontär fallen lassen!«
Bei diesen Worten ließ Punkey die Katze fallen, was aber schließlich einer Katze nicht schadet. Er sagte: »Sir Herbert, ich hange an dem Wort Volontär! Könnten Sie mich zum Volontär-Bevollmächtigten 156 machen? Man ist viel höflicher zu mir, wenn meinem Titel das Wort Volontär vorausgeht!«
»Sie sind doch ein Punkey und sogar noch von der älteren Linie? Genügt der Name nicht, daß man Ihnen gegenüber sofort höflich wird?«
»Aber das Wort ›Volontär‹ steht noch vor meinem Namen, Sir Herbert!«
Sir Herbert betrachtet Mister Punkey einen Augenblick sehr nachdenklich, dann meinte er:
»Ich glaube, ich habe mit der Erfindung dieses Wortes großes Unheil angerichtet. Alle faulen Menschen, deren Eltern Geld haben, werden dadurch in den kaufmännischen Beruf gedrängt, und die Gehaltseinsparung wird dadurch mehr als ausgeglichen. Aber das gilt nicht für Sie, Punkey, Sie sind ein fabelhafter Bursche, es gilt nur für Ihre Nachfolger. Wie haben Sie die Miß Dickens herumbekommen?«
»Gar nicht, Sir Herbert! Da mir Betty entgegengekommen ist und sofort fluchtbereit war, bin ich gleich mit ihr auf und davon.«
Sir Herbert Linlithgow sprang von seinem Sessel in die Höhe.
»Mann«, rief er, »Sie bringen mir die Katze ohne Einwilligung der Miß Dickens? Ich nehme alles zurück, was ich Ihnen an Liebenswürdigkeiten gesagt habe: Sie sind ein Volontär, wie wahrscheinlich alle andern 157 Volontäre sein werden. Miß Dickens wird in Ohnmacht fallen und dann eine Extrapost nehmen und mich in einen Skandal verwickeln, daß mir Hören und Sehen vergeht.«
Er lief aufgeregt an das Fenster, blickte hinunter auf die Straße und sah die Extrapost. Eines der ermüdeten Pferde hatte sich auf den Boden gelegt und wurde von einer sich stets vergrößernden Menschenmenge betrachtet.
»Was bedeutet das?« rief er.
»Sir Herbert, ich bin fast immer im Galopp gefahren, weil ich die gleichen Bedenken hatte wie Sie! Miß Dickens hat auf mich einen sehr energischen Eindruck hervorgerufen!«
Sir Herbert Linlithgow kehrte wieder zu seinem Sessel zurück und machte dort den Eindruck eines wirklich niedergeschlagenen Mannes. Das richtete den Volontär-Sekretär Punkey einigermaßen auf. Er sagte:
»Sir Herbert, es blieb mir wirklich nichts anderes übrig, als sofort die Flucht zu ergreifen, wie Sie das als letztes Mittel befohlen haben. Miß Dickens hatte sich schon an der Haustüre so unfreundlich über Sie geäußert, daß ich sofort das letzte Mittel in Betracht ziehen mußte.«
»Miß Dickens ist eine Dame, die am Anfang oft das Gegenteil von dem sagt, was sie am Ende allein für 158 richtig hält. Sie hätten so lange warten müssen.«
»Sie hat am Ende unserer kurzen Unterhaltung genau das gleiche gesagt wie am Anfang und hat noch hinzugefügt, daß Ihre Behauptungen, Sir Herbert, auf sie nicht den geringsten Eindruck machen, wenn sich nicht der Kriegsminister Lord Purple für die Wahrheit verbürgt.«
»Bei dieser Frau habe ich dreizehnmal den Tee getrunken!«
»Ich nur einmal, Sir Herbert, dann habe ich aber gemacht, daß ich fortkam.«
»Hier können Sie jetzt auch gehen«, sagte düster Sir Herbert, »und wenn Sie weiter erzählen, was Miß Dickens über mich zusammengelogen hat, dann ist Ihre Vertrauensstellung gefährdet!«
»Und selbst wenn sie die Wahrheit gesagt hätte, Sir Herbert, kein Wort kommt über meine Lippen! – Sir Herbert, noch eines: Betty ist leicht geniert und nur unter vier Augen gesprächig, dann aber sehr!«
»Auch das noch!«
»Ja, und noch eines, Sir Herbert: der Postillion wartet auf sein Trinkgeld!«
»Da kann er lange warten!«
»Das tut er gern«, antwortete der Volontär-Sekretär und hatte recht, denn der Postillion wartete auf sein Trinkgeld bis spät in die Nacht, und seine 159 Beharrlichkeit trug den Sieg davon.
Sir Herbert Linlithgow sah recht mitgenommen aus, als er sich endlich in seiner schön eingerichteten Junggesellenwohnung an den Kamin setzte und der Katze Betty in wohlgerundeten Worten mitteilte, was er, das Marine- und Armeewarenhaus und schließlich ganz England von ihrer Vaterlandsliebe erwarteten.
William Blake liebte es, seine schriftlichen Arbeiten in der Küche zu erledigen und die erlauchten Geister im Wohnzimmer zu empfangen. Aber unter den Geistern war eine ganze Anzahl, besonders diejenigen, die auf Erden eine militärische Rolle gespielt hatten, wie zum Beispiel Alfred der Große, Karl Martell und Francis Drake, der angeblich die Kartoffeln nach Europa brachte, welche sich in der Küche viel behaglicher fühlten als im Staatszimmer. Auch unter den Gelehrten waren einige, wie zum Beispiel der große Johnson, die in der dort herrschenden Unordnung erst richtig ihre Gedanken ordnen konnten. Vielen meiner noch lebenden Leser, die über dem Durchschnitt begabt sind, und das sind die meisten meiner Leser, wird es ganz ähnlich gehen. – Der Küchentisch war durch einen Kreidestrich in zwei Hälften geteilt. Auf der einen Hälfte standen die zum Kochen und Essen notwendigen Utensilien, auf der andern Hälfte lagen in einem 160 malerischen Durcheinander alle jene Gegenstände, die für die Erledigung der Korrespondenz und zur geistigen Notdurft unbedingt gebraucht werden. Wenn sich nun einer dieser großen Toten zu einem Plauderstündchen anmeldete, dann mußte William Blake lediglich mit dem Kopfe nicken, und Frau Katherine verließ sofort die Küche, um eine andere Arbeit im Garten oder vor der Haustüre aufzunehmen.
Wenn sie dann wieder zurückkehrte, hätte sich die Literatur weiter über die Kreidegrenze hinaus ausgedehnt, und es kam vor, daß Miltons »Verlorenes Paradies« auf der Bratpfanne lag und Blakes Gänsefeder im Schüttstein.
Blake beklagte sich sehr über das Temperament gewisser Besucher, die seine Geduld so arg auf die Probe stellten und seiner lieben Katherine soviel zusätzliche Arbeit machten. »Aber«, fügte er hinzu, »es sind fast ausnahmslos Leute, die zu ihren Lebzeiten ein gewichtiges Wort zu sprechen hatten und nun zähneknirschend zusehen müssen, wie ganz andere Leute unter den Toten zu Ehren kommen und sie selbst der Vergessenheit anheimfallen. Das tut weh!«
»Können denn die Geister mit den Zähnen knirschen?« frug dann Katherine, auf welche Frage William nicht nur keine Antwort gab, sondern grußlos die Küche verließ und längere Zeit am Strande spazieren lief. 161 Wenn er dann wieder zurückkam, war er die Freundlichkeit selber. –
Blake war heute in blendender Laune. Er hatte mit den beiden Propheten sein Jugendlied gesungen, und auch seine Hand war nicht untätig geblieben. Das Konterfei des Propheten Hesekiel lag beendigt vor ihm, und nun war er erfreut, daß ihm Katherine seinen Freund Varley zuführte, den er als Mensch und selbstlosen Bewunderer seiner Werke sehr schätzte.
Varley betrachtete die Zeichnung, die den Propheten Hesekiel darstellte, sehr lange und sagte dann:
»Die Zeichnung ist herrlich, William, aber ob sie ähnlich ist, das weiß ich nicht. – Als die Propheten fortgegangen sind, gingen sie durch die Gartentüre?«
»Nein, John, sie gingen regulär durch die Haustüre und ganz langsam. Sie wendeten sich sogar mehrmals um und winkten mir freundlich zu!«
»Ich habe mit deiner Frau vor der Haustüre gestanden und nichts gesehen, William! Warum ist es mir nicht möglich? Ist meine Sehschärfe zu gering? Bin ich zu einfältig?«
»Da hast du es, John, du bist nicht einfältig genug! ›Wenn ihr nicht seid wie die Kinder‹, soll Jesus gesagt haben, aber diese Worte sind nicht richtig übertragen worden. Jesus sagte: ›Wenn ihr nicht bleibet wie die Kinder!‹ Denn John, wer nicht mehr Kind ist, 162 aber mit Gewalt Kind sein will, ist nur kindisch.«
Varley senkte den Kopf:
»Dann wäre es für fast alle Menschen ausgeschlossen, in die Gemeinschaft der großen Geister zu kommen, in der du heute bist! Wie hätte ich mir die Kindlichkeit bewahren können? Meine Eltern sind sehr früh gestorben. Ich bin bei fremden Menschen aufgewachsen und mußte früh mein tägliches Brot verdienen. Ich wundere mich heute noch, daß ich nicht auf der Straße verschollen bin und Varley der Aquarellist wurde. Ich . . .«
Blake hatte seinen Arm um die Schultern Varleys gelegt, der gebückt vor seiner Teetasse saß und wirklich den Eindruck eines traurigen Elefanten machte. Blake lächelte:
»Man soll nicht gleich jede Rede mit ›ich‹ beginnen, John! Nur dem Kinde in seinem kindlichen Egoismus ist das gestattet.«
Varley richtet sich wie elektrisiert auf:
»Also bin ich durch meinen kindlichen Egoismus ein Kind und, ergo, sind meine Aussichten keineswegs so hoffnungslos, wie du sie hinstellst. Ich wäre auch nur verzweifelt, wenn mein Haus in Putney Hill nicht zur angesagten Zeit abgebrannt wäre.«
»Dein Haus in Putney Hill ist abgebrannt, Varley?«
»Ja, wenn dir die Umstände nicht bekannt sind, so 163 lasse sie dir von deiner Frau erzählen! Sie sind erfreulich für mich!«
»Und deine Pillen, sind sie mitverbrannt?«
»Wo denkst du hin? Ich habe den ganzen Vorrat stets bei mir. Hast du vielleicht welche notwendig?«
»Ja, Varley, ich bin von Tatenlust erfüllt, der Drang zur Arbeit reißt mich auseinander . . . Können deine Pillen meine Unternehmungslust auf das vernünftige Maß zurückführen?«
»Nein«, antwortete Varley, »meine Pillen haben nur positive Eigenschaften, und ich fürchte, daß ich für die andere Seite keine Abnehmer fände.«
»Kann ich Ihnen nicht behilflich sein?« frug er dann Frau Katherine, als sie die Teetassen spülte, »ich mache so etwas brennend gerne!«
»Wir haben nur vier Stück, und wenn du sie zerbrichst, können wir uns keine neuen kaufen!«
»Bin schon fertig«, sagte Frau Blake, stellte die Tassen auf ihre Hälfte des Küchentisches und zog die Küchenschürze ab.
Trotzdem stand Varley auf und schritt langsam an den Haken, wo die Schürze der Frau Katherine hing. Er band sie sich um und sah nun aus wie ein indischer Elefant, dem der Wärter ein großes Handtuch um den Hals gelegt hatte. Dann nahm er die vier Tassen, legte sie von neuem auf den Spülstein und wusch sie so 164 lange und sorgfältig, daß Frau Katherine in großer Angst war. Aber sie mußte zugeben, er verstand seine Arbeit.
»Ich habe das als Kind oft getan«, erzählte er dabei, »damals unter Tränen, ich habe eine abscheuliche Jugend gehabt und trotzdem . . . William, nimm doch meine Pillen, sie sind ausgezeichnet gegen den Jähzorn und fördern auch die Verdauung, und wenn du sie regelmäßig nimmst, so wirst du dich nie mehr im Leben aufregen, und auch alles andere verläuft glatt. Man soll die großen Leute nicht vor den Kopf stoßen, ich meine die mächtigen Leute, groß bin ich nämlich auch. Meine schlechten Geldverhältnisse haben mich immer gezwungen, liebenswürdig zu sein, und ich bin es auch heute noch, obwohl ich es, Gott sei Dank, nicht mehr so notwendig habe. Sieh, Blake, du solltest dich doch nicht auf die Dauer mit Hayley verfeinden! Er ist der bekannteste Verleger in London, verfügt hier in der Grafschaft über einen großen Anhang, und wenn du fortfährst, bösartige Epigramme gegen ihn zu schreiben, von deren Wahrheit nur Fuseli und ich durchaus überzeugt sind und der Oberstleutnant aus dem Grunde . . .«
»Hast du dir nur aus diesem Grunde die Küchenschürze meiner Frau angelegt und dich an den Spülstein gestellt, um mir von dort aus Albernheiten zu sagen? 165 Hayley ist ein Ignorant, ein sentimentaler Schwätzer!«
»Eben deswegen, William! Er ist ein Schwätzer, und er wird mit Tränen in der Stimme der ganzen Welt erzählen, daß du damals eine Hoffnung warst und nun eine große Enttäuschung bist, und alle werden ihm glauben, außer Fuseli und mir. Und was dann?«
»Ja«, meinte Frau Katherine, »Varley hat recht. Du solltest zu Hayley gehen und ihm wenigstens sagen, daß deine Verse nicht bös gemeint sind.«
»Niemals!« schrie Blake, »niemals! Sollen sie mich eine Enttäuschung nennen, sollen sie mich totschweigen! Ich werde dann leben, wenn sie alle vergessen sind.«
»Dann wirst du leben, William«, sagte Katherine und strich ihrem Manne über die feuchte Stirne, »aber von was sollen wir jetzt leben?«
»Ganz richtig, Frau Blake«, rief Varley und warf ihr für diese Unterstützung einen dankbaren Blick zu. Dabei fiel ihm aber die letzte, eben abgetrocknete Teetasse aus der Hand und zerschellte auf dem Boden. Varley hatte versucht, die fallende Teetasse weiter unten wieder aufzufangen, was ihm aber nicht glückte. Nun saß er auf dem Küchenboden wie ein mächtiges Trauermonument, aufgerichtet zum Andenken an eine dünne, zerbrochene Teetasse.
Der Anblick vertrieb jede Wolke von der Stirne Blakes. »Gib dem Kinde die zwei Blechteller, oben im Schrank, 166 sie sind unzerbrechlich«, rief er und lachte fröhlich. Und während Varley unter Seufzen und Wehklagen die Scherben aufsammelte, saß er am Tisch und sang das Lied von der kindlichen Freude:
»Meinen Namen kenn' ich nicht: Bin erst zwei Tage alt.« Sag', wie nenn' ich dich? »Ich bin so glücklich, Freude heiße ich!« »Süße Freude überrenne dich!« Schöne Freude, Süße Freude, erst zwei Tage da! Süße Freude nenn' ich dich: Sieh, du lächelst ja! Derweilen singe ich: Süße Freude überrenne dich! |
»Varley, wenn wir bleiben wie die Kinder, dann ist das Himmelreich unser!« 167