William Shakespeare
Verlorene Liebesmüh
William Shakespeare

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Fünfter Aufzug.

Erste Scene.

Vor dem Zelte der Prinzessin. (Die Prinzessin und ihre Damen treten auf.)

Prinzessin. Kinder, man macht uns reich, bevor wir reisen,
Wenn Angebind' in solcher Fülle kommen;
Ein Fräulein, eingefaßt in Diamanten!
Seht, was mir sandte der verliebte Fürst.

Rosaline. Kam sonst, Prinzessin, nichts mit dem Geschenk?

Prinzessin. Nicht andres? Ja, so viele Liebesreime,
Als nur ein ganzer Bogen in sich faßt:
Zwei Seiten, eng geschrieben, Rand und alles,
Und Amors Bild ins Siegelwachs gedrückt.

Rosaline. So kam der kleine Gott einmal ins Wachstum,
Der seit fünftausend Jahren blieb ein Knabe.

Katharine. Ja, und ein arger Galgenschelm dazu.

Rosaline. Ihr seid ihm gram, er tötet' eure Schwester.

Katharine. Er machte sie schwermütig, trüb und ernst,
Und also starb sie; war sie leicht wie ihr,
So lust'gen, muntern, flatterhaften Sinnes,
Großmutter konnt' sie werden, eh' sie starb:
Und ihr wohl auch, denn leichtes Herz lebt lang'.

Rosaline. Wollt ihr das dunkle leicht uns nicht erleuchten?

Katharine. Leicht zündend Licht in einer dunkeln Schönheit.

Rosaline. Das Licht, das ihr uns ansteckt, brennt noch dunkel.

Katharine. Es möcht' euch brennen, wenn ich's heller putzte;
Drum lassen wir die Sache nur im Dunkeln.

Rosaline. Was ihr auch immer thut, ihr thut's im Dunkeln.

Katharine. Ihr seid zu leicht, drum scheut ihr nicht das Licht.

Rosaline. Ich wiege nicht, was ihr, drum bin ich leicht.

Katharine. Was wiegt ihr denn? Ich weiß von keiner Wiege!

Rosaline. Nun freilich, eure Worte wägt ihr nicht.

Prinzessin. Recht hübsch gespielt; der Ball flog hin und her.
Doch Rosalin', auch ihr bekamt was Hübsches,
Wer sandt' es, und was ist's?

Rosaline.                                       Ich wollt', ihr wüßtet's;
Wär' mein Gesicht so hübsch nur, als das eure,
Gleich Hübsches hätt' ich dann, bezeug' es dies.
Ja, Verse hab' ich auch, Dank Herrn Biron;
Die Füße richtig, ging er nicht darauf
Zu weit, ich wär' der Erde schönste Göttin,
Denn er vergleicht mich zwanzigtausend Schönen
O, mein Gemäld' entwarf er in dem Brief!

Prinzessin. Und malt er gut?

Rosaline. O ja, des Briefs Buchstaben, nicht mein Lob.

Prinzessin. So schön, wie Tinte! Trefflicher Vergleich! –

Katharine. Schwarz, wie das große R im Vorschriftbuch!

Prinzessin. Doch was hat euch Freund Dumain zugesandt?

Katharine. Den Handschuh da.

Prinzessin.                                   Wie, nur für eine Hand?

Katharine. O! Nein, ein Paar; um mich zu langeweilen,
Schrieb er zehntausend schäferhafte Zeilen,
Voll Uebertreibung, Schwulst und Heuchelei;
Schlecht abgefaßt; vollkommne Stümperei.

Maria. Dies und die Perlenschnur schickt Longaville,
In jedem Dutzend Worte zwölf zu viel.

Prinzessin. Gewiß, mit dieser Sendung steht es schief;
Warum nicht läng're Kett' und kürzern Brief?

Maria. Das war ein Wort an Füll' und Inhalt tief.

Prinzessin. Wie klug, die Liebenden so zu verlachen!

Rosaline. Wie dumm, daß sie erkaufen schwer dies Lachen!
Dem Biron will ich schlimme Händel machen.
O hätt' ich auf acht Tag' ihn nur gefangen,
Er sollte kriechen, wedeln, betteln, bangen,
Nach Stund' und Zeit und Wink sich drehn und wenden.
In leeren Reimen seinen Witz verschwenden,
Mir Sklavendienste thun aus aller Macht,
Stolz, daß er stolz mich Höhnende gemacht:
So wundergleich beherrschte mein Gebot ihn,
Daß er als Narr mir folgte, der Despotin.

Prinzessin. So fest sitzt keiner, ward er erst gefangen,
Als der aus Witz in Thorheit eingegangen.
Thorheit, in Weisheit ausgebrütet, stützt
Auf Weisheitsgrund sich, und die Schule nützt,
Daß Anmut, Witz, all die gelehrten Gilden
Vollständig den anmut'gen Narren bilden.

Rosaline. Nie brennt der Jugend Blut so wild empört
Als strenger Ernst, wenn Mutwill' ihn bethört.

Maria. Thorheit der Narr'n ist minder scharf geprägt,
Als Narrheit, die im weisen Mann sich regt;
Denn alle Kraft des Witzes muß ihm nützen,
Auf Scharfsinn seine Albernheit zu stützen.

(Boyet kommt.)

Prinzessin. Seht Boyet! Freude strahlt in seinen Zügen!

Boyet. O, dem Gelächter muß ich fast erliegen!

Prinzessin. Was bringst du?

Boyet.                                       Jetzo gilt es, schnell verschanzt,
Verteidigt euch; Geschütz ist aufgepflanzt,
Und eurem Frieden gilt's, man will euch haschen,
Durch Liebesargument' euch überraschen;
Nun mustert euern Witz in Reih' und Glied,
Wo nicht, verhüllt euch feig das Haupt und flieht.

Prinzessin. Sankt Amor wider Sankt Denys im Bunde?
Wer stürmt die Bresche denn! Spion, gib Kunde!

Boyet. Im kühlen Schatten, unter Feigenbäumen,
Wollt' ich ein halbes Stündchen schlummernd träumen,
Als, sieh! zu stören die ersehnte Ruh',
Gewandelt kam grad' aus den Schatten zu
Der König und sein Anhang. Ich sogleich
Verbarg mich in ein nachbarlich Gesträuch;
Und jetzt vernehmt, was ich daselbst vernommen:
Sie werden gleich verkleidet zu euch kommen.
Ihr Herold ist ein hübscher Schelm von Knaben,
Dem sie die Botschaft eingetrichtert haben;
Sie ließen ihn Accent und Ton studiren,
So mußt du reden! So den Arm regieren!
Doch gleich im Augenblick die Furcht erwächst,
Der Hoheit Anblick bring' ihn aus dem Text:
Denn, spricht der Fürst, du wirst 'nen Engel schaun,
Doch fürchte nichts, sprich kühnlich mit Vertraun.
Der Junge ruft: das macht mir keinen Zweifel,
Ich hätte mich gefürchtet, wär's ein Teufel.
Ein jeder klopft die Schulter ihm und lacht,
Was dreister noch den dreisten Buben macht.
Der rieb den Arm sich so, und grinst' und schwur,
So artig sprach noch keine Kreatur;
Der, mit dem Daum und Finger schnalzend, rief:
Frisch durch den Strom! und wär' er noch so tief!
Der dritte tanzt' und sprach: gewonnen Spiel!
Der vierte dreht' sich auf der Fers' und fiel;
Und somit taumeln alle hin ins Gras,
So tief und stürmisch lachend ohne Maß,
Daß, wie den tollen Anfall zu bekämpfen
Plötzliche Thränen ihre Thorheit dämpfen.

Prinzessin. Wie so? Wie so? So kommen sie heran?

Boyet. Ja wohl! Ja wohl! Und stattlich angethan
Als Moskoviten oder Russen; dann
Wird man beteuern, schmeicheln, tanzen, schwören,
Und jeder seine Liebesglut erklären
Der eignen Dame, die er leicht erkannt
Am eignen Schmuck, den er an sie gesandt.

Prinzessin. So leicht, ihr Herrn? Das möchte noch sich fragen:
Denn, Kinder, Masken laßt uns alle tragen,
Und keinem der verliebten Schar vergönnen,
Das Antlitz seiner Schönen zu erkennen.
Wart, Rosaline, nimm mein Kleinod hier,
Dann schwört der Fürst als seiner Liebsten dir.
Dich, Freundin, schmücke meins, und mich das deine,
Daß ich Biron als Rosalin' erscheine.
Und ihr auch tauscht die Zeichen; falsch belehrt
Irrt jeder Paladin und wirbt verkehrt.

Rosaline. Nun gut; tragt eure Pfänder recht zur Schau.

Katharine. Allein wozu der Tausch, zu welchem Zweck? –

Prinzessin. Der Zweck des Plans ist, ihren Plan zu stören.
Sie spotten unser nur, die Freier keck,
Und Spott für Spott, das ist allein mein Zweck.
Hat jeder heut sein Herz der falschen Göttin
Recht insgeheim enthüllt, so trifft Gespött ihn,
Wenn wir das nächstemal uns wiedersehn,
Und unverlarvt uns gegenüberstehn.

Rosaline. Wenn sie zum Tanz uns fordern, weigerst du's? –

Prinzessin. Ums Himmels willen, rührt mir keinen Fuß!
Auch auf die schwülst'gen Verse gebt nicht acht,
Und während man sie spricht, seht weg und lacht.

Boyet. Solche Verachtung bringt den Redner um,
Raubt das Gedächtnis ihm und macht ihn stumm.

Prinzessin. Drum thu' ich's auch; kam einer erst heraus,
Der andern Weisheit, hoff' ich, bleibt zu Haus.
Das nenn' ich Spaß, wenn Spaß den Spaß vertreibt.
Der ihre weicht, das Feld dem unsern bleibt;
So triumphiren wir, sie müssen fliehn,
Und wohl verspottet ihres Weges ziehn.

(Trompeten.)

Boyet. Musik! Verlarvt euch, die Verlarvten nahn.

(Die Damen maskiren sich)(Es treten Mohren auf mit Musik. Hierauf der König, Biron, Longaville und Dumain, als Moscoviter verkleidet; Motte, Musikanten und Gefolge.)

Motte. Heil euch, ihr Schönheitreichsten dieser Erde!

Biron. Schönheiten, reicher nicht, als reicher Taft!

Motte. O heiligster Verein holdsel'ger Damen,
        (Die Damen drehen ihm den Rücken zu.)
Der je die Rücken wandt' auf Männeraugen, –

Biron. Die Blicke, Bursch, die Blicke.

Motte. Der je die Blicke wandt' auf Männeraugen, –
Aus . . .

Boyet. Aus ist es, allerdings.

Motte. Aus eurer Gnadenfülle gönnt, ihr Engel,
Nicht anzuschaun, –

Biron.                               Uns anzuschaun, du Schlingel.

Motte. Uns anzuschaun mit Augen Glanz umfunkelt. –

Boyet. Ihr habt das Epithet nicht gut gewählt;
Ich rat' euch, nennt es Augen ganz umdunkelt.

Motte. Sie hören nicht, das bringt mich ganz heraus!

Biron. Das nennst du Zuversicht? Geh fort, du Knirps!

Prinzessin. Was wünschen diese Freunde? Fragt, Boyet;
Wenn unsre Sprache sie verstehn, so laßt sie
Mit schlichtem Wort vortragen ihr Gesuch:
Fragt, was man will.

Boyet.                               Was sucht ihr bei der Fürstin?

Biron. Nur ihren Gruß und gnädigen Empfang.

Rosaline. Was fordern sie?

Boyet. Nur euern Gruß und gnädigen Empfang.

Rosaline. Ei nun, den haben sie; so heißt sie gehn.

Boyet. Sie sagt, den habt ihr, könnt nun wieder gehn.

König. Sag ihr, wir maßen vieler Meilen Raum,
'nen Tanz mit ihr auf diesem Gras zu messen.

Boyet. Er sagt, sie maßen vieler Meilen Raum,
'nen Tanz mit euch auf diesem Gras zu messen.

Rosaline. Ei, nicht doch! Fragt, wie viele Zoll sie rechnen
Auf jede Meile? Wenn sie viele maßen,
So ist das Maß von einer bald gesagt.

Boyet. Durchmaßt ihr Meilen, um hieher zu kommen,
Und viele Meilen, fragt die Fürstin euch,
Wie viele Zoll in einer Meil' enthalten?

Biron. Sagt ihr, wir maßen sie mit müden Schritten.

Boyet. Sie hört euch selbst.

Rosaline.                               Und wie viel müde Schritte
Von all den müden Meilen, die ihr gingt,
Habt ihr gezählt im Wandern einer Meile?

Biron. Wir zählen nichts, das wir für euch verwenden.
So reich ist unsre Pflicht, so unbegrenzt,
Daß wir Beschwer niemals in Rechnung stellen.
Begnadigt uns mit eurem Sonnenantlitz,
Daß wir, gleich Wilden, ihm Anbetung zollen.

Rosaline. Mein Antlitz ist nur Mond, den Wolken decken.

König. Glücksel'ge Wolken! Reizendes Verstecken! –
So woll', o Glanzmond, samt den Sternen scheinen
(Und wolkenfrei) auf unsrer Augen Weinen.

Rosaline. O mattes Bitten! War ein Wunsch je blasser?
Du flehst um etwas Mondenschein im Wasser.

König. Mögt ihr ein Aufundniedergehn uns schenken
Für unsern Tanz? Der Wunsch kann euch nicht kränken.

Rosaline. So spiele denn, Musik! Auf, eilt euch, munter: –
Nein, still, kein Tanz mehr, denn der Mond ging unter.

König. Nun, tanzt ihr nicht? Was hat euch so verletzt?

Rosaline. Erst war ich Vollmond, letztes Viertel jetzt.

König. Doch immer ihr der Mond und ich der Mann:
Noch tönt die Melodie, laß dich bewegen! –

Rosaline. Sie rührt mein Ohr! –

König.                                           Laß auch den Fuß sich regen!

Rosaline. Reicht uns die Hand, mit Fremden dünkt uns Pflicht
Nicht allzu spröde sein: – Wir tanzen nicht.

König. Und gebt die Hand?

Rosaline.                               Als Abschiedsgunstbezeugung.
Der Tanz ist aus, nun macht die Schlußverbeugung.

König. Nur noch zwei Takte; schließen wir den Kreis! –

Rosaline. Nein, mehr bekommt ihr nicht um diesen Preis.

König. Nennt selbst ihn: welcher Preis kauft euer Bleiben?

Rosaline. Eu'r Weggehn.

König.                                   Nein, der ist nicht aufzutreiben!

Rosaline. Dann kauft ihr nichts. Viel Grüß', ihr fremden Schwalben.
An eure Masken zwei, euch selbst 'nen halben.

König. Wollt ihr nicht tanzen, plaudern wir so mehr.

Rosaline. Dann insgeheim.

König.                                   Das grade freut mich sehr.

(Sie gehen vorüber und reden leise.)

Biron. Weißhändig Kind, ein süßes Wort mit dir! –

Prinzessin. Milch, Honig, Zucker, Feigen, das sind vier.

Biron. Zum Naschen hab' ich Meth, Sekt, Malvoisier,
Die drei im Trumpf gespielt sticht eure vier.

Prinzessin. So will ich nicht auf As und König warten,
Ich trau' euch nicht, ihr spielt mit falschen Karten.

Biron. Ein Wort geheim!

Prinzessin.                       Kein süßes!

Biron.                                                     Ein betrübtes.

Prinzessin. Das ist zu bitter.

Biron.                                       Nun, ich denk', ihr liebt es.

(Sie gehen vorüber.)

Dumain. Laßt euch erbitten! Wechseln wir ein Wort! –

Maria. Nennt's!

Dumain.             Schöne Lady.

Maria.                                       Wirklich? Schöner Lord,
Das für die schöne Lady.

Dumain.                                 Gönnt dem Flehn
Nur eins noch insgeheim, dann will ich gehn.

(Sie gehen vorüber.)

Katharine. Habt ihr 'ne Mask', und gingt der Zunge quitt?

Longaville. Ich weiß, mein Fräulein, eurer Frage Grund.

Katharine. O schnell, ich bin begierig, teilt ihn mit! –

Longaville. Zwei Zungen, schönes Kind, führt ihr im Mund:
Zeig' ich euch wo, laßt mir den Vorrat halb.

Katharine. Sprecht ihr von wo? In Frankreich heißt's ein Kalb.

Longaville. Ein Kalb heißt Lady?

Katharine.                                     Nein, ein Mylord Kalb.

Longaville. Wir teilen uns das Wort.

Katharine.                                           O nein, nichts halb! –
Es bleibt euch, tränkt's und zieht's als Ochsen groß.

Longaville. Der Spott gab selber euch den schlimmsten Stoß:
Ihr weissagt Hörner, Fräulein? Ist das ehrlich? –

Katharine. So sterbt als Kalb, dünkt euch der Schmuck gefährlich.

Longaville. Doch eh' ich sterb', ein Wort mit euch allein.

Katharine. Blökt nicht zu laut, der Metzger hört euch schrein.

(Sie gehen vorüber.)

Boyet. Schalkhafter Mädchen Zunge kann zerschneiden,
Wie allerfeinst geschliffner Messer Klingen,
Das kleinste Haar, das kaum zu unterscheiden;
Den tiefsten Sinn des Sinns geschickt durchdringen,
Auf Flügeln stürmt ihr Witz durch alle Schranken,
Schneller als Kugeln, Sturmwind, Blitz, Gedanken.

Rosaline. Kein Wort mehr, Kinder, schon verstrich die Zeit.

Biron. So ziehn wir ab, von Spott und Hohn zerbläut! –

König. Kommt! Wer euch naht, einfält'ge Kinder sieht er.

Prinzessin. Zwanzig Adieus, ihr frost'gen Moskoviter! –

Prinzessin. Ist das der Witzbund, den die Welt so preist?

Boyet. Kerzen sind sie, und ihr bliest aus ihr Licht.

Rosaline. Ins Auge fällt ihr Witz, grob, derb und feist.

Prinzessin. O schwacher Witz! Erwürgt vom Spottgericht!
Ach, daß sich keiner nur vor Abend hänge!
Nie dürfen sie mehr unmaskirt erscheinen.
Biron, dem Dreisten, rissen alle Stränge!

Rosaline. Sie waren sämtlich nahe dran zu weinen.
Der König hätt' in Ohnmacht bald gelegen.

Prinzessin. Biron kam fast vor heft'gem Schwören um.

Maria. Dumain bot sich zum Dienst und seinen Degen;
Non, sagt' ich, point: gleich war mein Diener stumm.

Katharine. Longaville sprach, sein Herz halt' ich gepreßt, –
Ich sei, was meint ihr?

Prinzessin.                         Ein Polyp im Herzen?

Katharine. Wahrhaftig, ja!

Prinzessin.                           Geh, schlimmer du als Pest!

Rosaline. Traun! simple Bürger hört' ich besser scherzen.
Doch denkt, mir hat der König Treu geschworen.

Prinzessin. Und Birons Geist hat nur für mich noch Raum.

Katharine. Lord Longaville ward nur für mich geboren.

Maria. An mir hält Dumain fest, wie Rind' am Baum.

Boyet. Fürstin und holde Dämchen, glaubt es mir,
Nicht lange währt's, so sind sie wieder hier,
In eigner Form: ihr mögt mir fest vertraun,
Sie werden nicht so herben Spott verdaun.

Prinzessin. Sie wiederkommen?

Boyet.                                             Ja, mit Freudensprüngen,
Wie lahm gebläut sie auch von dannen gingen;
Drum, die Geschenke tauscht, und kommen sie,
Erblüht wie Rosen in des Sommers Früh'.

Prinzessin. Wie, blühn? Sprich deutlich, ohne diese Possen.

Boyet. Maskirte Fraun sind Rosen unerschlossen,
Doch ohne Maske gleich Damaskus Rosen,
Entwölkte Engel, die mit Blüten kosen.

Prinzessin. Fort mit dir, Unverstand! Was soll geschehn,
Wenn wir sie ohne Masken wiedersehn?

Rosaline. Folgt meinem Rat, o Fürstin, und ihr Schönen,
Laßt uns erkannt, wie unerkannt, sie höhnen.
Wir klagen, welch ein Spuk uns heimgesucht,
Den Moskoviter albern hier versucht;
Fremd thun wir, fragen, wer die Narr'n gewesen,
Die all den schalen Wortkram auserlesen;
So schlechten Prologus, so garst'ge Tracht
Als Fastnachtspiel vor unser Zelt gebracht.

Boyet. Fräulein beiseit', der Feind ist in der Nähe.

Prinzessin. Husch, eilt ins Zelt, wie aufgescheuchte Rehe.

(Die Damen gehen ab.)(Es treten auf der König, Biron, Longaville und Dumain in ihrer eigenen Tracht.)

König. Gott grüß' euch, schöner Herr, wo ist die Fürstin?

Boyet. In ihrem Zelt. Gefällt's Eu'r Majestät,
Mir euern Auftrag gnädig zu vertraun?

König. Ersucht sie um Gehör nur auf ein Wort.

Boyet. Das thu' ich; und auch sie wird's thun, Mylord.

Biron. Der gute Freund pickt Witz, wie Tauben Spelt,
Und gibt ihn von sich, wie es Gott gefällt.
Er ist ein Witzhausirer, kramt ihn aus
Auf Kirmeß, Jahrmarkt, Erntebier und Schmaus;
Und uns Großhändlern will es nicht gelingen,
Die Ware so geschickt in Kurs zu bringen.
Die Mädel kann er an den Aermel schnüren,
Als Adam würd' er Eva selbst verführen;
Er schneidet vor, er lispelt, thut galant;
Er war's, der fast sich weggeküßt die Hand;
Er, aller Moden Affe, Prinz Manierlich,
Wenn er im Brettspiel würfelt, flucht er zierlich
Mit feinster Auswahl; ja er singt Tenor
Im Chor mit Glück; und stellt er Jemand vor,
Das thu' ihm einer nach! Er heißt »der Süße«,
Die Trepp', ersteigt er sie, küßt ihm die Füße;
Er lächelt, wie das Blümchen, jeden an,
Und zeigt geschickt den elfnen, weißen Zahn;
Wer ihn vergaß, nennt noch im Todesbett
Ihn mind'stens »honigzüngiger Boyet«.

König. Auf seine Honigzung' ein Dutzend Blattern! –
Armados Pagen stört allein sein Schnattern! –

(Die Prinzessin, Rosaline, Maria, Katharine, Boyet und Gefolge treten auf.)

Biron. Da kommt er. Courtoisie, was war dein Thun,
Eh' dieser Mensch dich annahm? Und was nun?

König. Holdsel'ge Fürstin, Heil und Segen viel!

Prinzessin. Viel Heil und Segen? – Konnten sie nicht stehn? –

König. Lenkt nicht mein Reden ab von seinem Ziel! –

Prinzessin. So wünscht geschickter; gern lass' ich's geschehn.

König. Wir kommen zum Besuch und sind bereit
Euch einzuführen in der Hofburg Hallen.

Prinzessin. Ich bleib im Zelte, bleibt auch ihr im Eid,
Am Treubruch hat nicht Gott noch ich Gefallen.

König. Laßt nicht, was ihr verschuldet, mich entgelten,
Die Tugend eures Augs bricht meinen Schwur.

Prinzessin. Nennt's Tugend nicht! Das Laster müßt ihr schelten,
Denn Treu' und Eide bricht das Laster nur.
Vernehmt, bei meiner Jungfraunehre, rein
Wie fleckenlose Lilienblüten, schwör' ich,
Und sollt' ich dulden alle Qual und Pein,
Nie eures Hauses Gast zu sein gewähr' ich,
So sehr empört mich's, brecht ihr jenen Eid,
Den ihr dem Himmel lautern Sinns geweiht.

König. Wie in der öden Wüste wohnt ihr hier,
Einsam, verlassen, sehr zu unsrer Schmach.

Prinzessin. Dem ist nicht so, mein König, glaubt es mir,
Anmut'ger Scherz und Kurzweil folgt uns nach;
Noch eben sahn wir edle Russen vier.

König. Wie, Fürstin, Russen? –

Prinzessin.                                 Allerdings, Mylord;
Schmuck und galant, voll Anstand und Manier.

Rosaline. Sprecht wahr, Prinzessin; 's ist nicht so, Mylord:
Die Fürstin, nach dem Modeton der Zeit,
Lobt über die Gebühr aus Höflichkeit.
Uns vier, mein Fürst, besucht ein Viergespann
Von Russen, wohl ein Stündchen hört ich's an;
Man sprach gar viel und schnell, und in der Stunde
Kam nicht ein kluges Wort aus ihrem Munde.
Ich will sie Narr'n nicht nennen, doch das weiß ich,
Sind sie beim Glas, so zechen Narren fleißig.

Biron. Der Spaß bedünkt mich trocken. – Schönste Fraun,
Eu'r Witz macht Weisheit schal, denn wenn wir schaun
Der Sonne Glut mit Augen noch so hell,
Wird Licht uns Nacht; so scharf, so fein und schnell
Sprüht euer Geist, daß seiner Blitze Flammen
Weisheit als schal, Reichtum als arm verdammen.

Rosaline. Dann seid ihr weis' und reich; denn seh' ich recht, –

Biron. Bin ich ein Narr, ein ganz armsel'ger Knecht.

Rosaline. Ihr nahmt, was euer nur, sonst würd' ich schmählen;
Ist's recht, das Wort vom Mund uns wegzustehlen? –

Biron. O, ich bin eu'r, samt allem, was ich habe.

Rosaline. Der ganze Narr? –

Biron.                                       Wollt ihr noch größre Gabe?

Rosaline. Sagt, welche Maske war's, die ihr geborgt? –

Biron. Wo? Welche? Wann? Wozu die Frag' an mich?

Rosaline. Dort; jene; dann; der müß'ge Ueberbau,
Der Schlechtes barg, und Bess'res trug zur Schau.

König. Wir sind durchschaut, sie spotten uns zu Tode.

Dumain. Gestehn wir's nur, und wenden's noch zum Scherz! –

Prinzessin. Ihr seid bestürzt? Ist euch nicht wohl, mein König? –

Rosaline. O reibt die Schläfen ihm! Wie seht ihr blaß! –
Seekrank vielleicht, da ihr von Moskau schifftet? –

Biron. Die Straf' hat unser Meineid uns gestiftet!
Das kann nur tragen eine Stirn von Erz! –
Hier steh' ich: wirf den Pfeil mit Spott vergiftet,
Mit Hohn zermalmend töte mich dein Scherz;
Dein mächt'ger Geist zertrümmre mich in Scherben,
Mein Stumpfsinn sei durchbohrt von deinem Schwert!
Ich werde nie als Russe um dich werben,
Nie wieder sei ein Tanz von dir begehrt;
Nie auf geschriebne Reden mehr vertrau' ich,
Noch auf Geplapper knabenhafter Zungen;
Nie mehr verlarvt auf schöne Frauen schau' ich,
Noch fleh' in Reimen, wie sie Blinde sungen.
Fort, tafftne Phrasen, Klingklang schwacher Dichter,
Hyperbeln, superfein, geziert und schwirrend,
Fort, seidner Bombast, Schmetterlings Gelichter,
Das Grillen mir gebrütet, sinnverwirrend;
Euch meid' ich; bei dem Handschuh hier, dem weißen!
(Wie weiß die Hand sein mag, weiß Gott allein)
Künftig sei schlicht mein Werben und Verheißen;
Nimm, Grete, dann den Hans, der brav und jung,
Mit hausgebacknem Ja, und derbem Nein;
Sein Herz ist fest und senza Riß und Sprung.

Rosaline. Kein senza bitt' ich.

Biron.                                           Ei, noch hab' ich Hang
Zur alten Wut; ertragt mich, ich bin krank;
Nur allgemach kommt Bess'rung. Wie's auch sei,
Schreibt, »Herr, von Pest erlös' uns« auf die drei,
Denn sie sind angesteckt; sie mußten saugen
Das böse Gift aus euern schönen Augen.
Die Ritter traf's, euch wird es auch erreichen;
Tragt ihr nicht schon verhängnisvoll die Zeichen? –

Prinzessin. Nein, frei sind, die die Zeichen uns beschert!

Biron. Wir sind verurteilt, konfiszirt, zerstört.

Rosaline. Da seht, wohin ein bös Gewissen führt! –
Ihr klagt, und nennt euch jetzt schon kondemnirt? –

Biron. O traut ihr nicht, sie wird durch nichts gerührt! –

Rosaline. Wollt ihr, daß ich die Rührung so verschwende? –

Biron. Sprich immerzu, mein Scharfsinn ging zu Ende.

König. Lehrt, holde Jungfrau, wie solch schwer Vergehn
Entschuldigt sei?

Prinzessin.                 Am schönsten durch Gestehn.
Wart ihr nicht eben hier in fremder Tracht? –

König. Ja, Fürstin.

Prinzessin.             Und ihr kamt mit Vorbedacht? –

König. Ja, schöne Herrin.

Prinzessin.                         Nun dann, ohne Scheu,
Was schwurt ihr eurer Dame? sagt es frei!

König. Daß nichts auf Erden meiner Liebe gliche!

Prinzessin. Und glaubt sie's euch, so laßt ihr sie im Stiche.

König. Auf meine Ehre, nein.

Prinzessin.                               Still, nur kein Schwören;
Meineid'ge können nicht durch Eid bethören.

König. Brech' ich den Schwur, straft mich, wie ich's verdiene!

Prinzessin. Das will ich, drum bewahrt ihn: – Rosaline,
Was flüsterte der Russe dir ins Ohr? –

Rosaline. Er sagte mir viel süße Dinge vor,
Wie er mich höher schätz' als alle Welt,
Als Aug' und Licht; und schloß, ein treuer Werber,
Verschmäht' ich ihn, dann als mein Ritter sterb' er.

Prinzessin. Gott schenk' dir Glück mit ihm; der edle Lord,
Recht königlich behauptet er sein Wort.

König. Wie meint ihr das? Auf Ehr' und Redlichkeit,
Nie schwur ich dieser Dame solchen Eid.

Rosaline. Gewiß, ihr schwurt; ihr schient so fromm und bieder,
Und schenktet mir dies Pfand; hier habt ihr's wieder.

König. Der Fürstin bot ich Treu' und Unterpfand,
Ich hatt' am Aermelgoldreif sie erkannt.

Prinzessin. Verzeiht, sie trug die Diamantenschnur,
Und mein ist Herr Biron, Dank seinem Schwur.
Wollt ihr mich selbst? Wollt ihr die Perlenbinde?

Biron. Von beiden keins, fahr hin mit günst'gem Winde! –
Nun wird mir's klar, ihr hattet ausgeheckt,
Nachdem man euch verriet, was wir versteckt,
Uns auszupfeifen wie 'nen Christnachtschwank.
Ein Klatschheld nun, ein Geck, ein Saltimbank,
Ein Tellerjunker, Witzbold, Charlatan,
Ein Harlekin, ein schmeid'ger Gliedermann,
Der sein Gesicht in Falten alt gelächelt,
Der, wenn sie winkt, der gnäd'gen Dame fächelt,
Und jede lust'ge Frau zu lachen macht,
Er lauscht' es ab und hat es ausgebracht.
Die Damen tauschten die Geschenk', und wir
Getäuscht vom Zeichen, huldigten der Zier.
Nun schreckt uns neuen Meineids grause Irrung,
Vorsätzlich erst, und diesmal durch Verwirrung,
Wer uns den Spaß verdarb, ihr wart's allein,
Der uns verführt, noch einmal falsch zu sein.
Ihr seid der Schönen ew'ger Blumenstreuer,
Meßt ihren Fuß, singt ihrer Augen Stern,
Steht zwischen ihrem Stuhl, Herr, und dem Feuer,
Reicht Teller hin, spaßt übermäßig gern;
Noch immer grinst ihr? Eures Auges Schielen
Trifft wie ein bleiern Schwert! –

Boyet.                                                 O, muntres Zielen!
Wie brav er rannt', auf Hieb und Stoß gewärtig! –

Biron. Gleich sprengt er wieder an; halt! Ich bin fertig,
        (Schädel kommt.)
Geht, Hofnarr! Wer, als ihr, stört unsern Knaben?
Geht! Laßt im Weiberhemd euch einst begraben! –
Ha, echter Witz! Du trennst ein hübsches Stechen! –

Schädel. O Jemine, Herr, gebt uns Bericht,
Soll'n die drei Helden kommen oder nicht? –

Biron. Sind's denn nur drei?

Schädel.                                 Nein, Herr, es steht gar fein,
Denn jede Perschon macht drei.

Biron.                                                 Und dreimal drei macht neun.

Schädel. Nicht so, Herr, ich hoffe, es ist nicht so. Ihr könnt uns nicht übertölpeln, das versichere ich euch, Herr; wir wissen auch, was wir wissen. Ich hoffe doch, Herr, dreimal drei . . .

Biron. Ist nicht neun?

Schädel. Mit Vergunst, Herr, wir wissen schon, wie viel es austrägt.

Biron. Beim Jupiter, ich habe immer gemeint, dreimal drei mache neun.

Schädel. Ach je! – Da wär's ein Jammer, wenn ihr euer Brot mit Rechnen verdienen müßtet, Herr!

Biron. Wie viel ist's denn?

Schädel. Ei Herrje, die Parten selbst, die Spielperschonen, die werden's euch gleich weisen, was es austrägt. Ich für meinen Part soll, wie sie sagen, nur eine Perschon verspielen, nur eine arme Perschon; Pumpelmus den Großen, Herr.

Biron. Bist du einer von den Helden?

Schädel. Sie haben sich's ausgedacht, ich wäre der rechte Held für Pumpelmus den Großen; was nun meine Perschon betrifft, so kenne ich das Gewicht dieses Helden nicht so recht, aber es ist meine Sache, mich für ihn zu stellen.

Biron. Gut, fangt nur immer an.

Schädel. Gebt acht, wir machen's schmuck, setzen allen Fleiß daran. (Ab.)

König. Biron, wir müssen uns schämen, geh, laß sie nicht herein!

Biron. Mit dem Schämen ist's abgethan, und Schaden bringt es nie,
Wenn's schlechter gerät, als wir's gemacht, des Königs Compagnie.

König. Ich sage. laßt sie weg! –

Prinzessin. Laßt mich, mein König, meistern dies Geheiß;
Spaß dünkt erst hübsch, wenn er um sich nicht weiß,
Wenn Eifer ringt nach Gunst, und Kunst erstirbt
In jenem Eifer, der so thätig wirbt.
Verfehlte Form wird Form für neuen Spaß,
Man lacht des Bergs, der einer Maus genas.

Biron. Ein treulich Bild von unserm Spiel, o Herr! –

(Armado tritt auf.)

Armado. Gesalbter, ich flehe um so viel Aufwand deines königlichen geliebten Atems, als erforderlich ist für ein paar Worte. (Er spricht heimlich mit dem König.)

Prinzessin. Dient dieser Mann Gott?

Biron. Warum fragt ihr das?

Prinzessin. Er spricht nicht wie ein Mann, den Gott erschaffen hat.

Armado. Das ist alles eins, mein holder, süßer Honigmonarch; denn ich beteure, der Schulmeister ist übertrieben phantastisch, ja, zu eitel, zu, zu eitel. Aber stellen wir die Sache, wie man zu sagen pflegt, auf fortuna della guerra. – Ich wünsche dir den Frieden des Gemüts, allerköniglichster Seelenverein! –

König. Das wird ein treffliches Heldenspiel werden; er agirt den Hektor von Troja, der Schäfer Pompejus den Großen, der Dorfpfarrer Alexandern, Armados Page den Herkules und der Schulmeister den Judas Maccabäus. Und bringt der erste Akt den vier Helden keinen Schimpf, So wechseln sie die Tracht und spielen die andern fünf.

Biron. Fünf werden sogleich erscheinen.

König. Da irrt ihr, sollt' ich meinen.

Biron. Der Schulmeister, der Eisenfresser, der Zaunpriester, der Tölpel und der Junge:
Ein Cinquenwurf im Novum! Und bis zum jüngsten Tag,
Find't keiner fünf dergleichen, vom echtsten Heldenschlag.

König. Da segelt ihr Schiff heran, wie man's nur wünschen mag.

Schauspiel der neun Helden.

(Schädel tritt auf als Pompejus.)

Schädel. Pompejus ich –

Biron.                               Du lügst, du warst es nie.

Schädel. Pompejus ich –

Boyet.                               Mit Pardelkopf am Knie.

Biron. Brav, alter Schalk, mit dir muß ich Freund werden.

Schädel. Pompejus ich, Pompejus ich, benamt der dicke Held –

Dumm. Der Große.

Schädel. Richtig! Groß! – Benamt der große Held,
Der oftmals wild mit Tartsch und Schild die Feinde schlug im Feld:
Ich fuhr daher auf offnem Meer, bis wir gelandet sind,
Und leg den Speer vor die Füße quer dem fränk'schen Königskind.

Wenn Eure Hochgeborenheit jetzt spräche: Dank, Pompejus, so wär' ich zu Ende.

Prinzessin. Großen Dank, großer Pompejus.

Schädel. So viel ist's nicht wert; aber ich will hoffen, ich war perfekt; einen kleinen Fehler macht' ich bei dem großen.

Biron. Meinen Hut gegen einen Sechser, Pompejus liefert uns den besten Helden.

Nathanael. Ich thät als Weltregent das Weltrevier durchwandern,
Durch Ost, West, Nord und Süd zog ich mit Heeresmacht;
Mein gutes Wappenschild nennt laut mich Alexandern –

Boyet. Eure Nase da spricht Nein, sie steht zu grad im G'sicht.

Biron. Eure Nase da riecht Nein, mein gar feinriechender Wicht.

Prinzessin. Der Weltregent erschrickt; o, stört ihn nicht, ihr andern!

Nathanael. Ich thät als Weltregent das Weltrevier durchwandern! –

Boyet. Sehr wahr, was thatst du stolzer Alexander.

Biron. Großer Pompejus! –

Schädel.                               Euer Knecht und Schädel.

Biron. Weg da mit dem Weltregenten, schafft mir den Alexander weg.

Schädel. O Herr, ihr habt Alexandern, den Weltregenten über den Haufen geworfen! (Zu Sir Nathanael.) Euch wird man wegen der Geschichte aus euerm bunten Rock herausschälen. Euern Löwen, der mit der Hellebarde in der Pfote auf dem Nachtstuhl sitzt, wird man dem Cacamillus geben, und der wird dann der neunte Held sein. Ein Eroberer, der sich fürchtet, zu sprechen! – Pfui, Alexander! (Nathanael ab.) 's ist, mit Euer Gnaden Wohlmeinen, ein närrischer, weichherziger Mann, – ein ehrlicher Mann, seht ihr, und gleich aus der Verfassung. Es ist so ein gutes Gemüt von Nachbarn und ein so wackrer Kegelschieber; aber was den Alexander betrifft, lieber Gott, da seht ihr, da ist's freilich so was. da kommt er zu kurz. Aber jetzt kommen Helden, die werden ganz anders von der Leber weg reden.

Biron. Tritt beiseit, würdiger Pompejus.

(Holofernes als Judas und Motte als Herkules treten auf.)

Holofernes. Den großen Herkules spielt dieser Knirps,
Der Cerb'rus tot schlug, den dreiköpf'gen canis.
Der schon als Säugling, als ein kleiner Stirps
Die Schlangen hat erstickt in seiner manus.
Quoniam er kommt noch minorenn allhie,
Ergo verfaßt' ich dies' Apologie.
(Zu Motte.) Gib Ansehn dir beim exit und verschwinde.

(Motte ab.)

Holofernes. Judas bin ich –

Dumain. Ein Judas!

Holofernes. Nicht Ischariot, Herr!
Judas bin ich, benamset Maccabäus.

Dumain. Wammst man den Maccabäus, trifft's den Judas.

Biron. Ein küssender Verräter! Wie wardst du zum Judas?

Holofernes. Judas bin ich, –

Dumain. Ei, so schäme dich doch, Judas! –

Holofernes. Wie meint ihr, Herr?

Boyet. Der Judas soll hingehn und sich hängen.

Holofernes. So geht mir mit dem Beispiel voran, mein Holder!

Biron. Allerdings, es war ein Holderbaum, an dem sich Judas aufhing.

Holofernes. Ihr werdet diesen meinen Kopf nicht aus der Fassung bringen!

Biron. Wenn man's recht faßt, hast du gar keinen.

Holofernes. Was wäre denn dieses?

Boyet. Ein Lautenkopf!

Dumain. Ein Nadelkopf.

Biron. Ein Totenkopf aus einem Ringe!

Longaville. Der Kopf einer alten Gemme, kaum zu erkennen!

Boyet. Der Knopf von Cäsars Degen.

Dumain. Der geschnitzte Pfropf an einem Pulverhorn.

Biron. Sankt Georgs Halbgesicht auf einer Schaumünze.

Dumain. Ja, auf einer bleiernen Schaumünze.

Biron. Ja, wie ein Zahnarzt sie an der Kappe trägt; und nun sprich weiter, denn wir haben dir den Kopf gewaschen.

Holofernes. Ihr habt ihn mir ganz verdreht!

Biron. Wir haben ihn dir zurecht gesetzt.

Holofernes. Und habt ihn selber schon so oft verloren.

Biron. Und wenn du ein Löwe wärst, so hätten wir dich geschoren,
Drum, weil du ein Köter bist, muß man dir Esel bohren;
Und so gehab dich wohl, du Narr, und trolle dich stracks;
Notbärtiger Fuchs, krummbeiniger Dachs, Juddachs, halb Jude, halb Dachs.

Holofernes. Das ist nicht säuberlich, nicht artlich noch großmutig!

Boyet. Ein Licht für den Monsieur Judas, sonst stößt er den Kopf sich blutig! –

Prinzessin. Ach, armer Maccabäus, wie hat man dich gehetzt!

Biron. Verbirg dein Haupt, Achilles; hier erscheint Hektor in Waffen.

Dumain. Und wenn mein Spott mich auch selbst treffen sollte, ich will doch jetzt lustig sein.

König. Hektor war nur ein Trojaner gegen diesen!

Boyet. Ist das wirklich Hektor?

Dumain. Ich denke, Hektor war nicht so dünn gezimmert.

Longaville. Hatte Hektor solche Waden? –

Dumain. Waden, beim Himmel, wie Faden! –

Boyet. Nein, am schönsten sind seine Dünnbeine.

Biron. Unmöglich kann dies Hektor sein.

Dumain. Er ist ein Gott oder ein Maler, denn er macht Gesichter.

Armado. Der speergewalt'ge Mars, im Kampf unüberwindlich,
Gab Hektor'n ein Geschenk, –

Dumain. Eine vergoldete Muskatnuß! –

Biron. Eine Zitrone!

Longaville. Mit Näglein durchsteckt.

Armado. Still! – Der speergewalt'ge Mars, im Kampf unüberwindlich,
Gab Hektor'n ein Geschenk, Burgherrn von Ilion.
Der mut'ge Held fürwahr focht jeden Tag zwölfstündlich
Vom Morgen bis zur Nacht vor seinem Pavillon.
Die Blume nun bin ich, –

Dumain. Das Unkraut.

Longaville. Das Gänseblümchen.

Armado. Süßer Lord Longaville, zügelt eure Zunge!

Longaville. Ich muß ihr vielmehr den Zügel schießen lassen, denn sie rennt gegen Hektor.

Dumain. Ja, und Hektor ist ein Windhund.

Armado. Der süße Degen ist tot und begraben; liebste Kindlein, verunglimpft nicht das Gebein der Dahingeschiedenen; als er lebte, war er ein mutiger Held. – Jedoch ich will fürbaß in meinem Text, süßer Königssproß, lenke auf mich das Organ des Gehörs.

Prinzessin. Sprich, wackrer Hektor, es ergötzt uns sehr.

Armado. Ich adorire deiner süßen Herrlichkeit Pantoffel.

Boyet. Er mißt seine Liebe nach Fuß und Zoll!

Dumain. In Ermangelung einer Elle.

Armado. Hektor, der Hannibal darniederwarf –

Schädel. Ja, freilich, Gevatter Hektor, mit der Hanne steht's schlimm; zwei Monat wird's her sein.

Armado. Was meinst du?

Schädel. Mein Seel, wenn ihr nicht den ehrlichen Trojaner spielt, so ist's arme Mädel geliefert; sie ist guter Hoffnung; das Kind renommirt schon im Mutterleibe, es ist von euch.

Armado. Kalumnifizirst du mich vor Potentaten? Du sollst des Todes sterben.

Schädel. Dann wird Hektor gestäupt werden wegen der Jacquenetta, der er zum Kinde half; und gehängt wegen des Pompejus, dem er vom Leben half.

Dumain. Seltener Pompejus! –

Boyet. Glorwürdiger Pompejus!

Biron. Größer denn groß, großer, großer, großer Pompejus! – Pompejus der Unermeßliche!

Dumain. Hektor zittert.

Biron. Pompejus glüht: mehr Ate's, mehr Ate's! – Hetzt sie auf, hetzt sie auf!

Dumain. Jetzt wird Hektor ihn herausfordern.

Biron. Ja, und hätte er nicht mehr Mannsblut in seinem Gedärm, als ein Floh zum Abendbrot verzehrt.

Armado. Beim Morgenstern, ich fordre dich!

Schädel. Ich will nicht mit Morgensternen fechten, wie die Nachtwächter; klirren soll's, das Eisen soll heraus; hol mir doch einer meinen Degen wieder her!

Dumain. Platz für die entzündeten Helden! –

Schädel. In Hemdsärmeln will ich mich schlagen! –

Dumain. Allerresolutester Pompejus!

Motte. Liebster Herr, laßt mich euch ein wenig herabstimmen; seht ihr denn nicht, daß Pompejus schon seinen Rock auszieht? Was denkt ihr denn? Ihr kommt um all eure Reputation!

Armado. Edle Herrn und Kriegsfürsten, haltet mir zu gut, ich will nicht im Hemde fechten.

Dumain. Ihr dürft's nicht ausschlagen, Pompejus hat gefordert.

Armado. Süße Seele, ich kann es und ich will es.

Biron. Welchen Grund habt ihr dafür?

Armado. Die nackte Wahrheit ist, ich habe kein Hemd; ich gehe in Wolle zur Pönitenz.

Boyet. 's ist wahr, das ward ihm in Rom auferlegt, weil er kein Leinzeug hatte; seit der Zeit, ich will's beschwören, besitzt er keins, außer einem von Jacquenettens Wischtüchern, und das trägt er zunächst am Herzen; es ist ein Andenken.

(Mercade tritt auf.)

Mercade. Heil, Fürstin!

Prinzessin.                       Sehr willkommen, Freund Mercade;
Nur daß du unsre Lustbarkeit hier störst.

Mercade. Ich nah' euch traurig, Fürstin, meine Botschaft
Weilt auf der Zunge schwer; der König, euer Vater –

Prinzessin. Tot, fürcht' ich?

Mercade.                                 Ja, mein Auftrag ist gesagt.

Biron.. Jetzt Helden, fort, die Scene wird bewölkt.

Armado. Ich, meinesteils, atme freier Atem; ich schaute die Tage der Kränkung durch den kleinen Spalt der Klugheit, und werde mir Recht verschaffen wie ein Soldat.

König. Wie geht's, Eu'r Majestät? –

Prinzessin. Boyet, trefft Anstalt, ich will fort zu Nacht.

König. Nicht so, Prinzessin, ich ersuch' euch, bleibt.

Prinzessin. Trefft Anstalt, sag' ich. – Dank, ihr edlen Herrn,
Für all eu'r hold Bemühen, und ich bitt' euch
Aus neu betrübtem Herzen – ihr entschuldigt,
Oder vergeßt in euerm klugen Sinn
Die Schalkheit und das Necken unsers Scherzes.
Wenn unsre Kühnheit sich zu weit verging
Im Tausch der Rede, – eure Höflichkeit
War schuld daran. Lebt wohl, erlauchter Fürst;
Gebeugtes Herz führt nicht behende Zunge.
Entschuldigt, ist mein Dank nicht angemessen
Der wichtigen Gewähr, so leicht erhalten.

König. Die Zeit im letzten Augenblick gestaltet
Den Wettstreit oft nach ihrer Eile Maß;
Mit letztem Meisterschusse schlichtet sie,
Was lange Prüfung nicht zu lösen wußte.
Und ob der Tochter gramverhüllte Stirn
Der Liebe heiterm Werben nicht vergönnt
Das fromme Wort, das gern bereden möchte;
Dennoch, weil Lieb' im Feld zuerst erschien,
Laß nicht des Kummers Wolke sie verscheuchen
Aus ihrer Bahn; verlornen Freund bejammern
Ist lange nicht so heilsam, noch gedeihlich,
Als sich des neu gefundnen Freunds erfreun.

Prinzessin. Ich kann euch nicht verstehn; mein Gram ist taub.

Biron. Gram faßt ein einfach schlichtes Wort am besten;
Und was der König meint, bezeichn' euch dies.
Um eure Huld versäumten wir die Zeit,
Und spielten falsch mit unserm Schwur; eu'r Reiz
Entstellt' uns sehr und wandelt' unser Ziel,
Daß es sich in sein Gegenteil verlor.
So kam's, daß wir euch lächerlich erschienen;
Denn Lieb' ist voller Eigensinn und Unart,
Mutwillig wie ein Kind, abspringend, eitel,
Erzeugt durchs Aug' und deshalb, gleich dem Auge,
Voll flücht'ger Bilder, Formen, Phantasien,
Und wechselt bunt, wie in des Auges Spiegel
Der Dinge Wechsel schnell vorüberrollt.
Wenn, so gescheckte Tracht leichtsinn'ger Liebe
Anlegend, wir in euren Himmelsaugen
Unziemlich schienen unserm Schwur und Ernst,
Verführt' uns euer Himmelsauge selbst
Zu Fehlern, die ihr tadelt. Deshalb, Holde,
Wie unsre Lieb' eu'r Werk, so ist's der Irrtum,
Den sie erzeugt: abtrünnig wurden wir,
Daß, einmal falsch, euch ewig dauernd bliebe,
Die ihr uns falsch wie treu macht, unsre Liebe.
Und eben jene Falschheit, schlecht an sich,
Läutert sich selbst so und wird tugendlich.

Prinzessin. Wir nahmen eure Briefe, reich an Liebe,
Die Gaben auch, Botschafter eurer Liebe,
Und schätzten sie in unserm Jungfraunrat
Für Courtoisie und höflich-feinen Witz,
Als müß'ge Zier und Stickerei der Zeit.
Nicht ernstlicher verpflichtet sahn wir uns
In unsrer Würd'gung; deshalb ward eu'r Lieben
Nach eignem Maß als leichter Scherz erwidert.

Dumain. Die Briefe, Fürstin, zeigten mehr als Scherz.

König. Auch unser Blick.

Rosaline.                           Wir lasen sie nicht so.

König. Jetzt, mit der Stunde letztem Schlag verheißt
Uns eure Liebe!

Prinzessin.               Viel zu kurze Frist,
Zu schließen solchen endlos ew'gen Kauf.
Nein, nein, Mylord, eu'r Meineid mahnt euch schwer;
Ihr seid mit Schuld belastet. Darum hört mich.
Wenn mir zu lieb' (obgleich kein Grund vorhanden)
Ihr etwas thun wollt, rat' ich dies zu thun:
Schwört keinen Eid mir, aber eilt sofort
In eine Siedlung, still und abgelegen,
Entfernt von allen Freuden dieser Welt;
Dort weilt, bis durch der zwölf Gestirne Kreis
Die Sonnenbahn den Jahreslauf vollendet.
Wenn solche Streng' und abgeschiednes Leben
Nicht ändern, was dein heißes Blut gelobt.
Wenn Frost und Fasten, Klaus' und leicht Gewand
Nicht welkt die heitern Blüten deiner Liebe;
Wenn sie sich prüfungsstark bewährt als Liebe,
Dann, nach Verlauf des Jahrs, erscheine wieder,
Sprich dreist mich an, errungen durch Verdienst,
Und bei der Jungfraunhand, die jetzt die deine
Berührt, ich bin dein eigen. – Bis dahin
Verschließ ich in ein Trauerhaus mein Leid,
In Thränenregen meinen Schmerz ergießend,
Wehmütig eingedenk des Vaters Tod.
Versagst du dies, laß unsre Hände scheiden,
Und aller Herzensanspruch sterb' in beiden.

König. Versag' ich dies, versag' ich mehr zu halten.
Um meine Kraft der trägen Ruh' zu weihn,
So treffe mich des Todes rächend Walten:
Nun und auf ewig leb' ich dir allein.

Dumain. Und wer hilft mir aus meinen Kümmernissen? –

Katharine. Ein Weib, ein Bart, Gesundheit, gut Gewissen;
Keins von dem allen, hoff' ich, sollt ihr missen.

Dumain. O, sag' ich gleich denn: Dank' dir, liebste Frau? –

Katharine. Nicht so, Mylord; erst über Jahr und Tag;
Dann zeige sich's, was euer Kinn vermag.
Kommt, wenn zu meiner Fürstin kommt der König,
Hab' ich viel Gunst dann, geb' ich euch ein wenig.

Dumain. Bis dahin sei dir treuer Dienst geweiht.

Katharine. Schwört nicht! Ihr bräch't vielleicht auch diesen Eid.

Longaville. Was sagt Maria?

Maria.                                       Wenn zwölf Monden schwanden,
Schmück' ich statt Trauer mich mit Brautgewanden.

Longaville. Geduldig harr' ich, doch die Zeit ist lang!

Maria. Wie ihr, noch seid ihr all zu jung und schlank! –

Biron. Sinnst du, Geliebte? Holde, schau mich an,
Schau meines Herzens Fenster, schau dies Auge,
Welch fleh'nde Bitte drin auf Antwort harrt;
Gebeut mir einen Dienst für deine Liebe.

Rosaline. Oft, Lord Biron, hab' ich von euch gehört,
Eh' ich euch sah; der Welt vielzüngig Urteil
Bezeichnet euch als einen dreisten Spötter
Voller Vergleich und Hohn, der tief verwundet,
Den ihr auf all und jeden Nächsten lenkt,
Der eures Witzes Gnad' anheim gefallen.
Den Wermut nun aus eurem Hirn zu reuten,
Und (wenn ihr's wollt) zugleich mich zu gewinnen,
(Denn ohne dies ist kein Gewinnen möglich)
Sollt ihr dies ganze Jahr von Tag zu Tag
Sprachlose Kranke sehn, sollt stets verkehren
Mit siechem Elend; eu'r Bemühen sei es,
Mit eures Witzes angestrengter Laune
Zum Lächeln Ohnmacht selbst und Angst zu zwingen.

Biron. Den Mund des Sterbenden zum wilden Lachen?
Das könnt ihr nicht verlangen. 's ist unmöglich;
Scherz rührt die Seele nicht im Todeskampf!

Rosaline. Das ist der Weg, den spött'schen Geist zu dämpfen,
Der Kraft nur schöpft aus jenem nicht'gen Beifall,
Den schal Gelächter stets dem Narren zollt.
Des Scherzes Anerkennung ruht im Ohr
Des Hörenden allein, nicht in der Zunge
Dess', der ihn spricht. Drum, wenn des Kranken Ohr,
Betäubt vom Schall der eignen schweren Seufzer,
Erträgt den leichten Spaß, dann setzt ihn fort,
Dann nehm' ich euch und jenen Fehl dazu.
Doch, wenn's euch abweist, zügelt jene Laune:
Und euers Fehlers frei find' ich euch wieder,
Durch solche Sinnesändrung hoch erfreut.

Biron. Zwölf Monde? Nun, wenn's sein muß, Not bricht Stahl,
Zwölf Monde treib' ich Spaß im Hospital.

Prinzessin. Ja, werter Fürst, und also nehm ich Abschied.

König. Nein, Teure, gönnt uns noch ein kurz Geleit!

Biron. Nicht wie im alten Lustspiel endigt's heut:
Hans hat kein Gretchen; schade, daß die Damen
Den Ausgang nicht komödienhafter nahmen!

König. Still, Freund, das Ende kommt schon, sei nicht bange,
In Jahr und Tag.

Biron.                       So spielt das Stück zu lange.

Armado. O, holde Majestät, vergönnt mir . . .

Prinzessin. War das nicht Hektor? –

Dumain. Der würd'ge Held von Troja! –

Armado. Ich will deinen königlichen Finger küssen und Abschied nehmen; ich that ein Gelübde: ich schwur Jacquenetten, um ihrer holden Gunst willen den Pflug zu führen drei Jahre lang. Wollt ihr jedoch, vielgeschätzte Hoheit, den Dialog anhören, welchen die zween gelahrten Männer zusammengestellet zur Verherrlichung der Eule und des Kuckucks? Er sollte dem Ende unseres Schauspiels angefügt werden.

König. Ruft sie sogleich, wir wollen sie anhören.

Armado. Holla! Tretet ein! –

(Holofernes, Motte, Schädel und andere treten auf mit Musik.)

Hier stellt sich Ver, der Lenz,
Dort Hiems, Winter; diesem folgt die Eule,
Der Kuckuck jenem; Ver, beginne nun.

Lied.

Frühling.
        Wenn Primeln gelb und Veilchen blau,
Und Maßlieb silberweiß im Grün,
Und Kuckucksblumen rings die Au
Mit bunter Frühlingspracht umblühn,
Des Kuckucks Ruf im Baum erklingt,
Und neckt den Ehmann, wenn er singt:
Kuku,
Kuku, Kuku; der Mann ergrimmt,
Wie er das böse Wort vernimmt.

Wenn Lerche früh den Pflüger weckt,
Am Bach der Schäfer flötend schleicht,
Wenn Dohl' und Kräh' und Täubchen heckt,
Ihr Sommerhemd das Mädchen bleicht,
Des Kuckucks Ruf im Baum erklingt
Und neckt den Ehmann, wenn er singt:
Kuku,
Kuku, Kuku; der Mann ergrimmt,
Wie er das böse Wort vernimmt.

Winter.
Wenn Eis im Zapfen hängt am Dach,
Und Thoms, der Hirt, vor Frost erstarrt,
Wenn Hans die Klötze trägt ins Fach,
Die Milch gefriert im Eimer hart,
Die Spur verweht, der Weg verschneit,
Dann nächtlich friert der Kauz und schreit:
Tuhu,
Tuwit tuhu, ein lustig Lied,
Derweil die Hanne Würzbier glüht.

Wenn Sturm dem Giebelfenster droht,
Im Schnee das Vöglein emsig pickt,
Wenn Lisbeths Nase spröd' und rot,
Der Pfarrer hustend fast erstickt,
Bratapfel zischt in Schalen weit,
Dann nächtlich friert der Kauz und schreit:
Tuhu,
Tuwit tuhu, ein lustig Lied,
Derweil die Hanne Würzbier glüht.

Armado. Die Worte Merkurs sind rauh nach den Gesängen des Apoll. Ihr, dorthin; wir, dahin.

(Alle gehen ab.)

 

 


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