William Shakespeare
Der Sturm; oder: Die bezauberte Insel.
William Shakespeare

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Vierte Scene.

Caliban zu den Vorigen.

Caliban. Ein so schädlicher Thau, als jemals meine Mutter mit Rabenfedern von ungesundem Morast abgebürstet hat, träufle auf euch beyde! Ein Südwest blase euch an, und bedeke euch über und über mit Schwülen und Finnen!

Prospero. Für diesen guten Wunsch, verlaß dich drauf, sollt du diese Nacht den Krampf haben, Seitenstiche sollen deinen Athem einzwängen, und Igel sollen sich die ganze Nacht durch an dir ermüden; du sollt so dicht gekneipt werden, wie Honigwaben, und jeder Zwik soll schärfer stechen als die Bienen, die sie machen.

Caliban. Ich muß zu Mittag essen. Diese Insel ist mein, ich habe sie von Sycorax, meiner Mutter geerbt, und du hast sie mir abgenommen. Wie du hieherkamst, da streicheltest du mich, und thatest freundlich mit mir, gabst mir Wasser mit Beeren drinn zu trinken, und lehrtest mich, wie ich das grössere Licht und das kleinere, die des Tags und des Nachts brennen, nennen sollte; und da liebt ich dich, und zeigte dir die ganze Beschaffenheit der Insel, die frischen Quellen, und die salzigen, die öden und die fruchtbaren Gegenden. Verflucht sey ich, daß ich es that! Alle Zaubereyen meiner Mutter, Kröten, Schröter und Fledermäuse über euch! Daß ich, der vorher mein eigner König war, nun euer einziger Unterthan, und in diesen Felsen eingesperrt seyn muß, indessen daß ihr die ganze übrige Insel für euch allein behaltet.

Prospero. Du lügenhafter Sclave, den nur Schläge, statt Freundlichkeit, zähmen können; So ein garstiges Thier du bist, so hab ich dir doch mit menschlicher Fürsorge begegnet, und dich in meiner eignen Celle beherberget, biß du frech genug warst, meinem Kinde Gewalt anthun zu wollen.

Caliban. O ho! o ho! – – Ich wollt' es wäre vor sich gegangen; du kamst zu früh dazu, sonst hätte ich diese Insel mit Calibanen bevölkert.

Prospero. Du abscheulicher Sclave, unfähig den Eindruk von irgend einer guten Eigenschaft anzunehmen, und zu allem Bösen aufgelegt! Ich hatte Mitleiden mit dir nahm die Mühe dich reden zu lehren, und wieß dir alle Stunden etwas neues. Da du nicht im Stand warst, du wilder, deine eigne Meynung zu entdeken, sondern gleich einem unvernünftigen Vieh nur unförmliche Töne von dir gabst, begabte ich deine Gedanken mit Worten, damit du sie andern verständlich machen könntest. Aber ungeachtet alles Unterrichts behielt die angebohrne Bosheit deiner Natur die Oberhand und machte deine Gesellschaft wohlgearteten Geschöpfen unerträglich; ich sah mich also gezwungen, dich in diesen Felsen einzusperren, und begnügte mich, deine Bosheit nur allein unwürksam zumachen, ob du gleich mehr als ein Gefängniß verdient hattest.

Caliban. Ihr lehrtet mich reden, und der ganze Vortheil den ich davon habe, ist daß ich fluchen kan; daß ihr die Pest dafür hättet, daß ihr mich reden gelehrt habt!

Prospero. Du Wechselbalg, hinweg! Bring uns Holz und Reiser zu einem Feuer hieher, und mache hurtig, damit ich dich zu andern Arbeiten gebrauchen kan. Zükst du die Achseln, du Unhold? Wenn du nicht thust was ich dir befehle, oder es unwillig thust, so will ich dich am ganzen Leibe mit krampfichten Zükungen foltern, alle deine Gebeine mit Schmerzen füllen, und dich heulen machen, daß wilde Thiere vor deinem Geschrey zittern sollen.

Caliban. Nein, ich bitte dich. (Für sich.) Ich muß gehorchen; seine Kunst giebt ihm eine so grosse Gewalt, daß er im Stande wäre, meiner Mutter Gott Setebos zu bezwingen, und einen Vasallen aus ihm zu machen.

(Caliban geht ab.)

Prospero. So, Sclave, hinweg!


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