Johann Gabriel Seidl
Die Schweden vor Olmütz
Johann Gabriel Seidl

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4.

's ist Arzenei
Zu süßem Zwecke bitter.
Shakespeare.

Gar seltsam sah es im Refektorium der P. P. Kapuziner aus. Die gebräunten Heiligenbilder blickten von den Wänden finster und unheimlich herab, und die geschnitzten Statuen der Märtyrer in den Ecken des geräumigen Saales, standen auf ihren Fußgestellen so ernst und regungslos, als ob sie eben erst vor Verwunderung über die neuen Bewohner, die seit kurzem hier hausten, zu Holz erstarrt wären. Sonderbar widerhallte das Sporengeklirre auf dem marmornen Estrich, über welches bisher nur klappende Sandalen hinschleiften. Statt der braunen Kutten und der weißen Strickgürtel sah man zweifärbige Koller und lederne Wämser mit goldenen und seidenen Feldbinden; statt der wallenden Graubärte, statt der Glatzen oder Kapuzen, braunlockige Soldatenköpfe mit bebuschten Sturmhüten und blank beschlagenen Helmen.

Mitten im Refektorium aber saß an einer langen Tafel, an welcher sonst die genügsamen Mönche ihre Kollation einzunehmen pflegten, ein ernster, vierzigjähriger Krieger, welchem man die Feldzüge und Strapazen vergangener Jahre auf der tiefgefurchten Stirne las, von Adjutanten und Schreibern umgeben, lesend, befehlend und hörend. Es war Leonhard Torstensohn, seit Banners Tode der Schweden Generalfeldmarschall.

»Hab' ich es nicht immer gesagt,« sprach er zum Generalmajor Stahlhans, welcher ihm eben das Bulletin des Obersten Wanka vorgelesen hatte, »je unbedeutender der Feind, je unangenehmer der Kampf. Es ist wie mit den kleinen Hunden, man achtet sie nicht, und sie beißen doch. Wenn's mich freuen soll, drein zu schlagen, so muß mein Feind mir dreimal überlegen sein, dann nimmt man sich zusammen, und wenn sich der Leonhard zusammennimmt, so lassen ihn die Schweden nicht stecken. Aber er soll mir's büßen, der Starrkopf Miniati und das freche Häuflein, das uns die schöne Batterie zerwarf. Ich mag's nicht leiden, wenn der Mensch tut, was nicht seines Amtes ist; der Bürger bleibe bei seinem Gewerbe, der Student bei seinen Büchern, der Klostervogt bei seinen Mönchen.

Wo ist er, der Tollkühne, der die Rotte anführte? Bringe ihn hierher! Ich will ihn ins Examen nehmen, daß er auf mich denken soll.«

Das Knie sich reibend, in welchem sich die Gicht regte, so oft er leidenschaftlicher auffuhr, senkte er die Blicke wieder in die Landkarte, die vor ihm ausgebreitet lag, während ein Adjutant abtrat und Zaczowicz holte.

Ein leises Geflüster lief durch die Reihen der Offiziere und Ordonnanzen, als der wohlbeleibte Paulinus hereingeführt wurde. Sein graues Wams war von mancher Kugel durchlöchert und mit Kotflecken getigert, welche ihm die spottende Menge, die ihn ins Hauptquartier schleppte, beigebracht hatte. Sein Bäuchlein schien wenig gelitten zu haben, dafür hatte er aber seine Stirne, die von einem schwedischen Säbel leicht gestreift worden war, mit einem weißen Tuche umwunden.

Ohne die geringste Befangenheit trat er vor den gefürchteten Schwedenführer, der noch nicht aufsah, und begann, da niemand ihn vorstellte, selbst mit seiner gewöhnlichen Laune sich vorzustellen.

Torstensohn blickte empor und wendete sein rollendes Auge gegen den Vogt.

»Seht,« fuhr dieser fort, »eine Seltenheit vor Euch. Ich wollte den Mars spielen, und bin zum Kupido geworden!«

»Was Er büßen soll!« antwortete der Feldherr, von Paulins Gefaßtheit betroffen.

»Gott, der Herr, verzeiht,« erwiderte der Vogt, an die Brust klopfend, »und so werdet Ihr mir wohl auch nicht gleich die Verdammnis an den Kopf werfen, wie Martinus Luther dem Teufel das Tintenfaß.«

Den umherstehenden Offizieren entfuhr unwillkürlich ein lautes Lachen, welches sie schnell unterdrückten, als Torstensohn finster aufblickte und den Schirmvogt angrollte: »Wenn ich Euch aber um einen Kopf kürzer machen lasse?«

»Dann könnt Ihr mich als Kugel brauchen!« – versetzte Paulin, die Hände gemütlich über seinen Bauch schlingend.

Diese Antwort hatte Torstensohn nicht erwartet. Sein Ernst verwandelte sich in ein leises Kopfschütteln, welches seine Leute wohl kannten; es war ein Zeichen des Überganges vom Zorne zu seiner angeborenen Jovialität. – »Wie konnt' es Euch, dem Schirmherrn eines Klosters, einfallen,« bemerkte er mit Nachdruck, »unaufgefordert das Schwert zu ergreifen?«

»Weil Ihr mit dem Schwerte unaufgefordert kamt. Wie du mir, so ich dir; das ist der Welt Lauf! Der Mann nützt, wo er kann!«

»Und was denkt Ihr nun, daß ich mit Euch machen werde?«

»Wenn ich für Euch gehandelt hätte, so wüßt' ich's, – zum Hauptmanne wenigstens; jetzt vielleicht zu einem Manne ohne Haupt, – vielleicht auch nicht!«

Torstensohn wendete sich zu Stahlhans und sagte lächelnd: »Was meint Ihr? Wird er sich die Lektion zu Herzen nehmen?«

»Er scheint nicht ungelehrig!« erwiderte der Generalmajor.

»Nun so mag er hier bleiben im Kloster als Gefangener,« sprach der Feldherr, »bis sich eine Gelegenheit zur Auswechslung findet. Er ist mir doch lieber, als der andere, den wir neulich fingen. Seid Ihr's zufrieden?«

»Wie man's nimmt!« antwortete Zaczowicz mit trübseligem Gesichte.

»Was?« fuhr Torstensohn auf.

»Versteht mich nicht unrecht,« fiel ihm Paulin ins Wort, »Euer Gefangener wär' ich recht gern, wenn Ihr nur mir andere Gefangenwärter bestelltet. Saht Ihr die Patres, die Ihr ins obere Stockwerk versprengtet? Sind sie nicht alle vom Barte bis zu den Sohlen ein Bild der langen Fasten? – Was wird aus meinem Bauche werden, wenn er sich nach einer neuen Kirchenregel fügen muß?« –

»Nun das laßt meine Sorge sein,« erwiderte der Feldherr gutmütig, »ich denke die Olmützer werden mich versorgen. – Habt Ihr noch ein Bedeuten?« – Der Vogt dankte mit launiger Herzlichkeit und wandelte, dieser Gefahr glücklich entronnen, im Kloster ungehindert auf und ab. Bald erfuhr er, daß Miniatis Gattin seine Gefangenschaft teile. Unverzüglich bat er um die Erlaubnis, sie besuchen zu dürfen, die ihm auch ohne Anstand erteilt wurde. Wie ein Engel des Trostes trat er in die Zelle der Gefangenen, sprach ihr Mut zu, suchte sie aufzuheitern, und stärkte sie durch den Gedanken an bessere Tage der Zukunft, manches Wort hinstreuend, dessen Sinn die tiefgebeugte Frau, in Erwägung ihrer hoffnungslosen Lage, als frommen Wunsch, kaum der Beachtung würdigte.

Indessen ließ Torstensohn wieder auf Olmütz stürmen, wurde jedoch kräftig zurückgeschlagen, indem die Bürger und Studenten das Militär so wacker unterstützten, daß Miniati selbst an die Möglichkeit eines längeren Widerstandes zu glauben anfing. Er sendete daher, in der baldigen Ankunft eines Entsatzheeres das einzige Rettungsmittel erblickend, einen vertrauten Mann mit einem Schreiben an den Erzherzog Leopold Wilhelm ab. Aber Torstensohns Posten waren zu wachsam, und auch dieser Bote wurde aufgefangen.

Dieser Vorfall bewog den Schwedenfeldherrn, zu einem Mittel zu schreiten, welches er sich als unfehlbar früher ausgedacht hatte. Er ließ nämlich Miniatis Gemahlin rufen. Mit bangem Zittern folgte die Gefangene dem Adjutanten, welcher sie abholte.

»Schöne Frau,« sprach Torstensohn, ihr entgegentretend, während der Adjutant auf seinen Wink ihr einen Stuhl hinrückte, »ich habe Euch zu mir bitten lassen, indem ich ein paar Worte von größter Wichtigkeit mit Euch allein zu sprechen habe.«

Der Adjutant verließ das Refektorium; Eleonora nahm an des Feldherrn Seite Platz und suchte Fassung zu gewinnen.

»Fürchtet nichts!« fuhr Torstensohn fort, welcher ihre edlen Züge mit Wohlgefallen betrachtete.

»Ich fürchte nichts,« erwiderte die Gefangene mit Anstand und Würde; »ich habe es mit einem Manne zu tun, der an der Seite einer Beata de la Gardie gewiß der Schonung gegen Frauen nicht vergessen hat.«

»Ihr nennt mir einen Namen,« antwortete Torstensohn, »welcher mich selbst im Zorne entwaffnen könnte. Doch Ihr bedürft keiner Fürbitte, Euer Antlitz, Euer Benehmen reicht hin, um Euch Achtung zu sichern. Nur muß ich Euch zu bedenken geben, daß ich Euch in doppelter Eigenschaft gegenüberstehe, als Leonhard Torstensohn und als Generalfeldmarschall des Schwedenheeres. Als ersterer steh' ich Euch zu jedem Dienste bereit; als letzterer ersuche ich Euch um einen Dienst, den Ihr mir nicht abschlagen werdet, wenn Ihr bedenkt, daß ich da bitte, wo ich befehlen kann!«

»Es gibt ein Gebiet im Menschenherzen,« versetzte Eleonora mit stolzer Ruhe, »über das niemand befehlen kann, als Gott; Euch zu dienen, soll mir zum Troste in meiner bedrängten Lage gereichen!«

»Erlaubt,« sprach Torstensohn, sie sanft am Arme fassend, »daß ich Euch den Stuhl zum Tische rücke. Hier ist Tinte, Papier und Feder. Der Dienst, um den ich Euch bitte, kann Euch nicht schwer fallen, – es ist ein Brief an Euren ehrenwerten Eheherrn.«

Ein eisiges Frösteln durchzuckte Eleonoras Glieder; sie sah ein, daß sie recht geahnt.

»Schreibt ihm,« fuhr der Feldherr fort, »was Euch das Herz eingibt, was Euch gut dünkt; nur gestattet mir, daß ich Euch ein Postskript in Eurem Namen in die Feder diktiere, des Inhaltes: daß Euer Herr Gemahl in Anbetracht der Umstände und mit Rücksichtsnahme auf Euch und die Genossinnen Eurer Gefangenschaft uns nicht länger hinhalte, sondern eine ehrenvolle Kapitulation vergeblichem Widerstande vorziehe!«

»Verzeiht, Herr General,« entgegnete die Gefangene mit Festigkeit, »ich danke Euch für Euren Antrag herzlich; aber um des Postskriptes willen muß ich auf das Labsal des Briefes verzichten. Miniatis Gattin schreibt nichts, was ihr Gatte nicht lesen darf!«

»Ihr werdet es bereuen!« fuhr Torstensohn auf, »wenn Ihr nicht schreibt!«

»Ich würde es auch bereuen, wenn ich schriebe. Welche Reue ehrenvoller sei, mögt Ihr selbst entscheiden.«

»Euer Schicksal liegt in meiner Hand!«

»Doch nicht das Schicksal einer Stadt, gegen welches das meinige als Null verschwindet.«

»Ihr irrt; wenn etwas die Stadt vor einer traurigen Katastrophe bewahren kann, so ist es dieselbe Handlung, die auch Eure Gefangenschaft aufhebt.«

»Wo Torstensohn von Zugestehungen spricht, dort fürchtet er den Widerstand; wo Torstensohn einen Widerstand zu fürchten hat, dort wäre es Verrat, Zugestehungen zu machen. Ich zweifelte früher, ob Olmütz sich halten könne; da aber Ihr es entwaffnen wollt, so hoffe ich, daß es die Waffen nicht umsonst gebrauchen werde.«

Diese Wendung gefiel dem Schweden, und er konnte der Standhaftigkeit Eleonoras nur gerechte Anerkennung zollen. Die Notwendigkeit aber gebot ihm, das Äußerste zu versuchen.

»Ihr wollt also nicht schreiben?« begann er wieder kalt und ernst.

»Ich darf nicht!« war Eleonoras Antwort, »die Ehre verbietet es mir.«

»Und was würde die Ehre dazu sagen, wenn ich Euch und die Frauen der Olmützer Ratsherren, die mit Euch gleiches Los teilen, ins Lager führen, und durch einen Herold verkünden ließe: Soldaten, da ist gute Ware für Euch angekommen; Euer Feldherr schickt Euch hier zum Lohne für Eure Tapferkeit einmal einen Stoff zur Kurzweil und zum Vergnügen. Tut, was Ihr wollt; Verantwortung habt Ihr keine! – Was würde Eure Ehre dazu sagen?«

Eleonora wechselte die Farbe: bei dieser Schilderung verlor sie die Fassung, hielte sich nur mit Mühe aufrecht und fragte mit tonloser Stimme: »Torstensohn! ist das Euer Ernst?«

»Mein Ernst nicht,« erwiderte der Schwede lächelnd, »Torstensohns Ernst nicht! Aber der unwiderrufliche Entschluß des Generalfeldmarschalls, der um und in Olmütz nicht unnütz Blut vergießen will!«

»So sagt, was ich schreiben soll!« erwiderte Eleonora, zum Tische wankend, und setzte, nachdem ihr der Schwede den Stuhl zurechtgerückt, unter einem tiefen Seufzer, mit tränenfeuchtem Auge gegen Himmel starrend, die Feder an.

»Teurer Gemahl!« diktierte Torstensohn, »deine unglückliche Eleonora schmachtet, so wie die Frauen der beiden Ratsherren Schwonauer und Kaufmann, in schwedischer Gefangenschaft. Rette mich, denn Torstensohn, der Unfreundliche,« hier nahm er lächelnd eine Prise, »hat fest beschlossen, wenn Olmütz binnen achtundvierzig Stunden nicht in seinen Händen ist, uns der Willkür seiner Soldateska preiszugeben. Was du für deine, dich so innig liebende Gattin tun sollst, brauche ich dir wohl nicht zu sagen. Übergibst du die Stadt, so sind wir frei. Eleonora

Unter häufigem Schluchzen vollendete Eleonora das Schreiben. Es war ihr, als unterschriebe sie das Todesurteil ihres Gatten. Kraftlos sank sie in den Stuhl zurück und verbarg, während Torstensohn den Brief wohlgefällig zusammenfaltete, ihr Gesicht in die Hände.

»Faßt Euch, edle Frau!« begann nun der Feldherr, »gegen die Notwendigkeit zu kämpfen ist Unklugheit, und Ihr seid nicht minder klug als schön. Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen, bei welchem ich nichts bedaure, als daß ich Euch durch Drohungen abnötigen mußte, was ich mir lieber erschmeichelt hätte. Zürnet dem Torstensohn nicht, weil er dem Generalfeldmarschall wich. Wenn ich durch irgend etwas das Bild des unfreundlichen Schweden verlöschen könnte, so würde es mir zur frohesten Beruhigung gereichen. Pflegt nun Eurer Ruhe! sucht Euch zu trösten, und denkt: Eine feste Burg ist unser Gott, eine sichre Wehr und Waffen!«

Schweigend nahm Eleonora des Feldherrn artige Reden und wohlgemeinte Trostgründe hin und begab sich, von ihm selbst gestützt, in ihre Zelle, wo sie der alte Vogt Paulin mit banger Besorgnis erwartete. Diesem übergab sie Torstensohn mit dem Auftrage, sein Möglichstes zu ihrer Aufheiterung beizutragen.

»Ihr seid so guter Laune,« sprach er im Abgehen, »macht sie bei dieser würdigen Dame geltend. Ich beneide Euch um das Glück, Euch an Ihrer lieblichen Gegenwart weiden und die Tränen so schöner Augen trocknen zu dürfen. Aber ehern ist des Kriegers Los, und seine Tritte sind für Blumen dieser Art viel zu plump und unbehilflich.«

Kaum hatte er die Zelle verlassen, als Eleonora dem Vogte alles, was vorgefallen war, weinend gestand und ihn bei allem, was dem Christen teuer ist, beschwor, auf ein Mittel zur Flucht zu denken.

»Qui vult finem, debet velle media!« rief Paulin freudig, »das heißt auf deutsch, man soll in der Not den Kopf nicht verlieren. Ich war nahe daran; aber ich fühl's, daß ich ihn noch habe. – Ja – Flucht, gnädige Frau, Flucht, das ist das rechte Wort, jetzt hab' ich Euch, wo ich wollte. Ich habe mich im Kloster umgesehen, und an dem Kellermeister einen Praktikus gefunden, dessen Rat nicht mit Gold zu bezahlen ist. Aus dem Keller führt ein geheimer Gang ins Freie. Heute nacht, wenn alles ruhig ist, hole ich Euch ab; Konrad gibt mir den Schlüssel. Wir müssen fort, denn wenn auch Miniati die Stadt übergibt, so sind wir doch nicht frei; man wird uns zur Erzwingung weiterer Zugestehungen aufbewahren. Undankbar ist's freilich gegen Torstensohn, ihm für seine Großmut so zu lohnen: aber der Vogel, der nicht davonfliegt, wenn man ihm den Käfig offen läßt, ist ein Gimpel, und dafür soll mich der gute Torstensohn nicht halten!«

Alles war verabredet, und in ungestümer Erwartung sahen beide der Nacht entgegen. Torstensohn hatte indes Eleonoras Brief bestellen lassen. Miniati war der Verzweiflung nahe; hier rief ihm die Liebe zu, dort drohte die Pflicht; dazu kam sein noch immer schwankendes Vertrauen auf die Ausdauer der Besatzung. Niemand wußte noch etwas Bestimmtes von der Botschaft aus Feindeshänden; man schloß nur daraus, daß sie arg gewesen sein mußte, weil sich Miniati über zwei Stunden mit Schwonauer und Kaufmann in sein Kabinett einschloß, und bald auch die übrigen Vorsteher der Stadtkorporationen zu sich berufen ließ. Eben als man so leidenschaftlich für und gegen die Übergabe eiferte, begann das Feuer der Schweden vom neuen, und die schweren Eisenkugeln, welche auf das Pflaster niederschmetterten, übten einen größern Einfluß, als alle Vorstellungen des Obersten. Plötzlich schlug ein mächtiger Steinregen, aus den schwedischen Mörsern auf das Dach des Pulverturms gehagelt, Sparren und Gewölbe durch, und mit Donnergeprassel flog aller Vorrat, der hier zurückgelegt war, wie aus dem Krater eines Vulkanes, sausend in die Luft. Jammer und Geschrei der Verwundeten und Beschädigten scholl von allen Seiten, Verwirrung und Entsetzen ergriff jung und alt, und mit Schaudern schloß man aus diesem ersten unheilvollen Vorspiele auf die Szenen des nahen Trauerspieles. Die Gelegenheit, einen Vorschlag zur Übergabe zu machen, schien nun gekommen; die beteiligten Ratsherren halfen mit, und so ward denn endlich beschlossen, am andern Morgen eine Deputation angesehener Bürger und Wortführer aus allen Klassen der Bevölkerung an Torstensohn abzusenden.


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