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Die Zeit, in welcher die Handlung dieses Romanes spielt, ist das fünfzehnte Jahrhundert, wo das Lehensystem, welches der Nerv und die Kraft der Volksvertheidigung gewesen, und der Geist der Ritterlichkeit, durch den, wie durch eine lebendige Seele, das System belebt war, durch die gewaltigen Charaktere in Verfall zu gerathen begann, welche ihr ganzes Wohl in die Erreichung der persönlichen Zwecke setzten, denen sie ihre ausschließliche Aufmerksamkeit gewidmet hatten. Der nämliche Egoismus hatte sich allerdings schon in weit frühern Zeiten gezeigt; aber jetzt ward er zuerst als offenbares Princip der Handlungen anerkannt. Der Geist der Ritterlichkeit hatte das Vortreffliche, daß seine Lehren, wie überspannt und phantastisch uns auch viele derselben erscheinen mögen, sämmtlich auf Edelmuth und Selbstverläugnung gegründet waren; und wäre die Erde dieser beraubt, so dürfte das Dasein der Tugend unter den Menschen schwer zu begreifen sein.
Unter denjenigen, die die Grundsätze der Selbstverläugnung, in denen der junge Ritter unterwiesen, und nach denen er so sorgfältig herangebildet ward, zuerst fallen ließen und verspotteten, war Ludwig XI. von Frankreich die Hauptperson. Der Charakter dieses Regenten war so durchaus selbstsüchtig, so weit entfernt, irgend eine Absicht zu hegen, die sich nicht auf seinen Ehrgeiz, seine Habsucht und selbstische Lüsternheit bezog, daß er fast der eingefleischte Teufel selbst zu sein schien, der darauf ausging, sein Möglichstes zu thun, um unsere Begriffe von Ehre von Grund aus zu verderben. Auch ist nicht zu vergessen, daß Ludwig in hohem Maße den kaustischen Witz besaß, welcher alles lächerlich zu machen weiß, was ein Mensch zum Vortheil einer andern Person und nicht für sich selbst unternimmt, und daher war er ganz besonders geeignet, die Rolle eines kaltherzigen und höhnischen Satans zu spielen.
Aus diesem Gesichtspunkte scheint die Goethe'sche Auffassung des Charakters und Räsonnements des Mephistopheles, des versuchenden Geistes im Drama Faust, weit glücklicher, als die, welche sich bei Byron findet, ja selbst als der Satan Milton's. Die letztgenannten großen Dichter haben dem bösen Princip etwas gegeben, was seine Schlechtigkeit erhebt und adelt; ein starkes und unbezwingliches Widerstreben gegen die Allmacht – eine stolze Verachtung des Leidens verglichen mit Unterwürfigkeit, und all' jene besondern charakteristischen Züge am Urheber des Bösen, welche Burns und andere verleiteten, ihn als den Helden des »Verlornen Paradieses« anzusehen. Der große deutsche Dichter hat, im Gegentheil, seinen verführenden Geist zu einem Wesen gemacht, welches, im Uebrigen ganz leidenschaftslos, allein zu dem Ende zu existiren scheint, um durch seine Ueberredungen und Versuchungen die Masse des moralischen Uebels zu vermehren, und welches durch seine Verführungskünste jene schlummernden Leidenschaften weckt, die außerdem das Leben des menschlichen Wesens, das der böse Geist zum Gegenstand seiner Operationen ersah, in Ruhe gelassen haben würden. Aus diesem Grunde ist Mephistopheles, gleich Ludwig XI., mit jenem kaustischen Witze versehen, der unablässig bemüht ist, alle Handlungen zu verachten und zu verkleinern, welche nicht sicher und direkt Selbstbefriedigung zur Folge haben.
Auch ein Verfasser bloßer Unterhaltungsschriften kann für einen Augenblick ernst sein dürfen, in der Absicht, alle Politik zu verdammen, welche sich (mag es die eines öffentlichen oder Privatcharakters sein) auf die Grundsätze des Machiavell oder auf die Ränke Ludwigs XI. gründet.
Die Grausamkeit, die Falschheit und das argwöhnische Wesen dieses Fürsten wurden durch den groben und niedrigen Aberglauben, den er beständig erblicken ließ, nicht gemildert, sondern noch weit abscheulicher gemacht. Seine tiefe Verehrung der Heiligen, die er so sehr zur Schau trug, beruhte auf dem jämmerlichen Grundsatz eines niedern Beamten, welcher die Vergehungen, deren er sich bewußt ist, durch freigebige Geschenke an diejenigen verbergen oder sühnen will, denen es obliegt, sein Betragen zu beobachten, der ein System des Betrugs fördern will, indem er versucht, den Unbestechlichen zu bestechen. Nur im nämlichen Lichte können wir seine Erwählung der Jungfrau Maria zur Gräfin und Obersten seiner Leibwache betrachten, oder die Hinterlist, mit welcher er einer oder zwei gewissen Eidformen die Kraft einer bindenden Verpflichtung verlieh, die er allen andern versagte, indem er genau das Geheimniß bewahrte, welche Weise des Schwurs er wirklich für bindend hielt.
Bei seinem gänzlichen Mangel an Gewissen, oder, wie es scheint, an jedem Begriffe von moralischer Verpflichtung, besaß Ludwig XI. große natürliche Festigkeit und Schärfe des Charakters, verbunden mit einer so verfeinerten Politik, indem er die Zeiten, in denen er lebte, beobachtete, daß er sich zuweilen seinen eigenen Vorschriften fügte.
Es gibt wohl kein so düsteres Gemälde, welches nicht auch seine sanftern Stellen hätte. Er kannte die Interessen Frankreichs, und verfolgte sie treulich so lange, als sie mit seinen eigenen Hand in Hand gingen. Er führte das Land sicher durch die gefährliche Krisis des Krieges, genannt »für das öffentliche Wohl«; bei der Vernichtung dieses großen und gefährlichen Bündnisses der großen Kronvasallen Frankreichs gegen den Souverain, würde ein König von minder scharfsichtigem und klugem Charakter und von mehr kühner und minder schlauer Gemüthsart, als Ludwig XI., aller Wahrscheinlichkeit nach unterlegen sein. Ludwig besaß auch einige persönliche Eigenschaften, die mit seinem öffentlichen Charakter nicht im Widerspruch standen; er war fröhlich und witzig in Gesellschaft; er liebkosete sein Opfer, gleich der Katze, die schmeicheln kann, wenn sie darauf ausgeht, die bitterste Wunde zu ertheilen; und keiner war geschickter, die Ueberlegenheit der schlechten und selbstischen Grundsätze zu behaupten und zu preisen, durch die er sich bestrebte jene edlern Beweggründe zu Anstrengungen zu ersetzen, welche bei seinen Vorgängern aus dem hochsinnigen Geiste der Chevalerie hervorgegangen waren.
Dies System begann jetzt wirklich zu veralten, und es hatte, selbst zur Zeit seiner Blüthe, etwas so Ueberspanntes und Phantastisches in seinen Grundsätzen, daß es dadurch allgemein zu einem Gegenstande der Verspottung ward, sobald es, gleich andern alten Moden, außer Ansehen zu kommen anfing, und die Waffen des Spottes konnten sich dagegen erheben, ohne das Mißfallen und den Abscheu zu erregen, womit sie in früherer Zeit, als eine Art von Gotteslästerung, zurückgewiesen worden wären. Im vierzehnten Jahrhundert nahmen die Spötter überhand, welche die ausschweifenden und exclusiven Lehren von Ehre und Tugend in's Lächerliche zogen, die man öffentlich als absurd anerkannte, weil sie, in der That, bis zu einer solchen Höhe der Vollkommenheit getrieben wurden, daß sie von menschlichen Wesen unmöglich auszuüben waren. Machte es sich ein edler und hochsinniger Jüngling zum Vorsatz, sich nach seines Vaters Lehre von der Ehre zu bilden, so ward er verlacht, als hätt' er zum Kampfe des guten alten Ritters Durindarte zweihändiges Schwert gebracht, lächerlich wegen seiner alterthümlichen Form, mochte seine Klinge auch vom feinsten Stahl und seine Verzierungen von reinem Golde sein.
Auf gleiche Weise warf man die Grundsätze der Chevalerie bei Seite und ersetzte sie durch schlechtere Reizmittel. Statt der hohen Begeisterung, die Jeden zur Verteidigung seines Vaterlandes trieb, führte Ludwig XI. den Dienst der stets bereitwilligen Miethsoldaten ein, und überredete seine Unterthanen, unter denen der Kaufmannsstand sich zu heben begann, es sei besser, den Miethsöldnern Gefahr und Mühe des Kriegs zu lassen, und die Regierung statt dessen mit den Mitteln, jene zu bezahlen, zu versehen, als sich selber der Gefahr der Vertheidigung auszusetzen. Die Kaufleute waren durch solche Gründe leicht überredet. In den Tagen Ludwig's XI. kam es noch nicht so weit, daß auch die Landbesitzer und Edelleute auf gleiche Weise von dem Kriegsdienste ausgeschlossen wurden; aber der schlaue Monarch leitete das System ein, welches seine Nachfolger handhabten, und das zuletzt die ganze militärische Vertheidigung des Staats in die Hände der Regierung legte.
Auf gleiche Art bemühte er sich, die Grundsätze zu ändern, welche bisher dem Verkehr der Geschlechter zu Regeln gedient hatten. Die Lehren der Chevalerie hatten, zum mindesten theoretisch, ein System gebildet, in welchem die Schönheit die herrschende und lohnende Gottheit war – die Tapferkeit aber ihr Sklave, der sich Muth von ihrem Blicke holte und sein Leben in ihrem geringsten Dienste hingab. Allerdings artete dies System hierin, wie in manch' anderer Hinsicht, zu phantastischer Ausschweifung aus, und ärgerliche Fälle kamen häufig vor. Doch glichen sie im Allgemeinen immer jenen, deren Burke gedenkt, wo die Schwachheit zur Hälfte ihrer Schuld ledig ward, indem sie von all' ihren groben Eigenschaften gereinigt war. Mit Ludwig's XI. Verfahren verhielt es sich weit anders. Er war ein niedrer Lüstling, der Vergnügen ohne Gefühl suchte, und das Geschlecht verachtete, von dem er es erhalten wollte; seine Geliebten waren von niederm Stande, zu gering, um mit dem erhabnen, obwohl schuldigen Charakter der Agnes Sorel verglichen zu werden, wie Ludwig selbst gering gegen seinen heldenmüthigen Vater war, der Frankreich von dem englischen Joche befreite. Ebenso zeigte Ludwig, indem er seine Günstlinge und Minister aus der Hefe des Volkes wählte, die geringe Achtung, die er hoher Stellung und edler Geburt zollte; und obwohl dies nicht allein zu entschuldigen, sondern sogar verdienstlich zu nennen sein konnte, wo des Fürsten Befehl verborgnes Talent an's Licht zog, oder bescheidnen Werth anerkannte, so war davon doch weit verschieden, wenn Ludwig zu seiner Lieblingsgesellschaft dergleichen Männer erkor, wie Tristan l'Hermite, den Chef seines Marschallsitzes oder seiner Polizei; und es ist offenbar, daß ein solcher Fürst nicht mehr sein konnte, als, wie sein Nachfolger Franz passend von sich sagte, »der erste Edelmann in seinem Reiche«.
Auch waren Ludwig's Reden und Handlungen, im Privatleben sowohl, als öffentlich, nicht von der Art, daß sie so grobe Verletzungen gegen den Charakter eines Mannes von Ehre hätten gut machen können. Sein Wort, was doch allgemein als das Heiligste am Charakter eines Mannes, und dessen geringste Verletzung im Gesetzbuch der Ehre als Hauptverbrechen gilt, ward oft gewissenlos bei der geringsten Gelegenheit gebrochen, und zwar oft in Begleitung der ungeheuersten Verbrechen. Wenn er seine eigenen, persönlichen Schwüre brach, so machte er auch mit den in öffentlichen Angelegenheiten geleisteten nicht mehr Umstände. Daß er eine gemeine Person als Herold verkleidet an Eduard IV. sandte, war in jenen Tagen, wo Herolde als heilige Bewahrer der öffentlichen und nationalen Treu' und Wahrheit galten, ein kühner Betrug, dessen sich Wenige außer diesem gewissenlosen Fürsten würden schuldig gemacht haben.
Kurz, die Manieren, Gedanken und Handlungen Ludwig's XI. standen ganz im Widerspruche mit den Grundsätzen der Chevalerie, und sein kaustischer Witz war ganz dazu geeignet, ein System lächerlich zu machen, dessen Grundlage ihm ganz absurd erschien, da es sich darauf gründete, Mühe, Geschick und Zeit zu opfern, um Zwecke zu erreichen, welche, der Natur der Dinge nach, keinen persönlichen Vortheil gewähren konnten.
Es ist mehr als wahrscheinlich, daß Ludwig, indem er so fast offenbar die Bande der Religion, Ehre und Moral, durch welche die Menschheit sich zu edlerem Gefühl begeistert, verläugnete, große Vortheile in seinen Unternehmungen mit Andern zu erlangen suchte, welche sich selber für gebunden halten mußten, während er sich völlig frei bewegte. Aber die Vorsehung scheint stets das Vorhandensein ungewöhnlicher Gefahr mit einem Umstande zu verbinden, der diejenigen, die der Gefahr ausgesetzt sind, ihrem Schutze anheim gibt. Das beständige Mißtrauen bei einer öffentlichen Person, welche wegen Eidbruch übel berühmt ist, wird für sie dasselbe, was das Klappern für die giftige Schlange; und die Menschen beginnen dann zu erwägen und zu beobachten, nicht sowohl was ihr Gegner sagt, als das, was er etwa thun mag; ein Grad des Mißtrauens, der mehr dazu dient, die Intriguen solcher treulosen Menschen zu hintertreiben, als ihnen die Freiheit von allen Gewissensscrupeln Vortheil gewähren kann. Das Beispiel Ludwig's XI. erregte mehr Mißfallen und Argwohn, als Lust zur Nachahmung unter den andern Völkern Europa's, und der Umstand, daß er mehr als einen seiner Zeitgenossen überlistete, verursachte, daß die Uebrigen auf ihrer Hut waren. Selbst das System der Chevalerie, obwohl bei weitem nicht so allgemein ausgebreitet, wie früher, überlebte die Herrschaft dieses schamlosen Monarchen, der so viel that, seinen Glanz zu verdunkeln, und lange nach dem Tode Ludwig's XI. begeisterte es den Ritter ohne Furcht und Tadel und den tapfern Franz I.
Obwohl nun die Regierung Ludwig's in politischer Hinsicht zum Theil so erfolgreich war, wie er nur selbst hätte wünschen können, so dürfte doch das Schauspiel seines Todtenbettes eine Warnung vor der Verführung seines Beispiels sein. Argwöhnisch gegen Jeden, aber vorzüglich gegen seinen eigenen Sohn, vergrub er sich in sein Schloß Plessis, indem er seine Person ausschließlich der zweifelhaften Treue seiner schottischen Miethlinge vertraute. Er verließ sein Zimmer nie, Keinen ließ er darin vor sich, und ermüdete den Himmel und alle Heiligen nur immer mit Bitten, nicht um die Vergebung seiner Sünden, sondern um die Verlängerung seines Lebens. Mit einer geistigen Schwachheit, die gänzlich mit seinem weltlichen Scharfblick im Widerspruch stand, nahm er seine Aerzte so eifrig in Anspruch, bis sie seiner spotteten und ihn plünderten. In seiner höchsten Sehnsucht nach Leben sandte er nach Italien, wegen vermeintlicher Reliquien, und ließ, was noch außerordentlicher, einen unwissenden, wahnwitzigen Bauer herbeiholen, der sich, wahrscheinlich aus Faulheit, in eine Höhle geschlossen und dem Genuß von Fleisch, Fischen, Eiern und Milchspeisen entsagt hatte. Diesen Mann, der nicht die geringste Bildung besaß, verehrte Ludwig, als wäre er der Papst selber gewesen, und gründete, um sein Wohlwollen zu gewinnen, zwei Klöster.
Ein Hauptzug bei dieser abergläubischen Richtung war, daß leibliche Gesundheit und irdische Glückseligkeit sein einziges Ziel zu sein schien. Es war streng verboten, seiner Sünden zu erwähnen, wenn vom Zustande seiner Gesundheit die Rede war; und als auf seinen Befehl ein Priester ein Gebet an St. Eutropius hersagte, worin er des Königs Wohlfahrt, beides an Leib und Seele, anempfahl, so hieß Ludwig ihn die beiden letzten Worte weglassen, indem er sagte, es sei nicht thunlich, den gebenedeiten Heiligen durch zu viel Bitten auf einmal zu belästigen. Vielleicht glaubte er, wenn von seinen Verbrechen geschwiegen würde, möchten die himmlischen Patrone, die er um Hülfe für seinen Leib anrief, jene vergessen.
So groß waren die wohlverdienten Qualen des Sterbelagers dieses Tyrannen, daß Philipp von Comines eine genaue Vergleichung zwischen ihnen und den zahllosen Grausamkeiten anstellt, die auf seinen Befehl an Andern vollzogen wurden; und indem er beides erwägt, kommt er endlich zu der Meinungsäußerung, daß die leiblichen Qualen und der Todeskampf, den Ludwig erduldete, von der Art waren, daß sie seine begangenen Verbrechen ausgleichen mochten, und daß er, nach einem gehörigen Aufenthalt im Fegfeuer, in Gnaden würdig erfunden werden könne, in die höhern Regionen zu gelangen.
Auch Fénelon hat ein Zeugniß von diesem Fürsten hinterlassen, dessen Lebens- und Regierungsweise er in folgender merkwürdigen Stelle beschreibt:
» Pygmalion, tourmenté par une soif insatiable des richesses, se rend de plus en plus misérable et odieux à ses sujets. C'est un crime à Tyr que d'avoir de grands biens; l'avarice le rend défiant, soupçonneux, cruel; il persécute les riches, et il craint les pauvres.
» C'est un crime encore plus grand à Tyr d'avoir de la vertu; car Pygmalion suppose que les bons ne peuvent souffrir ses injustices et ses infamies; la vertu le condamne, il s'aigrit et s'irrite contre elle. Tout l'agite, l'inquiète, le ronge; il a peur de son ombre; il ne dort ni nuit ni jour; les Dieux, pour le confondre, l'accablent de trésors dont il n'ose jouir. Ce qu'il cherche pour être heureux est précisément ce qui l'empêche de l'être. Il regrette tout ce qu'il donne, et craint toujours de perdre; il se tourmente pour gagner.
» On ne le voit presque jamais; il est seul, triste, abattu, au fond de son palais: ses amis mêmes n'osent l'aborder, de peur de lui devenir suspects. Une garde terrible tient toujours des épées nues et des piques levées autour de sa maison. Trente chambres qui communiquent les unes aux autres, et dont chacune a une porte de fer avec six gros verroux, sont le lieu où il renferme; on ne sait jamais dans laquelle de ces chambres il couche; et on assure qu'il ne couche jamais deux nuits de suite dans la même, de peur d'y être égorgé. Il ne connoît ni les doux plaisirs, ni l'amitié encore plus douce. Si on lui parle de chercher la joie, il sent qu'elle fuit loin de lui, et qu'elle refuse d'entrer dans son coeur. Ses yeux creux sont pleins d'un feu âpre et farouche; ils sont sans cesse errans de tous côtés; il prête l'oreille au moindre bruit, et se sent tout ému; il est pâle, défait, et les noirs soucis sont peints sur son visage toujours ridé. Il se tait, il soupire, il tire de son coeur de profonds gémissemens, il ne peut cacher les remords qui déchirent ses entrailles. Les mets le plus exquis le dégoûtent. Ses enfans, loin d'être son espérance, sont le sujet de sa terreur: il en a fait ses plus dangereux ennemis. Il n'a eu toute sa vie aucum moment d'assuré: il ne se conserve qu'à force de répandre le sang de tous ceux qu'il craint. Insensé, qui ne voit pas que la cruauté, à laquelle il se confie, le fera périr! Quelqu'un de ses domestiques, aussi défiant que lui, se hâtera de délivrer le monde de ce monstre.«
Das lehrreiche, aber schreckliche Schauspiel der Leiden dieses Tyrannen ward zuletzt durch den Tod geendet, am 30. August 1485.
Die Wahl dieser merkwürdigen Persönlichkeit zum Hauptcharakter für den Roman – denn man wird leicht begreifen, daß der kleine Liebeshandel Quentin's nur als Mittel benutzt ist – gewährte dem Verfasser zugleich viele Erleichterung. Ganz Europa war während des fünfzehnten Jahrhunderts so vielfach und aus so verschiedenen Gründen im Zwiespalt, daß es eine ganze Abhandlung erfordert haben dürfte, um den englischen Leser gehörig vorzubereiten, daß ihm die Möglichkeit der seltsamen Scenen, die ihm vorgeführt werden, deutlich sein könnte.
Zu Ludwig's XI. Zeit herrschte außerordentliche Aufregung durch ganz Europa. Englands Bürgerkriege waren, mehr dem Scheine nach, als in Wirklichkeit, durch das kurz währende Uebergewicht des Hauses York geendet. Die Schweiz befestigte sich die Freiheit, die sie später so tapfer vertheidigte. Im deutschen Kaiserreich und in Frankreich strebten die großen Kronvasallen, sich von ihren Oberherren frei zu machen, während Karl von Burgund durch Gewalt, und Ludwig listiger durch indirekte Mittel sich mühten, jene ihrer Oberherrschaft zu unterwerfen. Während Ludwig mit der einen Hand seine eigenen rebellischen Vasallen überlistete und unterwarf, arbeitete er insgeheim mit der andern daran, die reichen Handelsstädte Flanderns zu unterstützen und aufzumuntern, gegen den Herzog von Burgund zu rebelliren, wozu ihr Reichthum und ihre Reizbarkeit sie leicht geneigt machten. In den waldigem Distrikten Flanderns legte der Herzog von Geldern und Wilhelm von der Mark, wegen seiner Rauheit der wilde Eber der Ardennen genannt, die Gewohnheiten der Ritter und Edelleute ab, um die Gewaltthaten und Grausamkeiten gemeiner Banditen zu üben.
Wohl hundert geheime Verbindungen existirten in den verschiedenen Provinzen Frankreichs und Flanderns; zahlreiche Privat-Emissäre des rastlosen Ludwig, Zigeuner, Pilger, Bettler, oder Agenten als solche verkleidet, streuten aller Orten die Unzufriedenheit aus, deren Verbreitung in den Distrikten Burgunds zu seiner Politik gehörte.
Bei so großem Ueberflusse an Materialien war es schwierig, diejenigen auszuwählen, die für den Leser am verständlichsten und interessantesten wären; und der Verfasser muß daher bedauern, daß, wiewohl er sich des Rechtes, die wirkliche Geschichte fallen zu lassen, ganz frei bediente, er dennoch nicht glauben kann, seine Erzählung in eine gefällige, bündige und hinlänglich verständige Form gebracht zu haben. Die Grundlage des Ganzen ist das, was Alle, die nur eine Idee von Lehenssystem besitzen, leicht verstehen können, obwohl die Begebenheiten rein erfunden sind. Das Recht eines Lehensoberen zeigte sich in nichts allgemeiner anerkannt, als in seiner Befugniß, sich in die Heirath eines weiblichen Vasallen zu mischen. Dies mag als ein Widerspruch des bürgerlichen und kanonischen Rechts erscheinen, welche erklären, die Ehe solle frei sein, während das feudale Recht, im Fall, daß ein Lehen auf ein Weib übergeht, dem Lehensherrn die Macht zugesteht, die Wahl des Ehegenossen zu bestimmen. Man leitet dies von dem Grundsatze her, daß der Lehensherr der eigentliche Geber des Lehens war, dem stets daran liegen mußte, daß die Heirath des Vasallen nicht Jemand einführte, der dem Lehensoberen feindlich gesinnt wäre. Sodann möchte darzuthun sein, daß dies Recht, dem Vasallen in gewisser Hinsicht die Wahl des Gatten vorzuschreiben, blos dem Obern zukommt, von welchem das Lehen ursprünglich herrührt. Es ist daher keine grobe Unwahrscheinlichkeit, wenn ein Vasall Burgunds in den Schutz des Königs von Frankreich flieht, dessen Vasall der Herzog von Burgund selber war; auch verletzt es die Wahrscheinlichkeit nicht, zu versichern, daß Ludwig, gewissenlos wie er war, den Plan gemacht habe, den Flüchtling zu einem Bündnisse zu verleiten, welches nachtheilig, ja gefährlich für seinen furchtbaren Verwandten und Vasallen von Burgund werden sollte.
Ich kann noch bemerken, daß der Roman Quentin Durward, der in der Heimath eine größere Popularität als einige seiner Vorgänger erreichte, ebenfalls einen ungewöhnlichen Erfolg auf dem Kontinente hatte, wo die historischen Anspielungen noch vertrautere und bekanntere Ideen erwecken mußten.
Abbotsford, am 1. Dec. 1831.