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Der Bären Herzen und des Tigers Athem
Vom Himmel, und die Wildheit obendrein.
Fletcher.
Es war Abend geworden, und seit zwei Stunden hatten Morton und sein treuer Diener keinen ihrer unglücklichen Gefährten gesehen; da erreichten sie endlich die Moorgegend und näherten sich einem großen einsamen Pachthofe, der am Eingang eines wüsten, sumpfigen Thales lag, weit entfernt von jeder andern menschlichen Behausung.
»Unsere Pferde tragen uns nicht länger ohne Ruhe und ohne Futter,« sagte Morton; »wir müssen versuchen, beides wo möglich hier zu erhalten.«
Mit diesen Worten ritt er auf das Haus zu, das allem Anschein nach bewohnt war. Eine starke Rauchsäule stieg aus dem Schornsteine und frische Hufspuren waren vor der Thüre sichtbar. Sie konnten sogar das Gemurmel von menschlichen Stimmen innerhalb des Hauses vernehmen. Aber die unteren Fenster waren sämmtlich fest verschlossen, und als sie an die Thüre klopften, erfolgte keine Antwort.
Nachdem sie vergebens um Einlaß gerufen und gebeten hatten, gingen sie in den Stall oder Schuppen, um erst ihre Pferde unterzubringen, bevor sie Mittel versuchten, ihren Einlaß zu erzwingen. Hier fanden sie zehn bis zwölf Pferde, deren ermüdetes doch kriegerisches Aussehen hinlänglich bewies, daß sie ebenfalls flüchtigen Insurgenten angehörten.
»Das bedeutet Gutes,« sagte Cuddie. »Sie haben viel Ochsenfleisch, das ist ausgemacht, denn hier liegt eine frische Haut, die einem Ochsen vor einer halben Stunde noch auf den Rippen gesessen, sie ist noch warm.«
Durch diese Zeichen aufgemuntert, kehrten sie nach dem Hause zurück, kündigten sich den Leuten im Innern als Gefährten an und forderten mit lauter Stimme Einlaß.
Nach langem hartnäckigen Stillschweigen antwortete eine ernste Stimme aus einem Fenster:
»Wer ihr auch seid, stört nicht, die da trauern um die Verwüstung und Gefangenschaft des Landes und die da forschen nach den Ursachen des Zornes und des Abfalls, auf daß hinweggeschafft werden die Steine des Anstoßes, über welche wir gestrauchelt.«
»Das sind wilde Whigs aus dem Westen,« flüsterte Cuddie seinem Herrn zu, »ich kenne sie an der Sprache. Der Teufel soll mich holen, wenn ich mich unter sie wage.«
Morton hingegen rief den Leuten drinnen nochmals zu und bestand darauf, eingelassen zu werden, da aber sein Verlangen wiederum unbeachtet blieb, öffnete er eins der unteren Fenster, indem er die nur schwach verschlossenen Laden zurückschob, sprang hinein und befand sich in einer großen Küche, aus welcher die Stimme gekommen war. Cuddie folgte ihm und murmelte zwischen den Zähnen, als er den Kopf ins Fenster steckte: »Hoffentlich wird keine siedende Brühe am Feuer sein.« – Herr und Diener befanden sich nun in der Gesellschaft von zehn bis zwölf bewaffneten Männern, welche rings um ein Feuer saßen, an dem das Essen zubereitet ward, und ihre Andacht zu verrichten schienen.
An den finsteren vom Feuer beleuchteten Gesichtern erkannte Morton sogleich mehrere jener Eiferer, die sich am hartnäckigsten jeder milden Maßregel widersetzt hatten, und unter ihnen befand sich ihr bekannter Prediger Ephraim Macbriar und der wahnsinnige Habakuk Wütheviel. Die Cameronianer regten weder Hand noch Zunge, um ihre Leidensgefährten zu begrüßen, sondern horchten fortwährend auf das leise Murmeln Macbriars, welcher betete, der Allmächtige möge seine schwere Hand wegwenden von seinem Volke und es nicht verderben am Tage seines Zornes. Daß sie die Anwesenheit der Eingedrungenen bemerkten, zeigte sich nur in den finstern, unwilligen Blicken, welche sie von Zeit zu Zeit auf jene schossen, wenn ihre Augen sich begegneten.
Morton, der nun einsah, in welche unfreundliche Gesellschaft er gerathen war, begann an den Rückzug zu denken, aber als er sich umsah, bemerkte er mit einiger Unruhe, daß zwei starke Männer sich schweigend an das Fenster gestellt hatten, durch welches er hereingekommen. Eine dieser unheimlichen Wachen flüsterte Cuddie zu: »Sohn jenes herrlichen Weibes, Mause Headrigg, wirf Dein Loos nicht ferner mit diesem Kinde des Verraths und Verderbens. Gehe Deines Wegs und säume nicht, denn der Bluträcher ist hinter Dir!«
Hiermit deutete er auf das Fenster, durch welches Cuddie ohne Zögern hinaussprang, denn der empfangene Rath lehrte ihn, welcher Gefahr er ausgesetzt wäre.
»Mit Fenstern hab ich nun einmal kein Glück,« war sein erster Gedanke, als er sich wieder an der Luft befand; sein nächster aber betraf das künftige Geschick seines Herrn: »Sie werden ihn tödten, die mörderischen Schurken, und werden glauben, sie thun ein frommes Werk! Aber ich will nach Hamilton zurück und sehen, ob ich einige von den Unsrigen treffe, um in dieser Zeit der Noth zu helfen.«
Mit diesen Worten eilte er in den Stall, nahm statt seines eigenen müden Pferdes das beste, das er finden konnte, und sprengte nach Hamilton.
Der Hufschlag des Rosses störte einen Augenblick die Andacht der Schwärmer. Als er in der Ferne erstarb, endigte Macbriar sein Gebet. Seine Zuhörer erhoben sich nun aus der gebeugten Stellung und richteten sämmtlich ihre finstern Blicke auf Heinrich Morton.
»Ihr richtet sonderbare Blicke auf mich,« begann dieser. »Ich weiß durchaus nicht, wie ich die verdient habe.«
»Wehe Dir, wehe Dir!« rief Wütheviel aufspringend. »Das Wort, so Du verschmähet hast, soll ein Fels werden, der zerschmettert und zermalmt, der Speer, den Du gern zerbrochen hättest, soll Deine Seite durchbohren. Wir haben gebetet, gerungen und geflehet um ein Sühnopfer für die Sünden der Gemeine, und siehe! das Haupt der Uebertretung ist in unsere Hände gegeben. Eingebrochen ist er durchs Fenster wie ein Dieb; er ist ein Widder, so gefangen ward im Gebüsche, dessen Blut soll werden ein Trankopfer, die Rache von der Kirche abzuwenden, und der Ort soll von nun an genannt werden Jehova-Jireh, denn das Opfer ist ausersehen. Auf denn und bindet das Opfer mit Stricken an die Hörner des Altars!«
Es entstand eine Bewegung unter den Männern, und Morton bedauerte herzlich die unvorsichtige Eile, mit der er sich in ihre Gesellschaft gewagt. Er war bloß mit seinem Schwerte bewaffnet, denn seine Pistolen hatte er in den Halftern gelassen. Da nun aber die Whigs sämmtlich mit Feuerwaffen versehen waren, so war an Widerstand kaum zu denken. Macbriars Verwendung schützte ihn indessen für den Augenblick.
»Wartet noch ein wenig, meine Brüder, laßt uns das Schwert nicht übereilt gebrauchen, auf daß nicht unschuldiges Blut schwer auf uns laste. – Komm,« fuhr er zu Morton gewendet fort, »wir wollen mit Dir abrechnen, ehe wir die Sache rächen, die Du verrathen hast. – Hast Du nicht Dein Angesicht hart gemacht wie Kiesel gegen die Wahrheit in allen Versammlungen des Heeres?«
»Das hat er, ja, das hat er!« murmelte es dumpf im Kreise.
»Er hat immer auf Frieden gedrungen mit den Uebelgesinnten,« sagte einer.
»Und hat immer für die finstere und schwere Sünde der Indulgenz gesprochen,« sagte ein anderer.
»Und hätte das Heer in Monmouths Hände überliefert,« begann ein dritter; »und war der erste, der den biedern und tapfern Burley verließ, als er noch am Paß Widerstand leistete. Ich sah ihn auf dem Moor und sein Pferd war blutig vom Sporn, lange noch, ehe das Feuern an der Brücke aufgehört hatte.«
»Ihr Herren,« erwiderte Morton, »wenn ihr denkt, mich durch Geschrei zu übertäuben und mir das Leben zu nehmen, ohne mich anzuhören, so steht das vielleicht in eurer Macht; aber ihr werdet euch vor Gott und Menschen versündigen, wenn ihr einen solchen Mord begeht.«
»Ich sage euch, hört den Jüngling,« sprach Macbriar, »denn der Himmel weiß, unsere Eingeweide haben geschmerzt um ihn, daß er möchte dahin gebracht werden, die Wahrheit zu erkennen und seine Gaben zu ihrer Vertheidigung anzuwenden. Aber er ist verblendet durch seine fleischlichen Kenntnisse, und hat das Licht verschmäht, als es vor ihm leuchtete.«
Als es still geworden war, fing Morton an zu betheuern, daß er in der Unterhandlung mit Monmouth redlich gehandelt und am Treffen thätigen Antheil genommen habe.
»Ich kann freilich nicht vollkommen so weit gehen, wie ihr wünscht,« sagte er, »daß ich nämlich denen, die meines Glaubens sind, die Mittel in die Hände gebe, über andere die Tyrannen zu spielen, aber in der Behauptung unserer gesetzlichen Freiheit wird niemand weiter gehen als ich. Und ich muß offen gestehen, wären andere meiner Gesinnung im Rathe gewesen, oder in der Schlacht mir zur Seite gestanden, wir würden heute Abend, statt als geschlagene Flüchtlinge hier zu sein, unsere Schwerter nach einem heilsamen, ehrenvollen Frieden in die Scheide stecken oder sie nach einem entscheidenden Siege triumphirend über unsere Häupter schwingen.«
»Er hat das Wort gesprochen,« sagte einer aus der Versammlung, »er hat bekannt seine fleischliche und erastinianische Selbstsucht. Laßt ihn des Todes sterben.«
»Still, noch einmal,« sagte Macbriar, »denn ich will ihn ferner prüfen. – Geschah es nicht durch Dich, daß der bösgesinnte Evandale zweimal dem Tode und der Gefangenschaft entrann? Geschah es nicht durch Dich, daß der Ritter Bellenden und seine Mordsoldaten von der Schärfe des Schwertes gerettet wurden?«
»Ich bin stolz darauf zu bekennen, daß Ihr in beiden Punkten die Wahrheit gesprochen,« erwiderte Morton.
»Seht ihr,« sagte Macbriar, »sein eigener Mund hat es abermals ausgesagt. – Und thatest Du es nicht wegen des medianitischen Weibes, eines Sprößlings der bischöflichen Kirche, eines Spielwerkes, das in der Falle des Erzfeindes zum Köder dient? Thatest Du nicht alles dies wegen Editha Bellenden?«
»Ihr seid unfähig, meine Gefühle gegen diese junge Dame zu schätzen,« antwortete Morton dreist. »Aber alles, was ich gethan habe, würde ich gethan haben, auch wenn ich sie nie geliebt hätte.«
»Du bist ein hartnäckiger Rebell gegen die Wahrheit. – Und handeltest Du nicht also, auf daß Du durch Wegführung des alten Weibes Margarethe Bellenden und ihrer Enkelin den weisen und gottgefälligen Plan John Balfours von Burley zerstörtest, nämlich den Basil Olifant in den Kampf zu bringen, der bereit war, das Feld zu behaupten, wenn wir ihm den Besitz der weltlichen Güter dieser Weiber sicherten?«
»Von diesem Plane habe ich nie etwas gehört,« sagte Morton, »und darum konnte ich ihn auch nicht zerstören. – Aber gestattet euch eure Religion, zu solchen unredlichen Mitteln zu greifen?«
»Still!« rief Macbriar mit einiger Verlegenheit. »Es ist nicht Deine Sache, fromme Bekenner des Glaubens zu unterrichten oder die Pflichten des Covenants zu bestimmen. Uebrigens hast Du genug der Sünde und des traurigen Abfalls, um eine Niederlage über ein Heer zu bringen, wäre es auch so zahlreich wie der Sand am Meere. Und es ist unser Urtheil, daß es uns nicht frei steht, Dich ledig und lebend ausgehen zu lassen, da die Vorsehung Dich unsern Händen übergeben hat in dem Augenblicke; da wir beteten mit dem gottseligen Josua. Was sollen wir sagen, wenn Israel den Rücken kehrt seinen Feinden? – Du kamst und wurdest uns überliefert, als wäre es durchs Loos, auf daß Du die Strafe dessen erduldest, der da Thorheit gebracht hat in Israel. Darum merke auf meine Worte. Dies ist der Sabbath, und unsere Hand soll nicht über Dir sein, Dein Blut zu vergießen an diesem Tage. Aber wenn die zwölfte Stunde schlägt, so ists ein Zeichen, daß Deine Zeit auf Erden abgelaufen ist. Darum benutze die Spanne, denn sie entflieht schnell. – Ergreift den Gefangenen, meine Brüder, und nehmt sein Schwert von ihm.«
Dieser Befehl ward so unerwartet gegeben und so plötzlich von denen vollzogen, die hinter und neben Morton getreten waren, daß er sich überwältigt und entwaffnet sah, ehe er wirksamen Widerstand leisten konnte. Als dies geschehen, entstand eine Todtenstille. Die Fanatiker setzten sich rings um einen großen eichenen Tisch und nahmen den gebundenen und hilflosen Morton in ihre Mitte, so daß er der Uhr gegenübersaß, die ihm die letzte Stunde schlagen sollte. Speise wurde ihnen vorgesetzt, von der sie ihrem erlesenen Opfer einen Theil anboten, aber es läßt sich denken, daß es dazu keinen Appetit hatte. Nach dem Mahle nahmen die Schwärmer ihre Andachtsübungen wieder auf. Macbriar, der vielleicht nicht ganz gewissenlos war, betete mit glühendem Eifer, um von der Gottheit ein Zeichen zu erflehen, daß das blutige Opfer, welches sie verrichten wollten, ihr ein angenehmer Dienst sei. Alle waren ganz Auge und Ohr, um etwas zu sehen oder zu hören, das sich könne zum Zeichen des Wohlgefallens drehen und deuten lassen, und sie richteten immer wieder die düsteren Blicke auf das Zifferblatt, um dem Zeiger zu folgen, wie er sich langsam dem blutigen Augenblick näherte.
Mortons Auge nahm häufig dieselbe Richtung, mit dem traurigen Gedanken beschäftigt, daß sich keine Möglichkeit zeigte, sein Leben über den winzigen Raum hinaus verlängert zu sehen, den der Zeiger noch zu durchlaufen hatte, bis er die verhängnißvolle Stunde erreichte. Treue in seiner Religion, festes unerschütterliches Ehrgefühl und das Bewußtsein seiner Unschuld setzten ihn in den Stand, diesen schrecklichen Zwischenraum mit geringerer Aufregung zu ertragen. Dennoch fehlte ihm jenes ermunternde und belebende Gefühl des Rechts, das ihn in ähnlichen Verhältnissen aufrecht hielt, als er sich in Claverhouses Gewalt befand. Damals wußte er, daß unter den Zuschauern viele seine Lage bedauerten und sein Benehmen billigten. Jetzt aber, unter diesen blödsichtigen, grausamen Fanatikern, deren harte Stirn sich nicht bloß gleichgültig, sondern triumphirend seiner Hinrichtung zuwenden sollte, ohne einen Freund, der ihm ein liebendes Wort zuspräche oder einen Blick des Mitgefühls oder Trostes auf ihn richtete, zu warten, bis das Schwert, das ihn tödten sollte, langsam der Scheide entglitte, es war nicht zu verwundern, daß da seine Gefühle weniger unerschüttert waren als bei irgend einer andern peinlichen Gefahr. Die ihm bestimmten Henker schienen, als er sie anblickte, Züge und Gestalt gleich Gespenstern in einem fieberhaften Traum zu verändern, sie vergrößerten sich und ihre Gesichter wurden verzerrt, und wie die aufgeregte Einbildungskraft über die Eindrücke herrschte, welche das Auge empfing, so kam es ihm fast vor, als befände er sich unter einem Haufen von Teufeln, statt unter menschlichen Wesen. Die Mauern schienen von Blut zu triefen und das leise Picken der Uhr klang mit lauter und immer lauterer Deutlichkeit in sein Ohr, als wäre jeder Ton ein Nadelstich in sein Trommelfell.
Dies Gemüthsschwanken am Rande des Grabes war furchtbar. Er suchte mit aller Gewalt sich zum Gebete zu sammeln, und unfähig, in diesem schrecklichen Kampfe der Natur seine Gedanken zu ordnen und auszudrücken, nahm er instinktmäßig seine Zuflucht zu dem Gebete um Ruhe und Geistesfassung, das sich im allgemeinen Gebetbuche der englischen Kirche befindet. Macbriar erkannte sogleich die Worte, welche der unglückliche Gefangene halblaut aussprach.
»Das fehlte noch,« rief er, und Zornesglut röthete seine bleiche Wange, »das fehlte noch, um meinen fleischlichen Widerwillen, sein Blut zu vergießen, gänzlich auszutilgen. Er ist ein Prälatist, der sich ins Lager geschlichen hat unter der Maske eines Erastinianers, und alles, ja mehr noch, als was von ihm gesagt worden ist, muß wahr sein. Sein Blut komme über sein Haupt! Der Betrüger! Hinab zur Hölle laßt ihn fahren mit dem schlechtverborgenen Meßbuche in der Rechten, das er ein Gebetbuch nennt.«
»Ich erhebe meinen Sang gegen ihn,« rief der Wahnsinnige. »Gleichwie die Sonne um zehn Grade zurückging auf dem Zeiger, die Genesung des heiligen Hiskia anzuzeigen, so soll sie nun vorwärts gehen, daß die Gottlosen hinweggerafft werden aus dem Volke, und der Covenant hergestellt werde in seiner Reinheit.«
Mit den Geberden eines Wahnsinnigen sprang er auf den Stuhl, um durch Vorrückung des Zeigers die verhängnißvolle Minute zu beschleunigen, und mehrere der Gesellschaft fingen schon an, ihre Schwerter zu lüpfen, als Wütheviels Hand von einem seiner Gefährten gehalten wurde.
»Still,« sagte er, »ich höre ein fernes Geräusch.«
»Es ist der Bach, der über die Kiesel rauscht,« sagte einer.
»Es ist das Säuseln des Windes zwischen den Farrenkräutern,« sagte ein anderer.
»Es ist der Hufschlag von Pferden,« sagte Morton bei sich, dessen Gehör durch seine schreckliche Lage geschärft war. »Gott gebe, daß sie zu meiner Befreiung kommen.«
Das Geräusch näherte sich schnell und ward immer deutlicher.
»Es sind Reiter,« rief Macbriar, »seht doch nach, wer sie sind.«
»Der Feind kommt über uns,« rief einer, der auf Macbriars Befehl das Fenster geöffnet hatte.
Bald darauf hörte man deutlich den Hufschlag vieler Rosse und laute Stimmen rings um das Haus. Einige der Cameronianer rüsteten sich zum Widerstande, andere zur Flucht. Thüren und Fenster wurden mit einem Male erbrochen und die Rothröcke erschienen im Zimmer.
»Nieder mit den blutigen Rebellen! Denkt an Cornet Graham!« erscholl es von allen Seiten. Die Lichter wurden zwar umgestürzt, aber bei dem Scheine des Herdfeuers wurde das Gefecht fortgesetzt. Einige Pistolen wurden abgeschossen, der Whig, welcher Morton zunächst saß, empfing beim Aufstehen einen Schuß, taumelte gegen den Gefangenen, den er mit sich fortriß, und auf den er, ein Sterbender, hinsank. Dieser Zufall bewahrte Morton wahrscheinlich vor der Gefahr, der er in einem so dichten Handgemenge zwischen Flintenschüssen und Schwerthieben über fünf Minuten ausgesetzt war.
»Ist der Gefangene gerettet?« hörte er endlich Claverhouses wohlbekannte Stimme fragen. »Seht nach ihm und schafft den Hund von einem Whig fort, der hier stöhnt.«
Beide Befehle wurden vollzogen. Die Seufzer des Verwundeten wurden durch einen Degenstoß beschwichtigt, und Morton ward von der Last befreit, emporgerichtet und von dem treuen Cuddie in die Arme geschlossen, der vor Freude weinte, als er sah, daß das Blut, mit dem sein Herr bedeckt war, nicht seinen Adern entströmt sei. Flüsternd erklärte er Morton das Geheimniß des so rechtzeitigen Erscheinens der Soldaten.
»Ich stieß auf Claverhouses Schaar, als ich einige von unsern Leuten aufsuchen wollte, um Euch aus den Händen der Whigs zu befreien. Nun steckte ich zwischen Thor und Angel. Da dacht ich, das beste ist, ich bringe ihn mit her, denn heute Abend ist er des Gemetzels überdrüssig und morgen fängt ein neuer Tag an. Lord Evandale ist Euch auch noch etwas schuldig, und Monmouth gibt allen Pardon, wenn man nur darum bittet, sagen die Dragoner. Also den Kopf nicht sinken lassen! Es kann alles noch gut werden!«