Johann Georg Scheffner
Gedichte
Johann Georg Scheffner

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Die Feder der Liebe

            In völliger Vertraulichkeit
Allein mit ihrem Herzensfreunde
Ließ eine Dame ganz der Lüsternheit
Den Zügel. – Nach dem Spiel, das innig sie vereinte,
Hielt sie noch mit zufriedner Hand
Den schönsten Szepter, der ein Weib noch je entzückte,
Geheimer Freuden Unterpfand,
Durch welches die Natur die Sterblichen beglückte. –
Nicht beider Welten Gold, kein Blut
Reicht hin, so einen Szepter zu erringen,
Ich würde selbst mit Löwenmut
Um ein so seltnes Kleinod ringen,
Und gäbe obendrein noch all mein Hab und Gut –
Doch wieder zu der Aventüre:
Ein andrer Herr kam ohngefähr dazu
Und sah durchs Schlüsselloch der festverschlossnen Türe
Der ganzen Szene ruhig zu.
Der Szepter wurde nun samt dem Galan entlassen,
Der Riegel leise aufgemacht,
Der fremde Herr hereingelassen,
Zu dem sogleich die Dame sagt:
»Verzeihen Sie, wenn ich Sie warten lassen,
Ich schrieb.« – »Gewiß, Sie sind sehr glücklich,
Madame«, rief jener augenblicklich,
»Daß Amor selbst zum Schreiben sie geführt,
Da Ihre Hand so schön der Liebe Feder führt.«

 


 


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