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Der Arzt sieht den Menschen in seiner
ganzen Schwäche, der Jurist in seiner
ganzen Schlechtigkeit, der Theolog in
seiner ganzen Dummheit.
Schopenhauer.
Die Pfarre des heiligen Benedict zu Tabor lag an dem Knotenpunkt mehrerer Gebirgsthäler und Straßen, Land und Verkehr weithin beherrschend, auf einem ansehnlichen Hügel, rings von den reichen Besitzungen des Ordens umgeben. Der würdige Pfarrherr verwaltete Aecker, Forsten, Forellenbäche und Seelen mit gleicher Umsicht und gleichem Fleiß.
Die Kirche von Tabor war mit einer niederen steinernen Mauer umgeben, noch aus jener Zeit, wo Kirchen und Klöster bei feindlichen Einfällen die Festungen des Landvolks bildeten. Einzelne Grabsteine standen in die Wand eingerahmt, schwer gerüstete Männer mit lächerlichen Halskrausen, Frauen, welche betend ihre Schleppe gleich einer Serviette um den Arm gelegt hatten.
Eine weite Thür war in die Mauer gebrochen, man schritt über grasbewachsene Steine, einen Hof, in welchem Hühner und Enten wie zwei feindliche Armeen kampierten und ihre Vorposten gegen einander ausschickten, an einem alten verdrossenen Kettenhunde vorüber in den friedlichen Pfarrhof, dessen vordere Seite Weinlaub und bunte Winde dicht umrankten.
Seitwärts hinter einem lebenden Zaune lag der beträchtliche Garten mit seinen Obstbäumen, seinen Johannisbeerhecken, seinen verwachsenen schmalen Wegen, seinen großen Astern, seinen Gemüsebeeten mit zerbrochenen Glasscheiben, seiner regenverwaschenen Gipsnymphe, seinen Kürbissen und Rotkehlchen.
Es dampften eben die Mittagsschüsseln im Pfarrhofe, eben saßen Pfarrer und Kapläne an der wohlbesetzten Tafel, im Erdgeschosse Knechte und Mägde um den langen Tisch schreiend und lachend, und in der Küche küßte der alte kupferige Kirchendiener eben die junge Wirtschafterin auf den derben Nacken, und gerade da mußte der Jesuit kommen.
Er war von rückwärts um das Haus gegangen, niemand hatte ihn gesehen, er stand auf einmal vor dem bleichen Kirchendiener, der in seinem Schrecken die Wirtschafterin noch fester umklammert hatte, und fragte bescheiden nach dem Pfarrherrn.
Herr Muschka, der hochmütige Kirchendiener, schlotterte und stotterte gleich einem kleinen Ministranten, die Wirtschafterin flog aus der Küche, die Sauce brodelte empor, lief über, und zischte auf dem Herde.
Der Jesuit folgte dem Kirchendiener, der ängstlich durch die Nase atmete, warf im Vorübergehen einen Blick in die Stube, in der das Gesinde auf einmal ganz still geworden war, und trat unerwartet in das Speisezimmer oben, wo der würdige Pfarrer Seraphicus Rabatin eben mit seinen jungen Kaplänen Adalbert, Benedict und Pater Hruschka einen Hasen verzehrte, den er eigenhändig mit seiner Doppelflinte auf dem Krautfelde hinter dem Garten erlegt hatte.
Beim Anblick des Jesuiten erhob sich der Pfarrer, zwar etwas besser gefärbt, aber mit ruhiger Würde, begrüßte ihn und lud ihn ein, an dem »bescheidenen klösterlichen Mahl« Teil zu nehmen.
Der Jesuit lächelte, Kaplan Benedict errötete bis in die Ohrläppchen, während Pater Hruschka beinahe an einem Hasenbein erstickte und hierauf eine Viertelstunde krampfhaft hustete. Der Pfarrer und Adalbert schilderten dem frommen Gast die Verhältnisse ihres Sprengels, indes Pater Loyola den geistlichen Kreis scharf ins Auge faßte. Der Pfarrer war, seinem überirdischen Namen zum Possen, ganz darnach angethan, für Sanct-Benedicts schmale Küche Proselyten zu machen. Ein heller Glanz der Verklärung lag ohne Unterbrechung auf seinem breiten Gesicht, seiner kurzen, aufgeworfenen Nase, die kleinen, dunklen, gutmütigen Augen schwammen in Fett, seine schönen großen, weißen Hände ruhten auf seinem Bäuchlein wie auf einem Polster. Dennoch schien er nicht geistig stumpf oder träge; über die klug gewölbte Stirn schwangen sich zwei kräftige charaktervolle Brauen, die Pupillen erweiterten sich im Gespräch und das Auge bekam ein freundliches wohlthuendes Licht.
Der junge Kaplan Benedict zeigte eine feine, schmächtige Gestalt, ein grün angehauchtes Gesicht mit langen, unschönen Zügen und tiefliegenden Augen, von kasteiter Sinnlichkeit und krankhafter Schwärmerei glühend, während Pater Hruschka breit, großknochig neben ihm saß, an jene mittelalterlichen Mönche gemahnend, welche vom Pfluge weg in das Kloster getreten waren, sich in ihrer nächtlichen Zelle mit Unholden gebalgt und den Heiden mit Kreuz und Schwert die Religion der Liebe gepredigt hatten. Sein roher Kopf saß auf dem muskelgeschwellten Halse eines Stieres, schwer beweglich wie im Joch, sein Blick war zu gleicher Zeit scheu und scharf, um die derben Lippen spielte ein böser lauernder Zug. Der Jesuit kehrte jedoch in seiner Beobachtung immer wieder zu Adalbert zurück, dieser schien ihm in hohem Grade merkwürdig und undurchdringlich. Der feine Instinkt des himmlischen Polizeimannes witterte den Hochverräter der Kirche, während dieser selbst noch ahnungslos, frei von Schuld und frei von Zweifeln in die Zukunft blickte.
»Meine Beobachtungen stimmen mit Ihren Aussagen vollkommen überein,« wendete sich Pater Loyola zuletzt zu dem Pfarrer, »es ist ein Stück Wildnis hier, verstockte Heiden, steinerne Herzen, verlorene Seelen, Boden für die Mission.«
»Bis jetzt haben unsere Kräfte ausgereicht,« erwiderte Seraphicus abweisend.
Am Schlusse der Mahlzeit brachte der Kirchendiener wie gewöhnlich den schwarzen Kaffee und blickte hierauf fragend auf den Pfarrer.
»Die Cigarren, Muschka,« sagte dieser ruhig.
Der Kirchendiener, welcher dieselben auf einer kleinen Tasse hinter seinem Rücken verborgen gehalten hatte, beeilte sich, sie auf den Tisch zu stellen. Der Jesuit lächelte. Pater Seraphicus Rabatin hielt ihm die Tasse hin und, nachdem er artig abgelehnt, den Kaplänen. Die geistlichen Herren hüllten sich rasch in blaue Rauchwolken. Der alte Pfarrer rauchte mit großem Anstande, Adalbert mit der Nonchalance eines Studenten, Benedict hastig, wie eine nervöse Dame, Pater Hruschka sog vorsichtig, langsam an der Cigarre und schielte durch den leichten Dunstring, welcher über derselben schwebte, nach dem Jesuiten. Später gingen sie in den Garten hinab und schritten einer hinter dem anderen im schwarzen Habit, gleich einer Schar gravitätischer Saatkrähen, den schmalen Kiesweg entlang zu der freundlichen Laube aus Reben, Geißblatt und farbiger Winde. Auf zwei dünnen, um einen Brettertisch eingerahmten Bänkchen rückten die geistlichen Herren zusammen, ihre langen faltigen Röcke gleich Damen zusammenziehend. Der Laube gegenüber stand eine blutrote Georgine an einem hohen Stock, auf welchem plötzlich ein niedliches Rotkehlchen wie auf einer Kanzel Posto faßte, im Takte mit dem Schwänzchen schlagend und mit neugierigen glänzenden Aeuglein die finstere Schar musternd. Pater Hruschka bleckte die Zähne und wies auf das niedliche Tier. »Mein kleiner Kostgänger,« sprach der Pfarrer vergnügt, zugleich hatte er seine Hand in die Tasche versenkt, und zog sie mit Brotkrumen gefüllt wieder hervor. Das Rotkehlchen kannte die Bewegung, es kam, kaum mehr als ein großer Schmetterling schwirrend, bis auf den Kiesweg, füllte seinen langen feinen Schnabel, flatterte eilig davon, kehrte ebenso rasch zurück, und flog, die Krumen auflesend, immerfort ab und zu.
»Es hat sein Nest hier in der Nähe,« sagte Pater Hruschka, zu dem Jesuiten geneigt, »wollen Sie es sehen?«
»Nicht doch,« fiel der Pfarrer mit einer gewissen Lebhaftigkeit fast unwillig ein. »Es hieße das Vertrauen der klugen freundlichen Tierchen mißbrauchen, wenn wir ihren kleinen Schlupfwinkel verraten wollten, sie genießen das alte Asylrecht der Kirche.«
Als der Jesuit den Heimweg antrat, gab ihm Pater Hruschka das Geleit. Er blieb jedoch immer einen halben Schritt zurück und ging, den Oberkörper vorwärts neigend, in einer endlosen Verbeugung neben ihm.
»Der Pfarrer ist ein tüchtiger Mann, ein musterhafter Priester,« sprach Pater Loyola.
»Priester,« wiederholte Hruschka zustimmend.
»Aber er sieht die Dinge mit etwas gutmütigen Augen an,« fuhr der Jesuit fort.
»Augen an,« bekräftigte Pater Hruschka.
»Unsere Zeit ist eine Zeit des Streites und der Feindseligkeit.«
»Feindseligkeit,« rief Hruschka zustimmend.
»Sie hat keinen Raum mehr für diese idealen toleranten Naturen –«
»Naturen,« klang es wie im Chorus.
»Welche ihrer Menschenliebe die höchsten Ideen, die wichtigsten Interessen opfern.«
»Opfern.« Kaplan Hruschka nickte eifrig mit dem Kopfe. »Hochwürden sprechen mir aus der Seele,« rief er lebhaft. »Ich bin ein einfacher Mensch ohne besondere Gelehrsamkeit, aber ich sehe die Dinge, wie die Dinge eben sind, ich gebe mir keine Mühe, sie so lange hin und herzudrehen, bis sie eine Beleuchtung bekommen, welche mir gefällt.«
Beide schwiegen kurze Zeit.
»Sie sind mir sehr empfohlen worden,« sagte der Jesuit dann, indem er stehen blieb.
Hruschka wurde blutrot. »Ich werde mir Mühe geben, das Vertrauen, das man in mich setzt, zu rechtfertigen.«
Sie setzten ihren Weg längs des Waldrandes fort.
»Können Sie schweigen?« fragte Loyola.
»Wie ein Gehängter,« beteuerte der Kaplan.
»Ein kurioser Ausdruck!«
»Man sagt so bei uns zu Lande, so zu sagen, weil einer, dem der Hals zusammengeschnürt ist, schweigsam wird.«
»Allerdings. Also lernen Sie vor allem schweigen, Pater Hruschka,« fuhr der Jesuit fort, »lernen Sie immer nur das sagen, was Sie zu sagen beabsichtigen, keine Silbe mehr –«
»Silbe mehr,« wiederholte der Kaplan.
»Und lernen Sie vor allem ganz nur Werkzeug sein, gehorchen, dienen. Solche Leute steigen. Man muß nie selbst denken oder handeln wollen, wenn man sein Glück in der Welt machen will. Wie viel Schaden hat nicht unser berühmter Kanzelredner in der Hauptstadt mit seiner Feuerzunge bereits angerichtet!«
Nochmals entstand eine kleine Pause.
»Es ist eine wahre Freude, wie unsere heilige Kirche sich jetzt von Tag zu Tag mächtiger entfaltet,« begann Hruschka. »Gewiß ist auch hier bei uns etwas im Werk, gewisse Pläne –«
»Es ist etwas im Werk,« sprach der Jesuit, »das sei Ihnen genug, fragen Sie nicht weiter, gehen Sie ruhig den Weg, den man Sie dabei gehen heißt.«
»Rechnen Sie in allem auf mich,« entgegnete Hruschka, indem er die breite Hand beteuernd auf die Brust legte.
»Zuerst rechne ich darauf, gewisse Auskünfte von Ihnen zu erhalten,« fuhr Pater Loyola fort.
»Zu erhalten,« sagte Hruschka. »Ueber Personen, wenn ich fragen darf?«
»Personen und Verhältnisse.«
»Und Verhältnisse,« bekräftigte der Kaplan. »Aus hiesiger Gegend, wenn ich fragen darf?«
»Aus Ihrer nächsten Nähe.«
Hruschka nickte.
»Wären Sie zum Beispiel in der Lage, mir Näheres über die Baronin Violantha von Moldawetz mitzuteilen?«
»In der Lage, in der Lage,« nickte Hruschka freudig grinsend, »über alle Personen und Verhältnisse, welche unserem Sprengel angehören und vielleicht auch noch über manche andere, sobald Sie es nur wünschen, Hochwürden.«
»Ich sehe. Sie sind mein Mann,« flüsterte der Jesuit befriedigt.
»Hoffe, Sie werden mit mir zufrieden sein,« rief Hruschka vergnügt. »Obwohl hier wenig Anlaß dazu war, ich meine, wenn es auch in unserer Gegend an einer Organisation der kirchlichen Partei und ihrer Interessen bis jetzt fehlte, alles lässig, ohne Eifer seinen Weg ging, jeder für sich, ohne auf den andern zu achten, ja nur daran zu denken, mit ihm zusammen zu wirken für dieselben heiligen Zwecke, so habe ich doch stets so zu meinem Vergnügen, wissen Sie, die Polizei der Kirche ordentlich gehandhabt und alles in ein System gebracht, wie etwa seinerzeit die heilige Inquisition, ohne freilich dieses erhabene Institut, seit jeher mein Ideal, irgendwo zu erreichen.«
»Ich bin begierig,« sprach der Jesuit.
»Da habe ich also,« fuhr Hruschka fort, »vorläufig ohne bestimmten Zweck, nur aus persönlichem Fleiß ein Protokoll geführt über alle Personen, alle Verhältnisse, sowie Ereignisse in unserer Gegend und so allmählich ein herrliches Material zusammengetragen, das auf jedwede Frage in dieser Richtung Auskunft zu erteilen im stande ist.«
»Und haben Sie dabei aus sicheren Quellen geschöpft?« fragte der Jesuit lebhafter.
»Aus den sichersten,« erwiderte der Kaplan, »und aus der einzigen, die niemals trügt, aus dem eigenen Geständnis, aus der Beichte.«
Der Jesuit betrachtete den unscheinbaren Landkaplan mit einer Ueberraschung, in welcher die höchste Anerkennung für denselben lag.
»Sie haben gewiß auch schon die Bemerkung gemacht, Hochwürden,« fuhr Pater Hruschka mit vergnügtem Eifer fort, »wie niederträchtig selbstsüchtig einerseits, feig unentschlossen, empfindsam andererseits und vor allem wie schrecklich dumm die Menschen einem Priester erscheinen, dessen Beruf es mit sich bringt, daß er mehr als ein Arzt oder Richter in ihre innersten Eingeweide blickt. Es ist das wirklich äußerst spaßhaft, wie da kein Glanz, keine Größe, keine Güte Stich hält, wie sich zuletzt alles in Thorheit und Schlechtigkeit auflöst. Es giebt auf dieser Welt keine Unterhaltung, welche jener, im Beichtstuhl zu sitzen, gleich käme.«
»Sehr richtig,« erwiderte der Jesuit.
Beide lachten darauf herzlich.
»Sie möchten also vor allem Auskunft über die Baronin Moldawetz,« begann der Kaplan.
»Allerdings.«
Hruschka blieb stehen und legte den Finger an die Schläfe. »Bis morgen sollen Sie eine förmliche Biographie erhalten. So aus dem Kopfe kann ich Ihnen nur sagen, daß Sie bei den Damen vom Herzen Jesu sehr vornehm, fromm und einfältig erzogen wurde. Ihre Vermählung führte sie gleichsam in eine andere Welt und sie war auch anfangs von den Freuden der Ehe beinahe erschreckt.«
»Woher wissen Sie das?« fragte der Jesuit überrascht.
»Aus der Beichte,« erwiderte Hruschka. »Die arme kleine Seele wurde ganz irre an sich und der Welt; während einerseits ihre Liebe zu dem Gemahl von Tag zu Tag stieg, schienen ihr selbst die erlaubten Freuden der Ehe sündhaft und immer neue Zweifel, neue Besorgnisse quälten die kleine Frau.
Der Jesuit nickte befriedigt.
»Und der Bruder der Baronin?« fragte er bedächtig.
»Baron Leon?« erwiderte Hruschka. »Den hat noch keiner in der Kirche gesehen, aber durch die Baronin weiß ich –«
»Nun?«
»Er ist ein Gottesleugner, ein starker Geist, der meist über den Wolken schwebt, um dann wieder um so tiefer in den Schlamm der Erde zu stürzen. Er liebt die Frauen bis zum Wahnsinn und hat von Zeit zu Zeit Anfälle von Leidenschaft, Delirien der Wollust, welche ihn momentan ganz toll und unzurechnungsfähig machen.«
»Verbürgen Sie mir das?«
»Mit einem heiligen Eid, wenn Sie wollen.«
»Sie glauben also, daß ein Weib Einfluß auf ihn gewinnen könnte?«
»Einfluß?« rief der Kaplan. »Toll machen kann ihn ein schönes Weib, ganz toll.«
Der Jesuit versank in Nachdenken.
»Wenn Sie Absichten haben auf den Baron,« fuhr Pater Hruschka fort, »bedienen wir uns nur eines Weibes. Ich wüßte hier ebenfalls –«
»Eine schöne Frau, welche der Kirche ergeben ist?« fiel der Jesuit ein.
»Allerdings,« sprach Hruschka. »Unser Förster in Tabor hat eine Tochter, ein Mädchen, groß, schön und klug, sag' ich Ihnen, nur noch etwas zu jung. Da hat sie den närrischen Einfall, Nonne zu werden, aber sie soll es bleiben lassen, wenn sie erst sieht, daß sie in diesem Thränenthal der Kirche und dem heiligen Glauben bessere Dienste leisten kann.«
»Gewiß,« antwortete Pater Loyola, »wir werden das Mädchen schon irgendwie brauchen können, aber dieser Leon braucht eine Frau, die ihn unterjocht.«
»Ein Weib wie Frau von Bärneck,« rief Hruschka; »aber die ist selbst eine Feindin Gottes.«
»Glauben Sie,« sprach der Jesuit sehr ernst, »wenn ich Sie auf Ihr geistliches Gewissen frage, daß Frau von Bärneck im stande wäre, den Baron Leon von Bal zu fesseln?«
»Soweit ich Frau von Bärneck kenne und soweit ich den Baron Leon kenne – ja.«
Der Jesuit ging eine Weile schweigend neben dem bäurischen Genossen einher, dann sprach er ohne denselben anzusehen:
»Ich habe Vertrauen zu Ihnen gewonnen.«
Hruschka krümmte demütig den Rücken und grinste beseligt.
»Die Gegend hier muß für die Kirche förmlich neu entdeckt und erobert werden,« fuhr Pater Loyola fort, indem er den Blick über die weite sonnige Landschaft schweifen ließ; »der Orden hat sich diese Aufgabe gestellt. Hier muß ein Ordenshaus entstehen, als eine christliche Farm in dieser Prairie, in der Heiden, Ketzer und Sektierer gleich Raubtieren und Schlangen wimmeln. Hier, wo in Vollmondsnächten jener frevelhafte Wahnsinn –«
Pater Hruschka ergriff noch zur rechten Zeit den Arm des Jesuiten. Diva trat aus dem Walde und schlug, an ihnen vorbei, den Weg zum Pfarrhof ein, während sie die Köpfe zusammensteckten und zischelten.