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Zwanzigstes Capitel.


Abfahrt von den Falklandsinseln. – Kreis der mittleren Temperatur des Meeres. – Wir erreichen das Packeis. – Wir entdecken Land. – Die Inseln der Gefahr. – Wallfische. – Berg Percy. – D'Urville's Denkmal. – Berg Haddington. – Cockburninsel. – Flora derselben. – Admiralitätseinfahrt. – Festes Landeis. – Fahrt im Packeis.


Am Morgen des 17. Decembers segelten wir von Port Louis ab, um unsere dritte Reise nach den antarktischen Regionen anzutreten. Ich wählte dieses Mal den Meridian des 55. westlichen Längengrades, wo ich erwarten durfte auf eine Fortsetzung des Louis-Philippe-Landes zu treffen, und hoffte, wenn ich die Küste entlang nach Südosten segelte, eine hohe Breite zu erreichen. Im Fall ich aber hier ein unübersteigliches Hinderniss finden sollte, wollte ich diesen Versuch aufgeben und dem von Weddell eingeschlagenen Wege folgen, auf welchem er die südliche Breite von 74° 15', 3 Grad südlicher als alle früheren Seefahrer, erreicht hatte. Sein Reisebericht gab mir alle Hoffnung, dort offenes Meer zu finden und seine kühnen Forschungen weiter nach dem Pole zu ausdehnen zu können.

Begünstigt von einem frischen Wind aus Westen hatten wir bald das Land aus dem Gesicht verloren, und ich glaube nicht, dass ein einziger meiner Leute auf beiden Schiffen bedauerte, die Falklandsinseln verlassen zu müssen; Jedermann freute sich eher über die Aussicht, die wichtigeren Zwecke der Reise jetzt bald wieder verfolgen zu können. Wir steuerten Süd bei Ost, um ostwärts von der Clarence-Insel, einem Eiland der Südshetlandsgruppe, vorbei zu kommen, und passirten am 20. December um 10 Uhr Vormittags unter 55° 48' südl. Br. und 64° 40' westl. L. die Linie der gleichförmigen Temperatur des Meeres in seiner ganzen Tiefe; das Wetter gestattete uns aber nicht, Thermometer tiefer als 1000 Faden hinabzulassen, wo wir eine Temperatur von 39°,5 fanden; in 750 Faden war 39°,3; in 600 Faden 39°,4 in 450 Faden 39°,6; in 300 Faden 39°,6; in 150 Faden 40° und auf der Oberfläche 40 Grad. Die specifische Schwere des Wassers von 150 bis 600 Faden war dieselbe wie auf der Oberfläche, nämlich 1,0277 bei 45°. Unsere Beobachtungen zeigten uns, dass an diesem und den beiden vorhergehenden Tagen eine Strömung uns mit einer Schnelligkeit von mehr als 20 Meilen täglich östlich getrieben hatte.

Am Morgen des 21. erblickten wir unter dem 61. Breitengrade den ersten Eisberg. Wir befanden uns ungefähr 50 Meilen nordöstlich von der Clarence-Insel, konnten sie aber wegen des dicken Nebels nicht sehen. Der Wind wuchs Nachmittags zu einem Sturm aus Westen an, der mit grosser Heftigkeit die ganze Nacht hindurch wehte; da wir aber genug Seeraum und klares Wetter hatten und nur von wenig Eisbergen umringt waren, hatten wir nichts zu besorgen. Die Temperatur des Meeres, die über 35° war, gab uns ebenfalls die Versicherung, dass keine grosse Eismasse in der Nähe sei, und wir steuerten deshalb nach Süden.

Um 9 Uhr am nächsten Morgen nahm der Sturm etwas ab. Es war Weihnachtstag und unter unsere Mannschaft wurde wie gewöhnlich eine doppelte Ration ausgetheilt; Alle feierten das Fest in freudiger Stimmung, obgleich der Sturm immer noch durch das Tauwerk pfiff und wir von zahlreichen Eisbergen umringt waren. Dem Gouverneur Moody von den Falklandsinseln verdankten wir unser heutiges Festmahl, ein Roastbeef von einem schönen fetten Ochsen, das er jedem Schiff ausdrücklich zu diesem Zwecke geschenkt hatte.

Nachmittags segelten wir durch mehrere Streifen loses Eis und erblickten bald darauf die Hauptmasse des Packeises im Süden. Wir befanden uns unter 62° 30' südl. Breite und 52° westl. Länge, als der Wind sich legte, und da in dem Eise die Wellen sehr hoch gingen, sahen wir uns genöthigt, die Nacht über wieder eine nördliche Richtung einzuschlagen.

Den nächsten Tag lavirten wir gegen eine massige Brise an dem Rande des Packeises nach Westen zu, wobei wir eine gute Gelegenheit hatten, es von der Mastspitze aus zu untersuchen. So weit wir sehen konnten, war das Packeis offen; aber ich wünschte zwischen dasselbe und das gegen Westen liegende Land zu kommen und wollte mich deshalb mit den Schiffen nicht so tief hinein wagen, dass sie in einer so gefährlichen Lage hätten eingeschlossen werden können.

Leichte widrige Winde und nebliges Wetter hinderten am 27. unser Fortkommen sehr. Wir befanden uns unter losem Eis und vielen Eisbergen; sie gingen rasch ihrer Auflösung entgegen, denn die Temperatur der Luft war 37 und die des Meeres 34 Grad. Man vernahm häufig lautes Knallen und Krachen wie sie zusammenbrachen und umstürzten, so dass man sich ihnen nur mit Gefahr nähern konnte. Dieses Schauspiel war uns ein sehr ungewöhnlicher Anblick, denn bei unseren früheren Reisen in den südlichen Regionen hatten wir nie gesehen, dass die Eisberge thaueten oder zerfielen.

Am 28. um 6 Uhr Nachmittags erblickten wir Land. Es zeigte sich zuerst ein merkwürdiges Cap mit einem tiefen Einschnitt gegen Norden, der wie ein guter Hafen aussah und in eine weniger vorragende Spitze ausging. Noch weiter gegen Norden und in grosser Entfernung sahen wir ganz deutlich ein zweites Vorgebirge, das ich für den Point des Français des Admirals D'Urville, das nördlichste Cap des von ihm entdeckten Joinville-Landes, halte.

Die hohe Spitze gegen Süden war zum Theil im Nebel versteckt, der sich aber zuweilen aufklärte und dann den abgerundeten Gipfel eines Berges erblicken liess, aus dessen einförmiger Schneedecke zwei seltsame, ganz kahle und schwarze Felsen vorragten. Wolken von Schnee oder Nebel, welche sich um den Gipfel bewegten, wollten Capitain Crozier und seine Offiziere für Rauch halten; am Bord des Terror haben wir nichts der Art bemerkt, wir können es aber leicht übersehen haben. Ich erwähne es hier, um die Aufmerksamkeit von Seefahrern, die diese Gegend später besuchen, auf diesen Umstand zu lenken.

Ein hohes Eiland von seltsamer Gestalt erblickten wir in grosser Entfernung von der Küste. Ich nannte es Aetna-Eiland wegen seiner Aehnlichkeit mit diesem Vulcan; es war ganz mit frisch gefallenem Schnee bedeckt und hätte ohne seine beträchtliche Höhe leicht für einen Eisberg gehalten werden können.

Ein grosser Gletscher von einer Breite von einigen Meilen senkte sich von einer Höhe von ungefähr zwölfhundert Fuss in das Meer hinab, wo er eine senkrechte Wand von 100 Fuss Höhe bildete (die grosse südliche Eismauer unter 78° 15' südl. Br. in Miniatur), vor welcher die grösste Menge von Eisbergen, die ich je gesehen habe und die sich wahrscheinlich von ihm abgelöst hatten, aufgehäuft war.

Nachdem wir die Küstenlinie im Allgemeinen aufgenommen hatten, aber wegen mangelnder Gelegenheit zu Beobachtungen ihre Lage nicht genau bestimmen konnten, steuerten wir nach Süden, zwischen zahlreichen auf dem Boden festsitzenden Eisbergen hindurch; eine starke Strömung bildete zwischen ihnen Wirbel, welche das Steuern des Schiffes oft beschwerlich machten, und führte uns rasch südwärts, bis wir zahllose niedrige klippenartige Eilande entdeckten, so versteckt mitten unter grossen Eismassen, dass wir sie erst in unmittelbarster Nähe erblickten. Ich nannte sie die Inseln der Gefahr. Sie nöthigten uns einen östlichen Curs einzuschlagen, und wir befanden uns zum Glück wieder in offener See, als vor Mitternacht sich ein so dicker Nebel einstellte, dass wir kaum eine Viertelmeile weit sehen konnten.

Trotz des Nebels und der zahlreichen Eisberge, die uns umgaben, setzten wir doch unsern Weg nach Südosten fort bis wir an den Rand des Packeises kamen, und gewahrten fast unmittelbar danach gleich vor uns ein Eiland, obgleich wir alle Viertelstunden das Senkblei ausgeworfen hatten ohne Grund zu finden; wir wendeten und gaben dem Terror das Nebelsignal das Gleiche zu thun. Die Ufer der Klippe erschienen durch den Nebel so steil, dass das Schiff bis an ihren Rand hätte gelangen können; und es war ein Glück, dass wir sie noch zu rechter Zeit sahen, da kein anderes Zeichen ihre gefährliche Nähe verkündete.

Nachmittags (29. Dec.) verzog sich der Nebel, und wir erblickten wieder die kleine hohe Insel, auf die wir fast aufgefahren wären. Sie ist die südlichste der Inseln der Gefahr und ich nannte sie nach dem Begleiter Capitain Fitzroy's das Darwin-Eiland. Der nach Süden umsetzende Wind brachte helles Wetter, und als wir wieder mit allen Segeln nach dem Lande zu fuhren, um es vollends aufzunehmen, mussten wir durch viele Streifen von grossen Eisschollen und empfingen heftige Stösse, während wir uns einen Weg durch dieselben bahnten.

Wir sahen sehr grosse schwarze Wallfische, so zahm, dass sie sich von den Schiffen fast stossen liessen, ehe sie Platz machten, und in so grosser Zahl, dass Hunderte von Schiffen hier in kurzer Zeit eine volle Ladung Thran finden könnten. So hatten wir, kaum zehn Tage von den Falklandsinseln entfernt, schon neues Land und eine wichtige Station zum Wallfischfang, blos sechshundert Meilen von einer unsrer Niederlassungen entlegen, entdeckt.

Die Vögel, welche sich hier zeigten, waren dieselben, welche wir während unserer früheren Reisen durch das Eis gesehen hatten; nur die grossen Pinguine waren viel zahlreicher als sonst.

Es wehte eine starke Brise aus Süden mit häufigem Schneefall und starken Böen, und wir fanden das Packeis so dicht, dass wir nur mit Mühe unsern Weg in westlicher Richtung fortsetzen konnten; einmal war der Terror von so dichtgedrängten Massen umringt, dass ich sehr fürchtete, er werde darin sitzen bleiben, und ich lavirte einige Stunden lang in einer offenen Stelle, bis er wieder frei wurde. Eine grosse Menge auf dem Meeresboden festsitzende Eisberge war wahrscheinlich die Ursache, dass die Schollen gerade hier so dicht zusammengeschoben waren.

Zu Mittag befanden wir uns unter 63° 36' südl. Breite und 54° 33' westl. Länge. Das Darwin-Eiland, ungefähr 600 Fuss hoch, mit verschiedenen Klippen, und zwei oder drei kleinere Eilande in seiner Nähe wurden sichtbar wie sich der Nebel verzog. Das Hauptland zog sich von WNW. nach SSW. und mit Hülfe einer guten Brise aus Süden gelang es uns, uns durch das lose Eis in einen breiten Streifen offenes Wasser zwischen dem Lande und der Hauptmasse des Packeises zu arbeiten.

Mit einem leichten Südostwind fuhren wir auf das Land zu bis Mitternacht, wo eine kurze Windstille eintrat. Wir versuchten vergebens mit dreihundert Faden Grund zu finden. Es war eine herrliche Nacht und wir konnten das Land weit nach Süden hin ganz mit Schnee bedeckt sehen, ausser einigen wenigen Stellen, wo lothrechte Klippen durch den Gletscher brachen und zuerst unsere Aufmerksamkeit auf sich zogen. Der Gipfel des im Norden liegenden Berges ging in zwei seltsam gestaltete Spitzen aus, die 3700 Fuss über die Meeresfläche erhaben waren. Ich nannte ihn Mount Percy nach dem Admiral dieses Namens, dem Commandeur en Chef der Station des Caps der guten Hoffnung, zu welcher dieses neuentdeckte Land gehört; das hohe steile Cap an der Südspitze der Insel, aus welcher sich Mount Percy erhebt, nannte ich Cap Purvis, und die davor liegende hohe konische Insel das Pauleteiland. Letzteres hat eine Höhe von 750 Fuss über der Meeresfläche und scheint aus der Ferne ganz steil und unzugänglich aus den Wellen emporzusteigen.

Eine geräumige und tiefe Oeffnung gegen Nordwesten, in welcher wir zahlreiche hohe, konische und kraterförmige Eilande erblickten, liess uns zwischen dem Joinville- und Louis-Philippsland eine Durchfahrt nach der Bransfieldstrasse vermuthen. Den niedrigen westlichen Endpunkt des Landes nannte ich Bransfieldspitze, und von hier aus weit ins Land hinein bis zum Mount Percy ist die Küste ganz flach; ungefähr in der Mitte dieser schneebedeckten Ebenen erhebt sich ein merkwürdiger thurmförmiger Felsen von beträchtlicher Höhe. Wahrscheinlich sah ihn D'Urville von der Nordseite aus grösserer Entfernung, wo er die niedrige Ebene, auf welcher er steht, nicht erblicken konnte, denn er bezeichnet ihn auf seiner Karte als »vermeintliche Insel.« Ich legte ihm den Namen »D'Urville's Denkmal« bei, zum Andenken an diesen unternehmenden Seefahrer, dessen Verlust nicht blos Frankreich, sondern jede civilisirte Nation beklagen muss.

Um 6 Uhr früh (31. Dec.) erhob sich eine leichte östliche Brise, worauf wir alle Leesegel beisetzten und nach dem fernen Lande in Südwesten steuerten. Auf allen Seiten sahen wir schwarze Wallfische, deren ansehnliche Grösse uns in Erstaunen setzte. Die Farbe des Meeres war schmutzigbraun, wahrscheinlich von rostfarbigen Infusorien, welche wir in dem grünlichen Schlamm, den wir aus einer Tiefe von 207 Faden mit dem Senkblei heraufbrachten, vorfanden. Um 1 Uhr Nachmittags befanden wir uns unter 64° südl. Br. und 55° 28' westl. Länge; die äusserste Südspitze des Landes war 30 Meilen südwestlich von uns entfernt, und westlich von uns sahen wir einen hohen oben abgeplatteten Berg. Um 4 Uhr Nachmittags erreichten wir den Rand des Eises, welches den grossen Golf gegen Südwesten so dicht anfüllte, dass unsere Schiffe in dieser Richtung dem Lande nicht näher kommen konnten; wir steuerten daher an seinem Saume hin nach Südosten.

Das neue Jahr begann mit dem schönsten Wetter, aber bald nach zwei Uhr Nachmittags fanden wir das Eis so dicht zusammengeschoben, dass wir, um nicht von demselben eingeschlossen zu werden, eine andere Richtung einschlagen mussten und zurück nach Norden steuerten, um eine günstigere Gelegenheit abzuwarten in der Hoffnung, dass der gerade herrschende Westwind das Eis vom Lande wegtreiben und den Weg frei machen werde.

Mittags befanden wir uns unter 64° 14' südl. Breite und 55° 54' westl. Länge. Wie immer erhielt auch diesen Neujahrstag jeder Matrose der beiden Schiffe einen vollständigen warmen Anzug und doppelte Rationen. Nachmittags begab ich mich mit Commandeur Bird und einigen meiner Offiziere an Bord des Terror, um Capitain Crozier zu besuchen und die an diesem Tage üblichen Glückwünsche auszutauschen. Es war vollkommen windstill und wir hatten eine herrliche Aussicht auf den schönen Berg, den wir schon gestern in der Ferne erblickt hatten. Ich nannte ihn Mount Haddington nach dem derzeitigen ersten Lord der Admiralität. Nach dem Durchschnitt wiederholter Messungen erhob er sich 7050 Fuss über die Meeresfläche. Er stieg vom Meere aus steil in drei horizontalen vulcanischen Terrassen empor, und die schwarzen Wände ragten aus der ewigen Eisdecke des Berges hervor; an einigen Stellen bemerkten wir grosse Felsmassen von unregelmässiger Form. Ein kleines Eiland, dunkelbraun und von verhältnissmässig grosser Höhe mit einem thurmartigen Felsen an seiner Nordspitze und einem hohen vulcanischen Pik am südlichen Ende und ganz frei von Schnee, bildet einen auffallenden Gegensatz zum Hauptland. Es erhielt den Namen Cockburninsel. Ihre Höhe über dem Meere war 2760 Fuss und ihr Durchmesser ungefähr das Doppelte.

Abends hatten wir wieder Nordostwind, und wir machten einen Versuch durch das lose Eis zu dringen; wir wurden aber bald eingeschlossen und gezwungen, uns an einer Eisscholle von 2–3 Meilen im Durchmesser festzuankern. Eisberge von tafelförmiger Gestalt waren sehr zahlreich, und einer, der uns den ganzen Tag über ein höchst unangenehmer Nachbar blieb, hatte 4–5 Meilen im Durchmesser und war 150 Fuss hoch.

Erst kurz nach Mittag des folgenden Tages konnten wir die Eisscholle verlassen und befanden uns bald in leidlich offenem Wasser; der Terror aber, der etwas weiter leewärts lag, blieb noch drei Stunden eingeschlossen, und als er frei wurde und uns einholte, stellte sich ein dichter Nebel ein, der uns abhielt nach Süden zu steuern.

Oestlich zwischen grossen Eisbergen hindurchsegelnd erreichten wir bald nach Mitternacht den Rand des Packeises und mussten uns wieder nach Westen wenden, nachdem ich meinen Zweck erreicht hatte, die Breite des offenen Wassers zwischen dem Eis und dem Lande, die 20 Meilen war, zu erfahren.

Ungünstiges Wetter hinderte uns während der nächsten zwei Tage, weitere Fortschritte zu machen, und wir schätzten uns glücklich, während der Dauer desselben uns in verhältnissmässig offener See zu befinden. Als sich endlich am 6. der Wind etwas legte, landete ich mit Capitain Crozier auf der Cockburninsel und nahm von ihr und dem umliegenden Lande unter den üblichen Formalitäten Besitz. Wie zu erwarten, war sie ganz vulcanischer Formation; aber das interessanteste Resultat unsers Besuches auf dieser kahlen Klippe war, dass wir hier die letzten Spuren von Vegetation fanden, von welchen Dr. Hooker folgenden Bericht giebt:

»In botanischer Hinsicht kann man diese Insel als zu einer Gruppe gehörig betrachten, die südlich vom Cap Horn jenseits des 60. Breitengrades liegt. Die Zahl der daselbst vorkommenden Pflanzen übersteigt schwerlich sechsundzwanzig; eine derselben, ein Gras, die einzige Phanerogame, kommt südlich vom 62. Grad nicht vor und erreicht also diese Insel nicht, auf deren Flora die folgenden Bemerkungen sich vornehmlich beziehen sollen. Vor der Reise des Erebus und des Terror war fast gar nichts von der dem antarktischen Pol am nächsten kommenden Vegetation bekannt. Wir wussten noch nicht, ob die Flora einer solchen Localität aus Pflanzen bestehe, welche die hohen und verhältnissmässig rauhen Regionen eines mildern Klima's bewohnen, oder aus den unter ähnlicher Breite in der entgegengesetzten Hemisphäre wachsenden, oder ob die Natur hier neue Species hervorgebracht habe, die der Eigenthümlichkeit der Oertlichkeit angemessen sind.

»Die Flora der Cockburninsel besteht aus neunzehn Species, alle zu den drei Ordnungen Moose, Algen und Lichenen gehörig. Zwölf sind Landpflanzen; drei bewohnen süsses Wasser oder sehr feuchten Boden; vier kommen nur im Meer vor. Von diesen neunzehn Pflanzen sind sieben der Insel eigenthümlich und noch an keinem andern Orte gefunden worden (ausser einer achten, einer Varietät einer sehr bekannten Art); die andern kommen in verschiedenen Theilen der Erde, zum Theil weit verbreitet, vor.

»Die meisten neuen Arten finden sich hier, wie bei andern kryptogamischen Floren, unter der am höchsten organisirten Classe; so sind von den Moosen unter fünfen zwei neue. Von sieben Algen sind zwei, also weniger als ein Drittel, noch unbeschrieben. Von sechs Arten Flechten sind vier (vielleicht fünf) bereits bekannt, so dass nur eine und höchstens zwei der Insel eigenthümlich sind.

»Die zwölf Pflanzen, welche die Cockburninsel mit andern Theilen der Erde gemein hat, lassen sich nach ihrer grössern oder geringern Verbreitung ordnen; denn während einige unter allen Breiten gefunden werden, sind andere sporadisch und erscheinen nur an einzelnen, weit von einander entlegenen Stellen; einige wenige beschränken sich auf die Umgebung der Cockburninsel.

»Die vier folgenden Pflanzen sind am weitesten verbreitet: Bryum argenteum, Ulva crispa, Lecanora miniata und Lecidea atro-alba. Die erste ist ein häufig vorkommendes britisches Moos, das sich auch am Nordpol, in vielen Gegenden zwischen den Wendekreisen und auf den Falklandsinseln findet. Die zweite ist eine arktische Alge, die ebenfalls in den gemässigten Theilen der nördlichen Hemisphäre, zwischen den Wendekreisen und auf den Falklandsinseln vorkommt. Lecanora miniata ist eine arktische Flechte, die in allen zwischenliegenden Ländern bis zur Cockburninsel zu finden ist; während die andere Flechte (Lecidea atro-alba) in England, dem nördlichen Europa und Neuseeland einheimisch ist.

»Von den nun folgenden sporadischen Pflanzen werden einige wahrscheinlich noch auf Zwischenstationen entdeckt werden, wo sie bis jetzt wegen ihrer Kleinheit dem Auge des Beobachters entgangen oder als verschiedene Arten beschrieben worden sind. Es sind dies zwei Moose, Tortula gracilis, in Europa und auf der Cockburninsel heimisch, und Tortula laevipila, ein Bewohner Europa's und der Falklandsinseln; zwei Seegewächse, Desmarestia aculeata, var. media, ursprünglich in Unalaschka (55° n. B.) entdeckt, und Oscillatoria aerugescens? wenn letztere mit der irländischen Art dieses Namens, die bis jetzt nur in einem einzigen Bergsee gefunden wurde, identisch ist; und eine Flechte (Collema crispum), die in England und andern Theilen Europa's heimisch ist, wo sie meistens auf Mauern wächst, doch zuweilen auch wie auf der Cockburninsel auf der Erde. Hieher gehört eigentlich noch eine andere Flechte, die wir als eine auf den Falklandsinseln und in Europa vorkommende Parmelia erkannten, von welcher aber leider die Exemplare verloren gingen. Die zwei noch übrigen Pflanzen sind wohlbekannte und in verschiedenen Theilen des südlichen gemässigten und antarktischen Oceans heimische Seegewächse, nämlich Iridaea micans, und Adenocystis Lessoni.

»Die zwei am meisten ins Auge fallenden Pflanzen der Insel sind ein schönes Seegewächs, Sargassum Jaquinotii, und eine Flechte. Die erste fanden wir auf dem Meer schwimmend zwischen dem Eise, von dem es zuweilen sehr verstümmelt wird. Obgleich es zu einer sehr veränderlichen Ordnung gehört, ist es doch eine vollkommen bestimmte und sehr ausgezeichnete Art, die zuerst auf der Insel Deception, zur Südshetlandsgruppe gehörig, von dem Arzte des Chanticleer, und später von D'Urville entdeckt wurde, der seine Exemplare fast unter derselben Breite sammelte. Es erreicht eine Länge von drei Fuss, ist flach und der Rand ist in längliche Lappen, jeder mit einer einzigen Blase an seinem Ende, getheilt; die Farbe ist schmutzig chocolatenbraun.

»Wenn man sich der Cockburninsel nähert, bemerkt man an den Klippen gelbe Streifen, die unter dem Steingeröll bis zum Meer hinablaufen. Die Farbe ist zu hell um von Eisenocker herzurühren, dem sie im übrigen gleicht; und bei näherer Untersuchung entdeckt man, dass sie lediglich von dem häufigen Vorkommen einer Flechte (Lecanora miniata) herrührt, die in der Nähe des Meeres auf allen antarktischen Inseln und auch in andern Theilen der Erde gefunden wird. Sie wächst an keinem andern Orte so häufig als hier, was aus ihrer Vorliebe für animalische Stoffe herrühren mag; die zahllosen Pinguine, die auf der Insel nisten und die Luft mit ihrem Effluvium verpesten, sind vielleicht dem Gedeihen dieser Flechte besonders günstig.

»So wie man ans Land tritt, erkennt man sogleich eine Pflanze, und zwar nur diese eine, Ulva crispa. Gleich der Lecanora kommt sie am häufigsten im Süden vor und wächst auf faulenden organischen Substanzen oder in ihrer Nähe. Sie besteht aus blassgrünen membranösen Wedeln, kaum einen viertel Zoll lang und in grossen Mengen zusammengedrängt.

»Die Moose wachsen in der sich in den Felsspalten sammelnden Erde; sie sind ausserordentlich klein und nur durch sorgsamstes Suchen zu entdecken. Wie schon oben erwähnt fanden sich nur fünf Arten vor; zwei derselben trugen unreife Kapseln und alle kommen nur an gegen Norden liegenden Stellen vor, und selbst dort waren sie so fest in die Erde gefroren, dass sie sich ohne Hülfe des Hammers nicht ablösen liessen.

»Eine der Algen sammelten wir in einer Pfütze von süssem Wasser, die kaum zwei Spannen breit und auf der Südseite von einem vorspringenden Felsen geschützt war. Die Oberfläche des Wassers hatte einen dünnen stahlblauen Ueberzug; die Erde auf dem Boden desselben, vielleicht einen halben Zoll tiefer, war hart gefroren; das Wasser war im Thauen begriffen, denn es war ein ungewöhnlich warmer Tag und das Thermometer stand auf 40°. Collema crispum, eine englische Pflanze, wuchs an den Rändern dieser Pfütze und neben ihr eine grüne mikroskopische Conferve.

»Eine kleine und schöne unbeschriebene Flechte (Lecanora Daltoni) kam sehr sparsam an den Felsen vor; sie ist mit der L. Chrysoleuca der Schweizeralpen verwandt. Die andern Pflanzen dieser Ordnung sind ausserordentlich unscheinbar und nur durch sorgfältiges Mustern der Oberfläche der Felsen zu entdecken.

»Ueber den Felsenvorsprung hinaus, der die ganze Insel in einer Höhe von 1400 Fuss einfasst, war keine Vegetation zu entdecken. Die Flechten erreichten die grösste Höhe. Der eigenthümliche Charakter der Flora muss in Verbindung mit dem Boden und dem Klima betrachtet werden; beide lassen sich nicht ungünstiger für vegetabilisches Leben denken. Die Insel besteht aus vulcanischen, sehr harten, zuweilen compacten, aber häufiger blasigen Felsen. Eine steile steinige Bank senkt sich von dem obenerwähnten Vorsprung nach dem Strande herab, und auf diesen sind die Pflanzen fast alle beschränkt. Der Abhang selbst ist mit losem Geschiebe bedeckt, den Trümmern der oben überhängenden Klippe, und von Eis durchzogen, dessen Tiefe wir nicht untersuchen konnten; denn an dem Tage, wo wir die Insel besuchten, waren nur die obersten Massen von den Strahlen der Sonne etwas gelockert. So sind die Pflanzen auf einen fast beständig gefrorenen Strich und auf einen besonders unfruchtbaren Boden beschränkt, der seine Stelle bei jedem theilweisen Aufthauen leicht verändert. Fast das ganze Jahr hindurch, selbst während der Sommerwochen, wo die Expedition sich angesichts der Cockburninsel aufhielt, war er beständig mit Schnee bedeckt. Zum Glück fanden wir Gelegenheit, fast an dem einzigen zum Sammeln geeigneten Tage zu landen. Man sollte meinen, die Vegetation einer so kalten Zone müsse schlummern, mit Ausnahme weniger Tage im Jahre, wo bei grösserer Wärme und dem Wachsthum günstigerem Wetter die Pflanzen in raschen Trieb kommen müssten. Dies ist aber keineswegs der Fall, im Gegentheil ist die Wirkung der Sonnenstrahlen, wenn sie einmal für einen Augenblick durchbrechen, der Vegetation nur schädlich. Das schwarze und poröse Gestein dünstet seine Feuchtigkeit sehr schnell aus, und die Lecanora und Ulva werden dadurch so dürr, dass sie zerbröckeln, wenn man sie vom Felsen ablösen will.

»Die wärmeleitende Kraft der Mineralien auf der Cockburninsel ist zu schwach, um das unmittelbar unter ihnen liegende Eis zu schmelzen; und die Luft war während unsers Dortseins so trocken, dass Danniel's Hygrometer, als wir es kaum sechs Zoll über dem Eis auf die Steine stellten, einmal zwanzig Grad Differenz zeigte; ein zweites Mal fiel es von 40° auf 13°, ohne die geringste Condensation hervorzubringen. Allen andern Pflanzen als Flechten, die in vielen Fällen bei den stärksten atmosphärischen Veränderungen am besten zu gedeihen scheinen, ist eine solche Trockenheit ausserordentlich schädlich. Das Vorherrschen der Lecanora kann nicht davon herrühren, dass diese Austrocknung ihren Wuchs befördert; aber seine Ursache kann die Reaction sein, die später bei der schnellen Condensation der Dünste eintritt, welche erst durch die Temperatur der Felsen, auf denen sie wächst, erwärmt sind.«

Nach unsern Beobachtungen liegt diese Insel unter 64° 12' südl. Breite und 59° 49' westl. Länge. Das Gestade derselben ist wahrscheinlich zur geeigneten Jahreszeit ein Lieblingsaufenthalt der Pelzrobben und für ihre Bedürfnisse vortrefflich geeignet. Ausser zahllosen Pinguinen und Cormoranen fanden wir das Nest des schönen weissen Sturmvogels an den steilen Klippen über dem Geschiebe, welches den Abhang der Insel bis zu einer Höhe von 1400 Fuss bedeckt. Die Eier dieses Vogels, die man früher noch nicht gefunden hat, sind 2,2 Zoll lang und 1,6 Zoll breit und wiegen 600 – 750 Gran. Sie sind bläulichweiss, und in jedem Neste, das aus einigen Federn auf den nackten Felsen bestand, fanden wir nur ein Ei mit Jungen in schon vorgerücktem Alter; letztere waren dunkelbleigrau.

Wir kehrten zu Mittag auf das Schiff zurück, und bald darauf stellte sich die Fluth so stark aus Norden ein, dass wir trotz eines leichten Windes und der uns bugsirenden Boote zwischen die Cockburninsel und das Hauptland in die dazwischenliegende Einfahrt getrieben wurden. Da aber der Canal frei von Klippen zu sein schien und sich wenig Eis zeigte, so hatten wir nichts zu fürchten; und die um 8 Uhr Abends sich zu unsern Gunsten wendende Fluth führte uns wieder heraus. Dieser Meeresarm wird etwa zwanzig Meilen von seinem Eingange von einem Gletscher geschlossen, der die sich gegenüberliegenden Küsten zu verbinden scheint; es ist leicht möglich, dass sich unter ihm, wie in den Fiords von Grönland, seine Wellen mit denen des Oceans gegen Süden vermischen. Wir nannten diese Einfahrt die Admiralitätseinfahrt, das Cap auf der Westseite Cap Gage, das auf der Ostseite Cap Seymour, ein Cap gegen Nordosten Cap Gordon, und ein zweites noch weiter gegen Norden mit einem hohen Eiland davor Cap Corry.

Das Land südwestlich von der Admiralitätseinfahrt besteht aus dunkelbrauner Lava mit polirter Oberfläche, mit gewundenen vertieften Linien auf so merkwürdige Art durchzogen, als wäre es mit einer Maschine bearbeitet; die Fläche ähnelt einigermaassen der Rückseite einer Uhr, nur dass sie unregelmässiger gezeichnet ist. Es ist ein schmaler Streifen Land etwa 10 Meilen lang, und an einer Stelle, wo die Eisdecke beginnt, ist entweder eine niedrige Strecke oder eine schmale Durchfahrt, was wir von unserm Standpunkte aus nicht bestimmen konnten. Das schneebedeckte Land erhebt sich allmälig gegen Süden bis zu einer Höhe von ungefähr zweitausend Fuss ohne hervorragende Felsen, Wir nannten diese Erhebung den Schneeberg.

Die Westküste der Admiralitätseinfahrt besteht aus senkrechten Basaltklippen, ganz frei von Landeis, ausser an einer oder zwei Stellen nördlich vom Cap Gage, wo Gletscher die Thäler ausfüllen und bis in das Meer reichen.

Zwischen Cap Purvis und Cap Corry war Land undeutlich sichtbar; aber Mount Percy, in einer Entfernung von 60 Meilen, ragte im Hintergrund empor.

Nachdem wir den 6. Januar Abends zwischen einer fortlaufenden Reihe auf dem Grund sitzender Eisberge und dem Lande durch einen ungefähr zwei Meilen breiten Canal gefahren waren, näherte sich am andern Morgen früh 3 Uhr nach einer Fahrt von drei Seemeilen das Packeis dem Lande so sehr, dass ich mich mit den Schiffen nicht hineinwagen durfte, so lange der Wind aus Norden wehte. Wir wendeten daher das Schiff nach der Backbordseite, um eine günstigere Gelegenheit abzuwarten, die auch bald eintrat; denn um 7½ Uhr sprang der Wind nach WSW. um und öffnete einen Durchgang zwischen dem Packeis und dem Lande. Wir lavirten dann an der Küste hin, die hier aus senkrechten Eisklippen besteht, nirgends über 50 und an einigen Stellen nicht mehr als 20 Fuss hoch, eine Fortsetzung der Decke des Schneeberges, die sich auf dieser Seite allmälig nach dem Meere zu abdacht; wie auf der Südseite bricht auch hier kein einziger Felsen durch die glänzende Fläche. Mittags befanden wir uns unter 64° 34' südl. Br. und 57° 10' westl. L.; die Inclination der Magnetnadel war 63° 7' südlich, die Declination 23° 20' östlich. Von hier aus sahen wir, wie das Land, oder vielmehr die Eisklippen, sich plötzlich nach Westen wendete, und das an ihnen hangende Landeis erstreckte sich in einer tiefen Bucht so weit nach Südosten, als das Auge sehen konnte; zahlreiche Eisberge von ungewöhnlicher Grösse, einige 4 bis 5 Meilen im Durchmesser und über 200 Fuss hoch, lagen an seinem Rande zusammengedrängt. Wie wir weiter nach Süden vorrückten, zeigten sich uns zwei hohe und steile Vorgebirge, die ich Lockyer- und Foster-Cap benannte.

Um 3 Uhr früh den 8. Januar wendete sich der Wind nach Osten und brachte einen dicken Nebel. Von zahlreichen Eisbergen umgeben, die in einer Tiefe von 80 bis 100 Faden auf dem Grunde fest sassen, und oft eingesperrt von losem Eise, während uns eine starke Fluth nach den Eisbergen führte, konnten wir nur mit grossen Anstrengungen einen Zusammenstoss mit denselben vermeiden, und unsere Lage war den ganzen Tag über höchst unbehaglich. Eine Windstille folgte, während welcher wir uns mit den Booten nach Südosten herausbugsiren liessen, und vor Mitternacht hatten wir die Freude, die Kette von Eisbergen hinter uns zu haben und uns in offenem Wasser zu befinden, aber unter zahlreichen Schollen, die bald darauf sich schnell zusammenzuschieben anfingen; da wir wegen des dicken Nebels nicht weit sehen konnten, ankerten wir uns um 6 Uhr früh an einem Eisfeld fest, und als sich der Nebel vor Mittag verzog, sahen wir uns überall von dichtem Packeis eingeschlossen und am Landeis festsitzend. Mittags befanden wir uns unter 64° 44' südl. Br. und 56° 53' westl. L. und fanden mit 164 Faden Grund von grünem Sand; das nächste Land lag NW. bei N. 13 Meilen entfernt. Das Landeis erstreckte sich nach Osten, so weit wir von der Mastspitze sehen konnten.

An diesem und dem folgenden Tage (10. und 11. Januar) blieben wir liegen und konnten erst am folgenden Vormittag, als ein schwacher Ostwind eintrat, vom Landeis abkommen. Seinen Rand entlang ostwärts steuernd kamen wir wieder durch eine Gruppe festsitzender Eisberge; und nachdem wir das Eis in einer ununterbrochenen Linie 30 Meilen weit verfolgt hatten, wendete es sich plötzlich nach Norden und vereinigte sich mit den Eisklippen am Fuss des Schneebergs. Cap Foster, in einer Entfernung von 8 Seemeilen, war das äusserste Land in Sicht, und der ganze dazwischenliegende Raum war eine ununterbrochene Eisfläche, mit vielen grossen Eisbergen untermischt. Zwischen Cap Foster und Cap Lockyer ist eine Bucht oder eine Einfahrt, mit einem Gletscher ausgefüllt, und zwischen Cap Lockyer und dem Schneeberg eine andere; letztere kann höchstens fünf oder sechs Meilen von der Admiralitätseinfahrt entfernt sein. Da wir weder die Untersuchung des Landes nach Westen fortsetzen, noch weiter nach Süden vordringen konnten, so beschloss ich mit diesen fruchtlosen Versuchen keine Zeit mehr zu verlieren, sondern das Landeis so weit nach Südosten als möglich zu verfolgen; um aber dies zu thun, mussten wir uns erst aus dem losen Eise herauswinden, welches sich jetzt zwischen den Bergen so dicht zusammengedrängt hatte, dass wir keine Durchfahrt entdecken konnten, und als während der Nacht das Thermometer auf 23° fiel, fror es zu grossen Eisfeldern zusammen, die uns den Winter hindurch in dieser gefährlichen Lage festzuhalten drohten.

Mittags unter 64° 39' südl. Br. und 57° 24' westl. L. fanden wir mit 120 Faden Grund dicht am Rande des Landeises, auf welchem ich Abends Beobachtungen erlangte. Als ich den Zustand des Eises gegen Osten untersuchte, fand ich, dass alle Canäle zwischen den Bergen so von Eisschollen verschlossen waren, dass wir nirgends aus diesem Labyrinth heraus konnten. Wir waren daher genöthigt, mit den Schiffen in einem kleinen Wasserloch zwischen den Eisbergen und dem Lande diesen und den ganzen folgenden Tag hin und her zu segeln, oft einige Stunden lang ganz von den Schollen eingeschlossen oder von der Springfluth mit grosser Macht gegen die Berge getrieben. Abwechselnd von übereinander gethürmten, mit der Fluth stets nach Süden treibenden Eismassen eingesperrt, oder bei günstiger Gelegenheit uns mühsam mit Tauen und Wurfankern weiterarbeitend, wobei das Eis oft die Schiffe fast auf die Seite legte und sie so bedrängte, dass sie in allen Fugen krachten, verlebten wir die folgenden Tage bis zum 17. Januar Nachmittags, wo sich bei offenerem Eise ein starker Südwestwind erhob, der uns gestattete, uns mit vollen Segeln vollends nach dem offenen Wasser hindurchzuarbeiten. Unsere Mannschaften hatten die ganze Woche hindurch Tag und Nacht sich so anstrengen müssen, dass ich, als wir uns gegen Mitternacht in verhältnissmässig geschützter Lage sahen, das Schiff unter mässige Segel bringen liess, was der ganzen Mannschaft gestattete, einige Stunden der Ruhe zu pflegen, deren sie sehr bedurfte.

Nachdem wir eine Weile östlich gesteuert hatten, erreichten wir wieder den Rand des Packeises, dem wir folgten, um eine Oeffnung zur Durchfahrt zu suchen; es führte uns aber so weit nach Norden, dass wir uns Mittags unter 63° 59' südl. Br. und 54° 35' östl. L. befanden; die Inclination war 62° 53' südlich, die Declination 20° 15' östlich.

Da das Packeis immer noch nach Norden strich, gab ich es auf ihm weiter zu folgen, und machte einen Versuch, mich mit den Schiffen nach dem östlichen Ende des Landeises, an welchem ich am 9. festgesessen, durchzuarbeiten, da die Lockerheit der Eismasse hier viel Hoffnung zum Gelingen eines solchen Planes gab. Aber nachdem wir die ganze nächste Woche mit diesem vergeblichen und höchst beschwerlichen Bestreben verbracht hatten, sahen wir uns immer noch weit von unserer Lage am 4. entfernt und befanden uns Mittags den 24. unter 64° 21' südl. Br. und 55° 11' westl. L. Trotz der unermüdlichen Anstrengungen unserer Offiziere und Matrosen gelang es uns nicht weiter südlich vorzudringen, da wir mit dem Packeis schneller nach Norden trieben, als wir uns hindurcharbeiten konnten. Dennoch setzten wir unsere Bestrebungen bis zum Ende dieses Monats fort, so fruchtlos sie auch blieben, denn am 31. Januar waren wir unter 64° südl. Br. und 55° 18' westl. L. Wir hatten Sturm aus NNW. mit hohlgehender See unter dem Eise, von welchem das Schiff oft heftige Stösse erhielt, ohne jedoch nennenswerthen Schaden zu leiden.


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