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Viertes Capitel.


Kergueleninsel. – Weihnachtshafen. – Der Tafelfelsen. – Versteinerte Bäume. – Kohlenlager. – Cumberland. – Pflanzen und Thiere der Insel. – Magnetische Beobachtungen. – Heftige Stürme. – Geographische Lage. –


Die Kergueleninsel wurde 1772 von Kerguelen, einem französischen Marinelieutenant, entdeckt. Er erblickte zuerst am 13. Januar zwei kleine Inseln, die er nach seinem Schiff die Fortunainseln nannte, und bekam alsdann die Hauptinsel zu Gesicht, konnte sich aber wegen des stürmischen Wetters ihr nicht weiter nähern und kehrte nach Mauritius zurück.

Die übertriebene Schilderung, die er von der Grösse seiner neuen Entdeckung machte, gab zu der ziemlich allgemeinen Vermuthung Anlass, er habe den grossen südlichen Continent, welchen die Physiker damaliger Zeit zur Erhaltung des Gleichgewichts der Erde für nothwendig hielten, endlich gefunden, und Herr von Kerguelen wurde mit dem Roland und der Fregatte L'Oiseau noch einmal ausgesendet, um dieses interessante Land genauer zu untersuchen.

Die zweite Expedition war nicht viel glücklicher als die erste. Im December 1773 bekam er wieder die Hauptinsel zu Gesicht und benannte ein schönes steiles Vorgebirge, welches die Nordspitze der Insel und den Eingang zu einem ihren besten Häfen bildet, Cap François. Heftige Stürme aus Westen trieben sein Schiff von der Küste ab und er konnte nicht landen; aber am 6. Januar 1774 gelangte Herr von Rosnevet mit der Fregatte L'Oiseau in den Hafen und liess einen seiner Offiziere ans Land gehen, der von der Bucht und dem Lande im Namen des Königs von Frankreich Besitz nahm. Es scheint jedoch nicht, dass weitere Kenntniss von der Ausdehnung und Beschaffenheit des Landes erlangt wurde.

Capitain Cook bereitete sich eben zu seiner dritten und letzten Reise vor, als die Nachricht von dieser Entdeckung nach England kam, und er erhielt von der Admiralität Auftrag, sie auf seiner Fahrt nach Vandiemensland aufzusuchen. Am 24. December gewahrte er durch den Nebel zwei Inseln von beträchtlicher Höhe, von acht oder neun Meilen Umfang; diese nannte er die wolkigen Inseln. Bald darauf bekam er eine merkwürdige Klippe zu Gesicht, in der er Kerguelen's Reunionsinsel erkannte und welcher er den Namen Bligh's-Cap beilegte, wie sie noch jetzt heisst. Am Weihnachtstag gingen die Resolution und die Discovery in der Baie de L'Oiseau vor Anker, und obgleich nicht die Entdecker dieser grossen Insel, waren sie doch die Ersten, welche in einem ihrer zahlreichen Häfen ankerten. Capitain Cook nannte ihn den Weihnachtshafen, da er damals noch nicht wusste, dass ihn schon der französische Entdecker getauft hatte.

Eine genaue Aufnahme des Hafens und eine allgemeine Untersuchung der Ostküste der Insel von Cap François bis Cap Georg ohnweit der Südspitze war die Frucht dieses Besuches; und die Illusion, dass es ein Theil des grossen südlichen Continents sei, wurde durch das Logbuch der Adventure gehoben, mit welcher Capitain Furneaux, der Gefährte Cook's auf seiner zweiten Reise, den Meridian dieses Landes etwa 50 Meilen südlich vom Cap Georg im Februar 1773 passirte und dadurch bewies, dass kein Theil dieser Insel sich über den 50sten Breitengrad nach Süden erstreckt.

Im März 1799 untersuchte Capitain Robert Rhodes die zahlreichen und sichern Häfen dieses Eilandes und fand nicht weniger als 50 Buchten, wo Schiffe von jeder Grösse während des heftigsten Sturmes vor Anker gehen können.

Die Einfahrt des Weihnachtshafens zwischen dem Cap François auf der Nord- und dem Thorfelsen auf der Südseite ist fast eine Meile breit. Die Küsten sind auf beiden Seiten steil und erheben sich in einer Reihe Terrassen bis zu einer Höhe von mehr als 1000 Fuss. Der höchste Berg, der sich auf der Nordseite des Hafens befindet, erreicht eine Höhe von 1350 Fuss; seiner Gestalt wegen legten wir ihm den Namen Tafelberg bei. Sein Gipfel ist ein sehr deutlicher ovaler Krater, etwa 100 Fuss in seinem grössern Durchmesser. Auf der Nordseite dieses Berges befinden sich einige vollkommene Basaltsäulen und zahlreiche Trümmer derselben Felsart liegen an den Abhängen des Kegels. Von dieser Spitze aus hat man eine sehr ausgedehnte Aussicht über die Umgegend, über einen beträchtlichen Theil der nordwestlichen Küste und die umliegenden Inseln.

An der Südseite des Hafens liegt der merkwürdige von Cook beschriebene Felsen, der einen so hervorstechenden Zug in seiner genauen Zeichnung von der Bucht bildet. Es ist eine grosse Basaltmasse, viel neuer als der Fels, auf dem sie ruht und durch den sie in halbflüssigem Zustand durchgebrochen zu sein scheint. Sie ist über 500 Fuss dick und lagert über dem ältern Gestein in einer Höhe von 600 Fuss über der Meeresfläche; zwischen diesen Felsarten von verschiedenem Alter wurden hauptsächlich die versteinerten Bäume gefunden und einer von mehr als 7 Fuss Dicke wurde ausgegraben und nach England geschickt. Einige Stücke schienen noch so frisch zu sein, dass man sich erst durch Berührung und genaueste Besichtigung überzeugen musste, dass sie versteinert waren; sie fanden sich in jedem Stadium der Versteinerung vor, von der Steinkohle an, die ganz gut brannte, bis zur Härte eines Kiesels, der Glas ritzt. Eine mehrere Fuss dicke Schieferschicht, die über einigen der versteinerten Bäume lagert, hat wahrscheinlich ihre Verkohlung verhindert, als die flüssige Lava über sie wegströmte. Eine noch merkwürdigere Eigentümlichkeit der geologischen Formation dieser Insel sind die zahlreichen Kohlenschichten von einigen Zoll bis vier Fuss Dicke, die wir in dem Tafelfelsen fanden. Ob die Steinkohle reichlich genug vorhanden ist, um zu einem Handelsartikel zu werden, hatten wir nicht Gelegenheit zu untersuchen; aber jetzt, wo Dampfschiffe auf jedem Theile des Weltmeeres fahren, wäre es gewiss einer genauern Untersuchung werth, denn nirgends wäre ein Kohlendepot wünschenswerther als auf dieser Insel, die unmittelbar an der Strasse nach unsern ostindischen und australischen Colonien liegt, reich an vortrefflichen Häfen ist und in gehöriger Entfernung vom Cap der guten Hoffnung liegt.

Die Flora der Insel muss ebenfalls von mehr als gewöhnlichem Interesse für den Botaniker sein. So weit entfernt von jeder Küste, von welcher Zugvögel Samen hieher bringen könnten, scheint sie nur aus einer kleinen Anzahl Pflanzen zu bestehen, von denen einige der Insel eigenthümlich sind; dies beweist, dass sie, seitdem die wiederholten Ueberschwemmungen mit Lava die Wälder vernichteten, welche einst den Boden bedeckten, wie die Steinkohle und die versteinerten Bäume zeigen, fast in einem Zustand vegetabilischer Verödung geblieben zu sein scheint und den Namen, den ihr Capitain Cook gab, vollkommen verdient. Als er die Insel mitten im Sommer besuchte, war der Boden mit Schnee bedeckt, und nur fünf blühende Pflanzen wurden gesammelt. Im tiefen Winter schien das Klima wenig anders zu sein, denn während unsers Aufenthaltes sank das Thermometer selten unter den Gefrierpunkt, und der Schnee blieb auf niedrigen Stellen nie länger als zwei oder drei Tage liegen.

Die folgenden Beobachtungen verdanken wir Dr. Hooker, dem Unterchirurgen des Erebus, einem geschickten und eifrigen Botaniker, dem die Wissenschaft Dank schuldig ist für das sehr wichtige und werthvolle Werk, welches er jetzt unter dem Titel Flora Antarctica veröffentlicht, und von dem bereits mehrere Hefte erschienen sind. Ich muss den wissenschaftlichen Botaniker auf dieses Werk verweisen.

»Obgleich die Kergueleninsel unter einer verhältnissmässig tiefen Breite liegt, ist doch die Vegetation entschieden antarktisch, da die meisten ihrer einheimischen Pflanzen in demselben oder höheren Parallelen der südlichen Hemisphäre vorherrschen und die Flora selbst aus verhältnissmässig wenigen Species besteht.

»In geringer Entfernung sieht die Insel vollkommen unfruchtbar aus, und wenn sich der Reisende dem Lande nähert, wird die Scenerie kaum besser. Ein schmaler Streifen Gras läuft an den einsamen Küsten des Hafens hin, untermischt mit grossen rundlichen Büschen von schmutzig grüner oder rostbrauner Farbe, das Product einer merkwürdigen doldentragenden Pflanze, die mit dem Bolax der Falklandsinseln verwandt ist. Höher hinauf findet man nur Pflanzen in vereinzelten Büschen, aber von derselben Art wie weiter unten; in einer Höhe von 1000 bis 1200 Fuss hört die Vegetation fast ganz auf.

»Selbst was Capitain Cook mit den Worten Anderson's sagt, dass vielleicht kein bis jetzt entdecktes Land auf beiden Hemisphären unter demselben Breitengrad dem Naturforscher eine so kärgliche Ausbeute darbiete, wie diese kahle Stelle, bleibt noch hinter der Wahrheit zurück, und er hätte, um die Grenze anzugeben, wo sich eine solche Armuth von Arten zeigt, noch 10 Grad in südlicher und mehr als 20° in nördlicher Breite zugeben können; denn selbst in Spitzbergen kommen fast dreimal soviel phanerogamische Pflanzen vor, als hier.

»Die Anzahl der während Cook's Aufenthalt entdeckten Species war achtzehn mit Einschluss der Kryptogamen; mit Ausnahme eines Lichen fanden wir alle wieder und vermehrten die Flora bis auf etwa 150 Species, nämlich achtzehn Phanerogamen, 3 Farrenkräuter, 25 Moose, 10 Jungermannien, 1 Pilz und die übrigen Flechten und Tange.

»Von den Phanerogamen finden sich die beiden grossen Classen in dem Verhältniss von eins zu zwei vor, das niedrigste bis jetzt vorgekommene Durchschnittsverhältniss; am nächsten kommt ihr darin die Flora der Melvilleinsel, wo Mr. Brown auf Capitain Parry's erster Reise das Verhältniss zwei zu fünf fand. Das starke Verhältniss der Monokotyledonen entsteht hier wie auf der Melvilleinsel aus dem vermehrten Beitrag, den die Gräser zu der phanerogamischen Vegetation geben. Auf der letztgenannten Insel verhalten sich nach Brown die Gramineen zu den übrigen Phanerogamen wie l zu 3.7, »fast das Doppelte,« bemerkt dieser Botaniker, »von dem Verhältniss, in dem diese beiden Pflanzenclassen in jedem andern Theile der Welt zu einander stehen.« Dies verhältnissmässige Uebergewicht ist auf der Kergueleninsel noch grösser, denn die Gräser verhalten sich hier zu den übrigen Phanerogamen wie 1:2.6, so dass sie hier auf der ganzen Erde am stärksten vertreten sind, mit Ausnahme der Südshetlandsinseln, wo die ganze phanerogamische Vegetation aus einem einzigen Grase besteht.

»Von 18 gehören 2 phanerogamische Pflanzen zu der Insel eigentümlichen Gattungen; die eine derselben ist die merkwürdige Kohlpflanze Pringlea antiscorbutica, und die andere eine Portulacee. Von den andern 16 sind 4 wahrscheinlich neue Species antarktischer americanischer Gattungen; 10 sind in den Südpolarregionen bereits gefunden (sechs der letzten kommen auch auf den Aucklands- und Campbells-Inseln vor) und zwei findet man in der ganzen südlichen und nördlichen gemässigten und kalten Zone. Von den Kryptogamen zeigen sich die meisten häufig in den höhern südlichen Breiten, obgleich mehrere bis jetzt noch nicht beschrieben und vielleicht 20 dieser Insel eigentümlich sind. Viele kommen in den europäischen Alpen und noch mehr in den nördlichen Polarregionen vor.

»Obgleich die Kergueleninsel verhältnissmässig kahl von Vegetation ist, so hat doch ihre Flora ihre interessanten Seiten. Zwar sieht man jetzt nicht einmal einen Strauch, aber das häufige Vorkommen fossiler Reste verräth, dass viele Theile Jahrhunderte lang mit Wald bewachsen waren. Die mit Pflanzen bedeckte Bodenfläche ist im Verhältniss fast eben so gross wie auf Spitzbergen und der Melville-Insel, aber die relative Anzahl der Species ist merkwürdig klein; denn während die Flora der Melville-Insel 67 Phanerogamen besitzt und Spitzbergen 45, hat die Kergueleninsel nur 18, von denen nur 8 einen nennenswerthen Raum des Bodens bedecken.

»Das Klima der Insel ist zwar rauh, lässt aber eine perennirende Vegetation aufkommen; und kaum eine der hier gefundenen Pflanzen, selbst nicht die Gräser, kann einjährig genannt werden. Von den fünf Pflanzen, die Capitain Cook im December blühend vorfand, waren vier im Mai noch in demselben Zustand und drei blühten bis zum 20. Juli; im Monat Juni wurden 12 von den 18 Phanerogamen blühend gesammelt. Die wiederholten Schneestürme scheinen die Vegetation wenig zu hemmen und die doldentragende Pflanze war die einzige, welche von einem dreitägigen Froste wirklich litt.

»Von allen hier wachsenden Pflanzen verdient Eine besondere Aufmerksamkeit, nämlich der berühmte Kohl der Kergueleninsel, der zuerst auf Cook's Reise entdeckt wurde und den Namen Pringlea erhielt. Für eine Schiffsmannschaft, die lange auf Salzfleisch beschränkt gewesen, ist er ein höchst schätzbares Gemüse, denn er besitzt alle guten Eigenschaften seines europäischen Namensgenossen, während er wegen seines grossen Reichthums an essentiellem Oel nie Sodbrennen verursacht. Er kommt dicht am Ufer vor und ist bis auf die Gipfel der Hügel zu finden. Die Blätter bilden Köpfe von der Grösse eines guten Kohlkopfs und stehen meistens auf einem aufsteigenden oder liegenden Strunk; die Blüthenähre mit ihrem blätterigen Stengel sprosst unter dem Kopf hervor und ist oft zwei Fuss hoch. Die Wurzel schmeckt wie Meerrettig und die jungen Blätter oder Herzen ähneln im Geschmack grobem Senf oder der Kresse. 130 Tage lang verlangte unsere Schiffsmannschaft kein anderes frisches Gemüse als dieses, welches neun Wochen lang regelmässig mit dem Salzfleisch aufgetischt wurde, und während dieser ganzen Zeit hatten wir keinen Kranken an Bord.

»Noch sind zwei Arten Gras als nahrhaftes Futter für Ziegen, Schafe und Schweine zu erwähnen.«

Vierfüssige Landthiere sahen wir nicht; dagegen bemerkte eine Partei, die unter dem Befehl des Lieutenants Bird zum Aufnehmen ans Land geschickt wurde, die Fusseindrücke eines Ponys oder Esels. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass dieses Thier von einem gescheiterten Schiff ans Land gekommen ist. Man verfolgte die Spur eine Strecke weit auf dem frischgefallenen Schnee in der Hoffnung, das Thier zu Gesicht zu bekommen, verlor sie aber wieder, als man auf eine felsige Strecke kam, wo kein Schnee lag.

Futter für Vieh ist in hinreichender Menge vorhanden. Die Schafe, die wir ans Land setzten, wurden sehr fett von dem Grase; sie wurden auch so scheu, dass wir sie schiessen mussten, wenn wir eins für die Tafel brauchten; eines entging sogar unsern geschicktesten Jägern und wir mussten es zurücklassen. Ich bedauerte sehr, dass ich nicht vom Cap der guten Hoffnung einige Hausthiere mitgebracht hatte, um sie hier auszusetzen.

Von im Meere lebenden Säugethieren waren früher der Seeelephant und mehrere Arten Robben sehr häufig und veranlassten, dass jährlich mehrere Schiffe auf ihren Fang nach der Insel kamen. Jetzt haben sie aber dieselbe ganz verlassen oder sind fast vollständig ausgerottet. Ein sehr schönes Exemplar des Seeelephanten schossen wir während unsers Aufenthalts im Weihnachtshafen, so wie auch einige Robben. Ihre Beschreibung findet man in der Zoologie dieser Reise, die jetzt von Dr. Richardson und J. E. Gray veröffentlicht wird.

Vor dem Eingang des Hafens und bei der Aufnahme der Küste wurden einige Wallfische gesehen. Sie scheinen hier noch sehr häufig zu sein und 1843, als wir zu dem Cap der guten Hoffnung zurückkehrten, hörten wir, es befanden sich 5 bis 600 Wallfischfahrer an den Küsten oder in der unmittelbaren Nachbarschaft dieser Insel; die meisten derselben hätten fast volle Ladung, und wegen ihrer grossen Menge fänden in den häufigen dicken Nebeln viele Unglücksfälle durch Zusammenstossen statt. Diese Fischerei liesse sich sehr gut vom Cap der guten Hoffnung aus betreiben, aber jetzt beschäftigen sich hauptsächlich americanische Schiffe damit.

Unter den zahlreichen Fischen entdeckte Dr. Richardson zwei neue Genera, Notothenia und Chametys, wegen deren Beschreibung wir auf seine Zoologie verweisen. Von Seevögeln wurden fünfzehn verschiedene Arten gesammelt, darunter verschiedene Sturmvögel, drei Arten Pinguine, zwei Möven, eine Ente, ein Kormoran, eine Meerschwalbe und eine merkwürdige Chionis, etwas verschieden von der von Forster beschriebenen und wahrscheinlich eine neue Art.

Obgleich es schon so spät im Jahre war, fanden wir noch Junge vom russfarbigen Albatros (Diomedea fuliginosa), vollkommen flügge und bereit, ihre lange Reise über die antarktischen Meere anzutreten.

Die Ente war sehr häufig und bildete einen wohlschmeckenden Beitrag zu unserer Tafel. Sie gleicht der europäischen Kriekente und nährt sich hauptsächlich vom Samen des oben erwähnten Kohles, der überall auf der Insel häufig wächst.

Trotz der unangenehmen dunkeln Farbe des Fleisches und der ausserordentlichen Fettheit gaben die Pinguine eine vortreffliche Suppe, die an Farbe und Geschmack der Hasensuppe so ähnlich war, dass sie beständig so genannt wurde.

Von Insecten fanden wir nur drei oder vier Exemplare, nämlich einen Curculio auf den doldentragenden Pflanzen, eine bräunliche Motte und zwei Fliegen-, aber wahrscheinlich erscheinen im Sommer viel mehr.

Der flache Strand im Hintergrund des Hafens bot eine passende Stelle für unsere Observatorien dar, mit deren Errichtung wir sogleich begannen; das magnetische stand an dem nördlichen Ende, geschützt von einem Hügel, welcher die Sonne abhielt Störungen in der Temperatur zu machen, und wenige Fuss über dem Hochwasserzeichen; das zu den astronomischen und Pendel-Beobachtungen bestimmte stand fast auf derselben Höhe, aber mehr als 100 Yard weiter nach der Bucht zu. Dicht dabei wurden zwei Hütten für die bei den Observatorien beschäftigten Offiziere und Seeleute errichtet.

Die Schiffe lagen an einer Stelle vor Anker, wo man stets und ohne Beschwerde mit den Observatorien verkehren konnte; und obgleich unsere Operationen von den häufigen starken Stürmen sehr gehemmt wurden, gelang es uns doch alle unsere Magnetometer noch zu rechter Zeit aufzustellen, um Theil an den gleichzeitigen Beobachtungen zu nehmen, die an den im voraus verabredeten Tagen des 29. und 30. März auf allen fremden und englischen Observatorien angestellt werden. Glücklicherweise war es gerade eine Zeit ungewöhnlicher magnetischer Störungen, so dass unsere gleichzeitigen Beobachtungen am ersten Tage die grosse Ausdehnung und augenblickliche Wirkung des störenden Einflusses auf die Magnetometer in Toronto in Canada und auf der Kergueleninsel zeigten. Beide Punkte liegen sich fast antipodisch gegenüber und blieben sich in allen ihren seltsamen Oscillationen und unregelmässigen Bewegungen gleichzeitig und ähnlich.

Während der ganzen Zeit unseres Aufenthalts auf der Insel stellten die Offiziere des Erebus und des Terror unter der Leitung des Commandeur Crozier eine höchst interessante und werthvolle Reihe stündlicher magnetometrischer Beobachtungen mit solcher Pünktlichkeit und so viel Eifer und unermüdlicher Ausdauer an, dass nicht ein einziges Instrument beschädigt wurde und keine Stunde ohne Beobachtung blieb.

Die astronomischen Fluth- und Pendel-Beobachtungen nahmen ausschliesslich meine Aufmerksamkeit in Anspruch, und auch hierin unterstützte mich Commandeur Crozier, der mit mir in einer der Abtheilungen des Observatoriums wohnte. Nur Sonntags gingen wir auf das Schiff, um Gottesdienst zu halten und die Fahrzeuge zu inspiciren.

Die ältern Lieutenants hatten die Aufsicht über die Schiffe und beschäftigten die Mannschaft mit dem Ausbessern der Takelage und der mühsameren Arbeit, häufig die Anker neu auszuwerfen; denn obgleich diese und die Kabeltaue von einer Grösse und Schwere waren, wie man sie sonst nur bei Schiffen vom doppelten Tonnengehalt der unsrigen findet, so waren sie doch nicht im Stande, die fast mit orkanartiger Heftigkeit in dieser Jahreszeit herrschenden Stürme auszuhalten, die unser Schiff oft auf die Seite legten und uns beständig nöthigten, unsere Zuflucht zum Nothanker zu nehmen. Einmal wurde das ganze Observatorium fast einen Fuss weit geschoben; und wäre nicht das untere Gerüst ziemlich tief in den Erdboden befestigt gewesen, so wäre es wahrscheinlich in das Meer gestürzt worden.

So plötzlich sind die Windstösse, dass ich oft genöthigt gewesen bin, mich an dem Ufer platt auf die Erde zu werfen, um nicht ins Wasser getrieben zu werden; und einer unsrer Leute, der die Fluthtabelle zu besorgen hatte, wurde von einem dieser Windstösse ins Meer geworfen und wäre fast ertrunken.

An 45 von den 68 Tagen unsers Aufenthalts in dem Weihnachtshafen hatten wir Sturm und nur an drei Tagen fiel weder Regen noch Schnee.

Dieses so stürmische Wetter hinderte uns, eine ausgedehntere Aufnahme der Insel vorzunehmen. Lieutenant Bird untersuchte mit zwei Booten die White's-Bucht und nahm mit dem Beistand Mr. Tuckers und Mr. Davis' mehrere Häfen auf. Lieutenant Philips untersuchte die Cumberlands-Bucht und begab sich von hier nach der Westküste, ohne jedoch wegen des sumpfigen Bodens weiter als ein paar Meilen gelangen zu können. Mr. M'Cormick und Mr. Robertson nahmen stets an diesen Expeditionen Theil, um die geologischen und zoologischen Erzeugnisse des Landes zu untersuchen. Aber das schlechte Wetter, welches sie stets hatten, erhielt uns Alle in der lebhaftesten Besorgniss, während sie abwesend waren, und das Wenige, was sie für die Wissenschaft thun konnten, war zu theuer erkauft mit so vielen Leiden und so grosser Gefahr und veranlasste mich, die Fortsetzung ihrer Arbeiten nicht zu gestatten.

Der Ankergrund ist in der Cumberlands-Bucht viel besser als in dem Weihnachtshafen und die erstere Rhede ist nicht so heftigen Winden ausgesetzt; auch ist sie nicht so leicht zugänglich und man kann nur bei hellem und mässigem Wetter hinein gelangen.

Das Steigen und Sinken der Fluth im Weihnachtshafen ist merkwürdig klein und übersteigt nie 30 Zoll, die gewöhnlichen Springfluthen bleiben meistens unter zwei Fuss; die niedrigste Ebbe variirt von 4 bis 12 Zoll und die tägliche Ungleichheit ist verhältnissmässig sehr beträchtlich.

Durch unsere Beobachtungen stellte sich die Breite des Observatoriums auf 48° 41' südlich und seine Länge auf 69° 3' 35" östlich heraus. Die mittlere Inclination der Magnetnadel war 69° 59' 4" südlich und die Declination 30° 33' 35" östlich.

Nachdem die terminlichen Beobachtungen für den Monat Juni vollendet und die absoluten Bestimmungen erlangt waren, wurden die Instrumente und Häuser wieder eingeschifft und die Schiffe gegen Mitte Juli zum Absegeln bereit gehalten, aber ungünstiges Wetter hielt uns noch ein Paar Tage zurück und wir konnten diesen unwirthlichen Hafen erst am 20. Juli verlassen.


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