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Fünftes Kapitel.

Es war jedoch niemandem beschieden, sich die Prämie zu verdienen, denn schon am nächsten Morgen erschien in dem Bureau des Untersuchungsrichters ein junger Mann vom Aussehen eines Arbeiters, der den Untersuchungsrichter zu sprechen verlangte. Als man ihn fragte, was er von diesem wolle, gab er an, daß er bezüglich des Einbruchs in der Lindströmschen Villa etwas Wichtiges mitzuteilen habe, daß er seine Aussagen aber nur dem Untersuchungsrichter selbst machen werde. Daraufhin wurde er zu diesem, dem Dr. Strindberg, geführt.

Der Fremde trat mit höflichem Gruß ein, dann sagte er, seine Mütze in der Hand haltend, ruhig: »Ich bin der gesuchte Larka.«

Der Untersuchungsrichter war in seinem Beruf an manche Überraschungen gewöhnt, jetzt fuhr er aber doch von seinem Sitze in die Höhe und starrte den Ankömmling, zuerst keines Wortes mächtig, an.

Der war ein etwas über mittelgroßer, überschlanker Mensch mit bartlosem, bräunlich blassem und schmalem Gesicht von einer Fülle krauser, schwarzer Haare umgeben, der im ganzen wenig dem Bilde entsprach, das man sich von einem Einbrecher und Mörder zu machen pflegt. Seine Persönlichkeit trug zwar den Stempel der Verkommenheit, auch war in seinen dunkeln tiefliegenden Augen etwas Finsteres, Trotziges, aber der Gesamteindruck war doch mehr der eines tief Unglücklichen, Kummerbeladenen als der eines Verbrechers.

Dies alles nahm Dr. Strindberg auf den ersten Blick wahr, aber er erkannte auch noch etwas, nämlich, daß sein Äußeres in allen Einzelheiten mit der Beschreibung übereinstimmte, die der Leutnant Jonsson von dem Manne gegeben, den er in dem Schlafzimmer seiner Tante überrascht hatte. Sogar die Kleidung – die hellgrauen Beinkleider, die dunkle Weste und das gestreifte Barchenthemd – war die gleiche.

Bevor der Untersuchungsrichter jedoch den Mund zu einer Frage geöffnet hatte, begann jener: »Ich habe in der Zeitung gelesen, daß die Gesellschafterin Fräulein Lindströms, Fräulein Ellida Bagge, als verdächtig des versuchten Mordes an ihrer Brotherrin in Untersuchungshaft genommen ist, und da ich nicht will, daß eine Unschuldige leidet, wenn ich es hindern kann, so bin ich gekommen, um den Tatbestand aufzuklären. Wenn ich dafür ins Zuchthaus komme, so liegt wenig daran. Mein Leben ist ja doch verpfuscht.«

Sprech- und Ausdrucksweise waren die eines gebildeten Menschen, aus der Stimme aber klang dieselbe tiefe Schwermut, die auch den hübschen, feinen Zügen des jungen Mannes aufgeprägt war.

Und nun erzählte er: »Ich befinde mich seit Jahren in der drückendsten Notlage. Wie ich dazu gekommen bin, mag für den Augenblick unerörtert bleiben. Daß ich nicht ohne Schuld daran bin, fällt mir nicht ein, zu bestreiten, aber ich bin auch vom Unglück verfolgt worden wie selten ein Mensch. Ein anderer an meiner Stelle würde vielleicht versucht haben, sich mit gröberen Arbeiten, wie Anstreichen, Zimmertapezieren und ähnlichem, sein Brot zu verdienen, aber ich habe eine bessere Ausbildung genossen, ich habe Kunstschulen besucht und weiß, daß ich auf meinem Gebiet Großes leisten kann –« hier leuchteten die Augen des Unglücklichen in stolzem Bewußtsein auf, um aber rasch wieder ihren verfinsterten, aus Trotz und Verzagtheit gemischten Ausdruck anzunehmen – »daher griff ich denn erst zu der groben Arbeit, als die bitterste Not mich dazu zwang. Aber kein Prinzipal wollte mich nehmen, weil ich zu herabgekommen aussah und wohl auch, weil die Proben, die ich ihm in der hohen Kunst des Anstreichens gab, ihm nicht genügten. Lieber Gott –« er zuckte geringschätzig die Achseln – »ich hatte das ja nicht gelernt. Zuletzt waren meine Not und Verbitterung so groß, daß ich überlegte, ob ich nicht meinem elenden Leben ein Ende machen sollte. Hätte ich's doch getan! Aber das ist nun einmal mein Schicksal – vielleicht mag's auch Charakterschwäche sein – daß ich zu solchen vernünftigen und notwendigen Entschlüssen immer erst gelange, wenn's zu spät ist. Jetzt kann ich mir nicht mehr das Leben nehmen – wie die Dinge liegen – hätt's vor zehn Tagen tun sollen. Da, während der Hunger in meinen Eingeweiden wühlte und die ganze Welt mit allem, was auf ihr ist, mir wie ein zähnefletschendes Ungeheuer erschien, das mich bei lebendigem Leibe zu zerreißen drohte, machte ich einer Kneipe unterster Art die Bekanntschaft eines Menschen, der behauptete, gleich mir vom Schicksal verfolgt zu sein und sich in Not zu befinden. Die Not muß aber wohl nicht gar so arg gewesen sein, denn er bezahlte Essen und Bier für mich und schenkte mir auch ein paar Kronen, um mir vom Trödler ein Paar Stiefel zu kaufen. Durch diese Großmut machte er mich, der ich elend und zermürbt vom Hunger war, sich gefügig. Er schlug mir ein Unternehmen vor, das meine Not mit einem Schlage beenden sollte – mit kurzen Worten den Einbruch bei Fräulein Lindström. Er würde die Sache selbst auf eigene Hand durchführen – sagte er – wenn nicht notwendig zwei dazu gehörten. Erst wollte ich nichts davon hören, aber am Ende willigte ich doch ein – verdorben, wie ich's nachgerade geworden war – aber allein unter der Bedingung, daß kein Menschenleben dabei gefährdet würde. Er schwor mir's hoch und heilig, daß davon keine Rede wäre und daß es sich nur darum handelte, eine reiche, alte Dame, die weit mehr habe als sie brauche, um einen Teil ihres Vermögens zu erleichtern. Sie behielt ja immer noch mehr als genug. Wem geschah daher mit unserer Tat ein Unrecht? Wir nahmen uns nur, was das Schicksal uns vorenthalten, und glichen seine Ungerechtigkeit aus. So sprach mein neuer Bekannter, und ich in meiner Verblendung gab ihm recht. Was wollen Sie, Herr Richter? Not und Unglück sind schlechte Erzieher, und wenn einer erst einmal angefressen ist im innersten Kern, dann verliert man leicht das Unterscheidungsvermögen zwischen gut und böse. Und ein schwacher, haltloser Charakter war ich ja stets.

Na, also kurz und gut, wir verabredeten alles ganz genau, das heißt, er teilte mir seinen Plan mit und ich sagte zu allem ja. In jener Nacht, vor zehn Tagen, sollte es geschehen. Wir wollten, wenn die Hausbewohner schliefen, über den Gartenzaun klettern, er, mein Verführer, sollte draußen Wache halten, derweil ich durch das offene Fenster des Badezimmers einstieg und den Geldschrank ausräumte. Er sagte, Fräulein Lindström würde keinesfalls aufwachen, da sie allabendlich ein Schlafmittel zu nehmen pflegte und was ihre Kammerfrau anbeträfe, so hätte die einen ungewöhnlich festen Schlaf. Zudem wäre die Türe zwischen der letztern Schlafkammer und dem Badezimmer auch niemals offen. Einen Schlüssel, der den Geldschrank öffnete, hatte er sich besorgt. Es wäre ein sogenanntes Chubbschloß – sagte er – er hätte dies bei dem Geschäft, aus dem der Geldschrank gekauft war, in Erfahrung gebracht und sich von einem Kunstschlosser, der für Einbrecher arbeitete, den Schlüssel anfertigen lassen. Er hat mir förmlich Stunden gegeben, um mich zu lehren, wie ich den Schlüssel zu gebrauchen hatte; er fertigte eine Zeichnung von dem Chubbschloß an und unterwies mich mit seiner Hilfe in der Sache. Ich fragte ihn, warum er nicht lieber selbst ins Haus einstiege und mich Wache stehen ließe, aber er meinte, daß dies viel schwieriger wäre, als ich dächte, und daß ich keine Erfahrung darin hätte.

Es geschah alles, wie wir's verabredet hatten. Am hintern Gartenzaun an der Turmseite trafen wir zusammen – es war eine mondlose Nacht und die Uhr hatte eben zwei Uhr geschlagen – ich hatte mir das Gesicht geschwärzt für den Fall, daß mich doch jemand, wenn auch nur auf der Flucht, zu sehen bekäme, er dagegen hatte nichts getan, um sich unkenntlich zu machen. Nun stiegen wir beide über den Zaun und umschlichen das Gebäude, um zu sehen, ob alles ruhig war. Die ganze Villa lag in tiefem Schlaf, nur aus dem Zimmer Fräulein Lindströms schimmerte schwacher Lichtschein durch die Jalousien. Vor dem Fenster des Badezimmers trennte ich mich von meinem Bekannten, der, da hinten schwerlich jemand vorbeikommen würde, hauptsächlich an der nach der Verkehrsstraße liegenden Front der Villa sein Wächteramt ausüben wollte. Im letzten Augenblick gab er mir noch ein Fläschchen mit Chloroform. »Wenn die Alte dennoch aus ihrem Chloralschlaf aufwachen sollte, so gießen Sie das Chloroform aufs Taschentuch und halten Sie es ihr vors Gesicht,« sagte er. »Es ist aber ganz und gar unwahrscheinlich, daß sie aufwacht, die schläft wie ein Siebenschläfer.«

Nachdem er, mein böser Geist, fort war, stand ich mit der Uhr in der Hand und ließ zehn Minuten vergehen, ehe ich durchs Fenster stieg.

So hatten wir's ausgemacht, denn er meinte, es könnte inzwischen vielleicht von vorn jemand ins Haus kommen – er dachte dabei an den Neffen Fräulein Lindströms, der abends oft ausging – und sofern ich schon bei der Arbeit war, in der stillen Nacht etwas Verdächtiges hören, daher dürfte ich nicht eher einsteigen, als bis er vorn das Terrain rekognosziert hätte. Sofern eine Gefahr sich zeigte, wollte er pfeifen, dann sollte ich fliehen, andernfalls aber nach Ablauf von zehn Minuten mit dem verbrecherischen Werke beginnen. Kein Pfiff ließ sich hören, Totenstille herrschte ringsum, da stieg ich denn durch das Fenster in die Badestube und schlich mich auf Strümpfen in Fräulein Lindströms Schlafzimmer.

Und bei meinem Eintritt sah ich zu meinem unaussprechlichen Entsetzen, daß ein Mann über des schlafenden Fräulein Lindströms Bett gebeugt stand. Die Gestalt schien mir die meines Bekannten zu sein und wie ein Blitz durchfuhr mich der Gedanke: er will sie ermorden, trotzdem er mir's geschworen hat, daß das Verbrechen kein Menschenleben kosten soll. In dem Augenblick vergaß ich mein verbrecherisches Vorhaben, überhaupt alles, außer dem einen, daß hier, zehn Schritte von mir entfernt, ein Mensch meuchlings gemordet würde. Ohne mich zu besinnen, stürzte ich vor und schlug dem Manne mit der geballten Faust auf den Kopf, so daß er lautlos zusammenbrach und wie ein gefällter Baum zu Boden stürzte. Meine Fäuste sind von Eisen, obgleich man das, meinem Äußern nach, nicht glauben sollte. Als der Mensch dann wie tot dalag, erkannte ich erst, daß es nicht mein Bekannter war. Dieser hier war Fräulein Lindströms Neffe! Mit furchtbarer Deutlichkeit drängte sich mir die Erkenntnis auf, daß ich gemordet hatte, – einen Unschuldigen freilich, gemordet wider Willen, in der irrigen Absicht, einer bedrohten Frau Hilfe zu leisten. Vermeinend, daß in der nächsten Minute jemand kommen und mich fassen würde, nur dem instinktiven Selbsterhaltungstrieb folgend, stürzte ich ins Badezimmer, durchs Fenster und floh wie gehetzt davon. Die ganzen zehn Tage seither habe ich mich in der Umgegend verborgen gehalten, die Nächte schlief ich im Walde oder in Heuschobern, und am Tage irrte ich umher, bettelte um ein Stück Brot oder verdiente mir mit Holzhacken ein paar Groschen, dabei immer in der Angst schwebend, daß man mich fangen würde. Wie konnte ich wissen, ob nicht die Polizei hinter mir her war? Da las ich heute in der Frühe in einem Dorfwirtshause, daß Fräulein Ellida Bagge verhaftet sei, und unverweilt machte ich mich auf, um für ihre Unschuld zu zeugen. Und jetzt machen Sie mit mir, was Sie wollen, mir ist alles einerlei, mir wär's am liebsten, wenn man mich hängte – wenn's nur rasch ginge.«

Larka schwieg und seine großen, schwarzen Augen hefteten sich furchtlos auf des Untersuchungsrichters Antlitz. Der hatte in äußerster Spannung zugehört und jede Miene des Mannes beobachtet. Alles, was der sagte, trug den Stempel der Wahrheit und doch – Strindberg konnte ihm nicht glauben. Es deuchte ihm undenkbar, daß er wahr geredet, denn es war zu viel in seinem Bericht, was mit den übrigen längst konstatierten Tatsachen nicht übereinstimmte. Da war zuerst die Aussage des Leutnants Jonsson, der angegeben hatte, daß er den Mörder über das Bett seiner Tante gebeugt gesehen hätte. Dieser, der Larka, behauptete wiederum das nämliche von dem Leutnant. Und dann wollte der letztere lange nach zwei Uhr erst das Grand Hotel verlassen und im Garten noch zwei Zigarren geraucht haben, während Larka aussagte, daß er mit dem Anstifter des Verbrechens genau um zwei Uhr am Gartenzaune des Grundstückes zusammengetroffen sei.

»Wie nannte sich Ihr Bekannter?« fragte er jetzt.

»Högarn,« erwiderte Larka, ohne zu zögern. »Ich habe aber eigentlich nie geglaubt, daß das sein rechter Name wäre.«

»Und Sie wissen nichts weiter über ihn?«

»Nichts.«

»Wie sah er aus?«

»Er war ein wenig kleiner als ich, aber fast ebenso schlank, und hatte einen langen, schwarzen Bart und wirres, schwarzes Haar. Sein Aussehen war das eines gewöhnlichen Vagabunden, aber vieles in seinem Wesen deutete darauf hin, daß er ursprünglich von besserer Herkunft war. Auffällig schien mir seine rauhe und heisere Stimme.«

»Wie war er bekleidet?«

»Er trug allemal, wenn ich ihn sah, einen abgerissenen, grauen Sommerpaletot, der viel zu weit für ihn war. Sonst kann ich nichts über ihn aussagen.«

»Der große Unbekannte!« murmelte Strindberg. Dann kam ihm plötzlich ein Einfall. »Haben Sie den Schlüssel zu dem Chubbschloß?« fragte er.

Larka griff in seine Tasche. »Gewiß, da ist er.«

Strindberg nahm den ihm gereichten Schlüssel. Ein Laut der Überraschung entfuhr ihm. »Das ist ja gar kein Schlüssel zu einem Chubbschloß, sondern einer zu einem Brahmaschloß. Er hat einen hohlen Schaft und ist mit so vielen Einschnitten versehen, als Zuhaltungslamellen vorhanden sind. Der Chubbschlüssel dagegen hat auch mehrere Zuhaltungen, aber er ist in allem übrigen gänzlich verschieden von jenem, schon darin, daß er von außen wie ein gewöhnlicher Schlüssel aussieht. Der Chubbschlüssel macht ja mehr den Eindruck eines Zylinders. Fräulein Lindströms Geldschrank hat jedoch ein Chubbschloß, dieser Schlüssel vermöchte ihn demnach nimmermehr zu öffnen. Wie erklären Sie diesen Umstand?«

Larka zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, daß jener Mensch ihn mir gegeben hat. Ich selbst verstehe nichts von dergleichen.« Es war im gleichmütigsten Tone gesprochen, gerade als ob ihn, nachdem er seine Aussage gemacht, die Sache nichts mehr anging.

Der Untersuchungsrichter überlegte eine Weile. Dies war wieder so ein rätselhafter Punkt, über den er sich fürs erste keine Vermutungen bilden konnte. Nach einer Weile schloß er sein Pult auf und entnahm ihm das Medaillon, welches man in dem Lehnsessel gefunden hatte.

»Kennen Sie dies?« fragte er.

Der unselige Mensch wurde noch um einen Schatten blasser, doch erwiderte er sofort, wenn auch stockend: »Es ist das meinige. Ich habe es schon vermißt. Wahrscheinlich habe ich's beim Einsteigen durchs Fenster verloren. Kann ich's jetzt wieder bekommen?« stieß er hastig hervor.

Der Untersuchungsrichter maß ihn mit einem erstaunten Blick. »Ein sonderbares Verlangen!« meinte er.

»Aber da ich doch alles gestanden habe?« drängte Larka leidenschaftlich. »Ich habe ja gesagt, daß es mir gehört! Was kann demnach das Medaillon noch beweisen? Doch nichts – rein nichts! Es hat ja gar keine Bedeutung mehr für diese Sache.« Seine Gleichgültigkeit hatte ihn verlassen, er zitterte jetzt vor Aufregung.

Strindberg schüttelte den Kopf. »Gleichviel, das Medaillon können Sie nicht bekommen, es ist unmöglich«.

»Aber –«

»Kein Wort weiter davon. Und jetzt – antworten Sie mir – wie sind Sie dazu gekommen, in Fräulein Lindströms Hause zu arbeiten?«

»Ich?« Larka schrie es förmlich heraus.

»Ja, Sie. Alle Dienstboten Fräulein Lindströms bekunden gleichmäßig, daß Sie in letzter Zeit häufig dort gearbeitet haben.«

»Nun ja doch –« meinte er jetzt wieder gefaßt – »ich habe verschiedene Tapeziererarbeiten dort ausgeführt. Was ist da weiter dabei?«

»Ich meine, wie sind Sie dazu gekommen? Hat man Sie empfohlen?«

»Nein, ich bat in meiner Not Fräulein Lindström um Arbeit und sie war so gütig, mir zu versprechen, daß sie mich im Bedarfsfalle beschäftigen würde, was sie denn auch getan hat.«

Es war etwas in des jungen Mannes Gesicht was Strindberg erkennen ließ, daß es zwecklos war, für jetzt weiter in ihn zu dringen. Statt daher seine Zeit noch mit unnützen Fragen zu verlieren, fragte er kurz: »Seit wann sind Sie mit Fräulein Ellida Bagge bekannt?«

Wieder zuckte es in Larkas Zügen, aber diesmal hatte er besser acht auf sich. »Natürlich nur solange, als ich in Fräulein Lindströms Wohnung arbeitete.«

»Aber die Leute sagen, daß Sie häufig allein mit dem Fräulein gesprochen haben.«

»Gewiß, sie teilte mir die Wünsche ihrer Prinzipalin mit.«

Der Untersuchungsrichter schwieg. Er sah ein, daß er abermals auf einem Punkte angelangt war, wo alles Ausfragen vergebens erschien. Nur ein paar Fragen über Larkas Herkunft, Alter und ähnliches stellte er noch. Er erfuhr, daß dieser in Upsala als Sohn eines Großkaufmanns geboren war, im achtundzwanzigsten Lebensjahre stand und eine sehr sorgfältige künstlerische Ausbildung genossen hatte. Seine Mutter verlor er schon früh und der Vater erschoß sich vor sechs Jahren, weil er infolge ungünstiger Spekulationen den Konkurs ansagen mußte. Knud Larka blieb gänzlich mittellos zurück, und da er nunmehr nicht die Mittel besaß, seine weitgehenden künstlerischen Pläne zu verwirklichen, außerdem sehr verwöhnt und wenig energisch war, so kam er, wie er bereits zuvor berichtet, allmählich völlig herunter. Auch diese Aussage, wie alle früheren, wurde zu Protokoll genommen, worauf man ihn in das Untersuchungsgefängnis abführte.


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