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Die Promenade der Legion. – Wie Ben Mansur Kaffee bereitete. – Das Ghetto. – Der Bürger von Sidi-bel-Abbès und die Legionäre. – Wie das Regiment der Fremden sich an den Bürgern rächte. – Das verbotene Stadtviertel. – Vom primitiven Laster. – Bauchtanz. – Die Gärten und die Ruhestätte der toten Männer des Regiments. – Ein schwäbischer Ritter der Ehrenlegion.
En ville! Nach Sidi-bel-Abbès! Jeden Tag kurz vor sechs Uhr nachmittags begann eine wahre Völkerwanderung von der Legionskaserne nach der Stadt. Lieber putzte und polierte der Legionär noch eine Stunde lang nach dem Zapfenstreich im Halbdunkel der Nachtlampe, als daß er die Promenadestunde hätte vorbeigehen lassen. Das Spazierengehen in Bel-Abbès gehörte zum Legionston, täglich gingen wir in die Stadt. Um fünf Uhr wurde die riesengroße Gitterpforte der Legionskaserne geschlossen, und nur ein kleines Seitentürchen blieb offen. Dort postierte sich der Sergeant der Wache und musterte mit scharfen Augen einen jeden, der zur Promenade gehen wollte, damit der Ruf der Legionseleganz nicht leide. Die Uniform zur Promenade wurde jeden Tag durch einen besonderen Regimentsbefehl genau vorgeschrieben – jeder Legionär trug die gleiche Uniform, rote Hose und blaue Jacke oder weiße Hose und blauen Mantel, und jeder setzte seinen Stolz darein, in seiner Uniform möglichst elegant und möglichst kokett auszusehen.
Dreitausend Fremdenlegionäre promenierten allabendlich in den Straßen von Sidi-bel-Abbès. Mir war dieses Spazierengehen ein wundersam Ding in dem winzig engen Kreis des Legionslebens. In weicher schmeichelnder Abendluft strahlten die elektrischen Bogenlampen, überdacht von der glitzernden Sternenpracht eines südlichen Himmels. Negerjungen in weißen Pluderhosen, deren unzählige Falten Romane hätten erzählen können von gestohlenen Kleinigkeiten, lungerten an den Straßenecken herum und riefen gellend die Abendzeitung aus, das » Echo d'Oran«. Araber im weißen Burnus, den gefährlichen Araberstecken in der Faust, der ihnen eine nie fehlende Schleuderwaffe ist, standen schweigsam da und betrachteten mit mißtrauischen Blicken die »Rumis«, die weißen Fremden, die ihnen immer Fremde bleiben werden, deren Sitten sie nie verstehen können. Der Bürger von Sidi-bel-Abbès ging flanierend spazieren; Offiziere und Zivilbeamte des » bureau arabe« führten ihre Damen, dazwischen schwere Soldatenschritte und leise klirrende Legionsbajonette.
Vier Straßen, die schnurgerade nach Süden, nach Norden, nach Osten und nach Westen laufen, nach Oran, Daya, Maskara und Tlemcen, teilen die Stadt in rechte Winkel. Sie sind die Hauptstraßen, an denen die europäischen Läden und die eleganten Cafés liegen. Aus internen Budgetgründen kauft der Legionär nichts in diesen Läden, und in den eleganten Cafés wird er schlecht behandelt. In den Hauptstraßen hat der Legionär nichts zu suchen – nach Ansicht des braven Bürgers von Sidi-bel-Abbès. Zwischen den Hauptstraßen aber liegt ein Gewirr von winkeligen Gäßchen, in deren jedem geschachert und gehandelt wird. Dort wohnen spanische Juden und Araber.
Da war die Heimat der Legionäre. Dort lagen die niederträchtigen Kneipen, die auf die Kundschaft der Legionäre reflektierten. » Bar de la Légion« oder » Bar du légionaire« oder » Bar de Madagascar« nannten sich die Spelunken. Der Wein in Algerien ist gut und spottbillig. Aber an den Legionären mußte extra Geld verdient werden. Man verkaufte ihnen ein Gebräu aus Trauben, die schon drei- oder viermal durchgepreßt waren und dem ein bißchen Spiritus Blume und Aroma verlieh. Daneben lagen arabische Garküchen, in denen man »Kuskuß« aß und » galettes«, zähe Pfannkuchen mit Honig; Garküchen, in denen Messer und Gabeln als fluchwürdige Geräte galten, die zweifellos der Teufel der Rumis erfunden haben mußte. Aermlich und schmutzig war es überall, wie es zu der Armut des verachteten Legionärs paßte. Ganz besonders für die Legion war ein eigenartiges Café berechnet. In einem Winkel beim Theater hatte eine hübsche kleine Spanierin eine Bretterbude aufgeschlagen und altersschwache Stühle der verschiedensten Stilarten aufgestellt, die man ihr jedenfalls irgendwo geschenkt hatte, nur um sie loszuwerden. Dort verkaufte sie Kaffee an Legionäre. Eine kluge Geschäftsfrau, die Kleine. Ihr Kaffee war zwar gefärbtes heißes Wasser und ein niederträchtig' Gebräu, aber so billig, daß der Fremdenlegionär gern eine Tasse kaufte. Denn einen süßen Blick bekam er gratis. Wenn das Geschäft flau war, plauderte Frau Wirtin auch ein wenig. Diese Taktik verschaffte der schlauen kleinen Spanierin eine Legionskundschaft von rührender Anhänglichkeit und Dankbarkeit. Die alten Legionäre stahlen Blumen für sie, und wenn irgendwo in Tonkin oder an der Marokkogrenze geplündert wurde, bekam Manuelita viele Monate später die schönsten Sachen, die ihre alten Legionsfreunde für sie geraubt und all' die Zeit im Tornister herumgeschleppt hatten. Die Legion war Manuelita dankbar. Sie stellte die große Ausnahme dar. Außer der cantinière und ihr gab es kein weibliches Wesen in der Stadt der Fremdenlegion, dem es auch nur im Traum eingefallen wäre, einen Legionär anzugucken...
Guttinger wäre niemals in dieses Legionärscafé gegangen. Er wußte weit Besseres. Ihm verdankte ich die Bekanntschaft mit Ben Mansurs Kaffee. Es war ein maurisches Kaffeehaus. Feine farbige Mosaiksteinchen bildeten arabische Sprüche auf dem Fußboden, und an den Wänden zogen sich lange Marmorbänke hin. Araber kauerten auf den Bänken und rauchten beschaulich gurgelnde Wasserpfeifen, – die Verkörperung von Ruhe und Schweigsamkeit. Viele Stunden lang saßen sie über einer einzigen Tasse Kaffee, deren Kauf ihnen obendrein nach arabischer Sitte das Recht gab, auf den Marmorbänken zu übernachten. Stumm und schweigend spielten sie » esch-schronsch« – Schach.
Legionäre traf man hier selten, denn Ben Mansur sprach nur Arabisch. Guttinger aber war sein Blutsfreund, und die beiden begrüßten sich immer feierlich mit auf der Brust gekreuzten Armen und tiefen Verbeugungen.
Ben Mansurs Kaffee war ein Märchentraum. Den ganzen Tag und die ganze Nacht glühten auf dem uralten maurischen Ofen in der Ecke Holzkohlen, und in einem Kupferkessel von wunderlicher achteckiger Form, der schon Generationen von Arabern gedient haben mußte, brodelte kochendes Wasser. Ein silbernes Gefäß enthielt einen dicken Kaffeebrei, eine Art Extrakt. Damit füllte Ben Mansur die kleinen Tontäßchen zur Hälfte, goß kochendes Wasser dazu und träufelte dann aus geheimnisvollen Fläschchen allerhand Säfte darein, einen Tropfen Orangenwasser, einen Tropfen Haschischöl und einen Tropfen flüssigen Opiums. Ich werde noch oft an Ben Mansurs Kaffee denken, an seinen wunderbaren Duft und an die vergessende Ruhe, die das kleine Täßchen bescherte. Lange Stunden saßen Guttinger und ich auf den Marmorbänken, mit gekreuzten Beinen, um die Sitte des Gastgebers zu ehren, die Wasserpfeife mit zwei Schläuchen vor uns, in der ein Tabak brannte, der ganz gewiß mit den Fabrikaten des algerischen Tabakmonopols nichts zu tun hatte. Bezahlen ließ sich Ben Mansur niemals mehr als zwei Sous, wenn wir auch noch so viele Pfeifen rauchten und noch so viele Täßchen Kaffee tranken. Das war seine Auffassung von Gastfreundschaft.
Dann wieder durchwanderte ich mit Guttinger die schmutzigen Gassen des Judenviertels, wo die Kehrichthaufen auf offener Straße lagen, und wo der Geruch von alten Kleidern das Leitmotiv der Atmosphäre war. An den Ecken stritten sich schlanke, magere Söhne Israels mit scharf geschnittenen Rassegesichtern um irgendeinen Schacherhandel; in langer Kaftantracht aus brauner und blauer Seide schritten alteingesessene algerische Juden dahin; Männer von Gewichtigkeit, die den Geldumsatz des ganzen Landes in ihren Händen hielten, als Vermittler zwischen Welthandel und arabischem Reichtum. In dem schmutzigen Viertel wohnte unter der Armutshülle, mit der sich Israel so gerne umgibt, der Reichtum und die Macht.
Dort hat der Schacher mit kleinen und kleinsten Dingen seine Heimat. Jedes Geschäft ist dem Ghettohändler recht, wenn er nur Geld dabei verdienen kann, und seit jeher stehen Ghetto und Fremdenlegionäre in inniger Geschäftsverbindung. Die kleinen jüdischen Händler wechseln gerne Fünfmarkscheine zu fantastischen Kursen, und auf den geheimnisvollen Geschäftswegen, die auch dieses Judenviertel mit allen Ländern der Welt verbinden, wandern viele kleine Banknoten hin und her, die einst als Heimatgruß und Trostspender den Hauptinhalt eines Legionsbriefes gebildet haben. Viel Geld ist an diesen Banknoten verdient worden! Für einen Fünfmarkschein wird im Lande von Sidi-bel-Abbès prinzipiell nicht mehr als vier Franks bezahlt! Alle andern Legionsgeschäfte sind ähnlich vorteilhaft – für den andern, wohlverstanden, nicht für den Legionär. Wenn die Dunkelheit des Abends Gerechte und Ungerechte verhüllt, schleichen sich Legionärsgestalten mit rundlichen Bündeln vorsichtig durch das Judenviertel und verschwinden lautlos in einem der elenden Häuser. Was sie tragen, sind braunwollene Decken und blaue Schärpen: an den Ecken und in der Mitte höchst deutlich mit weißer Farbe als Eigentum des Regiments abgestempelt. Aber was ist schließlich solch ein Stempel! Mit einigem gutem Willen und ein wenig Terpentin kommt man über das bißchen weiße Farbe spielend hinweg!
Die Trödler von Sidi-bel-Abbès kaufen alles. Zu ungeheuerlichen Schundpreisen natürlich, aber sie kaufen es. Die Silberstücke des Ghettos sind schon so manchem Legionär zum Verderben geworden, wenn er in einem Wutanfall, im Cafard, seine Uniformstücke verkaufte und das bereitwillige Entgegenkommen des Händlers mit einer schweren Zuchthausstrafe büßen mußte.
Das Ghetto steht in so inniger Verbindung mit dem Legionär.
Der brave Bürger von Sidi-bel-Abbès jedoch, ein Mischling aus spanischem, levantinischem und französischem Blute, liebt den fremden Soldaten herzlich wenig. Er ist wohl noch niemals auf den Gedanken gekommen, daß er aus purer Dankbarkeit das Rot der Hose und das Blau der Jacke des Fremdenlegionärs in seinem Stadtwappen führen sollte. Er hat schon längst vergessen, daß dereinst der Kern seiner Stadt von fleißigen Legionären erbaut wurde!
Er verachtet den Fremdenlegionär aus tiefstem Herzensgrunde und bemüht sich, ihm das täglich zu zeigen. Seine Damen raffen die Kleider, wenn sie einem Legionär auf der Straße begegnen, als ob eine Berührung mit dem armen Teufel Pesthauch wäre; er selbst zetert gewohnheitsmäßig auf die Legion. Er hat es durchzusetzen gewußt, daß das Kasino der Offiziere nicht mehr eine Speiseanstalt, sondern nur noch ein Abendklub ist, und daß die Offiziere im Hotel essen müssen. Die Unterleutnants speisen in einem Hotel, die Leutnants in einem anderen, die unverheirateten Kapitäne und höheren Offiziere in einem dritten. Das wußte der Bürger so einzurichten, damit auch jeder etwas verdiene. Er schreit zeter, wenn die Regimentsmusik nicht wöchentlich dreimal für ihn konzertiert: er läßt sich seinen öffentlichen Garten von Legionären fegen und sieht strenge darauf, daß sämtlicher Proviant für die Fremdenlegion in der Stadt selbst eingekauft und ja nicht von auswärts bezogen wird. Für die kleinen Einkäufe, die selbst ein so armer Teufel, wie der Legionär es ist, gelegentlich macht, führt er ganz spezielles Schundwerk und berechnet den doppelten Preis.
Aus Neigung aber und Prinzip verachtet er den Legionär. Es ist ein lieber Mensch, der brave Bürger von Sidi-bel-Abbès!
Er hütet sich jedoch, seiner Verachtung für Monsieur le légionaire allzu lauten Ausdruck zu geben, denn er hat häufig schon die betrübliche Erfahrung gemacht, daß mit den rothosigen Männern schlecht Kirschen essen ist. Die Legionärsgeduld hat ihre streng gezogenen Grenzen, und gelegentlich reißt sie. Wenn die Legion nicht gerade in Tonkin oder in Madagaskar oder in einer anderen schönen Gegend dringlich beschäftigt ist, so konzertiert ihre Regimentskapelle wöchentlich mehrere Male auf dem Place Sadi Carnot. Der Bel-Abbèser fand das Konzert von jeher sehr schön, aber es gefiel ihm nicht besonders, daß außer ihm auch Tausende von Legionären auf dem Carnotplatz lustwandelten und sich ebenso wie er an den Legionärsmärschen freuten.
So sperrte eines schönen Tages der brave Bürger den Place Sadi Carnot mit Gendarmerie ab und gedachte, die Musik ganz allein für sich zu haben.
Die Legionäre waren starr, und die arabischen Gendarmen fühlten sich ungemütlich. Immer mehr Legionäre sammelten sich an und debattierten in fünfzehn verschiedenen Sprachen über die Unduldsamkeit des braven Bürgers von Sidi-bel-Abbès. Mit einemmal kommandierte ein alter Legionär:
En avant par colonne du régiment – marche!
Die arabischen Gendarmen purzelten nach rechts und links, die Bürger von Sidi-bel-Abbès verschwanden wie durch Zauber in den Nebenstraßen, und in fünf Minuten sah man auf dem Place Sadi Carnot keine lebendige Seele mehr in Bürgerkleidung. Die Rothosen triumphierten.
Weil sie in guter Laune waren, schlugen sie die Stühle kaputt, auf denen die Herren und Damen von Sidi-bel-Abbès gesessen hatten, türmten sie zu einem Scheiterhaufen auf und inszenierten ein sehr gelungenes Feuerwerk, während die Regimentsmusik lustige Walzer spielte ...
Unterdessen war eine Deputation zum Regimentskommandeur gestürmt und klagte ihm, seine Legionäre seien auf Mord und Totschlag aus. Der Oberst lachte.
»Meine Herren,« sagte er, »jetzt ist es elf Uhr. Meine Leute haben bis Mitternacht Urlaub. In einer Stunde ist also alles vorbei!«
»Aber sie haben die Stühle verbrannt,« jammerte die Deputation.
»Ich freue mich, daß sie sonst nichts angezündet haben,« lachte der Oberst. »Lassen Sie meine Legionäre zufrieden, und meine Legionäre werden Sie zufrieden lassen.«
Seitdem ist der Bürger von Sidi-bel-Abbès etwas vorsichtiger im Umgang mit der Legion. Eine » ordre municipale« schreibt zwar vor, daß Legionäre im Theater der Stadt nur Billette für die Galerie erstehen dürfen, aber wenn ein Legionär mit überflüssigem Geld einmal einen Parkettplatz haben will, so bekommt er ihn. Man hat die Empfindlichkeit der Legion zu respektieren gelernt.
Die Verachtung aber ist natürlich geblieben. Der Legionär löscht zwar die Feuersbrünste, die in Sidi-bel-Abbès ausbrechen: er rettet Menschen und Ware, wenn in der Regenzeit aus dem Bächlein Mekerra ein reißender Fluß wird; er schützt den hilflosen Bürger, wenn die Nachkömmlinge der Beni Amer die Judenhetze, die sie so sehr lieben, veranstalten wollen. Aber der arme Teufel von Söldner hat ja kein Geld, und der brave Bürger hält es mit Heine:
–Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben –
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben!
Ein Stadtviertel von Sidi-bel-Abbès war uns Legionären tabu – strenge verboten, bei einer Strafe von dreißig Tagen Gefängnis: Die village nègre, die Negerstadt, die Keimstätte aller Seuchen und Verbrechen. Die menschlichen Tiere, die dort hausten, hatten einmal einen Legionär totgeschlagen, weil sie seine Schärpe begehrten ...
In brennender Neugierde übertrat ich einmal das Verbot. Langsam, vorsichtig spähend, ob keine Patrouille in der Nähe sei, schritt ich über den Exerzierplatz und bog dicht hinter der Moschee in das Hüttengewirre ein. Es war schwarze, dunkle Nacht, und ich stolperte immer wieder über Unrathaufen und über Löcher in dem festgestampften Lehmboden.
Endlich tauchte ein Lichtschein auf. Die Hauptstraße der village nègre lag vor mir, eine Gasse so eng, daß man die Mauerseiten mit ausgebreiteten Armen hätte berühren können. Die elenden niedrigen Häuser waren halb verfallen, und zackige Löcher ersetzten die Fenster und die Türen. Das Gäßchen mochte hundert Schritte lang sein und lag im Schein eines halben Dutzends Fackeln, die in Mauerritzen steckten, hellerleuchtet da.
Ein Leben und Treiben wie in einem Bienenstock herrschte in dem engen Raum. Schreien und Gellen und Singen erfüllte die Luft. Vor jeder Hütte saßen Frauen, die armen Weiber des aufblühenden Sidi-bel-Abbès, die für ein paar Pfennige und einen Schluck Absinth ihren Körper feilboten. Hier machte sich das Laster in einer primitiven Form breit, roh, erschreckend. Die Nachtluft war kalt. Becken mit glühenden Kohlen standen auf dem schmutzigen Boden. Weiber kauerten darüber, die ihren dünnen Rock hoch geschürzt hatten, um sich die Beine und den Leib an den glimmenden Kohlen zu wärmen. Die Scham der Verhüllung schien ein unbekanntes Ding. Eine Negerin mit schmiegsamem Körper voller Kraft lag langgestreckt da, nackt bis auf ein rotes Jäckchen, die wärmespendende Pfanne neben sich. Sie war zu müde oder zu träge, um zu sprechen – nur durch eine häßliche Geste lud sie die Vorübergehenden ein. Neben ihr saß eine Französin auf dem Boden, in zerfetztem Seidenkleid, mit einem Gesicht, in das die Härte eines fürchterlichen Lebens tiefe Rinnen gegraben hatte. Daneben lauerten blutjunge Araberinnen, Kinder fast, deren Kupferspangen an Armen und Beinen zeigten, daß ihre Heimat tief im Süden war. Italienerinnen mit dem unvermeidlichen Goldreif in den Ohren und spanische Weiber mit fettglänzenden Haaren und kreischenden Stimmen zankten sich. Der flammende Schein der Fackeln gab den Gesichtern etwas unheimlich Starres. Zwischen dem weiblichen Elend drängte sich der Abschaum der Bevölkerung von Sidi-bel-Abbès. Da waren Neger in zerfetzten Leinenkitteln, die tagsüber schwere Säcke auf dem Rücken schleppten, und denen die village nègre die Erholungsstätte des Abends war. Spanische Landarbeiter schnatterten in ihrer gestikulierenden Art mit den spanischen Mädels. Es war der Korso der Armen und Elenden.
Das leise Klirren meines Bajonetts an die stählerne Koppel schreckte die Gesellschaft auf. Als sie sahen, daß es nur ein einzelner Legionär war und nicht eine der gefürchteten Patrouillen, schrie man von allen Seiten auf mich ein – in einem wunderlichen Patois von arabischen und französischen Worten. Das wenige, was ich davon verstand, war schon schlimm genug. Die Sprache des Legionärs läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig; die Sprache des village nègre war kondensierter Schmutz. Zwei Negerinnen stritten sich darüber, ob solch ein Legionär wohl einen Sous übrig habe, eine schwer wiegende Frage, die sie unter vielem Gelächter verneinten. Die Französin, die betrunken war, stieß mich in die Seite, und bettelte mit lallender Stimme um einen » petit absinth«.
Ueberall häßliche Gesten, und überall trunkenes Schreien. An der Ecke aber lehnte in würdevoller Ruhe ein arabischer Gendarm.
Es roch nach Moschus und nach schweren, süßlichen arabischen Zigaretten. Die Straße der sieben Freuden wurde das Gäßchen auf Arabisch genannt. Guttinger hatte mir das gesagt. Daran dachte ich, als ich die zankenden Weiber ansah, und empfand etwas wie Schauder bei dem Betrachten der sieben Freuden ...
Dann wurde mir die Komik klar: der brave Bürger von Sidi-bel-Abbès verachtete den Legionär – aber er duldete die Greuel des village nègre!
Von ferne ertönte ein Kommandoruf, und die Marschtritte einer Patrouille näherten sich. Ich erschrak und flüchtete schleunigst in den Schutz eines Nebengäßchens. Stolpernd, fallend tappte ich mich vorwärts im tiefen Dunkel, bis ich leises Sprechen hörte und einen Lichtschein sah. Das Gäßchen machte eine scharfe Biegung. ...
Ich war in den Hof eines maurischen Hauses geraten. Araber in weißen Burnussen lauerten und hockten am Boden, Wasserpfeifen rauchend. Sie sahen kaum auf, als ich hinzutrat, und ein alter weißbärtiger Araber nickte mir lächelnd zu.
Ueber glühenden Kohlen stand ein kupfernes Gefäß mit siedendem Wasser, und ein alter Neger bereitete Tee für die Araber. Vor der Schwelle des Hauses saßen und standen und lagen Frauen im weißen Sand. Blitzschnell schoß mir eine Erinnerung durch den Kopf an irgendein Märchen aus Tausendundeine Nacht. Ueber die Mauer an der einen Seite der Gasse war ein Tuch gespannt, schwer wie Brokat, mit fingerdicken Goldstickereien auf rotem und gelbem Grunde in phantastischen Arabesken. Ueberall lagen Kissen; die Araber saßen auf gelben Matten aus feinem, geflochtenem Gewebe. Zwölf, vierzehn Frauen waren da. Junge schmiegsame Gestalten mit leuchtenden Zähnen, in dünne schleierartige Gewänder gehüllt, mit unzähligen Kupferspangen an Armen und Beinen. Bei jeder Bewegung rasselten und klirrten die Spangen. Alles nippte Tee aus kleinen, winzigen Täßchen, und die Wasserpfeifen gurgelten. Da hörte ich neben mir englische Worte, ein Kinderverschen:
Humpty Dumpty
Sat on a wall
Humpty Dumpty
had a great fall;
And all the king's horses
and all the king's men
Could not put Humpty Dumpty
together again.
Erschrocken drehte ich mich um und sah in der Umrahmung des Frauenburnus das Gesicht einer Weißen mit blonden Haaren und Zügen, die einmal sehr schön gewesen sein mußten. Sie hielt eine arabische Zigarette im Mund, nickte traumverloren, glücklich lächelnd, und sang immer wieder leise das alte englische Kinderliedchen.
Da sprang das eine der Mädchen auf und schüttelte klirrend die Spangen von den Armen. Sie war ganz jung, und ihre Züge trugen reinen arabischen Typus. Mit einem Male war es still geworden, so still, daß man den eigenen Atem hören konnte. Sie nestelte eine Weile an ihrem Hals, und das dünne Gewebe, das sie als Ueberwurf trug, fiel auf ihre Hüften. Sekunden-, minutenlang, stand sie unbeweglich da wie eine Statue. Mich erinnerte es an eine Bronze, die in früheren Zeiten einmal auf meinem Schreibtisch stand. Ihre Arme hatte sie ausgestreckt, der Kopf war stolz zurückgeworfen, die Augen glänzten, als wäre sie eine allgewaltige Siegerin. Langsam schritt sie im Kreise, und das zarte Schleiergewebe schwang und schwebte in ewig sich ändernden Windungen, es schien zu zittern und zu beben um den kupferfarbenen Körper. Es war graziös, wunderschön; aber irgend etwas lähmte mich, schmerzte mich. Die schweren Farben vielleicht, vielleicht der dumpfe süßliche Geruch. ... Mechanisch zündete ich mir eine Zigarette an. Der Tanz wurde schneller. Immer die gleiche verwirrende, einschläfernde, hypnotisierende Rundbewegung des Schleiergewebes. Die Tänzerin bog und dehnte und streckte den Oberkörper – ihre Bewegungen waren weich, zierlich. Mir wollte der Gedanke nicht aus dem Kopf, wo sie diesen Tanz, diese Bewegungen her hatte – es war zuviel Rhythmus darin für den Tanz eines Naturkindes. Da riß sie die Fackel von der Wand und schwang sie in weiten Kreisen um ihren Kopf. Grellrot fiel der Feuerschein auf das glänzende blauschwarze Haar, und immer schneller wurde der Tanz. Die zischende Fackel schien sich einzuhüllen in den wogenden weißen Schleier: rascher, immer rascher ging das tolle Drehen und Winden – ein letzter leuchtender Kreis der Fackel, und sie brach erschöpft zusammen.
Leises Gemurmel erhob sich unter den Arabern, und Kupferstücke und Silbermünzen fielen vor ihr auf die Matte.
Die Engländerin aber saß wie gebrochen da; sie schien sich und ihre Umgebung vergessen zu haben. » My God,« murmelte sie ununterbrochen, » my God...«
Da schlich ich mich müde, matt und zerschlagen zurück in die Kaserne.
*
Ein blühender Gürtel von Gärten umrahmt die Stadt. In breiten Alleen, die früher einmal Festungsgräben gewesen waren, stehen Palmengruppen und Olivenhaine, vor vielen Jahren von Legionären gepflanzt, in ihren kurzen Friedenszeiten. Auch den botanischen Garten hatten die fremden Söldner angelegt, und noch heute hat die Legion das Recht, sich Blumen für ihre Toten von den Beeten des » jardin public« holen, und die etwas sonderbare Pflicht, zur Säuberung der Wege und zur Gartenarbeit täglich drei Legionäre in den Garten zu senden. Dafür betrachtet aber auch das Regiment den » jardin public« wie ein Stück Eigentum, und an Sonntagen ist das wundervolle Stück Erde mit seiner Baumpracht und Blütenschönheit ein Ruheplatz für die Soldaten. Ganz in der Nähe liegt der Regimentsgarten, wo die Legion ihr Gemüse züchtet und ihre Kartoffeln baut, in beschaulicher Gemütlichkeit. Mir kam es sehr komisch vor, als ich zum erstenmal zum Mistfahren in den Legionsgarten kommandiert wurde – das war doch recht friedliche Arbeit für die Landsknechte der modernen Zeit.
Weit hinaus ins Gelände erstrecken sich die blühenden Gärten, miteinander verbunden durch schmale Fußwege und kleine Straßen, von Olivenbäumen beschattet. Am äußersten Ende der Stadt, da wo die Garten aufhören und der Sand beginnt, liegt der Friedhof von Sidi-bel-Abbès. Seine prunkenden Monumente, seine gepflegten Blumenbeete, seine stillen Baumgruppen geben ihm keine besondere Eigenart. Wenn man aber durch den Friedhof hindurchgeschritten ist, kommt man im hintersten Winkel zu einer weiten freien Fläche, mit Hunderten und Aberhunderten von kleinen Grabhügeln und gleichartigen schwarzen Holzkreuzen.
Dort ist die Ruhestätte der toten Männer des Fremdenregiments, der Legionsfriedhof.
Ich war einmal zur Arbeit dorthin kommandiert. Ein alter Korporal, der in einem Häuschen in der Friedhofsecke wohnte, und in seinen alten Tagen den Ruheposten eines Totengräbers der Legion bekleidete, gab mir Gartengeräte und Gießkanne. Ich schritt durch die langen Gräberreihen, jätete Unkraut aus und besprengte den Rasen. Ein Gefühl unsäglicher Verlassenheit kam über mich.
So militärisch einförmig, so unpersönlich, so arm und nackt sehen diese Gräber aus! Ganz enge liegen sie beieinander, als ob selbst im Tode der Legionär noch in Reih und Glied sein müsse. Ein Kreuz sieht aus wie das andere, so klein und so kunstlos schwarz angestrichen, daß ich mich des Gedankens nicht erwehren konnte, ob man wohl an den paar Pfennigen für den letzten Ruheplatz eines Legionssoldaten sparen wolle. Kränze aus Glasperlen hängen an den Kerzen, dann und wann mit einer künstlichen Strohblume dazwischen. Auf einem weißen Schildchen steht der Name des Toten und darunter seine Nummer mit dem lakonischen Zusatz: Légion étrangère. Es mag sentimental gewesen sein – aber ich bemitleidete diese toten Menschen, die selbst im alles gleichmachenden letzten Schlaf noch eine Nummer tragen mußten, die an nichts so erinnerte wie an ein Zuchthaus. Ich schritt von Kreuz zu Kreuz und las die Namen. Fast alle Nationen der Welt haben beigesteuert zu den Gräbern auf dem Friedhof der Fremdenlegion, aber die deutschen Namen auf den schmalen Kreuzen sind weit in der Mehrzahl.
Ein Regiment von Toten liegt hier. Aber es war nur ein ganz kleiner Bruchteil der Legionstoten. Die andern schliefen irgendwo im afrikanischen Sand, da, wo sie gefallen sind. Eintausenddreihundert Legionäre sind in Mexiko begraben. Hunderte und Aberhunderte vermodern im Sumpfboden Madagaskars. Viele Hunderte hat Indochina getötet.
Der Wind fegte die welken Blätter, die von der vornehmen Friedhofsseite herüberflatterten, über die Gräber der Legionäre. Ich sah die endlos langen Hügelreihen in ihrer armen Kahlheit vor mir liegen und sah die wesenlosen Nummern dieser Toten, die nichts gewesen waren als Kampf- und Arbeitsmaschinen. Eine alte deutsche Weise ging mir durch den Kopf und in bitterem Selbsthohn klang es in mir:
Verdorben – gestorben...
*
Unsere Bewegungsfreiheit in Sidi-bel-Abbès hatte ihre strikten Grenzen. Drei Kilometer über die Festungstore hinaus – so weit erstreckte sich die Bannmeile. Der Legionär, der sich weiter von der Stadt entfernte, wurde als Deserteur betrachtet, und jeder arabische Gendarm hielt ihn sofort an.
Der kleine Köhler, Guttinger und ich hatten mit Mühe und Not einen Sonntagspaß bekommen, eine » permission du jour et de la nuit«, wie es offiziell heißt, mit der Erlaubnis, einen Ausflug nach dem zehn Kilometer entfernten Sidi Lhassen zu machen. So wanderten wir am frühen Sonntagmorgen hinaus nach Sidi Lhassen, die wundervolle, absolut ebene Militärstraße entlang.
Schweigend schritten wir dahin. Die Landschaft gab aber auch nicht den geringsten Anlaß zu Ausbrüchen von Enthusiasmus. Die Straße zog sich schnurgerade in ihrem fahlen Gelb ins Unendliche. Und daneben Weinberge, Weinfelder sollte man eigentlich sagen, denn etwas Flacheres als diese Gegend gibt es nicht. Dunkelgelber, halb sandiger, halb lehmiger Boden, aus dem schwarze Stümpfe ragten. In einem halben Jahr würden diese schwarzen Stümpfe von sprossenden Zweigen und grünem Laub bedeckt sein und ächzen unter der Last süßer Trauben. Nacheinander hielten uns drei arabische Gendarmen an und freuten sich anscheinend nicht besonders über den Patz, der sie einer Fangprämie beraubte.
»Eh,« sagte der letzte dieser Braven boshaft, »hätten Sie diesen Paß nicht, so würde ich Sie alle drei verhaftet haben!«
»Vielleicht!« meinte einer von uns, »oder Sie hätten drei Bajonette im Leib!«
Worauf sich der Araber trollte und zweifellos Betrachtungen anstellte über die Roheit der Fremdenlegionäre.
Wir kamen nach Sidi Lhassen. In Deutschland würde man dieses Städtchen ein kleines Dorf nennen. Es sieht genau so aus wie alle seine städtischen Brüder und Schwestern in Algerien. Es sieht aus, als ob es sagen wolle: Lieber Besucher, mein Name steht auf der Landkarte, und ich habe einen Bürgermeister. Aber ich schlafe – wecke mich, oh bon Dieu, wecke mich ja nicht auf. Die Häuser sind gelb angestrichen, nach der häßlichen Sitte Algeriens. Manche sehen so aus, daß man unwillkürlich stehenbleiben und warten möchte, bis sie in sich zusammenfallen. Die Straßen sind öde und leer. Das Ganze ist überaus häßlich. Wir drei sagten allerlei unhöfliche Dinge über algerische Städtchen im allgemeinen und gingen weiter.
Und draußen, wo das Städtchen aufhörte, und die dunkelgelbe, flache, sterbenslangweilige Umgebung wieder anfing, fanden wir einen Bauernhof. Einen richtigen, sauberen, wunderschönen Bauernhof. Worauf wir uns wunderten und ein Individuum in spanischer Sprache fragten, ob wir hier ein paar Eier und ein paar Flaschen Wein kaufen könnten. Das Individuum sagte in einem wunderlichen Spanisch-Französisch, der Herr sei drinnen, wir möchten nur nachsehen.
So gingen wir über den Hof, über eine weißgescheuerte Diele und landeten in einer großen Stube.
»Na, das ist hier mal nett und sauber,« sagte einer von uns auf Deutsch.
Und – von irgendwo aus dem Hintergrund des Zimmers kam ein alter Mann hervor, und wir drei deutschen Fremdenlegionäre fielen beinahe um vor Staunen und Freude, als er uns Deutsch ansprach! »Sie könnet scho' Deitsch schwätze, wenn Sie wöllet,« sagte der alte Mann. »I' bin selber a Deitscher und 's is mir a Freud, daß die Herrn g'rad zu mir komme sin!«
Was da bei schwerem algerischem Wein geschwatzt und erzählt wurde, ist in seiner Gesamtheit eine Geschichte:
Vor etlichen siebzig Jahren war es. Ein deutscher Fremdenlegionär aus zähem, hartem Bauernstamm hatte seine fünfzehn Dienstjahre glücklich überstanden. Er hatte Glück gehabt und sich eine Kriegspension von einigen Hunderten im Jahr erworben. Das Kreuz der Ehrenlegion brachte ihm eine Rente von fünfhundert Franken jährlich. Er war ein Bauer aus einer württembergischen Weingegend und verstand den Weinbau gründlich. So sah er sich in der Umgebung von Sidi-bel-Abbès um, und seine Wahl fiel auf Sidi Lhassen. Noch heute ist Land etwas Billiges in Algerien. Damals bekam der Legionär sein Land für wenige hundert Franken. Er heiratete ein spanisches Mädel, arbeitete, gedieh und wurde ein wohlhabender Farmer.
Dann kam in diesem alten Legionär ein echt deutscher Zug zum Ausbruch. Er setzte sich hin und schrieb an die Verwandtschaft nach Württemberg. Vielleicht hat er ein bißchen gelogen, ein bißchen übertrieben, wie das Kolonisten gerne tun. Aber da unten in Württemberg waren gerade schlechte Zeiten, und einige junge Leute aus der Verwandtschaft, die an der üblichen deutschen Dosis Wandertrieb laborierten, schnürten ihre Bündel und verpflanzten ihre Bauernenergie und ihre ererbten harten Taler nach Algerien. Sie machten es ganz genau so wie ihr Legionärsverwandter. Selbstverständlich nahmen sie sich spanische Frauen. So entstand nach und nach an der Peripherie des alten, trägen, verschlafenen Sidi Lhassen eine deutsche Ansiedlung. Jener Fremdenlegionär, dieses Mitglied des Auswurfs der Menschheit, wie die Franzosen die Legionäre zu titulieren belieben, die ihnen Algerien erkämpft haben und ihnen heute noch Schritt für Schritt das wertvolle Land an der Saharagrenze erschließen, – jener Fremdenlegionär war der Gründer einer deutschen Bauerngemeinde auf algerischem Boden geworden. Wie das leider immer so geht mit den Deutschen im Auslande – sie vermischten sich schnell genug mit fremdem Blut. Die Kinder sprachen kaum Deutsch, die Kindeskinder haben längst vergessen, daß ihre Großväter Deutsche waren.
Aber sie haben eine Tat der Kultur vollbracht, diese württembergischen Bauern. Ohne sie wäre das schlafende Sidi Lhassen heute tot. Und die eine Familie ist deutsch geblieben, grunddeutsch bis auf den schwäbischen Dialekt. Der alte Mann, der die drei Fremdenlegionäre bewirtete, war der Sohn jenes Ritters der Ehrenlegion, und seine drei Söhne waren Deutsche und schwäbelten wie er.