Fritz Reuter
Ut mine Stromtid
Fritz Reuter

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Kapittel 8.

Braesig reis't in de Waterkunst, un de Kammerrath kümmt nah Pümpelhagen. – Von dat Pomuchelskopp'sche Wapen, un woans de Daglöhners dortau säden. – Von de 'Egels' un 'Aesels'. – Worüm Frölen Fidelia en lütt Veih näumt würd, un worüm Paster Behrens den Kopp schüddelte. – Braesig kümmt ut de Waterkunst un belihrt Hawermannen in Waterangelegenheiten. – Wo 't em dorbi gahn is. – En Dod un 'ne Noth. – Wo Daniel Sadenwater mit sinen Herrn sine Gawel dor satt.

As in dat nige Johr Ostern in 't Land kamm, reis'te Braesig in sine Waterkunst, un up Pümpelhagen rückte de Kammerrath mit sine drei Döchter, Albertine, Bertha un Fidelia in. – "Ne, de Mann kunn nich wedder warden, mit den gung dat tau Enn'," dat säd Hawermann sick, un Franz säd sick dat ok, un as sei beid' den irsten Abend nah sine Ankunft tausamen seten, was dat 'ne trurige Red' unner enanner; un den annern Dag, as Franz nu natürlich tau sinen Unkel in dat Herrnhus treckte un mit sine Vaderbrauderdöchter tausam eten süll, kamm dat Hawermannen gor tau einsam in den ollen Wirthschaftshus' vör, hei hadd sick tau sihr un tau girn an den negern Ümgang mit den jungen Mann gewennt.

In de irsten acht Dag' kamm ok all Besäuk bi den Kammerrath; Pomuchelskopp was 't in sinen blagen Liwrock mit de blanken Knöp un in de blanke Kutsch, de noch en Schepel staatscher utsach, indem dat sei nu noch mit en Wapen utziert was, wat hei sick von Wien för 'ne halwe Luggedur hadd kamen laten, un wat en Döschkopp in blagen Felln führen ded, wotau de dummen Daglöhners, de nicks von Dösch un blages Feld wüßten, ümmer ,Daes'kopp in en blages Fell' säden, indem dat sei maeglicher Wis' 'ne perßöhnliche Ähnlichkeit tüschen dat Wapen un ehren Herrn utfünnig makt hadden. Den Ümgang mit Braesigen sinen Grafen hadd hei upgewen, annere Eddellüd' wahnten nich up de Neg', un so kamm em de Kammerrath hellschen tau Paß; aewer de Mann hadd Unglück. As hei Daniel Sadenwatern, den Kammerrath sinen ollen Bedeinter, mit weihleidge Stimm sinen Drang utenanner sett't hadd, den hei fäuhlen ded, sick perßöhnlich nah dat Befinn'n von den Herrn Kammerrath ümtauseihn, un dortau sett't hadd, dat hei den Herrn Kammerath sihr genau von Rostock her kennen ded, gung Daniel mit sin oll eben Gesicht ok richtig 'rinne, üm em antaumellen, kamm aewer mit en ebenso eben Gesicht wedder 'rute un säd: de Herr Kammerrath beduerte, dat sin Befinnen nich von de Ort wir, Besäuk antaunemen. Dat was denn nu wedder sihr verdreitlich för Pomuchelskoppen, un hei satt den Nahmiddag wedder in sine Sophaeck un argerte sick, un sine leiwe Fru, de denn jo ümmer recht upgekratzt un zärtlich würd, näumte em desen Nahmiddag ümmer 'Pöking', wat em den Arger vernünft'ger Wis' henlänglich vergäuden müßt.

De Kammerrath brukte in sine Krankheit nu ok würklich keine annere Unnerhollung, as hei sei in sine Neg' funn. De beiden öllsten Frölen wiren von Morgen bet Abend dorup bedacht, em tau hegen un tau plegen, un de jüngste, wat dat Schotkind von de ganze Fomili, en beten vertagen un för ehr Öller en beten tau jung blewen was, un sick en beten up ehre kindliche Fröhlichkeit tau Gauden ded, sorgte nah Kräften för sine Upmunterung. Franz hadd sick glik in sine Gaudwilligkeit tau sinen Sekretär upsmeten un besorgte uterdem all' de lütten Schererien, de bi so 'n Husstand, taumal wenn 'ne Krankheit dorin utbraken is, nich utbliwen; vör Allen was 't aewer Hawermann, an den sinen Ümgang de Kammerrath Gefallen funn, nich allein, dat hei em von de Wirthschaft Bescheid gewen müßt, ne, ok in annern Dingen, de dorvon aflegen, frog hei em üm Rath un besprok sei mit em. so hadd denn Hawermann kein Tid, in den Gürlitzer Pasterhus' vörtauspreken, un wenn Lowise ehren Vader spreken wull, denn müßt sei em in de hille Saattid up den Felln oder tau Middagtiden up den Hof upsäuken. So kunn denn dat nu nich utbliwen, dat sei dat Frölen Fidelia nich mal in den Worp kamm, un wil dat nu 'ne olle Erfohrung is, dat junge Mätens, de eigentlich all olle Mätens sünd un nu noch so up de Snid' von Jung un Olt hendanzen, sick ümmer bet up de jung' Sid hollen, üm sick an 'ne annere Jugend wedder en beten antaufrischen, so was dat ganz natürlich, dat Frölen Fidelia an Lowise en groten Wollgefallen funn, un 't wohrte ok nich so lang', dunn wiren de beiden ein Hart un ein' Seel. Wat dat nu in 'n Ganzen gaud is, wenn en lütt Mäten 'ne so vel öllere Fründin findt, will ick nich up alle Fälle mit 'Ja' beantwurten; 't kümmt hir verflucht vel up de Ümstänn' von de öllere Dam' an. Lowise hadd aewer grad' keinen Schaden dorvon, denn Frölen Fidelia was gor tau gaudmäudig, sei was man en ganz lütt beting von de Eitelkeit un dat vörnehme Gedraehn anbraken, wat sick ahn würklichen Inholt in de hoge Gesellschaft breit maken sall, un wenn ehre selige Mama – de oll Gnaden, as Daniel Sadenwater sei näumen ded – ok vel dornah stangelt hadd, sei en beten vörnehmer tau maken, hir, bi sinen Leiwling, hadd de Kammerrath mit Glück dat Gegenpart hollen. Aewer ahn dat hei dat wohr würd, was hei ok Schuld an de Häweli von sine jüngste Dochter un doran, dat sei nich öller warden wull; sei hadd em von lütt up de Mäuh un de Sorgen weglachen un häweln müßt, un was nu so bi blewen, ahn sick wider wat dorbi tau denken. Dit dägliche Geschäft namm sei denn nu ok o in Ansprak, dat Lowise Hawermann gor nich doran denken kunn, ehr in de Ort Gegenstand tau leisten un gegen ehr uptaukamen; un wat süs maeglicher Wis' hadd ansticken kunnt, würd nu en Schutzmittel gegen de Krankheit: Lowise würd vel gesetzter un hadd so vel Verstand, sick mang Frölen Fidelia ehren lütten, bunten Trödelkram dejenigen Maniren 'rute tau säuken, de för ehr paßten. Aewer sei namm nich allein, sei gaww ok. –

Wüßt Lowise in de vörnehme Welt nich Bescheid, denn wüßte Frölen Fidelia noch vel weniger Bescheid in de Welt, de üm ehr 'rümmer lewte un wewte, un dor kunn nu Lowise de beste Rekenschaft von gewen. Aewer 'ne recht verdreitliche Sak müßte Frölen Fidelia irst en häßlichen Ribbenstot gewen, dat sei sick aewerall dorüm kümmerte. – De Sak was so: De Kammerrath hadd tau dat Frölen ehren Geburtsdag en sihr schönes Kled ut Swerin kamen laten, Frölen Albertine hadd an en nigen Sommerhaut dacht, un Frölen Bertha an en schönen Shawl; un as nu de Bescherung aewergewen was, makten sick de beiden öllern Swestern denn glik doran un treckten ehr Schotkind de nigen Kledaschen an, un stunnen nu üm ehr un bekeken sei rechtsch un linksch un wunnerwarkten aewer ehr schöne Utseihn, un Frölen Bertha rep ut: "Nein, sie ist 'ne kleine Fee!" – Nu müßt aewer grad' Korlin' Kegels, dat Stuwenmäten, dörch de Stuw' gahn, un de hadd jo nu nicks Iligeres tau dauhn, as in de Kaek tau vertellen: "Dirns, weit Ji wat? Frölen Bertha seggt, uns' lütt Frölen süllt ut as en lütt Veih." – Na, de Spaß müßt jo nu natürlich ok gefallen, un 't wohrte nich lang', dunn würd Frölen Fidelia in de Lüd'stuw' blot dat 'lütt Veih' näumt. Aewer 't geiht so lang' as 't geiht; tauletzt müßt ehr dat ok vör de Uhren kamen, un dunn würd 't en groten Upstand un 'ne grote Unnersäukung, un Korlin' Kegels süll trotz Bidden un Rohren ut den Hus'. – Den Dag kamm Lowise tau 'm Besäuk, un up de Trepp rohrte ehr Korlin' Kegels entgegen, un binnen in de Stuw' rohrte Frölen Fidelia. Na, ein Wurt gaww dat anner, un as Lowise de Sak wüßte, dunn läd sei mitledig mit alle Beiden de Hand up dat Frölen ehre Schuller: "Ach, das haben sich die Leute nicht so böse gedacht." – "Ja," rep dat Frölen heftig, "das haben sie, das haben sie. Das rohe, ungeschliffene Volk!" – "Nein, nein! Sagen Sie das nicht!" rep Lowise ordentlich ängstlich. "Unsere Dienstleute sind nicht roh; sie haben eben so viel Gemüth, wie vornehme Leute. Mein Vater sagt, man muß sie erst kennen lernen, und das ist nicht so leicht: die Sprache scheidet sie von ihrem Herrn." – "Das ist ganz gleich!" rep Fidelia. "Lütt Veih ist ein grober, roher Ausdruck." – "'S ist ein Mißverständniß," säd Lowise, "das Wort 'Fee' ist den Leuten unbekannt, und da haben sie das ähnlich lautende genommen, und es ist ihnen komisch vorgekommen. Eine beleidigende Absicht haben sie nicht gehabt. – Sie, Fräulein, sind ja der Liebling aller Ihrer Dienstboten." – Dese letzte säute Zucker, den Lowise ganz ahn Smeicheln dat Frölen tau smecken gaww, verdrew all in etwas den bittern Nahsmack von dat 'lütt Veih', un as sei warm un indringlich vertellte, wat de Paster, de in Freud' un Led mit de Lüd' tau dauhn hadd, von ehre Ihrenhaftigkeit un ehr deipes Gefäuhl denken ded, würd dat Frölen ruhiger un tauletzt in ehre gaudmäudige Hiddlichkeit ordentlich niglich, sick mit de Lüd' neger bekannt tau maken, un Korlin' Kegels würd wedder in Gnaden annamen.

Dat Frölen frog Franzen, un de lawte de Lüd' in Pümpelhagen dörch 't Brett, un ok de Kammerrath gaww sin Lüd' dat beste Tügniß un vertellte bilöpig, dat de Ur=ur=öllern von de Lüd' all sid minschlichen Vördenken unner sine Vöröllern wahnt hadden. De irste Herr von Rambow, von den aewerall mellt wir, hadd man twei Deinstmannen hatt, von de de ein' 'Aesel' un de anner 'Egel' heiten hadd – so würd tau 'm wenigsten vertellt. De hadden nu aewer vele Nahkamenschaft hatt, un so wir denn nu mit de Wil 'ne grote Bisteri mang de 'Egel' un 'AeSel' inreten, indem dat de ein Egel männigmal en Schepel Kurn kregen hadd, de den annern Egel taukamen, un ein Aesel 'ne Dracht Släg', de von Rechtswegen den annern Aesel hüren ded. Dese Verwesselungen wiren nu aewer unner einen von sine Vörfohren, de – tau de Schann' von sine Fomili müßte hei dat ingestahn – man en beten kort von Gedanken west wir, up einen Punkt geraden, dat de dunnmalige Fru von Rambow, de en ganzen Schepel klauker was, as ehr Husherr, hadd en Inseihn bruken müßt. – Sei hadd en Infall, un wil sei dat Regiment ok hadd, führte sei em dörch. – All de Husvaders von 't ganze Dörp müßten eins Sünndag'smorgens tausamenkamen, un jeder müßte sinen Vömamen un Vadersnamen seggen, un de schrew sei sick an, denn schriwen kunn sei ok, un namm nu den irsten Baukstawen von den Vörnamen tau den Vadersnamen un döffte dat ganze Dörp üm, un so würd denn nu ut 'Korl Egel' 'Kegel', ut 'Pagel Egel' 'Pegel', ut 'Florian Egel' 'Flegel', un ut 'Vullrad Aesel' würd 'Vaesel', ut 'Peiter Aesel' würd 'Paesel', un ut 'David Aesel' würd 'Daesel' un so furt un fo furt, Un – sett'te de Kammerrath noch hentau – dat wir markwürdig: nah de ollen Nahrichten wir de Stammvader von de Egellining en Flaßkopp west un de von de Aesellining en Swartkopp, un so wir 't noch hütigen Dag's bi de Nahkamenschaft. Aewer nich allein de Butensid von de Anlagen, ne, ok de Binnensid von ehr hadd sick bet up den hütigen Dag verarwt: nah de ollen Geschichten süll de Ur=ur=Egel hellschen geschickt in Kellen= un Lepel=Sniden, in Harkentinnen un höltern Tüffeln west sin, un de Ur=ur=Aesel süll 'ne ganz uterwählte Kehl tau 'm singen hatt hewwen, un dat wir so blewen, un dorüm hadden sine Vörfohren un hei sülwst dor ümmer streng' up hol!en, dat de Nachtwächter ut de Aesellining un de Rad'maker ut de Egellining wählt worden wir. – "Und das kannst Du noch heute," sett'te hei tau sine Fidelia hentau, "an dem Nachtwächter David Daesel und an dem Rademacher Fritz Flegel sehn."

Dese Geschicht geföll nu Frölen Fidelia ungeheuer, un in ehre hiddliche Häweli hadd sei nu nicks Iligeres tau dauhn, as in alle Daglöhnerkateen 'rinne tau lopen, de Husfrugens dörch en langen Strämel Snack von de Arbeit aftauhollen, de Kinner mit afgeleggtes Tüg tau beschenken, un wenn Lowise nich dorbi west wir, hadd sei jo woll Paeseln sine elbenjöhrige Marik mit en afgeleggten Sleuer un Fedderhaut begawt, un Daeseln sin Stin', de Gössel an 'n Dik häuden müßt, mit en Por wunnerschöne, hellblage Atlasschauh.

De ollen Vaders in den Dörp schüddelten tau desen Um= un Upstand frilich en beten mit den Kopp; de ollen Moders aewer nemen ehr dat gaud un säden: wenn sei ok nich so orig wir – d.h. in 'n Kopp – sSo meinte sei dat doch sihr gaud, un wenn sei von ehr reden deden, denn näumten sei sei stats süs slank weg 'lütt Veih' nu 'gemeines, niederträchtiges, nüdliches lütt Veih'.

Paster Behrens schüddelte ok mit den Kopp, as hei von dese Ort Wolldädigkeit tau weiten kreg; hei säd, de Pümpelhäger Lüd' wiren de besten in sine Gemein', un dat hadd sinen Grund dorin, dat sei noch ümmer ehre ollen Herrn hadden, von de sei gaud hollen wiren; de Gürlitzer Lüd' wiren dörch den Wessel mit Herrn em en beten sihr ut Rand un Band kamen; aewer nicks verdürw' den Minschen lichter, as 'ne unaewerleggte un unverdeinte Wolldädigkeit; hei würd mal mit dat Frölen reden. – Un dat ded hei bi de neg'ste Gelegenheit; hei sett'te ehr dat utenanner, dat de Lüd' in Pümpelhagen so stellt wiren, dat – wenn nich Krankheit un Veihstarwen un anner Unglück sei bedrapen ded – en ordentlichen Kirl un 'ne dägte Husfru sick sülwst helpen künnen, un dat 'ne Wolldaht, de so baben in kem', de Lüd' blot lihren ded, sick up frömde Hülp tau verlaten. De Ort Lüd' müßten eben so gaud as jeder anner Minsch ehren eignen, frien Weg gahn, un Keiner dürwt – ok in 'n Gauden nich – in ehren Kram 'rinne fuschen.

Tau mine Freud' kann ick berichten, dat Frölen Fidelia dat insach, un dat sei ehre Wolldahten up de Lüd' inschränkte, de sick nich sülwst helpen kunnen, up de Ollen un Kranken, un dat sei för dese ut en 'lütt Veih' wedder 'ne 'lütte Fee' würd. Lowise hülp ehr bi dit Samaritergeschäft, un Franz, de denn un wenn doraewer taukamm, sach tau sine Verwunnerung, dat dat lütte, lustige Mäten von vördem sihr irnsthaft utseihn un sihr aewerleggt un besunnen handeln kunn, un dat de schönen Ogen ebenso mitledig un sinnig up 'ne olle, kranke Daglöhnerfru liggen kunnen, as up em an den Wihnachterabend. Hei freu'te sick doraewer, un wüßte doch nich recht worüm.

Dat Frühjohr was vergahn, de Sommer was kamen, dunn kreg Hawermann eines Sünndag'smorgens en Breif von Braesigen ut Warnitz, hei süll sick den Dag aewer tau Hus hollen; Braesig wir wedder an 't Hus kamen un wull em den Nahmiddag besäuken. – Un dat geschach; Braesig kamm up sin Lieschen an un sprung mit so 'ne Forsch von 't Pird, as müßte hei mit beiden Beinen dörch den Damm hendörch. – "Hoho!" rep Hawermann em entgegen, "Du büst jo hellschen wog', Du büst jo so fix as en Vagel." – "Frisch verstalllt, Korl! Ich habe noch einmal auf 't Frisch angenommen." – "Na, wo is 't Di denn gahln, oll Knaw'?" frog Hawermann, as sei up den Sopha seten, un de Pipen in 'n Gang' wiren. – "Hör mal, Korl! Naßkolt, waterig, klaeterig – süll, das 's gar nichts dagegen. Sie machen den Menschen rein zu 'ne Pogg', un eher sich 'ne menschliche Natur an 'ne Poggennatur gewöhnt, da hat die menschliche Kretur so viel auszuhalten, daß man ümmer wünschen mögt', man wär as Pogg' auf die Welt gekommen; aber gut ist's doch! – süll, erstens Morgens die gewöhnliche Abswitzung. Da wickeln sie Dir in kolle Laken ein – ganz natt – un dann in wollne Decken, un premsen Dir so zusammen, daß Du nichts von Deinem menschlichen Leibe rögen kannst, als bloß die Tehnen. Denn nehmen sie Dir in diesen Zustand un ledden Dir in eine Badestube un klingeln ümmer vor Dir auf, daß sie die Dam's wegklingeln wegen der Schanirlichkeit.Süh, denn setzen sie Dir, wie Dich Gott erschaffen hat, in 'ne Badewanne un stülpen Dir drei Eimer Wasser über Deinen kahlen Kopp, wenn Du einen hast, un denn kannst Du ihrentwegen gehn. – Nu meinst Du, daß es zu End' ist? – Das meinst Du, Korl, aber nu geht's erst recht an; aber gut ist's doch. – Süh, nu mußt Du spazieren gehn auf Flaeg', wo Du gar nichts zu thun hast. Ich bün in meinem Leben viel Spazieren gegangen, bei's Haken un Eggen, bei's Meßstreuen un Arwtenseigen, hab' aber ümmer dabei was zu thun gehabt; aber hier gor nicks! – Un dabei mußt Du nu Wasser trinken, ümmer zu, ümmer zu! – Korl, welche sünd da unter, das ist doch grad', as wenn Du Wasser in's Säw' gießt, un denn stehn sie da un stähnen: "Ah, das schöne Wasser!"

Glaub' Ihnen nich, Korl, sie verstellen sich; Wasser auswendig is schon slimm, sehr slimm, aber inwendig da hat es 'ne grausame Wirkung; aber gut ist's doch! – Denn kommst Du in en Sitzbad. – Weitst Du, woans das bei 4 Grad Null is? Justement, as wenn Du in der Höll bist, und der Deuwel hat Dir auf einen eisernen gläugnigen Stuhl gesetzt un bött ümmer frisch unner, süh, so brennt das; aber gut ist's doch. – Denn läufst Du wieder bis Mittag, un denn ißt Du Mittag. – Aber, Korl, davon hast Du keine Einbildung; was kann der Mensch in einer Wasserkunst zu sich nehmen! Das Wasser muß doch hellschen zehren! – Korl, ich hab' Dam's gesehen, small un dünn as die leibhaftigen Engels, Karmenaden, as die Waschhölter groß, haben sie drei Stück aufgegessen – un Tüften? – Gott, du bewohre! – wo Du jo woll en Schepel Aussaat Land mit abpflanzen kannst. – Darum sünd die Wasserdokters auch sehr zu bedauern, denn sie fressen ihnen power. – 'S Nahmiddag's geht's Wassersaufen wieder munter los, un denn kannst Du Dir auch mit die Dam's anständig unterhalten, denn 's Morgens stehn sie Dir nich Rede, indem sie das Bewußtsein haben, daß sie in einem wilden Zustand umherlaufen, einige mit nasse Strümpfen, as wenn sie von's Krewthölkern herkommen, andere mit nasse Tücher um den Kopp, alle aber mit fliegenden Haaren un mit en Fenusgürtel, der aber nicht augenscheinlich ist. – Du kannst Dir mit ihnen erzählen, was Du willst, wirst aber swerlich 'ne Antwort kriegen, wenn Du nich von ihre Krankheitsgeschichten anfängst, wo oft sie schon Pückeln über den ganzen Leib gekriegt haben, un Swären un blinde Dinger; denn das ist in einer Wasserkunst die gebild'tste Unterhaltung. – Hast Du Dir nun in dieser Art amusirt, dann mußt Du in die Tusche, brauchst Dir aber nich zu denken, daß sie swarz is, nein, lauter klores Water; aber gut is sie auch! Überall, Korl, kannst Du Dir merken: Allens, was slecht smeckt, was en Menschen eklich is, un wovor er einen Grugel hat, das is gesund for dem menschlichen Leibe." – "Na, denn möst Du Din Podagra jo ganz los sin, denn Du hest jo en hellschen Grugel vör 't kolle Water hatt." – "Da kann nu Einer gleich hören, Korl, daß Du meindag' noch nich in einer Wasserkunst gewesen büst. – Süh – der Dokter hat mich das auseinander gesetzt – der verfluchte Podagra ist die öbberste von alle Krankheiten – das is die Mutterkrankheit, woraus alle andern Süken kommen, und er kommt aus dem Gichtstoff, der in die Knochen liegt un Dir darin herum reißt, un der Gichtstoff kommt aus dem Giftstoff, den Du als menschliche Nahrung, zum Exempel Kümmel oder Tobak, oder aus der Aptheke zu Dir genommen hast. Süh, nu muß Einer, der den Podagra hat, so lange in den nassen Laken switzen, bis er all den Toback, den er in seinem Leben geraucht hat, un all die kleinen Kümmel, die er in seinem Leben getrunken, ausgeswitzt hat. süll, denn geht der Giftstoff weg, un denn der Gichtstoff, un denn der verfluchte Podagra." – "Na, hest Du dat so hatt?" – "Ne." – "Na, worüm büst Du denn nich länger dor blewen? Denn hadd 'ck doch ok bet an 't Enn' uthollen. – "Korl, Du red'st! Das hält jo kein Mensch aus, un is auch noch bei keinen Menschen passirt. – Einen haben sie mal gehabt, der hat so lange geswitzt, bis er likster Welt als Lowisiana von Justussen in Hamburg gerochen hat, na, da hat denn nu der Wasserdokter auch alle Kranken 'raufgebracht, daß sie sich eigenhändig mit der Nase von den Geruch haben überzeugen müssen, un hat's auch in die Wasserschriften setzen lassen; aber nahsten is's 'rausgekommen: der Karnallj hat heimlich 'ne Zichalie geraucht, was verboten is – auch Kümmel is verboten. – Aber weiter in den täglichen Lebenslauf! – Nach der Tusche läufst Du wieder, un bei das Laufen is das Abend geworden. Nu kannst Du noch in'n Düstern 'rumlaufen, was Welche auch thun, Herrn un Dam's, kannst aber auch 'reingehn un Dir mit Lesen behaben. Ich hab' denn ümmer in die Wasserbücher gelesen, die ein gewisser Rausse, der eigentlich Frank heißt, gemacht hat, was der öbberste von die ganzen Wasserdokters is. – Korl, da steht's All in, Allens kurzfertig in! Aber es ist swer for en Menschen zu verstehn; ich bün derentwegen auch nicht weiter gekommen, als bis auf die ersten beiden Seiten, und ich hab' vollkommen genug dran, denn als ich die gelesen hatte da wurd mich so wirbelig zu Sinn, as wenn mich Einer 'ne halbe Stunn' auf den Kopp gestellt hätte. Du meinst Korl, frische Luft is frische Luft? – denk nich daran! – und Du meinst, das Wasser aus Deiner Pump is Wasser? – fällt ihm gar nich ein! Süh, die frische Luft theilt sich in drei Theilen: in den sauren Stoff, in den Stinkstoff un in die swarze Kohlensäure; und Dein Wasser in die Pump theilt sich in zwei Theilen: in den sauren Stoff un in den wässerigen Stoff. Auf Wasser und auf Luft is nu die ganze Wasserkunst gebau't. – Un nu süll mal, Korl, wo weise die Natur das eingericht hat: die menschliche Natur, wenn sie in der frischen Luft geht, nimmt durch die gewöhnliche, gebräuchliche Luftröhre die swarze Kohlensäure un den Stinkstoff in sich auf, die sie beide nich vertragen kann, und da kommt nu die Wasserkunst und schafft Dir diese beiden abscheulichen Dünste vom Halse, indem daß der saure Stoff in Dein Pumpenwasser Dir die swarze Kohlensäure fest macht, und der wässerige Stoff Dir den Stinkstoff mit Switzen aus dem Leibe treibt. Verstehst Du mir, Korl?" – "Ne," säd Hawermann un lachte recht hartlich, "dat kannst nich verlangen." – "Lach nich über 'ne Sach, Korl, die Du nich verstehst. – Süh, den 'rausgetriebenen Stinkstoff hab' ich bei 's Switzen selbst gerochen; aber wo bleibt die festgemachte swarze Kohlensäure? Süh, das ist der Punkt, und weiter bün ich in den WasserwissensSchaften nich gekommen; un glaubst Du woll, daß Paster Behrens was davon weiß? Ich hab' ihn gestern gefragt – der weiß erst recht nichts davon. – Un Du sollst sehn, Korl, die swarte Kohlensäure steckt noch in meinem Leibe un davon werd ich den verfluchten Podagra doch wieder kriegen." – "Aewer Zacharias, worüm büst Du denn nich noch en beten länger dor blewen un hest Di ordentlich utkuriren laten?" – "Korl," säd Braesig un slog de Ogen nedder un namm en sihr gedrücktes Wesen an, "es ging nich! – Es ist mich da was passirt. – Korl," säd hei un kek Hawermann drist in de Ogen, "Du kennst mich von lütt auf an, hast Du allmeindag' an mir ein unrespektirliches Wesen gegen die Frauenzimmer bemerkt?" – "Ne, Braesig, dat Tügniß kann 'ck Di gewen." – "Na, un nu doch! – Denk Dir, wo mich das gehn muß! – Diesen Freitag vor acht Tagen krieg ich wieder so 'n entfamtes Muckern in den großen Zehen – denn in das bütelste Enn' fängt 's ümmer an – und der Wasserdokter sagt: "Herr Entspekter, wir müssen Ihnen eine Extra = Einwickelung apoplexiren, Dokter Strumpfen sein verdammtes Aptheker=Kolchikum mellt sich, das muß 'raus." – Na, das geschieht, er wickelt mir selbst, un so drang', daß ich knapp Athen holen kann, wobei er sagt, Luft is mich weniger nöthig, as Wasser; und dabei will er sogar das Fenster zumachen. – "Ne," sag' ich "so viel versteh ich nach gradens auch davon, frische Luft muß sein, lassen Sie das Fenster auf," und er thut's und geht ab. – Nu lieg ich denn in meiner bedrückten Lage sachten fort und denke mir auch weiter nichts Slimms, da wird das mit en Mal so'n Gebrumm un Gesumm um mich 'rum, und als ich richtig zu Höchten seh, swarmt en ganzer Immenswarm in's Fenster 'rein, und der Weiser vorauf – denn ich kenn ihn, Korl, Du weißt, ich bün en Immker; bün mal in Zittelwitz mit den Schulmeister zusammen Frühjohrs mit siebenundfünfzig Stöck in's Feld gezogen – un dieser Weiser will sich jo woll nu in meine wollne Deck, die der Dokter mir über den Kopp gezogen hatte, ordentlich anbauen. Na, was sollt ich nu machen? Rühren konnt ich mich nich; ich puste also nach ihm, ich pust, bis mich der Athen ausgeht; aber Essig, reiner Essig! Das Biest setzt sich grade t'ens meinen kahlen Kopf – denn die Perück, Korl, nehm ich ümmer ab, um ihr zu schonen – und nu kommt der ganze Swarm un swenkt sich an mein Gesicht heran. – Na, da war's all! Ich wölter mir aus das Bett heraus. Quuck! fall ich auf die Erde, un wölter mir nu aus die wollne Deck heraus un aus die nassen Laken, bis an die Thür heran, un über mir war der Deuwel los, der leibhaftige Deuwel! Un so spring ich nu aus der Thür heruus, un so slag' ich mir mit die nachfolgenden Immen herum, wie blind un doll, un so schrei ich um Hülfe. – Gott sei Lob und Dank, der Existent von dem Waterdokter – der Mann heißt Ehrfurcht, – traf mich und brachte mich in einem andern Lokale, und von da in die nothwendige Bekleidung, so daß ich nach einer mehrstündlichen Beruhigung in die Eßstube, was sie einen Salong nennen, hinuntergehen konnte – das heißt mit einem halben Schock Immenangeln in dem Leibe. – Ich fange an mit die Herren zu reden, un sie lachen sich. – Worüm lachen sie sich, Korl? Du weist's nich, un ich weiß's auch nich. – Ich wend' mir also an eine von die Dam's un red' sie freundschaftlich auf's Wetter an; da wird sie roth. Warum wird sie bei's Wetter roth? Das weiß ich nich, un Du weist's auch nich, Korl. – Ich wend' mich an Eine, was 'ne Sängerin war, un bitt ihr freundlich, sie soll das schöne Lied noch mal singen, was sie alle Abende gesungen hatte. Was thut sie, Korl? – sie zeigt mir ihren Rücken. Und als ich mir den nu so in meinen besondern Gedanken betrachte, kommt der Wasserdokter un sagt sehr höflich zu mir: "Herr Entspekter, nehmen Sie's nich übel, Sie haben sich heute Nachmittag zu sehr bemerklich gemacht." – "Wo so?" frag' ich. – "Ja," sagt er, "wie Sie aus der Thür 'rausgesprungen sind, is grad' das Fräulein von Hinkefuß über den Corydon gegangen, und die hat's in aller Verschwiegenheit den Annern erzählt." – "Und derentwegen," sag' ich, "wollen Sie mich von das natürliche Mitleid entblößen? – Derentwegen wollen die Herren lachen, und die Dam's mich ihre angenehme Rücksicht genießen lassen? – Nein, dafor bin ich nich hier! – Wenn mir Fräulein von Hinkefuß so mit dem halben Schock Immenangeln im Leibe entgegengetreten wäre, ich hätte mir alle Morgen in Bescheidenheit nach ihrem Befinden erkundigt. – Aber lasse ihr! – Menschliches Gefühl kann sich Keiner auf keinen Jahrmarkt kaufen. – Aber nu kommen Sie, Herr Dokter, und ziehn Sie mir die Immenangeln aus dem Leibe." – Süh, Korl, da könnte er es nich. – "Was?" sag' ich, "nich mal eine Immenangel können Sie aus der Haut ziehn?" – "Nein," sagt er, "ich könnte es wohl, aber ich dürfte es nicht, denn das sind Operamente, wie sie sich for einem Gregorius gebühren, un dazu bin ich nicht von der meckelnbürger Regierung qualifikazirt." – "Was?" sag' ich, "Sie wollen mir die Gicht aus den Knochen kuriren und dürfen mir gesetzlich nich mal 'ne Immenangel aus der Haut ziehn? Sie dürfen sich nich mal mit der Haut von einem auswendigen Menschen befassen und wollen mir mein geheimnißreiches Inwendiges mit Ihr ßackermentsches Wasser ausspülen? – Ich danke Ihnen!" – Un süll, Korl, von dem itzigen Augenblicke an hatte ich das Zutrauen zu dem ganzen Wasserdokter verloren, und ohne das können sie nichts machen, das sagen sie Jeden selbst, wenn er ankommt. – Ich reis'te also furtsen ab und habe mir die Angeln von dem alten Gregorius Metz in Rahnstädt ausziehn lassen. Un somit schließt sich meine Geschichte in der Wasserkunst; aber gut is sie doch; der Mensch kriegt en ganz andern Glauben, un wenn sie auch nicht den verfluchten Podagra vertreibt, so kriegt man doch einen Begriff davon, was die menschliche Kretur Allens aushalten kann, und hier, Korl, hab' ich Dir auch ein Wasserbuch mitgebracht, da kannst Du Dir 's Winterabends in den Wissenschaften mit belernen." – Hawermann bedankte sick nu, un de Red' kamm up de Wirthschaft un so bi weg'lang ok up de Wirthschaftslihrlings. – "Na, Korl," frog Braesig, "wo geht es mit Deinem Herrn Junker?" – "Sihr gaud, Braesig, de lett sick tau Allens glik gaud an; mi deiht 't blot led, dat ick den jungen Mann nich mihr üm mi hewwen kann. Hei deiht sin Ding'n up jedes Flag, un mihr as dat; ick weit von Daniel Sadenwatern, dat hei männig schön mal bi unsern kranken, ollen Herrn Nachtens wacht hett, wenn hei ok noch so mäud' west is. Dat is en jungen Mann, as hei in 't Bauk steiht. Dor is Drist in tau Arbeit, un dor is ok Hart in tau Anhänglichkeit." – "Na, Korl, aber Dein Windhund?" – "Ih, de is ok nich so slimm; in sinen Kopp steken vele Rupen, gor tau vele! aewer bös is de Jung' nich. Hei deiht ok, wat em heiten ward, un wenn hei 't nu ok mal vergeten deiht – na! wi sünd jo ok jung west." – "Das Best bei Deine beiden jungen Elemente is, daß sie schon hartlich sind. Süh, da bün ich bei Krischan Klockmannen gewesen, der hat einen, vierzehn Jahr alt, just ingesegent! das is den ganzen Tag mäud', das släft in 't Gehent! wenn das essen soll, denn ißt das nich, un wenn er das auf's Feld schickt, denn verklamt ihm das." – "0h ne! – So sünd min beiden nich," säd Hawermann. – "Und der Junker wacht 's Nachtens bei den ollen Herrn?" frog Braesig. "Mag den jungen Menschen wolll leiden! – Denn is der Herr Kammerrath woll schon sehr swächlich? – Grüß ihn von mir, Korl, denn ich will nu Adjüs sagen, ich muß noch zu meinen gnedigsten Grafen, der hat mich hinbestellt in 'ner besonderen Angelegenheit." Un dormit red Braesig af.

Un de Kammerrath was würklich in de letzten Dagen sihr swack worden; hei hadd wedder en lütten Slaganfall hatt; tau 'm Glücken hadd hei aewer de Sprak behollen, un desen Abend kamm Franz un bed Hawermannen, hei süll en beten 'raewer kamen, sin Unkel wünscht em tau spreken.

As de Inspekter in de Stuw' tred, was Fidelia dor un snackte un vertellte in ehre görige Ort den ollen Herrn von dit un von dat – ach Gott! dat oll arm Kind wüßt dat jo ok nich, wo lang' sei aewerall noch mit ehren gauden Vader snacken kunn. De Kammerrath bed sei, em mit Hawermannen allein tau laten, un as sei 'rute was, kek hei den Inspekter mit so 'n deip trurigen Blick an un säd swack: "Hawermann, lieber Hawermann, wenn von dem, was uns sonst Freude machte, nichts mehr anschlägt, dann geht's zu Ende." – Hawermann kek hastig nah em 'raewer un, as künn hei sick dat Slimmste nich verhehlen, denn hei hadd all männigen Minschen up sin letztes Lager seihn, slog hei trurig de Ogen dal un frog: "Ist der Doktor heute nicht hier gewesen?" – "Ach, lieber Hawermann, der Doktor? Was soll der? Ich möchte lieber den Pastor Behrens wieder einmal bei mir sehn. – Doch vorher habe ich mit Ihnen noch von andern Sorgen zu sprechen. Setzen Sie sich hier zu mir heran." – As de Inspekter dat dahn hadd, red'te hei hastig, aewer oft unnerbraken, wider, as würd em de Tid eben so knapp, as de Luft. – "Mein Testament liegt in Schwerin. – Ich habe Alles bedacht, aber – wenn meine Krankheit nicht so plötzlich gekommen wäre – der rasche Tod meiner Frau – ich fürchte, meine Angelegenheiten stehen nicht so, wie sie sollten." – Nah 'ne korte Tid sammelte hei sick en beten. – "Mein Sohn erhält das Gut, die beiden verheiratheten Töchter sind abgefunden; aber die drei unverheiratheten – die armen Kinder! – sie konnten nur mäßig bedacht werden. Axel muß für sie sorgen – ach Gott, er wird genug mit sich selbst zu thun haben. Er schreibt mir, er wünscht noch einige Jahre beim Militär zu bleiben – gut, ganz gut, wenn er sparsam lebt – dann kann etwas aus der Wirthschaft erübrigt werden – Schulden zu bezahlen. – Aber der Jude, Hawermann, der Jude! Wird er warten? – Sagten Sie etwas?" – "Nein, Herr Kammerrath; aber Moses wird warten; ich hoffe es ganz gewiß. – Und wenn nicht, es ist viel Geld im Lande, viel mehr, als vor einem Jahre." – "Nicht wahr? ja, ja, und die Güter sind gestiegen. – Aber was dann? – Axel versteht nichts von der Wirthschaft – ich habe ihm durch Franzen Bücher geschickt, ökonomische Bücher – er soll sie studiren – das kann ihm helfen, nicht wahr, Hawermann?" – Ach du leiwer Gott, dachte Hawermann, dat hadd Din olle Herr, de sülwst ümmer so praktisch un vernünftig was, in gesunnen Dagen nich hofft, aewer wat süll dat nützen, wenn hei em den Trost nem', hei säd also: ja, hei hoffte dat ok. – "Und, lieber Freund, Sie bleiben bei ihm," rep de Kammerrath indringlich, "geben Sie mir Ihre Hand, Sie bleiben bei ihm." – "Ja," säd Hawermann, un de Thranen stunnen em in de Ogen, "so lange ich Ihnen oder Ihrer Familie nützen kann, gehe ich nicht aus Pümpelhagen." – "Ich wußte es," säd sin Herr, un sackte matt in sin Küssen taurügg – "aber – Fidelia soll schreiben – ihn noch einmal sehen – mit Ihnen zusammen sehn." – Sin Kraft was all, hei hal'te swor Athen un raekelte swor.

Sachten stunn Hawermann up un tröck de Klingel, un as Daniel Sadenwater kamm, namm hei em in de Vörstuw' 'rinner: "Sadenwater, mit unsern Herrn is dat slimmer worden, ick fürcht, dat durt nich lang', raupen S' de Frölens un den jungen Herrn; aewer seggen S' noch nicks för gewiß." – Aewer den ollen Bedeinter sin eben Gesicht flog 'ne lise Weihdag', as wenn de Abendwind aewer den stillen See treckt, hei kek sick üm nah de halw=ap'ne Dör von de Krankenstuw', as wenn 't em von dor anweihen ded, un säd vör sick hen, as wenn hei sick entschuldigen müßt: "Leiwer Gott, 't sünd nu aewer dörtig Johr....", dreihte sick üm un gung.

Franz un de Frölens kemen. – De armen Mätens ahnten sick dat nich, dat de Stein so rasch den Barg 'runne tründelte, sei hadden jo ümmer seker dorup rekent, dat em wat uphollen müßt, de Dokter oder, wenn de nich künn, uns' Herrgott. Sei hadden in de letzte Tid ümmer ümschichtig bi ehren Vader wakt, un nu kamm ehr dat so sonderbor beängstlich vör, dat sei sick hir alltausamen tauglik segen, un Franzen ok, un Hawermannen, un Daniel Sadenwatern. – "Mein Gott, was ist... was ist....?" fohrte Fidelia up den ollen Inspekter in. – Hawermann fot sei an de Hand un drückte de Hand: "Ihr Vater" – hei hadd in desen Ogenblick üm Allens nich 'Herr Vater' seggen kunnt – "Ihr Vater ist kränker geworden, er ist sehr krank, er wünscht Ihren Bruder zu sprechen – Herr von Rambow, schreiben Sie schnell ein paar Worte, ich will den Wagen für den Arzt bestellen, der Kutscher kann den Brief zur Post mitnehmen. – In drei Tagen kann Ihr Bruder hier sein." – "Dat wohrt kein drei Stunn'n," säd Sadenwater, de ut de Krankenstuw' kamm, sachten tau Hawermann.

Un in de Krankenstuw' seten un stunnen de drei Döchter üm ehres Vaders Lager herüm un weinten un klagten sachten vör sick hen un wullen de Stütt hollen, de sei so lang' hollen hadd, un jedwer Hart quälte jedweren Kopp üm Rath, wat linnern un wat helpen künn, un de drei Harten slogen ümmer beängstlicher un ümmer rascher, un dat ein Hart ümmer stiller un sachter. –

Un in de Vörstuw' satt Franz un horkte up jeden Lud, un stunn up un gung in de Krankenstuw', un kamm wedder. Hei hadd noch kein Minschenlewen scheiden seihn un hürt, un dacht an sinen eignen Vader, den hei sick ümmer as sinen Unkel vörstellt hadd, un em was tau Maud', as stürw' em sin eigen Vader tau 'm tweiten Mal. Un hei dachte ok an sinen Vaderbraudersaehn, de nich tau Städen was, un den sine Städ' hei innamm, un dacht, hei müßt em dorför gaud sin tidlewens. – Hawermann stunn an 't ap'ne Finster un kek in de Nacht herin, in grad' so 'ne dunstige Nacht, as 't dunn was, as sin Hart för ümmer en Knick kregen hadd. Dunn was 't sin Fru, nu was 't sin Fründ, wer kamm nu? Kamm hei nu sülwst? oder kamm.... Ne, ne, dat kunn uns' Herrgott nich willen, denn wir hei doch de Neg'ste dortau. – Un an den Aben satt Daniel Sadenwater un ded, wat hei sörre dörtig Johr jeden Abend dahn hadd, un hadd en Korw mit sülwern Lepel un Gaweln up den Schot, un up den Staul neben em lagg en Putzlappen un en blagwörpelt Snuwdauk, un hei putzte ümschichtig mit den Lappen de Lepeln un de Gaweln, un mit den Snuwdauk de Ogen, un as hei de sülwerne Gawel in de Hand kreg, wo sinen Herrn sin Nam' upstunn, un de hei aewer dörtig Johr jeden Abend putzt hadd, dunn würden em de Ogen so düster, dunn kunn hei 't nich mihr recht seihn, wat sei blank wir oder nich, un hei sett'te den Korw bi Sid un kek de Gawel an, bet dat em de Ogen ganz un gor aewergungen, un as hei sick besinnen ded, wat hei eigentlich dacht, dunn was 't: wer nu woll mit de Gawel eten würd. –

Un in all dese Unrauh un all dit Hartled slog de Parpendikel von de Stutzuhr sinen rauhigen Slag, as wenn de Tid an 'ne Weig' set un weigte ehr Kind sachten un seker in Slap, in den letzten. Un 't slep in; twei Ogen deden sick för ümmer tau, de düstere Vörhang tüschen hir un dor was lising dal gleden, un up des' Sid stunnen de armen Mätens un jammerten lud' un reckten vergew's de Arm ut nah dat, wat west was, un wrüngen de Hänn' üm dat, wat scheihn was. Fidelia smet sick aewer ehr

Vaders Lik un jammerte un weinte, bet de Krämpfen sei aewerselen. Franz namm sei vull Mitled tau Höcht un bröcht sei ut de Stuw', de beiden annern Swestern folgten, in nige Sorgen üm ehren Leiwling, un Hawermann was allein mit Daniel Sadenwatern; un as hei den Doden de Ogen taudrückt hadd un nah 'ne Wil' ok afgung mit sworen Harten, satt Daniel t'ens dat Bedd un kek mit sin eben Gesicht in dat von sinen Herrn, wat noch ebener was, un de Gawel hadd hei noch in de Hand. – –


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