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Franz Schott an Richard Wagner

Der Brief Schotts, hier nach der Altmannschen Ausgabe des Wagnerschen Briefwerkes zitiert, liegt lediglich als Torso vor. Die unmittelbare Veranlassung zu dieser zugespitzten Phase des Wagner-Schottschen Briefwechsels gab Wagners immer dringenderes Verlangen nach einem Vorschuß auf die Meistersinger-Tantiemen in Höhe von 3000 Gulden. Bemerkenswert ist die etwas wirre Diktion des Wagnerschen Briefes.
Die Wagner von Schott unterstellte Einnahme von Geld bezieht sich auf die inzwischen erfolgte Zahlung der Berliner Tannhäuser- und Lohengrin-Tantiemen. Erwähnt sei als Kommentar zur Sache der in jenen Tagen (am 1. Dezember 1862) von dem Wiener Hofkapellmeister Esser an Schott gerichtete Brief: ›Wagner hat mir im Vertrauen mitgeteilt, daß Sie nicht mehr imstande seien, ihm weitere Vorschüsse zu machen ... Übrigens finde ich es sehr begreiflich, daß Sie es endlich für gut hielten, Ihren Säckel für den unbegreiflichen Verschwender zuzuschließen, und ich finde es um so begreiflicher, da Sie mir Summen nennen, welche Sie bereits dem alles verschlingenden Loche geopfert haben, welches sich in Wagners Geldtasche befindet.‹

Mainz, 21. Oktober 1862.

Den mitgeteilten Erguß einer Ihrer schlaflosen Nächte, bester Herr Wagner, muß ich wohl mit Stillschweigen übergehn, denn, wenngleich ich weiß, wie ich mich gegen Künstler zu benehmen habe, will ich Ihnen doch nicht sagen, was ich von einem Künstler verlange.

Ich hatte wohl die Absicht, Ihnen einen kleinen Betrag zu senden, allein ich konnte mich umso weniger dazu entschließen, weil man mir sagte, daß Sie Geld eingenommen und momentan nicht mehr in Verlegenheit seien.

Den gewünschten größeren Betrag kann ich Ihnen nicht zur Verfügung stellen. Überhaupt kann ein Musikverleger Ihre Bedürfnisse nicht bestreiten; dies kann nur ein enorm reicher Bankier oder ein Fürst, der über Millionen zu verfügen hat. Findet sich dieser nicht, so müßte man an das deutsche Volk appellieren ...


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