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Der Briefwechsel ergab sich zunächst wohl schon aus dem Altersunterschied, wenngleich kaum aus ihm allein.
Der siebenundzwanzigjährige Goethe lebte, eben in Weimar warm geworden, nach dem Rezepte seines eigenen Berichtes ›Wir blieben lange sitzen und immer wieder schenkten die Damen uns Champagner ein ... wir küßten die Oberstallmeisterin ... wo läßt sich das sonst bei Hofe tun?‹
So Goethe.
Der zweiundfünfzigjährige Niederdeutsche hört die tollen Gerüchte, die im Lande umgehn über das Kraftmeiertum des jungen Weimarer Herzogs und seines Dichterfreundes – er hört es und schreibt an Goethe einen sauertöpfischen Brief. ›Was wird der unfehlbare Erfolg sein, wenn es so fortwährt, wenn der Herzog fortwährend bis zum Krankwerden sich betrinkt?‹
Er werde den anderen Fürsten ein schlecht Beispiel geben, er werde nicht lange leben, es hätten schon ›stärkere Jünglinge auf diese Weise sich aufgeopfert‹, und ihm, dem Briefschreiber, tue schon jetzt die Herzogin leid ...
So Klopstock.
Goethe, bei aller Verehrung für Klopstock und bei aller guten Form, antwortete so, wie in solchem Falle ein Siebenundzwanzigjähriger antwortet und antworten soll. Und die Folge war dann wieder Klopstocks wütender Brief, der unter die Beziehungen der beiden zunächst einen dicken Strich zog ...
*
Goethe an Klopstock.
Weimar, 21. März 1776.
Verschonen Sie uns ins Künftige mit solchen Briefen, lieber Klopstock! Sie helfen uns nicht und machen uns immer böse Stunden.
Sie fühlen wohl selbst, daß ich nichts mehr darauf zu antworten habe. Entweder müßte ich als Schulknabe ein ›Pater peccavi‹ anstimmen oder mich sophistisch entschuldigen und dann käme in Wahrheit vielleicht ein Gemisch von allen dreien heraus, und wozu?
Also kein Wort mehr zwischen uns über diese Sache! Glauben Sie, daß mir kein Augenblick meiner Existenz überbliebe, wenn ich auf all' solche Briefe, auf all' solche Anmahnungen antworten sollte ...
Goethe.
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Klopstock an Goethe.
Hamburg, den 29. Mai 1776.
Sie haben den Beweis meiner Freundschaft so sehr verkannt, als er groß war. Groß besonders deswegen, weil ich, unaufgefordert, mich höchst ungern in das mische, was Andre tun. Und da Sie sogar unter › all solch Briefe und Anmahnungen‹ – denn so stark drücken Sie sich aus – den Brief werfen, welcher diesen Beweis enthielt: so erkläre ich Ihnen, daß Sie nicht wert sind, daß ich ihn gegeben habe ...