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Weder die französische Gesamtausgabe des Balzac-Werkes noch die Biographien klären den Hintergrund des ersten Briefes und die Persönlichkeit seines Empfängers. Balzacs ›Herzogin von Langeais‹ war damals in Vorbereitung, höchstwahrscheinlich hatte Forfellier sich Einblick in die Druckbogen verschafft und das noch gar nicht erschienene Werk präanticipando schlecht behandelt. Balzac aber hatte von Forfelliers Manuskript offensichtlich Kenntnis erhalten, ehe es in Druck gegangen war. – Die beiden weiteren Briefe beurteilt man richtig, wenn man weiß, daß Balzac, wie übrigens Theodor Fontane, der Schrecken aller Korrektoren, Drucker, Metteure war. Seine Korrekturbogen, nach seinem Tode zunächst sinnlos verstreut und als Makulatur in allen möglichen Kolonialwarenhandlungen schließlich aufgespürt, sind über und über bedeckt mit Einschiebseln, Strichen, Widerrufen, sie sind heute kostbare und seltene Dokumente, stellen aber ein Wirrsal dar, in dem sich niemand ... wahrscheinlich nicht einmal Balzac selbst, ausgekannt hat ...
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An Herrn Forfellier, Chefredakteur des Journals ›Echo des jungen Frankreich‹.
Mein Herr,
Sie leisten sich in Ihrer für das ›Echo‹ bestimmten Apostrophierung meiner ›Herzogin von Langeais‹ falsche Zitierungen. Wenn Sie Ihren Artikel veröffentlichen sollten, werde ich antworten, und wenn der Artikel den Bezirk des Persönlichen auch nur streift, werde ich mir Genugtuung holen ... der Skandal, den Sie offenbar suchen, zwingt mich zu solch Ankündigungen von höchster Realität. Schließlich muß ich wiederholen, daß Sie sich über jedes Gebot, nicht nur der Rechtlichkeit, sondern auch des Anstandes hinwegsetzen, wenn Sie mir die Anerkenntnis verweigern, daß ich Ihnen nie und nimmer ein Anrecht auf meine Arbeit eingeräumt habe.
Paris, im Juni 1833.
Stets zu Ihren Diensten
Honoré de Balzac.
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An Hyppolite Souverain, Verleger und Buchhändler in Paris.
Les Jardies, 11. Juni 1839.
Sehr geehrter Herr Souverain,
in ›Beatrix‹ stehn ganz abscheuliche Druckfehler, und es ist nun das allerletzte Mal, daß ich solche Korrekturbogen aus der Hand gebe!
Sie gehn mit einem Buch um wie ein Kolonialwarenkrämer mit seinen Backpflaumen. Man hat wirklich ein Kreuz mit Euch Verlegern ...
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An den Nämlichen.
Les Jardies, Montag morgen
19. Mai 1840
Zum dritten Male, mein lieber Herr Souverain, schicke ich zur Post, und zum dritten Male ist kein Packet für mich da! Ich kann Ihnen nur sagen, daß unsere Beziehungen, die mir kaum eine Erfüllung unserer Vereinbarungen möglich machen, ans Ihrer Seite auf ein Katz- und Mausspiel hinauskommen. Sie drucken ›Pierette‹, ohne daß ich Gelegenheit zur Durchsicht der Korrekturbogen hatte, und so wird das Werk wimmeln von greulichen Druckfehlern! Die Mitwirkung des Verfassers bei der Drucklegung seines Werkes bedeutet denn auch in Ihren Augen etwas, was Ihnen entweder überflüssig oder gar schädlich erscheint. Auf jede Weise werfen Sie mir, um meine Arbeit mir zu verekeln, Knüppel vor die Füße. Sie wissen sehr genau, daß es mir oft unmöglich ist, zu Ihnen zu kommen und wieder zu gehn, und ich verzeichne auf Ihrer Seite nicht die mindeste Erkenntlichkeit und nicht das mindeste Verständnis für diese Tatsache. Es wäre nachgerade notwendig, daß ich selbst in die Druckerei liefe. Auf diese Weise aber kann man in zwei Jahren unmöglich zwei Bände fertig bekommen.
Ich habe Sie vorgestern, gestern und heute den ganzen Tag erwartet, und Jemand erwarten, heißt nichts tun. Sie scheinen keineswegs zu wissen, welchen Zeitverlust, welche Quälerei, welchen Arger Sie mir damit machen ... jetzt und in aller Zukunft.
Sie haben ja garnicht die Absicht, den ›Kuraten‹ Der Roman ›Der Kurat von Tours‹. herauszubringen. Er hätte am 15. Mai fertig sein können ...
Meine Empfehlungen
Honoré de Balzac.
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An den Nämlichen.
November 1842.
Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, die Druckerlaubnis einer Druckerei zu erteilen, die nicht einmal Briefe ›Erinnerungen zweier Neuvermählter‹, Roman in Briefform. abzusetzen versteht. Sehn Sie sich gefälligst auf Bogen 15 die Seite 150 an, wo man einfach zwei Briefe durcheinander geworfen hat, obwohl ich Ihnen doch auf den Korrekturbogen sorgfältigst die eingetragenen Anweisungen erläutert habe! Wenn solche Schnitzer vorkommen, dann liegts nicht an mir, sondern ganz einfach an der Druckerei, und die seitenweise Rücksendung des Bogens 10 geht mich nichts an ...
Mit den Eseleien, die Ihnen die Metteure gesagt haben, halte ich mich nicht erst auf, es war keineswegs ein Kunststück, das ich den Leuten da zugemutet habe.
Samstag morgens erhalten Sie mit den Korrekturbogen auch das korrigierte Vorwort zu ›Katharina von Medici‹.