Ludwig Preller
Römische Mythologie
Ludwig Preller

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Aequitas

d. h. der Billigkeit, welche schon Aristoteles höher stellte als die nach dem Buchstaben des Gesetzes entscheidende Gerechtigkeit. Und wirklich scheint sie auch bei den Römern mehr gegolten zu haben als die Iustitia, deren schöner Kopf uns nur auf den Münzen des finstern Tiberius begegnet, dahingegen die Aequitas in Rom und Italien oft verehrt und im Bilde dargestellt worden zu sein scheint. So ist neuerdings die in grammatischer Hinsicht merkwürdige Inschrift Aecetiai Pocolom auf einer Schale aus Vulci zur Sprache gekommen, in welcher man eine ältere oder provincielle Form für Aequitatis poculum erkannt hatRitschl de fictil. litter. Latin. antiquiss. Berol. 1853. Aecetia steht zunächst für aequitia d. i. aequitas, wie duritia oder durities f. duritas, planitia oder planities f. planitas u. s. w., vgl. nequitia von nequus d. i. ne–aequus. In der Form aecetia ist das gewöhnliche i der zweiten Silbe mit e vertauscht, vgl. mereto, soledas, oppedeis u. dgl. C aber steht für qu, wie curis f. quiris, cum f. quom u. s. w., vgl. oben S. 597, 1601.. Außerdem wird Aequitas als Göttin genannt von Arnob. IV, 1 und ein Bild von ihr in den T. der Pränestinischen Fortuna geweiht b. Grut. 76, 3. Endlich ist auf den Münzen der Kaiser oft von der Aequitas publica die Rede und zwar mit specieller Beziehung auf die vom Kaiser und dem Senate geprägten Münzen, welche nichts desto weniger immer schlechter wurden. Das gewöhnliche Symbol der Aequitas ist die geöffnete linke Hand welche weil ungeschickter, deshalb auch ehrlicher zu sein schien als die rechte. Auch erscheint sie oft mit der Wage in der Hand, welches Attribut von ihr auf die Personification der Moneta übergegangen ist, also sich speciell auf das Gewicht der Münzen bezog. Dieser Tugend nahe verwandt ist die


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