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Pudicitia
welche das Weib in demselben Maaße ziert wie die Tapferkeit, virtus, den MannLiv. X, 23 Hanc ego aram Pudicitiae plebeiae dedico vosque hortor ut quod certamen virtutis inter viros in hac civitate tenet, hoc pudicitiae inter matronas sit.. Eine alte Capelle der Pudicitia patricia, wo die Matronen patricischer Abkunft opferten, gab es auf dem Forum Boarium. Einige hielten sie für identisch mit der 627 dortigen Fortuna, welche gleichfalls speciell die Frauen anging, so daß diese Capelle wohl in ihrem Tempel zu suchen istLiv. l. c, Fest. p. 242 Pudicitiae signum. Vgl. oben S. 554.. Ein in den Kreisen der römischen Damenwelt ausgebrochener Streit, welcher zur Characteristik der ständischen Leidenschaften in den älteren Zeiten der Republik dient, hat uns das Andenken an diese Stiftung erhalten. Aus einem alten patricischen Hause, dem der Virginii, war eine Tochter an den plebejischen Consul des J. 458 d. St., 296 v. Chr. L. Volumnius verheirathet. Solche Mischehen waren nicht weniger verhaßt als die vielen Rechte und Freiheiten, welche sich die Plebs in jenen Jahren errungen hatte: also wollten die hochedelgebornen Damen der Virginia nicht mehr den Zutritt zu jenem Gottesdienste erlauben. Umsonst bewies sie daß sie allen Bedingungen desselben genüge d. h. daß sie immer keusch gewesen und demselben Manne noch vermählt sei, dem sie als Jungfrau in sein Haus gefolgt war, welches durch bürgerliche Ehren und das Gedächtniß rühmlicher Thaten viele alte Häuser verdunkelt hatteImmer ist Jungfräulichkeit und unbescholtene Sitte vor der Ehe, Monogamie während derselben d. h. die erste und einzige Ehe das wesentliche Merkmal der römischen pudicitia, s. Liv. l. c, Tertullian de exhort. castit. 13 Denique monogamia apud ethnicos ita in summo honore est, ut virginibus nubentibus univira pronuba adhibeatur etc. Vgl. de Monog. 17.. So kam sie zuletzt zu dem Entschluß eine neue Capelle der Pudicitia plebeia in ihrem eignen Hause in der langen Gasse (in vico longo) zu stiften, d. h. denselben Gottesdienst unter denselben Bedingungen der Theilnahme für die Matronen plebejischer Abkunft. Beide Culte geriethen zuletzt in Vergessenheit, in einer Zeit als die römischen Frauen und Jungfrauen sich weder von der Sitte noch von sonst einer Regel des Anstandes beherrschen lassen wollten: welchen Verfall der pudicitia die Kundigen seit dem J. 154 v. Chr. datirten, als über dem Haupte des Jupiter im Capitolinischen Tempel zuerst eine Palme emporgewachsen war und den Triumph über den macedonischen König Perseus vorbedeutet hatte, an derselben Stelle aber bald darauf ein Feigenbaum, das Symbol der Unkeuschheit, sich einnistetePlin. XVII, 25, 38, vgl. Propert. II, 6, 25. Eine sodalitas pudicitiae servandae wird erwähnt in dem Bruchstück einer Inschrift bei Fabr. p. 462.. Nachmals pflegte man der Livia, die sich gerne an die Spitze der römischen Damenwelt gestellt sah, und andern Kaiserinnen, wenn es ihr Lebenswandel anders 628 erlaubte, das Compliment der pudicitia zu machenVal. Max. VI, 1, 1, vgl. die Ara Pudicitiae zu Ehren der Plotina b. Eckhel D. N. VI p. 465 und dens. ib. p. 507.. Das Bild dieser Tugend ist das einer verschleierten Dame, die ihre Rechte in ihrem Kleide verbirgt. Weiter die