Wilhelm von Polenz
Thekla Lüdekind. Zweiter Band
Wilhelm von Polenz

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IV.

So oft Fürst Nikolaus auch im Wernbergschen Hause gewesen war, sie hatten seine Gastfreundschaft noch nicht genossen. Nur Leo war gelegentlich mal bei ihm gewesen und hatte auch sein Atelier gesehen.

Eines Tages aber erklärte der Fürst: es sei nunmehr alles so weit hergestellt in seinem Junggesellenheim, daß er es wagen könne, Freunde bei sich zu sehen. Es wurde dann eine Stunde verabredet, zu der man sich am nächsten Tage bei ihm zum Lunch treffen solle, um sich dann seine Sammlungen in Muße zu betrachten.

Frau Thekla befand sich in gespannter Stimmung. Wenn man einen Menschen in kurzer Zeit von so vielen anziehenden Seiten kennen gelernt hat, wie sie den Fürsten, wünscht man sich unwillkürlich, ihn auch in seiner selbstgeschaffenen Umgebung zu sehen.

Ihre Enttäuschung war daher groß, als am nächsten Morgen Leo zu ungewohnt früher Stunde vom Ministerium zurückkehrend, erklärte: er müsse sich sofort reisefertig machen. Irgend eine Korporation feierte irgend ein Jubiläum. Höchst unnützerweise wünschte die Regierung, bei dieser Feier vertreten zu sein. Der alte Rat aber, der zu solchen 163 Zwecken gehalten wurde, weil er zu besseren nicht taugte, war plötzlich erkrankt; für ihn mußte Wernberg eintreten.

Er war darüber begreiflicherweise schlecht gelaunt. Anstatt des netten Lunchs bei Fürst Niky eine längere Eisenbahnfahrt, ein langweiliger Festaktus, bei welchem er auch noch eine Rede halten sollte, und dann ein endloses Festessen mit schlechter Küche, noch schlechteren Weinen und der allerschlechtesten Gesellschaft.

»Also grüße mir unseren lieben Fürsten, mein Herz!« rief Wernberg, während er dem Diener die Sachen zum Einpacken anwies. »Erkläre ihm das Mißgeschick, daß ich gerade heute abgehalten sein muß. Er wird lachen. Ein Mann, wie er, ahnt ja nicht, was Dienst ist.«

Frau Thekla machte ihrem Mann ein Zeichen mit den Augen, mit ihr in's andere Zimmer zu kommen. Sie wollte vor dem Diener nicht sprechen.

»Ich werde doch wirklich nicht ohne dich gehen, Leo!«

»Unsinn! Du gehst natürlich! Denke mal, wie unangenehm für ihn, wenn er im letzten Augenblicke lauter Absagen bekäme! Dann säße er mit Lilly allein da. Lilly zwar würde sich schwerlich fürchten, aber ihm möchte ein solches Tête-a-tête mit der Hofdame seiner Verstorbenen doch vielleicht nicht konvenabel erscheinen. Nein, es bleibt bei der Verabredung! Lilly kommt um zwölf Uhr hierher, holt dich ab, und ihr geht zusammen zum Fürsten. Du ziehst das Dunkelrote an und den Zobel darüber, den schwarzen Hut dazu. Abgemacht! – Der Fürst wird euch jedenfalls ein weiteres Kapitel über Frauen vortragen. Schade, darum komme ich nun auch!«

»Ist denn daran nichts mehr zu ändern, Leo?«

»Was hast du nur?«

»Ich gehe sehr ungern ohne dich aus; du weißt doch!« –

164 »Hast du Angst vor unserem guten Niky bekommen? – Nein, mein Kind, ein Ritter Blaubart ist er nicht! Seine Frauenvernarrtheit ist blasse Theorie, eine Sache des Hirns; er platonisiert. Ich kenne diese Art Männer, sie haben ein so weites Herz, daß die einzelne Neigung ganz darin verschwindet, sie kommen vor Empfindsamkeit garnicht zur Leidenschaft. Gefährlich sind nur diejenigen, welche schweigen. Hast du jemals von einem Diebe gehört, der sich brüstete, daß er keinen Geldschrank unerbrochen sehen könne? – Fast habe ich den Fürsten im Verdacht, daß er seine Vergangenheit ein wenig vertuschen will. Wenn einer, so hat Niky unter seiner Gattin zu leiden gehabt; es ist etwas Pose dabei, wenn er das weibliche Geschlecht in den Himmel erhebt. Aber die Pose steht ihm gut. Also es bleibt bei der Verabredung! Grüße mir Lilly, hörst du! Und ich werde an euch denken.«

Thekla mußte sich in das Unabänderliche schicken. Alle Freude daran war ihr verdorben.

Was Leo soeben über den Fürsten geäußert hatte, fand Thekla durchaus nicht zutreffend. ›Blasse Theorie‹, wie er gemeint, war des Fürsten Frauenverehrung gewiß nicht, ein sicheres Gefühl sagte ihr das. Fürst Nikolaus nahm die Frauen ernst, gerade das war es, was ihr Eindruck machte.

Man empfand für solchen Mann jenes natürliche Vertrauen, welches Ähnlichkeit, welches die Verwandtschaft giebt. Gefühle, Empfindungen, die sonst vernachlässigt, jedem anderen Auge verborgen lagen, deckte er auf. Mit zarten Griffen verstand er auf den Saiten ihres Inneren zu spielen, sie zum Mittönen zu bringen. Vor allem hatte er eines, was so wenig Männern gegeben schien: er begriff, daß das Wertvolle, das allein Maßgebende an der Frau das Herz ist; mit verfeinerten Organen suchte er nach der Schönheit des inneren Menschen.

165 So war das Bild, das Frau Thekla sich von ihm machte, wenn sie seiner in stillen Stunden gedachte. War das Neigung? O, nein! Es fehlte dem Gefühle alles, was auch nur entfernt mit dem Sinnlichen verwandt gewesen wäre. Welche Gestalt dieser Mann hatte, welches Alter, welchem Stande er angehöre, war zufällig. Er hätte häßlich sein können, in Armut, ohne jede Auszeichnung, das würde die Züge seines Bildes für sie nur äußerlich verändert haben. Die unsichtbaren Tugenden seiner Persönlichkeit: die Zurückhaltung, die veredelte Lebensauffassung, die erlesene Kultur rangen ihr Bewunderung ab, erzeugten in ihr den Wunsch, mit diesem Manne in Freundschaft zu leben.

Sie hegte keine Angst vor dem Fürsten, in dem Sinne, wie es Leo gemeint hatte. Ihrer selbst war sie sicher, und der Lauterkeit ihres Freundes traute sie durchaus. Ein Mann der so vom weiblichen Geschlechte dachte, konnte nicht gegen eine Frau niedrige Absichten nähren.

Was Thekla fürchtete, waren die verfänglichen Umstände, das Mißverstehen, das schiefe Urteil der Welt. Ja, wenn man hätte Seele zu Seele verkehren können! Die Gesellschaft würde nicht an die Idealität ihres Verhältnisses glauben, würde in ihm den galanten Mann, den »Hausfreund bei Wernbergs«, in ihr die willfährige Frau erblicken. Sie fühlte sich nicht erhaben über solchen Klatsch. Mehr noch als für sich selbst, fürchtete sie für Leo jene niedrigen Verdächtigungen, gegen die man wehrlos war. Man sollte der Welt keine Angriffspunkte bieten!

Sehr ungern ging Frau Thekla zu diesem Lunch. Während sie sich dazu anzog und auf Lilly wartete, quälten sie allerhand Zweifel und Bedenken. Sie würde befangen sein heute in seiner Gegenwart, eine schlechte Gesellschafterin. Er würde sie gar nicht wiedererkennen, vielleicht gar auf 166 falsche Vermutungen kommen! Und zu alledem auch noch Lilly zur Beobachterin zu haben! Lilly, deren skandallüsterne Augen nur darauf zu warten schienen, daß sie sich nun endlich mal die erhoffte Blöße gebe. Je näher der Augenblick kam, wo sie aufbrechen mußte, desto unbehaglicher wurde Theklas Stimmung.

Als Lilly endlich gekommen war und erfahren hatte, daß Wernberg nicht von der Partie sei, rief sie: »Dann bist du also Strohwitwe, Thekla! Nun wollen wir dem schönen Niky mal den Kopf ordentlich warm machen!«

Fürst Nikolaus war natürlich erstaunt, als er die beiden Damen allein ankommen sah. Thekla brachte ihres Mannes Entschuldigung vor. Der Fürst bedauerte Herrn von Wernbergs Fehlen und meinte, man müsse versuchen, so gut oder schlecht wie möglich, sich zu dreien zu unterhalten.

»Nun aber wollen wir auch was sehen!« rief Lilly. »Wir sind nämlich furchtbar neugierig und auf die fabelhaftesten Dinge gespannt.«

»Dann gehen Sie einer Täuschung entgegen, meine Damen,« erwiderte der Fürst. »Ich bin Witwer. Das sorgende Auge der Hausfrau fehlt. Sie werden es zum Beispiel allsogleich erleben, daß ich so unhöflich sein muß, Sie allein zu lassen. Die Blumen sind nämlich zu spät gekommen; und was wäre ein Eßtisch ohne Blumen! Meinem Diener kann ich diese zarten Dinger doch unmöglich überlassen; er ist ein Juwel, aber ohne jeden Farbensinn geboren. Also ich muß um Verzeihung bitten. So geht es dem unbeweibten Manne!« damit verschwand er.

Lilly benutzte seine Abwesenheit, um sich eingehend im Zimmer umzusehen. »Sehr chik!« lautete ihr Urteil. »Ja, das versteht er! Ein netter Kerl ist er doch! Thekla, unter vier Augen, dir gefällt er auch?« –

167 Thekla war in den Anblick eines lebensgroßen Porträts vertieft, eine ältere Dame darstellend, das neben dem Schreibtisch auf einer Staffelei stand.

»Das ist die Fürstin?«

»Ja! Das Bild hat seine Geschichte. Es ist ein Lenbach, unter uns gesagt: großartig! Alexandrine, wie sie leibte und lebte. Sieh bloß die Pergamentfarbe. Jedes Fältchen, jede Runzel wiedergegeben! Aber unsere Alexandrine fühlte sich beleidigt; so häßlich sei sie nicht, behauptete sie, verlangte, das Porträt solle dem Meister zurückgestellt werden. Niky wollte sich und seine Frau nicht lächerlich machen und behielt das Bild, während er ihr gegenüber vorgab, es sei zurückgeschickt. Jetzt hat er's hier ausgestellt. Sie ist ihm als Lenbach jedenfalls lieber, als im Leben.«

Es that Thekla weh, Lilly so sprechen zu hören; Lilly, die dieser Frau ihre jetzige sorgenfreie Existenz verdankte. Gewiß, diese Züge, von Meisterhand gemalt, zeigten eine gewisse schroffe Härte, ohne abstoßend zu sein. Eigenart blickte daraus; unvornehm war diese Frau sicher nicht gewesen.

Es berührte angenehm, dieses Bild hier stehen zu sehen, im Zimmer des Fürsten, neben seinem Schreibtisch. So war also doch wohl Lüge, was ihm nachgesagt wurde, daß er aus Berechnung geheiratet habe. Thekla hatte das nie recht geglaubt, weil es ihr unvereinbar erschien mit seinem ganzen Wesen. Er hatte diese Frau verehrt, hatte sie geliebt in einem höheren Sinne wohl, als es die blöde Menge begreifen konnte.

»Ei, was finde ich hier!« rief Lilly, die einem Glaskästchen, das halb verborgen in einer Nische der Bücherei gestanden hatte, eine Anzahl Photographieen entnahm.

»Weißt du wer das ist?« fragte Lilly und hielt Thekla eine Photographie hin, eine Dame in großer Toilette 168 darstellend, mit bloßen Schultern, Blumen im Haar, den Mund halbgeöffnet; ein auffälliges Bild, in der Art, wie sich Artisten aufnehmen lassen.

»Das ist die Elkmeyer,« erklärte Lilly. »Ihrer Zeit eine große Sängerin. Jetzt freilich tritt sie nicht mehr auf, seit sie ihren Strumpffabrikanten geheiratet hat. So sieht sie wahrscheinlich auch nicht mehr aus. Er hat sie sehr verehrt, der gute Niky, schon fast sentimental; bis die Fürstin eines Tages dahinter kam. Du, das war eine großartige Geschichte! Er hatte der Elkmeyer ein Perlenkollier verehrt, aber nicht bezahlt. Eines Tages fällt es dem Juwelier ein, dem um sein Geld bange wurde, die Rechnung an die Fürstin zu schicken. Tableau! Ich habe Niky niemals so unglücklich gesehen. Er hat diese Elkmeyer wirklich geliebt; ich glaube, wenn sie nicht den Strumpffabrikanten genommen hätte, sie könnte jetzt Fürstin sein.«

Thekla verursachte das Gehörte ein peinlich beängstigendes Gefühl, das sie vergebens zu bekämpfen versuchte, durch den Einwand, daß es ja nur Lilly war, die so rede.

Warum war sie nur hierher gegangen? Es schwebte Unheil in der Luft.

»Nanu!« rief Lilly, Theklas Verwirrung bemerkend, »dir ist wohl alle Butter vom Brote gefallen? Ja, um himmelswillen, hast du etwa unseren Niky für einen Joseph gehalten? Dachtest wohl, weil er so schön über Würde und Tugend der Frauen zu sprechen versteht? Ich kenne das! Der liebe Gott hat die Männer eben verschieden geschaffen! Der eine trinkt und spielt, andere müssen Gedichte schreiben, manch einer läuft den Mädchen nach, und der hier raspelt Süßholz. Niky hat eine Vergangenheit, die kennt man; viel interessanter wäre es mir zu wissen, wer seine Gegenwart ist.«

169 Der Fürst kam zurück und erklärte: nun endlich könne er aufhören, Hausfrau zu spielen. Er bat die Damen, in das Eßzimmer zu treten.

Es war ein kleiner Raum, in tiefen, satten, einfachen Farben gehalten; davon hob sich licht und kühl der gedeckte Tisch in der Mitte ab, mit dem hellen, zarten Tafeltuch und dem blinkenden Krystallglas. Das Silber, das man hier und auf dem Buffet erblickte, war nicht prunkhaft, aber von feinster Arbeit. In der Mitte des Tisches stand ein Aufsatz mit prächtigen Chrysantemumblüten; aus kleinen phantasievoll geformten Gläsern blickten einzelne Orchideen erlesenster Art. Da war kein schreiender Ton, Harmonie in Form und Farbe, nichts Aufdringliches, und doch jedes einzelne Stück bis zum Griff des Messers und dem Salzlöffelchen hinab ein kleines Kunstwerk.

Während des Lunchs, mit wenigen leichten Gerichten, die schnell hintereinander serviert wurden, führte der Fürst die Unterhaltung. An der Wand hingen ein paar Landschaften aus dem Himalaja, von einem Russen gemalt. Sie gaben dem Fürsten Anlaß, von seinen Reisen zu erzählen. Er war in Persien gewesen, Indien, China und zeigte sich als gründlicher Kenner Japans. Er wußte in interessanter Weise von Reiseerlebnissen zu berichten, ohne dabei in's Renommieren zu verfallen. Lilly kam mit ihrer Absicht, ihm den Kopf warm zu machen, nicht zur Perfektion.

Thekla begann, sich zu beruhigen. Diese Umgebung in ihrer gewählten Schlichtheit, ihren gedämpften Tönen, that den Sinnen wohl; dazu die gefällige Art des Fürsten als Wirt. Er blieb doch ein vornehmer Mann! Was ging seine Vergangenheit sie schließlich an? – Sie wollte sich an das halten, was sie mit eigenen Augen sah und 170 mit eigenen Ohren hörte; das war liebenswürdig, würdevoll, edelmännisch.

Vom Eßzimmer aus begab man sich in das Atelier. Hier herrschten andere glänzendere Töne. Es war ein ziemlich geräumiger, durch Ober- und Seitenlicht hell gemachter Raum, der ehemals einem Photographen zur Werkstatt gedient hatte. Alte Perserteppiche bedeckten bunt übereinandergeworfen den Boden. Aus prächtigen Gobelins blickte hie und da ein geschnitztes oder eingelegtes Möbelstück hervor, schwer und gediegen, als Ruhepunkt für das Auge. Dazwischen Vasen, Teller, Waffen, Götzenbilder in malerischem Durcheinander. Besser noch als die Bezeichnung: Atelier, hätte der Raum vielleicht den Namen eines Raritätenkabinetts verdient.

»Großartig!« sagte Lilly, nachdem sie sich flüchtig umgesehen hatte. »Aber wo sind Ihre eigenen Sachen, Durchlaucht?«

»Dort irgendwo in der Ecke müssen ein paar liegen!«

Lilly wendete eine Leinewand um. Der Kopf eines alten Mannes kam zum Vorschein. Es war Kunstfertigkeit und Geschmack in der Studie, aber keine wirklich originelle Note.

»Wenn es nicht so furchtbar abgedroschen klänge,« meinte Lilly, »würde ich sagen: Sie haben enorme Fortschritte gemacht in den letzten Jahren.«

»Ja, ich gebe mir Mühe, und hie und da glückt mir auch mal was. Wenn es nur bessere Modelle gäbe! Nur, wenn man sich für ein Gesicht interessiert, kann was daraus werden.«

»Und malen Sie gar nicht mehr Akt, Durchlaucht?« forschte Lilly.

»Da habe ich erst recht nichts Gescheites zur Verfügung.«

171 »Schade! Ich denke mir das gerade am interessantesten.«

Lilly ging umher, nach weiteren Sehenswürdigkeiten suchend. Der Fürst bat Thekla, auf einer Ottomane Platz zu nehmen. Er rückte sich selbst einen Sessel heran, und erklärte ihr an einer japanischen Vase, wie Cloisonné hergestellt werde.

»Ach!« rief Lilly plötzlich. »Hier ist ja der reizende Franzose wieder, den ich mir neulich nicht ansehen durfte.« Damit vertiefte sie sich in eine Mappe.

Der Fürst vergewisserte sich durch einen schnellen Blick, ob Lilly beschäftigt sei, rückte dann näher an Thekla heran und sagte halblaut in dringlich hastigem Tone, den sie zum ersten Male von ihm hörte: »Wenn ich Sie malen dürfte! Das wäre der Mühe wert! Könnten Sie sich nicht entschließen? Was ist denn weiter dabei! Würden Sie das nicht für mich thun?«

Frau Thekla schwieg, befremdet durch die eigentümliche Art, wie er sie dabei halb verlegen, halb zudringlich anlächelte. Was sollten ihr diese wärmeren Blicke, diese intime Art, die Stimme zu senken, als habe er ihr etwas zu beichten? –

Er fuhr fort, näher noch, vertraulicher, mit Blick und Gebärde schmeichelnd: »Wenn Sie einmal kämen, allein – wir könnten eine Zeit verabreden! Ich würde dafür sorgen, daß niemand da wäre! Keine Menschenseele dürfte etwas wissen. Es müßte eine Überraschung sein für Ihren Gatten. Wenn es gut wird, schenke ich ihm das Bild.« –

Thekla wollte sprechen, brachte es aber nur zu einer unbewußten Bewegung der Abwehr. Wie gebannt mußte sie ihm in's Gesicht starren.

Er richtete sein Auge flehend zu ihr empor, stammelte, als wisse er nicht mehr, was er sage: »O bitte, bitte, thuen 172 Sie das für mich! Niemand merkt's! Es ist die einzige Möglichkeit so! Ich – ich würde ja . . . . . . Eher lasse ich mir die Zunge ausreißen, als Sie zu verraten. Für ein solches Glück läßt man sein Leben!« –

Er wurde unterbrochen durch Lilly. Sie stieß auf einmal einen Ruf aus, der ebensogut Entzücken wie Abscheu ausdrücken konnte. »Nein, wirklich, Durchlaucht – diese Sachen sind originell – aber, ich würde sie nicht so offen herumliegen lassen! Für Kinder und junge Mädchen ist das nichts.«

»Kinder habe ich nicht – und junge Mädchen – – Sie, Lilly, sind das erste, das hier eintritt!«

Lilly wand sich vor Lachen. »Nettes junges Mädchen! Alte Schachtel wollten Sie sagen, Fürst!«

Thekla gewann darüber Zeit, sich wenigstens äußerlich von ihrem Schrecken zu erholen. Sie erhob sich und sagte: es sei Zeit zu gehen; sie habe ihren Jungen zu Haus, den sie nicht gern den Dienstboten überlasse. Sie wunderte sich selbst, woher sie Kälte und Überlegung zu einem solchen Abgang hernahm. Ja, sie dankte dem Fürsten sogar, als er ihr zum Abschied die Hand küßte, für die liebenswürdige Aufnahme.

Auf dem Rückwege schwatzte Lilly unaufhörlich, über die Elkmeyer, die Fürstin, die Einrichtung. Thekla sagte mechanisch »ja« zu allem. Ihre Seele zitterte in Wehmut. Wieder einmal war ihr etwas scheinbar Hohes und Gutes, daran sie ihr Herz gehangen, grausam zerstört worden.

* * *

173 Frau Thekla stand in der nächsten Zeit völlig unter dem Eindrucke dieses Erlebnisses. Nach Außen hin freilich ließ sie sich nichts anmerken von Unruhe und Verwirrung. Sie nahm sich zusammen, denn sie wußte, daß jetzt alles darauf ankomme, die Fassung zu wahren, den Kopf kühl zu behalten. Vor allem durfte ihr Mann nichts merken. Das war eine Sache, die zwischen ihr und dem Fürsten allein ausgekämpft werden mußte.

So dachte sie in ihren mutigen Augenblicken; aber sie hatte auch Stunden, wo sie kleinlaut war. Sie quälte sich mit Selbstvorwürfen; Thorheit, kindische Leichtgläubigkeit warf sie sich vor. Vieles hätte sie warnen können! Sie hatte doch genug Erfahrungen gesammelt; sie hätte doch wissen müssen, was die Triebfedern männlicher Zuneigung sind! Einem Manne Entsagung zutrauen, in dem, worin kein Mann entsagen will? – Wo hatte sie nur ihren Verstand gehabt! Jeder Mann schätzte die Frauen so ein, wie sich die Frauen ihm gegenüber gezeigt hatten, das wußte sie doch längst. Wie konnte sie Achtung verlangen, von einem Manne mit solcher Vorgeschichte? Sie vergaß ganz, daß sie von dieser Vorgeschichte erst in allerletzter Zeit etwas erfahren hatte.

Sie haßte ihn nicht; eher that er ihr leid. Sie hätte weinen können über ihn. Scham erfüllte sie für sich selbst, für ihren Mann, Schmerz, daß es so traurige Dinge in der Welt gab. War es denn nicht, als solle ihr eine Illusion nach der anderen aus dem Herzen gerissen werden? Freundschaft zwischen Mann und Weib, ein Verhältnis, wie sie es geträumt hatte, rein von Begierden, auf Zartgefühl allein und Vertrauen gegründet, gab es nicht. Das Innere des wohlerzogensten vornehmsten Mannes war erfüllt von geheimen Lüsten, die nur auf den geeigneten Augenblick warteten, um tigerartig hervorzubrechen.

174 Wie mußte es in der Brust eines Menschen aussehen, der mit solchen Absichten umherlief! Nun war es ja ganz klar, daß auch er eine Maske trug; sie war feiner und geschmackvoller vielleicht als bei manchem Anderen, aber ein falsches Gesicht blieb es doch.

Sein wahres Gesicht hatte er ihr neulich gezeigt. Noch jetzt hätte sie sein Mienenspiel malen können. Wie das böse Gewissen sich da verraten hatte! Wie er in einem Augenblicke, da er bestricken wollte, auf einmal häßlich erschienen war, ohne es zu wissen. Sein Lächeln eine Grimasse, der Mund, der schmeicheln und bitten wollte, gewandelt zum kahlen Ausdrucke der Gier.

Wie da aller Putz von einem Menschen abfiel, wenn man ihn in diesem Lichte sah! Wo blieben da Grazie und Eleganz? Alles, was ihr bisher so kleidsam erschienen war an dem Fürsten, verlor an Wert, erschien hohl und gemacht. Er war ein Lebemann, gewissenlos und abgefeimt, höchstens durch ästhetisches Empfinden vor der äußersten Roheit bewahrt.

Wenn man sich überlegte, was gehörte dazu für Stirn: ein halbes Jahr in einer Familie zu verkehren, als Freund und Vertrauter, mit der Absicht dieses Familienleben zu zerstören! An sich selbst wollte sie dabei gar nicht mal denken, an die Schmach, die es für sie bedeutete, daß solche Wünsche hatten heranreifen dürfen. Sie dachte an ihr Kind, sie dachte vor allem an ihren Mann. Das schwerste Unrecht war an Leo begangen worden. Ihm hatte man unter der Maske der Freundschaft die tödlichste Beleidigung anthun wollen, ihn da treffen wollen, wo der Mann am empfindlichsten ist, in der Ehre seines Hauses.

Sie fühlte in sich eine ganz neue Zärtlichkeit erwachen für ihren Mann. Ein solches Ereignis mußte kommen, um es ihr zu Gemüte zu führen: daß er ihr Beschützer sei! 175 Sie war ihm dankbar dafür, sich also geborgen fühlen zu dürfen. Es lag etwas Gutes in dem Gedanken, daß, wenn es zum Äußersten kommen sollte, er sie verteidigen würde. So war es von Natur geordnet, vom Anfang der Dinge her, daß der Mann eintrat für die Frau. Aber dieses Äußerste sollte nicht geschehen; unnütz wollte sie nicht seine Hilfe anrufen, leichtsinnig nicht ihn in Gefahr bringen. Allein das Bewußtsein, diesen Rückhalt zu haben, gab Beruhigung und Sicherheit.

Und der Sicherheit bedurfte sie jetzt mehr denn je. Fürst Nikolaus stellte seine Besuche keineswegs ein. Hatte er sie denn nicht verstanden? War er so grob veranlagt, nicht zu erkennen, wie er sie beleidigt habe? Oder war er so schamlos, sich aus seiner Niederlage nichts zu machen? –

Es kam eine schwere Probezeit für Frau Thekla. Sie mußte die einmal begonnene Rolle durchführen. Sie hatte zuvorkommend zu sein dem Fürsten gegenüber, mußte seinen Worten aufmerksam Gehör schenken, sollte antworten, lächeln, erfreut und geehrt erscheinen durch seine Gegenwart, wie es der Wirtin zukam. Hätte sie das nicht gethan, würde Leo sofort getadelt haben, daß sie ihre Pflichten vernachlässige, ja sein Verdacht wäre schließlich rege geworden. Wie demütigend das war! Womöglich machte ihr Benehmen den Fürsten sicher, erweckte falsche Hoffnungen in ihm.

Aber es gab noch Mittel der Aufklärung, kaum merkliche Nuancen des Tones, um ihn zu verständigen, daß ihre Zuvorkommenheit nichts sei als Höflichkeitszwang, daß das Herz nicht das geringste damit zu schaffen habe.

War es die ungünstige Beleuchtung, in die er sich selbst gestellt hatte; es kam Frau Thekla vor, als habe der Mann in jeder Beziehung eingebüßt. Es schien 176 etwas unruhig Zerfahrenes in sein Wesen gekommen. Bald war er befangen und zerstreut, dann wieder unmotiviert lustig und gesprächig. Wo war sein Takt hin, seine Zurückhaltung, seine Diskretion? Suchte sie neuerdings hinter jedem seiner Worte, in jeder seiner Mienen etwas? Vielleicht! Sie konnte das Gefühl nicht loswerden, daß alles an ihm Absicht sei, daß er in Gedanken und Wünschen mit Zähigkeit einem bestimmten Ziele zustrebe.

Er sah es nicht, wollte es nicht sehen, daß es nichts für ihn zu hoffen gebe. Seine unsicheren, lauernden Blicke voll mühsam verhehltem Verlangen, verrieten ihn, sagten ihr, daß es noch zu einer endgiltigen Auseinandersetzung kommen müsse zwischen ihnen.

Leo Wernberg, der noch verschiedenen Leuten Gegeneinladungen schuldig zu sein glaubte, gab am Schlusse der Wintersaison eine verspätete Gesellschaft. Frau Thekla bat ihren Mann, daß er den Fürsten, der ja eigentlich keine Einladungen in Privatgesellschaften annahm, dabei auslassen möge. Aber Leo wollte ihn haben; gerade um der Gesellschaft zu zeigen, daß sein Haus auch darin eine Ausnahme mache. Er hatte seinen Mann richtig taxiert; triumphierend konnte er Thekla mitteilen: Fürst Niky habe ihm erklärt, mit dem größten Vergnügen werde er kommen.

Es war selbstverständlich, daß der Fürst die Dame des Hauses zu Tisch führte. Frau Thekla wußte das, es erfüllte sie mit geheimem Unbehagen. Wie viele neugierig neidische Augen gab es nicht an solchem Abende! Würde sie die Kraft haben, ihre Rolle durchzuführen, ohne sich eine Blöße zu geben?

Ihre Besorgnis schien umsonst gewesen zu sein. Fürst Nikolaus verhielt sich durchaus zurückhaltend. Ja, dafür, daß man sich in Gesellschaft befand, war er fast zu nachdenklich und schweigsam. Sie mußte bei Tisch einige 177 Male das Wort an ihn richten, damit die Unterhaltung nicht gänzlich verstumme.

Nach dem Souper sah sie ihn nicht wieder; er hatte sich in das Rauchzimmer begeben. Am Schlusse der Gesellschaft tauchte er erst wieder neben ihr auf.

Frau Thekla stand im letzten Zimmer der ganzen Flucht, damit die Abschiednehmenden sie leicht auffinden könnten. Vom Nebenzimmer her hörte man laute Unterhaltung: Leos und Lillys Stimmen waren zu unterscheiden. Aus Neugier, oder um dabei zu sein, verließen ein paar Damen, die bis dahin der Hausfrau Gesellschaft geleistet hatten, das Zimmer; Thekla sah sich plötzlich dem Fürsten allein gegenüber.

»Bleiben Sie!« sagte er hastig. »Ich muß mit Ihnen sprechen! Seit Wochen habe ich diese Gelegenheit herbeigesehnt.«

Frau Thekla, der es leicht gewesen wäre, ihm aus dem Wege zu gehen, dachte, daß das Feigheit sein würde. Sie blieb.

»Nun?« – sagte sie, und blickte ihn fest an.

Er deutete mit der Hand auf ein Sofa. Sie folgte ihm auch darin, setzte sich. Er nahm auf einem Stuhle Platz.

Thekla überblickte von ihrem Sofa aus die ganze Zimmerflucht vor sich, die Reihe der Kronleuchter, die zu Ehren der Gesellschaft brannten, den großen Spiegel im letzten Zimmer, der alles aufnahm und doppelt erscheinen ließ. Sie sah auch eine Anzahl Gäste, die einzeln oder in Gruppen, in den verschiedensten Stellungen und Mienen bei einander standen. Sie sah jedes einzelne Ding, jedes Gesicht, mit einer Klarheit, wie wir sie nur in solchen entscheidenden Augenblicken haben.

Der Fürst senkte das Haupt und sagte so leise, daß 178 sie Mühe hatte, ihn zu verstehen: »Sie haben mir noch keine Antwort gegeben, und sind auch nicht gekommen.« –

»Durchlaucht haben Sie mich wirklich nicht verstanden?«

»Wie kann ich? Sie schwiegen ja!«

»Ich traute Ihnen wenigstens Klugheit zu, Fürst, wenn ich auch an Ihrem Takt irre geworden bin.«

»Sie sind sehr hart!«

»Viel zu schwach bin ich gewesen. Ich bedaure das jetzt von ganzem Herzen.«

»Gnädige Frau, ich habe neulich nicht zu Ende sprechen dürfen. Ich glaube kaum, daß Sie mich verurteilen würden, hätten Sie mich ausgehört. Haben Sie Nachsicht mit mir! Ich hätte Ihnen so vieles zu beichten. Ich bin ein sehr unglücklicher Mensch. Sie würden Mitleid haben, das weiß ich, wenn Sie alles wüßten.«

»Ich weiß alles. Ich brauche nichts weiter, um Sie zu kennen.«

»Sie müßten Mitleid haben mit mir, und Mitleid ist der erste Schritt zu . . . . . .«

»Entweihen Sie das Wort nicht, Fürst!«

»So nennen wir es Freundschaft! – Gnädige Frau, wir sind doch Freunde! Haben Sie es denn nicht längst empfunden, diese Beziehung der Seelen zwischen uns. Mit elementarer Gewalt hat mich's ergriffen vom ersten Augenblicke an. Und auch Ihnen ist es so ergangen. Welchen Namen wir dem geben, ist gleichgiltig. Wenn ich sagte, daß Frauendienst meine Religion sei, müssen Sie doch heraus gefühlt haben, welche Göttin ich meinte. Ja, ich verehre die Frauen, das ist nicht gelogen! Aber, gnädige Frau, alle Strahlen der Zuneigung müssen sich schließlich in einem Punkte treffen; in einer einzigen Person findet man sein Ideal. Jedem Menschen ist im 179 Leben nur einmal die große Liebe beschieden. Für mich ist die Zeit nun erfüllt; ich liebe. Liebe aber hat ihre Gesetze für sich. Liebe kennt keine Bescheidenheit, ebenso wenig, wie das Feuer Bescheidenheit kennt. Liebe ist, wie uns die Schrift lehrt, sanftmütig und glaubt alles. Sie hofft und fordert aber auch alles.«

Frau Thekla blickte ihn mit großen Augen starr an; noch nie hatte sie eine ähnliche Sprache vernommen. Dieser Mensch schien bei voller Besinnung. Er sprach zusammenhängend, zuckte mit keiner Wimper, schien nach einem wohlüberlegten Plane zu handeln. In seinen Augen loderte dabei das tiefe Feuer der Leidenschaft.

Grausen erfaßte Thekla. Lieber mit einem Verbrecher allein!

Sie erhob sich, er gleichzeitig. »Durchlaucht!« sagte sie mit bebender Stimme, »ich will nichts gehört haben. Wenn ich meinem Mann nur ein Wort davon hinterbrächte, ich weiß nicht – oder vielmehr, ich weiß genau, was er thäte.«

Der Fürst schwieg einen Augenblick, überlegte und lächelte dann. »Gnädige Frau, erstens werden Sie Ihrem Manne nichts sagen; das sähe Ihrem Herzen nicht ähnlich. Und dann – meinen Sie, daß ich mich fürchte? Ein anderes Schriftwort, das ich über alles liebe, lautet: ›Furcht ist nicht in der Liebe.‹ Man stirbt, was ist weiter dabei! Liebe ist eine große Sache, die größte in der Welt, wichtiger als das Leben! Lieber tot, als dieses langsame Sichverzehren in der Glut von Wünschen, die keine Erhörung finden. Verraten Sie mich! Ich werde mich mit kaltem Blute stellen. Aber ich weiß, daß Sie das nicht thun werden. Ihr Herz ist mir viel freundlicher gesinnt, als Sie selbst es ahnen.«

»Fürst, ich beginne, an Ihrem Verstande zu zweifeln!«

180 Die Unterhaltung im Nebenzimmer endete mit einem schallenden Gelächter. Fürst Nikolaus nahm plötzlich eine völlig veränderte Miene an. Die Hausfrau war gleich darauf umringt von Leuten, die Abschied nahmen. Sie mußte wohl ein Dutzend Mal hören, wie reizend es bei ihr gewesen sei.

Das zu ertragen, wo sie am liebsten sich verborgen hätte in dem entferntesten Winkel, um sich auszuweinen vor Zorn und Scham! –

Zuletzt waren nur noch sie, Leo und der Fürst im Zimmer. Er wagte es, in Gegenwart ihres Mannes zu bleiben! – Sie wußte nicht mehr, was sie denken sollte! Völlig erschöpft ließ sie sich nieder. Die Spannung war unerträglich, wirkte wie körperlicher Schmerz, sodaß sie sich zusammen nehmen mußte, nicht zu schreien.

Leo forderte den Fürsten auf, doch noch ein wenig Platz zu nehmen; denn nun komme ja das Netteste: das Durchhecheln der Gäste.

Fürst Nikolaus meinte lächelnd, da er doch auch zu den Gästen gehöre, wolle er lieber gehen, damit man Gelegenheit hätte, auch ihn vorzunehmen. Natürlich widerstritt Wernberg; er habe den Fürsten bisher für etwas anderes gehalten, als einen Gast in seinem Hause.

Aber die gnädige Frau sehe etwas abgespannt aus, sagte der Fürst, mit teilnahmvollen Blicken auf Thekla, und verbeugte sich vor ihr. Sie reichte ihm die Hand, ohne ihn anzusehen. Er drückte einen Kuß darauf. Wernberg geleitete ihn hinaus.

Frau Thekla saß wie träumend. Es war, als sei ihr alles gelähmt: der Körper, das Denken, der Wille. Die Dienerschaft begann in den anderen Zimmern aufzuräumen. Mit fragendem Blick nahte sich Hedwig; wollte denn ihre gnädige Frau heute gar nicht zu Bett gehen? –

181 Wernberg kam zurück. »Was, du bist noch auf, Thekla! Ich glaubte, du schliefest längst! Du – er blieb schließlich! Wir haben noch eine zusammen geraucht. Er ist doch ein selten liebenswürdiger Mann! Über alles Kleinliche erhaben. – Das thut wohl, sich mal mit so einem auszusprechen. Wir denken eigentlich über die meisten Dinge ähnlich. Geradezu lächerlich, diese Übereinstimmung! – Aber nun gehe zu Bett, Kind! Du siehst aus, als hättest du eine Kalkwand verschluckt.«

Thekla erhob sich. Ja, sie wollte zu Bett gehen.

 


 


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