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Pseudolus kommt betrunken und einen Kranz auf dem Kopfe.
Pseudolus. Was das? Geht es so zu? So steht doch, ihr Füße!
Ihr wollt wohl, daß Jemand vom Boden mich aufhebt?
Denn fürwahr, wenn ich jezt falle, – 's ist eure Schuld.
Wollt ihr nicht weiter fort? Habe heut viel zu thun.
Am Wein ist's ein mächtiger Fehler: er packt uns
Zuerst an den Füßen, ein tückischer Ringer.
Jezt geh' ich durchnäßt, wohlbefrachtet nach Hause:
So hat man mit leckeren Speisen gar sauber,
Gar festlich am festlichen Ort uns bewirthet.
Was soll ich viel Umschweife machen? Das ist's ja,
Warum der Mensch das Leben liebt.
Da liegt alle Lust, alle Anmuth des Lebens,
Da fühlt man den Göttern zunächst sich verwandt:
Wenn der Freund umarmt die Freundin, wenn sich Lippe drängt an Lippe,
Wenn sie, Kuß auf Kuß, bei süßem Zungenspiele sich umfassen,
Wenn sich Busen drückt an Busen, und die Körper sich verschlingen,
Reicht die Freundschaft uns mit zarter Hand den süßen Wonnebecher.
Keiner ist dem Andern dort verhaßt, man hört kein thöricht Wort;
Salben, Wohlgerüche, Bänder, Kränze gibt's in Menge da.
Auch mit andrer Kost wurde nicht gespart:
Daß Niemand mich frage!
So hab' ich und mein junger Herr den Tag in frischer Luft verlebt.
Nachdem ich nun mein Werk nach Wunsch vollbracht, der Feind geschlagen war:
Da ließ ich sie zechend und liebend am Tische
Zurück bei den Mädchen, dabei auch mein Liebchen;
Sie freuten sich herzlich, und thaten sich gütlich.
Doch als ich hinauswill, verlangt man, ich solle
Was tanzen: ich schicke mich an, nach der Regel
Recht kunstgerecht zu tanzen; denn den jonischen TanzDie jonischen Tänze waren ihrer Ausgelassenheit wegen berüchtigt. Danz. versteh' ich gut.
So schritt ich denn zum Spaß einher in meinem langen Kleide.
Da klatschen Manche, rufen mich, ich solle wiederkehren.
Wiederum fing ich an, mich im Kreis umzudreh'n,
Und gab mich meinem Liebchen, mich zu küssen. Da –
Bei einer Wendung fall' ich, und – dies war das Ende von dem Lied.
Als ich aufsteh'n wollte, pfui!
Hätt' ich fast den Mantel mir beschmuzt.
Große Heiterkeit erregte das;
Und man reichte mir, des Falles wegen,
Einen Becher Weins; ich trank.
Gleich wechsl' ich den Mantel, und thu' ihn bei Seite,
Und ging hier heraus, mir den Rausch zu vertreiben.
Nun zu meinem alten Herrn, an unser Bündniß ihn zu mahnen!»An unser Bündniß ihn zu mahnen,« ihn daran zu erinnern, was er mir nach unserem Uebereinkommen schuldig sei.
(er ruft gegen das Haus zu)
Aufgemacht! Frisch, aufgemacht! He! Sagt dem Simo, daß ich da sei.
Simo. Pseudolus.
Simo. Das Geschrei des Halunks treibt mich aus dem Hause.
Aber wie? Was ist das? Seh' ich recht? Seh' ich dich?
Pseudolus. Pseudolus, deinen Knecht, trunken und bekränzt.Es war den Sklaven nicht erlaubt, sich zu bekränzen.
Simo. (bei Seite)
Wahrlich, der nimmt sich sehr viel heraus! Wie er da
Steht, der Bursch! Zeigt er, weil ich es bin, größ're Furcht?
Red' ich ihn gütig an, oder mit Ungestüm?
Aber das, was ich hier trage,
(er zeigt auf den Geldbeutel) das wehrt mir jezt
Hart zu sein, wenn ich mir was davon retten kann.
Pseudolus. Ein verworfner Mann grüßt den besten Mann.
Simo. Guten Tag, Pseudolus! (Pseudolus taumelt gegen Simo)
Pfui! An's Kreuz mit dir!
Pseudolus. Was fluchst du mir?
Simo. Was, (Schwerenoth!) was rülpsest du mir in's Gesicht?
Pseudolus. Halte mich doch recht sanft, daß ich nicht fallen kann.
Siehst du nicht, wie durchnäßt ich zu dir komme, Herr?
Simo. Ist es nicht unverschämt, daß du so keck am Tag
Trunken mit einem Kranz schwärmst umher?
Pseudolus. So beliebt's.
Simo. Was? Beliebt's? Rülpsest mir wiederum in's Gesicht?
Pseudolus. Eine Lust ist mir das. Laß mich so! Geh nur weg!
Simo. Bösewicht, du könntest, glaub' ich,
Wohl von Campania's reichsten Weinärnten vier
In Einer Stunde trinken.
Pseudolus. Wenn es Winter ist.
Simo. Da hast du Recht. Doch sage mir:
Wo der Ort, da du dein Schiffchen so stark beludst?
Pseudolus. Eben erst trank ich recht wacker mit deinem Sohn.
Das macht sein Mädchen: diese sizt
Frank und frei bei ihm.
Simo. Bist ein arger Schelm.
Pseudolus. Aber, Simo, den Kuppler prellten wir
Tüchtig: that ich nicht, was ich dir gesagt?
Simo. Was du thatst, alles das weiß ich der Reihe nach.
Pseudolus. Was also säumst du, mir das Geld zu geben?
Simo. Du hast Recht: da nimm!
(er gibt ihm das Geld)
Pseudolus. Aber du sagtest doch früher immer nein,
Und gibst mir's doch?
Simo. Du lachst? Was ist's? Du nimmst das Geld von deinem Herrn?
Pseudolus. Mit frohem Sinn, mit Herzenslust.
Simo. Nun, wolltest du nicht von dem Gelde, mein Freund, doch einen Theil mir erlassen?
Pseudolus. Wohl wirst du mich geizig schelten: es sei! Ich denke dich nicht zu bereichern.
Simo. Nie hätt' ich geglaubt, nie, daß ich vor dir als Bittender Einmal erschiene.
Pseudolus. Mit dem Mantel belaste dich jezt: komm mit!
Simo. Warum mich belasten?
Pseudolus. Du folgst mir.
Simo. (bei Seite)
Was soll ich mit dem anfangen? Er nimmt mir das Geld, und spottet noch meiner?
Pseudolus. Die Gewalt thut weh! Den Rücken herum!
Simo. Ach, ach! So laß doch ab! Es schmerzt.
Pseudolus. Wenn's dich nicht schmerzte, schmerzte mich's.
Auch fände mein Fell nicht Gnade vor dir,
Hätt' ich meinen Plan heute nicht ausgeführt.
Simo. Wenn ich lebe, kommt die Zeit, da ich an dir mich rächen werde.
Pseudolus. Was drohst du mir denn? Mein Rücken ist hart, kann wohl aushalten die Schläge.
Simo. Schon gut. (er will gehen)
Pseudolus. Kehr' um!
Simo. Umkehren warum?
Pseudolus. Kehr' um; du wirst nicht angeführt!
Simo. Ich komme zurück.
Pseudolus. Geh, zeche mit mir!
Simo. Mit dir?
Pseudolus. Thu, was ich befehle:
Denn gehst du, bekommst du die Hälfte von mir, auch wohl noch drüber.
Simo. Ich gehe.
Geleite mich, wohin du willst.
Pseudolus. Wie steht es nun?
Zürnst du mir des Handels wegen, oder deinem Sohne, Simo?
Simo. Durchaus nicht.
Pseudolus. So komm denn.
Simo. Ich folge. Doch lade
Zugleich auch die Zuschauer ein.
Pseudolus. Diese pflegen
Mich nicht einzuladen; so lad' ich auch sie nicht.
(an die Zuschauer sich wendend)
Aber wenn ihr klatschen wollt
Uns, den Spielern, und dem Stücke,
Lad' ich euch auf morgen ein.