Plautus
Pseudolus
Plautus

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Erster Act.

Erste Scene.

Kalidorus. Pseudolus.

Pseudolus. Würd' ich aus deinem Schweigen klug, könnt' ich daraus
Entnehmen, welcher Kummer dir am Herzen nagt,
So spart' ich gern zwei Menschen eine Mühe, Herr,
Ich brauchte nicht zu fragen, und du brauchtest nicht
Antwort zu geben. Aber weil dies nun einmal
Nicht möglich ist, so bin ich nothgedrungen, dich
Zu fragen. Gib mir denn Bescheid: was ist es, daß
Du schon so viele Tage ganz betrübt den Brief
Mit dir herumträgst, und mit Thränen ihn beströmst,
Und keinem Menschen deines Herzens Rath vertraust?
Sprich, daß ich wisse so wie du, was ich nicht weiß.

Kalidorus. (den Brief seiner Geliebten in der Hand haltend)
Erbärmlich elend bin ich, Freund.

Pseudolus.                                             Zeus wolle dich
Davor bewahren!

Kalidorus.                   Das gehört nicht vor den Zeus:
Ich bin der Venus unterthan, und nicht dem Zeus.

Pseudolus. Darf ich es wissen, was es ist? Ich war ja sonst
Bei deinen Unternehmen dein geheimster Rath.

Kalidorus. So denk' ich heut noch.

Pseudolus.                                     Laß mich wissen, was dir ist:
Ich helfe thätig, diene dir mit gutem Rath.

Kalidorus. Lies diesen Brief hier, und entnimm dir selbst daraus,
Welch herbes Leid, welch bittre Sorge mich verzehrt.
(er übergibt ihm den Brief.)

Pseudolus. (besieht den Brief)
Ich will dir folgen. Aber was ist das?

Kalidorus.                                                   Wie so?

Pseudolus. Mir dünkt es, diese Lettern geh'n auf Kinder aus;
Sie hocken auf einander.

Kalidorus.                               Treibst wohl Spaß mit mir.

Pseudolus. Wenn mir SibyllaSibylla oder eine der Sibyllen. Die Sibyllen waren heilige Frauen, deren Geschäft es war, die Zukunft zu enträthseln und zu denken. diese Zeilen nicht erklärt,
So wüßt' ich Niemand, der sie mir enträthselte.

Kalidorus. Was sprichst du denn von dieser lieben Schrift so schlecht,
Vom liebsten Briefe, den die liebste Hand mir schrieb?

Pseudolus. So haben auch die Hühner Hände wohl? Bei Gott!
Denn dieses schrieb ein Huhn.

Kalidorus.                                         Du bist mir widerlich.
Lies, oder gib den Brief zurück.

Pseudolus.                                           Ich les' ihn. Da
Richt' hin den Geist!

Kalidorus.                         Der ist nicht hier.

Pseudolus.                                                     So ruf' ihn her.

Kalidorus. Ich schweige; rufe du ihn aus dem Brief hervor;
Da steckt mein Geist jezt wirklich, nicht in meiner Brust.

Pseudolus. (sieht in den Brief)
Dein Mädchen seh' ich, Kalidor.

Kalidorus. (fährt aus seiner Zerstreuung auf)   Wo ist sie? Gott!

Pseudolus. Im Briefe liegt sie hingestreckt auf dem Papier.

Kalidorus. (erzürnt)
Daß dir die Götter, so groß du bist –

Pseudolus.                                                 Das Herz erfreu'n!

Kalidorus. (wehklagend)
Wie eine Sommerblume, blüht' ich kurze Zeit;
Schnell bin ich aufgegangen, schnell bin ich verblüht.

Pseudolus. Bis ich den Brief durchlese, – still!

Kalidorus.                                                           So lies ihn doch!

Pseudolus. (vorlesend)
»Phönicium wünscht ihrem Liebling Kalidor
Durch diesen Brief, den Boten ihrer Liebesnoth,
Viel Heil, und wünscht auch ihrerseits viel Heil von ihm
Mit Thränen, angstvoll im Gemüth, in Herz und Brust.«

Kalidorus. Weh, wehe! Nirgends find' ich Heil, mein Pseudolus,
Es ihr zu senden.

Pseudolus.                   Welches Heil?

Kalidorus.                                           Ein silbernes.

Pseudolus. Für ein papiernes denkst du denn ein silbernes
Ihr zuzusenden? Ueberlege, was du thust.

Kalidorus. Lies weiter: aus dem Briefe wirst du gleich erseh'n,
Wie schnell ich ohne Säumen Geld auftreiben muß.

Pseudolus. (liest weiter)
»Der Kuppler hat mich einem makedonischen
Hauptmann für zwanzig Minen außer Lands verkauft,
Mein Süßer! Fünfzehn Minen gab der Söldner ihm,
Bevor er wegging; bleiben jetzt fünf Minen noch.
Darüber ließ der Söldner eine Marke hier,
Sein Bildnis durch den Siegelring in Wachs gedrückt,
Daß, wer an uns die gleiche Marke bringeDie Marke ist ein Abdruck von dem Siegelringe des Hauptmanns in Wachs, welcher ihn selbst vorstellte. , mich
Sogleich an ihn ausliefern soll; der Tag hiezu
Ward festgesezt, das nächste DionysosfestDer Bacchusfeste oder Dionysien gab es mehrere. Hier sind die großen Dionysien gemeint, die man im Anfang des Frühlings, im April, feierte, und die vorzugsweise die Dionysien genannt wurden.

Kalidorus. Schon morgen, Gott! So nahe schon mein Untergang,
Im Fall du mir nicht Hülfe schaffst!

Pseudolus. (unwillig)                               So laß mich doch
Nur weiter lesen!

Kalidorus.                   Immerhin, ich lasse dich;
Denn so bedünkt mich's, als verkehrt' ich selbst mit ihr.
Lies; Süß und Bitt'res mischest du mir jezt zugleich.

Pseudolus. (liest weiter)
»Ach, unsrer Liebe trauliches Zusammensein,
Scherz, Spiel, Geschwäz, der Nektarküsse Götterlust,
Herzinniges Umarmen gleich sich Liebender,
Der weichen Lippen wonniges Zusammenspiel,
Und Auge fest an Auge, Brust an Brust gedrückt,
Ach, diese Freuden alle sind auf ewig uns
Versagt; Vernichtung, Trennung droht und Untergang,
Wenn du für mich nicht Hülfe schaffst und ich für dich.
Was mir bekannt ist, hab' ich alles dir bekannt:
Nun werd' ich sehen, wie du liebst, und ob du mir
Nur Liebe heuchelst. Lebe wohl.«

Kalidorus.                                             Klingt dieser Brief,
Mein Pseudolus, nicht rührend?

Pseudolus.                                         Auf das rührendste.

Kalidorus. Doch – weinst du nicht?

Pseudolus.                                       Steinaugen hab' ich, kann' sie nicht
Erbitten, Eine Thräne nur zu weinen.

Kalidorus.                                                 Wie
Kommt das?

Pseudolus.           An trocknen Augen litt stets mein Geschlecht.

Kalidorus. Du wagst mir nicht zu helfen?

Pseudolus.                                                 Sprich, was soll ich dir?

Kalidorus. Ach!

Pseudolus.         Ach? Mit dieser Waare bin ich wohl verseh'n;
Da dien' ich dir.

Kalidorus.                   Unglücklich bin ich, Pseudolus,
Kann nirgends Geld auftreiben.

Pseudolus.                                         Ach!

Kalidorus.                                                   Auch ist im Haus
Kein Heller.

Pseudolus.           Ach!

Kalidorus.                   Und morgen will der Söldner mir
Das Mädchen holen lassen.

Pseudolus.                                   Ach!

Kalidorus.                                           So hilfst du mir?

Pseudolus. Ich gebe, was ich habe. Denn von Ach und Weh
Ist eine große Fülle stets in meinem Haus.

Kalidorus. Heut ist's um mich geschehen. Aber kannst du mir
Jezt nicht ein einzig Drachmenstück bis morgen leih'n?

Pseudolus. Ich glaube kaum, selbst wenn ich mich verpfändete.
Was willst du mit der Drachme denn?

Kalidorus.                                                   Will einen Strick
Mir kaufen.

Pseudolus.         Weßhalb?

Kalidorus.                           Mich daran zu hängen. Noch
Bevor es Nacht wird, weih' ich mich der Todesnacht.

Pseudolus. Und wer bezahlt dann meine Drachme mir zurück?
Du willst dich wohl vorsäzlich darum hängen, daß
Du mich um einer Drachme Werth betrügen kannst?

Kalidorus. Fürwahr, ich kann in keiner Weise leben, wenn
Man sie mir raubt und in ein fernes Land entführt.
(er weint.)

Pseudolus. Was weinst du, Schelm? Wirst leben.

Kalidorus.                                                             Weinen soll ich nicht,
Der über keines Dreiers Werth verfügen kann,
Der nirgendher auf einen Heller hoffen darf?

Pseudolus. Fass' ich des Briefes Sprache recht, so fruchtet dir,
Wofern du ihr nicht Silberthränen weinen kannst,
Die Liebe, die durch Wasserthränen sich erklärt,
So wenig, als der Regen, in ein Sieb geschöpft.
Doch nicht verlassen werd' ich dich, sei gutes Muths!
Ich werde, hoff' ich, heute noch durch redliches
Bemüh'n, wo nicht, durch einen kühnen Griff der Hand,
Dir Silberhülfe schaffen, sei's wo's immer sei.
Du fragst, woher die kommen soll? Das weiß ich nicht;
Doch kommen wird sie; zuckt mir doch das AugenliedDas Zucken und Zittern der Augenlider und der Augenbrauen galt bei den Alten für eine Vorbedeutung, daß Etwas, das man erwartete, in Erfüllung gehen werde. .

Kalidorus. Entspräche deinen Worten doch die That!

Pseudolus.                                                                   Du weißt,
Sobald ich meine Künste spielen lasse, dann,
Bei'm Herkules, dann mach' ich einen großen Lärm.

Kalidorus. Auf dir beruh'n jezt alle meine Hoffnungen.

Pseudolus. Genügt dir's, wenn ich heute noch das Mädchen dir
Verschaffe, oder zwanzig Silberminen baar
Aufzähle?

Kalidorus.       Ja, wenn's nur geschieht.

Pseudolus.                                               So frage mich
Um zwanzig Minen. Daß du siehst, ich halte dir,
Was ich versprochen, frage doch, ich bitte dich.
Mich drängt es, sie zu versprechen.

Kalidorus.                                               Willst du heute noch
Mir zwanzig Minen schaffen?

Pseudolus.                                       Ja, ich schaffe sie.
Nun sei mir nicht mehr lästig. Und damit du dies
Auch weißt, ich sage dir's zuvor, will Keiner sonst
Das Geld mir borgen, stoß' ich deinen Vater an.

Kalidorus. Erhalte dich mir der Himmel! Doch wenn du's vermagst,
– Ich acht' es nicht für Sünde – prelle die Mutter auch.

Pseudolus. Auf beiden Augen magst du deßhalb sicher ruh'n.

Kalidorus. Den Augen? Nicht den Ohren?

Pseudolus.                                                 Das ist zu gemein.
(er wendet sich an die Zuschauer)
Jezt, daß mir Niemand sage, daß er's nicht gewußt,
So thu' ich Allen, Jung und Alt, dem ganzen Volk,
Und meinen Freunden allen und Bekannten kund:
Für heute hütet euch vor mir, und traut mir nicht!

Kalidorus. Still! Schweige doch, ich bitte dich!

Pseudolus.                                                           Was ist's?

Kalidorus.                                                                             Die Thür
Des Kupplers krachte.

Pseudolus.                           Krachten seine Beine doch!

Kalidorus. Auch kommt er selbst, der eidvergess'ne Mensch, heraus.

Zweite Scene.

Der Kuppler Ballio, eine Peitsche in der Hand, kommt mit einigen Knechten aus dem Hause. Pseudolus und Kalidorus im Hintergrunde.

Ballio. Frisch! Heraus! Ihr Taugenichtse, faule, theuerbezahlte Waare,
Deren keiner je daran denkt, seinem Herrn was recht zu machen,
Die zu gar nichts nüze sind, versuch' ich's nicht in dieser Weise!
(indem er die Peitsche schwingt)
Solche Esel sah ich nie, so dick von Haut, für Schläge fühllos.
Wer sie schlägt, thut mehr sich selbst weh. Denn das ist die Art der Schelme,
Nur darauf steht all ihr Sinnen: »wo du kannst, auf, greife zu,
Raube, stiehl, iß, trinke vollauf, laufe fort.« Das ist ihr Werk.
Eher magst du Schafe bei dem Wolfe lassen, als die Wohnung
Solchen Hütern anvertrau'n.
Nach dem Ausseh'n scheinen sie nicht schlecht; in ihren Werken sind sie's.
Jezt, wofern ihr allzumal nicht achten wollt auf meine Weisung,
Und die Schläfrigkeit, die Trägheit nicht verbannt aus Brust und Augen,
Durchgebläut soll euer Fell dann bald in alle Farben spielen,
Bunter, als CampanerdeckenBunter, als Campanerdecken. Die Etrurier (und Campanien war eine Colonie von Etrurien) waren im Alterthum durch ihre Wollenweberei und Stickerei berühmt. , als die purpurfarbigen
Tapeten AlexandriensNach Plinius (8, 48) hatten die Alexandriner die Kunst erfunden, Tapeten mit den Figuren verschiedener Thiere schon auf dem Webstuhle zu verfertigen, während sie sonst erst mit der Nadel hineingestickt wurden. , mit Thiergebilden reich geschmückt.
Schon gestern sagt' ich's euch voraus, bestimmte Jedem sein Geschäft;
Ihr aber seid so säumig, seid so niederträchtig, so verrucht,
Daß ich mit Peitsch' und Knute stets an eure Pflicht euch mahnen muß.
Ihr denkt, mit eurem Felle siegt ihr über das
(er zeigt auf die Peitsche)                             und über mich.
Bei'm Pollux, euer Leder soll nicht härter als dies Leder sein.
(er bemerkt, daß die Knechte sich gleichgültig und unachtsam gebehrden)
Sieh, ihnen wurmt was Andres. Auf, gebt Acht, und sperrt die Ohren auf;
Hört, was ich euch verkünde, ihr zu Peitsch' und Stock verdammtes Volk!
(er schlägt einen Knecht)
Wie nun? Thut's weh? So geht es, wenn der Knecht den Herrn verachtet.
Hier stellt euch alle vor mich her, und merkt auf meine Worte.
Du mit dem Krug, geuß Wasser ein, und mach geschwind den Kessel voll!
Dich mit dem Beile stell' ich an, das Holz zu hau'n.

Der Knecht. (zeigt ihm das Beil)                                       Das ist ja stumpf.

Ballio. Sei's immerhin; so seid auch ihr stumpf alle gegen Schläge;
Doch brauch' ich drum nicht weniger zu meinem Dienst euch alle.
(zu einem andern Knecht)
Dir trag' ich auf, du fegst das Haus. Verstehst du? Schnell hinein denn!
(zu einem dritten)
Du deckst die Tafel.
(zu einem vierten)   Mache du das Silber blank, und ordn' es.
Wenn ich heim vom Markte komme, muß ich's wohlgerüstet finden:
Alles sei gedeckt, gescheuert, ausgespült und rein gewaschen.
Denn Geburtstag hab' ich heut; euch allen ziemt's, ihn mitzufeiern.
Schinken, Schwarten, Wampen, Euter laß im Wasser liegen! Hörst du's?
Große Herren will ich flott bewirthen, um für reich zu gelten.
Jezt hinein, macht schnell, den Koch nicht aufzuhalten, wann er kommt!
Ich will zum Fleischmarkt, Fische dort mir einzukaufen, was es gibt.
Bursch, geh voran, daß Niemand uns ein Loch in unsern Beutel bohrt.Man trug den Geldsack am Halse. Leute, die darauf ausgingen, zu stehlen, stießen gegen diesen Geldsack, daß er ein Loch bekam und das Geld auf die Erde fiel, wobei es dann nicht ohne Beute für sie abging. Danz.
Doch warte! Fast vergaß ich noch zu Hause was zu sagen.
(er ruft in's Haus hinein)
Hört ihr mich, ihr Dirnen?
(mehrere Mädchen treten aus dem Hause)
                                            Dieses hab' ich euch noch zu bedeuten:
Die ihr lebt in Puz und Freude, Liebelei'n und Tändeleien,
Großer Herrn berühmte Buhlen. Jezt erfahr' ich's, heut erprob' ich,
Wer von euch auf seinen Kopf hält, seinen Magen, seinen Beutel,
Wer an Schlaf denkt, wen ich einst frei lassen soll, und wen verkaufen.
Machet, daß von euren Freunden heute viel Geschenke kommen.
Schafft ihr heut nicht auf ein Jahr mir Vorrath, biet' ich euch bis morgen
Feil. Ihr wißt, mein Wiegenfest ist heute. Wo sind denn die Männer,
Deren Aug' ihr seid und Leben, honigsüßes Herzentzücken?
Laßt sie mir in hellen Haufen mit Geschenken vor das Haus zieh'n!
Sagt, wozu geb' ich euch Kleider, Schmuck, und was ihr sonst bedürft?
Schafft ihr doch mir Schaden nur, ihr Bösen! Nur nach Wein verlangt euch;
Damit nezt ihr eure Wampen, während ich hier trocken size.
Am besten ist es, Jede ruf' ich nun mit ihrem Namen an,
Daß Keine mir zur Stelle hier erklärt, es sei ihr nicht gesagt.
Jezt aufgemerkt, ihr alle!
Erst höre du, Hedylium: dir sind die Kornverkäufer hold,
Die sämmtlich Berge von Getreid' in ihren Häusern aufgethürmt:
Du schaffe mir hierher in's Haus an Früchten, was auf dieses Jahr
Für mich und meine Leute reicht, ja schaffe mir's im Ueberfluß,
Daß mich, den Kuppler Ballio, die Stadt mit anderm Namen nennt,
Und mich zum König JasonJason, der Argonaute, der das goldene Vließ holte, bezeichnet hier einen ungemein reichen Mann. Andere Ausleger denken hier an Jason, einen König von Thessalien, der zur Zeit des Epaminondas lebte. macht.

Kalidorus. (zu Pseudolus)
Hörst du, was der Galgenschwengel schwazt? Nicht wahr, der dünkt sich vornehm?

Pseudolus. Allerdings, und ist ein Schalk! Doch – schweige nun, und höre zu.

Ballio. (zu einem andern Mädchen)
Aeschrodora, die zu Freunden unsre Nebenbuhler hat,
Fleischer, die durch falschen Eid sich Geld verdienen, so wie wir,
Höre mich! Wofern ich nicht drei schwere Mulden, voll mit Fleisch,
Heut erhalte, bind' ich morgen dich an einen Fleischerkorb,
Wie des Zeus zwei Söhne Dircen an den Stier einst fesseltenZethus und Amphion, Söhne des Jupiter und der Antiope, banden Dirce, mit welcher sich Lycus vermählte, nachdem er ihre Mutter Antiope, seine Gemahlin, verstoßen hatte, an den Schweif eines Stieres, und ließen sie von ihm schleifen, bis sie zulezt in die gleichnamige Quelle bei Thebä verwandelt ward. :
Der soll, traun, ein Stier dir werden.

Kalidorus.                                                 Wüthend macht mich seine Rede.
Sollen wir den Menschen dulden, wir, die Jugend von Athen?
Wo, wo steckt die frische Jugend, die den Hof macht solchem Kuppler?
Kommt heran, verbündet euch, befreit das Volk von dieser Pest!
Doch ich bin ein blinder Thor. Wie wagten die wohl, das zu thun?
Ihre Liebe zwingt die Armen, ihm sich dienstbar anzuschmiegen,
Und verhindert sie zugleich, ihm anzuthun, was sie gelüstet.

Pseudolus. Still!

Kalidorus.           Warum denn?

Pseudolus.                                 Schlecht gehorchst du, da du mich zu hören hinderst.

Kalidorus. Schweig' ich denn!

Pseudolus.                               Ja, schweige nur, und sage nicht erst, daß du schweigst.

Ballio. (spricht fort)
Xystylis, du, deren Buhler große Schäze von Oliven
Im Hause haben, merke dir:
Wenn man mir nicht ungesäumt
Oel in vollen Schläuchen bringt,
Wirst du selbst im Schlauche morgen in die BudeDiese Bude befand sich vor dem Hause des Kupplers, und war oben bedeckt, aber sonst rings herum offen. In ihr hielt er seine Mädchen feil. fortgeschafft.
Dort erhältst du dann ein Lager, wo der Schlaf dich fliehen wird,
Wo du zum Ermatten – weißt du, was ich damit sagen will?
Schlange, die so viele Buhler hat, so reich mit Oel beladen,
Glänzt der Kopf von meinen Sklaven heute wohl durch dein Bemühen
Nur ein bischen mehr? Genieß' ich nur ein bischen fettere Speise?
Doch ich weiß, du machst dir aus dem Oele nichts; du salbst dich
Recht mit Wein. Ja, nur Geduld!
Alles bring' ich wahrlich dir mit Einmal ein, wofern du heut nicht
Alles thust, was ich gebot.
(zu Phönicium)
Aber du, die schon so lange sich von mir freikaufen wollte,
Um die Freiheit immer handelt, das Bedungne nie bezahlt,
Du Leckerbissen großer Herrn, Phönicium, dir sag' ich dies:
Schaffst du mir von deiner Freunde Gütern heut nicht allen Vorrath,
Sollst du mir, Phönicium,
Morgen mit phönicischem
LederMit phönicischem, d. i. rothem, von Blut geröthetem Rücken. in die Bude wandern.
(die Mädchen gehen in's Haus.)


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