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Harte Niederlage

Meister Haarwachs hatte die Ermahnungen oder, besser gesagt, Hetzereien der durch den Kanzlisten ebenfalls verhetzten alten Jungfer den Neujahrstag hindurch mit sich schweigend herumgetragen. Je mehr er indessen alle vermeintliche Unbill, die er von dem Schuster erlitten, sich vergegenwärtigte, um so höher steigerte sich sein Ingrimm gegen jenen, bis der Vulkan seiner Brust endlich am folgenden Tage, aber nicht gegen den Malefikanten selbst, sondern gegen seine leibliche Tochter zum Ausbruch kam.

Auch nur einen einzigen Gedanken zugunsten dieses Schusters oder dessen Sohnes in dem Innern zu hegen, nannte er ein todwürdiges, in der Bibel hochverpöntes Verbrechen und, als Kunigunde ihm solches zu widerlegen und sich zu rechtfertigen suchte, redete er sich selbst nach und nach in immer größeren Eifer und endlich sogar in eine gewisse Wut hinein. In dieser Stimmung vermochte er dann auch das von der Tante vorgeschriebene Rezept in Anwendung zu bringen.

»Du nimmst entweder den dir von mir bestimmten Mann aus dem Römer, oder ich enterbe dich und erteile dir statt meines väterlichen Segens meinen« – die Stimme stockte ihm hier ein wenig – »meinen Fluch!«

Er erschrak aber hierbei selbst vor dem Worte, faßte sich jedoch schnell und eilte zur Tür hinaus.

Die Jungfrau war wie vernichtet. So hatte sie ihren Vater noch nie gesehen und solche entsetzlichen Worte von ihm noch nie vernommen. Ihr kindliches Gefühl und ihre religiöse Überzeugung mahnten sie nun dringend, dem väterlichen Verlangen keinen weiteren Widerstand entgegenzusetzen, aber eine geheime, süß und verlockend klingende Stimme aus tiefster Brust, aus dem geheimsten Winkel des heiß schlagenden Herzens, rief ihr warnend und tröstend zu: »Halte fest an treuer Liebe, hoffe und vertraue!«

Während des Widerstreites ihrer Gefühle und des mächtigen Kampfes ihrer Gedanken flog die Stubentür auf und der Perückenmachergeselle Monsieur Pirrot, wie er sich gerne nennen hörte, trat mit leichtem Schritt in die Stube. Aus einer Schachtel, die er unter dem Arme trug, nahm er des alten Metzgers Perücke, hing sie auf den in der Ecke stehenden Schutzbock, warf dann einen verschlagenen Blick auf die ratlos dastehende Jungfrau und entfernte sich schweigend, indem er schlau und vielversprechend heimlich nickte.

Kunigunde hatte ihn gar nicht wahrgenommen. So zerrissen, wie ihr Inneres jetzt war, besaß sie für die Außenwelt weder Auge noch Ohr. Wie in schweren Träumen setzte sie sich endlich ans Fenster und starrte in die Wolken. Erst nach einiger Zeit fand sie sich wieder und suchte Fassung und Zerstreuung in häuslichen Geschäften.

Mit der Ruhe ihres Gemütes kehrte indessen die Besonnenheit auch zurück. »Ohne des Vaters Segen für dich kein Heil in dieser Welt!« so rief es zu laut in ihr, als daß sie diese ernste Mahnung hätte überhören oder betäuben können, und so neigte sie sich allmählich dem Entschlusse zu, ihren seitherigen Widerstand zu beugen und ihr Herz zu opfern.

Während die Operationen gegen das Herz Kunigundens bereits mit Erfolg ihren Anfang genommen hatten, war von dem Kanzlisten ebenfalls der Schlachtplan gegen den Schuster und dessen Sohn Rudolf entwickelt und die ersten Plänkler ins Feuer geschickt worden.

Der Stadtbaumeister mit etlichen Bauhandwerkern war im Reinhartschen Hause erschienen und hatte den durch die Feuersbrunst angerichteten Schaden eingesehen.

Genau genommen war er nicht groß. Das Bett des Lehrjungen ergab sich als verbrannt, etliche Türen waren verkohlt und an der Stiege fand man schwarze Brandflecken. Doch halten die rettenden Zimmerleute mehrere Balken der Fensterbrüstung des unteren Stockwerkes zusammengehauen und auch sonst im übergroßen Eifer noch allerhand Unfug verübt.

Reinhart ließ schon am nämlichen Tage mit Bürgermeisters Erlaubnis den Schaden einigermaßen ausbessern und seine Werkstätte in notdürftig wohnlichen Stand setzen. Mit voller Ruhe sah er daher der amtlichen Einsicht entgegen. Aber wie vom Donner gerührt fuhr er zusammen, als die Herren das Haus von unten bis oben betrachteten, wichtige Mienen annahmen, die Köpfe schüttelten und von nichts weniger als dem Abbruch des ganzen Hauses zu reden begannen.

»Das Haus hat sich vorwärts geneigt,« bemerkte der besichtigende Zimmermeister, »und wird wahrscheinlich entweder gegen das des Metzgers Haarwachs oder weiter links gegen das der Jungfer Wenkbach stürzen.«

Der nebenan stehende Maurermeister zuckte die Achseln.

»In diesem Falle sind die Beschwerden der beiden genannten Nachbarn doch wohl begründet,« fügte er hinzu, »und man wird nicht umhin können –«

»Wie?« rief der Schuster erschrocken aus, »mein Haus, das schon Jahrhunderte fest und sicher gestanden, mein alter guter Engel –?«

»Soll, weil er alt ist,« fiel ihm der Stadtbaumeister in die Rede, »den Weg gehen, den wir alle dereinst wandeln müssen. Indessen mag Er sich vor der Hand noch beruhigen, diese beiden Meister werden pflichtschuldigst berichten, worauf ich auch mein Gutachten abgeben werde. Erst dann werden die vom hochedlen Rate bestellten Bauherren verfügen.«

Die Kommission ging und ließ den armen Schuster in tausend Sorgen zurück. Soviel wußte der Alte, daß, wenn sein alter Engel durch einen neuen ersetzt werden sollte, er ein zu Grunde gerichteter Mann war.

Mißmutig saß er den Tag über an seiner Arbeit. Nichts wollte ihm fördern und alles ging verkehrt. Als der Abend hereingebrochen war und sein Rudolf vom Kontor heimkehrte, war er im Zweifel, ob er ihm die drohende Gefahr mitteilen sollte. Nach einigem Überlegen schien indessen sein heiterer Geist wieder in ihm zu erwachen.

»Es kann auch besser gehen, als ich fürchte,« murmelte er, »wozu also jetzt schon seinen Himmel trüben. Kommt das Ungewitter wirklich, so werden ihn die Donnerschläge schon früh genug aus seinem glücklichen Schlafe wecken!«

Rudolf kam, grüßte freundlich seinen Vater, ging auf seine zwei Stiegen hoch gelegene Stube und erfuhr von den Befürchtungen des Alten kein Wort. Kaum, daß er jedoch sein Hauskleid angezogen und es sich bequem gemacht hatte, als auch Gepolter auf der Stiege seinen nahenden Freund Adalbert verriet.

Mit heiterer Miene trat Adalbert ins Zimmer. Forschend fuhren seine Augen überall umher, dann an Rudolf auf und ab und endlich war: »wie geht es – nichts Neues?« seine nachlässig hingeworfene Frage.

Da ihm der Gefragte unter Achselzucken mit nichts zu dienen wußte, so setzte er sich ans Klavier, klimperte eine Weile darauf herum und lenkte endlich das Gespräch auf Musik.

»Du hast ja unlängst,« sprach er dann, als ob ihm dies so gelegentlich einfiele, »auch so ein Liedchen gedichtet, ja, ja, du hast von deinem poetischen Vater so ein wenig Reimschmiederei geerbt. Das Ding spricht so ganz deine verliebte Situation aus, daß ich dich damals bat, es in Melodie zu setzen. Bist du meinen Wünschen nachgekommen?«

Rudolf sah ihn groß an. »Wie kommst du jetzt zu dieser Frage?« entgegnete er.

»Ich bin heute einmal in einer musikalisch-poetischen Stimmung,« war die muntere Antwort. »Wie sich der Mensch so häufig keine Rechenschaft ablegen kann über Trübsinn oder Frohsinn, die von höherer Hand in seinen Busen geträufelt, den Akkord seines Daseins bedingen, so fühle ich mich auch heute, ich weiß selbst nicht, warum, zu melodischen Klängen geneigt, als ob von ihnen Glück, Heil und Segen abhinge. Laß dir darum meine Bitte nicht unangenehm sein und trage mir dein Geistesprodukt einmal vor, wenn du es nämlich in schöne Weisen gesetzt hast.«

Der Aufgeforderte lächelte voll Bescheidenheit, durch welche indessen ein gewisses Selbstvertrauen und ein wenig Stolz schimmerten. Dann holte er aus einem Pulte ein mit Noten beschriebenes Papier, legte es am Klavier auf und ließ sich daran nieder.

»Um deine Nachsicht brauche ich wohl nicht erst zu bitten,« sprach er, sanft sich neigend.

»Ach, Plaudereien!« lachte der Freund. »Fange nur einmal an, aber so recht mit Ausdruck. Denke dir dabei, daß ich eine gewisse holde, anmutreiche Person wäre. Zuvor aber erlaube mir, daß ich das Fenster ein wenig öffne; denn in deiner niederen Stube erstickt man ja vor Hitze.«

Er machte den Fensterflügel auf, Rudolf aber präludierte zuerst in stürmischen, dann in ruhigeren Harmonien, aus denen sich allmählich eine sanfte Melodie entwickelte. Hierauf sang er voll Gefühl und mit Ausdruck:

»So oft auf rosenfarbnem Licht
Der Morgen zu mir dringt,
Ein holdes Himmelsangesicht
Sich um mein Lager schwingt,
Aus dessen Augen Feuerglut
Mir freundlich strahlt: Ich bin dir gut.

Und wenn des Tages ernster Gang
Mit Sorgen füllt die Brust,
Der Arbeit rauher, wilder Drang
Verscheucht des Lebens Lust,
Dann schwebts oft tröstend her um mich
Und flüstert treu: Ich liebe dich!

Sinkt dann zur Welt die schwarze Nacht
Und deckt mit Flor sie zu;
Des Tages Mühen sind vollbracht,
Es neigt das Haupt zur Ruh,
Wie ruft's mir dann aus heil'gem Schein:
Auch in dem Traume bin ich dein!

So wie denn überall dein Sein
Vor meiner Seele schwebt.
So ist das ganze Leben mein
Ins deine eng verwebt.
Nichts trennet mehr in Raum und Zeit
Dies Bündnis für die Ewigkeit.«

Er hatte mit dem Gesange geendet, sprach dann seine Empfindungen noch in einem schmelzenden Nachspiele aus und ließ endlich die Saiten verstummen, indem er auf dem Schoße die Hände faltete und träumerisch durch die Stube blickte. Da schloß der Freund das Fenster und trat ihm mit plötzlich ernster Miene gegenüber.

»Brav gesungen,« sprach er, »gerade so, wie ich es in gegenwärtigem Moment wünschte. Deine ganze Seele lag auf den Schwingen des Liedes und flügelte dort – dorthin – du weißt ja, wo es heute mehr als jemals galt, einen sonst gut gewurzelten, aber dennoch jetzt schwankenden Baum zu befestigen, ihm eine neue Stütze zu verleihen.«

Besorgt sprang Rudolf auf. »Was willst du mit diesen Bildern sagen?« fragte er, indem leichte Blässe über sein Antlitz lief.

»So bist du,« lächelte Adalbert. »Ein leicht bewegliches Rohr, das eben so schnell dem Himmel als dem Abgrunde sich zuneigt. Indessen fasse dich; ich stehe dir treu zur Seite. Du mußt aber erfahren, wie die Sachen jetzt stehen, um danach deine Handlungen einzurichten und meine Pläne nicht zu durchkreuzen. Darum höre. Der Kanzlist spinnt wie die langbeinige Kreuzspinne feine und zarte Fäden, um seinen beabsichtigten Raub zu umgarnen. Deinem Auge, das nur für seine Liebe und nebenbei für die Kontorgeschäfte Sehkraft besitzt, wäre dieses entgangen, mir aber, der ich unbefangen wie über einem Schachspiel den Zügen zusehe, verbargen sich dessen Schliche und Kniffe nicht, obgleich mich dennoch der Teufel bald an den Haaren gehabt hätte.«

»Wie,« rief der Zuhörende erschrocken aus, »du hättest –«

»Ja, ja,« fiel Adalbert mit Humor ein, »dein Brief an das Haus bei dem Holzpförtchen war eine fatale Anweisung – doch davon später. Indessen das Papier, das ich noch gut verwahre, denke ich, soll mir dereinst ein guter Wechselbrief werden, den gewisse Leute zu deinen Gunsten einlösen müssen.«

»Was wolltest du aber mit meinem Gesange?« drängte jetzt Rudolf. »Du hast noch etwas im Rückhalt, das –«

»Dir allerdings keine Freude machen wird,« unterbrach ihn der Freund aufs neue. »Der alte Harpax hat auf Anraten seiner Herzensfreundin, der alten Jungfer, deiner Kunigunde jetzt wirklich anbefohlen, den verhaßten Kanzleimenschen zum Manne zu nehmen und ihr auf den Weigerungsfall mit seinem Fluche gedroht.«

»Das ist nicht möglich!« rief der Zuhörende voll Entsetzen.

»Weil du es bezweifelst?« versetzte Adalbert sarkastisch. »Durch meinen gewandten, aalglatten Friseur habe ich es erfahren, der das ganze Familiendrama in der Küche abgelauscht hat.«

»O, ich Unglücklicher!« seufzte jetzt Rudolf, indem er sich, aller Spannkraft beraubt, auf einen Stuhl warf. »Nun ist alles verloren. Kunigundens frommer Sinn wird des Vaters Machtgebot ehren und ihr Herz zum Opfer bringen, das meine damit zugleich brechend.«

Der Freund blickte bedauernd zu ihm nieder, dann aber faßte er stark seine Hand und zog ihn aufrecht in die Höhe.

»Darum handeln,« sprach er mit festem und bestimmtem Tone, »und das nötigenfalls mit Schlauheit und List. Eine Appellation an das Herz, wenn der fromme Sinn allenfalls zu übermächtig werden sollte. Deshalb, Freundchen, mußtest du singen, so recht tief gefühlt, damit die verwandten Saiten in dem Busen deiner Jungfrau wiederklängen. Und sie schwirrten zum himmlischen Akkorde. Das Fensterlein da drüben tat sich gleichfalls auf, und auf dem schwach erleuchteten Raume seiner Umfassung zeigte sich der Schattenriß einer lieben Gestalt, an deren sanften Neigen und Schwanken die Teilnahme an deinem Liede unschwer zu erkennen war.«

»Du gießest neues Leben in die erstarrte Brust!« entgegnete der Zuhörende, warm des Sprechenden Hand drückend.

»Habe ich denn nicht auch,« lächelte Adalbert, »soviel wieder gut zu machen, was meine tolle Laune gesündigt hat? Zwar werden sich die Berge vor uns auftürmen; allein hier baue ich auf mein Glück, das mich auch in dem heftigsten Sturme noch nicht ganz verlassen hat. Ist es mir gelungen, Kunigunde von übereilten Entschlüssen abzuhalten, dann wollen wir mit Tante und Kompagnie schon fertig werden.«

Es gelang auch seinen weiteren Reden, dem zaghaften Freunde wieder Mut und Zuversicht einzuflößen. Doch kaum war dieses geschehen, als der Vater Reinhart mit ganz verstörtem Gesicht in die Stube trat und mit zitternder Hand dem Sohne ein Papier entgegenhielt.

»Ich wollte zwar,« stammelte er, »dich mit schlimmen Botschaften verschonen. Was aber da mir eben überkommt, vermag ich nicht allein in meiner Brust zu bergen. Der Unmut, ja der Schmerz drückt es mir heraus. Die Baukommission war heute hier im Hause, und hier ist schon der Beschluß der Bauherren.«

Rudolf war über das Aussehen seines Vaters so erschrocken, daß er das dargereichte Papier gar nicht anfassen konnte. Da griff Adalbert mit sicherer Hand danach und las es durch.

»Was,« rief er dann entrüstet, »das Haus so baufällig und durch das Feuer so unterhöhlt, daß sein Einsturz zu befürchten sei?«

»Mein gutes Haus,« seufzte der Alte, »das schon Jahrhunderte gestanden hat und noch Jahrhunderte stehen wird!«

»Die Klagen der Nachbarn,« fuhr der Student zähneknirschend fort, »des Metzgers und der Tante, die der verdammte Advokat Frosch angebracht hat, sind als begründet erachtet und soll mit dem Morgen des kommenden Tages das Haus zur Verhütung größeren Unheils – welch lobenswerte Vorsicht! – niedergerissen werden.«

»Ich bin ein zu Grunde gerichteter Mann!« rief der Alte, indem ihm die Tränen in die Augen traten.

Rudolf war ebenfalls wie vernichtet.

»Ist denn da gar nicht zu helfen?« fragte er.

»Soweit ich die Sache verstehe,« entgegnete Adalbert, indem er sich zu sammeln suchte, »nein. Der Spruch der Bauherren beruht offenbar auf falschen Voraussetzungen. Allein werden wir das beweisen können und sollte es auch gelingen, werden die Herren des Rates je einräumen, daß sie leichtgläubig gewesen sind und sich haben hintergehen lassen? Um solche Schwäche zu verhüllen, reißen sie die halbe Stadt nieder. Der große Brand im Juni vergangenen Jahres hat ohnehin den alten Häusern unserer Stadt einen bösen Namen gemacht, so daß es zur Vertilgung keiner großen Kunst bedarf.«

»Was aber unterdessen beginnen?« seufzte der Vater, indem er verzweifelt zum Himmel blickte.

»Ihr vermögt dem mächtigen Schicksal nicht zu widerstreben,« war des Studenten kurz entschlossene Antwort, »so beugt Euch vor der höheren Fügung und sagt dem friedlichen »Engel« Valet. Mein Schneider Zeller wohnt da drüben am Eck der Goldenen Hutgasse. Bei ihm ist eine Wohnung frei, die nehmt in Miete, bis ein neues Haus aus den Ruinen sich erhebt. So weichen wir wenigstens nicht vom Platze, vermögen dem Feind ins Auge zu sehen und nach den Umständen zu handeln.«

Der Alte verließ gebeugt, aber ergeben die Stube und Adalbert war mit Rudolf wieder allein.

»Dem Zuge der Gegner,« sprach jetzt der erstere, »liegt eine tiefere Bedeutung zugrunde. Auf Schadenanrichten läuft ihre Absicht nicht allein hinaus. Ich werde sie jedoch entlarven. Das Brieflein von der Neujahrsnacht gab mir schon einen Fingerzeig und manches andere, was ich dir nicht sagen kann, läßt mich die Absichten der Feinde erraten. Sei auf deiner Hut! Ich, meines Teiles, werde mit dem Auge des Adlers von der Höhe schauen und mit dem Fleiße des Maulwurfes in der Tiefe wühlen. Freundschaft für dich und Ehre für mich machen mir diesen Kampf heilig. Ist es mir aber endlich gelungen, die Kabale bloßzulegen und zu zertreten, dann, Freundchen, soll die Sache dennoch nicht tragisch, sondern lustig enden!«

Er schüttelte dem Freunde die Hand und ging, ein fröhliches Studentenliedchen trällernd, wohlgemut die Stiege hinab.


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