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Zehn Jahr später, um das Jahr 1660, erreichte Georg Monk das große Ziel, um dessentwillen Montrose's Kopf dem Henkerbeile verfiel.

Unter dem Jubel des Volkes – mit bereitwilliger Zustimmung der Parlamente in den vereinigten Königreichen – bestätigt von dem Willen der Armee – proklamirte Monk vor den Schranken beider Häuser die Berufung Karls des Zweiten auf den Thron seiner Väter.

Dieser plötzliche Wendepunkt in dem Schicksale des Königs trat zu einer Zeit ein, von der sich sagen ließe, sie hätte alle äußeren Hülfsquellen, auf welche er bis dahin noch geneigt gewesen wäre zu rechnen, als völlig abgelaufen für ihn gezeigt. Es blieb keine Zurückweisung übrig, die er noch erleben konnte – nicht allein, daß alle Mächte für sich zu thun hatten, war auch England unter der Regierung des Protektorats eine Macht geworden, welche, zum vollen Genusse ihrer Kräfte zurückgekehrt, eine imposante Stellung einnahm, der von außen schwer etwas aufzunöthigen war, was nicht mit ihrem eignen Willen zusammenfiel, und daher die Schonung erfuhr, welche die Kraft gebietet.

Der pyrenäische Frieden hatte die natürlichsten Alliirten des Königs: Frankreich und Spanien, in ein Bündniß verflochten, welches sein Interesse völlig ausschloß, und als er den letzten Schritt that, ihren Antheil für sich zu wecken, erfuhr er nichts, als die höfliche Teilnahme der Worte und ein zweideutiges Bestreben, ihn festzuhalten.

Monk hatte seine Operationen mit so großer Ueberlegung geleitet, über seine Absichten ein so unverbrüchliches Schweigen verhängt, daß er dem Ziele schon nahe war, und weder das Land selbst, noch die fremden Mächte, noch der König seine Absichten verstanden.

Karl entschloß sich jedoch, seinen Vertrauten, den Ritter John Granville, einen verschwiegenen, fähigen Mann, an Monk abzusenden. Ohne sich völlig gegen diesen auszusprechen, ließ er dem Könige doch rathen, ohne Aufenthalt das spanische Gebiet zu verlassen und sich nach Holland zu begeben. Diesen Rath befolgte der unglückliche Monarch sogleich und er gab ihm den ersten Lichtstrahl über Monks Pläne. Ebenso öffnete dieser Schritt zuerst Spanien die Augen, und nur wenige Stunden später würde man den König mit aller Höflichkeit als Geißel für Dünkirchen und Jamaika festgehalten haben.

Granville kehrte nach England zurück, und Monk, der jetzt ausreichendes Vertrauen zu ihm gefaßt hatte, hielt ihn bereit, bis zu dem Tage des merkwürdigen Parlaments, wo die Erklärung Monks, daß ein Bote des Königs harre, mit dem wahnsinnigsten Jubel der Freude aufgenommen wurde, und die Anerkennung des Königs durch nichts mehr aufzuhalten gewesen wäre.

Die Katastrophe der englischen Geschichte, die hiermit in ihrem wichtigsten Theile beendigt war, ist ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit, wie er bis dahin sich nicht vorgefunden, der aber eine unerschöpfliche Quelle des Studiums und des Nachdenkens für Alle werden sollte, die Gott auf das große Feld der Volksregierung berufen.

Frankreich erlebte hundert Jahre später eine Revolution, die mit einer fürchterlichen Aehnlichkeit die von England ihr vorgemachten Zustände nachahmte. Es giebt also keine Warnung, welche die Geschichte aufzustellen vermöchte. Langsam heranschleichende Uebel, worin die Gemüther mitleidend verflochten werden, nehmen ihnen Bewußtsein und Ueberblick – die Aehnlichkeit, vor der die Nachwelt mit dem Schrei des Schreckens und Erstaunens inne hält, müßte den Mitlebenden Gleichheit werden, wenn sie sich auf demselben Pfade erkennen sollten, den sie jetzt bloß als geschichtliche Ueberlieferung, als zu ihren Kenntnissen gehörend, ruhig absolviren. Und dennoch ließe sich in ihnen, wenn die Wellen der Gährung sie schäumend heben und senken, nachweisen, wie sie, von epidemischen Gelüsten ergriffen, in dem Fieber, was ihr Gehirn verbrennt, die Zuckungen ihres kranken Körpers den Vorkämpfern nachbilden, die ihnen dann gegenwärtig werden, aber die Krankheit nicht mehr aufhalten, sondern ihre Erscheinungen nur gefährlicher machen.

Die Ehrerbietung auswärtiger Mächte folgte bald der Unterwerfung der Unterthanen des Königs. Spanien bat ihn, wieder nach den Niederlanden zurückzukehren und sich in einer von ihren Seestädten einzuschiffen. Frankreich bezeigte ihm seine Liebe und Hochachtung und bot ihm Calais zu dieser Absicht an. Die Generalstaaten sandten Deputirte mit einem gleich freundschaftlichen Anerbieten an ihn ab, und der König entschloß sich, das Letztere anzunehmen.

Das Volk dieser Republik trug eine herzliche Liebe zum König, und die Staatsklugheit ihrer Oberen hatte nicht mehr nöthig, diese Gesinnungen zurückzudrängen. Als er von Breda nach dem Haag reisete, begleiteten ihn zahlreiche Haufen der Einwohner mit ihrem lautesten Freudengeschrei, und es schien, als ob sie selbst Frieden und Sicherheit zurückerhalten hätten, und nichts konnte daran erinnern, daß sie den König einer Nation aufnahmen, die ihre Nebenbuhlerin blieb in ihren theuersten Interessen.

Die Generalstaaten insgesammt, und nachmals die Staaten von Holland insbesondere, sendeten Bevollmächtigte, den König zu begrüßen und ihm Feste anzubieten – alle Personen von Stande suchten die Ehre, dem Könige aufzuwarten – alle Gesandte und öffentliche Minister der Könige, Prinzen oder Staaten erschienen bei ihm und drückten die Freude ihrer Herrn über seine glückliche Wiederherstellung aus, und man hätte glauben können, daß diese Veränderung, welche so allgemeine Freude und Theilnahme erregte, durch die Bemühungen aller europäischen Mächte erreicht worden wäre.

Und doch war dies Alles das Werk eines einzigen Mannes, der Klugheit und Mäßigung mit wahrhaft uneigennützigen Gesinnungen vereinigte. Niemals hat sich vielleicht ein Unterthan um seinen König und sein Vaterland verdienter gemacht, als Georg Monk – denn er hatte ohne Blutvergießen in Zeit weniger Monate dreien Königreichen, welche nach dem Tode Cromwells und der Abdankung seines Sohnes Richard auf den gefährlichen Punct wieder sich gestaltender Parteiungen gekommen waren, die Ruhe zurückgegeben und seinen verfolgten König freiwillig in seine alten Rechte eingesetzt. Monk konnte sich in keiner geistigen Eigenschaft mit Montrose vergleichen, der ihm in Begabung voraus war und nur in der Würde des Charakters mit ihm übereinstimmte; aber das Geheimniß des rechten Augenblicks fiel dem Letzteren zu und erhob geringere Fähigkeiten zu ausreichenden Wirkungen, während früher die größten Eigenschaften unwirksam untergingen und mit dem Vorwurf des Mißlingens belastet blieben, weil der Wille des Menschen die Zustände nicht zu einer Reife zwingen kann, die nothwendig aus sich selbst sich entwickeln muß und durch keine Macht ergänzt werden kann.

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