Adam Oehlenschläger
Die Fischerstochter
Adam Oehlenschläger

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Zweiter Aufzug.

Wald, bei einer Quelle.

Agib (des Sultans Sohn, kommt, auf der Jagd verirrt; er hat ein Jägerhorn und eine Flasche an der Seite hangen).
Was hilft das Rufen? Keiner steht mir Rede;
So mächt'ger Fürst ich bin, gehorcht mir doch
Kein Baum; selbst die geschwätz'ge Quelle hemmt
Nicht ihren Lauf, antwortet keiner Frage.
Ich bin durchnäßt von Regen; doch der Wein,
Gemischt mit Wasser, soll mein Herz erquicken.
Vergib, Prophet! mir diese kleine Sünde.
        (Mischt Wein und Wasser in einen Becher und trinkt.)
Jetzt blüht der Wald mir wieder hoffnungsgrün;
Die Wolken theilen sich, schön sinkt die Sonne,
Und treff' ich mein Gefolg' heut Abend nicht,
Find ich vielleicht doch eine trockne Höhle,
Wo ich die Nacht zubringen kann. Ich bin
Sehr müd' und schläfrig von der langen Wand'rung.
        (Legt sich hin auf ein trocknes Felsenstück.)
Wenn nur der Vater es nicht übel nimmt!
Wenn nur die Fee, die mich so oft verfolgt
Mit Seufzern und mit närr'schen Liebesreden,
Wegbleiben will. Doch fürcht' ich nicht den Spuk;
Mit dreistem Wort' pfleg' ich ihn zu verscheuchen.

(Er schläft ein.)

Floristane (eine schöne Fee, erscheint).
Kann eine Fee in einen Sterblichen
Sich sterblich fast verlieben? Ach, wie schön
Blüht ihm die Wange! Doch, Verweg'ner, zittre,
Wenn diese Liebe sich in Haß verwandelt.
Bist du der Einzige, der schnöde wagt,
Der schönen Floristane Glanz zu trotzen?
Jetzt, in dreihundert Jahren – seit dem Tag',
Als Amgiad, mein Herr und Ehgemahl,
Sich thöricht gegen Salomon empörte;
Weßhalb vom Geisterfürsten er gefesselt,
Im engen Schrein, zum Meeresgrund geschickt,
Mich hinterließ als Witw', ihn zu betrauern; –
Hab' ich des Herzens Triebe frei befolgt,
Und jeden Wunsch befriedigt. – Du nur wagst –
Ha, liebt' ich nicht! Jetzt trotzet der Verwegne,
Er weiß, daß zarte Neigung mich entwaffnet.
Agib! Erwache!

(Sie weckt ihn.)

Agib (erwacht).         Bist du wieder da,
Verfolgerin? Laß mich mit Frieden! Geh!
Und störe meine Ruhe nicht.

Floristane.                                   Du hast
Die meinige gestört. Ich liebe dich!

Agib. Pfui, schäme dich! Schickt es sich einem Weibe,
Selbst erst zu frei'n?

Floristane.                     Ich bin kein Menschenkind,
Ich bin ein Geist, ein überird'sches Wesen.

Agib. Ich wünsche keinen körperlosen Schatten
Zur Ehefrau.

Floristane.         Ich bin nicht körperlos;
Laß dich von diesem runden Arm umfangen,
Und du wirst Körper fühlen. Unter Geistern
Gibt's schöne Körper, gibt es Weiber auch.

Agib. Bist du ein Geist und bist du eine Fee,
So solltest du doch Liebe besser kennen,
Die weit mehr geistig doch als irdisch ist.
Und Freiheit ist ihr luft'ges Element,
Worin die schöne Blüthe mir gedeiht.

Floristane. Verwegner! gar zu spät wirst du den Hochmuth
Verdammen; wenn ich deinem Schicksal dich
Kalt überlasse; wenn ein plumper Waldgeist
Mich rächt, – weil ich die Rache selbst verschmähe.

Agib. Mein Schicksal liegt in des Allmächt'gen Hand.
Verschwinde nur!

Floristane.                 Wohl, Agib! ich verschwinde;
Doch bei der ew'gen Sterne blassem Schimmer,
Mein Wort war mehr als Drohung diesesmal. (Verschwindet.)

Agib (allein).
Ha, welche Qual, von einem solchen stolzen,
Hochmüth'gen Wesen sich verfolgt zu wissen.
Zwar leugn' ich's nicht, sie ist sehr schön; allein
Sie blendet nur, und sie entzückt mich nicht.
Des Mannes Stärke muß sich vor der Schönheit
Des Weib's freiwillig beugen. Ihre Stärke
Empört mich gegen sie. Ganz unnatürlich
Und lächerlich wär' auch ein solch Verhältniß.
Ich fühle mich zu gut dazu, ein Sklav
Nur ihrer Lust zu sein. Warum verfolgt
Das Schicksal Den, den es so sehr begabt?
Ein Kobold liebt mich, und der Vater haßt mich.
Wie unnatürlich beides, Haß und Liebe!
        (Sieht sich um.)
Doch ich bin nicht allein. Was seh' ich da?
Es sitzt ein kleiner Greis ja bei der Quelle,
Im schwarzen Pelz, mit langem Ziegenbarte!

Greis (ächzend).
Ach ja! Du liebe Zeit! Die liebe Jugend!
Das braust und sprudelt! Wird schon sachter gehn.

Agib. So warm in heißer Sommerzeit gekleidet?
Friert es dich, Alter?

Greis.                               Ja, das Alter friert.
Kalt ist die Nacht auch, nach den heißen Tagen.

Agib. Wie bist du schwacher, alter Mann so weit
Von Menschenwohnungen hieher gerathen?

Greis. Wie ich gekommen, thut zur Sache nichts;
Doch wie nach Haus ich heute wieder gehe,
Das ist die Frage.

Agib.                           Kannst du nicht mehr weiter?

Greis. In toller Jugend bin ich gar zu viel
Herumgesprungen, und jetzt kommt die Strafe.
O weh, mein Bein!

Agib.                             Wie viele hast du?

Greis.                                                           Zwei.

Agib. Gleichst einem Thiere mehr als einem Menschen.

Greis. Man bildet sich, mein Sohn, nach der Gesellschaft,
Worin man lebt. Ein wackrer, schlichter Landmann,
Der viel mit Thieren und mit Bestien umgeht,
Bekömmt, wenn ich so frei wol reden darf,
Auch etwas redlich Bestialisches
In dem Betragen, das nicht übel kleidet.

Agib (lacht).
Da, laun'ger Alter, sprichst du lautre Wahrheit!
Oft reifen Geist und Herz im Felde mehr
Als im Gesellschaftszimmer. Weil du aber
Ein solcher Bestienfreund bist, sollten billig
Die Thiere dankbar dich vom Orte schleppen.

Greis. Wie viel gäb' ich dazu, wenn hier ich hätt'
Ein Pferd, zum wenigsten doch einen Esel!
Doch in der Noth hilft man sich wie man kann.
Mein lieber Sohn! du hoffnungsvoller Jüngling!
Laß eines Greises Bitte dich bewegen,
Und trage mich auf deinen breiten Schultern
Nur über diesen seichten Bach. Unfern
Des Ufers wirst du meine Hütte finden.

Agib. Wie schmeichelhaft! Im Mangel eines Esels
Nimmst du –

Greis.                 Mit einem Menschenkind vorlieb.
Komm, guter Junge! Mache dich nicht kostbar.

Agib. Die Blume der Beredsamkeit blüht dir
Auf deinen Lippen; wer kann widerstehn?
Nun ja! Des Spaßes halber sei dem also.
Und wenigstens ist dies Verhältniß mir
Ganz neu; wenn reizend nicht, doch malerisch.
So setze dich getrost auf meinen Rücken!
Ich will dein Pferd sein.

Greis.                                   Das ist hübsch von dir.
Hilf mir nur erst hinauf auf diesen Stein!
Ich bin sehr alt und steif in den Gelenken.

(Agib hilft ihm hinauf, er reitet auf seinem Nacken.)

Agib. Doch was ist dies? Bocksfüße hast du ja!

Greis. Ich bin ein wenig haarig an dem Schienbein,
Und dünne Waden hab' ich stets getragen;
Doch mangelt gar nicht Kraft mir in den Knochen.

Agib (beiseit).
Ich fürcht', ich hab 'nen dummen Streich gemacht.
        (Laut.)
Jetzt durch den Bach bin ich mit dir gewatet,
So gehe wieder selbst nach deiner Hütte.

Greis (klammert sich fest an ihn).
Nein, nein! Es ist ein gar zu schöner Abend,
Im Mondschein wollen wir ein wenig wandeln.

Agib. Ich werfe dich ins Gras!

Greis.                                         Ja, wirf nur du!
Mich wirfst du aus dem Sattel nicht. Zum Gehn
Zwar taugen mir die Beine nicht; doch können
Sie fest sich klemmen noch, wie Hummerklauen.

Agib. Gerecht ist Allah! – Schone, du erstickst mich,
Ich trage dich, wohin du willst, nur tödte
Mich nicht.

Greis.               Was tödten? Bin ich doch kein Narr,
Und wüthe gegen eignes Fleisch und Blut.
Wer schadet thöricht seinem eignen Körper?

Agib. Was Körper?

Greis.                     Jetzt bist du ein Glied von mir;
Wir sind ein Leib, mein Sohn, und eine Seele.

Agib. Ich trage dich zur Hütte.

Greis (boshaft lächelnd).               Das verschlägt
Nur wenig! Nein, zum Grabe trägst du mich,
Der Tod nur trennt uns.

Agib.                                       Allah ist gerecht!

Greis. Warum erschrickst du? Ist denn das so schlimm?
Fürwahr, du solltest mir weit lieber danken;
Ich rette dich vor meiner Kinder Zahn,
Denn Menschenfleisch, das ist ihr Leibgericht.

Agib (entsetzt).
Wer bist du? Gott im Himmel, sag' es mir!

Greis. Nun, ein geliebtes Kind hat viele Namen:
Ein Satyr, Waldgeist oder auch Waldteufel,
Wie's dir genehmig ist.

Agib.                                     O Mohammed!

Greis. Sonst kann ich gar nicht über Krankheit klagen,
Doch leid' ich öfter stark am Podagra;
Muß sitzen bleiben bei der Schwätzerin,
Der Quelle, die das Wort nur führen will,
Und nie drauf Achtung gibt, was Andre reden.
Dann mangelt mir Bewegung; ich bekomme
Zuletzt den Scharbock. Die verfluchten Knaben,
Die liebe Jugend läuft herum, und kehrt
Sich an den Alten nicht. So sitz' ich denn,
Ich armer Greis, mir selber überlassen,
Und muß mir leider helfen, wie ich kann.
Kommt nun einmal ein kräft'ger junger Fant,
So lockt ihn mein Gesicht, ehrwürd'ger Bart;
Er fühlt gleich Mitleid, nimmt mich auf den Rücken,
Und sitz' ich einmal da, so wird er mich
So wenig wieder los, wie das Kameel
Den eignen Buckel. Meine Kinder wollen
Ihn schlachten, fressen gleich; ich aber sage:
Still, still, ihr Lieben! Nur Geduld, Geduld!
Erst laßt mich ihn gebrauchen! Wenn er nicht,
Matt, abgehärmt, den Fuß mehr rühren kann,
Dann ist noch immer Zeit zum Schlachten da.
So thun's die Menschen ja mit Ochs und Pferd;
Sie sind vernünftig, und sie können uns
Zum Muster dienen, wie wir handeln sollen.
Schon viele Kerle hab' ich so gebraucht;
Doch solch ein starkes Roß, wie du bist, ist
Mir noch nicht vorgekommen. Trage mich
Zum Dattelbaum, und reich mir ein'ge Früchte!

Agib. O Gott! welch Schicksal gleicht dem meinigen?
Ich bin des Königs Sohn! des Vaters Wille
Beherrscht dies Reich.

Greis.                                   Nicht uns. Wir huldigen
Nicht seiner Macht, so wenig wie der Vogel
Im Baum, und wie die Schlang' im feuchten Grase.

Agib. Gesundheit, Jugend, Schönheit, Geist und Herz
Hat Allah mir verliehen, tausend Sklaven
Gehorchen meinem Wink, dreihundert Weiber
Wetteiferten, dem Herrscher zu gefallen –
Und jetzt –

Greis.               Bist du ein Pferd! Sonst warst du Fürst.
So geht es! Auf und nieder in der Welt!
Doch jetzt bin ich des Wimmerns überdrüssig.
Was thätest du wol, wenn dein Roß sich bäumte?
Du ließest es die scharfen Sporen fühlen,
Die Peitsche! Nun, das will ich auch 'mal thun.

Agib. O Schicksal, schwer, schwer drückst du mich danieder!

Greis. Ich bin nicht schwer, ich armer alter Mann,
Bin fast nur Haut und Knochen. Höre jetzt!
Des Nachts schläfst du zum frühen Morgenroth;
Ich hange fest, und drücke dich im Traum,
Damit du wieder nicht weglaufen sollst.
Dann gehen lustig wir schnell durch den Wald
Und essen Datteln, schmatzen süße Trauben,
Und trinken frisches, kühles Quellenwasser.
Ist das nicht gut? Was klagst du dann? du brauchst
Auch eben nicht zu stark dich anzustrengen,
Sowie mein sel'ger Letzter, der den Blutsturz
Bekam. – Sieh', da hängt eine schöne Nuß,
Die knacke mir. Ich habe schlechte Zähne.

(Agib knackt ihm die Nuß, der Greis ißt sie.)

Agib (leise, die Hand an seine Feldflasche legend).
O wär' es Gift, was deine Höhlung birgt,
Bald könntest du mich von der Qual befrei'n!

Greis. Was hast du da? Trägst Wasser in dem Kürbiß?

Agib (leise).
Ein Blitz der Hoffnung zuckt durch meine Nacht.
Hier hab' ich Blut für diesen braunen Igel;
Und wenn er mehr nicht saugen kann, so fällt
Er mir vom Körper los.

Greis.                                 Was wisperst du?

Agib. Du fragtest, was ich in der Flasche trage?
Wenn ich es sage, glaubst du mir wol kaum.

Greis. Warum nicht? Immer lügen nicht die Menschen,
Mitunter können sie wol Wahrheit sprechen.

Agib. Ein mag'scher Saft birgt sich in dem Gefäß,
Der herrlich schmeckt, weit kräft'ger noch als Wasser,
Und der selbst den Betrübten lustig macht.

Greis. So trink' einmal, Betrübter! Werde lustig!

Agib (trinkt).
Jetzt bin ich lustig! (Er singt ein Lied.)

Greis.                             Laß mich auch 'mal schmecken!
Das wär' der Tausend! kann man danach singen?
Nun weiß ich also, wie's die Vögel machen;
Oft hab' ich sie beneidet. Laß mich schmecken!

Agib. So viel du willst.

Greis (trinkt).               O süßer, kräft'ger Trank.

Agib. Nicht wahr?

Greis.                     O Zaubertrank, o Freudentrank!

Agib. Hei, lustig!

Greis.                   Lustig! Wie muß doch das Vieh
Euch Menschenvolk beneiden, daß ihr solche
Getränke brauen könnt.

Agib.                                       Wir thun es, um
Euch ähnlicher zu werden; wenn wir trinken,
Dann werden wir auch Vieh.

Greis.                                             Je mehr ich trinke,
Werd' ich ein Mensch. Ich denke, fühle, lache,
Ich weine – und der bestial'sche Ernst
Verläßt mich ganz.

Agib.                             So ist es eben recht.

Greis. Je mehr ich aber trinke, fühl' ich mich
Zum Schlaf geneigt.

Agib.                               Das ist die rechte Höhe
Von Glück; wer schläft, der weiß von Sorge nichts.

Greis. So will ich mich ins Gras ein wenig legen;
Doch heilig mußt du mir vorher versprechen,
Nicht wegzulaufen.

Agib.                               Ei, wo denkst du hin?

Greis. Ich denke nirgends hin; doch schwöre mir's.

Agib. Ich schwör's!

Greis.                       Wobei?

Agib.                                       Bei diesem Freudensaft!

Greis. Bei diesem Saft? Ja, ja, bei meinem Bart,
Der Saft ist echt. So wollen wir denn gleich
Ein Schläfchen unter diesem Baume machen.

Agib. Schön! Angenehme Ruh! Ist in der Flasche
Kein Wein mehr?

Greis.                         Leider nein! So viel ich drücke,
Press' ich doch keinen süßen Tropfen mehr
Aus der Orange. Schlafe wohl, mein Kind!

Agib. Ich danke vielmals!

Greis.                                 Morgen häng' ich mich
Gleich wieder fest an deinen starken Hals.

Agib. Schön, Alter!

Greis.                       Und dann reit' ich dich, bis du
Vor Müdigkeit nicht länger laufen kannst.

Agib. Recht wohl.

Greis.                     Dann wirst du abgeschlachtet, und
Dann fressen ich und meine Kinder dich.

Agib. Gesegnete Mahlzeit!

Greis.                                   Trinken Wein dazu;
Den mußt du uns verschaffen.

Agib.                                                 Wenn ich erst
Gefressen bin.

Greis (gähnt).         Ja wohl.

Agib.                                     Von Herzen gern.

Greis. Nun ja! So hab' ich denn mein Haus bestellt;
So will ich auf den Lorberblättern ruhn,

(Er streckt sich hin und schläft ein.)

Agib (durchbohrt ihn mit seinem Spieße).
Erlöst! Gerettet! Welch ein Wechselspiel
Des Glücks! Kaum fass' ich meine Rettung noch;
Kaum die Gefahr, worin ich eben schwebte.
Fern hör' ich Hörnerklang. Mein Haufe naht.
Allah! ich danke dir! Voll Demuth knie' ich
Im heil'gen Abendroth an heil'ger Quelle,
Hier will ich einen Tempel bau'n, wo sich
Voll Andacht Palmen mit den Blättern neigen.
Dank, Herr des Lebens, für die schöne Gabe!
Denn staunend steh' ich da, wie neugeboren.

(Er wäscht sich Gesicht und Hände, kniet und betet aus dem Koran.)

        »Du zweifelst dran, ob dir ein Gott
        Vom Himmel hoch hinunterschaut?
        Ha, schau hinauf! Entdecke da
        Die Wolken und den starken Blitz.
        Schau seine weiten Nebel dort,
        Und lichte, blaue Wölbungen;
        Und freut sich noch nicht deine Brust,
        Und fühlet tief: Vom Himmel sieht
        Ein gnäd'ger Gott voll Liebesmacht;
        Dann steig' auf den verwegnen Fels,
        Wo sich der Adler Nester baut!
        Und zweifelst du noch, armer Mensch!
        Dann stürze dich vom Fels hinab,
        Und werde, was du warst – ein Staub!
        Und bleibe Staub, bis deines Gotts
        Lautdonnernde Dromete schallt,
        Dich rufend vor das Weltgericht.
        Denn lieber Staub und seelentod
        In Allah's Welt, als lebend frech,
        Und zweifelnd an des Ewigen
        Vorsehung und Barmherzigkeit.« (Ab.)

Floristane (erscheint).
Ha, stolzer Agib! Hast dir selbst geholfen
Durch eigne Klugheit und durch eignen Muth.
Den kleinen Sieg trag' ich nicht 'mal davon,
Dich von dem grimm'gen Waldesgeist zu retten.
Ach, Floristane, gar zu schwache Fee!
In deinem Herzen wechseln Haß und Liebe,
Wie schnell vom Sturm verfolgte Wolkenbilder.
Ich lieb' ihn! – Und verdient's der Edle nicht?
Wohlan, ich will auf bess're Tage hoffen.
Noch liebt er Keine – das nur tröstet mich.
Erst wenn um eine Andr' er mich verschmäht,
Komm dann, o Eifersucht! mit blauer Lippe,
Verwandl' in eine Tigerin die Taube!
Bis dahin will ich hoffen – und verzeihn. (Verschwindet.)

 


 


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