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44 [1]
Die Capitel.
Von der Auslegung.
Von der Rangordnung.
Die Wege zum Heiligen.
Die ewige Wiederkunft.
Der Aberglaube der kritischen Philosophen.
Kritik Pascals: er hat bereits die christlich- moralischen Auslegungen um die Natur des Menschen und meint den „Thatbestand” zu fassen. Auch Sainte-Beuve.
44 [2]
Es ist nichts seit Pascal passirt, die deutschen Philosophen kommen gegen ihn nicht in Betracht.
44 [3]
Die Deutschen haben keine Prosa, welche klingt und springt.
44 [4]
Die klassische Prosa der Franzosen von 1648: was zusammenkommen muß.
44 [5]
Die Abwesenheit der moral<ischen> Zucht; man hat die M<enschen> wachsen lassen. Vielleicht sind die M<enschen> von Port-Royal wie künstliche Gärten.
Es fehlt Autorität.
Es fehlt die Mäßigung innerhalb ruhiger Horizonte; — man hat aus der Unendlichkeit eine Art Betrunkenheit gemacht.
Es fehlt die Feinheit in der Beurtheilung.
Es herrscht ein Chaos von widersprechenden Werthschätzungen.
44 [6]
Was ist denn das, dieser Kampf des Christen “wider die Natur”? Wir werden uns ja durch seine Worte und Auslegungen nicht täuschen lassen! Es ist Natur wider etwas, das Natur ist. Furcht bei Vielen, Ekel bei Manchen, eine gewisse Geistigkeit bei Anderen, die Liebe zu einem Ideal ohne Fleisch und Begierde, zu einem “Auszug der Natur” bei den Höchsten — diese Wollen es ihrem Ideale gleich thun. Es versteht sich, daß Demüthigung an Stelle des Selbstgefühls, ängstliche Vorsicht vor den Begierden, die Lostrennung von den gewöhnlichen Pflichten (wodurch wieder ein höheres Ranggefühl geschaffen wird) die Aufregung eines beständigen Kampfes um ungeheure Dinge, die Gewohnheit der Gefühls-Effusion — alles einen Typus zusammensetzt: in ihm überwiegt die Reizbarkeit eines verkümmernden Leibes, aber die Nervosität und ihre Inspiration wird anders interpretirt. Der Geschmack dieser Art Naturen geht einmal 1) auf das Spitzfindige 2) auf das Blumige 3) auf die extremen Gefühle. — Die natürlichen Hänge befriedigen sich doch, aber unter einer neuen Form der Interpretation z. B. als “Rechtfertigung vor Gott”, “Erlösungsgefühl in der Gnade” (— jedes unabweisbare Wohlgefühl wird so interpretirt! —) der Stolz, die Wollust usw. — Allgemeines Problem: was wird aus dem Menschen, der sich das Natürliche verlästert und praktisch verleugnet und verkümmert? Thatsächlich erweist sich der Christ als eine übertreibende Form der Selbstbeherrschung: um seine Begierden zu bändigen, scheint er nöthig zu haben, sie zu vernichten oder zu kreuzigen. —
Die epikureische Art des Christen und die stoische Art — zur ersteren gehört François de Sales, zur letzteren Pascal
Sieg Epicurs — aber gerade diese Art Mensch wird schlecht verstanden und muß schlecht verstanden werden. Die stoische Art (welche es sehr nöthig hat zu kämpfen und folglich den Werth des Kämpfenden über die Gebühr schätzt –) verleumdet immer den “Epicur”!
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Das griechisch-römische Altherthum hatte eine tyrannische und übertreibende Anti-Natur-Moral nöthig; die Germanen ebenfalls, in anderer Hinsicht.
Unsre jetzige Art Mensch entbehrt eigentlich der Zucht und der strengen Disciplin; die Gefahr ist dabei nicht groß, weil die Art Mensch schwächer ist als frühere und andrerseits, weil die unbewußten Zuchtmeister (wie Fleiß, der Ehrgeiz im Vorwärtskommen, die bürgerliche Achtbarkeit) sehr hemmend wirken und im Zaume halten. — Aber wie Menschen aus der Zeit Pascals zusammengehalten werden mußten!
Das überflüßige Christenthum: dort, wo keine extremen Mittel mehr nöthig sind! Da wird alles falsch, und jedes Wort, jede christliche Perspective eine Tartüfferie und Schönrednerei.
44 [8]
Das neue Japan.
Ich las mit vieler Bosheit der Hintergedanken, was ein deutscher Anarchist unter dem Begriff „freie Gesellschaft“ — — —
“Die freie Gesellschaft” — alle Züge als groteske Wort- und Farben-Aufputzung einer kleinen Art von Heerdenthieren.
“Die Gerechtigkeit” und die Moral der gleichen Rechte — die Tartüfferie der moralischen Prädikate.
“die Presse”, ihre Idealisirung.
“die Abschaffung des Arbeiters”
“es schlägt die vorarische Rasse durch”: und überhaupt die ältesten Arten von Gesellschaft
der Niedergang des Weibes
die Juden als herrschende Rasse.
Vornehme und gemeine Cultur.
der Gelehrte überschätzt: und eine triumphirende liebevollere und herrschaftliche Fülle des Herzens
— wie ich dies Alles gesehn habe, ohne Liebe vielleicht, aber doch auch ohne Hohn, und was hiernach vielleicht Wunder nimmt — mit der Neugierde eines Kindes, das vor dem buntesten und zierlichsten aller Guckkästen steht. — — —
44 [9]Februar 1886 entstanden
Man erwäge, wie alles Leiden den M<enschen> auf sich zurückdrängt, ein Schaden gesetzt daß es klug macht sicherlich in eben dem Grade auch schlecht macht (eng, kleinlich, argwöhnisch, lieblos — — —
Denn deren Zahl ist immer klein: die Anderen aber, die Leidenden, haben nichts, was sie in dem Maaße von den schlimmen Folgen vielen Leidens heilt und — — —