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von Karl von den Steinen.
Wenn man der Wahrheit gemäß berichtet, Süd-Georgien sei eine in unendlicher Verlassenheit inmitten des Oceans liegende Insel, die sich mit ihren steilen Firnhäuptern und gewaltigen Eisströmen unmittelbar aus der Fluth erhebt, etwa vergleichbar einem bis hart an die Vegetationsgrenze untergetauchten Stück Berner Oberland, und weiter der Wahrheit gemäß ausmalt, daß dort die heftigsten Stürme wehen, kein Busch und kein Baum vorkommt, daß sich die Fauna des Landes auf eine bescheidene Anzahl von Vögeln und Vertretern aus den beiden Gruppen der Würmer und Gliederthiere beschränkt, so hat man sicherlich in dem Geiste des unkundigen Hörers eine durchaus verkehrte Anschauung erzeugt, die nur schwer wieder zu dem richtigen Bilde umgeschaffen werden kann. Denn die erstaunliche Lebensfülle, die sich trotz alledem zur Frühlings- und Sommerszeit in dem schneefreien, hier und da durch Gletschermündungen unterbrochenen grünen Saum am Fuß der Berge entwickelt, die erstaunliche Lebenszähigkeit auch, die dort den schlimmsten Unbilden des Wetters Widerstand zu leisten vermag, widersprechen allzusehr unseren vorgefaßten Vorstellungen von der Armuth einer polaren Natur und können nur durch eigenen Augenschein in ihrem ganzen Umfang gewürdigt werden.
Vertheilung der Brutplätze auf der Landzunge.
Man muß die Ueberraschung erlebt haben, daß man nach einer Fahrt durch Eisberge und Schneestürme in der Höhe von Cap Horn ein tiefverschneites Land erreicht lind auf den überfrorenen Klippen neben der träg ausgestreckten antarktischen Robbe einen lerchenähnlichen Singvogel hüpfen sieht, der uns sofort die winterliche Heimath und den mit großen Lettern gedruckten Aufruf einer Weihnachtszeitung »Erbarmt euch der Vögel« vor die Seele zaubert, man muß in der wärmeren Jahreszeit die zahllosen fliegenden, schwimmenden und auf oder unter der Erde brütenden Geschöpfe höherer und niederer Organisation kennen gelernt, in den kältesten Monaten unter der eisigen Decke allenthalben nicht etwa Leblosigkeit und Tod, sondern nur Schlaf und Starre gefunden haben, um Mephisto's Verzweiflung zu begreifen, wenn er lamentirt:
»So geht es fort, man möchte rasend werden!
Der Luft, dem Wasser, wie der Erden
Entwinden tausend Keime sich,
Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
Hätt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten,
Ich hätte nichts Aparts für mich.«
Die aparte Region, welche alles Leben verneint, beginnt auf Süd-Georgien erst bei 700 Meter Höhe.
Unser näheres Exkursionsterrain, die nördlich die Royal-Bai begrenzende Landzunge, setzte unterhalb der jäh emporragenden Nachbarberge Krokisius und Brocken, deren Kämme in das allmählich ansteigende Hochgebirge überleiten, mit einem breiten Rücken an, einem anfänglich wüsten, steinigen Gebiet. Dieses eigentliche »Plateau« senkt und verschmälert sich zu einer langen Flucht grasbedeckter Hügel, die einige kleine Süßwasserseen in sich schließen, und fällt an seinem Nord- und Südrande mit einer von zahlreichen Kaps und Einschnitten romantisch belebten Stufe steil zu den flachen Meerklippen ab. Ein Strandweg, Geröll oder Schieferplatten, ist meist vorhanden, wird jedoch hier und da durch unpassirbare Ecken unterbrochen.
Was die Benutzung dieses Terrains durch die in wenigen Arten, aber in zahlreichen Individuen erscheinende Vogelwelt anlangt, so zeigt ein Blick auf die Karte, in welcher die Vertheilung der Brutplätze dargestellt ist, wie die Besiedelung dichter wird mit der Zunahme der Vegetation. Siehe die [oben]stehende Karte. Eins der wichtigsten Momente ist naturgemäß die Sicherung vor Wind und Kälte.
Mit Ausnahme der Albatrosse und der Riesensturmvögel, dieser großen und widerstandsfähigen Thiere, bedurften sämmtliche Sturmvögel des Schutzes durch Höhlen oder Felsspalten; hoch auf dem Gipfel des Krokisius und Brocken brüteten die ebenso wilden wie schönen Schneesturmvögel, auf der steinigen Abdachung, wo wenig Kraft zur Unterhöhlung des Bodens ausreichte, verschiedene Arten kleiner Sturmschwalben, auf den näher der See gelegenen Hügeln endlich die Taubensturmvögel sowie die schwarzen Sturmvögel, die stark genug sind, das von Graswurzeln durchsetzte Erdreich zu bearbeiten und sich dort festere Wohnungen zu schaffen.
Was jedoch in offenen Nestern brütete, siedelte sich mit alleiniger Ausnahme der grauen Seeschwalben, die in Folge der Farbenähnlichkeit sowohl für sich selbst wie für ihre grünlichen Eier den meisten Schutz vor Störungen auf dem nackten oder nur von Moos durchwucherten Schiefer finden, innerhalb der grasüberwachsenen Bezirke an, von dem Eselspinguin, der die Höhen einnimmt, herab bis zur Dominikanermöve, die auf niedrigen Klippenfelsen nistet.
Aus der Zahl der 22 Vogelarten, die wir auf Süd-Georgien beobachtet, haben daselbst mit Sicherheit gebrütet 18, mit Wahrscheinlichkeit außerdem von 2 Arten Schopfpinguinen, die wir nur in vereinzelten Exemplaren kennen gelernt, wenigstens die eine, welche Weddell als ans der Insel heimisch anführt, und endlich als Nr. 21 die Kaptaube; übrig bleibt nur der weiße Albatroß, den wir gelegentlich in der Bucht schossen. Auf der Karte, die nur 17 Brüter ausweist, fehlt der Königspinguin; seine große Brutkolonie lag am Südufer der Royal-Bai.
Meine anfänglich im Stillen noch immer unterhaltene Hoffnung, wenigstens ein einheimisches Nagethier als vierfüßigen Bewohner des Eilandes aufzufinden, zerschlug sich bald definitiv, obgleich bei anbrechender Dunkelheit mehrfach Entdeckungen in diesem Sinne gemacht wurden. Die Löcher in der Erde gehörten alle den Bürgern der Luft.
Auch die niederen Landthiere, unter denen wir kein Mollusk entdeckten, bevölkerten, gering an Artenzahl, doch in reicher Fülle von Individuen, alles Gebiet unterhalb der Schneegrenze.
Die flügellosen braunen bis braunschwarzen Käfer und ihre Larven waren während des ganzen Jahres mit Leichtigkeit unter den Steinen zu sammeln. Vereinzelte, vom Winde herbeigewehte krochen ans dem Eis der Gletscher und dem Schnee der Berge. Den 22. October fand ich, nicht ohne längeres Suchen, ihrer vier nebst einer schwarzen Spinne in einer Höhe von etwa 750 Meter unter großen Schieferplatten. Ihr Vorkommen war so massenhaft, daß ich behaupten möchte, man konnte auf dem ganzen Plateau keinen nur ein wenig ansehnlichen Stein umwälzen, ohne daß man auch etliche auf der Unterfläche antraf.
Sehr häufig waren auch verschiedene Arachnoideen, Spinnen und Milben, schwarze, gelbe, feuerrothe, die eine besondere Vorliebe hegten für alte ausgetrocknete, mit Geschiebe erfüllte Bachbetten. Zu der nassen Wurzelerde des Mooses krümmten sich fadendünne weißliche Würmer, in dem durchweichten Grasboden am Strande fleischfarbene Regen Würmer, die wir im September ½ Meter tief aus der Erde unter meterhohem Schnee heraufschaufelten.
Am Ufer der Süßwasserseen bis hinaus zu dem hoch oben im Brockentheil , schwärmten zarte kleine Zweiflügler zu Tausenden, in den Teichen selbst schwammen zahlreiche Crustaceen und grünschillernde Wasserkäfer.
Am Strande gab es ungemein viele Fliegen; sie wurden Anfang November eine Plage des Hauses. Den verfaulenden Tang füllten sie während des Sommers in allen Entwicklungsstadien. Sie umsummten uns schon am 7. September.
Aber die Insectenwelt, die gleichzeitig mit dem Aufthauen des Eises der Teiche Ende November sichtbarlich aufzuleben begann, feierte ihre Glanzsaison während December, Januar und Februar.
Nur in dem Moränensee am Roßgletscher, obwohl ich dort bei + 1.5 Grad Cels. Lufttemperatur 5 Grad Wärme im Wasser maß, sowie in einem größeren Tümpel auf etwa ⅓ Höhe des Krokisius, fand ich nichts Lebendiges.
Von Mitte März ab durchsuchte ich die Tümpel des Whalerthals vergeblich. Im April begannen die Seen zuzufrieren, doch sah ich Mitte Mai in Löchern, die ich in das Eis stieß, einige Phyllopoden erscheinen.
Nachdem der Juli schon etliche Male Frühlingswetter vorgetäuscht hatte, erlebten wir Anfang August eine Reihe himmlisch sonniger Tage. Der Pieper sang: die schläfrige Gesellschaft unter den Steinen regte rascher die Glieder, um dem Störer ihrer Ruhe zu entfliehen, in den aufthauenden Tümpeln wanden sich lebensfroh die feinen Würmchen, und die Chionistauben trippelten herbei, sie schleunigst aufzupicken; aus dem wegschmelzenden Eis der Seen, in dem die Insecten, lange Schnüre bildend, eingefroren gewesen und die Mehrzahl zu Grunde gegangen war, entwickelten sich doch eine Menge, die in kleinen Lufträumen erstarrt gelegen, zum Leben und zur Freiheit, – da kam am 8. August unfreundliches Schneegestöber und erstickte den jungen Frühling, der so Viele nur zum Sterben geweckt hatte
Diese allgemeinen Bemerkungen über die niedere Landfauna möchte ich nicht weiter ausdehnen, um nicht in das Gebiet der kundigeren Sonderdarstellung Die ersten dieser Sonderdarstellungen sind erschienen im »Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg«. (Man lese das Verzeichniß am Ende dieses Bandes nach.) überzugreifen, und aus demselben Grunde mich betreffs der Meerbewohner, von denen ich nur die Robben zur genaueren Besprechung übernommen habe, mich auf einen kurzen Bericht über die Gelegenheiten und Methoden beschränken, die mir zum Sammeln der niederen Seethiere geboten wurden.
Vielleicht ausnahmslos repräsentirt die Sammlung nur die wirbellosen Thiere der Strandfauna. Mit unseren Netzen gelangten wir nicht weiter als zu 7-9 Faden Tiefe. Das mannigfaltigste Material wurde von den Tangwurzeln gewonnen; mehr und Verschiedenartigeres als Beutel und Rundeisen erdredschte uns der Sturm, der die Macrocystis vom Boden riß, und die Welle, die ihr thierwimmelndes Geflecht an Land schleppte.
Meine Thätigkeit erstreckte sich naturgemäß auf vier Methoden des Sammelns – am Lande: bei Ebbe und vom angeschwemmten Tang, und im Boote: an der Oberfläche und mit dem Schleppnetz.
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I. Ebbe. An den der Brandung ausgesetzten Klippen, mächtigen glattgewaschenen Wänden, war außer dem einen oder andern Seestern nichts zu erreichen; soweit das Auge in die Tiefe drang, erblickte es nur die nackten Felsen. Der Sandstrand am Moltkehafen, der Geröllstrand am Roßgletscher boten auch keine Ausbeute; deren gab es in ergiebigem Maaße nur an zwei Stellen, wo größere Blöcke eine Art colossalen Pflasters bildeten, das die schrofferen Klippeninselchen vom Strande trennte. Bei gewöhnlicher Ebbe war auch dort nichts zu erhalten als zahlreiche graugrünliche Amphipoden, schwarze Nacktschnecken, die beide auch im Brackwasser lebten, selbst wenn dasselbe mit einer Eisrinde überdeckt, geléeartig anstand, und die dem Boden ausgewaschener Mulden aufsitzenden Patellen.
Bei tieferer Ebbe bot sich jedoch in den Ecken und Winkeln und auf der Unterseite der umgewälzten Blöcke Mancherlei, was sich freilich alles in der Tangwurzel wiederfand. Wirklich gemein waren da nur rothschalige Mollusken, die in dichten Büscheln den Florideen anhafteten, gelbe Sipunculaceen und Borstenwürmer mit schön violetten Rückenplättchen, weniger häufig kleine orangefarbige Seesterne, lebendig gebärende Holothurien derselben Farbe, Asselkrebse, Anneliden, der schwarze Chiton und orangefarbene Amphipoden, geradezu selten schon kleine gelblich graue Pycnogoniden.
Die tiefste Ebbe bei Neumond machte es mir eben möglich, in den Pausen zwischen den heftig anschlagenden Wellenstößen, nicht ohne einige nähere Berührung mit dem kalten Salzwasser, eine Felsecke zu erreichen, aus der ich mit raschem Griff ein Büschel der dort flottirenden birnenförmigen und ziegelrothen Ascidien hervorreißen konnte. Diesem durch ein wenig kalkige Erde zusammengehaltenen Klumpen entstammen viele sonst unzugängliche kleine Geschöpfe der Sammlung, besonders Schwämme und Würmer, unter denen sich brillante Tubicolen mit einem wie Palmenwedel ausgebreiteten lilagestreiften Tentakelapparat auszeichneten.
Die günstigste Fundstelle, ein allerliebstes Aquarium, entdeckte ich auf der unserer Landzunge vorgelagerten Insel, welche das Meer wie eine Felsenburg wüthend umbrandet. Dort gab es außer allem Bekannten zahlreiche große Seesterne, Pycnogoniden und Polypen, die an der Station nicht vorkamen, hier aber alle Ecken ausfüllten. Leider war die Zeit bei unseren beiden Besuchen der Insel sehr kurz bemessen und die Fluth vertrieb mich mit wildem Anprall.
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II. Tang. Soweit die Blätter der Macrocystis gigantea vom Ufer aus herbeizuziehen waren, boten sie wenig von Belang; sie waren übersät mit den weißen Gehäuschen korallenrother Wurmschnecken oder deren Eierkelchen, und oft auch mit graugrünlichen Bryozoenbäumchen besetzt. Der angeschwemmte Tang gewann erst bei den Herbststürmen größere Bedeutung; sie gingen mit schwerster Brandung einher. So warf zuerst der Sturm vom 20. April mächtige Tanghaufen an Land. Den nächsten Tag flottirte alsdann ein dickes Sammelsurium von Blättern und Stengeln im Wellenschlag, das aber zu durchwühlen verhältnißmäßig wenig lohnt. Dagegen giebt es keine erfreulichere Beschäftigung auf Süd-Georgien als diejenige, die schweren, rundlichen Körben ähnlichen Wurzelgeflechte des Tanges zu zerschneiden, zu zerreißen und auszuspülen.
Mau findet immer wieder Neues. Die innersten verfaulten Parthien gleichen einem dicht zusammengepreßten Bündchen von dicken Reisern; dunkelbraun bis schwarz, sind sie zu Röhren ausgehöhlt, aus denen sich nackte, fleischrothe oder bräunliche Würmer hervorwinden, während andere Arten der schlüpfrigen Kriecher ungemein zerbrechlich und durch lange Fadenbüschel ausgezeichnet, pergamentartige Röhren bewohnen; breite Chätopoden und schlanke bunte Nereiden suchen behende zu entfliehen, und in dem graugrünlichen Schmutz verbirgt sich, kaum erkennbar, vielfüßiges weichliches Gewürm genau derselben Farbe. Auch die grauweißlichen Asselkrebse und dünnbeinigen Pycnogoniden sind nur mit größter Mühe in dem kalkigen Brei zu unterscheiden.
In dem äußeren Astgewirr des Nestes sind Seesterne eingeklemmt, entwickeln sich die zierlichen Schlangensterne, steckt, wenn das Glück will, ein röthlicher Seeigel, und sind zahlreiche orangefarbene Holothurien herauszuholen. Gewandte Amphipoden mit ihrem verzweifelten Strampeln sind die einzigen in der trägen Gesellschaft, die über rasche Bewegung verfügen. Mit freudiger Genugthuung wird die seltene rosenrothe Käferschnecke begrüßt. Weiche gelbliche Nudibranchien werden von den jüngsten frischgelben Wurzelzweigen abgelöst.
Ueberhaupt ist die Farbenanpassung ungemein deutlich ausgesprochen; die ganze äußere Erscheinung der Strandfauna Süd-Georgiens wird in klassischer Weise in erster Linie von dem Gelborange und in zweiter Linie von dem Graugrünlich beherrscht; sie hat dieselbe Monotonie wie der Pflanzenwuchs und der Boden seiner Buchten; gelborange ist der schützende Tangwald, den die Mehrzahl der Thiere bevölkert, grau grünlich der Schlick, in dem eine artenärmere Gruppe lebt.
Es ist gewiß kein Zufall, daß die Amphipoden des Strandes, welche die Seeschwalbe fängt, graugrün und die tiefer wohnenden Krebse, welche der tauchende Sturmvogel sucht, orange sind. Letztere müssen neben dem Tang schwer zu erkennen sein, und was die ersteren anlangt, so habe ich oft genug in dem niedrigen Wasser, auf das der kleine Vogel unermüdlich niederstieß, kein lebendes Wesen mit meinen guten Augen zu entdecken vermocht, und doch, wenn ich denselben schoß und untersuchte, seinen Magen mit den graugrünen Strandkrustaceen gefüllt gefunden. Würden diese plötzlich durch die orangefarbene ersetzt, so dürfte der Blick ins Wasser sofort ein überraschend thätiges Gewimmel gewahren. Mehr oder weniger gelborange sind fast sämmtliche Seesterne, die im Tang oder auf den blanken Klippen sitzen, graugrünlich wieder die großen Schlangensterne, die sich nur im Schlick finden, und deren ich mich oft in der Glasschale auf dem mit dem Originalschlamm bedeckten Boden ohne Beihülfe der Hände nicht zu vergewissern im Stande war.
Hierher gehört wohl auch das Wenige, was über leuchtende Meerthiere zu beobachten war. Am 17. Januar traten Nachts in der starken Dünung, besonders beim Aufspritzen der Wellen auf die Felsen leuchtende Punkte auf, ebenso am 7. August in schwerer Brandung. Vereinzelt habe ich sie auf unruhiger See häufig bemerkt. Für alle Gelegenheiten ergab sich, soweit ich finden konnte, dieselbe Ursache; ein 0.2 bis 0.4 Meter großer Chätopode, den ich sowohl im Tang isolirt als freischwimmend auffischte. Der Wurm war gelbbräunlich mit gelben Tentakeln. An einem ruhig im Gefäße stehenden Stück Tangwurzel war nichts zu bemerken; sobald ich aber ins Wasser plätscherte, entstanden die leuchtenden Punkte. Wenn ich sie abzulösen suchte, nahm der Glanz zu und ließ sich durch das Stäbchen ausziehen und vertheilen; der Wurm war mit leuchtendem Schleimsecret umgeben. Ich strich den Schleim auf die Finger, er leuchtete noch nach einigen Minuten. Die Farbe des Leuchtens war grünlich, bei geringer Beimischung von Lampenlicht schöner smaragdgrün, wenn auch schwächer; im direkten Lampenlicht blieb noch ein matter Schimmer erkennbar. In völliger Dunkelheit konnte man ein paar Buchstaben bei dem Scheine lesen. In Süßwasser hielt das Leuchten eine kleine Zeitlang an, in Alkohol erlosch es sofort, doch färbte sich derselbe chlorophyllgrün.
Ich habe alle möglichen anderen Geschöpfe meines Aquariums in der Dunkelheit durch Berühren gereizt, allein ohne daß sich der Erfolg des Leuchtens einstellte. Ich habe auch bei ruhiger See durch starkes Plätschern festzustellen gesucht, ob sie Leuchtwürmer führe, aber nichts erreicht. Vermuthlich werden also diese Borstennwürmchen durch heftigeren Wellenschlag aufgewühlt und mitgerissen.
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III. Sammeln an der Oberfläche. Für das Schwebnetz gab es nur dicht längs des Tanges Beschäftigung. Aber auch innerhalb der Tangwiese luie an der Grenze schwamm kaum etwas anderes als Quallen – blauviolett gerippte Etenophoren und seltener als diese durchsichtige glockenförmige Medusen. Bei schönem Wetter begegnete man ihnen das ganze Jahr hindurch.
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IV. Sammeln mit dem Schleppnetz. Das Gesammtergebniß ist kein reichhaltiges. Ich habe mich lange Zeit gegen den Gedanken gesträubt, daß dies einen anderen Grund als unsere Unerfahrenheit haben könne. Allein auf die Dauer durch die vielfachen, oft nur allzuschweren Grundproben vergewissert, daß das Netz nach Gebühr geschleppt habe, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß in der uns zugänglichen geringen Tiefe nicht viel mehr zu finden war, als wir heraufbefördert haben. Wie die meisten Vögel auf den grünen Hügeln und wenige auf den Felsen nisteten, wohnten die meisten Arten der niederen Seethiere im Tang, eine geringere Anzahl im Schlick und das blanke Klippengestein war so gut wie wüst und leer.
Wir gebrauchten zwei Netze, die sich der Form des Nahmens nach als Dnetz und als Δnetz unterscheiden ließen. Das erstere mit Leitschienen versehen, bewährte sich besser. Betreffs der Länge der abzuwickelnden Troße hielten wir uns an die Thompson'sche Regel, dreimal die Tiefe zu nehmen; je länger das Tau, desto besser schleppte das Netz. Der größte Nachtheil für jede Thätigkeit in der Bucht war, daß unser großes, im Uebrigen vortreffliches Boot einer Bemannung von mindestens fünf Personen bedurfte, und deshalb verhältnißmäßig selten benutzt werden konnte. Mit einem leichten Kahn hätten trotz aller Launen des Klimas unserer Zwei sehr häufig im Tang arbeiten und, wenn nicht schleppen, so doch fischen können, und mit Angeln, kleineren Netzen, Quastenschleppern eine außerordentlich lohnende Beschäftigung gefunden, so daß ich unseren Nachfolgern diese Art der Ausrüstung nicht dringend genug ans Herz legen kann.
Die auffallendsten und sonst unzugänglichen Beutestücke waren größere Asseln, Seeigel, Schlangensterne, langschwänzige Krebse, Ascidien und Grundschnecken.
Im Ganzen haben wir 74 Dredschzüge gemacht, und uns auf zehn Bootsfahrten von den sechzehn, die uns überhaupt nur vergönnt waren, mit dieser Thätigkeit befaßt.
Es ist zu bedenken, daß programmmäßig das zoologische Sammeln nur als eine Nebenaufgabe unserer Expedition hat gelten können. Im Verhältniß dazu aber war sie sehr reichlich mit vollständigem Bedarf an Gefäßen, Instrumenten, Chemikalien und Fangapparaten ausgestattet. Leider konnte ein besonderes Laboratorium nicht vor Mitte December fertig gestellt werden. Es lehnte an die Sternwarte an, war recht primitiv aus Kisten und Torfstücken aufgebaut, gewährte dem Tageslicht nur bescheidenen Einlaß und trug auf der Thüre, zur Erinnerung an die Höhle des mordenden Fuchses, in die Viele hinein aus der aber Wenige nur herauskamen, die warnende Aufschrift:
Hic Malepartus.
(Siehe Abbildung.)
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Die drei Robbenarten, deren Vorhandensein aus Süd-Georgien in Frage kam, waren Pelzrobbe, Seeleopard und Seeelephant.
Schon im Jahre 1822 stellt Weddell gelegentlich seines Aufenthaltes in Adventure Bai fest, daß diese Thiere auf den Aussterbeetat gesetzt seien. Ihm zufolge hatte die Empfehlung Cook's in ungewöhnlichem Grade die Aufmerksamkeit des Handels auf Süd-Georgien gelenkt; er nimmt an, daß nicht weniger als 20 000 Tonnen Seeelephantenthrans von dort auf den Londoner Markt gebracht worden seien, während die Jagd der Pelzrobbe seitens der Engländer vernachlässigt wurde. Diese sei jedoch hauptsächlich von Amerikanern für den Verkauf nach China verwerthet worden; Weddell schätzt die Zahl der von ihnen weggeholten Felle auf mindestens 1 200 000. Aus den Shetlands traf er die Seeelephanten, deren seine Mannschaft 2000 tödtete, sowie die noch häufigere Pelzrobbe in ungeheuerer Menge.
Von der Pelz- oder Ohrenrobbe haben wir Nichts gesehen. Klutschak hat sie 1877–78 in dem westlichen Theile Süd-Georgiens noch gefunden; als ihren Hauptaufenthaltsort nennt er die von der Brandung umschäumten Felsklippen der Insel-Bai, der Vogel-Insel und der Willis-Insel. Nach ihm müßten die Seeelephanten auf der Südseite der Insel noch zahlreich vorkommen; er berichtet von Hunderten in der Bai von Cheapman-Strand, erwähnt dagegen nur beiläufig der wegen ihres geringen Thranreichthums und der Unbrauchbarkeit ihrer Felle weniger begehrten Seeleoparden.
Die Namen »Seeelephant«, (den Cook als Seelöwen aufführt), und »Seeleopard« sind, wenn dergleichen auf oberflächlichste Aehnlichkeit bezügliche Bezeichnungen überhaupt erörtert werden sollen, nicht einmal gar so unglücklich gewählt Der eine ist wenigstens ein grauer, plumper und dickhäutiger Koloß mit beweglichen Nasenwülsten, der andere doch ein geflecktes, schlankes und gewandtes Raubthier, das im Wasser sich seiner Beute nicht minder behend und blitzschnell bemächtigen muß, als sein Namensvetter auf dem Lande.
Stenorhynchus leptonyx.
(Siehe Abbildungen.)
In unserem engen Exkursionsbereich war der Seeleopard eine ungleich häufigere Erscheinung als der Seeelephant. Während des ganzen Jahres traf man ihn, wenn stürmischem Wetter ein schöner sonniger Tag folgte, an seinen Lieblingsplätzen fast mit Sicherheit an. Dem Gletscherterrain – und deshalb ist er vielleicht an dem Südufer der Insel seltener – schien er wenig hold zu sein; er pflegte den flachen Strand dort aufzusuchen, wo sich zwischen schmalen Klippen die Fluth zur Landung einladende Kanäle gewählt hatte.
Niemals haben wir ihrer mehr als drei zusammen gefunden, und diese drei ignorirten sich, schliefen abseits von einander. Irgend ein Einblick in Scenen des Familienlebens ist uns nicht vergönnt worden. Außer einem kleinen Embryo, den ich am 13. April 1883 einem Cadaver extrahirte, haben wir nur erwachsene Individuen gesehen.
Wenn man sie in Ruhe ließ, schlummerten sie, hier und da mißtrauisch die Augen aufschlagend, behaglich weiter; die Athmung zählte ich zu 7 Zügen in der Minute.
Zuweilen haben wir einen der harmlosen Schläfer durch Werfen mit Steinen oder Schneebällen geneckt. Dann zuckt er an der getroffenen Stelle zusammen und macht eine blitzgeschwinde Wendung; den fischartig geschwungenen Hinterleib erhoben haltend, den Kopf zurückgebeugt fixirt er den Feind mit vortretenden Augen. Der Rachen ist weit aufgerissen, die Nasenlöcher öffnen und schließen sich und entleeren weißen Geifer. Plötzlich rafft er sich drohend auf und stürzt einige Schritt ruckweise vor, oder legt sich auch wieder flach auf den Boden, verfolgt aber argwöhnischen Blickes jede Bewegung und faucht beim Ausathmen aufgeregt durch die Nüstern. Oder endlich – und gerade die größeren sind sehr schnell dazu entschlossen – er stürmt sofort gegen das Wasser los, urinirt vielleicht unterwegs mit fürchterlichem Gestank und durchbricht bei der Gewaltsamkeit, mit der er seine Flucht in Seene setzt, oft genug die Kette seiner Gegner. Die Fortbewegung ist im Profil wellen- oder schlangenförmig und geschieht ohne Abweichung nach den Seiten; die Vorderextremitäten liegen fest an und werden nicht benutzt. Schleunigst taucht er in die Tiefe und erscheint erst in einiger Entfernung ab und zu an der Oberfläche.
Mehrere habe ich mit der Lanze getödtet, andere wurden geschossen. Wenn man den Schädel nicht schonen wollte, bedurfte man nur des Knüppels der Robbenschläger. Keine Rede von Gefahr. Lanzenbewehrt sich mit den Thieren zwischen den Grashügeln umherzujagen, es war ein roher, aber lustiger Sport. Alles kam darauf an, sie rechtzeitig vom Meere abzuschneiden. Eines Nachts meldete der Beobachter vom Fluthmesserhäuschen, daß er drunten, dicht bei unserem Wohnhause, über einen Leoparden gestolpert sei. Eilfertig zogen wir sämmtlich, die Leber bereits in der Küche ankündigend, zum Strande hinab, doch schon umsprang den Seehund mit wüthendem Gebell unser übereifriger Landhund, und schnell wie der Gedanke war jener in der Brandung verschwunden, die wir wehmüthigen Sinnes mit unsern Laternen beleuchteten.
Die durchschnittliche Länge betrug gute 2½ Meter, bei dem größten Thier, das ich gesehen, maß ich parallel dem Körper mit dem Alpstock 3.70 Meter ab; kleinere als zu 2 Meter sind uns nicht vorgekommen. Die gewöhnliche Art der Färbung ist: Rücken dunkelmausgrau mit weißen Flecken, Bauch weiß mit grauschwarzen Flecken. Zuweilen erscheint der Rücken mehr gelbgrau und zeigt auch braungelbliche Nuancen. Die Zahl und Zeichnung der Flecken ist bei jedem Thier verschieden. Man findet solche, bei denen sie häßlich verwischt sind. Das schönste Exemplar traf ich im October, mittelgroß, Flecken klein und scharfbegrenzt nur auf den Extremitäten und seitlich am Halse, den gleichmäßig dunkeln Rücken fast schwarz und Brust und Bauch glänzend seidenweiß. Betreffs des Haarwechsels konnte ich nichts Auffallenderes und Genaueres beobachten. An einem Fell von Mitte Februar saßen Restchen des alten Pelzes.
Das von den Robbenschlägern verschmähte Fett hat in den stärksten Lagen kaum eine Mächtigkeit von 5 Centimetern, ist nicht so fest wie beim Seeelephanten und bleibt beim Abhäuten allenthalben auf dem Fell sitzen, sodaß sich dieses schwerer als bei jenem in langen Messerzügen abpräpariren läßt.
Als Mageninhalt fand ich Reste von Fischen, im Zwölffingerdarm traten Echinococceen auf und weiterhin, im Dünndarm massenhaft bis etwa 6 Meter lange schmale Tänien. Colon und Rectum waren wieder frei.
Einmal entwickelte ich aus dem Magen zwei kleine Sturmvögel, die sich noch ohne Schwierigkeit als Pelecanoides urinatrix erkennen ließen, glänzende Beweisstücke gewiß für die eminente Gewandtheit des Seeleoparden in der Kunst des Schwimmens und Tauchens.
Sein Fleisch, das ich einst versuchsweise in der Form starkgewürzter »deutscher Beefsteaks« auftischen ließ, hatte wenigstens den Beifall der Unparteiischen, welche die Herkunft nicht ahnten, allein nach erfolgter Aufklärung durfte das häßlich chokoladenbraune Gericht nicht wiederholt werden.
Skelettknochen lagen am Strande nur vereinzelt und zerstreut. Auf der Insel fanden wir auch ein vollständiges Geripp, das durch die noch vorhandenen beträchtlichen Hautreste zusammengehalten wurde und wie eine Mumie aussah. Wahrscheinlich war das Thier an Krankheit oder Wunden auf dem Lande verendet.
Von den Shetlandsinseln berichtet Weddell, daß gegen Anfang September zuerst die männlichen Seeelephanten an Land kommen, und daß einen Monat später die Weibchen folgen, um sich mit ihnen zu paaren und die neue Generation des Jahrgangs in die Welt zu setzen. Nachdem sie zwei Monate ohne Nahrungszufuhr nur vom eigenen Fett gelebt, begeben sie sich, sobald die Jungen genügend kräftig geworden, Mitte December wieder in See. Mitte Januar finden sich neue Heerden ein, den Haarwechsel zu absolviren, wie auch ausgewachsene Männchen noch einmal im März zu demselben Zweck: von Ende April bleiben sie alle im Meer, ihrem eigentlichen Elemente.
Unsere südgeorgischen Beobachtungen waren sehr dürftiger Natur. Wir mußten die Enttäuschung erleben, daß wir nicht ein einziges Neugeborenes zu Gesicht bekamen. Eine größere Gesellschaft von jedoch nur zehn Individuen wurde von uns bloß einmal, den 10. December, angetroffen. Vereinzelte Exemplare erschienen bis Ende Januar, aber jeder Seeelephant, den wir erblickten, galt uns als ein Ereigniß.
Am 8. November kehrten zwei der Leute von einem Ausfluge mit der Behauptung heim, sie hätten eine mächtige Robbenheerde, etwa 400 an der Zahl, von den Klippen ans bemerkt, wie sie inmitten der Bucht spielten und einwärts zogen; leider fand diese Angabe keine weitere Bekräftigung durch neue Thatsachen.
Von der für Kerguelen beschriebenen Anhäufung von zahlreichen Schädeln am Ufer haben wir nichts gesehen, doch kamen Ende Octobcr und Anfang November unter dem verschwindenden Schnee nahe der Grasgrenze einige alte, zum THeil bloßliegende Skelette zum Vorschein, deren Knochen sämmtlich mehr oder weniger übel zugerichtet waren.
Gegenwärtig könnte ein Robbenschläger keine schlechtere Speculation aussinnen, als sich zur Elephantenjagd in unsere Royal-Bay zu begeben.
Die beiden Geschlechter sind vor Allem durch die Größe unterschieden. Das ausgewachsene Männchen ist etwa 5 Meter lang, das größte Weibchen, welches mir begegnete, hatte etwas mehr als 3 Meter.
Ueber die Körpermaaße und die Farbe des Fells liefere ich genauere Daten im Anhang. Letztere variirt zwischen grau und gelbbraun; einige Thiere zeichneten sich durch ein echtes Elephantengrau, ein vereinzeltes Männchen durch ein vollkommenes Löwenfalb aus.
Von dem Aeußern des schlankhalsigen Seeleoparden unterscheidet sich dasjenige des Seeelephanten sehr auffällig durch die allgemeine Plumpheit sowohl wie die besondere, mit welcher der Kopf in den gigantischen Rumpf übergeht, durch die runzligen, im Zorne sich dick vorstülpenden Nasenhöcker beim Männchen, die beim Weibchen nur durch zwei Querfurchen angedeutet werden, und durch die verhältnismäßig ebenso kurzen, aber weit beweglicheren Vorderextremitäten, die in einer menschenähnlich gegliederten Colossalhand mit schmalen schwarzen Nägeln endigen.
Welche Schwerfälligkeit und Ungeschicklichkeit der Bewegung am Lande im Vergleich zit dein flinken und eleganten Leoparden! Den Elephanten, der sich der kräftigen Beihülfe der platt aufgesetzten Hände bedient, strengt schon die geringste Motion ungemein an; drei bis vier Rucke vorwärts und die gallertig erzitternde Fettmasse sinkt in sich zusammen, ruht sich ein Weilchen aus und rutscht ächzend weiter, eine tiefe und breite Spur im Kiesgrunde zurücklassend. Es ist kein Wunder, daß alte Rißnarben massenhaft über den Körper zerstreut sind.
Im Wasser freilich, wo sie ziemlich oberflächlich schwimmen, tummeln sich die Thiere in freiester Gewandtheit, und es ist ein interessanter Anblick, wenn solch' ein Ungethüm, den mächtigen Kopf hoch ausgerichtet, nach einem Landungsplätze Umschau hält.
Gewöhnlich stierten uns die Männchen mit aufgesperrtem Rachen an, rührten sich aber nicht von der Stelle. Ein wundervoll komisches Mienenspiel stand ihnen zu Gebote, wenn sie uns so in dummem Staunen fixirten und dabei unzufrieden die dicken Nasenwülste auf- und niederrunzelten – auch der schwarzgalligste Hypochonder würde sich beim Anblick der schnurrigen Physiognomie besonders eines krummnasigen alten Gesellen, den wir alle nicht besser als den »Herrn Mayer« zu benennen wußten, eines schmerzlichen Lächelns nicht haben erwehren können. Vielleicht tadelt man mich, daß ich solche Bemerkungen in einem ernsthaften Buche nicht unterlasse, allein daß ich damit einen wirklich charakteristischen Zug verschweigen würde, erscheint mir gewiß; wie die Tropen ihre Affen haben, so hat die Antarctis ihre Pinguine und Seeelephanten, und daß man über Affen, Pinguine und Seeelephanten lachen muß, ist ebenso wesentlich, als daß man sich vor dem Tiger fürchtet und daß man den Sturmvogel bewundert. So muß ich auch erwähnen, daß uns die Gesichtsmimik der Seeelephantin mit ihren runden glasig trüben Glotzaugen, mit dem bläulich fleischfarbenen Maul, in dem die kleinen niedrigen Zähne am Kieferrande kaum sichtbar werden, mit ihrer verschrumpelten trockenen Haut, unwiderstehlich an das Antlitz alter häßlicher Weiber erinnerte, daß nichts drolliger sein konnte, als wenn sich das schlafende Thier behaglich mit den wohlgebildeten, schwärzlichen Fingern auf dem Kopf oder dem schwer zugänglichen Rücken kratzte, und nur das brauchte ich wohl nicht zu berichten, wie ich einst mit Vergnügen gesehen habe, daß eine übrigens ausnahmsweise wenig altweiberhafte Seeelephantin mit klaren schwarzen Augen und frisch rosafarbener Zunge bei meinem Anblick nicht nur auf das Gemüthlichste gähnte, sondern sich dabei auch höchst manierlich jene schöne menschliche Hand vor das offene Maul hielt. Zur Versöhnung mit dem strengen Leser will ich sofort hinzufügen, daß ich bei demselbem Exemplar am Halse den Puls zu zählen Gelegenheit hatte; er betrug in der Minute 60 Schläge.
Den 10. December 1882 besuchten wir den Roßgletscher. Seitlich desselben war im Gebiet der alten Moräne ein hübscher kleiner See, der nur wenige Schritt vom Meere entfernt ist, gerade eisfrei geworden. An seinem grünen Uferhang lagen neun Elephanten geringerer Größe, und eine Strecke abseits sonnte sich, die muntere Jugend nicht beachtend, ein altes Männchen. Zwischen den neun konnte ich vier Männchen und zwei Weibchen unterscheiden. Acht von ihnen, alle 1½–1¾ Meter lang, glaubte ich, wenigstens die männlichen, auf ein Jahr schätzen zu sollen, das neunte, ein Männchen, hatte gute 2 Meter, sodaß ich ihm entsprechend als Minimum zwei Jahre gab. Zwei Thiere waren zweifellos schon im Besitz des Sommerpelzes; bei dem einen war der selbe elephantengrau mit schönem silberigen Glanz, bei dem andern fast löwenfarbig, bei beiden der Rücken dunkler als die Unterseite.
Die anderen, zwischen schmutzigem Grau und Gelbbränulich variirend, erschienen noch im Wechsel begriffen, und ihre Haut war in breiten Fetzen wie mit Moosboden besetzt. Die Männchen rutschten liebevoll um die Weibchen herum, während sich diese ziemlich kalt oder der Ruhe bedürftiger erwiesen. Besonders einer der Courmacher schien auf ernstliche Abneigung zu stoßen: mit der aufgestülpten Hand versuchte er vergeblich, immer wieder schnaufend und ausruhend, sich an seiner Erwählten emporzurichten, und tätschelte sie vertraulich anklopfend, ohne sie aber günstig zu stimmen während seiner Erholungspausen. Zwei andere begaben sich in den Moränensee und durchschwammen denselben die Kreuz und die Quer unter verliebtem Getändel.
Arn 8. Jaunar 1883 kam ich zu demselben Orte und traf ein 3½ Meter großes Männchen an. Leider hatte ich nur mein langes für Südamerika bestimmtes Buschmesser bei mir, doch wollte ich versuchen, das Thier durch Stiche in den Hals zu erlegen. In dem Augenblick, wo der Elephant tief brummend den Rachen emporhielt, sprang ich schnell vor, stieß zu und retirirte schleunigst vor den allzu nahen Kiefern. Er rückte erregt gegen mich heran und bemühte sich dann vergeblich, die zwischen ihm und der See wogende Mauer von Eisblöcken zu durchbrechen. Nachdem ich ihm noch einige Wunden beigebracht, war mein Messer absolut stumpf geworden; er lag bewußtlos in der anspülenden Fluth, hatte sich jedoch zu weit geflüchtet, als daß ich von ihm Nutzen ziehen konnte; eine Stunde später, als ich reuevoll an die Stelle zurückkehrte, war er verschwunden, und die Brandung rollte über den Schauplatz.
Hüsker von der Gazelle-Expedition berichtet, daß es für einige mit schweren eisernen Werkzeugen bewaffnete Matrosen eines anderthalbstündigen Kampfes bedurfte, um zwei erwachsene Männchen zu erlegen, und Commodore Byron erwähnt nach Weddell, daß die Tödtung eines Thieres oft für sechs Mann eine Stunde Arbeit gewesen sei. Hierzu bemerkt letzterer aber wohl mit Recht, daß ein erfahrener Robbenschläger, der den Schädel zertrümmere oder das Herz zu treffen wisse, in drei Minuten das Ende des Elephanten herbeiführe.
Vielleicht die meisten Südpolfahrer haben, wenn sie bei dem ersten Zusammentreffen mit den wunderlichen Ungethümen von dem Wunsche beherrscht wurden, sich ihrer zu bemächtigen, gegen die wehrlosen Geschöpfe sehr unnöthige Grausamkeiten ausgeübt, die sie dann bald bereuen lernten. »Wie alle ähnlichen Jagdvergnügungen«, äußert sich ein nicht ohne Grund vom bösen Gewissen geplagter Offizier des Sir James Clarke Roß, »die wenig Ueberlegung des Geistes oder List verlangen und viel Blutvergießen nach sich ziehen, müssen wir auch dieses eine barbarische Unterhaltung nennen, die so aufregend und männlich sie auch ist, nur als Pflicht und nicht bloß des Vergnügens wegen betrieben werden sollte.«
Legt man nicht gerade Werth auf den Schädel, so ist ein wohlgezielter Schuß der einfachste Weg, die Beute zu erlangen. Am 23. Januar 1883 lag ein Männchen nahe der Station im Grase. Vogel und ich rückten mit Lanzen vor; es bäumte sich hoch auf, und wir fuhren kräftig in den unteren Halstheil hinein, aber, obwohl die Lanzen vortrefflich saßen und starke Blutsprudel aus den Löchern sprangen, gelang es dem Thiere, sich zu befreien. Rasch machten wir den in Reserve gebliebenen Schützen Platz; eine Kugel Schraders schlug dicht bei einem Ohre ein, und sofort fiel der große Kopf bewußtlos zu Boden.
Dieses Exemplar wurde photographirt; Maaßstäbe und Meßlatten waren entsprechend den Hauptrichtungen angebracht, vor dem Kopf stand Mosthaff, ich kniete bei den Hinterflossen und unser Neufundländer vollendete die vergleichende Gruppe. (Maaße vergl. Anhang).
Die Abhäutung läßt sich sehr sauber ausführen, wenn man längs der dünnen, glatten, schnell eintrocknenden Bindegewebslamelle präparirt, mit der die Fettschicht in das Corium übergeht, und auf diese Weise ein von vorneherein fettfreies Fell zu erhalten sorgt. Böiges Wetter nöthigte uns zu schneller Arbeit. Das Fell wurde in einem großen Thranfaß, das Walfischfänger zurückgelassen hatten, eingesalzen. Zschau kochte für den Winter ein ansehnliches Fettquantum in Blechgefäßen aus, die Luft dabei, da er die Klumpen auch als Brennmaterial verwerthete, weithin mit schlimmen Düften verpestend.
Aber dieses Signals bedürfte es nicht, damit sich die Kunde des Ereignisses über die Landzunge verbreitet. In Schaaren eilen Riesensturmvögel und Raubmöven herbei, um sich ihren Antheil an dem Cadaver nicht entgehen zu lassen, mit wüthendem Gezänk befehden sich die gierigen Vögel, und bald liegt das Skelett bis auf die Sehnen aller Weichtheile entkleidet; Sand wird angeschwemmt; nur Pieper spazieren noch, Fliegen suchend, über das trockene Gerippe.
Die Leber des Seeelephanten ist sehr schmackhaft; über eine schlaferzeugende Wirkung, die ihr zugeschrieben wird, können wir nicht einwurfsfrei urtheilen, da wir zu dem vortrefflichen Frühstück auch Portwein und Spatenbräu genossen. Auch die Zunge und das Fleisch der Flossen wird von den Walfischfahrern empfohlen.
Dieser Abschnitt mag damit eingeleitet werden, daß die einzelnen Arten von Vögeln, welche auf Süd-Georgien gesammelt worden sind, der Reihe nach aufgeführt werden, wie dies in der auf der umstehenden Seite mitgetheilten und auch die wesentlichsten Momente in der Entstehungs- und Entwickelungsgeschichte der Arten nach Datum enthaltenden Tabelle geschieht.
Bei der Unterscheidung der Arten wurden die von dem verstorbenen Direktor des Naturhistorischen Museums in Hamburg, Herrn Professor Dr. Pagenstecher, geltend gemachten Gesichtspunkte im allgemeinen befolgt. Das Museum in Hamburg hat bekanntlich den größeren Theil der naturhistorischen Objekte, die von der Deutschen Südexpedition gesammelt worden sind, erworben. Professor Pagenstecher hat seine diesbezüglichen Untersuchungen in einer besonderen, in dem Jahrbuche der wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg ( II, 1885) zum Abdrucke gebrachten Abhandlung » Die Vögel Süd-Georgiens nach der Ausbeute der deutschen (Polar-) Südstation in 1882–1883« niedergelegt.
Ein bescheidener goldbrauner Singvogel von der Größe einer Feldlerche, zu den Piepern gehörig, dessen nächste Verwandten auf den Falklandsinseln und dem südamerikanischen Continent leben. Wie ist der räthselhafte kleine Gast nach der einsamen Eisinsel verschlagen? Wie hat sich diese holde Stimme an den Saum der aus dem Weltmeer auftauchenden Schneealpen verirrt, um die Luft mit lieblichem Gesang zu erfüllen, wo sonst nur der Pinguin plärrt oder die Möve kreischt?
Im strengen Winter hielt sich unser Pieper nur am Strande auf, in den Höhlungen am Grunde der die Hänge bedeckenden Schneemassen Schutz suchend; im Frühling und Sommer war er allenthalben im hohen Gras zu finden, und bewohnte mit Vorliebe das Plateau in der Umgebung der friedlichen Süßwasserseen. Einige Pärchen richteten sich auch bei der Station häuslich ein, zeigten sich gern in der Nähe der Küche, drangen bis in den Fleischschuppen vor und bestrebten sich unermüdlich, an meinem Laboratorium außen von den Fensterscheiben die Fliegen wegzupicken, die leider drinnen saßen.
Er nährte sich hauptsächlich von Fliegen, Käfern und Larven, eifrigst durchsuchte er auch den angeschwemmten Tang und hüpfte während tieferer Ebbe zwischen den freigelegten Steinen umher. Nicht wenig überrascht waren wir, bei einer Bootsparthie mehrere der munteren Kerlchen weit vom Ufer inmitten der Macrocystis zu finden; stolz standen sie auf den die Wellen überragenden Blättern, sodaß der Tangwaldung in ihrem obersten grünen Dach nicht einmal der Singvogel fehlte.
Feindlichen Nachstellungen ist der Pieper, scheint es, nicht ausgesetzt; wie er steil und gleich dem Bolzen von der Armbrust vom Boden in die Höhe steigt, ist er der Gier der schwerfälligen Raubmöve unerreichbar.
Die Brutzeit fiel in den December. Am 5. Januar 1883 wurde das erste Junge und neben ihm ein Ei im Nest gefunden. Am 11. Januar erhielt ich zwei fast nackte Jungen mit geschlossenen Augen und weiten Ohrlöchern. Das Nest ist ein rechtes Singvogelnest, sorgfältig zwischen überhängenden Halmen in einem Grasbüschel eingebettet und verborgen. Einer der Leute gab an, er habe auch drei der kleinen grauen schmutzig braun punktirten Eier in einem Nest gesehen.
Der Gesang erinnert an den Lerchenschlag: sowohl im Sitzen wie hoch in der Luft hängend, läßt ihn der Vogel erschallen. Am eifrigsten trillert er in den frühen Morgenstunden; im October hörte man ihn bereits zwischen drei und fünf Uhr, wenn es noch stockdunkel war.
Er wurde entweder geschossen oder zufällig erbeutet, wofern er sich in den Schuppen oder gar in die Küche verirrt hatte. Unseren Schlingen ist er immer ungefährdet entwischt; mit Leimruthen, welche der Zimmermann in den Schnee legte, hätte man ihn, wie dieser versicherte, sehr schön einfangen können, wenn er sich jemals hätte darauf setzen wollen.
Taubengroße schneeweiße Vögel mit schiefergrauen Läufen, welche in ihrem allgemeinen Habitus auch tauben- oder hühnerähnlich sind, welche jedoch mit Rücksicht auf das Skelett und wegen der Art der Befiederung an den Beinen den Wadvögeln näher stehen. Sie fallen auf durch eine eigenthümliche Hornscheide, die, nach vorne offen, den braun bis gelblich grün gefärbten Schnabel am Grunde bedeckt, und an die sich zum Gesicht hinüber mehrere Wulste blaß fleischfarbener Warzen ansetzen.
Die Chionis alba bewohnt auch die Falklandsinseln; auf Kerguelen giebt es die ihr sehr ähnliche Chionis minor, welche einen schwarzen Schnabel hat.
Wir pflegten die bei unserer Ankunft außerordentlich zutraulichen Vögel nur als »Tauben« zu bezeichnen. Erschien man auf den Klippen, kamen sie sofort herbeigeflogen oder noch lieber weither eilfertigst herbeigetrippelt; setzte man sich ruhig nieder, so scheuten sie sich nicht, selbst Bergstock und Stiefel mit dem Schnabel zu beklopfen; aber trotzdem waren sie stets auf ihrer Hut, und rückten niemals vor, ohne einige Bogen zu beschreiben oder zwischendurch ein paar Schritt zu retiriren. Neugierig pickend untersuchten sie jeden fremden Gegenstand; hinter einem vom Winde getriebenen Stück Papier rannten sie in eifriger Verfolgung. Ein beliebter Versammlungspunkt für sie war das Dach des Variationshauses. Die hier stundenlang eingeschlossenen Herren wurden oft nicht wenig aufgebracht über das unermüdliche Laufen auf den Brettern oben und das beharrliche, kräftige Picken an der Lukenscheibe.
Befürchteten sie Gefahr, stießen sie einen kurzen krächzenden Warnlaut aus, den sie auch während des Fliegens einige Male wiederholten, und ließen sich in geringer Entfernung nieder, immer bereit, neugierig zurückzukehren.
Verbreitet waren sie überall am Strande und in dessen nächstem Bereich; besondere Vorliebe zeigten sie für niedrige Klippen am Fuß steiler Felsen, wo sie zugleich Futter und Schutz vor dem Winde fanden. Sie schwammen nie, kümmerten sich aber wenig um Spritzwogen. Höchst drollige Vorstellungen lieferten sie auf dem Eis in der doppelten Bemühung, sich nach Gewohnheit flink zu zeigen und doch das Gleichgewicht zu behaupten, und ganze Grotesktänze führten sie dort auf, wenn, wie so vielfach, gerade Hader und Feindseligkeit unter ihnen herrschte. Einen überfrorenen schiefen Hang rutschten sie steifbeinig in der lächerlichsten Haltung herunter, als ob ihnen das Vergnügen mache.
Ihre Anzahl variirte meist zwischen zehn und zwanzig. Man sah deutlich, wie die Paare, kenntlich daran, daß die Weibchen kleiner und zierlicher sind, in der Gesellschaft zusammenhielten.
Vereinzelt traf man sie auch in den Pinguinkolonieen; daß sie dort Eier zu erbeuten suchten, ist mir zu sehen nie geglückt. Unbedingt ist ihr Verhalten dort kein so systematisch berechnendes als dasjenige der Chionis minor auf Kerguelen, wie es Studer und Hüsker beschreiben. Diese speculirt vollständig auf die Beraubung der brütenden Pinguine, und hackt im Nu eilt für den Augenblick verlassenes Ei mit dem kräftigen Schnabel auf.
Ihre Nahrung suchten sie in den Tümpeln der flachen Schieferklippen, in den angeschwemmten Tangmassen, in den überspülenden Wellen der Brandung, und waren nicht wählerisch zu nehmen, was die Gelegenheit bot; sie betheiligten sich eifrig an dem Verspeisen der Robbenkadaver, sie pickten in dem aufthauenden Eis der Süßwassertümpel die kleinen Würmer auf, sie drängten sich zu allen denkbaren Küchenabfällen. Der Koch, dessen besondere Lieblinge sie waren, behauptete, daß ihnen Erbsen und Sauerkraut am meisten zusage.
Mitte October verschwanden sie plötzlich von der Station, erschienen nicht vor Februar wieder in größerer Nähe und machten sich mit der alten Vertraulichkeit erst im Winter wieder bei uns heimisch. Zum Theil mag dies in der dominirenden Stellung begründet gewesen sein, welche sich die uns weit weniger willkommene Raubmöve angemaßt hatte, aber wahrscheinlich fiel das Brutgeschäft in diese Periode. Wahrscheinlich – denn, so unglaublich es klingt, wir haben kein Ei und kein Junges gesehen. Ich fand nur hier und da in dunkeln Winkeln hinter großen Felsblöcken etwas Halmstreu und einige weiße Federn. Merkwürdigerweise bemerkte ich dann noch den 15. März an einer unzugänglichen Stelle des Köppenberges eine Chionis, die emsig beschäftigt war, Gras zu rupfen und dasselbe in eine Ecke trug. Ich vermag mir den rätselhaften Umstand nicht anders zu erklären, als daß sie ziemlich früh gebrütet haben, und daß ich, als ich im Januar (die ersten Eier der Chionis minor auf Kerguelen fanden sich den 23. December) energisch alle Ecken und Schlupflöcher durchstöberte, schon zu spät kam.
Seltsam ist auch, wie wenig Schlaf sie zu bedürfen scheinen. Nachts traf man sie zu allen Stunden des Wachdienstes, wie sie mit ihrer gleichmäßigen Geschäftigkeit umhertrippelten.
Wir fingen sie mit einem Schlagnetz, doch wurden sie sehr rasch klug und gingen selbst dann nicht mehr in die Falle, wenn neben dem Köder eine lebende Gefährtin angebunden wurde.
Unser kurzsichtiger Koch fand ein nie ermüdendes Vergnügen daran, die Thiere mit Steinwürfen zu verfolgen, aber so oft er auch sein Geschoß entsandte, die Tauben flatterten mit leichtem Flügelschlag nur ein Streckchen weiter; so trieben sich Jäger und Wild vom Ebbefluthmesser bis zum Boot und wieder zurück, mit gleicher Ausdauer auf jeder Seite und nur dem einzigen Ergebnis;, daß fast immer diese oder jene Chionis ein wenig invalide umherhinkte.
Gebraten sind die Tauben nicht ganz unschmackhaft, aber zu trocken, und als eine Delikatesse dürften sie für Niemanden gelten.
Pagenstecher zufolge ist nach dem vorhandenen Material nicht sicher zu bestimmen, ob die Kriekente von Süd-Georgien mit der Querquedula Eatoni von Kerguelen identisch ist, oder ob sie der Falklandsente näher kommt. Ein so lebhaft röthlich fleischfarbener Streifen, wie die Abbildung von Sharpe darstellt, war auf dem Flügel keinenfalls vorhanden; der dunkelgrüne Spiegel, der dem Weibchen fehlte, war auch bei dem Männchen nicht gleichmäßig und in wirklich schönem Schimmer nur selten ausgesprochen.
Die englischen Offiziere gaben an, in einem Radius von acht Meilen auf Kerguelen über 2000 Enten geschossen zu haben. Unsere Kriekente war weder so häufig noch so leicht zu erbeuten.
Die gewöhnliche Anzahl betrug, außer stets vorhandenen einzelnen Paaren, durchschnittlich 6–12. Am Strand des Nachtigalgletscher in Little Hafen fiel mir ihre Menge auf, die ich auf einige 60 schätzte; sie waren auch weniger scheu und ließen mich auf etwa fünfzehn Schritt herankommen.
Am 26. März 1883 sahen wir bei der Station mehrere große Züge, die bis an hundert Stück betragen mochten.
Sie waren über den ganzen Strand der Landzunge gleichmäßig verbreitet, liebten die Nachbarschaft kleiner Tümpel und ausmündender Bäche, und fanden sich immer bei den Seen des Plateaus.
Zur Ebbe stellten sie sich mit derselben Pünktlichkeit wie die Dominikanermöven ein und suchten in dem seichten Wasser ihre Nahrung.
Bevor sie sich zur Flucht entschlossen, pflegten sie einen warnenden Ruf hören zu lassen, der wie lautes Platzen zur Oberfläche aufgestiegener Blasen klang. Auch verfügten sie über eine Art wie von einem Nager herrührenden Piepsens.
Anfänglich zeigten sie kein allzugroßes Mißtrauen und waren im Sitzen leicht zu schießen. Doch wurde die Jagd von Monat zu Monat schwieriger; Stück für Stück mußte mit viel Geduld und Mühe erbeutet werden. Gar manche fiel ins Meer. Aussicht auf sicheren Erfolg hatte man nur noch durch Vereinigung mit einem zweiten Jäger, welcher entsprechende Distanz einhielt.
Mit dem Frühling zogen die Enten auf das Plateau. Im November scheuchte man sie häufiger paarweise aus dem Grase auf; die erste Begattung wurde den 19. November beobachtet. Ein Nest habe ich in gutem Zustande nur einmal gesehen; dasselbe war äußerst sorgfältig in einem Grasbüschel versteckt und reichlich mit weißgrauen Dunen ausgefüttert. Es enthielt drei gelblich weiße, wie glatt polirte, ungemein hübsch getönte Eier. Will fand die ersten Eier den 8. December. Während die Mehrzahl auf dem Hügelrücken der Landzunge nistete, brüteten manche auch auf den Abhängen und selbst in den am Strand gelegenen Thalgründen. So hatte sich ein Pärchen gerade hinter der Drehkuppel häuslich eingerichtet.
Am 18. December traf ich die ersten Jungen, drei an der Zahl, mit ihren Alten; es gelang mir nur eins der behenden Geschöpfe zu fangen; sie liefen sehr schnell und verschwanden mir unter den Händen. Ich habe sie häufig in nächster Nähe gehört, verfolgt und nicht einmal zu Gesicht bekommen (Färbung vergl. Anhang).
Gegen Ende Januar waren sie schon fast ausgewachsen und nur noch an ihrem unbeholfenen Fluge leicht erkennbar.
Mitte Februar gab es wieder ganz junge Entchen. Den 15. März stellte ich zwei Nestlingen vergeblich nach, von denen der eine nahezu flügge, der andere noch im Flaum war.
Die Ente schmeckt meines Erachtens unausstehlich nach Thran, wofern nicht die Haut abgezogen wird. Unter Beobachtung dieser Vorsicht sind aber vor Allem die jüngeren Thiere ein vortreffliches Gericht, das unser Koch als Aspic variirt noch zu einer ganz besonderen Zierde des südgeorgischen Festdiners zu gestalten wußte.
1. Pygoscelis papua Scop.
Kein Thier haben wir auf Süd-Georgien so sehr ins Herz geschlossen, als diese putzigen »Johnnies« der Walfischfahrer. Keiner von uns, bin ich überzeugt, wird sich in späteren Tagen unseres einsamen Daseins erinnern, ohne nicht immer gleichzeitig auch mit innigem Vergnügen der wundersamen Geschöpfe zu gedenken, die in ihrer possirlichen Karrikirung menschlichen Gehens und Bewegens eine unerschöpfliche Quelle humoristischer Beobachtung und dadurch, daß ihre Eier den Küchenchef zu ganz ungeahnten Leistungen befähigten, nicht minder einen höchst angenehmen Nutzen darboten.
In Folge aller der schlechten Behandlung wurden sie später so ängstlich und scheu, daß sie schon in größerer Entfernung von uns entflohen; in der ersten Zeit aber bekundeten sie umgekehrt ein sichtliches Interesse, unsere Bekanntschaft zu machen.
Ich bin mehrere Male überrascht stehen geblieben, wenn ich, zwischen den öden schneeüberdeckten Hügeln der Landzunge umherwandernd, plötzlich durch ein lautes und sonores å (genau wie im englischen » law«), das täuschend menschenähnlich klang, mich angerufen hörte. Dann stand irgendwo unten im Thale ein ebenso einsam wandernder Pinguin, mit schiefem Kopf nach mir herüberlugend, und begann bald hastig, mit den Flügelstummeln fuchtelnd, auf mich loszumarschiren; veränderte ich meinen Ort, so veränderte auch er seine Richtung, und ahmte ich sein å nach, so antwortete er pünktlich. Oft 30–40 Meter bergaufwärts, kam er bis auf wenige Schritte heran, betrachtete sich eine Weile die neue Erscheinung und lief dann gewöhnlich im rascherem Tempo weg, sich von Zeit zu Zeit umschauend.
Solange es sich um befrorene Schneeflächen handelt, sind die Pinguine nichts weniger als ungeschickt auf dem Lande. Zumal wenn der Verfolger ab und zu einsinkt, ist es ihm mit den schnellsten Sprüngen nicht immer möglich, das fliehende Thier zu erreichen. Anfang November trieb ich eine Schule von 24 Stück eilte weite Strecke vor mir her nach der Station. Mehr als eine Stunde waren wir unterwegs, bergauf und bergab; die Herrchen im Frack stets 5–10 Schritt voraus. Ging es steil abwärts oder erschreckte ich sie, so ruderten sie hurtig auf dem platten Bauch. Als wir schneefreie Grasbüschel passirten, strauchelten sie in Angst und Verirrung durcheinander.
Wenige Tage später führten Schrader und ich eine Heerde von 83 Pinguinen über die Landzunge nach Hause; sie blieben einen halben Tag einträchtiglich zusammengedrängt auf demselben Fleck vor dem Stationsgebäude stehen und waren erst in der nächsten Morgenfrühe plötzlich zum Wasser verschwunden.
Sind sie in solch größerer Zahl versammelt, lassen sie häufig und unaufhörlich in der Paarungszeit das charakteristische Geschrei erschallen, dem sie den Namen Eselspinguine verdanken. Sie recken den Kopf empor und richten den Schnabel senkrecht gen Himmel; alsdann ertönt zuerst ein coutinuirlich schnarrendes oder plärrendes »rrrr...« und diesem folgen mit tiefem Einziehen der Halsgrube drei kurze gellende i-a, i-a, i-a; die ganze Expektoration dauert etwa vier Sekunden.
Ende September und Aufang October erschienen an den späteren Brutplätzen täglich größere Ansammlungen; mit vieler Regelmäßigkeit landeten sie nach der Heimkehr von der Jagd in den späten Nachmittagsstunden, und zogen, ihrer 5–10 vereinigt, meist dieselbe breite Straße über die Schneehügel landeinwärts; fernhin erblickte man zerstreute kleinere Trüppchen mit prächtig silberweiß schimmernder Brust, die alle dem Meeting zusteuerten. Bis zum Wasser hinunter war das ganze Gebiet zertreten und zertrampelt wie ein Exercierplatz.
Die ersten Eier fand ich den 26. October 1882.
Wir haben sechs Brutkolonieen kennen gelernt: drei auf dem Plateau der Landzunge, von denen eine 1 Kilometer von der Bucht entfernt und die höchste mehr als 100 Meter über dem Meere lag, zu 500, 200 und 80 Individuen, eine vierte im Whalerthal, 1 Kilometer landeinwärts am Bachbett, eine fünfte am Roßgletscher in derselben Entfernung von der See an einem Berghang, und eine sechste am Weddellgletscher nahe dem Strand in der grasbewachsenen Niederung, zu je 100, 100 und etwa 1800 Individuen. Hiernach würden mindestens 3000 Eselspinguine die Royal-Bay bewohnt haben; auf den nördlichen Landrücken kämen ungefähr 900.
Zur Schilderung des Verhaltens der Vögel gebe ich am besten einige Notizen aus meinem Tagebuch.
»22. October 1882. Den Whalerbach aufwärts stießen wir auf eine Gesellschaft von 85 Pinguinen, die eifrig beim Nestbau beschäftigt waren. Sie erhoben bei unserer Annäherung ein entrüstetes Gezeter, beruhigten sich aber bald, als wir dicht bei ihnen Platz nahmen.
Die Nester glichen kleinen bis 1 Decimeter hohen Kratern aus torfiger Erde mit seichter Vertiefung, die in einigen mit gezupften Grasbüschelchen bedeckt war. Hier und da hatte sich ein Weibchen wie zum Schlafen platt auf den Bauch gelegt. Es war leicht, die zusammengehörigen Pärchen bei der gemeinsamen Arbeit zu erkennen. Nichts kann komischer sein, als den wackelnden kleinen Kerl mit einem Grasbüschel im Schnabel daherwandern zu sehen. Es wurde sehr unnachbarlich verfahren. Hatte sich der Eine oder Andere einige Schritt entfernt, benutzte sofort der Nächste die Gelegenheit, um Gras oder Erde aus dem unbewachten Nest in das eigene zu transportiren. So konnte es an öfteren Auseinandersetzungen nicht fehlen; dann standen zwei sich gegenüber mit langgestreckten Hälsen, die weit aufgerissenen Schnäbel parallel zum Himmel gerichtet und beide schrieen voller Entrüstung in gleichem Tempo.
26. October. Plateau. Ueber den Hügel weg liegen jetzt vier große Brutkreise. Die Erde ist innerhalb derselben völlig schwarzbraun bloßgelegt und begreiflicher Weise riecht es auch »gründlich«. Auf der obersten Terrasse, wo es keine Graskuppen giebt, welche als Untersatz benutzt bezw. abgezupft und ausgehöhlt werden, sind die Nester nur leicht erhöhte Erdteller. Ich zählte 460 Pinguine, je 115, 115, 165 und 65 in den verschiedenen Brutkreisen, und fand die ersten Eier, im Ganzen 8, immer je eins in einem Neste. Die Eltern ließen dasselbe, sobald ich herankam, schnatternd im Stich.
7. November. (Erste Bootsfahrt.) Nahe dem Strand des Weddellgletschers trafen wir eine Kolonie von mindestens 1500–2000 Individuen. Unten den Berg entlang, zum Theil auch den Hang hinauf, zogen sich die Nester fernhin durch die Grashügel. Sie waren sehr sorgfältig gebaut; in vielen lagen unregelmäßig nebeneinander oder auch kreisförmig lose flache Steinchen; von dem Kraterrande liefen in allen Richtungen radienförmig weit abgespritzte Strahlen weißer vertrockneter Excrementmassen. Fast in jedem Neste zwei Eier.«
Als eine mich auf Süd-Georgien vielleicht am meisten interessirende Aufgabe hatte ich mir vorgenommen, eine systematische Sammlung von Vogelembryonen anzulegen. Es bot sich die schönste Gelegenheit, diesen Wunsch für den Eselspinguin und den Riesensturmvogel durchzuführen. Bei den Eiern der Pinguine war es leicht, eine genaue Uebersicht zu erhalten. Zur besondern Beobachtung hatte ich mir die große Kolonie der Landzunge reservirt, während ich die anderen weniger methodisch kontroliren konnte, da sie gleichzeitig der Bewirtschaftung durch den mit Pfannkuchen- und Puddingaufträgen überhäuften Proviantmeister unterlagen.
Ich habe weit über 600 Eier bei regelmäßigen Besuchen mit dem betreffenden Datum bezeichnet; pünktlich erhielten neu hinzugelegte ihre Marke, Doppeleier wurden mit gleichen Buchstaben versehen. So hatte ich eine genaue Reihenfolge aus allen Stadien der Bebrütung, und gewann dadurch, daß ich die Doppeleier den Thieren zu verschiedenen Zeiten entwendete, einen interessanten Vergleich.
Zu meinem großen Bedauern war Alles wegen der Ungunst der Verhältnisse verlorene Liebesmüh, und ist das wundervolle Material zu Grunde gegangen. Die Pfeilerarbeiten, die Sicherung der Drehkuppel, die Grabenführung ec., nahmen die verfügbaren Kräfte so in Anspruch, daß es lange nicht möglich erschien, mir einen Raum zu zimmern, in dem sich Sammlungsgläser überblicken, ja nur auspacken und aufstellen ließen, und erst den 16. December konnte ich den zoologischen Schuppen beziehen.
Das frische Pinguinei, dem Gänseei gleichend, ist rein weiß, die innerste Schicht der Kalkschale hellgrünlich, oft nur getönt, oft deutlich gefärbt. Die Schale ist verhältnismäßig dick und schwer zu zerbrechen. Das Eiweiß ist klar gallertig, der Dotter hoch orange. Gekocht schmecken sie vortrefflich, nicht thranig oder »fischig«, sehen nur etwas unangenehm quallenartig aus. Durchschnittliches Gewicht 137 Gramm, leichteste 130, schwerste 149 Gramm.
Innerhalb der ersten Woche wurde zu dem ersten Ei ein zweites gelegt, nur zweimal habe ich drei Eier in einem Nest gefunden. Dagegen dauerte es nicht lange, bis für die weggenommenen Eier Ersatz geschaffen war. So traf ich in der Whalerkolonie, die am 29. October durch unsere Matrosen radical bewirthschaftet worden war, am 6. November die Hälfte der Nester wieder mit je einem Ei, die andere Hälfte mit je zwei Eiern belegt. Bei einigen Nestern habe ich gesehen, daß die Production in unruhigen Zeitläuften nach und nach selbst auf sechs Eier steigen kann. Die Eier der zweiten Brut sind kleiner und oft so rundlich, daß ein spitzer und stumpfer Pol nicht mehr zu unterscheiden ist.
Nach Mitte November zeigte sich der Brutfleck schön ausgebildet.
Daß Männchen und Weibchen sich beim Brüten ablösen, habe ich öfter beobachtet. Beide begrüßten sich zeternd, und der das Nest verlassende Gatte widmete sich einer sorgfältigen Toilette der Brutfleckregion.
Den 28. November fand ich das erste Junge. Die Alten helfen den auskriechenden Jungen wenig oder gar nicht; es scheint, daß das angepickte Ei noch einen Tag lang mit seinem kleinen Loch erhalten bleibt.
Die Dauer der Bebrütung rechne ich zu 33 Tagen.
»5. December 1882. Eine Anzahl Junge sitzen piepsend in der Küche. Sie sind sehr possierlich; schwache zierliche Flügelstummel, ein dickes Bäuchlein und plumpe Füße. Das Hälschen der Kleinsten ist so dünn und schwach, daß es den Kopf nicht trägt; der liegt auf dem Tisch und so schlucken sie den gekochten Reis, welchen ich ihnen in den weit aufgerissenen Schnabel stopfe. Das entwickeltste ist sehr kregel und defäcirt mit elegantem Strahl ⅓ Meter weit. Die Farben sind folgendermaßen: Oberschnabel schieferblau, Unterschnabel cyanotisch fleischfarben, Zunge, Gaumen blaß fleischfarben, Iris hellbraun. Kopf schieferblaugrau, Gesicht am dunkelsten. Hals und Rücken hübsch silberbläulich, Flügel schmutzig blaugrau, Füße cyanotisch mit einem Stich ins fleischfarbene, Krallen blaß grünbläulich, After rosabläulich.«
Gegen das Ende der Brutzeit wurden die Alten heftiger, bissen zu und schrieen fürchterlich, wenn man ihnen die Eier fortnahm. Nachher legten sie sich wieder in das leere Nest.
Wir haben einzelnen Riesensturmvogeleier untergeschoben. Der Pinguin merkte den Tausch, krakehlte höchst entrüstet und brütete getreulich weiter. Ich habe öfters dem einen oder anderen fremde Junge für mehrere Stunden zur Behütung übergeben; freilich ließ er sehr mißfällige Laute vernehmen, wenn die Schützlinge z. B. junge Dominicanermöven waren, die der ungewohnt warmen Pflege ungeduldig zu entrinnen strebten.
Die Jungen entwickelten sich sehr rasch und eine Woche Altersdifferenz machte sich auffällig geltend.
Anfang December hatte sich das Bild meiner Specialcolonie traurig verändert. Nur wenige der Vögel hatten gegenüber der anhaltenden Plünderung ihren Familientrieb behauptet und einige hundert Schritt entfernt den Bau neuer Nester in Angriff genommen; die meisten waren unthätig versammelt, standen umher und putzten sich oder lagen schlafend auf dem Schnee.
Die Colonie am Roßgletscher, welche am 7. November völlig ausgeräumt worden war, zeigte am 21. Januar, als wir sie wieder besuchten, das Stadium von Decemberanfang. Auch hier fand ich in einem Nest drei Junge, von denen das älteste etwa fünf Wochen, das zweite zwei, das dritte eine Woche zählen mochte. Ich setzte ihrer ein Dutzend in ein Nest hinein, sie lagen geduldig über- und nebeneinander und rührten sich nicht vom Platze. Die Alten lamentirten, sahen sich aber nicht weiter nach ihnen um. Nur eine Mutter stand neben dem Haufen, ihn wie eine Schule beaufsichtigend; allmählich näherte sich ein anderer und beide bissen sich. Von da ab bemühte sich die erste, ein Junges herauszuholen, zog es an den Flügeln, ja nahm mehrere Male das ganze Köpfchen in den Schnabel und hackte zwischendurch ärgerlich nach dem einen oder anderen der Nachbarkinder. Als ich eine halbe Stunde später wieder vorbeikam, war das ganze Nest noch ebenso zusammen.
Bei der Fütterung steckt das Junge seinen Schnabel in den der Alten; diese beugt den Hals und rülpst die Nahrung herauf.
Wir haben mehrere Jungen wochenlang zu Hause gehalten: sie wurden mit Mövenfleisch, Küchenabfällen und im Januar auch mit frischem Fisch gefüttert, stets, indem man die Brocken in den mit der anderen Hand geöffneten Schnabel schob. Bemühungen, allein zu fressen, kamen nicht vor. Wohl lernte ein kleiner Pinguin, wie es schien, seinen Herrn kennen und kletterte, sobald er sich zeigte, auf eine Kiste, wo die Speisung regelmäßig stattfand. Aber alle gingen an Indigestionen zu Grunde; zwei konnten mit besonderer Sorgfalt bis in den Februar erhalten werden.
Ueber die Erziehung in der Kolonie ist nichts Besonderes zu berichten. Sehr ängstlich waren die Jungen stets bestrebt, den Anschluß an ihre respectiven Alten nicht zu verlieren. Entstand durch unsere Einmischung eine Panik in der Gemeinde, so suchte jeder der unbeholfenen Sprößlinge der Mutter durch Dick und Dünn hart an ihrem Rücken nachzustolpern, aber eine Verwirrung der Familienverhältnisse war unvermeidlich und den vertrauensvoll anderweitigen Eltern zuflüchtenden Jungen wurde mit heftigstem Beißen und Zerzausen klar gemacht, daß man die Uebernahme neuer Verpflichtungen entschieden ablehne.
Gegen Mitte Januar waren die Schwanzfedern bereits ausgebildet; an der Seite, bei einigen auch die Rückenmitte herab, zog sich ein weißer Flaumstreifen; auf dem Oberkopf war, während die Mitte noch schwarz blieb, seitwärts in einzelnen weißen Spitzen der spätere Querstreif angedeutet.
Anfang Februar waren bei den Meisten die Reste des Flaums verschwunden.
Noch im März war ein Größenunterschied im Vergleich zu den Alten sehr deutlich erkennbar; das Gefieder zeichnete sich durch einen blanken stahlgrauen Ton auf dem Rücken aus.
Ziemlich gleichzeitig machten die Alten eine allgemeine Mauser durch, die Mitte Januar begann und ungefähr Mitte März beendet war. Mit den losen Federn, besonders auf Kopf und Rücken zerzaust und verwühlt, sahen sie wahrhaft scheußlich aus.
Die unreinlichen, mit Febern bebeckten Brutplätze lagen im März verlassen. Tiefer am Bach im hochstehenden Gras versammelt sich Alt und Jung Nachmittags noch mit gewohnter Pünktlichkeit; doch löste sich von Ende März ab das geschlossene Zusammenleben mehr und mehr auf. Vereinzelte Individuen oder Pärchen traf man noch im Juni auf dem Plateau. (Siehe Abbilbung »Stillleben«.)
Das »Pinguinriff« war wieder in seine Rechte getreten. Diese dem Nordufer der Landzunge vorgelagerte Klippe diente den Winter über als Hauptlandungsplatz und Nachtquartier. Dort war es interessant, den Schwimmkünsten zuzuschauen. Im Bogen tauchen die Pinguine mit dem Oberkörper aus dem Wasser empor und stürzen sich schleunigst wieder in die Tiefe, eine reguläre Wellencurve beschreibend; alle paar Sekunden erscheinen sie und durchmessen die Fluth mit außerordentlicher Geschwindigkeit. Ich habe unsere Gefangenen oft an einer langen Leine schwimmen lassen. Sie streckten die mit der Unterfläche platt nach oben gekehrten Füße gerade zurück und ruderten mit den Flügelstummeln. Wurden sie erschreckt, so schossen sie mit unglaublicher Schnelligkeit und Kraft umher; scharf und wie eine Rakete schnell dahin zuckend schnitt die Leine durch die Oberfläche. Vom Lande flüchten sich die Thiere offenbar nur ungern in das Wasser; sie laufen den Strand entlang vor dem Verfolger her und stürzen sich meist erst vor einem unpassirbaren Terrainhinderniß in die Fluth, um baldigst wieder zu landen. Hierbei habe ich gesehen, daß sie sich mehr als einen Fuß hoch durch die Luft gewaltsam ans Ufer schnellten. Beim ruhigen Landen stützen sie den Schnabel auf und hebeln sich an ihm in die aufrechte Stellung empor.
Alte Pinguine erwiesen sich in der Gefangenschaft, nachdem sich der Reiz der Neuheit abgestumpft hatte, als ziemlich langweilige Geschöpfe; sie würben so zahm, daß man sie streicheln und krauen durfte, nur gegen den Hund, der gern mit ihnen gespielt hätte, nahmen sie sofort eine sehr herausfordernde Stellung ein, retirirten sich fauchend, bissen wüthend und schlugen heftig flatternd mit den Flügelstummeln, wenn er von seinen Wünschen nicht abstand. In der »Menagerie« behaupteten unsere Hauspinguine den ersten Rang, sie fühlten sich immer als die Herren der Situation und wiesen vor Allem mit energischem Schnabelangriff die schwarzen Sturmvögel in die gebührliche Entfernung. Die Ungeschicklichkeit bei der Nahrungsaufnahme war nicht zu überwinden. Sie schliefen entweder liegend oder stehend, den Kopf mit zurückgebogenem Hals hinter den herabhängenden Flügelstummel geschoben und das starre Schwänzchen aufgestützt.
Bezüglich der Färbung möchte ich noch bemerken, daß während der Brutzeit auffiel, wie vielfach die einen gelbe oder orangefarbene, die andern mehr rosarothe Füße hatten. Nebenher bestand eine entsprechende Differenz für den Schnabel von reinem Orange bis zu lebhaftem orange getönten Roth. Da sich gleichfarbige Thiere paarten, handelte es sich nicht um ein Geschlechtsmerkmal, dagegen schienen die gelbfüßigen zugleich die kräftigeren zu sein, waren also vielleicht die älteren Individuen.
Tänien habe ich nur bei einem Exemplar gefunden, mehrere vergeblich daraufhin untersucht.
II. Aptenodytes longirostris Scop.
Der große und prächtige Königspinguin brütete nicht auf unserer Landzunge. Erst Ende Mai trafen wir Junge am Nachtigalgletscher und im Juni bei dem Weddellgletscher.
Auf Kerguelen beginnt die Brutzeit Anfang oder Mitte October.
Die vereinzelten Exemplare, welche wir während des Frühlings beobachteten, fanden wir zum Theil in den hochgelegenen Colonien der Eselspinguine; sie hatten also den weiten und beschwerlichen Weg landeinwärts zurückgelegt und sich dort vielleicht zu Gaste geladen, weil sie zu müde gewesen waren, nach Hause zu schwimmen. So traf ich den 20. November inmitten der brütenden Johnnies eine schlafende Königin, den Kopf unter dem linken Flügel. Beim Geschrei der alarmirten Familien erwachte sie und stieß selbst, nach dem Grund der Störung umherblickend, kurze schnarrende Töne aus. Ich ließ sie absichtlich in Frieden; am 22. November war sie noch da, am 25. dagegen verschwunden.
Der Königspinguin verdient als die stolzeste Erscheinung unter den antarktischen Vögeln seinen Namen. Der Kopf mit dem langen Schnabel ist dunkelschwarz, nur der Unterschnabel in seinen hinteren Zweidritteln gelblich fleischfarben; der Rücken erscheint fein weiß getüpfelt auf braunviolettem Grunde. Wie Atlas schimmert der weiße Unterleib. Die Wange trägt einen orangefarbenen Fleck, wie auch der obere Theil der Brust ein prachtvolles Orange zeigt, das sich nach unten mit ungemein zart getöntem Gelb in das glänzende Weiß des Leibes verliert und nach oben scharf gegen die schwarze, bei erwachsenen Männchen aber metallisch grün schillernde Kehle absetzt.
In natürlicher Stellung beträgt die Größe des Thieres ungefähr ein Meter. Die in Brehm's Thierleben auf einer Tafel dargestellten Königspinguiue, darf ich hier bemerken, geben einen falschen Eindruck, weil die Hälse zu lang sind. (Siehe Abbildung.) Diese haben allerdings an den ausgestopften Bälgen eine solche Länge, aber im Leben kommen sie derart nur zur Geltung, wenn die Vögel beunruhigt werden und den Kopf emporrecken, wenn sie ihr Gefieder putzen, schwimmen u. dergl.
Auf der Station tödtete ich die Königspinguine durch Hängen, unterwegs aber kostete es mir, wenn ich allein war, viele Mühe, die starken Geschöpfe durch Umschnüren des Halses und Zusammendrücken der Lungen umzubringen. Es dauerte immer einige Minuten und war ein ermüdendes Geschäft. Sie fliehen, wenn sie einmal begriffen haben, daß man sich ihrer bemächtigen will, ziemlich schnell und nur mit vielem Laufen, Springen und Stolpern sind sie einzuholen. An ihrem Gange kann man sie bei einiger Uebung schon aus weiter Entfernung von den Eselspinguinen unterscheiden, da sie in Folge der größeren Pendelschwingung des Körpers eigenthümlich wackeln. Beim ruhigen Stehen treten sie gern einen Fuß nach einwärts.
Wahrscheinlich brüten sie auch in Süd-Georgien im October und November. Während des Januars sahen wir sie in der Mauser begriffen. Die Jungen scheinen ihr Dunenkleid ungefähr zehn oder elf Monate zu behalten; wenigstens hatte ein kleiner Pinguin, den ich im November tödtete, wohl eben erst, wie ich im Anhang weiter begründe, die Umwandlung zum Dauergefieder vollzogen, und war ein im Juni gefangenes Junges des Jahrgangs 1882, als es den 1. October starb, noch in weichen Flaum gehüllt. Bei den Alten und zwar beiderlei Geschlechts waren die Brutflecke Anfang Juni noch deutlich.
Nachdem wir bis zum Mai nur versprengte Individuen gesehen hatten, gewannen die Beobachtungen in diesem Monat neues Leben.
Schrader und Will hatten den 14. Mai am Strande des Nachtigalgletschers in Littlehafen einen kleinen Trupp alter Königspinguine und sechs Jungen angetroffen. Ich besuchte die Stelle den 16. und den 20. Mai. Die Jungen standen den Alten nicht allzuviel an Größe nach, sie waren im Vergleich zu ihnen aber dick und fett, und sahen aus wie kleine braune Bären. Die einzige Federbildung war das starre Schwänzchen. Sie erwarteten uns zutraulich, rückten aber, als wir sie erreicht hatten, nahe zusammen und erschienen sehr komisch, wie sie eng geschlossen immer trotzig ein paar Schrittchen seitwärts traten. In der Hoffnung, noch eine größere Ansammlung zu finden, suchte ich mir einen Weg längs der Bucht bis zum Cookgletscher. Dieser fällt mit einer senkrechten Front ab, die nur durch Eisabstürze häufig unterbrochen ist, und zwischen ihr und dem Meere bleibt ein 15–20 Schritt breiter flacher Sandstrand übrig. Am Beginn desselben und den gewölbten Seitenrücken des Gletschers hinauf spazierten einige zwanzig Königspinguine. Ein wundervolles antarktisches Bild! In voller Unbefangenheit umstanden mich eine Anzahl Eselspinguine, die wohl in dem neben dem Eisstrom verlaufenden Thalgrund irgendwo gebrütet hatten, ein Dutzend Kaptauben schwamm nahe dem Ufer spielend oder Nahrung suchend in den Wellen der Dünung, aber die graciösen Sturmvögel und die bescheidenen Johnnies konnten als Staffage in dem herrlichen Küstenpanorama, dessen Hintergrund durch die imposante, vom nahen Pik beherrschte Alpenlandschaft geschlossen wurde, nur wenig wirken neben den Prachtfarben – den einzigen in diesem großartigen Einerlei – der schönen Königsvögel auf dem Gletschereis.
Junge waren, soweit ich blicken konnte, nicht vorhanden.
Auf der Rückkehr steckte ich einen der kleinen Bären vom Nachtigalstrande in den Rucksack und transportirte ihn trotz seines Widerwillens glücklich nach Hause. Es interessirte mich außerordentlich, den einen oder andern jungen Königspinguin in der Gefangenschaft am Leben zu erhalten, die Entwicklung des Federkleides zu beobachten und sie womöglich nach Europa zu bringen.
Ehe ich über den Verlauf berichte, erzähle ich besser erst von der Entdeckung, die unserer drei Wochen später am Weddellgletscher wartete.
Am 6. Juni machten wir eine Bootsfahrt zum Südufer. Am Strande gewahrten wir zwei Königspinguine, über die wir uns sofort herstürzten. Plötzlich höre ich das unverkennbare Geschrei von Jungen, und von einem Grashügel sehen wir Königspinguine soweit das Auge reicht. Es waren vier Gesellschaften, zusammen kaum unter 500 Stück mit etwa 200 Jungen in ihren braunen Kapuzinerröckchen. Die Jungen standen auf einen dichten Haufen aneinandergedrängt; bei unserer Annäherung pfiff der aufgeregte Chorus der Klosterschüler vollkommen natürlich. Sie hatten sämmtlich fast die gleiche Größe von 70 bis 75 Centimeter, einige waren blonder, zumal an den Dunenspitzen heller gefärbt. Die gleichförmig schwarzen Schnäbel erschienen kaum ⅔ so lang wie die der Alten. Flügelreste ganz kleiner Thiere, die vielleicht Opfer der Raubmöven geworden waren, lagen zerstreut umher.
Das Boot wurde mit Leichen bepackt; die den Pinguinen so willkommen starke Dünung an diesem Strande machte uns große Schwierigkeiten, und auch zwei lebendige Junge, die ich mitnehmen wollte, flogen durch die Luft wie der Feuereimer in der Glocke, hoch im Bogen.
Nun besaß ich drei junge Könige. Da sie getauft werden mußten, erhielten sie die Namen der heiligen Drei aus dem Morgenland. Der älteste hieß Kaspar, von den beiden neuen war Melchior der dickste und relativ umgänglichste, Balthasar der stärkste und ungeberdigste. Der Matrose Wienschläger verfertigte ihnen einen Ledergürtel mit Löchern an der Seite, durch welche er die »Flunken« durchsteckte, und mit einer Schnürvorrichtung auf dem Rücken. Mit den hinten geschlossenen Korsets waren die Kerlchen an einen Strick befestigt, und dieser lief längs eines niedrigen, nicht mehr gebrauchsfähigen Telegraphendrahtes. Kam ihnen das Gelüste, von dannen zu »ziehen«, legten sie sich einmüthiglich in's Geschirr und strebten, wie die Gäule vor einem festgefahrenen Karren, mit allen Leibeskräften, die Sternwarte umzureißen. Den Kaspar, der sehr glücklich über die ihm gewordene Gesellschaft war, konnte ich ausspannen; er dachte nicht an ein Entfernen. Der Unterschied in der Erziehung fiel sehr auf. Besonders Balthasar biß fürchterlich um sich und schlug heftig mit den Flügeln, sobald man ihn streicheln wollte, Kaspar ließ sich Alles gefallen.
Mit der Fütterung hatte ich meine liebe Mühe. Fische konnte ich ihnen nicht bieten, so mußten sie ihre Verdauung dem Verbrauche von Hartbrod, das ich in Wasser aufkochte und mit etwas Salz versah, und Boiled Beef, unserer einfachsten Fleischconserve, anpassen; später erst erhielten sie passende Küchenabfälle, wie Reis, Carotten etc.
Die ersten Wochen entwickelten sie einen sehr energischen Oppositionsgeist gegen die neue Lebensweise. Aber was wollten sie machen, wenn ich, auf einer Kiste sitzend, sie zwischen den Beinen eingeklemmt hielt, daß sie die Flügel nicht rühren konnten, und mit der linken Hand den Schnabel öffnend, mit der rechten die Speise bis gegen den Schlund vorschob? Letztere Vorsicht war nothwendig, denn so lange der Bissen noch im Bereich der willkürlichen Mundmuskulatur blieb, wurde er schleunigst durch einen kurzen Stoß nach der Seite weggeschleudert. Allmählich waren jedoch sie sowohl wie ich so an die Prozedur gewöhnt, daß ich sie frei mit einer Hand füttern konnte, wobei jedoch immer noch ein Finger den Schnabel leicht öffnen mußte. Sie hielten ungemein auf Regelmäßigkeit der Mahlzeiten, und wurden äußerst unruhig, wenn ich unpünktlich war, schrieen oder machten die angestrengtesten Versuche, durchzubrennen. Sobald ich mich zeigte, lautes Gepiepe.
Ja, sie hatten mich allmählich sehr gern, mich und den andern Spender des Guten, den blauen Kochtopf. Hinter dem vorgehaltenen Topf spazierten sie wohin ich wollte, geradeaus, zurück, mit beliebigen Wendungen.
Wenn ich Morgens den blauen Topf in ihre Nähe stellte und wegging, versammelten sie sich um das dampfende Gefäß und jammerten. Sie pickten wohl an den Wänden, an dem Henkel, aber nur Kaspar schien zu begreifen, daß der Inhalt die Hauptsache sei und stocherte zuweilen erfolglos in dem Futter herum. Bei Melchior gelang mir noch im September zur Verwunderung der Zuschauer regelmäßig das Experiment, daß er trotz seines Hungers nicht einmal den Versuch machte, ein Stück Brod zu fassen, das ich ihm vorhielt. Er schrie mich intensiv an und schluckte an jedem Finger, den ich an den geöffneten Schnabel legte; erst wenn ich ebenso das Brod bis zur Berührung heranschob, verschwand es hurtig in der Tiefe.
Sie kannten nur den blauen Topf und mich. Fast nur durch die starke Manifestirung des Hungergefühls unterschieden sie sich von Tauben, die, durch den Experimentator des Großhirns beraubt, mitten im Futter verhungern, und doch, wenn man es ihnen in den Schnabel schiebt, beliebige Zeit am Leben bleiben. Jedenfalls wird es verständlich, daß im Spanischen »bobo« beides bedeutet – Dummkopf und Pinguin.
Untereinander bissen sie sich bei der Fütterung oft energisch, obwohl ich mit strenger Unparteilichkeit abwechselte, und Einer suchte den Andern von meinem Knie wegzudrängen.
Bei schönem Wetter wurden sie, durchaus gegen ihre Wünsche, gebadet. Da sie sich immer so geschwind wie möglich an Land retteten, durfte ich sie ohne Leine und Gürtel frei von einer Klippe in die Brandung schleudern. Nach dem Bade traten sie selbständig den Heimweg nach Malepartus an, das zwar sehr nahe am Strande lag, aber von dort nicht zu sehen war. Auf eine Stunde Zeitverbrauchs kam es ihnen dabei nicht an. Höchst unterhaltend waren die Zurufe, wenn sie auseinander geriethen. Ein lautes schnarrendes rrrrå (breites englisches a in law), das der in Malepartus zuerst Eintreffende zum Besten gab, wurde sofort von unten erwidert, und dieser stets pünktlich vollzogene Austausch setzte sich fort, bis die Nachzügler zwischen den Graskuppen auftauchten.
Kaspar bewies mir unmittelbare Freundschaft. Zuweilen, die Thürschwelle mit gleichen Füßen herab hüpfend, besuchte mich der Dickbauch, drängte sich zwischen meine Knie und blieb. Ich saß sehr niedrig, sodaß er gerade den Kopf auflegen konnte; den Schnabel unter meinen Rock gesteckt, schlief er behaglich, bis ich aufstand, und ich bekenne, daß ich oft um seinetwillen länger sitzen geblieben bin.
Die Dreie brachten die Nacht in Malepartus zu; ich trug sie jeden Abend in eine dort verbarrikadirte Ecke; allmählich erkannten sie den Vorgang an und, wenn ich Einen herbeigeschleppt, folgten die Anderen freiwillig. (Siehe Abbildung.)
Das monotone Leben in einem Umkreis von fünf Schritt Durchmesser schien den körperlichen und geistigen Bedürfnissen der jungen Könige völlig zu genügen. Den ganzen Tag über lagen sie faul auf dem Bauch oder standen philosophisch immer an demselben Fleck des Malepartushügels. Die einzige Abwechselung wurde durch die Toilette ihres dicken Corpus geboten, die gewöhnlich in eine hitzige Befehdung des Lederkorsets auslief. Eingehender befaßten sie sich mit derselben aber nur nach dem Bade; alsdann freilich, wenn sie das triefende Wasser abgeschüttelt hatten, präsentirte sich ihr Aeußeres – statt des lichtbraunen wolligen Pelzes die dunkeln, nassen, verklebten, abstehenden Dunen auf dem prallen Wanst – in einer unsagbaren Schauderhaftigkeit.
Kam nun, die Aufregung zu steigern, der Neufundländer spielend herangetrollt, sodaß sie, in ihre langgereckte steife Renommistenpositur fahrend, Corset an Corset gedrängt, Schrittchen für Schrittchen schief zurücktraten und ihr zornigstes »Herrrr« heraufkollernd sich gegenseitig rücksichtslos anrannten, dann konnte dieses Schauspiel selbst dem leicht menschenfeindlich gesinnten Zimmermann den Ausruf entlocken: »ärgern muß man sich, aber lachen muß man auch auf das verfluchte Eiland.«
Versetzen wir uns sofort in den tragischen Abschluß, – Kaspar starb den 15. Juni, Balthasar den 20. August; jener war nicht ganz zwei, dieser zwei und einen halben Monat in meiner Pflege gewesen.
Bei beiden waren die Erscheinungen dieselben; sie wurden traurig, verweigerten die Nahrungsaufnahme, legten eine eigenthümlich zärtliche Ergebenheit an den Tag, wenn man sie cajolirte, fraßen fast unablässig Schnee, hatten blutige Stuhlgänge und wurden so elend, daß sie sich nur mühsam auf den Füßen halten konnten. Schließlich lagen sie platt auf dem Bauch, so gut wie todt, und man wußte kaum zu sagen, wann sie es wirklich waren.
Die gewöhnliche Kinderkrankheit, der Darmkatarrh, hatte sie dahingerafft.
Melchior, der jüngste und dümmste, fühlte sich sehr einsam. Ich ließ ihm fast völlige Freiheit, hatte ihn aber zuweilen, wenn ihn Morgens der Hunger plagte, von einer zwecklosen Exkursion zurückzuholen. Er wurde eine Art Hausthier, die Liebkosungen eines Jeden geduldig in Empfang nehmend, im Uebrigen jedoch allzeit sichtbarlich bemüht, mich oder den blauen Topf auszuspüren und deshalb meist zwischen dem Wohnhaus und Malepartus auf der Wanderung begriffen. Wir begrüßten uns in der Frühe immer mit einem lauten gegenseitigen rrrå. Als wir im September abgeholt wurden, brauchte ich mich trotz des allgemeinen Wirrwarrs und Menschengetriebes nicht um ihn zu kümmern, er stand überall mitten darunter, bei den Booten unten oder den Kisten oben, echauffirte sich über nichts und knabberte, wenn ich ihn zu lange warten ließ, zwischendurch an dem Stiefel eines verwunderten Matrosen. Auch ohne Topf und ohne Locktöne kannte er mich aus einer größeren Zahl heraus, kam strammen Schrittes auf mich zu und suchte mir zu folgen, wenn ich davonging.
An Bord Sr. Maj. Schiff Marie ließ Herr Capitän Krokisius für meinen »Sohn«, wie Melchior allgemein bei den Offizieren genannt wurde, auf der Campagne einen bequemen Geflügelkäfig befestigen.
Wie andere Kinder schien er trotz starken Seegangs und stürmischen Wetters nicht von der Seekrankheit zu leiden. Unermüdlich stand er aufrecht in dem Kasten, mit dem Oberkörper balancirend, auf dem rollenden oder stampfenden Schiff. Als es heiß wurde, legte er sich häufig, erhob sich aber stets munter, sobald ich ihm pfiff, und antwortete kräftig. Mit der fühlbareren Wärmezunahme wurde er regelmäßig nach vorne gebracht und in die »Waschbalje« gesetzt, oder der »Signalgast« erhielt den Befehl, einige Male die Conservenbüchse, in der das Meerwasser zur Temperaturbestimmung emporgeholt wurde, über den braunen Badegast zu entleeren. Nachmittags durfte er über das ganze Deck spazieren und ergötzte die Mannschaft, wenn er mit seiner unerschütterlichen Gravität bei den einzelnen Gruppen wißbegierig stehen blieb.
Doch auch er fiel dem Darmkatarrh zum Opfer. Acht Tage ungefähr vor unserer Ankunft in Montevideo wurde sein Appetit geringer, am 25. September liefen wir in den Hafen ein, und eine Woche später, nachdem er fast vier Monate nur von dem gelebt, was ich ihm in den Schnabel geschoben, war mein armer Sohn todt.
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III. Pygoscelis antarctica Forst.
Von der Weddell'schen Angabe ausgehend, daß außer dem Königspinguin drei Pinguinarten auf Süd-Georgien vorkommen, Esel-, Steinbrech- und Stutzerpinguine, glaube ich die durch einen schwarzen Wangenstreifen ausgezeichnete Form, welche auch auf den Falklandinseln vorkommt, für den Steinbrecher halten zu sollen, obwohl ich von der Gewohnheit, daß er im Zorn auf die Steine hackt, niemals etwas gesehen habe. Daß er aber ein sehr ungestümes und unzugängliches Naturell besitzt, war vielfach zu beobachten.
Das erste Exemplar wurde von Zschau nahe bei der Station den 11. Januar 1883 am Strand gefangen. Es biß, in eine Kiste gesetzt, höchst energisch nach Jedem, der sich ihm näherte. Ganz oberflächlich betrachtet, sah er aus wie eine uncolorirte Ausgabe des Eselspinguins; aber die Verschiedenheiten sind groß. Der schwarze Rücken hat ebenfalls einen bläulichen Stahlton, der Schnabel ist schwarz, schwarz auch der Halsrücken und der obere Theil des Kopfes; von hinten zieht schräg über die Wange und abwärts die Zungengrundgegend weg ein schmales schwarzes Band zur entsprechenden Stelle der anderen Seite. Die Füße und die Schwimmhaut sind livid mit gelblicher Beimischung. Alles Weiß ist atlasglänzend.
Den 18. Februar kam Zschau mit einem jungen Steinbrecher nach Hause. Er hatte ein Pärchen und zwei im Abschluß der Befiederung begriffene Junge am steilen Nordostabfall des Köppenberges gefunden. Es gelang ihm nur, des einen Jungen habhaft zu werden; die Uebrigen stürzten sich angeblich zwölf Meter tief direkt in die See. Am nächsten Tage machte ich mich auf, die Familie zu besuchen. Nach lange vergeblichem Klettern fand ich die drei auf einem steilen Schneeabhang. Ich stieg Stufen schlagend hinauf, und auch sie stiegen aufwärts oder blieben stehen gerade wie ich. Am oberen Ende des Hanges gelang es mir endlich, die beiden Alten zu erreichen und in eine der zwischen Schnee und Schiefer letzter Zeit entstandenen Unterhöhlungen zu schleudern. Von dort zog ich sie an einer um den Hals geworfenen Schlinge herauf und tödtete sie unter heftiger Gegenwehr durch Erhängen am Eispickel. Das Junge schnitt ich mit vieler Mühe vom Wasser ab, fesselte ihm die Füße und brachte es zu seinem Bruder in die »Menagerie«. Es war entsetzlich widerwillig und schlug unausgesetzt mit den Flügeln.
Beide Junge pflegten mit auseinandergestellten Beinen zu stehen wie die alten Landsknechte. Um den Hals trugen sie noch den Flaumkragen, sonst hatten sie, obwohl sie allenthalben noch etwas zerzaust erschienen, ihr fertiges Federkleid. Den einen habe ich abgebalgt, der andere ist entwischt.
Am 3. März fing ich einen Steinbrecher an den Klippen in einer Felsecke; er war in der Mauser. Diese absolvirte er in der Gefangenschaft, welche er, fast ausschließlich mit Mövenfleisch gefüttert, vortrefflich ertrug. Ich tödtete ihn den 9. April.
Noch einmal habe ich am 16. März einen Steinbrecher auf einem jäh abstürzenden Strandfelsen gefunden, den ich nur mit größter Behutsamkeit erklettern konnte. Ich bin sicher, ein Pinguinunkundiger, der den Vogel dort gesehen, würde sich schwer haben ausreden lassen, daß er dahin geflogen sei. Durch seine größere Geschicklichkeit also und sein unendlich lebhafteres Temperament unterscheidet sich der Steinbrecher nicht unwesentlich von unseren Johnnies.
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IV. Schopfpinguine.
Bis Anfang März bekamen wir von dem Weddell'schen » macaroni«, Stutzerpinguin, nichts zu sehen, und dann, ein Beispiel von der Duplicität der Fälle, drängten sich alle Erfahrungen, die uns über sie zu Theil wurden – außerordentlich geringe leider und diese nicht ohne Mißgeschick – in wenige aufeinander folgende Tage zusammen.
I. Am 6. März 1888 fing Zschau in der Nähe der Station das erste Exemplar mit gelber Haube und braunrothem Eudyptesschnabel, nach Pagenstecher: Eudyptes chrysolophus Brandt . Das Thier war die Gutmüthigkeit selbst: ein Auge war ausgelaufen; wir haben keinen Ton von ihm gehört. Leider war es stark in der Mauser begriffen, doch wegen seiner anscheinenden Krankheit tödtete ich es noch am 7. März, fürchtend, daß es noch mehr Federn verliere und sterbe. (Vergl. Anhang.)
II. Den 9. März 1883 fand ich am Strand der Pinguinsbay den wohlerhaltenen Kopf nebst einem Halswirbel von einem (nach Pagenstecher) Eudyptes diadematus Gould . Während bei I die Haube nur aus charakteristisch gefärbten, aber die Umgebung sehr wenig überragenden Federn bestand, war hier ein echter Schopf aus orangefarbenen Stutzerfedern vorhanden; der kräftige Schnabel zeigte ein klares Braunroth.
III. An den Klippen entdeckte ich den 8. März 1883 das dritte hierher gehörige Thier. Es ließ sich leicht fangen, wobei es in der possirlichsten Weise mit gleichen Füßen weghüpfte. Auch dieser Pinguin war in der Mauser und so zahm, daß man ihn beliebig anfassen und aufheben konnte. Zu meinem großen Leidwesen war er am 28. März verschwunden; der starke Wind hatte in der Nacht die Kiste, welche ihn beherbergte, umgeworfen. Die Mauser war bis auf die Flügelränder und ein Fleckchen am Schnabelgrund absolvirt. Clauß hatte ihn zusammen mit einem Steinbrecher gepflegt, als solle er eine Prämie dafür erhalten, und ihn in den letzten Tagen fast nur mit Fischen gefüttert.
Das Auffallendste an ihm war die Kleinheit, wegen deren wir ihn anfangs scherzhaft den Mauspinguin nannten. Die Größe betrug höchstens 30 Centimeter. Ueber jedem Auge saß, von einem gelben Streifchen ausgehend, ein keckes citronengelbes Büschel, das ihm etwas ungemein Ohreneulenartiges gab. Zwischen den Büscheln hatte der Kopf die Farbe der ganzen Rückseite: ein bläuliches Dunkelgrau. Der Schnabel war rothbraun, die Iris hellroth. Unterseite weiß. Füße schmutzig weißlich-grau. Gegen Abschluß der Mauser veränderte sich sein Charakter. Er wurde ein sehr aufgeregter kleiner Patron, der um sich biß und sich beim Füttern ungeberdig benahm. In einer in unserem Stationsbach eingelassenen Kiste, wo er gebadet wurde, schwamm er flink umher, immer höchst dreist und unbefangen dreinschauend. Sobald es ihm um ein wenig Eile zu thun war, sprang er stets mit gleichen Füßen. Er erinnert mich deshalb an den für Kerguelen beschriebenen Eudyptes saltator , Pinguine, die dort zu Tausenden vorhanden waren, wie die Känguruhs hüpften und von den Matrosen mit dem zutreffenden Namen » rockhoppers« bezeichnet wurden.
Pelecanoides urinatrix var. Berardi.
Vereinzelte Exemplare dieses kleinen Sturmvogels wurden bei Bootsfahrten das ganze Jahr hindurch auf der Bucht beobachtet. Gegen Mitte November sah man sie häufiger bei spätabendlicher Rückkehr vom Plateau mit ihrem charakteristischen Flatterflug.
Den 24. November 1882 entdeckte ich auf dem Abhang des Krokisiusberges frisch gegrabene Gänge mit niedrigem, knapp 7 Centimeter hohem Eingang. Sie variirten in der Länge bis zum Maximum von 1 Meter, verliefen dicht unter der Oberfläche, sodaß sie leicht mit den Händen bloßzulegen waren, und zeigten sich öfter so stark gekrümmt, daß die Enderweiterung in dichter Nähe des Eingangs lag. Bei einer Anzahl, wo Steine oder Wurzeln ein Hinderniß entgegengesetzt hatten, war die Arbeit aufgegeben.
Ich eröffnete ungefähr ein Dutzend; in zweien fand ich je ein Pärchen in der letzten Ecke eng zusammengeduckt.
Dieser Nesthöhlen gab es, wo der Boden locker war und der Vegetation entbehrte, in großer Menge auf dem Plateau, zumeist wo sich der Kegel des Krokisius abzusetzen begann. Es pflegten ihrer 20–30 nahe bei einander zu liegen.
Dort hatte das Terrain viele flache Abstufungen, und auf deren Rand war es, wo sich die zahlreichsten Eingänge befanden, sodaß dieselben beim ersten Schnee überdeckt wurden. Bei weitem nicht alle waren bewohnt; nach einiger Uebung konnte man dies gut nach den Fußspuren entscheiden; als bequemste Methode jedoch empfahl sich, den Hund zur Hülfe heranzuziehen. Er schnüffelte eiligst ein halbes Dutzend Löcher ab und begann, so bald er die Witterung hatte, wüthend zu scharren; während ich einen Vogel tödtete, mußte ich sehr aufpassen, daß er nicht inzwischen schon einen anderen zerzauste und das Ei zerbrach und aufleckte. Ein paar Raubmöven pflegten die Jagd wachsam zu verfolgen, um sich eines etwa entflatternden Opfers schleunigst zu bemächtigen und dasselbe unter habgierigem Gezeter zu zerreißen.
Die ersten Eier erhielt ich den 8. December 1882. Ich fand stets nur ein Ei und während der Brutzeit stets nur einen Vogel. Bei der Wegnahme ließ derselbe häufig ein kurzes unwilliges Brummen ertönen.
Am Abend des 13. Januar 1883 sahen wir von der Station aus einen schier endlosen Zug von Pelecanoides, mit Oceanites gemischt, zur See hinausziehen.
Um diese Zeit ging das Brüten zu Ende. Die ersten Jungen, winzige grauflaumige Geschöpfe mit geschlossenen Augen, fand ich den 22. Januar. Die Alten ließen sie von Anfang an allein und obwohl ich noch zuweilen Alte in den Nesthöhlen antraf, sah ich sie nie mit einem Jungen zusammen.
Gegen Ende März waren letztere ungefähr ausgewachsen, sie staken in einem mächtigen Flaumballen, aus dem nur der Schnabel hervorsah.
Am 29. März, wo ich das Schuttfeld am Krokisius bei beginnender Nacht passirte, erblickte ich nur noch ein einziges Individuum. Dagegen als wir am 9. April zum Roßgletscher fuhren, strich eine große Menge, als wenn sie sich zu gemeinsamem Ausflug versammelten, niedrig über das Wasser hin. Die Jugend war wohl darunter und machte ihre ersten Exercitien zur Selbständigkeit. Einzelne Vögel ließen sich nieder, schwammen eine Weile und tauchten. Ein Dutzend ungefähr sahen wir bei einer Bootsparthie den 10. Juli.
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Procellaria Nereis Gould.
Zwei Exemplare wurden gefunden, das erste am 5. November 1882 auf einem Cap der Landzunge im Grase, das zweite am 12. Januar 1883 am Südhang des Krokisius in einer engen Felsspalte.
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Oceanites melanogastra Gould.
Pagenstecher constatirt für unsere Insel nur die Oceanites melanogastra. Ich bin aber nicht gewiß, ob ein Pärchen, das ich abgebalgt, und zu dem gerade das 40 Millimeter lange, 27 Millimeter breite von ihm beschriebene Ei gehörte, wirklich als melanogastra aufzufassen ist. Ich habe von demselben notirt: »Klippenpärchen. Wo der Köppenberg steil zu den Klippen abfällt, entdeckte ich den 20. Januar in einem Felsloch eine Art Mittelding zwischen Nereis und Sturmschwalbe, der ersteren im Habitus und in der Färbung der Unterseite, der letzteren in dem weißen Streifen über dem Schwanzansatz ähnlich. Ein Ei war auch vorhanden. Ich ließ den Vogel in Ruhe, bei öfteren Besuchen keine Veränderung constatirend, und kam den 29. Januar Abends glücklich in einer Zeit an, wo beide Gatten zusammen waren. Ich holte sie sammt dem Ei, das anf dem bloßen Boden lag, aus dem Felsloch hervor. Sie gaben keinen Ton von sich. Das Weibchen war etwas kleiner.«
Von der unzweifelhaften Oceanites melanogastra konnte ich nur zweier Pärchen habhaft werden. Das erste fand ich den 30. December Nachts auf dem Plateau; unter einem großen Felsblock lag ein Ei. Die Vögel, deren ich mehrere hörte, verhielten sich genau so wie in der Kerguelen-Zoologie beschrieben ist, und ließen in Intervallen von ungefähr zwei Minuten ihren Ruf ertönen. Das zweite Pärchen brachte Schrader vom Krokisiusabhang mit. Die Schwimmhäute enthielten in der Mitte ein kräftiges Gelb; die allgemeine Färbung, abgesehen von dem weißen Band, war rauchbraun bis schwarz. Rein schwarz: Schwanz oben, Hinterkopf, Schnabel, Lauf, Zehen.
Zweimal sah ich später noch während stürmischen Wetters je ein halbes Dutzend in der Nähe des Ufers höchst elegant mit ausgebreiteten Flügeln so dicht über den Spritzwogen, als ob sie hurtig über dieselben hinwegtrippelten.
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Ossifraga gigantea Gm.
Im Anfang ließen uns die Riesensturmvögel ohne Scheu sehr nahe herankommen, aber schon in wenigen Wochen waren sie so mißtrauisch, daß sie sich schleunigst in die Lüfte erhoben, sobald ein Menschenkopf über einem Hügel auftauchte.
Meist fanden sie sich in kleiner Anzahl, ein halbes bis ein ganzes Dutzend, auf den welligen Kuppen und Vorsprüngen des Landzungenplateaus vereinigt; oft ruhten sie mitten im Schnee. Mit erhobenen Flügeln und möglichst lang ausholenden Schritten laufen sie eine große Strecke, ehe sie den nöthigen Ansatz zum Aufflug gewonnen haben; man sieht sie zuweilen noch ein paar Sekunden während des Fliegens hoch in der Luft mit den Beinen laufen. Die Situation ist für sie am günstigsten, wenn sie von einer Hügelkuppe abkommen können. Dem Hunde gelang es, sofern man sie nur bergaufwärts zu hetzen vermochte, im Anfang wenigstens ohne Schwierigkeit, sie zu erreichen.
Nach Hunderten zählte ihre Versammlung bei dem Elephantenschmaus Ende September; es war als ob sich sämmtliche Riesensturmvögel der Landzunge zu Gaste geladen hätten. Der ganze Strand war mit ekelhaft gallertigen, wieder ausgebrochenen Massen überschüttet; mit empor gehaltenen Flügeln watschelten die gierigen Schlinger einher und ergossen unter heftigem Rülpsen schwere Ladungen aus dem Schnabel. Es roch infernalisch aashaft.
Am 8. September fand ich bereits den Nestbau begonnen. In einem Umkreis von 60 - 75 Centimeter Durchmesser war das Gras beseitigt, der Torf lag bloß, ringsum ausgezupfte Grasbüschel und am Grunde abgebissene Halme.
Bald wurden die Nester bedeutend zahlreicher; oft waren sie alte Graskuppen, 10 - 20 Centimeter hoch und machten den Eindruck sorgfältiger Bearbeitung; andere, und zwar die meisten erschienen als flach eingedrückte, mit Moosstücken und Halmen überstreute Vertiefungen.
Am 15. September wurde die erste Begattung beobachtet.
Den 2. November fand ich das erste Ei. Zweimal ist es mir vorgekommen, daß in einem Nest zwei Eier von normaler Größe vorhanden waren.
Die Vögel blieben gewöhnlich sitzen, spieen einen Strahl fötider Brühe aus, hackten auch ein wenig um sich, doch war es leicht, das Ei unter ihnen wegzunehmen, wenn man den Schnabel mit dem Stock beschäftigt hielt. Bei wachsender Verfolgung wurden die Thiere jedoch so scheu, daß sie vielfach die Eier preisgaben, und ein systematisches Zeichnen derselben kaum durchzuführen war; man mußte sie aus dem Nest herausnehmen, oder die Raubmöven hatten sich ihrer längst bemächtigt, ehe der erschreckte Brüter zurückgekehrt war. Einige Male habe ich ein sich selbst überlassenes Ei von Halmen überdeckt gefunden; ich entdeckte es mehr zufällig, und die Absicht, wenn man sie vorausetzen darf, es vor feindlichen Augen zu bewahren, wäre beinahe erreicht gewesen. Meistens trifft man nur die eine Hälfte des Elternpaares an, zuweilen aber spaziert auch der andere Theil beim Neste umher.
Im November vermehrte sich die Zahl der brütenden Vögel außerordentlich; überall auf den isolirten Hügeln des Plateaus, mit Vorliebe aber nahe dem zum Meer abfallenden Rande desselben hatten sich in dichter Nähe einige Familien angesiedelt. Aber in das regelrechte Eheleben wurde durch die mit der Conserve des Eierpulvers schlecht zufrieden gestellte Menschheit eine enorme Verwirrung hineingetragen.
Das Ei des Riesensturmvogels hat nicht den strengen Geschmack des Pinguineies und sieht wegen des hellgelben Dotters vertrauenerweckender aus. Am 19. November kehrten zwei unserer Leute mit 55 Stück von einem sonntäglichen Streifzuge heim. Die Folgen sah ich den 21. November. Auf den ersten Caps flog hier und da ein Vogel vom leeren Neste auf, die gewohnte Anzahl fehlte. Dagegen erblickte ich zu meiner Ueberraschuug an dem zum großen See der Landzunge absteigenden Schneehang 45 Riesensturmvögel versammelt, als wenn sie sich zur Wanderung hätten rüsten wollen. Den 22. November zählte ich 30 und sah allerorts am Strande vereinzelte sitzen oder zwischen den Klippen schwimmen. Nicht weniger als 55 waren ihrer den 25. November; durch mich aufgescheucht gab mir der dunkle Schwarm ein hübsches Schauspiel, als er in allen Himmelsrichtungen ein großes Laufen über den Schneehang inscenirte – in wenigen Augenblicken war derselbe leer, von den langen Spurenlinien die Kreuz und Quer durchzogen.
Viele, schien es, bauten sich nun an der Spitze der Landzunge an; wenigstens nahm dort die Zahl der Nester auffallend zu. Mit Bestimmtheit habe ich nie konstatiren können, daß in ein einmal beraubtes Nest ein zweites Ei gelegt wurde. Am 20. November nahm ich an einer Stelle, die ich genau kannte, ein Ei fort; den nächsten Tag saß das Pärchen dort in lebhaftem Kosen begriffen. Beide sperrten die Schnäbel weit auf und stießen eine Art kläglichen, durchdringenden Miauens aus, welches für unser Ohr zur Hälfte trostloses Seelenleid, zur andern Hälfte piquirten Eigensinn auszudrücken schien. Denselben Jammerlaut der Liebe hört man zuweilen auch hoch in der Luft und gleich darauf ertönt ein schwirrendes Vorübersausen mit leicht metallischem Anklang, zuckt ein dunkler Schatten über den Boden hin: überrascht fährt man empor, da gleitet der mächtige Vogel schon fern über den Rücken des Plateaus dem Meere zu. Während sich nun bei jenem Pärchen das Weibchen auf den musikalischen Antheil an dem Duett beschränkte, eröffnete das Männchen eine wundersame pantomimische Vorstellung. Den halb geöffneten Schnabel an die Kehle angezogen und dabei mit den Augen wie bewußtlos aufwärts stierend, verneigte es sich tief nach rechts hin, tief nach links hin; mit blitzschneller Wendung, aber völlig taktgemäß wurde der Kopf von einer Lage in die andere geworfen. Plötzlich stand dann wieder der Hals steil und steif aufrecht, und beide entsandten ein neues herzzerreißendes Miaueu dem sehnenden Busen. Auch den 22. November fand ich noch einen Vogel in diesem Nest, vom 25. November ab jedoch war und blieb es unbesetzt.
Im weiteren Verlauf des Brutgeschäftes leisteten die Vogel hartnäckigen Widerstand bei der Wegnahme des Eies. Sie spieen und bissen um sich, strengten sich auch vielleicht vergebens an, von dem Mageninhalt herauszubefördern. Oft troff ihnen der Schnabel von dem zähen grünen tanghaltigen Auswurf, andere vomirten eine reine flüssige Ladung von wahrhaft aashaftem Gestank und setzten dies auch noch, wenn man das Nest verlassen, einige Augenblicke fort. Mir, doch einem alten Mediziner mit abgehärtetem Geruchssinn, schauderte öfters das Herz im Leibe bei der Expectoration dieser Höllenjauche, die an das Kothbrechen in Folge von Darmverschlingung erinnerte. Um die Besudelung des Eies mit dem Thran zu vermeiden, warf ich gewöhnlich die treuen Hüter mit dem Alpstock aus dem Nest heraus. Nur unter großer Anstrengung arbeiteten sie sich aus der Rückenlage auf die Beine. Am 20. November hatte ich bei einer Exkursion unabsichtlich einen Grasbrand entzündet; derselbe hielt sich durch die ganze Nacht, und wir glaubten auf der Station in der Ferne erleuchtete Fabriken und Bahnhöfe zu sehen; den nächsten Morgen qualmte und rauchte es noch allerwärts, mitten darin aber saß ein Riesensturmvogel auf seinem Ei, während ein Kreis verkohlter Grasbüschel den tapferen Wächter umgab.
Schon den 19. November erhielten wir das erste Junge, welches Will vom Ostabhang des Pirnerberges mitbrachte. Es bestand eigentlich nur aus einem fürchterlichen Schnabel, einem respectabeln Anallöchlein und etwas silberiggrauem Flaum.
Den 20. November fand ich ein angepicktes Ei; ich trug es in der Tasche, wo sich öfter ein kurzes Knurren hören ließ, nach Hause, gegen Abend aber regte sich nichts mehr unter der Schaale.
Allem Anschein nach würde also Ende November unter regelmäßigen Verhältnissen die Brütperiode abschließen. Die Dauer der Bebrütung vermag ich nicht völlig bestimmt anzugeben. Ein am 4. November 1882 einem Pinguin untergelegtes Riesensturmvogelei fand ich am 5. Januar 1883 ausgebrütet, und zwar war das Junge höchstens 4 Tage alt; es hätte demnach nicht unter acht Wochen zur Entwickelung bedurft.
Die kleinen grauweißlichen Sprößlinge benahmen sich so aufgeregt wie die Alten, sperrten den Schnabel auf, fauchten ungeberdig und rutschten ängstlich im Neste rückwärts.
Eine Fütterung habe ich leider nie beobachtet; doch habe ich in dem pestilenzialischem Thran, welchen auch die Jungen spendeten, orangefarbene Crustaceen und einmal blaue Prionfedern bemerkt. Die letzteren traf man ebenso in den Nestern an.
Anfang März waren die Jungen beinahe ausgewachsen, staken aber noch im dichten Flaum. Auf der »Insel«, wo sie den unserigen ein wenig voraus zu sein schienen, fanden wir sie den 23. März fast flügge. Nur ausnahmsweise sah man die Alten bei ihnen.
Nach Herbstanfang, wenn regelmäßige Schneefälle einsetzen, sind sie diesen noch völlig exponirt; zusammengekauert und mit weißen Flocken dicht bedeckt, nehmen sich die kleinen wilden Ungethüme in der tristen Winterlandschaft und in ihrer Einsamkeit auf den überschneiten Bergen schier unheimlich aus wie altnordische Zaubervögel.
Die letzten Flaumreste verschwanden erst Mitte Mai. Aber die Jungen kehrten noch lange Zeit zu den Nestern zurück; noch Mitte Juli fand man oft in den alten Kolonien eine Anzahl von dunkel braunschwarzen, offenbar der letzen Generation zugehörigen Individuen.
Die Färbung des Gefieders ist, in kleinen Zügen wenigstens wohl bei ungefähr sämmtlichen Thieren verschieden. Die auffallendste und schönste Erscheinung bietet der weiße Riesensturmvogel, welcher ziemlich selten ist. Er besitzt eine dunkelbraune Iris. Von den zwei Exemplaren, die ich abbalgen konnte, habe ich das erste Anfang October, als dergleichen noch möglich war, mit der Hülfe unseres Hundes lebendig gefangen. Dieser hatte einen kleinen Schwarm von Riesensturmvögeln den Köppenberg hinauf verfolgt, der einzige weiße blieb ruhig sitzen. Wir beide suchten ihn zu ergreifen und es entstand ein allgemeines Durcheinanderpurzeln, doch gelang es mir, einen Flügel festzuhalten, da sich der Vogel in die Wange des Hundes eingebissen hatte und nicht losließ, während dieser jämmerlich heulte und dazwischen verblüfft auf den Schnabel hinunter schielte. Das Thier entwickelte eine Energie, wie niemals einer seiner dunkler gefärbten Genossen. An der Station biß er nach allen Richtungen um sich und zersplitterte ein kräftiges Stück von einem Holzpfosten (vergl. Anhang).
Ob es Zufall war, daß die beiden in meine Hände gelangten Exemplare (der zweite wurde im Juni von Vogel geschossen) Männchen waren lasse ich dahingestellt; der Ansicht indessen, daß der weiße Riesensturmvogel eine Abart sei, muß ich entgegentreten. In der Nähe des großen Sees auf der Landzunge nisteten zwei Pärchen, bei jedem ein weißer Vogel. Der eine derselben hatte eine Gefährtin mit schwärzlichem Hals und Gefieder, der andere eine vorwiegend grau gefärbte. Bei jenen habe ich keine Eier gefunden; so vorsichtig ich sie auch behandelte, haben sie doch schließlich anderswo gebrütet. Dagegen traf ich in einem Nordthal am 10. November zwei eben solche Pärchen, – sehr möglicher Weise dieselben. Der eine saß auf einem Ei und vertheidigte es mit wüthendem Schnabelhacken.
Ich glaube, daß die starken und ungeberdigen Thiere besonders alte Individuen sind.
Vor allein ist auch unzweifelhaft, daß man sämmtliche Zwischenstufen von dem fast schwarzen bis zu dem weißen Riesensturmvogel antrifft, und daß die gleichmäßig dunkelfarbigen durchgehend kleiner sind. Ferner findet man sehr schöne Thiere mit weißem Hals und weißer Oberbrust, die oft eine marmorirte, aber auch, wie die weißen, eine braune Iris haben können. Alle Varietäten der Färbung existiren zu allen Zeiten des Jahres, indessen nach beendeter Brutzeit, December und Januar, war bei einer größeren Zahl eine Umfärbung eingetreten. Man sah ungleich mehr weiße Köpfe und Hälse. Oft war der Kopf rein weiß, der Hals war hinten ein wenig grau, der Obertheil der Brust noch ziemlich weiß, auf den Flügeln dagegen gab es nur eine geringe Anzahl weißer Federn. Niemals erblickte man einen Vogel mit zugleich weißem Obertheil und völlig dunkelbraunem Flügel. Im Juli bemerkte ich ein Thier mit fast weißem Körper, der nur einige schwarze Flecken, doch Flügel mit braunem Außenrande hatte.
Der Riesensturmvogel ist also im Ei weiß, in der Jugend schwarz und im Alter wieder weiß. Pagenstecher knüpft an dieses Verhalten eine Betrachtung über den etwaigen Nutzen eines solchen Farbenwechsels. Der junge Schwan sei in Folge seines graulichen Gefieders auf offenem Wasser und kahlen, moorigen Ufern wenig bemerklich und dadurch vor Verfolgung geschützt; der erwachsene bedürfe, sobald offenes Wasser die Entfaltung seiner großen Kraft gestatte, eines solchen Schutzes nicht, erfreue sich desselben aber, wenn Eis die Gewässer schwerer regsam mache und Schnee die Ufer decke. Es sei auch nicht leicht, zwischen die Eisschollen Schwäne zu entdecken.
»Ob und wie solches auf den Riesensturmvogel anzuwenden sei, ist freilich recht unklar. Es wäre ja möglich, daß die älteren Vögel weiter in die südlichen Eismeere gingen als die jüngeren oder im Winter ihnen treuer blieben und zwischen dem Eise fischten. Vor welchem Feinde freilich sie sich im Eise oder auf dem Schnee zu schützen hätten, sehen wir nicht recht. Die in jenen Gegenden die Raubvögel vertretende Raubmöve wagt sich wohl an junge, aber schwerlich an alte Riesensturmvögel. Immerhin möchte man das rußschwarze Jugendkleid zwischen weißem Kleide im Ei und weißem Kleide im Alter als eine sekundäre nützliche Erwerbung betrachten.«
Für den Bereich meiner Erfahrung würde ich diesen Nutzen schon verstehen. Die Raubmöve kommt kaum in Betracht; ich habe von ihrer Seite nichts bemerkt, was hierher gehörte, habe aber immer die jungen Riesensturmvögel sich selbst überlassen gesehen. Thatsächlich also ließen die zahlreichen Raubmöven die Jungen in Ruhe, und konnten ihnen wahrscheinlich auch nichts anhaben, da sich dieselben schon sehr scharf zu verteidigen wußten.
Aber der Schnee selbst könnte als der Feind der heranwachsenden Nestlinge gelten. Sie erhalten, so früh die Brutzeit auch fällt, ihr Federkleid erst, wie ich oben angeführt, wenn die Schneestürme des Herbstes einsetzen, und damit viele der wichtigsten Terrainunterschiede unter der weißen Polarhülle verschwinden. Alsdann ist gewiß ein dunkles Kleid für die hungernden Jungen, weil sie besser von den Nahrung bringenden Eltern aufgefunden werden können, von großem Nutzen, und, je arctischer die Landschaft weiterhin zum Süden wird, um so entschiedener dürfte sich dieser Vortheil bewähren. Allmählich mag sich darauf von Jahr zu Jahr die natürliche Neigung zum helleren Gefieder wieder geltend machen. Aber nur wenige werden so alt, daß diese ursprüngliche Veranlagung völlig zu ihrem Rechte kommt; daher sind die weißen Riesensturmvögel die selteneren, wie sie eben wegen ihres Alters die stärkeren und wegen ihrer Erfahrung die wilderen sind.
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Pagodroma nivea (Novegeorgica?)
Dieser rein weiße schwarzgeschnäbelte Sturmvogel mit exquisitem Seidenglanz, ein merkwürdiges und außerordentlich hübsches Thierchen, war noch während der Anwesenheit von Sr. Maj. Schiff Moltke beobachtet und damals »Schneehuhn« genannt worden. Wohl hatte ich mich oft gewundert, daß die Chionis, wie wir zuweilen bemerkt zu haben glaubten, auf dem Gipfel des Krokisiusberges umherfliege, aber erst den 25. December 1882 wurde dieser Irrthum, der nur auf weite Distanz hin vorkommen konnte, aufgeklärt.
Jener 470 Meter hohe Gipfel gleicht einem vor Alters zerstörten und längst zerfallenen Kastell; in allen denkbaren Bildungen von Zinnen, Wänden, Thürmen und Einsturz jeder Art sind die Schiefertrümmer zusammengehäuft; die barocken Formen bieten eine Fülle von Schlupfwinkeln und Gängen. Hier nisteten die Schneesturmvögel.
In niedrigen, einige Fuß tiefen Spalten, wo sie meist nur mit mühsamer Arbeit zu erreichen waren, und dann vielleicht durch ein Loch am anderen Ende entwischten, bebrüteten sie auf dem bloßen Boden ein weißes Ei. Mehrfach fanden sich alte gefrorene Eier, die beim Anfassen zerbrachen.
Ich traf einige Pärchen vereinigt, das Männchen etwas größer und kräftiger als das Weibchen. Sie spieen reichlich orangegelben Thran aus, mit dem sich das Gefieder besudelte. Durch eine Art Gurren, das an die Laute von Prion turtur erinnerte, verriethen sie ihren Aufenthalt. Ihre Anzahl konnte nur gering sein; es gelang mir nicht ohne Mühe, fünf zu erbeuten. An einer steilen Felswand, die mehrere Pärchen zu beherbergen schien, konnte ich ihnen nicht beikommen. Circa 50 Meter unter dem Gipfel gab es keine mehr.
Im Januar und Februar war ich sehr beschäftigt, den 23. Februar stieg ich zu kurzem Besuch auf den Berg, fand aber leider keine der mich persönlich ungemein interessirenden Vögel vor. Ende Februar erlitt ich eine Verletzung der rechten Hand, so wollte es das Mißgeschick, daß ich erst in der zweiten Märzhälfte wieder auf den Krokisius kam. Nicht eine Feder! Auch auf dem höheren Brocken, an dessen Grat wir die Vögel ebenfalls hatten fliegen sehen, war ich nicht glücklicher trotz vielen Suchens. So habe ich mit den Jungen, deren wahrscheinlich auch nur sehr wenige vorhanden gewesen, keine Bekanntschaft gemacht.
Anfang Juli zeigten sich die Schneesturmvögel bei stürmischem Wetter (merkwürdiger Weise stets bei Ostwind) wieder am Strande und beim Nachlaß des Windes verschwanden sie wieder. Einige Exemplare wurden auch bei einer Bootsfahrt zum Roßgletscher in der Bucht gesehen. Den 4. Juli gelang es mir, vier zu schießen.
Sie flogen in gleichmäßig schönem Auf und Nieder den Strand entlang den Wellen so nahe, daß sie der Gischt bespritzte. Es war der echte mühelose Sturmvogelflug, man sollte meinen ohne Bewegung der Schwingen, ob auch die Richtung sich änderte. Sie ließen sich am Ufer nieder, von dem Menschen, den sie absolut ignorirten, nur wenige Schritt entfernt. Einer drückte und rieb sich emsig mit den Flügeln zwischen den überschneiten Grashügeln, als ob er sich trocknen wolle. Drei erlegte ich, als sie sich, um meine Annäherung unbekümmert, über den Resten einer todten Ente stritten. Bei zweien von ihnen fand ich im Magen Theile der Baucheingeweibe und Febern des Kampfobjects.
Die Bewegung am Laube geschieht entweder mit anliegenden Flügeln, unbehülflich, geduckt, oder mit emporgehaltenen ausgebreiteten Schwingen und dann ziemlich behend, wie vom Winde getragen.
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Daption capense L.
Von den Kaptauben ist leider wenig zu berichten. Sie fehlten zu keiner Jahreszeit; an der Station aber erschienen sie nur bei stürmischem Wetter. Nachdem uns auf der ersten Bootsfahrt den 7. November drei begegnet waren, sahen wir bei späteren Parthien lange Zeit nur vereinzelte Exemplare, so 5 oder 6 den 9. April am Roßgletscher.
Im Mai erhielt ich eine Kaptaube mit deutlichem Brutfleck.
Den 20. Mai beobachtete ich 10–12 am Cookgletscher. Daß sie die Gletscherumgebung lieben, scheint mir gewiß und dort in der Nähe haben sie vielleicht auch in Süd-Georgien gebrütet.
Am 10. Juli trafen wir am Roßgletscher 12–15 in munterem Treiben. Vor dem steilen Felsen der großen Pirnerhuck flog ein halbes Dutzend in graciösem Spiel. Nachdem ich lange aufmerksam zugeschaut, bemerkte ich, daß eine derselben sich an der Wand niederließ und unter einem überhängenden Grasbüschel verschwand. Nur dieses eine Mal habe ich gesehen, daß sich eine Kaptaube am Lande gesetzt hatte.
Am 17. August hat Clauß ein einzelnes Exemplar oben auf dem Brocken bemerkt.
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Majaqueus aequinoctialis L.
Am 16. October 1882 entdeckte ich die schwarzen Sturmvögel in großer Anzahl auf dem Köppenberg; sie waren wie der Albatroß mit dem Weststurm des vorhergehenden Tages angelangt. Unruhig liefen sie zwischen den Graskuppen umher, die Eingänge der Nesthöhlen suchend; unter den überhängenden Halmen waren sie völlig verborgen, kaum daß die schwarzen Köpfe an manchen Stellen hervorlugten. Sie machten nicht nur einen äußerst naiven, sondern auch sehr müden Eindruck.
Andere, die ich am 17. October auf der Landzunge beobachtete, erschienen nicht minder abgemattet und unbeholfen. Aber mit den Strapazen ihrer Hochzeitsreise wollten sie auch sofort deren Freuden erschöpfen.
Schon paarten sie sich; überall hörte man ein lautes Gezirpe und in dem allgemeinen Stimmengewirr hatte man Mühe, die einzelnen Thiere zu entdecken. Ihrer drei saßen an einer Ecke zusammen; zwei, anscheinend streitende Männchen, platt auf den Boden niedergeduckt und den aufgeblasenen Hals lang vorstreckend, zwitscherten sich mit möglichst weit aufgerissenen Schnäbeln in sehr aufgeregten Tönen an. Schloß dann eines den Schnabel, folgten noch ein paar tiefere brummende Laute.
Die schwarzen Sturmvögel, welche kurze Zeit vorher noch die Eingänge zu ihren Wohnungen verschneit gefunden hätten, waren genau mit dem Einzug des Frühlings eingetroffen. Und sie trugen nicht wenig zur charakteristischen Belebung desselben bei. Am frühen Morgen und an schönen Spätnachmittagen kreisten sie zahlreich hoch über dem Köppenberg. Stundenlang flogen sie dort, mit ihren größeren Stammverwandten denselben kleinen Bereich innehaltend. Wann schliefen sie nur? Nachts doch nicht, wo sie uns ja fast daran verhinderten. In klaren Novembernächten durfte sich, was das unaufhörliche Lärmen anlangte, Dank ihren Leistungen die antarktische Scene getrost mit einem mäßig animirten Tropenconcert vergleichen lassen. Eine Art schrillen schwirrenden Wetzens, pausenlos, zuweilen höchstens stärker anschwellend, in seiner Monotonie nur durch die Gurrlaute der blauen Sturmvögel unterbrochen, hielt unausgesetzt an, solange es dunkel war.
Unser Hund lief und sprang ganz verwirrt auf dem Köppenberg durch das Gras, überall zirpte es und pfiff es, aber man konnte die Urheber nicht fassen; es schien ein verzauberter Berg. Derselbe war aus seinen grünen Abhängen in der That so gut wie unterminirt.
Die Nesthöhlen hatten 25–35 Centimeter hohe Eingänge, die nicht immer im Grase verborgen waren, sondern sich zuweilen mit einem kleinen Vorhof bloßliegender Erde dem Blick frei darboten.
Ungefähr 80 Centimeter lief der Gang horizontal in das Innere, am Ende fand sich, gewöhnlich von der Richtung abgebogen, eine Erweiterung. Dort lag eine nestartige Anhäufung von Graswurzelfasern und Halmen; die Wandung war vollkommen glatt und oft schleimartig feucht, wie ausgeschmiert.
Ende November gab es noch keine Eier, aber immer noch wurde Gras frisch abgezupft. Entweder muß das Erdreich, meist steinhart in der Tiefe, in Form eines Schachtes über der Höhle ausgeräumt oder der Anfang des Ganges so weit zerstört werden, daß die Hände das Nest erreichen können. Hier begegnen sie aber einem unliebsamen Empfang seitens des schreienden und beißenden Vogels. Ich schützte mich gewöhnlich mit einem Tuche und holte den Bewohner am Bein oder Flügel ins Freie. Statt daß er aber draußen ängstlich entwischt wäre, versuchte er meist sofort über jedes Hinderniß weg wieder in das Innere zurückzugelangen. Er pickte an dem Stiefel oder dem Eispickel, und ließ man ihn vorbei, wühlte er mit dem Schnabel auf dem Grund der zerstörten Höhle. Einige habe ich auch, da die Mühe groß war, mit brennendem Gras ausgeräuchert; die Vögel kamen hervor, pusteten, entfernten sich ein paar Schritt und kehrten dann sofort in das Loch zurück. Ihre Augen erscheinen leicht trüb und blöde.
Ausnahmsweise nur findet man das Pärchen vereinigt, wie im Allgemeinen die übrigen Sturmvögel, wechseln auch sie im Brüten ab.
Erst den 9. December erhielt ich die ersten Eier. Sie waren rein weiß; vier derselben maßen 8.6 : 5.5, 8.5 : 5.2, 8.1 :5 .4, 8.1 : 5.3 Millimeter.
Am 15. Januar 1883 fand ich ein angepicktes Ei, den 1. Februar ein vielleicht 3 Tage altes Junge. Die schwarzen ruppigen Geschöpfe sehen aus wie die Teufelchen in der Attrapendose.
Das Gros der Alten verschwand im März. Vereinzelte Vögel, gewöhnlich aber Junge, welche die Nester noch besuchten, wurden bis Mitte April geschossen. Im Magen hatten sie Gräten und Fischwirbel.
In der »Menagerie« spielten die schwarzen Sturmvögel eine so traurige Rolle, daß man sie bald entließ. Der Pinguin mißhandelte sie, die Raubmöve jagte die Unbeholfenen in die letzte Ecke, wo sie sich kläglich niederduckten.
Ein weißer Kinnfleck, über dessen Werth für die Klassifikation man streitet, war nur bei der Minderzahl nicht vorhanden, oder auf ein paar weiße Federchen beschränkt.
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Prion turtur Smith.
Die Skeletttheile und die bläulichen Federn des Taubensturmvogels, die allenthalben zerstreut lagen, wo Raubmöven genistet oder gejagt hatten, waren uns längst bekannt, Mitte October dann wurde ein todtes Exemplar gefunden, in der zweiten Novemberwoche ferner hatten wir sie öfter schon des Nachts gehört, wenn sich ihr Gurren mit dem Wetzen des schwarzen Sturmvogels mischte, endlich den 14. November grub ich, jenen Ton auch am Tage vernehmend, die ersten Pärchen aus. Beide Gatten saßen in der Nesthöhle und behüteten ein weißes leicht zerbrechliches Ei.
Die Thierchen, mit dem lichtschieferblauen Gefieder und ebenso gefärbten Schnabel, mit rauchbräunlichen Deckfedern und hellgelber Schwimmhaut, waren allerliebst und in ihrem Habitus durchaus taubenähnlich.
Es war wohl, wenigstens in unserem Territorium, der gemeinste Vogel. Auf Kerguelen müssen sie den Berichten nach allerdings noch häufiger sein. Dem dort gemachten Vorschlage folgend, zu zählen, wie viele alle fünf Minuten nur die Mondscheibe passirten, würde bei uns ein sehr geringes Ergebniß geliefert haben, allein ohne Zweifel schwärmten sie schaarenweise durch die Nacht und flogen häufig – eine andere noch ungenügendere Schätzungsmethode – gegen unsere Telegraphendrähte an; sie streiften dicht am Menschen vorüber, und einer fuhr mir einstmals mit solcher Vehemenz in das Gesicht, daß ich ein helles Feuerwerk vor Augen sah.
Am Tage waren sie im Nest oder einer der Gatten draußen auf dem Meer. Bei keinem der anderen Sturmvögel aber fand man – sie hatten auch die Treue der Tauben – die Pärchen während der Brutzeit so häufig am Tage vereinigt. War es windstill, so hörte man deutlich ihre nur durch kurze Pausen unterbrochene Unterhaltung. Am Ende einer langen Felsspalte ein Pärchen sitzen sehend, betheiligte ich mich einmal an derselben; die Brütende antwortete mir sehr pünktlich mit tiefem, sonoren Ton, wobei sie den Schnabel geschlossen hielt. Es ist eine Art brummenden Gurrens in einförmig jambischem Rythmus, rr-ró, rr-ró, rr-ró, aus dem Boden gedämpft hervordringend nicht unähnlich der gleichmäßigen Eisenbahnmelodie, die das Einschlafen so sehr erleichtert.
Sie nisteten entweder in einem natürlichen Versteck zwischen dem Gestein, meist am Grunde größerer Blöcke, oder in künstlich ausgegrabenen Höhlen, die aber so massenhaft vorhanden waren, daß sie wohl nur in Stand gesetzt zu werden brauchten. Sie fanden sich über das ganze Plateau verbreitet, am zahlreichsten jedoch an auf den dicht überwachsenen Hügeln. Eine 10–12 Centimeter breite, 5–6 Centimeter hohe Oeffnung führt in einen 60–70 Centimeter langen Gang, der alsdann umzubiegen und nach anderen 30–40 Centimeter in einer kleineren Erweiterung zu enden pflegt. So ist die Regel, aber der Bau paßt sich dem Terrain an. Oft trifft man mehrere Eingänge zu derselben Höhle, sodaß der Vogel, wenn man an dem einen vordrang, durch einen anderen entkam. Einige Wurzelfasern und ein paar Federchen sind in der Erweitung verstreut, oder aber das Ei liegt auf dem bloßen Boden.
Es war stets nur ein weißes Ei vorhanden mit folgenden Maßverhältnissen: 4.8 : 4.0, 4.9 : 3.9, 4.4 : 3.2, 4.9 : 3.7, 4.8 : 3.7.
Die ersten Jungen wurden Ende Januar gefunden. Anfang März zeigten sich die ersten Schwungfedern. Doch schon Ende Februar schwiegen die Stimmen der Nacht. Die Jungen verschwanden Ende März.
Wir haben mehrere Pärchen in Gefangenschaft gehalten. Tagüber waren sie sehr zärtlich untereinander und liebkosten sich an Kopf und Hals. Nachts wurden sie unruhig, polterten laut in den Kistchen, in denen sie saßen, und suchten sich durch das Holzgitter durchzuzwängen. Sie fraßen etwas zerkleinertes Fleisch, badeten sich, starben aber stets in kurzer Zeit.
Sie selber bilden eine Hauptnahrung der Raubmöven und Riesensturmvögel.
Auf der Heimfahrt trafen wir sie in großen Schwärmen.
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Diomedea Fuliginosa Gm.
Am Abend des 13. October setzte eine lebhafte Westsüdwestbrise ein, die sich am folgenden Tag zu stark stürmischem Wetter, Abends Windstärke 8–10, und anhaltendem Schneetreiben steigerte. Den 16. October wurde es ruhig. Mit diesem Westsüdweststurm vom 15. October erschienen die schwarzen Sturmvögel und die rauchbraunen Albatrosse.
Am Nachmittag des 16. October hörte ich auf den Südklippen des Köppenberges einen eigentümlichen hellen Klagelaut. Oben an einem steilen Felsen unter einem überhängenden Block fand ich ein kosendes Pärchen prächtig gefiederter Albatrosse. Die Beiden kümmerten sich nicht nm meine neugierige Nachbarschaft. Der eine kraute den andern am Halse und dieser stieß in Pausen von wenigen Minuten, indem er den Kopf emporreckte, den Schnabel aber geschlossen hielt, jenen schrillen langgezogenen Wehruf aus. Wundervoll stuft sich das Schwarz des Kopfes und sammetweich zu dem helleren Halsrücken ab. Ein weißer Ring umgiebt ¾ der Peripherie des Auges, und die Iris leuchtet purpurroth. Am meisten fällt aber die, man kann nur sagen edle Haltung des vorne brachycephalisch hohen Kopfes auf, sodaß man sich unwillkürlich fragen möchte, wie der lange schwarzpolirte Schnabel in dieses Gesicht kommt. Als dann einer der Vögel aufflog, erkannte ich zu meinem Erstaunen, daß es dieselbe Albatroßart sei, welche in der zweiten Hälfte der Moltkefahrt, uns so grenzenlos ignorirend, in ihrer holzgeschnitzten Unförmlichkeit das Schiff begleitet hatten.
Denselben Nachmittag bemerkten wir noch zwei andere Pärchen an der senkrechten Nordostwand des Köppenberges. Dort saßen an unzugänglichen Stellen die beiden Weibchen, und die Männchen umflogen in großen Kreisen den Berg; jedesmal, wenn sie bei der Gattin vorüberschwebten, ließ diese ihren Ruf ertönen.
Wenn man, über das grasbedeckte Hügelplateau wandernd, den Nordrand unserer Landzunge erreicht, findet man dort scharfe pittoreske Einschnitte in die steilen Uferfelsen; unten hat die Brandung vielleicht ein paar Fuß Flachstrand angesetzt, über den sie aber bei Fluth hinaufschlägt. Eine lebhafte Brise weht, fernhin erscheint das Meer wie ein Band gleichmäßig breiten Gischtes und über die näheren Klippen schüttet es seine Wogen in schäumenden Cascaden. In solchen Einschnitten und bei solchem Wetter trifft man mit Sicherheit ein paar Albatrosse; unter dem Beobachter durchgleiten sie die Luft herüber, hinüber, hinauf, hinunter, in unübertrefflicher Gewandtheit und Sicherheit und stundenlang in unendlicher Monotonie; die Beine und die Schwimmhäute halten sie scharf gespreizt; der Vogel scheint, in sich bewegungslos, wie von einer unsichtbaren äußern Kraft gelenkt zu werden und nur selten zu einer Wendung des Flügelschlags zu bedürfen.
Es mag auf unserer Landzunge ungefähr ein Dutzend Albatroßnester gegeben haben. Die Lokalität ist fast immer dieselbe.
Etwa 40–50 Meter über dem Meer, wo sich an der steilen Wand vielleicht etliche Gesteinsmassen losgelöst haben, sodaß unter einem Schutzdach ein Stückchen ebenen Raumes gewährt ist, finden sich niedrige, abgestumpfte Erdkegel; die Wandung ist lehmig glatt, die flache obere Aushöhlung mit einigen Halmen gefüttert, das Gras ringsum abgebissen. Alte Nester werden wieder neu benutzt. Maaße eines besonders schönen: Höhe 22 Centimeter, größter Umfang 136 Centimeter, Aushöhlung innerer Durchmesser 32 Centimeter, größerer einschließlich des Randes 40 Centimeter. (Siehe Abbildung.)
Das am 15. October bezogene Nest enthielt am 1. November ein Ei; nur der brütende Vogel war anwesend; er biß in meinen ihm vorgehaltenen Rock und blieb richtig sitzen, als ich das Ei sacht unter ihm wegnahm. Das reinweiße Ei wog 263 Gramm, das Eiweiß 115 Gramm, der hellgelbe Dotter 137 Gramm. Abends sah ich das Pärchen noch zusammen schnäbeln, sie flogen dann auf und kehrten nicht mehr zurück. In geringer Entfernung von der Stelle bemerkten wir aber bald ein neues brütendes Pärchen, welches vielleicht nur das alte an einem neuen Orte war.
Trotz mannigfachen Kletterns und Suchens fand ich nur noch ein zweites Ei, den 22. November, welches länger bebrütet und mit braunem Schmutz bedeckt war. Auch hier sträubte sich die Mutter nur wenig. Der Albatroß hat einen sanfteren Charakter als der Riesensturmvogel; ich habe bei Gelegenheit an einem leeren Nest den großen Vogel eine Weile ruhig in den Schooß; nehmen können.
Am 11. Januar 1883 fand ich bei meinen Alten das erste Junge, höchstens 3–4 Tage alt; im Nest lagen noch Schalenreste.
Den 17. Januar fing ich einen lebenden Albatroß nebst seinem Jungen und brachte sie heim. Leider erstickte der Alte im Rucksack; aus dem Schnabel liefen halb verdaute Krebsmassen. Das Junge, welches ich mit gekochtem Reiß fütterte, starb bereits am zweiten Tage.
Ein drittes Junge, dessen Nest ich in Beobachtung hielt, erschien Anfang März von der Größe etwa einer kleinen Gans. Am 18. März hatte ich die Alten noch an dem Felsen gesehen und mit den dort grasenden Ziegen um die Wette schreien gehört. Als ich aber den 20. März nur den Kleinen holen wollte, war das Nest ausgeflogen.
Im April sah man nur noch vereinzelte Exemplare, und so auch noch während der folgenden Monate bis einschließlich Juli. Mitte Juli wurde ein junger Vogel im Whalerthal todt auf dem Schnee gefunden, doch war derselbe schon völlig ausgetrocknet.
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Diomedea melanophrys Temm.
Auf einer Bootsparthie zur Insel sahen wir den 23. März 1883 in der äußeren Bucht zwei große weiße Albatrosse, die in der Nähe des Tangs schwammen und uns ziemlich nahe herankommen ließen. Zwei wurden geschossen.
Megalestris antarcticus Less.
Die braunen Raubmöven trafen wir in geringer Anzahl bereits bei unserer Ankunft Ende August. Nach dem 15. October nahmen sie bedeutend an Menge zu. Die Brutzeit fällt in November und December. Aber die Raubmöven blieben bis zum Winter; von Ende Juni ab waren sie plötzlich verschwunden. Nur am 4. September, den Tag vor unserer Abfahrt, erschien zum ersten Mal wieder ein vereinzeltes Exemplar.
Wahrscheinlich lag die Ursache ihres Wegziehens in dem mit dem Winter eintretenden Nahrungsmangel auf dem Lande. Schon von April ab fehlt ihre hauptsächlichste Beute, der Taubensturmvogel.
Die Raubmöve fand sich allerorts. Ende Oetober sahen wir sie mehrere Stunden landeinwärts in der todten Schneeöde des Picthals, im Februar begrüßte sie uns als einzig lebendes Wesen auf der Höhe des Roßgletschers.
Einige Paare traf man immer in der Nähe der Pinguinkolonien, eine größere Anzahl von 20–30 Stück an den kleinen Seen und an der Bachmündung im Whalerthal, wo die kleinen Sturmvögel sehr häufig waren. Der ausgesprochene Lieblingsplatz der Einzelnen sind die höheren grasbedeckten aus der Ebene oder gegen den Strand hin vorspringenden Felsblöcke.
Ihre Zanksucht wird nur von ihrer Zudringlichkeit übertroffen und Beides macht sie zu unangenehmen Gästen. Jedes Beutestück suchen sie einander mit der größten Beharrlichkeit abzujagen. Es ist kein seltener Anblick, zwei ein gellendes Gezeter ausstoßende Thiere, den Hals zurückgebogen, die Schnäbel aufgerissen und die langen spitzen Flügel, deren weiße Streifung dann sehr schön zur Geltung kommt, nach hinten emporgerichtet, beide in gleicher Haltuug und in gleichem Zorn sich eine Weile gegenüberstehen zu sehen. Nur dem Riesensturmvogel weichen sie respektvoll.
Gegen die Paarungszeit hin schwebten sie, mich mit ihren schwarzen Krähenaugen fixirend, öfters gerade über mir und senkten sich lautlos so dicht auf mich herab, daß ich unwillkürlich mit dem Bergstock zuschlug. Auch unsern Hund reizten sie, auf diese Art auf- und niedersteigend, zuweilen zu den possirlichsten Versuchen, sie in die Lüfte zu verfolgen.
Die ersten Eier fanden wir den 20. November, die ersten Jungen Ende December.
Die Nester, flache mit Grashalmen belegte Gruben, sind meist am Strand dicht oberhalb des Gerölls im Gras versteckt, nicht wenige auch auf dem Plateau in der Nähe der Pinguinkolonien anzutreffen. Sie enthalten zwei olivengrünliche Eier mit braunen Flecken.
Die Jungen sind braun; Schnabel und Füße schwarz. Anfang März waren sie fast ausgewachsen; ihr neues Gefieder zeichnete sich durch einen schönen Bronzeglanz aus.
Das Aufsuchen der Nester hat uns – und zwar gewiß, da sich dabei eine intensive Elternliebe der Raubmöven als schönster Zug in ihrem Charakter bethätigt, mit Unrecht – großes Vergnügen bereitet, weil es durchaus an das Kinderspiel »stille Musik« oder »kalt und warm« erinnert. Die Alten fliegen aufgeregt umher und schwirren, je näher man der Stelle kommt, desto heftiger und dichter über dem Kopf vorüber, wobei sie häufig wüthend schreien. Sobald sie Junge haben, verrathen sie sich noch auffallender, – sie attaquiren geradezu, sausen gegen den hochgehaltenen Bergstock, unter dessen Schutz man bequem Umschau halten kann, flattern laut gluckend und bellend über dem Feinde und treffen in der Hitze wohl auch Gatte gegen Gatte mit den Flügeln aneinander. Das charakteristische kollernde Bellen hört man nur in der Brutzeit.
Die Jungen liegen im Neste, ohne sich zu rühren, beißen aber, wenn man sie aufnimmt, strampeln und arbeiten sich, in einen Sack oder ein Tuch gesteckt, geschickt daraus hervor. Wir zogen eines in der »Menagerie« auf; im Gegensatz zu den zahmen Dominikanern blieb es immer feindlich gesinnt und sah in seiner scheuen Ruppigkeit unter den Uebrigen wie ein Pariah aus.
Die Hauptnahrung der Raubmöven bilden der Taubensturmvogel und Pelecanoides. Vor allem ist jener ihre sichere Beute. Die Umgebung ihrer Nester ist mit den bläulichen Federn und Flügeln dicht überstreut; dieselben Ueberreste finden sich zahlreich vor den Eingängen der Nesthöhlen, deren Bewohner ihnen beim Verlassen des Baues zum Opfer gefallen sind. Einer halberwachsenen Raubmöve warf ich einmal eine todte Pelecanoides zu: sie zerrte an derselben herum, als eine große herbeigeflogen kam und den ganzen Bissen hinunterschluckte, sodaß sich beim Würgen die Halsfedern sträubten.
Gab man einem Taubensturmvogel die Freiheit, wurde er meist im Fluge von den Raubmöven erhascht; gelang es ihm, in's Wasser zu entkommen, kostete es indessen oft viele vergebliche Versuche, bis sie herabstoßend seiner habhaft wurden.
Diese Ungeschicklichkeit erklärt auch allein, daß der kleine Pieper sich auf Süd-Georgien erhalten konnte.
Durch den Sturm an Land geworfene Fische boten einen besonderen Leckerbissen; über einen halben Fuß groß, wurden sie im Eifer des Gefechtes noch vollständig verschluckt.
In den Pinguinkolonien fanden sich stets einige Raubmöven, welche mit wunderbarer Geduld ihre Zeit abwarteten. Wenn ich ein paar Mütter von den Nestern aufgestört hatte, stießen sie in wahrhaft unverschämter Weise dicht neben mir herab und stiegen mit dem großen Ei im Schnabel wieder empor, es zu einem sichern Orte entführend. Die Pinguine jammerten gen Himmel, duldeten aber auch, daß ihre Feinde mitten zwischen ihren Nestern spazieren gingen und selbst dort ein augenblicklich freiliegendes Ei aufhackten. Ebenso wurden Pinguinjunge der ersten Woche vereinzelt von der Seite der Alten weggerissen.
Ich wollte sehen, ob die Raubmöven auch unbeschützte Junge ihres eigenen Geschlechtes nicht verschmähen und setzte ein solches dem Gesindel aus. Bald kam eine aus der Schaar herbei, blickte das braune Geschöpfchen neugierig an und blieb eine Viertelminute unschlüssig stehen; da näherte sich eine zweite, hackte ohne langes Besinnen zu und sofort stürzten sich auch schon fünf der Kannibalen über das hülflose Wesen her, bis ich zu seinen Gunsten eingriff.
In der »Menagerie« waren die Raubmöven, die wir unter einer lose aufgestellten Kiste, den Stützpfahl im geeigneten Augenblick an einer Leine umreißend, lebendig fingen, mit Leichtigkeit wochenlang zu halten, wenn wir die Federn stutzten. Sie wurden dick und fett; wir fütterten sie fast ausschließlich mit den Leichnamen ihrer Verwandten, die sie entschieden wohlschmeckend fanden.
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Larus Dominicanus V.
Die Dominikanermöve haben wir nur während der Hin- und Herfahrt von Montevideo nach Süd-Georgien aus den Augen verloren; sie blieb zurück, als das Schiff die Bucht des La Plata verließ, sie gehörte während der ganzen Dauer unseres Aufenthaltes zur unerläßlichsten Staffage des Stationsbildes, und sie flog wieder zur Begrüßung um die Masten, als wir fünf Vierteljahr später den grünen Kegel des Cerro zu Gesicht bekamen.
Gewöhnlich hielt sich eine schwarzweiße Gesellschaft von 20 bis 40 Individuen zusammen. Diese standen auf den draußen liegenden meerumspülten Klippen, auf den Eisbergen, am Strande selbst, immer mit der Sicherheit eines meteorologischen Apparats die weiße Brust dem Winde zugekehrt, also sämmtlich untereinander parallel und mit der gleichen Seitenansicht in der ganzen Gruppe.
Pünktlich erschienen sie zur tieferen Ebbe an denselben Orten, wo seichtes Wasser über einem förmlichen Pflaster von großen Geröllsteinen und Blöcken stehen blieb und in deren unzähligen Ecken eine Fülle von Meeresthierchen beherbergte. Hier pflegten sie mit vielem Geschrei und in corpore aufzufliegen, sobald ich auf der Jagd nach gleicher Beute das Terrain betrat. Wenn sie schwimmend Nahrung suchten, gaben sie sich einen Stoß, erhoben sich ein wenig über die Oberfläche und tauchten im Bogen bis an die Brust zum Fange nieder.
Auf isolirten, grasüberwachsenen Felsen im Ebbefluthgebiet fanden sich die Eier in einer einfachen, flach eingedrückten Halmstreu. Nebenher lag gewöhnlich das eine oder andere alte Nest oder vielmehr als Beweis, daß dort die Dominikanermöve gebrütet hatte, eine Anhäufung von wohlerhaltenen Patellaschalen, mit Sand vermischt, – kleine Kjökkenmöddinger aus dem Vogelhaushalt.
Nur ein Nest habe ich auf einem Hügel inmitten des Plateaus in der Nähe eines Teiches angetroffen und ihm Eier entnommen.
Die ersten zwei Eier, deren Vorhandensein mir die bei meiner Annäherung auffliegende Mutter selbst verrieth, fand ich den 25. November. Gewöhnlich liegen drei im Nest; sie sind kleiner, rundlicher und stärker gefleckt als die Raubmöveneier und haben fast dieselbe Färbung. Nach der Beraubung erging sich immer der ganze Schwarm in hellen wehklagenden Lauten.
Am 18. December entdeckte ich die ersten Jungen, zwei allerliebste hellbraune Thierchen mit schwarzen Tüpfeln; sie suchten sich im Grase zu verstecken. Vergeblich sah ich mich nach einem dritten um. Das Nest war mit Muschelschalen gefüllt. Das älteste der an Größe ein wenig verschiedenen Geschwister hatte schon denselben Schrei wie die Alten. Diese flogen mit lautem Jammer umher unter aufgeregter Betheiligung sämmtlicher Freunde und Nachbarn. Während ich meine Exkursion fortsetzte, vertraute ich die Beiden einer Pinguinmutter zum Aufbewahren an; als ich zurückkam, piepste das jüngste in der ungewohnten Wärme sehr unzufrieden, das größere aber war entwischt und saß protzig neben dem Neste, was die Alte ihrerseits unverantwortlich zu finden schien und unter heftigem Kopfschütteln tadelte. Zu Hause fraßen die neuen Pfleglinge mit großem Appetit Stockfisch, Brod und Kartoffeln. Sie schwammen bereits sehr geschickt.
Am 5. Januar hatte ich bei Sonnenschein und böigem Wetter eine Weile dem wunderlichen Treiben der Dominikaner zugeschaut; die meisten standen auf ihren steifen Beinen unbeweglich im Winde, den Kopf etwas herabgeduckt und die schwarzen Flügel spitz nach hinten gerichtet, jeden Augenblick aber flog die eine oder andere senkrecht auf und ließ sich bald, als hätte sie das Gefieder nur ein wenig lüften wollen, nach einigem Schweben, Steigen und Sinken wieder auf die Klippe nieder. Als ich ohne jede böse Absicht dem Wasser zuschritt, erhoben sich plötzlich sämmtliche Möven mit einem so gellenden Geschrei, daß ich mir die Ohren hätte zuhalten mögen: ein Junges, welches sich wohl vor mir hatte flüchten wollen, lag in der Brandung. Aufmerksam durchkreuzte eine Raubmöve den Schwarm, schien jedoch den Gedanken eines Attentats im Entstehen aufzugeben. Von allen eifrigst beobachtet, erkletterte der Nestling einen rings umflossenen Felsen, auf dem er wenigstens vor jeder von meiner Seite drohenden Gefahr geborgen war.
An demselben Tage fand ich bei dem Nest der beiden Menageriejungen, das auf einem isolirten Felsblock gelegen und mir genau bekannt war, den dritten 2½ Wochen vorher meinen Nachstellungen entgangenen Sprößling vor. Wie anders war aber das Ergebniß der mütterlichen Beköstigung mit frischen Patellen! Jener hatte fast die doppelte Größe seiner Geschwister und der Unterschied blieb gewaltig, wenn er auch der älteste war; denn das Stadium der Federentwicklung war fast genau das gleiche. Und doch hatten wir nur unser Bestes, sogar Fisch geboten, der ihnen vorgeschnitten wurde. Sie waren auch nicht undankbar. Wir ließen ihnen völlige Freiheit, sie besuchten die nächste Umgebung und dehnten allmählich ihre Ausflüge weiter aus, kehrten aber bis Ende Februar noch fast täglich zur »Menagerie« zurück, verzehrten was sie vorfanden und schliefen dort. Alsdann gesellten sie sich zur größeren Gesellschaft, unterschieden sich jedoch noch lange durch ihr Benehmen gegen uns, indem sie in stiller Gemütsruhe sitzen blieben, wenn jene scheu die Flucht ergriff.
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Sterna virgata Lab.
Die graciösen Seeschwalben waren ebenfalls ständige Bewohnerinnen der Insel. Ueberall begegnete man ihnen am Strande. Gewöhnlich traf man sie paarweise, nur bei der alten Seitenmoräne des Roßgletschers sahen wir sie meist in einem kleinen, aber immer lauten Schwarm vereinigt. Auch die Einzelne hatte etwas zu zwitschern, ob sie über den anrollenden Wellen hing und alle Augenblicke nach einem Krebschen hinabstieß, ob sie auf den Klippen oder im Schnee sich ausruhte, kokett mit dem langen Schwanze wippend und mit ihren korallenrothen niedrigen Füßchen und dem perlgrauen Seidenkleide einem allerliebsten Modedämchen nicht unähnlich.
Sobald Ende October die Frühlingssonne das steinige Plateau großenteils von der Winterdecke befreit hatte, recognoscirten die Seeschwalben eifrigst den Schauplatz ihrer herannahenden Flitterwochen. Die Hügelflächen hinter der Station, der zum Moltkehafen niedersteigende Abhang des Krokisiusberges und die Trümmerwüste an dem Moränensee des Roßgletschers waren die gemeinsamen Brutorte. Vereinzelte Pärchen haben sich auch an den Seen der Landzunge angesiedelt.
Am 29. November beobachtete ich eine Paarung, bei der Vieles hin- und hergezwitschert wurde. Das erste Junge vom 14. Januar 1883 wurde eher als Eier gefunden; doch gelang es von nun an, deren häufiger habhaft zu werden. Die Thierchen machten einen solchen und leider einen so frühzeitigen Lärm in der Luft, daß man nicht wußte, wohin man sich wenden sollte. Am besten war es, eine weite Strecke voraus die Stelle, wo eine Seeschwalbe aufflog, genau zu fixiren und unverwandten Blickes derselben zuzuschreiten. Allein es war nicht leicht. Die Vögel wie die Eier sind durch ihre Färbung sehr geschützt, jene verschwinden dem Auge inmitten des grauen Schiefergesteins, und das Ei ist zwischen den überall durchwuchernden Gras- oder Moosfleckchen um so schwerer zu erkennen, als diese oft eine ähnliche Form besitzen.
Die Eier haben einen Grundton von Olivengraubraun bis zu reinem Grün und olivenbraune Flecken, die am breitesten um den stumpfen Pol angeordnet sind. Es wird stets nur eines gelegt. Dasselbe findet sich auf dem bloßen Boden in einer napfartigen Vertiefung, die ich in einem Fall zierlich mit kleinen Steinen belegt sah, von 6–7 Centimeter Durchmesser – das ist Alles und das ist nicht immer ausgesprochen. Die einzelnen Neststellen sind gewöhnlich 50–100 Schritt von einander entfernt.
Sobald man sich diesem Terrain nur einigermaaßen nähert, fliegt die ganze Gesellschaft in die Höhe, eilt herbei und versammelt sich unter betäubendem Zirpgeschrei über dem Haupt des Verfolgers. Eine oder zwei thun sich vor den übrigen in dem Ausdruck ihres Zornes deutlich hervor, und die Keckheit oder der Muth der kleinen Geschöpfe, die unermüdlich dicht am Kopf vorbeistoßen, geht manchmal so weit, daß sie – tipp – in die Mütze stechen. Unterdessen steht man dann sinnend und sucht und sieht nichts, obwohl das Ei nur ein paar Schritte entfernt sein mag. Nun muß der Zufall eine Raubmöve vorführen. Es ist höchst merkwürdig, wie bei den sanguinischen Creaturen sofort die Leidenschaft gegen den alten Erbfeind die Oberhand gewinnt, die direkte Gefahr wird nicht mehr beachtet oder der armen Raubmöve angedichtet – im Augenblick ist die ganze Schaar zu ihrer Verfolgung abgeschwenkt, fliegt mehrere Kilometer hinter ihr her, bis sie fern aus der Hör- und Sehweite verschwindet, und kehrt in aufgelöster Ordnung dorthin zurück, wo der Mensch inzwischen mit dem Streitobject von dannen gewandelt ist.
Läßt sich eine Raubmöve, wie ich öfters mit innigem Vergnügen aus einem Versteck beobachtet habe, irgendwo in dem Gebiet der Brütenden nieder, wird auch sofort ein Massenangriff eröffnet. Der starke Vogel spaziert umher und sucht die Kleinen zu ignoriren, aber diese, immer wüthender und immer dichter zuhackend, folgen sich mit einer Geschwindigkeit wie die Buben auf dem Carroussel beim Ringstechen; die Möve schielt dahin, dorthin, schnappt dumm in die Luft und, es hilft ihr nichts, rauscht schließlich schwerfällig davon, nur ein leichteres Ziel jetzt für die eleganten Flieger.
Anfang Februar scheinen die beraubten Vögel wieder neu gelegt zu haben.
Die anfänglich braungetüpfelten Jungen hatten der Hauptsache nach schon im April die endgültige Färbung gewonnen, doch waren sie an einem gelbbräunlichen Fleck – an Kehle und Brust soviel ich während des Flugs unterscheiden zu können glaubte, – noch zu erkennen. (Die beiden Bälge stammen vom 9. April 1883.)
Sie wurden während der ersten Monate von den Alten mit einem silberglänzenden Fischchen gefüttert, dem Sclerocottus Schraderi, der uns nur auf diesem Wege durch die Luft bekannt und zugänglich geworden ist. Ich sah die vom Meere heimkehrende Seeschwalbe öfters mit dem Fischchen im Schnabel über das Plateau fliegen, vermochte jenes aber nur einmal zu erjagen.
Ende Herbst zogen die Jungen mit der älteren Generation nach dem Tang hinaus und kamen noch häufig, um sich auf den Klippen auszuruhen. An schönen Nachmittagen sah man mitten in der Bucht über einer beutereichen Tanginsel den munteren Schwarm in eifrigster Geschäftigkeit.
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Phalacrocorax carunculatus Gm.
An dem denkwürdigen sonnigen Wintertage, als wir endlich in der ersehnten Bucht Anker warfen, bewillkommnete uns als erste Deputation von Eingeborenen ein kleiner Zug Kormorane, welche die Takelage mit dem Ausdruck der höchsten Neugierde umkreisten – desselben Gefühles, das angesichts des herrlichen Alpenpanoramas der neuen Inselheimath in diesem Augenblick auch uns die Brust erfüllte. Die langgereckten Hälse, die abrupten Wendungen der Köpfe, die sich während des Fluges nichts entgehen lassen wollten, riefen unter den festlich gestimmten Blaujacken die allgemeinste Heiterkeit hervor und mit Allem, was von Kohlen, Kartoffeln oder ähnlichen Geschossen zur Hand war, wurde ein lebhaftes Kreuzfeuer auf die drolligen Süd-Georgier eröffnet.
Mit dieser Einführung aber, schien es, war dem Bedürfniß, uns kennen zu lernen, seitens der Kormorane Genüge geleistet; fortan behandelten sie uns wie kühlgesinnte Nachbarn und gönnten der Station nur selten Gelegenheitsbesuche. Zwei Pärchen bloß, die hin und wieder auf den Klippen saßen, garantirten uns überhaupt noch ihre Anwesenheit. Ihre Unbefangenheit war so groß, daß ich bei einem der Vögel ernstlich den Versuch machte, ihn mit der Hand zu fangen; er ließ mich heran, bis ich zugriff, allein schon war er die Klippe hinunter und schwamm vergnügt in dem mir feindlichen Element von dannen.
Nicht wenig überrascht waren wir, als wir am 21. Februar zum Moltkehafen fuhren, bei der ersten Felshuck westlich der Station, keine Viertelstunde von ihr entfernt, ein Kormorannest zu entdecken. Vom Lande aus unzugänglich und unsichtbar, lag es hoch über der Brandung an einer senkrechten Wand. Diese hing auch oben so beträchtlich über, daß man selbst keine Aussicht hatte, das Nest zu erreichen, wenn man sich an einem Seile herabgelassen hätte. Unterhalb der so gebildeten Loge leuchtete weithin ein mächtiger weißer Klatsch von abwärts gelaufenem Guano. Ein alter Kormoran und drei Junge standen in der Nische. Die zweite elterliche Hälfte kam gerade an, verbeugte sich eine Reihe von Malen vor dem Gatten, eine Höflichkeit, welche dieser ebenso pünktlich erwiderte, und fütterte aus dem Schnabel die in die Ecke gedrängten, schon zur halben Körpergröße herangewachsenen Jungen.
Den 4. Juni wurde die ganze Familie herabgeschossen und in das Boot übernommen.
Ein zweites Nest befand sich, wie aus einem ähnlichen Guanogemälde zu erkennen war, an der Huck des Pirnerberges.
Am 25. Mai sahen wir einen Zug von 25–30 Kormoranen vorüberfliegen. Einzelne Exemplare zeigten sich im Juli und August wieder häufiger.
♂ 27. September 1882. Pinguinbay. Alle Maaße sind mit dem Bandmaaß genommen. Die beiden Querfurchen über der Nase lagen so tief, daß man drei stark gewölbte Höcker als Hinter-, Mittel- und Unterhöcker unterscheiden konnte.
Fell: Im Allgemeinen elephantengrau. Extremitäten schwarzgrau mit einem Stich ins Braune; Hinterer Rückentheil ebenso. Hals gelblichgrau. Nasenhöcker mit einem Stich ins Gelbliche. – Massenhafte Rißnarben, mit graugelben Haaren umsäumt.
Durch den ungünstigen Umstand, daß meine nach Vollendung der Expedition von Buenos Aires ausgearbeiteten zoologischen Aufzeichnungen einige Irrfahrten erlebt haben, hat es sich besonders betreffs der Vögel sehr nachtheilig für mich gefügt, daß Herr Prof. Dr. Pagenstecher jene Notizen nicht benutzen konnte, und bitte ich deshalb, den betreffenden Theil des Textes sowie diesen Anhang als einen Nachtrag zu der Pagenstecher'schen Abhandlung » c.. Die Vögel Süd-Georgiens. Aus dem Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg. II. Hamburg 1885« betrachten zu wollen. In der Bezeichnung der Thiere und in der Reihenfolge ihrer Besprechung habe ich mich natürlich an das fachmännische Muster gehalten.
Chionis alba
Oberschnabel: Firste blauschwarz, sonst braun bis, zumal nach der Wurzel zu, grünlich gelb. Scheide hellgelb am Rande, sonst hellgrün. Unterschnabel: braun bis, besonders nach hinten zu, grünlich gelb. Auswüchse: fleischfarben. Lauf: schiefergrau. Flügelkuppe: hornweiß, Krallen: schwarz.
Querquedula Eatoni.
Junges vom 8. December 1882:
Flaum lang und dünn. Kopf oben und Halsrücken verschossen braunröthlich; hinterer Rücken rothbraun; vom Flügelansatz zum Hüftgelenk und innen an demselben vorüber nach hinten ein gelber Streifen. Unterseite des ganzen Körpers citronen-grüngelblich, im oberen Brusttheil bis zur Halsenge etwas bräunlich. Iris dunkelbraun, Wachshaut gelbbräunlich, Zunge blaß fleischfarben, Füße und Schwimmhaut oliven-graugrün mit lichten gelbbraunen Querstreifchen.
Junges vom 17. Februar 1883.
Oberkopf braunschwarz, längerer Flaum fuchsbraun, über dem Auge gelbbrauner Streifen. Wange grünlich gelbgrau. Hals grünlich gelbgrau, etwas heller. Rücken dunkelbraun, Brust und Bauch hell schmutziges gelbgrau. Oberer Theil der Brust hellbräunlich, in das dunklere Rückenbraun übergehend. Schnabel schwarz, Kuppe kirschroth, Seite grünlich durchscheinend. Tarsi oliven-braungrün, Schwimmhaut ebenso, dunkler.
Aptenodytes longirostris.
Von October 1882 bis incl. April 1883 haben nur nur vereinzelte Exemplare gesehen.
Besondere Notizen besitze ich über 5 Stück: A, [f] 23. October, B, [m], 7. November, C ♀ und D jüngere ♀, 12. November, E[f], 10. März.
Kopf im Allgemeinen schwarz. Oberschnabel schwarz (Firste 100 Millimeter, Seitenfurche 76 Millimeter), Unterschnabel (Dillenkante 41 Millimeter) vorne schwarz; hinterer Seitentheil (96 Millimeter) fleischfarben und am Schnabelgrund gelblich, vorne ultramarinblau umsäumt; ganze Seitenlänge des Unterschnabels 141 Millimeter.
Parotisfleck prächtig orange, wird nach unten linienschmal und geht in das Brustorange über, nach hinten begrenzt ihn ein schwarzer Saum, der allmählich sich sehr verfeinert und in die Kehlecke des Schulterstreifs übergeht. Zwischen dem schwarzen Saum und dem Seitentheil des Halsrückens in einer Strecke, die ⅔ des Parotisflecks begleitet, eine schmale Reihe von gelblich grünen Spitzen, Ueber den Ohren sind die Federn deckelartig wie eine Schuppe geordnet.
An der Kehle besitzt das allgemeine Kopfschwarz einen schönen dunkelmoosgrünen Ton, der nur bei heller Beleuchtung sehr auffällt. Dieses Grün ist scharf nach unten abgesetzt gegen prächtiges Orange, und dieses tönt sich gegen das Brustweiß; in zartem Gelb ab.
Größte Breite des Parotisflecks 37 Millimeter, Augenspalte 24 Millimeter, Iris hellbraun, Augenring schwarz.
Der sich nach oben verfeinernde Schulterstreif ist über dem Schultergelenk 23 Millimeter breit.
Rücken violettbraune Federn mit bläulich weißen Spitzen, sodaß er bläulich weiß getüpfelt auf violettbraunem Grund erscheint. Der obere Halsrücken heller perlgries, scharf gegen den schwarzen Hinterkopf abgesetzt.
Brust und Bauch seidenweiß schimmernd.
Flügel: Außenseite regelmäßige kleine violettbraune Zungen mit weißem Rand; Innenseite ebenso mit Ausnahme der medialen Zweidrittel, die bis auf ein Stück Vorderrand weiß sind.
C und D, die am 12. November zusammen gefangen wurden, waren wahrscheinlich eine Mutter mit einem Jungen, das eben die Umbildung zum definitiven Federkleid der Hauptsache nach beschlossen hatte.
Der kleine D ♀ hatte noch nicht den grünen Vorderhals und den grünen Spitzensaum längs des Parotisfleckes. Auch die Weibchen, wie ich später immer sah, haben den grünen Spiegel und jenen Spitzensaum; wo sie jedoch schön ausgesprochen sind und ohne zweckmäßige Beleuchtung sofort prächtig imponiren, handelt es sich immer um Männchen. Bei dem jungen D ♀ war von irgendwelchem Grün nichts zu bemerken, das Orange hatte noch keine Tiefe und war vielmehr ein einfaches Hellgelb. Auch das Blau am Schnabel fehlte, bei C ♀ war es angedeutet. Es verhält sich mit dem Schnabelblau ebenso wie mit dem Kehlgrün, beide schmücken vorwiegend die alten Männchen. Endlich ist auch das Fleischfarben am Unterschnabel der Männchen kräftiger und röthlicher; bei C und D war es mehr rosagelb.
Die Flügel von D, absolut von derselben Größe wie bei den übrigen, sahen viel länger aus und reichten tiefer über das Knie herab.
Ich stelle die notirten Maße von A–D zusammen und füge diejenigen eines ♀ E bei, den ich am 10. März einfing und den ich, entsprechend vier Monate älter, für ein Individuum desselben Jahrganges wie D halte.
Wie die absolut fast gleich großen Flügel mit Zunahme der Körpergröße bezw. des Alters in die Höhe steigen, erhellt, wenn man die entsprechenden Maße in diesem Sinn rangirt:
Fernere Einzelexemplare:
Mitte Januar 2 Königspinguine in der Menagerie, die entflohen: ein großer in der Mauser; der kleinere mit citronengelbem Parotisfleck, ohne Grün. Schnabel ohne Blau.
21. Januar am Roßgletscher 3 Stück, anscheinend ein Pärchen mit einem Jungen. Die Alten in der Mauser.
10. März das oben angeführte E.
16. Mai. Dunenjunge, fast von der Größe der Alten, Schnäbel jedoch um ⅓ kleiner.
20. Mai. Alte: Gewicht 15.2 Kilogramm. Hirngewicht 29.9 Gramm.
Relatives Hirngewicht also ⅟508
Kaspar 11.5 Kilogramm. Gesammtlänge 75 Centimeter.
Seine Färbung war gleichmäßig braun; die Flügelstummel reichten bis zum Beginn des Tarsus. Schnabel hornschwarz. Culmen 7 Centimeter. Iris braungrau. Lebhafte Nickhaut. Die Pupille häufig genau quadratförmig, sowohl bei starker Mengung im Sonnenlicht, als auch zuweilen bei Mittelgröße. Extreni dilatirt war sie immer kreisrund. Die Form wechselte sehr und das Quadrat zeigte sich keineswegs constant. Zwei Monate in meiner Pflege, ✝15. Juli.
Am 11. Juni bei den drei Jungen Länge der Schnabelfirste: 7.5, 7.0 und 6.9 Centimeter.
Pygoscelis antarctica Forst.
Haube schön schwefelgelbe Federn mit schwarzen Spitzen. Schnabel hellbraun mit röthlicher Nuance, hinten dunkler Kopf bräunlich schwarz, Hals, Brust, Bauch weiß. Flügel außen mit unterem weißen Rand, innen schmutzig weiß mit oben schwarzem Rande. Iris hellbraun. Zunge, Gaumen hellrosa. Füße blaß fleischfarben.
II. Eudyptes diadematus Gould. 9. März 1883. Nur der Kopf, der, nach der wohlerhaltenen Medulla oblongata zu urtheilen erst wenige Tage abgetrennt sein konnte. Am Hals war die Haut zerfetzt, der Ansatz des Brustweiß noch eben sichtbar. Die Größe des Thieres mußte ungefähr der des Eselspinguins entsprechen.
III. Vgl. Text.
Ossifraga gigantea.
Iris dunkelbraun; Zunge blaß fleischfarben; Schnabel graugelb mit deutlichem Stich ins Hellgrünliche. Krallen grünlich grau. Läufe Tafeln grauschwarz, Schwimmhaut graubläulich mit zerstreuten grauschwarzen Täfelchen.
Mageninhalt: Ballen von zerkleinertem Gras. Hoden muskatnußgroß.
Pagodroma nivea minor.
4. Juli 1883. ♂.
Schneeweiß mit exquisitem Seidenglanz. Lider von seinen schwarzen Federchen umgeben, die über dem Oberlid eine kleine Einfassung bilden, während sie am Unterlid nur in einem schmäleren Streifchen stehen.
Iris blauschwarz. Schnabel schwarz; am Oberschnabel unten und hinten ein kleines dreieckiges hell graubläuliches Feld. Zunge weißlich fleischfarben. Gaumen blaß. Lauf bläulich grau (bei anderen eher helles Schieferschwarz). Schwimmhaut grau mit dunklerem Vordersaum. Krallen schwarz.
Drei verschiedene Mallophagen, am zahlreichsten am Hals und Hinterkopf (eine Art stäbchenförmig, eine zweite mit dickem Hinterkörper, beide braunschwarz; vereinzelt eine dritte oval, mit orangefarbenem Fleck in der Mitte).