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Die Vorigen; Hannerl, Sepherl; dann mehrere Maurer, Zimmerleute, Marktweiber usw.
Hannerl Ich komm' schon! (Öffnet die Türe.)
Sepherl Gar keine Ruh' hat man.
Zwirn Kellnerin! Bring' Sie mir ein' Spiegel und ein Kölnerwasser.
Sepherl Vor drei Uhr kommt man in kein Bett und um halber Sechse soll man schon wieder auf'n Füßen sein. (Sie wischt das Numero aus.)
Leim Unglückliche! Was hast du getan?
Sepherl (erschrocken) Was sein denn das für Dummheiten?
(Die Eintretenden haben Schnaps usw. verlangt und setzen sich an die Tische.)
Leim Schneider, da schau' her, 's Numero hat sie ausgewischt.
Zwirn Wär' nicht übel! – (Zu Sepherl.) Sie ist eine unüberlegte Person, ein von der Natur vernachlässigtes Geschöpf.
Leim Weißt du das Numero noch?
Zwirn Freilich weiß ich's. Schreib' auf das Numero. Es war 87tausend –
Leim Das war's nicht.
Hannerl (Knieriem aufweckend) Aber, hör' der Herr, schlaft man denn bis Mittag? Sieht Er denn nicht, daß schon wieder Gäst' da sein!
Knieriem (sich halb im Schlaf erhebend, lallt) Siebentausend – dreihundert – neunundfufzig.
Leim (schnell auf ihn losfahrend) Brüderl, was hast g'sagt?
Knieriem Mir war im Traum, als wenn in einem ganzen Nebel von G'mischtem – ist auf einmal erschienen – Nro. 7359
Leim Nein, das geht nicht natürlich zu, alle drei den nämlichen Traum!
Zwirn Auf d'Letzt ist uns gar das Glück bestimmt.
Leim Wie können wir denn was g'winnen, wenn wir kein Los haben?
Knieriem Wenn's Glück will, braucht man kein Los.
Die Vorigen; ein Hausierer
Hausierer (mit seinem Anhängetrüherl, worin verschiedene Waren sind, eintretend) Guten Morgen, allerseits. Kaufen die Herren Hosenträger, Brieftaschen, Pfeifenröhrln, Tabaksbeuteln – auch noch einige Lotterielose hab' ich – die Ziehung geht schon in einer Stunde vor sich. Kaufen Sie, vielleicht gewinnen Sie heut' das große Los, probieren Sie Ihr Glück.
Leim Laß anschau'n, was sein's denn für Nummern?
Hausierer (zeigt die Lose) Nro. 439.
Leim Das kann ich nicht brauchen.
Hausierer Nro. 8521.
Knieriem Das ist ein alt's Numero.
Hausierer Nro. 7359.
Zwirn (auf ihn losspringend) Der hat unser Numero!
Knieriem (zu Leim) Frag' ihn, was's kost't.
Leim (zum Hausierer) Was kost't das Los?
Hausierer Sechs Gulden Silber.
Leim (zu seinen Kameraden) Sechs Gulden Silber, hat er g'sagt.
Zwirn Das bringen wir nit z'samm'. – Wißt's, was wir tun? – Schlag'n wir 'n tot.
Leim Ah, wer wird denn so grob sein? Ein' Menschen, den wir 's erste Mal sehn – wir wurden ausg'richt't –.
Knieriem Ja, hing'richt't wurden wir! – Ich hab' da in mein' Brustfleck ein' Taler eing'naht. (Trennt ihn heraus.)
Leim Ich hab' auch sechs neue Zwanziger.
Zwirn Da sein fünf Zwanziger – und zwei Zehnerln.
Hausierer Na, wie ist's? Kaufen's die Herrn?
Leim (legt den Taler auf das Trüherl) Da ist ein Taler vom Schuster – und da sein sechs neue Zwanziger von mir. (Wendet sich zum Schuster.)
Knieriem Der Taler ist von mir, daß keine Irrung g'schieht.
Zwirn (zum Hausierer) Der Taler ist vom Schuster – und die sechs Zwanziger sein vom Tischler. (Steckt den Taler in die Westentasche und tritt beiseite.)
Hausierer Ja, wo ist denn der Taler?
Knieriem Der Taler ist von mir.
Leim Da hab' ich ihn hergelegt.
Hausierer Er ist aber nicht da.
Leim (zieht den Zwirn herbei) Du hast g'sehn, daß ich den Taler da herg'legt hab'.
Zwirn (verlegen) Ja – ja – der Taler ist eh'nder da g'leg'n.
Hausierer Aber wo ist er denn jetzt?
Zwirn Wo er jetzt ist, wollen S' wissen? – Eh'nder ist er da g'leg'n.
Knieriem Du, mach' mich nicht fuchtig!
Leim (beiseite, zu Knieriem) Sei still, ich hab' schon ein Mittel, den Täter zu entdecken. (Laut zu den Anwesenden.) Meine lieben Leut', es ist ein Taler wegkommen, halten Sie daher alle, wie Sie hier im Zimmer sind, die Händ' in die Höh'.
(Alle tun, wie Leim gesagt.)
Leim Haben alle die Händ' in der Höh'?
Alle Ja!
Leim Der auch, der den Taler g'nommen hat?
Zwirn Ja! (Bemerkt in diesem Augenblick, daß er sich verschnappt hat, und schlägt sich mit der Hand an die Stirn.) O je!
Knieriem Haben wir dich erwischt?
Zwirn (den Taler zurückgebend) Nur nit kindisch – ich hab' den Taler nur wechseln wollen.
Knieriem Ja, du bist der, der's Geld wechselt.
Leim (zum Hausierer) Also, da ist der Taler vom Schuster – da sein die sechs Zwanziger von mir – und da sein fünf Zwanziger und zwei Zehnerln vom Schneider. Jetzt her mit 'n Los.
Hausierer Da haben Sie's. Ich wünsch', daß Sie damit gewinnen. Schaffen S' ein andermal. (Ab.)
Die Vorigen ohne Hausierer
Sepherl Das ist stark, wie ich 's Geld so hinauswerfen könnt'!
Leim Das wird sich kurios rentieren.
Zwirn Aber Sie reden ja schon wieder drein!
Leim Um wieviel Uhr ist denn die Ziehung?
Sepherl Gleich nach sechs Uhr fangt s' an, grad da drüben, und dauert den ganzen Tag. (Man hört trommeln.)
Leim Was trommeln s' denn?
Alle Weiber Die Ziehung geht schon los.
Ein Zimmermann Weiß man nicht, wer's g'winnt?
Sepherl G'wiß wieder einer, der's nicht braucht.
Zwirn Das könnt' man von uns nicht sagen, wenn wir's gewinneten.
Leim (steht traurig und tiefsinnig)
Knieriem (zu Leim) Was machst denn du wieder für trübselige Faxen? Das ärgert mich von dir.
Leim Meine Peppi ist mir eingefallen. (Wieder heiter.) Aber es macht nur ein' Bremsler, s' ist gleich vorbei.
Die Vorigen; Pantsch
Pantsch (rabiat hereinstürzend) Das ist entsetzlich!
Alle Was ist's denn?
Pantsch Das ist unbegreiflich! Ich hab' den Haupttreffer nicht!
Alle Ist er schon da?
Pantsch Auf 'n ersten Zug war er heraus. Nro. 7359.
Leim, Zwirn, Knieriem (außer sich vor Freude) Mich trifft der Schlag! (Alle drei fallen um.)
Alle Was ist denn das? Zu Hilf'!
Leim, Zwirn, Knieriem (springen jubelnd auf) Den Treffer haben wir! Den Treffer haben wir! Juheh!
Alle Was! Nicht möglich!
Leim Da ist 's Los, was wir grad kauft haben. – Wir wollen uns lustig machen. Alle Tischler von der ganzen Stadt sind eing'laden.
Knieriem Herr Wirt! Alle Schuster vom ganzen Land!
Zwirn Alle Schneider von der ganzen Welt.
Alle Juheh! Juheh! Juheh! (Alle ab.)
Leim (indem er mit Zwirn und Knieriem vortritt) Jetzt sagt's mir aber, Kameraden, was fangen wir mit unserm Reichtum an? Ich hab' meinen Plan.
Zwirn O, ich auch. Aber nur nobel!
Knieriem Ich hab' ganz eine eigene Idee.
Leim Ich reis' nach Wien, morgen in aller Früh'; find' ich meine Peppi noch ledig, so bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt; ist sie verheiratet, dann nutzt mich mein ganzer Reichtum nichts – da geh' ich dann nach Haus, bau' ein Spital für unglückliche Tischlergesellen, und da leg' ich zuerst mich selber hinein und stirb auch drin.
Zwirn Nein, dieser Plan ist mir zu traurig. Ich werde von nun an mehr Don Juan als Schneider sein.
Knieriem Und ich hab' keine Leidenschaft als die Astronomie, drum g'wöhn ich mir 's Biersaufen ab und verleg' mich von heut' an bloß auf 'n Wein. Aufs Jahr geht so die Welt zugrund, da zieh' ich halt heuer noch von einem Weinkeller in den andern herum und führ' so ein zufriedenes häusliches Leben.
Leim Mir ist leid, daß wir auf die Art nicht beisammen bleiben können.
Zwirn Wir haben jeder unsre aparte Passion.
Knieriem Auseinander müssen wir.
Leim Aber wie einer vom andern hört, daß er im Unglück ist –
Knieriem Von Unglück ist gar keine Red' nicht, wenn der Mensch einen Treffer macht.
Zwirn Wenn's halt aber doch der Fall ist, so wollen wir einer dem andern beistehn.
Leim Die Hand drauf!
Zwirn und Knieriem Gilt allemal! (Reichen sich die Hände.)
Leim Und heut' übers Jahr, am heutigen Tag, an dem Gedächtnistag unsers Glücks, kommen wir alle drei in Wien zusammen beim Meister Hobelmann, dort bin ich entweder glücklich, oder ihr erfahrt, wo ich in meinem Unglück zu finden bin.
Zwirn und Knieriem Gilt detto! (Reichen sich die Hände. Pantsch und viele Männer und Weiber treten ein.)
Alle Wir gratulieren!
Leim Danke, danke! – Herr Wirt!
Pantsch Euer Gnaden!
Knieriem Wir geben eine Tafel bei ihm.
Pantsch Euer Exzellenz –
Zwirn Heute ist bei mir bal paré.
Pantsch Euer Durchlaucht – mein' Saal in der Vorstadt hab' ich aufs prächtigste neu arrangieren lassen, es kann alle Stund' der Ball anfangen.
Leim Und jetzt aufg'rebellt, Musikanten! Jetzt marschieren wir im Zug zu der Ausspielung, um unser Geld z' holen, und nachdem geht's gleich ans Essen, Trinken und Tanzen bis morgen Fruh!
Chor
Es kommt halt das Glück
Auf einmal oft dick;
Die Hüt' werft's in d' Höh',
Schreit's Juheh! Juheh!
(Unter dem Chor alles jubelnd ab.)
Der Vorhang fällt.