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(›Nihil contra Deum, nisi Deus ipse.‹)
1891
Wer Gott aufgibt, der löscht die Sonne aus, um mit einer Laterne weiter zu wandeln.
1893
Es ist wohl gerade in unserer aufgeregten Epoche mehr denn je nötig, den Blick aus den Tagesaffären emporzuheben und ihn von der Tageszeitung weg auf jene ewige Zeitung zu richten, deren Buchstaben die Sterne sind, deren Inhalt die Liebe und deren Verfasser Gott ist.
1895
Weltuntergang.
Alles Leben kehrt sich um und kehrt wieder zurück, aufwärts, in das Ehedem. Vergangenheit wird Zukunft. Die Knoten lösen sich wieder. Die ganze Welt lebt sich so selbst ...
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Tod einer Welt: ihre Geburt.
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Nur die Formen wechseln. Der Toten Seele wird vielleicht schon wieder im Keim einer neuen vollkommeneren Form schlummern.
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Es gibt keine Grenzen der Dinge.
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Sich die Menschheit als die Blätter des Erd-Baums zu denken!
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Hängt malus böse mit malus Apfel zusammen? Annahme eines Christen.
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Der beste Beweis für die Gotteskindschaft Christi ist der, daß es Zeiten gab, wo jeder Teufel vor einem Kreuz die Flucht ergriff.
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Wesen der antiken Götter: Bewußtsein des Fatums.
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So gut Kirchen innerhalb unseres Gemeinwesens möglich waren und teilweise noch sind, so gut dürfen wir es von den Tempeln einer neuen Kultur hoffen. Weihe ist alles. Ist erst Wille zu solchen Heiligtümern, so werden sie selbst in unsern nüchternen Städten emporwachsen können. Der Mittelpunkt muß freilich ein großes Nationalheiligtum sein, etwa in Thüringen.
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(Undatiert.)
Was ist ›persönlicher Gott‹ anderes als der Riesenschatten, den wir selber auf den Vorhang der ewigen Mysterien werfen.
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Sieh wie deine Studierlampe sich an die Zimmerdecke projiziert. So projizierst du dich auf die Wand des Außer-Dir. Wie du dich dort siehst, das nennst du ›Welt‹, das Bewußtsein dieses (dich) So-Sehens deine ›Weltanschauung‹.
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Das Ich ist die Spitze eines Kegels, dessen Boden das All ist.
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Die Welt ist nur eine Form des Menschen.
1905
Wenn man den Sternenhimmel mit Ernst betrachtet, wird man gestehen müssen, daß Gott, der Schöpfer, der größte Gedanke war, der je in ein Menschengehirn kommen konnte, wie zugleich Gott, der Sittenrichter einer der beschränktesten. Aber so gewiß der letzte unzählige Male bis zu Ende gedacht worden ist, so ungewiß ist es, ob der erste je in seiner ganzen unerhörten Mächtigkeit Herz und Hirn eines Sterblichen ergriffen und zerstört hat.
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Ein Mensch, dessen ganzes Leben darauf gerichtet ist, das Rätsel Christi zu lösen.
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Die Entwickelung der Fahrzeuge verfolgt langsam denselben Weg wie die religiöse Entwickelung. Der Vorspann verschwindet, die bewegende Kraft wird ins Innere selbst verlegt.
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Leben ist die Suche des Nichts nach dem Etwas.
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Der Mensch hat kein Vorrecht auf Rücksicht. Groß und unbeirrt geht die Natur ihren Gang, und Legionen denkender Wesen fallen als Opfer, weil ihr Denken noch nicht Macht genug über ihr Leben gewonnen hat.
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Wie könnten wir die große Selbstkorrektur des Lebens anders als ahnungsvoll verfolgen?
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Jeder Mensch ist ein neuer Versuch der Natur, über sich ins Reine zu kommen.
1906
Wie die Sprache für uns denkt und dichtet, so auch das Leben. Es ist interessant, zu beobachten, wie ins Rollen gekommene Verhältnisse sich oft genug ohne unser weiteres Zutun vollenden wollen (z.B. ein Liebesverhältnis, für dessen Entwickelung sich das Leben gewissermaßen viel mehr interessiert als die Beteiligten selbst). (Kette der ›Zufälle‹.)
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Alles Lebendige ist umflossen vom Äther der Sinnlichkeit. Oder: Die Luft der lebendigen Welt ist ein leicht entzündliches und jeden Augenblick an hunderttausend Punkten aufflammendes Gas: Sinnlichkeit.
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Gibt es eine schönere Form, an einen Menschen zu denken, als ihn ›Tag um Tag in sein Gebet mit einzuschließen‹? Und doch haben wir diese Form fallen lassen müssen ...
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Es gibt wenig gewaltigere Dinge, als den Schluß des Johannes-Evangeliums. Zuerst die dreimalige Frage an Simon Johanna: ›Hast du mich lieb?‹ Es ist, als ahnte und fürchtete Christus das ganze Papsttum voraus, die ganze offizielle Kirche, die ihn unzählige Male vergessen und verraten sollte. ›Weide meine Schafe!‹ Eine welthistorische Szene. Und Christus verkündet ihm seinen Tod. ›Und da er das gesagt, spricht er zu ihm: Folge mir nach!‹ ›Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, welchen Jesus lieb hatte ...‹ ›Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesu: Herr, was soll aber dieser?‹ ›Jesus spricht zu ihm: So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!‹ ›Da ging ein Reden aus unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht. Und Jesus sprach nicht zu ihm: Er stirbt nicht, sondern: So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?‹ Keine Szene mehr, ein Mysterium: Dieses Vorbei Christi an dem andern, dieses allerletzte Wort – nach dem letzten – an den Vertrauten seiner Seele. – ›Was geht es dich an?!‹ – ›Bis ich komme. –‹